[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoss, umfassend eine Geschosshülle und darin angeordneten
Sprengstoff.
[0002] Geschosse der in Rede stehenden Art werden in bekannter Weise durch eine Abschussvorrichtung
auf eine hohe Geschwindigkeit gebracht und fliegen sodann ungelenkt und ohne weiteren
Antrieb in Richtung des Ziels. Beim Auftreffen auf das Ziel oder, wenn das Geschoss
über eine Tempiervorrichtung verfügt, unmittelbar vor dem Auftreffen kommt es zur
Zündung des Sprengstoffs über eine geschossseitige Zündeinrichtung. Der Sprengstoff
explodiert, die Geschosshülle zerreißt, es kommt zur Splitterbildung. Diese Splitterbildung
kann noch dadurch verstärkt werden, dass geschosshüllenseitig, sei es an der Innenseite,
sei es im Hüllenmaterial selbst, sei es an der Außenseite, zusätzliche Splitterelemente
vorgesehen werden, so dass der sich bildende, ringförmig offene Splitterkegel nicht
nur durch Hüllmaterialsplitter, sondern auch durch die zusätzlichen eingebrachten
Splitterelemente gebildet wird.
[0003] Im Falle der Sprengstoffdetonation erfahren die sich bildenden Splitter sowohl eine
radiale Geschwindigkeitskomponente resultierend aus der Detonation, als auch eine
axiale Geschwindigkeitskomponente resultierend aus der Geschossbewegung. Es bildet
sich folglich ein unter einem entsprechenden Winkel nach vorne gerichteter, ringförmig
offener Splitterkegel aus. In diesem Splitterkegel befindet sich ein Großteil der
Splitter in einem schmalen Bereich hoher Splitterdichte, das heißt, dass die Kegelbreite
als solche relativ schmal ist. Entsprechend klein ist auch der Wirkbereich.
[0004] Der Erfindung liegt damit das Problem zugrunde, ein Geschoss anzugeben, das demgegenüber
verbessert ist.
[0005] Zur Lösung dieses Problems ist bei einem Geschoss der eingangs genannten Art erfindungsgemäß
vorgesehen, dass die Hülle derart ausgebildet und/oder der Sprengstoff derart angeordnet
oder verteilt ist, dass sich bei Zündung des Sprengstoffs zumindest abschnittsweise
ein radiales Geschwindigkeitsprofil der durch Bersten der Hülle erzeugten Splitter
mit in Geschosslängsrichtung gesehen von vorne nach hinten zunehmender radialer Geschwindigkeit
ergibt.
[0006] Das Geschoss zeichnet sich dadurch aus, dass die Splitter, gesehen in Längsrichtung,
mit immer größerer radialer Geschwindigkeit bewegt werden, mithin also die radiale
Beschleunigung von vorne nach hinten zunimmt. Dies führt dazu, dass, da alle Splitter
die gleiche axiale Geschwindigkeit aufweisen, die überlagerte radiale Geschwindigkeitskomponente
im vorderen Splitterbereich einen geringeren Einfluss als im hinteren Bereich hat.
Der radiale Geschwindigkeitsvektor nimmt von vorne nach hinten zu. Dies führt dazu,
dass der aus der Radial- und Axialkomponente resultierende Gesamtvektor eines Splitters,
der im vorderen Hüllenbereich erzeugt wird, stärker in Längsrichtung des Geschosses
gerichtet ist, als der resultierende Vektor eines Splitters, der im hinteren Hüllenbereich
erzeugt wird. Die Splitter fliegen folglich im vorderen Geschossbereich unter einem
kleineren Winkel relativ zur Geschosslängsachse weg, verglichen mit Splitter aus dem
hinteren Geschossbereich, die unter einem größeren Winkel relativ zur Geschosslängsachse
wegfliegen.
[0007] Insgesamt ergibt sich hieraus durch die Anpassung respektive Variation der radialen
Splittergeschwindigkeit in Abhängigkeit der axialen Position im Geschoss eine Aufweitung
des Splitterkegels und damit eine gleichmäßigere Splitterdichte.
[0008] Um ein solches Geschwindigkeits- oder Beschleunigungsprofil zu realisieren, sind
unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar. Gemäß einer ersten Erfindungsvariante kann
die Wandstärke der Hülle zumindest abschnittsweise in Geschosslängsrichtung gesehen
von vorne nach hinten abnehmen. Je dicker die Hüllenwand ist, umso geringer ist die
Radialbeschleunigung, da mehr Masse zu bewegen ist. Nimmt folglich die Hüllendicke
in Geschosslängsrichtung von vorne nach hinten ab, werden zwangsläufig die weiter
vorne erzeugten Splitter weniger stark beschleunigt als die weiter hinten erzeugten
Splitter.
[0009] Alternativ oder zusätzlich kann auch die Dichte des die Hülle bildenden Materials
zumindest abschnittsweise in Geschosslängsrichtung gesehen von vorne nach hinten abnehmen.
Je höher die Dichte des Materials ist, desto geringer ist die radiale Beschleunigung
und daraus folgend die radiale Geschwindigkeitskomponente.
[0010] Um diese Dichtevariation zu erzielen, kann die Hülle zumindest abschnittsweise aus
zwei unterschiedlichen Materiallagen bestehen, von denen eine eine höhere Dichte als
die andere Materiallage aufweist, wobei die die höhere Dichte aufweisende Materiallage
in ihrer Stärke in Geschosslängsrichtung gesehen abnimmt und die die niedrigere Dichte
aufweisende Materiallage in ihrer Stärke zunimmt. Die die höhere Dichte aufweisende
Materiallage kann beispielsweise aus einem Schwermetall wie Wolfram bestehen, oder
aus einer wolframhaltigen Legierung, während die die niedrigere Dichte aufweisende
Materiallage beispielsweise aus Stahl besteht.
[0011] Alternativ oder zusätzlich zu einer oder beiden vorgenannten Ausgestaltungsmöglichkeiten
kann gemäß einer weiteren erfindungsgemäßen Variante auch die Sprengstoffmenge zumindest
abschnittsweise in Geschosslängsrichtung gesehen von vorne nach hinten zunehmen. Das
heißt, dass im Bereich der Geschossspitze mengenmäßig weniger Sprengstoff als im hinteren
Geschossbereich vorgesehen ist, wobei die Sprengstoffzunahme beispielsweise linear
ausgelegt sein kann. Auch die Variation der Sprengstoffmenge führt dazu, dass die
im vorderen Bereich erzeugten Splitter weniger stark beschleunigt werden als die im
hinteren Bereich erzeugten Splitter.
[0012] Um die Sprengstoffvorlage wie beschrieben variieren zu können, ist zweckmäßigerweise
im Innern des Geschosses, in der Geschosslängsachse liegend, ein vorzugsweise kegelförmiges
Füllstück angeordnet. Dieses füllt einen Teil des Geschossinneren aus, so dass zwangsläufig
der Raum, in den der Sprengstoff eingebracht werden kann, im Volumen von vorne nach
hinten zunimmt.
[0013] Als weitere erfindungsrelevante Variante, die alternativ oder zusätzlich vorgesehen
sein kann, kann auch die Gurney-Energie des Sprengstoffs in Geschosslängsrichtung
gesehen von vorne nach hinten zunehmen. Die Gurney-Energie eines Sprengstoffs ist
ein Maß dafür, wie stark ein durch den detonierenden Sprengstoff bewegtes Material
beschleunigt wird. Variiert nun die Gurney-Energie des Sprengstoffs derart, dass die
Gurney-Energie im Bereich der Geschossspitze geringer ist als im hinteren Geschossbereich,
so kann auch hierüber das erfindungsgemäß variierende Beschleunigungsprofil eingestellt
werden.
[0014] Um dies zu erreichen, kann beispielsweise der Sprengstoff aus zwei unterschiedlichen
Sprengstofftypen bestehen, wobei der eine Sprengstofftyp im Kern und der andere Sprengstofftyp
außen um den ersten Sprengstofftyp herum angeordnet ist, und wobei der eine Sprengstofftyp
eine höhere Gurney-Energie besitzt als der andere Sprengstofftyp, und wobei in Geschosslängsrichtung
gesehen die Menge des einen Sprengstofftyps von vorne nach hinten zunimmt und die
Menge des anderen Sprengstofftyps von vorne nach hinten abnimmt. Es kommen also zwei
unterschiedliche Sprengstofftypen mit unterschiedlicher Gurney-Energie zum Einsatz.
Die Menge der unterschiedlichen, quasi lagemäßig geschichtet im Geschossinneren angeordneten
Sprengstofftypen variiert derart, dass der eine Sprengstofftyp mengenmäßig gesehen
in Geschosslängsrichtung zunimmt, während der andere Sprengstofftyp mengenmäßig abnimmt.
Auch hierüber kann folglich eine Variation der radialen Splitterbeschleunigung über
die Geschosslängsachse erreicht werden.
[0015] Zur Erleichterung der Splitterbildung kann die Hülle mittels Kerben oder Nutten innen-
oder außenseitig strukturiert sein. Diese Kerben oder Nuten bilden quasi Sollbruchstellen,
längs welcher beim Zünden des Sprengstoffs die Geschosshülle bevorzugt zerreißt.
[0016] Weiterhin kann an der Hülleninnenseite oder im Hüllenmaterial selbst im Bereich,
in dem das Geschwindigkeitsprofil gegeben ist, zusätzliche Splitterelemente, die lose
Splitter umfassen oder die selbst in Splitter zerbersten, angeordnet sein. Denkbar
ist beispielsweise die Anordnung innenliegender Splitterplatten, beispielsweise aus
Schwermetall wie Wolfram, die beim Zünden des Sprengstoffs in Splitter zerreißen.
Auch ist es denkbar, im Hüllmaterial selbst entsprechende Schwermetallsplitter zu
integrieren, die bei Zündung des Sprengstoffs freigegeben werden.
[0017] Alternativ oder zusätzlich zur hülleninnenseitigen oder hüllmaterialseitigen Anordnung
der Splitterelemente ist es auch denkbar, an der Hüllenaußenseite im Bereich, in dem
das Geschwindigkeitsprofil gegeben ist, zusätzliche Splitterelemente, die lose Splitter
umfassen oder die selbst in Splitter zerbersten, und die mittels einer sie übergreifenden
Außenhülle fixiert sind, anzuordnen. Es können also auch geschossaußenseitig entsprechende
Splitterplatten, vorzugsweise aus Schwermetall oder entsprechenden Legierungen oder
dergleichen, angeordnet werden. Diese sind über eine dünne Außenhülle fixiert, die
bei Zündung des Sprengstoffs natürlich ebenfalls zerreißt. Gemäß einer zweckmäßigen
Weiterbildung der Erfindung können ferner im Bereich der Geschossspitze lose Splitterelemente
eingebracht sein, die bei Zündung des Sprengstoffs einen in Geschosslängsrichtung
gerichteten, geschlossenen Splitterkegel bilden. Die Geschossspitze ist also mit separaten,
zusätzlichen losen Splitterelementen gefüllt, die primär eine axiale Beschleunigung
erfahren, respektive deren axiale Beschleunigungskomponente größer ist als die radiale
Beschleunigungskomponente, so dass sich ein sich nach vorne öffnender, geschlossener
Splitterkegel ergibt. Der "Abstand" dieses Splitterkegels zum Splitterkegel, der durch
die hüllenseitig generierten Splitter erzeugt wird, ist aufgrund der erfindungsgemäßen
Aufweitung oder Aufspreizung dieses zweiten Splitterkegels geringer als bei bisher
bekannten Geschossen.
[0018] Bevorzugt ist in diesem Zusammenhang das Geschwindigkeitsprofil derart ausgelegt,
dass sich der durch die mit unterschiedlicher radialer Geschwindigkeit weggeschleuderten
Splitter gebildete offene Splitterkegel an den geschlossenen Splitterkegel anschließt.
Es bildet sich folglich eine quasi geschlossene Splitterfront aus, so dass ein sehr
großflächiger Wirkbereich gegeben ist.
[0019] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den im Folgenden
beschriebenen Ausführungsbeispielen sowie anhand der Zeichnung. Dabei zeigen:
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung eines erfindungsgemäßen Geschosses im Schnitt,
- Fig. 2
- eine Prinzipdarstellung zur Erläuterung der Splitterbildung bei bisher bekannten Geschossen,
- Fig. 3
- eine Prinzipdarstellung eines Splitterkegels, wie er sich bei bisher bekannten Geschossen
ausbildet,
- Fig. 4
- eine Prinzipdarstellung eines sich bei einem erfindungsgemäßen Geschoss ausbildenden
Splitterkegels,
- Fig. 5
- eine Prinzipdarstellung eines Hüllenaufbaus einer ersten Ausführungsform,
- Fig. 6
- eine Prinzipdarstellung eines Hüllenaufbaus einer zweiten Ausführungsform,
- Fig. 7
- eine Prinzipdarstellung eines Hüllenaufbaus einer dritten Ausführungsform mit innenliegendem
Füllstück zur Variation der Sprengstoffmenge,
- Fig. 8
- eine Prinzipdarstellung eines Geschosses mit verschiedenen Sprengstofftypen,
- Fig. 9
- eine Prinzipdarstellung der Splitterbildung bei einem erfindungsgemäßen Geschoss,
und
- Fig. 10
- eine Prinzipdarstellung der Bildung zweier sich ergänzender Splitterkegel eines erfindungsgemäßen
Geschosses.
[0020] Fig. 1 zeigt eine Schnittansicht eines erfindungsgemäßen Geschosses 1, umfassend
eine aus Edelstahl bestehende Geschosshülle 2 mit einem darin eingebrachten Sprengstoff
3 sowie eine Zündeinrichtung 4, über die der Sprengstoff in an sich bekannter Weise
gezündet werden kann. Die Geschosshülle 2 ist beispielsweise aus Stahl, sie weist
im vorliegenden Ausführungsbeispiel hüllenseitig integrierte zusätzliche Splitterelemente
5 auf. Im Bereich der Geschossspitze 6 sind in einem gegenüber dem Raum, in dem der
Sprengstoff aufgenommen ist, abgegrenzten Raum weitere lose Splitterelemente 7, beispielsweise
in Form von Kugeln, aufgenommen. Die Splitterelemente 5 und 7 können beispielsweise
aus Schwermetall wie Wolfram sein.
[0021] Wird der Sprengstoff 3 über die Zündeinrichtung 4 gezündet, so kommt es zur Splitterbildung.
Zum einen zerreißt die Geschosshülle 2, es bilden sich eine Vielzahl einzelner Splitter,
deren Form durch eine Strukturierung der Innen- oder Außenseite der Geschosshülle
2 mittels Nuten oder Kerben gegebenenfalls beeinflusst respektive definiert werden
kann. Auch die Splitterelemente 5, beispielsweise Splitterplatten, bersten in viele
einzelne Splitter. Entsprechendes gilt für die Splitterelemente 7, die bei Zündung
des Sprengstoffs 3 ebenfalls als Splitter in die Umgebung geschleudert werden.
[0022] Fig. 2 zeigt in Form einer Prinzipdarstellung die Splitterbildung respektive Splitterbewegung
der Splitter, die durch die Geschosshülle 2 erzeugt werden. Aufgrund der Zündung des
Sprengstoffs 3 erfahren die einzelnen Splitter eine radiale Beschleunigung, wie durch
den Vektorpfeil
vr dargestellt ist. Da das Geschoss fliegt, ist auch eine axiale Geschwindigkeitskomponente
gegeben, wie durch den Vektorpfeil
va dargestellt ist. Hieraus resultiert der Gesamtvektor
v1 der die Bewegungsrichtung des Splitters angibt.
[0023] In der Praxis bildet sich ein in Geschosslängsrichtung offener, relativ schmaler
Splitterkegel 8 aus, wie in Fig. 3 gezeigt ist. Ein Großteil der Hüllensplitter liegt
in dem schmalen Bereich, also dem Splitterkegel 8, in dem die Splitterdichte relativ
hoch ist.
[0024] Dies resultiert daraus, dass bei bekannten Geschossen alle hüllenseitig erzeugten
Splitter über den zündenden Sprengstoff 3 die gleiche Radialbeschleunigung erfahren,
mithin also die radiale Geschwindigkeitskomponente respektive der radiale Geschwindigkeitsvektor
vr gesehen in der Geschosslängsachse, quasi überall gleich ist.
[0025] Demgegenüber ist bei einem erfindungsgemäßen Geschoss 1 vorgesehen, diesen Splitterkegel
8 aufzuweiten, was dadurch erfolgt, dass über die Geschosslängsachse ein variierendes
Beschleunigungsprofil und damit ein variierendes Geschwindigkeitsprofil der weggeschleuderten
Splitter erzeugt wird. Erfindungsgemäß werden durch unterschiedliche Maßnahmen, auf
die nachfolgend noch eingegangen wird, die näher zur Geschossspitze 6 erzeugten Splitter
weniger stark beschleunigt als die Splitter, die näher zum Geschossende 9 erzeugt
werden. Dies ist in Fig. 4 dargestellt. Auch dort ist ein Splitterkegel 8 gezeigt,
der jedoch, verglichen mit dem Splitterkegel 8 aus Fig. 3, deutlich breiter ist und
der sich mit zunehmender Entfernung vom Geschoss aufweitet.
[0026] Als eine Maßnahme, ein solches Beschleunigungs- oder Geschwindigkeitsprofil zu erzeugen,
besteht die Möglichkeit, die Geschosshülle 2 in ihrer Wandstärke in Richtung der Geschosslängsachse
zu variieren. Ein Ausführungsbeispiel in Form einer Prinzipdarstellung zeigt Fig.
5. Gezeigt ist die Geschosshülle 2 und der Sprengstoff 3. Ersichtlich ist die Geschosshülle
in dem Bereich, der näher zur hier nur gestrichelt dargestellten Geschossspitze 6
liegt, dicker, die Wandstärke ist also größer als in dem Bereich, der näher zum auch
hier nur gestrichelt gezeigten Geschossende 9 liegt. Damit variiert zwangsläufig auch
die Menge an Sprengstoff gesehen über die Geschosslängsachse, die hier durch die strichpunktierte
Linie L dargestellt ist. Ersichtlich ist im Bereich, der näher zur Geschossspitze
6 liegt, weniger Sprengstoff aufgrund der dickeren Hülle 2 eingebracht als in dem
Bereich, der näher zum Geschossende 9 liegt. Die Geschosshülle 2 ist, was die Außenseite
angeht, zumindest in diesem Bereich beispielsweise zylindrisch.
[0027] Eine weitere Möglichkeit, das Beschleunigungs- oder Geschwindigkeitsprofil in der
erfindungsgemäßen Weise längs der Geschosslängsachse variieren zu können, ist in Fig.
6 gezeigt. Wiederum ist in der Prinzipdarstellung die Geschosshülle 2 sowie der Sprengstoff
3 gezeigt. Die Wandstärke der Geschosshülle 2 ist bei dieser Ausgestaltung über die
Geschosslängsachse gleich, jedoch variiert die Dichte des Geschosshüllenmaterials.
In diesem Fall ist die Geschosshülle 2 aus zwei Materiallagen 2a und 2b aufgebaut.
Die Materiallage 2a weist eine höhere Dichte auf, verglichen mit der Materiallage
2b. Bei der Materiallage 2a kann es sich beispielsweise um ein Schwermetallmaterial
handeln, während es sich bei der Materiallage 2b um Stahl handeln kann. Die Wandstärke
der Materiallage 2a nimmt von dem geschossspitzenseitigen Bereich zum geschossendeseitigen
Bereich ab, während die Wandstärke der die niedrigere Dichte aufweisenden Materiallage
vom geschossspitzenseitigen Bereich zum geschossendseitigen Bereich zunimmt. Hieraus
ergibt sich folglich, dass die Gesamtdichte der Geschosshülle 2 von vorne nach hinten
abnimmt. Die Sprengstoffmenge bleibt, axial gesehen, an jeder Stelle gleich. Dies
führt dazu, dass Splitter aus dem Bereich mit höherer Dichte zwangsläufig langsamer
beschleunigt werden, mithin also eine geringere Splittergeschwindigkeit aufweisen
als Splitter, die im Bereich des Geschossendes erzeugt werden. Die jeweiligen Radialvektorkomponenten
sind folglich über die Geschosslängsachse unterschiedlich, was zwangsläufig dazu führt,
dass der Gesamtvektor eines spitzennah erzeugten Splitters deutlich flacher und in
einem geringeren Winkel zur Geschosslängsachse L steht als der Gesamtvektor eines
Splitters, der im Bereich des Geschossendes erzeugt wurde.
[0028] Eine weitere mögliche Maßnahme zur Erzielung des Beschleunigungsprofils ist in Fig.
7 gezeigt. Die Geschosshülle 2 ist bei dieser Ausgestaltung unverändert, sie besteht
beispielsweise aus Edelstahl konstanter Wanddicke. Im Inneren der Geschosshülle 2
ist ein kegelförmiges Füllstück 10, beispielsweise ein Stahlkegel, eingebracht. Dieser
Stahlkegel variiert über die Geschosslängsachse zwangsläufig den Raum, in den der
Sprengstoff 3 eingebracht werden kann. Ersichtlich ist im Bereich, der näher zur Geschossspitze
6 liegt, weniger Sprengstoff 3 vorhanden als in dem Bereich, der näher zum Geschossende
9 liegt. Zwangsläufig ergibt sich eine geringere Beschleunigung und damit eine geringere
Radialgeschwindigkeit für die Splitter, die näher zur Geschossspitze 6 erzeugt werden,
als für die Splitter, die näher zum Geschossende erzeugt werden.
[0029] Eine vierte mögliche Maßnahme zur Erzeugung des Beschleunigungs- oder Geschwindigkeitsprofils
ist schließlich in Fig. 8 gezeigt. Auch hier ist die Geschosshülle 2 unverändert,
sie weist eine konstante Wanddicke auf und besteht beispielsweise aus Stahl. Im Inneren
der Geschosshülle 2 ist wiederum der Sprengstoff 3 eingebracht, der jedoch aus zwei
unterschiedlichen Sprengstofftypen 3a und 3b besteht. Der Sprengstoff 3a weist eine
höhere Gurney-Energie auf als der Sprengstoff 3b. Die beiden Sprengstoffe 3a, 3b sind
in definierten Lagen respektive Schichten angeordnet. Das Einbringen erfolgt derart,
dass die Menge an die höhere Gurney-Energie aufweisenden Sprengstoff 3a vom Bereich
der Geschossspitze zum Bereich des Geschossendes 9 hin zunimmt, während die Menge
an die niedrigere Gurney-Energie aufweisenden Sprengstofftyp 3b vom Bereich der Geschossspitze
6 zum Geschossende 9 hin abnimmt. Dies führt dazu, dass die quasi "überlagerte" Gurney-Energie
des Sprengstoffs 3 vom Bereich der Geschossspitze 6 zum Bereich des Geschossendes
9 hin zunimmt. Ein näher zur Geschossspitze 6 erzeugter Splitter wird folglich weniger
stark beschleunigt als ein näher zum Geschossende 9 hin erzeugter Splitter.
[0030] Fig. 9 zeigt eine Prinzipdarstellung der unterschiedlichen Einzelvektoren respektive
des Gesamtvektors bezogen auf einen Splitter, der nahe der Geschossspitze erzeugt
wird, und auf einen Splitter, der nahe dem Geschossende erzeugt wird.
[0031] Die genannten Maßnahmen (Variation der Geschosshüllenwandstärke, Variation der Geschosshüllendichte,
Variation der Sprengstoffmenge oder Variation der Gurney-Energie) sollten zumindest
auf den zylindrischen Teil des Geschosses, der nahe der Geschossspitze 6, also nahe
der Ogive liegt, angewendet werden. Vermindert man dort den radialen Anteil der Splittergeschwindigkeit,
in dem die Splitter geringer beschleunigt werden, so neigt sich, siehe Fig. 9, der
Vektor
v in Flugrichtung. Damit kann der Bereich der Splitter aus dem zylindrischen Geschossteil,
also der Splitterkegel 8, an den Splitterbereich respektive Splitterkegel, der ogivenseitig
gegebenenfalls erzeugt wird, angenähert werden.
[0032] Die Erzeugung eines solchen ogivenseitig erzeugten Splitterkegels 10 ist exemplarisch
in Fig. 10 gezeigt. Bei dem Geschoss gemäß Fig. 1 sind im Bereich der Geschossspitze
6 zusätzliche Splitterelemente 7 in Form der losen, beispielsweise kugelförmigen Schwermetallsplitter
eingebracht. Beim Zünden des Sprengstoffs 3 werden auch diese beschleunigt. Es bildet
sich näherungsweise ein geschlossener Splitterkegel aus, wie er in Fig. 10 exemplarisch
dargestellt ist.
[0033] Die Variation des Beschleunigungs- oder Geschwindigkeitsprofils der hüllenseitig
erzeugten Splitter erfolgt nun bevorzugt derart, dass der nach vorne offene Splitterkegel
8 möglichst so erzeugt wird, dass er benachbart zum natürlich nahtlos an dem Splitterkegel
10 anschließt. Aus diesem Grund sollten die beschriebenen Maßnahmen möglichst nahe
an der Geschossspitze realisiert werden, sie sollten sich, wenn möglich, auch möglichst
weit über die Geschosshüllenlänge erstrecken. Ersichtlich ergibt sich in einem solchen
Fall ein relativ breiter, geschlossener Wirkbereich des Geschosses 1. Bevorzugt jedoch
sollten sich die Maßnahmen möglichst weit bis zum Geschossende erstrecken.
Bezugszeichenliste
[0034]
- 1
- Geschoss
- 2
- Geschosshülle
- 2a, 2b
- verschiedene Materiallagen
- 3
- Sprengstoff
- 3a, 3b
- verschiedene Sprengstofftypen
- 4
- Zündeinrichtung
- 5
- Splitterelement
- 6
- Geschossspitze
- 7
- Splitterelement
- 8
- Splitterkegel
- 9
- Geschossende
- 10
- Füllstück
- L
- Linie
1. Geschoss, umfassend eine Geschosshülle und darin angeordneten Sprengstoff, dadurch gekennzeichnet,
dass die Hülle (2) derart ausgebildet und/oder der Sprengstoff (3) derart angeordnet oder
verteilt ist,
dass sich bei Zündung des Sprengstoffs (3) zumindest abschnittsweise ein radiales Geschwindigkeitsprofil
der durch Bersten der Geschosshülle (2) erzeugten Splitter mit in Geschosslängsrichtung
(L) gesehen von vorne nach hinten zunehmender radialer Geschwindigkeit ergibt.
2. Geschoss nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Wandstärke der Geschosshülle (2) zumindest abschnittsweise in Geschosslängsrichtung
(L) gesehen von vorne nach hinten abnimmt.
3. Geschoss nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichte des die Geschosshülle (2) bildenden Materials zumindest abschnittsweise
in Geschosslängsrichtung (L) gesehen von vorne nach hinten abnimmt.
4. Geschoss nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Geschosshülle (2) zumindest abschnittsweise aus zwei unterschiedlichen Materiallagen
(2a, 2b) besteht, von denen eine Materiallage (2a) eine höhere Dichte als die andere
Materiallage (2b) aufweist,
wobei die die höhere Dichte aufweisende Materiallage (2a) in ihrer Stärke in Geschosslängsrichtung
(L) gesehen abnimmt und die die niedrigere Dichte aufweisende Materiallage (2b) in
ihrer Stärke zunimmt.
5. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Menge an Sprengstoff (3) zumindest abschnittsweise in Geschosslängsrichtung (L)
gesehen von vorne nach hinten zunimmt.
6. Geschoss nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Inneren des Geschosses (1), in der Geschosslängsachse (L) liegend, ein vorzugsweise
kegelförmiges Füllstück (10) angeordnet ist.
7. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gurney-Energie des Sprengstoffs (3) in Geschosslängsrichtung (L) gesehen von
vorne nach hinten zunimmt.
8. Geschoss nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sprengstoff (3) aus zwei unterschiedlichen Sprengstofftypen (3a, 3b) besteht,
wobei der eine Sprengstofftyp (3a) im Kern und der andere Sprengstofftyp (3b) außen
um den ersten Sprengstofftyp herum angeordnet ist, und wobei der eine Sprengstofftyp
(3a) eine höhere Gurney-Energie besitzt als der andere Sprengstofftyp (3b), und wobei
in Geschosslängsrichtung (L) gesehen die Menge des einen Sprengstofftyps (3a) von
vorne nach hinten zunimmt und die Menge des anderen Sprengstofftyps (3b) von vorne
nach hinten abnimmt.
9. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Geschosshülle (2) mittels Kerben oder Nuten zur Beeinflussung der Splitterbildung
innen- und/oder außenseitig strukturiert ist.
10. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Hülleninnenseite oder im Hüllenmaterial selbst im Bereich, in dem das Geschwindigkeitsprofil
gegeben ist, zusätzliche Splitterelemente (5), die lose Splitter umfassen oder die
selbst in Splitter zerbersten, angeordnet sind.
11. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Hüllenaußenseite im Bereich, in dem das Geschwindigkeitsprofil gegeben ist,
zusätzliche Splitterelemente, die lose Splitter umfassen oder die selbst in Splitter
zerbersten, und die mittels einer sie übergreifenden Außenhülle fixiert sind, angeordnet
sind.
12. Geschoss nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Bereich der Geschossspitze (6) lose Splitterelemente (7) eingebracht sind, die
bei Zündung des Sprengstoffs (3) einen in Geschosslängsrichtung (L) gerichteten, geschlossenen
Splitterkegel (11) bilden.
13. Geschoss nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Geschwindigkeitsprofil derart ausgelegt ist, dass sich der durch die mit unterschiedlicher
radialer Geschwindigkeit weggeschleuderten Splitter gebildete offene Splitterkegel
(8) an den geschlossenen Splitterkegel (11) anschließt.