[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoss mit einer einen Eindringkörper bildenden Geschosshülle,
die einen mit Sprengstoff befüllten Innenraum und einen vorderen Abschnitt mit einem
sich zum vorderen Ende verringernden Außendurchmesser aufweist.
[0002] Derartige Geschosse werden als Munition für Rohrwaffen, beispielsweise für Maschinenkanonen
eingesetzt, um z. B. Infrastrukturziele zu bekämpfen. Herkömmliche Geschosse weisen
einen unterkalibrigen Eindringkörper auf, der üblicherweise mittels eines Treibspiegels
aus einer Rohrwaffe verschossen wird. Der Treibspiegel, der gegebenenfalls aus mehreren
Segmenten bestehen kann, dient zur Abdichtung des Rohrs und bildet eine größere Wirkungsfläche
für den Gasdruck, so dass dem unterkalibrigen Eindringkörper eine größere Mündungsgeschwindigkeit
verliehen werden kann. Nach dem Verlassen des Rohrs lösen sich bei einem herkömmlichen
Geschoss die Treibspiegelelemente und bewegen sich unkontrolliert, beispielsweise
in seitliche Richtungen.
[0003] Die Geometrie des vorderen Abschnitts des Geschosses, der einen sich zum vorderen
Ende verringernden Außendurchmesser aufweist, ist zumeist für ein senkrechtes Auftreffen
auf ein Ziel optimiert. Bei einem flacheren Auftreffwinkel können Abpraller auftreten,
sodass das Geschoss ganz oder teilweise in ein Ziel eintaucht, dieses jedoch nicht
durchdringt, sondern aufgrund von unsymmetrischen einseitigen Belastungen im Bereich
seines vorderen Endes wieder aus dem Ziel gelenkt wird. Ein derartiger Schuss mit
flachem Auftreffwinkel wird auch als Rikoschettschuss bezeichnet.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Geschoss anzugeben, bei dem Abpraller
bei einem flachen Auftreffwinkel vermieden werden.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe ist bei einem Geschoss der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
vorgesehen, dass der Eindringkörper vom vorderen Ende beabstandete, radial nach außen
weisende Vorsprünge aufweist, an denen ein den Eindringkörper umgebender Flansch formschlüssig
gehaltert ist.
[0006] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass ein unerwünschtes Abprallen eines Geschosses
bei einem flachen Auftreffwinkel vermieden werden kann, indem ein Flansch vorgesehen
ist, der ein Gegendrehmoment erzeugt, das entgegengesetzt zu dem Drehmoment wirkt,
das bei einem Auftreffen eines Geschosses auf ein Ziel in einem flachen Winkel wirkt.
Wenn ein Geschoss in einem flachen Winkel auf ein Ziel auftritt und in das Ziel eindringt,
treten auf einer Seite größere Beanspruchungen auf als auf der entgegengesetzten Seite.
Diese unsymmetrische Belastung führt bei einem herkömmlichen Geschoss dazu, dass es
von seiner geraden Bahn abgelenkt wird und an dem Ziel abprallt, bevor es eingedrungen
ist.
[0007] Der erfindungsgemäß vorgesehene Flansch berührt hingegen während der Eindringphase
mit einer Seite das Zielmaterial, wodurch das Gegendrehmoment erzeugt wird. Dementsprechend
wird das Geschoss so gedreht, dass es das Zielmaterial durchdringt. Der Flansch ist
an Vorsprüngen des Eindringkörpers gehaltert, wenn ein bestimmter Anteil der Stirnfläche
des Flansches mit dem Zielmaterial in Kontakt ist, reißt der Flansch ab, so dass lediglich
der Eindringkörper in das Zielmaterial eindringt. Der Werkstoff des Flansches sowie
dessen Geometrie und Dicke sowie die Verbindung zwischen dem Flansch und dem Eindringkörper
sind so aufeinander abgestimmt, dass das Ablösen des Flansches in einer bestimmten
Phase des Eindringvorgangs erfolgt, nämlich dann, nachdem der Kontakt zwischen dem
Flansch und dem Zielmaterial das Gegendrehmoment zum Ausrichten des Eindringkörpers
erzeugt hat.
[0008] Bei dem erfindungsgemäßen Geschoss wird es bevorzugt, dass zwischen den Vorsprüngen
des Eindringkörpers und dem Flansch wenigstens eine sich zumindest näherungsweise
radial erstreckende Kontaktfläche gebildet ist. Diese Kontaktfläche erzeugt einen
Formschluss, so dass der von den Treibgasen erzeugte Druck über den Flansch auf die
Vorsprünge des Eindringkörpers übertragen wird, wodurch der unterkalibrige Eindringkörper
beschleunigt wird.
[0009] Eine bevorzugte Ausführung des erfindungsgemäßen Geschosses sieht vor, dass der Eindringkörper
mehrere in Längsrichtung und/oder in Umfangsrichtung voneinander beabstandete Vorsprünge
aufweist. Es ist möglich, dass ein Vorsprung sich über den gesamten Umfang erstreckt
und somit kreisförmig bzw. ringförmig ausgebildet ist. Alternativ kann der Eindringkörper
auch mehrere über den Umfang verteilt angeordnete und voneinander beabstandete Vorsprünge
aufweisen, beispielsweise zwei, drei oder vier derartige Vorsprünge. Alternativ oder
zusätzlich können mehrere in Längsrichtung des Eindringkörpers angeordnete Reihen
von Vorsprüngen vorgesehen sein. Die Vorsprünge sind vorzugsweise zahnartig geformt
und stehen von dem zylinderförmigen Eindringkörper radial nach außen ab.
[0010] Es liegt auch im Rahmen der Erfindung, dass ein Vorsprung eines erfindungsgemäßen
Geschosses eine zur Längsachse des Geschosses geneigte Außenfläche mit einem sich
zum vorderen Ende des Geschosses verringernden Durchmesser aufweist. Beim Auftreffen
des Eindringkörpers teilt sich der Flansch in mehrere Teile oder Bruchstücke, sobald
die Bruchdehnung des Flanschwerkstoffs erreicht ist. Zunächst kommt es dabei zu einer
Aufweitung des Flansches, was durch den vergleichsweise flachen Winkel der geneigten
Außenfläche des Vorsprungs bezogen auf die Längsachse des Geschosses bewirkt wird.
Anschließend durchdringt der Eindringkörper ohne den vorderen Flansch das Ziel.
[0011] Bei einem erfindungsgemäßen Geschoss kann ein Vorsprung des Eindringkörpers die zuvor
erwähnte geneigte Außenfläche, eine oder die hintere Kontaktfläche und eine vordere,
zur Längsachse des Geschosses geneigte Fläche aufweisen. Somit kann ein Vorsprung
flossenartig ausgebildet sein und von dem Eindringkörper radial nach außen abstehen.
[0012] In diesem Zusammenhang wird es besonders bevorzugt, dass zwischen der vorderen, zur
Längsachse des Geschosses geneigten Fläche des Vorsprungs und dem Flansch ein Freiraum
gebildet ist. Nach dem Zerteilen oder Zerbrechen des Flansches beim Auftreffen auf
ein Ziel kommen Bruchteile oder Segmente des Flansches in Kontakt mit der vorderen,
zur Längsachse des Geschosses geneigten Fläche des Vorsprungs, die einen vergleichsweise
steilen Winkel aufweist, wodurch ein schnelles Ausrücken der Bruchteile oder Segmente
aus der Bahn des Eindringkörpers bewirkt wird.
[0013] Bei dem erfindungsgemäßen Geschoss wird es bevorzugt, dass der Flansch mehrteilig
und/oder segmentiert ausgebildet ist. Die mehreren Segmente oder Teile werden durch
ein geeignetes Haltemittel, beispielsweise einen Ring, fixiert, bis der Flansch beim
Auftreffen des Eindringkörpers auf ein Ziel gelöst wird.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Geschoss wird es besonders bevorzugt, dass der Flansch
wenigstens eine ein Zerlegen des Flansches beim Aufprallen auf und/oder beim Eindringen
des Eindringkörpers in ein Ziel bewirkende Sollbruchstelle aufweist. Eine Sollbruchstelle
kann beispielsweise als Ausnehmung oder als Materialschwächung in Form einer Kerbe,
einer Nut oder dergleichen ausgebildet sein. Dadurch wird eine vordefinierte Bruchstelle
geschaffen, die bewirkt, dass der Flansch in mehrere Segmente geteilt und aus der
Bahn des Eindringkörpers ausgerückt wird.
[0015] Im Hinblick auf den Werkstoff des erfindungsgemäßen Geschosses wird es bevorzugt,
dass der Flansch aus einer Leichtmetalllegierung besteht, insbesondere aus einer Aluminiumlegierung.
Alternativ kann der Flansch aus einem Faserverbundmaterial bestehen, das vorzugsweise
Kohlenstofffasern und/oder Glasfasern enthält.
[0016] Das Geschoss kann vorzugsweise einen hinteren Flansch aufweisen, der analog zu dem
vorderen Flansch ausgebildet ist.
[0017] Das erfindungsgemäße Geschoss kann einen Zünder oder einen Zeitzünder aufweisen,
um den in dem Innenraum des Eindringkörpers aufgenommenen Sprengstoff zu zünden. Der
Zünder ist vorzugsweise im Bereich eines Übergangs zwischen einem zylindrischen Abschnitt
des Eindringkörpers und dem vorderen Abschnitt des Eindringkörpers mit dem sich verringernden
Außendurchmesser angebracht.
[0018] Darüber hinaus kann ein Geschoss mit einer Geschosshülse versehen sein, in der eine
Ausstoßladung aufgenommen ist.
[0019] Eine bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen Geschosses sieht vor, dass an dem
vorderen Ende des Eindringkörpers eine sich bis zu dem Flansch erstreckende Haube
angeordnet ist. Die Haube weist eine im Wesentlichen konische oder parabolische Grundform
auf und bildet das vordere spitze Ende des erfindungsgemäßen Geschosses. An ihrem
hinteren Ende ist die Haube an dem Flansch befestigt bzw. daran formschlüssig angebracht.
[0020] Vorzugsweise weist die Haube einen pyrotechnischen Satz zum Erzeugen eines Lichtblitzes
beim Auftreffen des Geschosses auf ein Ziel auf. Die Haube ist somit mit einem pyrotechnischen
Satz, d. h. mit einem pyrotechnischen Stoff oder Stoffgemisch gefüllt, der bzw. das
beim Aufprallen des Geschosses auf ein Ziel gezündet wird, wodurch ein Lichtblitz
entsteht. Dadurch ergibt sich eine bessere Sichtbarkeit der Treffpunktlage für den
Schützen.
[0021] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen erläutert. Die Zeichnungen sind schematische Darstellungen und
zeigen:
- Figur 1
- eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Geschosses;
- Figur 2
- eine geschnittene Ansicht des in Figur 1 gezeigten Geschosses;
- Figur 3
- das in Figur 1 gezeigte Geschoss in einer perspektivischen Ansicht;
- Figur 4
- eine geschnittene Ansicht eines erfindungsgemäßen Geschosses im Bereich des vorderen
Flansches; und
- Figur 5
- eine geschnittene Ansicht eines in ein Zielmaterial eindringenden Geschosses.
[0022] Das in Figur 1 in einer Seitenansicht, in Figur 2 in einer geschnitten Ansicht und
in Figur 3 in einer perspektivischen Ansicht gezeigte Geschoss 1 umfasst einen Eindringkörper
2, der eine Geschosshülle bildet, die einen Innenraum 3 aufweist, der mit Sprengstoff
4 befüllt ist. Die innere Struktur ist in der geschnittenen Ansicht von Figur 2 erkennbar.
Am vorderen Ende des Geschosses 1 befindet sich eine im Wesentlichen konische Haube
5 und ein vorderer Flansch 6. An seinem hinteren Ende weist das Geschoss 1 einen hinteren
Flansch 7 auf, das hintere Ende des Geschosses 1 wird durch einen Zünder 8 gebildet.
[0023] Figur 4 ist eine geschnittene Ansicht und zeigt ein vergrößertes Detail im Bereich
der Verbindung zwischen dem Eindringkörper 2 und dem vorderen Flansch 6. In Figur
4 erkennt man, dass der im Wesentlichen zylinderförmige Eindringkörper 2 einen radial
nach außen weisenden Vorsprung 9 aufweist, der durch drei Flächen begrenzt wird. Der
Vorsprung 9 weist eine hintere Fläche 10 auf, die sich näherungsweise senkrecht zur
Längsachse des Eindringkörpers 2 über einen Teil des Umfangs erstreckt. Die hintere
Fläche 10 bildet eine gemeinsame Kontaktfläche mit dem Flansch 6, d. h. der Flansch
6 berührt über die hintere Fläche 10 den Vorsprung 9 des Eindringkörpers 2. Daneben
weist der Vorsprung 9 eine Außenfläche 11 auf, die sich an die hintere Fläche 10 anschließt
und die sich über einen Teil des Umfangs des Vorsprungs 9 erstreckt. In Figur 4 erkennt
man, dass die Außenfläche 11 derart zur Längsachse des Eindringkörpers 2 geneigt ist,
dass sich der Durchmesser eines durch die Außenfläche 11 gebildeten Kegels zum vorderen
Ende des Geschosses 1 hin verringert.
[0024] An die Außenfläche 11 schließt sich nach vorne eine weitere geneigte Fläche 12 an,
die die Außenfläche 11 mit der Außenseite des Eindringkörpers 2 verbindet. Wie in
Figur 4 zu sehen ist, bildet die Außenfläche 11 einen vergleichsweise flachen Winkel
mit der Längsachse des Geschosses 1, im Gegensatz zu der Fläche 12, die einen vergleichsweise
steilen Winkel mit der Längsachse des Geschosses 1 bildet.
[0025] An dieser Stelle ist der Vorsprung 9 nicht direkt mit dem Flansch 6 verbunden, stattdessen
ist dort ein Freiraum 13 gebildet, so dass die Fläche 12 des Vorsprungs 9 von der
gegenüberliegenden Fläche des Flansches 6 beabstandet ist.
[0026] Figur 4 zeigt lediglich einen einzigen Vorsprung 9, das Geschoss 1 kann bei anderen
Ausführungen auch mehrere in Längsrichtung voneinander beabstandete Vorsprünge 9 aufweisen.
Ebenso können in Umfangsrichtung mehrere separate und beabstandete Vorsprünge vorhanden
sein.
[0027] Der vordere Flansch 6, von dem in Figur 4 nur ein Ausschnitt gezeigt ist, besteht
in diesem Ausführungsbeispiel aus mehreren gleich großen Segmenten, die sich jeweils
über einen bestimmten Winkelbereich erstrecken. Da der Flansch 6 geteilt ist, kann
er einfach montiert werden, so dass er durch die Vorsprünge 9 gehalten ist.
[0028] Beim Abschuss des Geschosses 1 überträgt der hintere Flansch 7 die Gaskräfte auf
den Eindringkörper 2, wodurch dieser beschleunigt wird. Auf diese Weise kann das unterkalibrige
Geschoss 1 eine hohe Mündungsgeschwindigkeit erreichen.
[0029] Beim Auftreffen auf ein Ziel prallt die Haube 5 gegen das Zielmaterial, wodurch ein
pyrotechnischer Satz 14, der sich im Inneren der Haube 5 befindet, gezündet wird.
Es handelt sich dabei um einen Stoff bzw. ein Stoffgemisch, bei dessen Entzündung
ein Lichtblitz erzeugt wird. Auf diese Weise wird die Treffpunktlage durch einen Lichtblitz
markiert, so dass der Schütze die Munitionswirkung und die Trefferlage erkennen und
die Ausrichtung der Rohrwaffe gegebenenfalls anpassen kann.
[0030] Beim Auftreffen auf ein Ziel dringt der Eindringkörper 2 mit der Haube 5 in das Ziel
ein. Während des Eindringvorgangs kommt der vordere Flansch 6 in Kontakt mit dem Ziel.
Dadurch erfährt der Flansch 6 eine von vorn wirkende Gegenkraft, die bewirkt, dass
der Flansch 6 im Bereich der Außenfläche 11 aufgeweitet wird, bis die Bruchdehnung
des Materials, aus dem der Flansch 6 hergestellt ist, erreicht ist. In dem dargestellten
Ausführungsbeispiel besteht der vordere Flansch 6 aus einer Aluminimumlegierung. Die
Aufweitung des Flansches 6 im Bereich der Außenfläche 11 wird dadurch begünstigt,
das die Außenfläche 11 des Vorsprungs 9 bzw. die entsprechende gegenüberliegende Innenfläche
des Flansches 6 einen flachen Winkel aufweisen. Zusätzlich weist der Flansch 6 über
den Umfang verteilt angeordnete Sollbruchstellen auf, die als Materialschwächung,
beispielsweise in Form einer Wandstärkenverringerung, ausgebildet sind. Auf diese
Weise wird der Flansch 6 in mehrere Bruchstücke oder Segmente zerteilt, die anschließend
auf die geneigte Fläche 12 des Vorsprungs 9 aufprallen. Da die Fläche 12 einen vergleichsweise
steilen Winkel mit der Längsachse des Geschosses 1 bildet, wird ein Abführen der Bruchstücke
und Segmente des Flansches 6 aus der Bahn des Eindringkörpers 2 begünstigt. Der Zünder
8 kann so eingestellt werden, dass der Zündvorgang erst ausgelöst wird, wenn der Eindringkörper
2 ein Zielmaterial durchschlagen hat, so dass ein dahinter befindliches Ziel bekämpft
werden kann.
[0031] Figur 5 ist eine geschnittene Ansicht und zeigt das Eindringen des Eindringkörpers
2 in ein Zielmaterial 15. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist das Zielmaterial
15 eine Wand. Beim Auftreffen des Geschosses 1 wird das im Inneren der Haube 5 aufgenommene
pyrotechnische Material gezündet, dadurch wird die Haube 5 zerstört, so dass lediglich
der die Flansche 6, 7 aufweisende Eindringkörper 2 in das Zielmaterial 15 eindringt.
Wenn der Eindringkörper 2 - wie in Figur 5 gezeigt - abweichend von der Senkrechten
unter einem flachen Winkel in das Zielmaterial 15 eindringt, wirken an den gegenüberliegenden
Seiten 16, 17 der Spitze des Eindringkörpers 2 unterschiedliche, unsymmetrische Kräfte
und Drücke. Im Bereich der Seite 16, die einen spitzen Winkel mit dem Zielmaterial
15 bildet, werden entsprechend der größeren Eindringfläche größere Beanspruchungen
wirksam als an der gegenüberliegenden Seite 17, die einen stumpfen Winkel mit dem
Zielmaterial 15 bildet. Dadurch entsteht ein auf den Eindringkörper 2 im Uhrzeigersinn
wirkendes Drehmoment, wodurch dieser von seiner linearen Bewegungsbahn abgelenkt wird.
Bei herkömmlichen Geschossen führen derartige flache Auftreffwinkel zum Abprallen
des Geschosses.
[0032] Im weiteren Verlauf des Eindringvorgangs kommt der vordere Flansch 6 des Eindringkörpers
2 in Kontakt mit dem Zielmaterial 15, wodurch ein Gegendrehmoment wirksam wird, das
dem beschriebenen Drehmoment entgegenwirkt. Dieses Gegendrehmoment wird in Figur 5
durch einen Pfeil dargestellt. Die Verbindung des vorderen Flansches 6 mit den Vorsprüngen
9 des Eindringkörpers 2 ist so ausgelegt, dass das Ablösen und Zerbrechen des vorderen
Flansches 6 erst dann erfolgt, wenn das Gegendrehmoment wirksam ist. Dieser Zustand
ist dann erreicht, wenn ca. die Hälfte der Stirnfläche des vorderen Flansches 6 mit
dem Zielmaterial 15 in Kontakt ist. In diesem Bereich weist der Zuwachs der wirksamen
Fläche des Flansches 6 ein Maximum auf. Die Sollbruchstellen des vorderen Flansches
6 sind daher auf die entsprechenden Belastungen abgestimmt. Das durch den vorderen
Flansch 6 erzeugte Gegendrehmoment verhindert eine Ablenkung des Eindringkörpers von
seiner Bahn, so dass dieser das Zielmaterial 15 durchdringt. Nach dem Durchschlagen
des Zielmaterials 15 wird der in dem Innenraum 3 enthaltene Sprengstoff 4 durch den
Zünder 8 gezündet.
[0033] Das anhand der Figuren 1 bis 5 erläuterte Geschoss weist den Vorteil auf, dass der
Schütze die Treffpunktlage anhand des beim Auftreffen der Haube 5 auf das Zielmaterial
15 entstehenden Lichtblitzes kontrollieren kann. Zudem ergibt sich der Vorteil, dass
der Eindringkörper 2 das Zielmaterial 15 auch bei einem nicht senkrechten Auftreffen
aufgrund des vorderen Flansches 6 durchdringt. Das Geschoss 1 ist besonders gut für
militärische Operationen in urbanem Gelände (MOUT) geeignet.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Geschoss
- 2
- Eindringkörper
- 3
- Innenraum
- 4
- Sprengstoff
- 5
- Haube
- 6
- Flansch
- 7
- Flansch
- 8
- Zünder
- 9
- Vorsprung
- 10
- Fläche
- 11
- Außenfläche
- 12
- Fläche
- 13
- Freiraum
- 14
- pyrotechnischer Satz
- 15
- Zielmaterial
- 16
- Seite
- 17
- Seite
1. Geschoss (1), mit einer einen Eindringkörper (2) bildenden Geschosshülle, die einen
mit Sprengstoff (4) befüllten Innenraum (3) und einen vorderen Abschnitt mit einem
sich zum vorderen Ende verringernden Außendurchmesser aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Eindringkörper (2) vom vorderen Ende beabstandete, radial nach außen weisende
Vorsprünge (9) aufweist, an denen ein den Eindringkörper (2) umgebender Flansch (6)
formschlüssig gehaltert ist.
2. Geschoss nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen den Vorsprüngen (9) des Eindringkörpers (2) und dem Flansch (6) wenigstens
eine sich zumindest näherungsweise radial erstreckende Kontaktfläche gebildet ist.
3. Geschoss nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Eindringkörper mehrere in Längsrichtung und/oder in Umfangsrichtung voneinander
beabstandete Vorsprünge (9) aufweist.
4. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Vorsprung (9) eine zur Längsachse des Geschosses (1) geneigte Außenfläche (11)
mit einem sich zum vorderen Ende des Geschosses (1) verringernden Durchmesser aufweist.
5. Geschoss nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Vorsprung (9) des Eindringkörpers (2) die Außenfläche, eine oder die hintere
Kontaktfläche und eine vordere, zur Längsachse des Geschosses geneigte Fläche (12)
aufweist.
6. Geschoss nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen der vorderen, zur Längsachse des Geschosses (1) geneigten Fläche (12) des
Vorsprungs (9) und dem Flansch (6) ein Freiraum (13) gebildet ist.
7. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Flansch (6) mehrteilig und/oder segmentiert ausgebildet ist.
8. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Flansch (6) wenigstens eine ein Zerlegen des Flansches (6) beim Aufprallen auf
und/oder beim Eindringen des Eindringkörpers (2) in ein Ziel bewirkende Sollbruchstelle
aufweist.
9. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Flansch (6) aus einer Leichtmetalllegierung, insbesondere aus einer Aluminiumlegierung,
oder aus einem vorzugsweise Kohlenstofffasern und/oder Glasfasern enthaltenden Faserverbundmaterial
besteht.
10. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass es einen Zünder (8) oder einen Zeitzünder aufweist, der vorzugsweise im Bereich eines
Übergangs zwischen einem zylindrischen Abschnitt des Eindringkörpers (2) und dem vorderen
Abschnitt des Eindringkörpers (2) mit dem sich verringernden Außendurchmesser angebracht
ist.
11. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an dem vorderen Ende des Eindringkörpers (2) eine sich bis zu dem Flansch (6) erstreckende
Haube (5) angeordnet ist.
12. Geschoss nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Haube (5) einen pyrotechnischen Satz (14) zum Erzeugen eines Lichtblitzes beim
Auftreffen des Geschosses (1) auf ein Ziel aufweist.