[0001] Die Erfindung betrifft eine Flachstrickmaschine mit zumindest einem Nadelbett und
einem entlang des Nadelbetts bewegbaren Schlitten, an dem zumindest ein Stricksystem
angeordnet ist, wobei an dem Schlitten eine Vorrichtung zum Einstreifen und/oder Einlegen
von Schuss-, Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick und/oder zum Niederhalten eines
Gestricks bei der Maschenbildung vorgesehen ist.
[0002] Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Steuerung einer Flachstrickmaschine.
[0003] Um stricktechnisch hergestellten Produkten bestimmte Eigenschaften hinsichtlich erhöhter
oder verringerter Dehnbarkeit im kompletten Gestrick oder nur in Teilbereichen des
Gestricks zu verleihen, ist es bekannt, während der Herstellung der eigentlichen Maschenreihen
zusätzliches Fadenmaterial in entsprechenden Bereichen in das Gestrick einzubringen.
Dies können Schussfäden oder auch Flottfäden sein, welche mittels spezieller Fadenführer
in den Strickprozess eingebracht werden, wobei je nach gewünschtem Effekt z. B. Gummifäden
zur Erhöhung der Elastizität des Gestricks oder auch Monofilfäden zur Verminderung
der Dehnbarkeit in horizontaler Richtung zum Einsatz kommen. Die Fäden können über
die gesamte Gestrickbreite und Gestrickhöhe oder nur in bestimmten Bereichen eingebracht
werden.
[0004] Weiterhin ist das Einbringen von Kettfäden in Gestricken bekannt, welche sich in
vertikaler Richtung durch bestimmte Bereiche oder das komplette Gestrick erstrecken
und ebenfalls die Eigenschaften des Gestricks verändern können.
[0005] Zum Niederhalten der vorhergehenden Maschenreihe beim Nadeiaustrieb für die Bildung
der nächsten Maschenreihe sind außerdem so genannte Gestrickeinstreifer bekannt geworden,
mit welchen es aber nicht möglich ist, auch einen Schuss- oder Flottfaden sicher in
einer vorbestimmten Position zu halten oder einen Kettfaden in eine neue Position
zu verschieben.
[0006] Aus der
DE 10 2013 014 071 A1 ist eine Flachstrickmaschine mit einem Einstreicher bekannt. Der Einstreicher weist
einen Finger auf, der sich in den Bereich eines Stricksystems erstreckt. Somit kann
es zu Kollisionen mit während des Strickprozesses bewegten Elementen der Flachstrickmaschine
kommen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Flachstrickmaschine bereitzustellen,
die eine Vorrichtung aufweist, mit der unterschiedliche Fäden eingelegt werden können
und ein Gestrick niedergehalten werden kann. Außerdem soll die Vorrichtung keine Kollisionen
mit bewegten Elementen der Flachstrickmaschine erzeugen.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Flachstrickmaschine mit zumindest
einem Nadelbett und einem entlang des Nadelbetts bewegbaren Schlitten, an dem zumindest
ein Stricksystem angeordnet ist, wobei an dem Schlitten eine Vorrichtung zum Einstreifen
und/oder Einlegen von Schuss-, Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick und/oder
zum Niederhalten eines Gestricks bei der Maschenbildung vorgesehen ist, wobei ein
Fadenkontaktbereich der Vorrichtung an einem Ende und außerhalb des Stricksystems
angeordnet ist. Dadurch, dass die Vorrichtung bzw. der Fadenkontaktbereich vollständig
außerhalb des Stricksystems angeordnet ist, kann es nicht zu Kollisionen mit Elementen
kommen, die während des Strickprozesses bewegt werden. Wenn nur ein Stricksystem vorgesehen
ist, kann die Vorrichtung am Anfang oder Ende des Stricksystems angeordnet sein. Wenn
mehrere Stricksysteme an dem Schlitten vorgesehen sind, kann die Vorrichtung zwischen
zwei in Bewegungsrichtung des Schlittens gesehen benachbarten Stricksystemen angeordnet
sein. Eine Anordnung zwischen benachbarten Stricksystemen wird im Sinne der Erfindung
ebenfalls als Anordnung an einem Anfang bzw. Ende eines der Stricksysteme betrachtet.
[0009] Vorzugsweise ist die Vorrichtung derart ausgebildet, dass sie sowohl geeignet ist,
Schuss-, Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick einzulegen oder einzustreifen,
als auch dazu geeignet ist, ein Gestrick bei der Maschenbildung niederzuhalten. Somit
ist es möglich, einen (Schuss-)Fadeneintrag mit allen Fadenführern auf allen Fadenführerspuren
durchzuführen. Es kann die baugleiche Vorrichtung für die Einlage von Schussfäden,
Flottfäden und Kettfäden verwendet werden. Weiterhin kann ein einlaufender Faden sicher
unter die austreibenden Nadeln und/oder Platinen gelegt werden, insbesondere kann
ein Schussfaden über die komplette Maschenreihe eingelegt werden. Weiterhin ist es
möglich, Kettfäden sicher an eine neue Position zu leiten, also einen partiellen Schussfadeneintrag
vorzunehmen. Es können so auch 3D-Gestricke, spezielle Spickel- und Transfertechniken
verwendet werden. Alle Fadenführer der Flachstrickmaschine können ohne spezielle Einstellung
als Schuss-, Kett- und/oder Flottfadenführer verwendet werden. Vorzugsweise sind die
Fadenführer der Flachstrickmaschine als autark bewegbare Fadenführer ausgebildet.
Dies bedeutet, dass sie unabhängig vom Schlitten bewegt werden können. Ein oder mehrere
Fadenführer können in einem Stricksystem Faden über die Vorrichtung zuführen.
[0010] Auch Fadenführer, welche durch Mitnahmeeinrichtungen am Schlitten bewegt werden,
können verwendet werden.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die Flachstrickmaschine
zwei Nadelbetten aufweist, zwischen denen ein Kammspalt ausgebildet ist, wobei die
Vorrichtung zwischen einer kammspaltnahen und einer kammspaltfernen Position und/oder
umgekehrt schaltbar ist. Insbesondere kann ein Fadenkontaktbereich der Vorrichtung
zwischen einer kammspaltnahen und einer kammspaltfernen Position verlagert werden.
Somit sind unterschiedliche Strickprozesse möglich. Insbesondere ist es möglich, die
Vorrichtung auch während einer Schlittenbewegung zu schalten.
[0012] Die Vorrichtung kann einen Fadenkontaktbereich aufweisen, der beim Schalten der Vorrichtung
von einer kammspaltfernen in eine kammspaltnahe Position zunächst eine bogenförmige
Bewegung und anschließend eine zumindest im Wesentlichen lineare Bewegung durchführt.
Die bogenförmige Bewegung bewirkt, dass der Fadenkontaktbereich bei Bewegung in eine
inaktive Stellung der Vorrichtung so aus dem Bereich des Kammspalts bewegt werden
kann, dass keine Kollision mit Fadenführern befürchtet werden muss. Die lineare Bewegung
kann eine im Wesentlichen senkrechte Bewegung sein, die dazu führt, dass der Fadenkontaktbereich
exakt über dem Gestrick bzw. dem einzulegenden Faden über dem Kammspalt positioniert
werden kann und der Fadenkontaktbereich den Kammspalt quasi abdecken kann.
[0013] Der Fadenkontaktbereich kann am Ende eines Arms angeordnet sein. Es kann eine Verstellmechanik
vorgesehen sein, durch die der Fadenkontaktbereich zwischen einer kammspaltnahen und
einer kammspaltfernen Position und/oder umgekehrt verstellbar ist. Die Bewegung des
Kontaktbereichs kann mittels einer Mechanik, beispielsweise über eine Hebelmechanik
oder ein Viergelenk, Riemen, oder auch pneumatisch realisiert werden. Die Bewegung
des Kontaktbereichs kann innerhalb des Gestricks oder außerhalb des Gestrickbereichs
erfolgen. Es muss jedoch nicht die gesamte Gestrickbreite durchlaufen werden, ehe
der Kontaktbereich in seiner Position verändert werden kann. Die Vorrichtung kann
so ausgebildet sein, dass eine Vorbeifahrt von autark angetriebenen Fadenführern auch
in einer aktiven, d. h. einer kammspaltnahen Position des Kontaktbereichs möglich
ist.
[0014] Der Kontaktbereich kann in Längsrichtung der Nadelbetten breiter ausgebildet sein
als ein Arm, an dem der Kontaktbereich angeordnet ist. Dadurch wird eine Führung von
Fäden über eine längere Strecke sichergestellt.
[0015] Der Kontaktbereich kann eine in Bewegungsrichtung des Schlittens gerichtete und/oder
eine schräg zur Bewegungsrichtung des Schlittens ausgerichtete nutartige Ausnehmung
aufweisen. Insbesondere kann die nutartige Ausnehmung in Form einer Hohlkehle ausgebildet
sein. Dadurch wird ein Faden sicher geführt und ein Gestrick zuverlässig niedergehalten.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung können Einstellmittel zur Einstellung
der kammspaltnahen Position des Fadenkontaktbereichs vorgesehen sein. Insbesondere
kann vorgesehen sein, dass der Fadenkontaktbereich in der kammspaltnahen Position
horizontal, vertikal und/oder in Nadelbettlängsrichtung verstellt werden kann. Somit
kann sichergestellt werden, dass der Fadenkontaktbereich in seiner aktiven Position
optimal positioniert ist und keine Fehlfunktionen auftreten.
[0017] Vorzugsweise weist die Vorrichtung einen Antrieb auf. Über den Antrieb kann die Vorrichtung
zwischen einer kammspaltnahen und einer kammspaltfernen Position umgeschaltet werden.
Als Antrieb kommen beispielsweise Schritt-, Servo- oder Linearmotoren sowie Pneumatikzylinder
in Frage.
[0018] Die Vorrichtung ist vorzugsweise so angeordnet, dass sie kollisionsfrei ist gegenüber
sämtlichen Nadelbettelementen. Die Vorrichtung ist komplett austauschbar und kann
bei bestehenden Flachstrickmaschinen nachgerüstet werden. Die unterste Position des
Fadenkontaktbereichs kann die Strecklage der Mechanik (den Totpunkt) bilden.
[0019] In den Rahmen der Erfindung fällt außerdem ein Verfahren zur Steuerung einer Flachstrickmaschine,
die einen entlang zumindest eines Nadelbetts bewegbaren Schlitten mit zumindest einem
Stricksystem und eine Vorrichtung zum Einstreifen und/oder Einlegen von Schuss-, Kett-
und/oder Flottfäden in ein Gestrick und/oder zum Niederhalten eines Gestricks bei
der Maschenbildung mit einem Fadenkontaktbereich insbesondere ausschließlich an einem
Ende des Stricksystems aufweist, wobei der Fadenkontaktbereich vor oder während einer
Bewegung des Schlittens entlang des Nadelbetts von einer kammspaltnahen Position in
eine kammspaltferne Position oder umgekehrt bewegt wird. Dadurch ist es möglich, Schuss-,
Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick einzulegen sowie ein Gestrick während des
Strickvorgangs niederzuhalten.
[0020] Gemäß einer Verfahrensvariante kann vorgesehen sein, dass ein Fadenführer synchron
zum Schlitten in einem Bereich zwischen zwei Stricksystemen des Schlittens bewegt
wird. Diese Vorgehensweise ist vorteilhaft zur Einlage eines Schussfadens über die
gesamte Gestrickbreite oder auch nur in bestimmten Gestrickbereichen, wie dies bei
Intarsiagestricken der Fall sein kann.
[0021] Der Fadenkontaktbereich der Vorrichtung kann vor dem Erreichen eines zur Verschiebung
ausgewählten Kettfadens in eine kammspaltnahe Position gebracht und der Kettfaden
anschließend von dem Kontaktbereich mitgenommen werden. Dadurch wird die Einlage von
Kettfäden erleichtert. Auch eine Verschiebung mehrerer Kettfäden ist möglich.
[0022] Das Gestrick kann durch den Fadenkontaktbereich während des Strickens tief gehalten
werden. Dadurch ist es möglich, dass das Gestrick im Kammspalt beim Austrieb der Nadeln
sicher tief gehalten wird. Insbesondere können mit der erfindungsgemäßen Flachstrickmaschine
folgende Verfahrensabläufe durchgeführt werden:
Ein Schussfaden kann eingelegt werden, indem ein zur Einlage eines Schussfadens ausgewählter
Fadenführer (dessen Fadenzuführteil aus einer oberen, kammspaltfernen Außertätigkeitsposition
nach unten in eine kammspaltnahe Fadenzuführposition gebracht wurde) sich in einem
Bereich zwischen zwei Stricksystemen synchron mit dem Schlitten bewegt. Ein Fadenkontaktbereich
der Vorrichtung, welche sich in geringem Abstand in Schlittenbewegungsrichtung hinter
dem Fadenführer befindet, wird aus einer oberen Außertätigkeitsposition in seine untere
Arbeitsposition (kammspaltnahe Position) gebracht. Er verschließt aufgrund seiner
Geometrie den bis dahin offenen Kammspalt und führt den Faden des vorauslaufenden
Fadenführers sicher in einen Bereich, welcher sich unterhalb der ausgetriebenen Nadeln
befindet.
[0023] Im Bereich des der Vorrichtung zugehörigen bzw. zugeordneten Stricksystems kann zumindest
ein Fadenführer der Vorrichtung folgen, um den vom vorlaufenden Schussfadenführer
eingebrachten Faden mittels geeigneter Stricktechnik in das Gestrick einzubinden.
Alternativ können auch Umhängetechniken zum Einsatz kommen.
[0024] Am Ende der Gestrickbreite schwenkt die Vorrichtung den Fadenkontaktbereich in die
Außertätigkeitsposition (kammspaltferne Position) und der Schussfadenführer wird an
seiner Parkposition abgestellt.
[0025] Wenn nur in bestimmten Gestrickbereichen ein Schussfaden eingelegt werden soll, erfolgt
im Wesentlichen der gleiche Verfahrensablauf wie oben beschrieben. Der Unterschied
liegt darin, dass der Schussfaden durch entsprechende Ansteuerung der Vorrichtung
und des Schussfadenführers nur in vorbestimmte Bereiche des Gestricks eingelegt und
anschließend eingebunden wird.
[0026] Senkrecht durch das Gestrick verlaufende Kettfäden können einzeln oder in Gruppen
mittels der Vorrichtung präzise innerhalb des Gestricks horizontal in eine neue Position
verschoben werden. Dazu wird der Fadenkontaktbereich der Vorrichtung in der jeweiligen
Schlittenrichtung vor Erreichen des zur Verschiebung ausgewählten Kettfadens in seine
kammspaltnahe Position gebracht. Der senkrecht verlaufende Kettfaden wird vom Fadenkontaktbereich
erfasst und mitgenommen. Hat der Kettfaden seine neue Position erreicht, wird er mittels
geeigneter, an sich bekannter Strick- oder Umhängetechniken an seiner neuen Position
eingebunden und gesichert. Anschließend wird der Kontaktbereich wieder in seine kammspaltferne
Position gebracht.
[0027] Wird die Vorrichtung als Niederhalter verwendet, wobei dies sowohl bei Intarsiagestricken
als auch bei Gestricken über die gesamte Breite geschehen kann, wird der Fadenkontaktbereich
der Vorrichtung während der Schlittenbewegung in seine kammspaltnahe Position gebracht.
Anders als bei der Schussfadeneinlage befindet sich kein vorausfahrender Fadenführer
zwischen den Stricksystemen. In der kammspaltnahen Position des Fadenkontaktbereichs
der Vorrichtung wird der Kammspalt sicher verschlossen. Das sich im Kammspalt befindliche
Gestrick wird beim Austrieb der Nadeln sicher tief gehalten. Im Bereich des der Vorrichtung
zugehörigen bzw. zugeordneten Stricksystems kann der Vorrichtung mindestens ein Fadenführer
zur Maschenbildung folgen. Der Fadenkontaktbereich der Vorrichtung kann sowohl innerhalb
des Gestricks als auch am Ende der Gestrickbreite, d. h. am Ende des Gestricks, in
seine kammspaltferne Position geschwenkt werden. Falls der mindestens eine Fadenführer
zur Maschenbildung der Vorrichtung folgt, wird der Fadenführer auf seiner dafür vorgesehenen
Parkposition abgestellt.
[0028] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten
Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnung,
die erfindungswesentliche Einzelheiten zeigt, sowie aus den Ansprüchen. Die dort gezeigten
Merkmale sind nicht notwendig maßstäblich zu verstehen und derart dargestellt, dass
die erfindungsgemäßen Besonderheiten deutlich sichtbar gemacht werden können. Die
verschiedenen Merkmale können je einzeln für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen
bei Varianten der Erfindung verwirklicht sein.
[0029] In der schematischen Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung in verschiedenen
Stadien der Benutzung dargestellt und in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
[0030] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Ausschnitt einer Flachstrickmaschine im Bereich des Kammspalts;
- Fig. 2
- eine vergrößerte Detailansicht der Fig. 1, wobei zusätzlich Platinen eingeblendet
sind;
- Fig. 3
- eine Darstellung einer Vorrichtung zum Einstreifen und Einlegen von Schuss-, Kett-
und/oder Flottfäden;
- Fig. 4
- eine Vorderansicht auf eine Vorrichtung der Flachstrickmaschine.
[0031] Die Fig. 1 zeigt eine Darstellung einer Flachstrickmaschine 100 mit einem vorderen
und einem hinteren Nadelbett 20, 21 mit jeweils auf ihnen zur Maschenbildung in Richtung
Kammspalt KS und zurück verschiebbar gelagerten Nadeln 30, 31. Jedem Nadelbett 20,
21 ist ein Schlitten 50, 51 zugeordnet, der jeweils entlang der Nadelbetten 20, 21
bewegbar ist. An den Schlitten 50, 51 sind Stricksysteme mit Schlossplatten 40, 41
angeordnet. Die Schlossplatten 40, 41 werden als Bestandteil eines Stricksystems betrachtet.
Ein Stricksystem besteht vorzugsweise aus zwei Schlössern (vorderes - hinteres Nadelbett).
An einem Schlitten 50, 51 können in Bewegungsrichtung der Schlitten 50, 51 gesehen
mehrere Stricksysteme hintereinander angeordnet sein. An den Schlossplatten 40, 41
sind Schlossteile zur Einleitung der Bewegung in die Nadeln 30, 31 befestigt. Ein
Fadenführer F dient der Zufuhr eines Garns G zu den Nadeln 30, 31. In der Fig. 1 ist
nur ein Fadenführer F gezeigt. Tatsächlich können mehrere Fadenführer vorgesehen sein.
Die Fadenführer können als autark angetriebene Fadenführer ausgebildet sein, die sich
insbesondere unabhängig von den Schlitten 50, 51 bewegen lassen.
[0032] Eine Vorrichtung 10 zum Einstreifen und/oder Einlegen von Schuss-, Kett- und/oder
Flottfäden in ein Gestrick oder zum Niederhalten des Gestricks bei der Maschenbildung
ist oberhalb der Nadelbetten 20, 21 am vorderen und/oder hinteren Schlitten 50, 51
montiert. Die Position der Vorrichtung 10 in Nadelbettlängsrichtung ist am Anfang
und/oder Ende eines Stricksystems oder zwischen zwei Stricksystemen, wenn mehrere
Stricksysteme vorgesehen sind. Auch in diesem Fall befindet sich die Vorrichtung 10
am Anfang des einen und am Ende des anderen Stricksystems.
[0033] Die Vorrichtung 10 weist einen Fadenkontaktbereich 6 auf. Dieser kann von einer oberen,
kammspaltfernen Außertätigkeitsposition a über eine Position b in eine untere kammspaltnahe
Arbeitsposition c gebracht werden. Die Bewegung des Fadenkontaktbereichs 6 von der
Position a nach der Position b ist bogenförmig. Von der Position b nach der Position
c verläuft die Bewegung weitestgehend linear nach unten. In der gezeigten Position
c deckt der Fadenkontaktbereich 6 der Vorrichtung 10 den Kammspalt KS komplett ab.
Mittels hier nicht gezeigter Einstellmittel kann die Position des Fadenkontaktbereichs
6 in der Position c vertikal und horizontal individuell eingestellt werden. Auch eine
Einstellung in Nadelbettlängsrichtung ist möglich.
[0034] Zur Führung des vom Fadenführer F kommenden Garns G ist der Fadenkontaktbereich 6
im gezeigten Beispiel sowohl in Nadelbettlängsrichtung als auch quer dazu nutartig,
insbesondere konkav oder als Hohlkehle ausgebildet. Jedoch sind auch andere garnschonende
Geometrien denkbar.
[0035] Die Fig. 2 zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der Fig. 1. Hier sind zusätzlich zu
den Nadeln 30, 31 Platinen 60, 61 eingezeichnet. Auch diese sind relativ zu den Nadelbetten
20, 21 bewegbar. Aus der gezeigten Darstellung ergibt sich, dass der Fadenkontaktbereich
6 selbst in einer aktiven Position, d. h. in der Position c, also in der kammspaltnahen
Position, nicht mit irgendwelchen bewegbaren oder nicht bewegbaren Elementen der Nadelbetten
20, 21 kollidiert.
[0036] Der Fig. 2 lässt sich auch entnehmen, dass eine Vorrichtung 10 nicht nur dem Schlitten
51 zugeordnet sein kann, sondern auch dem Schlitten 50. Daher ist auch noch ein Fadenkontaktbereich
6' zu erkennen.
[0037] Die Fig. 3 zeigt schematisch den Aufbau der Vorrichtung 10 zum Einstreifen und/oder
Einlegen von Schuss-, Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick bzw. zum Niederhalten
des Gestricks bei der Maschenbildung. Die Vorrichtung 10 weist einen Antrieb 1 auf.
Beispielsweise kann der Antrieb 1 als Schritt- oder Servomotor oder ähnliches ausgebildet
sein. Der Antrieb 1 dient zur Bewegungseinleitung. Auf die Antriebsachse 1' des Antriebs
1 ist ein Arm 2 angeordnet, welcher gelenkig mit einem Hebelarm 3 verbunden ist. An
seinem dem Arm 2 abgewandten Ende ist der Hebelarm 3 abgekröpft und mit einem Viergelenk
4 mit den Gelenkpunkten 4a - 4d verbunden. An dem Viergelenk 4 ist wiederum ein Arm
5 angeordnet, an dessen Ende sich der Fadenkontaktbereich 6 befindet. Der Arm 5 ist
im gezeigten Beispiel an drei Stellen 5a, 5b, 5c abgewinkelt. Es können auch mehr
oder weniger abgewinkelte Stellen vorhanden sein. Dadurch, dass der Arm 5 mehrfach
abgewinkelt ausgeführt ist, wird sichergestellt, dass der Fadenkontaktbereich 6 und
der Arm 5 auch in einer kammspaltnahen Position des Fadenkontaktbereichs 6 nicht mit
bewegbaren Elementen der Flachstrickmaschine kollidieren. Der tiefste Punkt des Fadenkontaktbereichs
6 wird erreicht, wenn die Verstellmechanik 12 ihre Strecklage einnimmt. Der Fadenkontaktbereich
6 befindet sich an einem geraden Endabschnitt des Arms 5, der in der kammspaltnahen
Position der Vorrichtung 10 vertikal ausgerichtet ist.
[0038] In der Fig. 4 ist eine Vorderansicht auf die Vorrichtung 10 gezeigt. Weiterhin sind
der Fadenführer F sowie ein Nadelbett 21 zu sehen. Die Bewegungsrichtung des Schlittens
51 ist in Richtung des Pfeils R nach links. Es ist eine Anzahl von Nadeln 31 gezeigt,
welche sich in einer Austriebsbewegung befinden. Die Austriebsbewegung wurde durch
ein nicht gezeigtes Stricksystem eingeleitet. Die Darstellung dient zur Veranschaulichung
der Positionen des Fadenführers F, der Vorrichtung 10 sowie der sich in Austriebsbewegung
befindlichen Nadeln 31 zueinander. Der Abstand A der gezeigten Nadeln 31 zur Vorrichtung
10 ist in besagtem Beispiel während des Strickbetriebs nicht einstellbar. Er kann
aber mittels geeigneter Einstellmittel während des Stillstands der Flachstrickmaschine
verändert werden. Denkbar ist beispielsweise auch eine motorische Verstellung. Der
Abstand dient der Prozesssicherheit. Er sollte zum einen zu den folgenden mechanischen
Teilen so klein wie möglich gehalten werden. Andererseits muss er so gehalten werden,
dass Kollisionen mit beispielsweise Platinen sicher vermieden werden. Aus der Darstellung
ergibt sich, dass der Abstand A > 0 mm beträgt. Dies bedeutet, dass sich die Vorrichtung
10 in einem definierten Abstand zum Stricksystem befindet, insbesondere einen Abstand
A zum Stricksystem aufweist. Kein Bestandteil der Vorrichtung 10 reicht in den Bereich
der Nadeln 31 und somit in den Bereich des Stricksystems. Eine einfache Ausführungsform
einer Flachstrickmaschine ergibt sich, wenn der Abstand A konstant ist, also die Vorrichtung
10 nicht verstellbar ist.
[0039] Der Abstand B des Fadenführers F zur Vorrichtung 10 ist bei Bewegungseinleitung über
den hier nicht gezeigten Schlitten 51 mittels Mitnehmerbolzen durch Einstellung der
Kontaktbereiche des Mitnehmerbolzens am Fadenführer F einstellbar. Bei Verwendung
einer Strickmaschine mit autark angetriebenen Fadenführern, bei welcher die Position
und Verfahrwege der Fadenführer frei wählbar sind, kann der Abstand des Fadenführers
F zur Vorrichtung 10 frei gewählt und auch während des Maschenbildungsprozesses verändert
werden.
[0040] Der Fig. 4 kann man weiterhin entnehmen, dass der Fadenkontaktbereich 6 in Längsrichtung
der Nadelbetten breiter ist als der Arm 5 der Vorrichtung 10. Insbesondere weist der
Fadenkontaktbereich 6 eine Nase 6a auf, die in Richtung Stricksystem gerichtet ist.
Dadurch wird der Führungsbereich für ein Garn G verlängert. Andererseits kann die
Vorrichtung 10 so schmal gehalten werden, dass keine Kollision mit Nadeln und Platinen
erfolgen kann.
[0041] Der Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt insbesondere auch darin, dass die Vorrichtung
10 einfach bei bestehenden Flachstrickmaschinen nachgerüstet werden kann. Es ist keine
Veränderung der Nadelbetten notwendig und es sind auch keine zusätzlichen beweglichen
Teile am Nadelbett notwendig, um ein Gestrick niederzuhalten oder Flott-, Schuss-
und/oder Kettfäden einlegen zu können.
1. Flachstrickmaschine mit zumindest einem Nadelbett (20, 21) und einem entlang des Nadelbetts
(20, 21) bewegbaren Schlitten (50, 51), an dem zumindest ein Stricksystem angeordnet
ist, wobei an dem Schlitten eine Vorrichtung (10) zum Einstreifen und/oder Einlegen
von Schuss-, Kett- und/oder Flottfäden in ein Gestrick und/oder zum Niederhalten eines
Gestricks bei der Maschenbildung vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fadenkontaktbereich der Vorrichtung (10) an einem Ende und außerhalb des Stricksystems
angeordnet ist.
2. Flachstrickmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Stricksysteme an dem Schlitten (50, 51) vorgesehen sind und die Vorrichtung
(10) zwischen zwei in Bewegungsrichtung des Schlittens (50, 51) gesehen benachbarten
Stricksystemen angeordnet ist.
3. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Flachstrickmaschine zwei Nadelbetten (20, 21) aufweist, zwischen denen ein Kammspalt
(KS) ausgebildet ist und die Vorrichtung (10) zwischen einer kammspaltfernen (a) und
einer kammspaltnahen (c) Position schaltbar ist.
4. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung einen Fadenkontaktbereich (6, 6') aufweist, der beim Schalten der
Vorrichtung (10) von einer kammspaltfernen in eine kammspaltnahe Position (a, c) zunächst
eine bogenförmige Bewegung und anschließend eine lineare Bewegung durchführt.
5. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verstellmechanik vorgesehen ist, durch die der Fadenkontaktbereich (6, 6') zwischen
einer kammspaltfernen und einer kammspaltnahen Position (a, c) verstellbar ist.
6. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenkontaktbereich (6, 6') breiter ausgebildet ist als ein Arm (5), an dem der
Fadenkontaktbereich (6, 6') angeordnet ist.
7. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenkontaktbereich (6, 6') eine in Bewegungsrichtung des Schlittens (50, 51)
gerichtete und/oder eine schräg zur Bewegungsrichtung des Schlittens ausgerichtete
nutartige Ausnehmung aufweist.
8. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Einstellmittel zur Einstellung der kammspaltnahen Position des Fadenkontaktbereichs
(6, 6') vorgesehen sind.
9. Flachstrickmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (10) einen Antrieb (1) aufweist.
10. Verfahren zur Steuerung einer Flachstrickmaschine, die einen entlang zumindest eines
Nadelbetts (20, 21) bewegbaren Schlitten (50, 51) mit zumindest einem Stricksystem
und eine Vorrichtung (10) zum Einstreifen und/oder Einlegen von Schuss-, Kett- und/oder
Flottfäden in ein Gestrick und/oder zum Niederhalten eines Gestricks bei der Maschenbildung
mit einem Fadenkontaktbereich (6, 6') an einem Ende des Stricksystems aufweist, wobei
der Fadenkontaktbereich (6, 6') vor oder während einer Bewegung des Schlittens (50,
51) entlang des Nadelbetts (20, 21) von einer kammspaltfernen Position in eine kammspaltnahe
Position (a, c) oder umgekehrt bewegt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fadenführer (F) synchron zum Schlitten (50, 51) in einem Bereich zwischen zwei
Stricksystemen des Schlittens (50, 51) bewegt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Fadenführer (F) der Vorrichtung in Strickrichtung folgend bewegt wird.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenkontaktbereich (6, 6') der Vorrichtung (10) vor Erreichen eines zur Verschiebung
ausgewählten Kettfadens in eine kammspaltnahe Position (c) gebracht wird und der Kettfaden
anschließend von dem Fadenkontaktbereich (6, 6') mitgenommen wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Gestrick durch den Fadenkontaktbereich (6, 6') während des Strickens tief gehalten
wird.