[0001] Die Erfindung betrifft ein Destillationssäulen-System zur Erzeugung von Sauerstoff
durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0003] Das Destillationssäulen-System der Erfindung kann grundsätzlich als klassisches Zwei-Säulen-System
mit Hochdrucksäule und Niederdrucksäule ausgebildet sein. Es kann zusätzlich zu den
beiden Trennsäulen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weitere Vorrichtungen zur Gewinnung
anderer Luftkomponenten, insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine
Krypton-Xenon-Gewinnung.
[0004] Der Hauptkondensator ist bei der Erfindung als Kondensator-Verdampfer ausgebildet.
Als "Kondensator-Verdampfer wird ein Wärmetauscher bezeichnet, in dem ein erster,
kondensierender Fluidstrom in indirekten Wärmeaustausch mit einem zweiten, verdampfenden
Fluidstrom tritt. Jeder Kondensator-Verdampfer weist einen Verflüssigungsraum und
einen Verdampfungsraum auf, die aus Verflüssigungspassagen beziehungsweise Verdampfungspassagen
bestehen. In dem Verflüssigungsraum wird die Kondensation (Verflüssigung) eines ersten
Fluidstroms durchgeführt, in dem Verdampfungsraum die Verdampfung eines zweiten Fluidstroms.
Verdampfungs- und Verflüssigungsraum werden durch Gruppen von Passagen gebildet, die
untereinander in Wärmeaustauschbeziehung stehen.
[0005] Dabei kann der Hauptkondensator als Badverdampfer, insbesondere als Kaskadenverdampfer
(beispielsweise wie in
EP 1287302 B1 =
US 6748763 B2 beschrieben) oder aber als Fallfilmverdampfer ausgebildet sein. Er kann durch einen
einzigen Wärmetauscherblock gebildet werden oder auch durch mehrere Wärmetauscherblöcke,
die in einem gemeinsamen Druckbehälter angeordnet sind.
[0006] Unter einer "Argonausschleussäule " wird hier eine Trennsäule zur Argon-Sauerstoff-Trennung
bezeichnet, die nicht zur Gewinnung eines reinen Argonprodukts, sondern zur Ausschleusung
von Argon aus der in Hochdrucksäule und Niederdrucksäule zu zerlegenden Luft dient.
Ihre Schaltung unterscheidet sich nur wenig von der einer klassischen Rohargonsäule,
die im Allgemeinen 70 bis 180 theoretische Böden enthält; allerdings enthält sie deutlich
weniger theoretische Böden, nämlich weniger als 40, insbesondere zwischen 15 und 35.
Wie eine Rohargonsäule ist der Sumpfbereich einer Argonausschleussäule mit einer Zwischenstelle
der Niederdrucksäule verbunden, und die Argonausschleussäule wird durch einen Kopfkondensator
gekühlt, auf dessen Verdampfungsseite entspannte Sumpfflüsigkeit aus der Hochdrucksäule
eingeleitet wird; eine Argonausschleussäule weist keinen Sumpfverdampfer auf.
[0007] Das Destillationssäulen-System einer Luftzerlegungsanlage ist in einer oder mehreren
Coldboxen angeordnet. Unter einer "Coldbox" wird hier eine isolierende Umhüllung verstanden,
die einen wärmeisolierten Innenraum vollständig mit Außenwänden umfasst; in dem Innenraum
sind zu isolierenden Anlagenteile angeordnet, zum Beispiel ein oder mehrere Trennsäulen
und/oder Wärmetauscher. Die isolierende Wirkung kann durch entsprechende Ausgestaltung
der Außenwände und/oder durch die Füllung des Zwischenraums zwischen Anlagenteilen
und Außenwänden mit einem Isoliermaterial bewirkt werden. Bei der letzteren Variante
wird vorzugsweise ein pulverförmiges Material wie zum Beispiel Perlite verwendet.
Sowohl das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
als auch der Hauptwärmetauscher und weitere kalte Anlagenteile müssen von einer oder
mehreren Coldboxen umschlossen sein. Die Außenmaße der Coldbox bestimmen üblicherweise
die Transportmaße des Pakets bei vorgefertigten Anlagen.
[0008] Ein "Hauptwärmetauscher" dient zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem Wärmeaustausch
mit Rückströmen aus dem Destillationssäulen-System. Er kann aus einem einzelnen oder
mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet sein,
zum Beispiel aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken. Separate Wärmetauscher,
die speziell der Verdampfung oder Pseudo-Verdampfung eines einzigen flüssigen oder
überkritischen Fluids dienen, ohne Anwärmung und/oder Verdampfung eines weiteren Fluids,
gehören nicht zum Hauptwärmetauscher. Ein solcher separater Wärmetauscher kann beispielsweise
durch einen Nebenkondensator oder durch einen separaten Wärmetauscher zur Verdampfung
oder Pseudo-Verdampfung und gegegenenfalls Anwärmung eines flüssigen Stroms unter
erhöhtem Druck oder eines überkritischen Stroms gebildet werden. Manche Luftzerlegungsanlagen
enthalten beispielsweise zusätzlich zum Hauptwärmetauscher einen Nebenkondensator
oder einen Hochdrucktauscher zur Verdampfung oder Pseudo-Verdampfung und gegebenenfalls
Anwärmung von flüssig auf Druck gebrachten Produkt gegen einen Hochdruckluftstrom,
der durch einen Teil der Einsatzluft gebildet wird. Ein Nebenkondensator und ein solcher
Hochdrucktauscher werden hier nicht als Teil des Hauptwärmetauschers betrachtet.
[0009] Die relativen räumlichen Begriffe "oben", "unten", "über", "unter", "oberhalb", "unterhalb"
etc. beziehen sich hier auf die räumliche Ausrichtung der Trennsäulen im Normalbetrieb.
Unter einer Anordnung zweier Säulen "übereinander" wird hier verstanden, dass das
sich obere Ende der unteren der beiden Säulen sich auf niedrigerer oder gleicher geodätischer
Höhe befindet wie das untere Ende der oberen der beiden Säulen und sich die Projektionen
der beiden Säulen in eine horizontale Ebene überschneiden. Insbesondere sind die beiden
Säulen genau übereinander angeordnet, das heißt die Achsen der beiden Säulen verlaufen
auf derselben vertikalen Geraden.
[0010] Ein Destillationssäulen-System der eingangs genannten Art mit Argonausschleussäule
ist aus
US 5235816 bekannt.
[0011] Solche Anlagen werden bei der Herstellung regelmäßig so weit wie möglich vorgefertigt,
die vorgertigten Teile werden auf die Baustelle transportiert und schließlich dort
miteinander verbunden. Je nach Größe der Anlage kann zum Beispiel die gesamte Doppelsäule
mit ihrer Coldbox transportiert werden. Wenn die Größe der Anlage das nicht mehr erlaubt,
wird die Doppelsäule - gegebenenfalls in zwei Teilen - ohne Coldbox und Verrohrung
transportiert. Eine zusätzliche Säule wie die Argonausschleussäule verursacht dabei
zusätzlichen Aufwand mit einer eigenen Coldbox. Diese Säule wird separat auf die Baustelle
gebracht und dort mit relativ großen Aufwand vor Ort mit dem Rest der Anlage verbunden.
Um eine zusätzliche kryogene Pumpe zu vermeiden, wird diese Säule (in einer eigenen
Coldbox) auf einem aufwändigen Gestell platziert. Dieses Gestellt verursacht unter
anderem erhöhten Platzbedarf für die ganze Anlage ("plant footprint").
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Destillationssäulen-System der eingangs
genannten Art möglichst kompakt zu gestalten und seinen Aufbau zu vereinfachen.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Demnach wird
die Argonausschleussäule über der Doppelsäule angeordnet. Vorzugsweise liegen die
Achsen von Argonausschleussäule und Niederdrucksäule auf einer Geraden.
[0014] Da ein üblicher Doppelsäulen-Luftzerleger alleine schon eine Höhe von 60 bis 70 Metern
erreichen kann, erscheint es zunächst widersinnig, ihn noch höher zu machen, indem
man die relativ nebensächliche Argonausschleussäule oben auf die Niederdrucksäule
stellt. Statische und transporttechnische Gründe schienen dem bisher entgegen zu stehen.
[0015] Erst im Rahmen der Erfindung hat sich ergeben, dass die Vorteile erheblich größer
sind als die tatsächlichen Nachteile. So kann das komplette Destillationssäulen-System
in der Werkstatt vorgefertigt werden; die Argonausschleussäule braucht nicht getrennt
transportiert zu werden und erfordert nur minimalen Montageaufwand auf der Baustelle.
Der Transport einer Kombination aus Doppelsäule und Argonausschleussäule ist in der
Praxis nicht viel aufwändiger als derjenige der Doppelsäule alleine (vorausgesetzt
die Logistik lässt die etwas erhöhte Transport-Länge zu). Auch bei Anlagen, bei denen
die Doppelsäule für den Transport auseinander geschnitten werden muss, kann die zusätzliche
Argonausschleussäule in vielen Fällen zusammen mit der Niederdrucksäule transportiert
werden. Die Drucksäule wird dabei in der Regel separat zusammen mit dem Hauptkondensator-Behälter
transportiert. Ein weiterer erheblicher Vorteil besteht darin, dass das aufwändige
Gestell für die Argonausschleussäule sowie eine separate Coldbox nicht mehr benötigt
wird.
[0016] Es ist günstig, wenn bei dem erfindungsgemäßen Destillationssäulen-System die Niederdrucksäule
Stoffaustauschelemente enthält, die in mindestens einem Teilbereich der Niederdrucksäule
durch eine geordnete Packung gebildet werden, die aus gefalteten Metallblechen gefertigt
ist, wobei die geordnete Packung eine spezifische Oberfläche von mehr als 1000 m
2/m
3, insbesondere von 1200 m
2/m
3 oder mehr, aufweist.
[0017] Im Falle einer Transportbegrenzung (üblicherweise 4,8 m im Säulendurchmesser) wird
die pro Destillationssäulen-System gewonnene Produktmenge stark limitiert. Die Begrenzung
des Säulendurchmessers führt dazu, dass die Doppelsäulen solcher Anlagen üblicherweise
mit Packungen mit sehr niedriger spezifischen Oberfläche (zum Beispiel 350 m
2/m
3 oder sogar 250 m
2/m
3) ausgerüstet werden. Dies ist insofern günstig, als bei beschränktem Säulendurchmesser
eine besonders hohe Kapazität pro Säule erreicht wird. Die Säulen werden dabei aber
besonders hoch und es besteht auch die Notwendigkeit für den Einsatz kryogener Transferpumpen
(entweder eine Flüssigstickstoff-Pumpe für eine Anordnung der Säulen übereinander
oder eine Flüssigsauerstoff-Transferpumpe für nebeneinander stehende Säulen). Neben
einer Erhöhung der Gesamtkosten werden dadurch auch die Komplexität und der Energiebedarf
des Systems negativ beeinflusst.
[0018] Bei der Erfindung wird - entgegengesetzt zu der bisherigen Praxis bei Beschränkungen
des Kolonnendurchmessers - eine geordnete Packung besonders großer Dichte in der Niederdrucksäule
eingesetzt. Dabei kann ein Teil des Stoffaustauschbereichs der Niederdrucksäule mit
einer besonders dichten Packung gefüllt sein (und der Rest beispielsweise durch Packung
niedrigerer Dichte oder auch durch eine Kombination aus Packung und konventionellen
Rektifizierböden), oder alle Stoffaustauschelemente werden durch die besonders dichte
Packung gebildet. In der Hochdrucksäule werden entweder auch eine geordnete Packung,
vorzugsweise mit mehr als 700 oder 1000 m
2/m
3, oder Siebböden oder eine Kombination dieser beiden Typen von Stoffaustauschelementen
eingesetzt.
[0019] Der Einsatz einer besonders dichten Packung scheint zunächst kontraproduktiv für
eine besonders hohe Kapazität zu sein, weil dadurch bei begrenztem Kolonnendurchmesser
die Kapazität der entsprechenden Säule sinkt. Im Rahmen der Erfindung hat sich jedoch
überraschenderweise herausgestellt, dass dadurch eine einzelne Anlage mit einem warmen
Teil und einem Hauptwärmetauscher mit Hilfe der Erfindung mit zwei erfindungsgemäßen
Destillationssäulen-Systemn ausgestattet werden kann. Zwar wird die Anlage dadurch
apparativ aufwändiger; es kann aber eine überraschend deutlich erhöhte Kapazität erzielt
werden im Vergleich zu einem klassischen Doppelsäulensystem - und zwar bei den gleichen
Transportbeschränkungen.
[0020] Auch in der Argonausschleussäule ist der Einsatz von Packung relativ hoher spezifischer
Dichte von Vorteil, wobei die Argonausschleussäule Stoffaustauschelemente enthält,
die in mindestens einem Teilbereich der Niederdrucksäule durch eine geordnete Packung
gebildet werden, die aus gefalteten Metallblechen gefertigt ist, wobei die geordnete
Packung eine spezifische Oberfläche von mehr als 700 m
2/m
3, insbesondere von 1200 m
2/m
3 oder mehr, aufweist. Vorzugsweise ist der gesamte Stoffaustauschbereich der Argonausschleussäule
mit Packung solch hoher Dichte ausgestattet.
[0021] Analog zu einer konventionellen Rohargonsäule weist die Argonausschleussäule vorzugsweise
die folgenden Merkmale auf:
- Ihr ist ein Kopfkondensator zugeordnet, der als Kondensator-Verdampfer ausgebildet
ist und dessen Verflüssigungsraum in Strömungsverbindung mit dem Kopf der Argonausschleussäule
steht.
- Der Verdampfungsraum des Kopfkondensators der Argonausschleussäule steht in Strömungsverbindung
mit dem Sumpf der Hochdrucksäule.
[0022] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist der Hauptkondensator im Sumpfbereich
der Niederdrucksäule angeordnet. Damit ist gemeint, dass sich der Hauptkondensator
unterhalb der Stoffaustauschelemente der Niederdrucksäule im selben Behälter wie diese
befindet.
[0023] Alternativ könnte der Hauptkondensator in einem von der Niederdrucksäule getrennten
Behälter angeordnet sein.
[0024] Die Erfindung betrifft außerdem eine Anlage zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft gemäß Patentanspruch 7 mit einem Hauptluftverdichter, einer Luftvorkühlungseinheit,
einer Luftreinigungseinheit und einem Hauptwärmetauscher und mit zwei der oben beschriebenen
Destillationssäulen-Systemen, die beide Einsatzluft aus dem gemeinsamen Hauptwärmetauscher
erhalten.
[0025] Aus
US 6128921 ist es zwar bekannt zwei parallel geschaltete Doppelsäulen nebeneinander in einer
gemeinsamen Coldbox zu betreiben; allerdings zielt diese Schrift darauf ab, die beiden
Doppelsäulen verschieden auszubilden. Der Fachmann würde diese Veröffentlichung nicht
konsultieren, wenn er auf der Suche nach einer Maximierung der Kapazität einer Anlage
ist. Er entnimmt ihr jedenfalls keine Anregung, wie ein mehrsträngiges System im Sinne
der oben beschriebenen Aufgabe verändert werden könnte.
[0026] Die Apparate stromaufwärts der beiden Destillationssäulen-Systeme können insbesondere
durch eine einzigeVorkühlung, eine einzige Luftreinigung und/oder einen einzigen Hauptwärmetauscher
gebildet sein.
[0027] Dabei kann mindestens ein Teil der Einsatzluft für beide Destillationssäulen-Systeme
gemeinsam im Hauptwärmetauscher abgekühlt und in einer Gesamtdruckluftleitung aus
dem Hauptwärmetauscher abgezogen werden. Die Gesamtdruckluftleitung wird dann in die
erste Druckluftteilstromleitung zum ersten Destillationssäulen-System und die zweite
Druckluftteilstromleitung zum zweiten Destillationssäulen-System verzweigt.
[0028] Weist eine erfindungsgemäße Anlage neben dem Hauptwärmetauscher einen Hochdrucktauscher
auf, dann wird dieser ebenfalls für beide Destillationssäulen-Systeme genutzt, das
heißt die kalte Hochdruckluft aus dem Hochdrucktauscher wird auf die beiden Destillationssäulen-Systeme
verteilt und der für den Hochdrucktauscher bestimmte Produktstrom wird flüssig aus
beiden Destillationssäulen-Systemen entnommen, zusammengeführt und zum Hochdrucktauscher
geschickt.
[0029] Aus fertigungstechnischen Gründen besteht der Hauptwärmetauscher in der Regel ohnehin
aus mehreren parallel geschaltenen Blöcken. Dann empfiehlt es sich, die Blöcke in
zwei symmetrische Gruppen aufzuteilen, um den Hauptwärmetauscher besser regeln zu
können. Durch die erste Tauscher-Gruppe werden dabei in dem ersten Destillationssäulen-System
zu zerlegende Luft und der entsprechende Strom von unreinem Stickstoff aus dem gleichen
Destillationssäulen-System geführt. Durch die zweite Gruppe fließen die entsprechenden
Ströme für die beziehungsweise von dem zweiten Destillationssäulen-System. Die restlichen
Ströme (Produktbeziehungsweise Turbinenströme) werden dabei gleichmäßig auf die Blöcke
beider Gruppen verteilt.
[0030] Es ist günstig, wenn in der Anlage das erste Destillationssäulen-System und das zweite
Destillationssäulen-System die gleiche Baugröße aufweisen und insbesondere Hochdrucksäule,
Niederdrucksäule und Argonausschleussäule gleich dimensioniert sind. Unter einer "gleichen
Baugröße" wird hier verstanden, dass die entsprechenden Kolonnenhöhen und -durchmesser
nicht mehr als 10 %, insbesondere nicht mehr als 5 % voneinander abweichen. Der Vergleich
bezieht sich paarweise auf die einander entsprechenden Abschnitte der erste und der
zweiten Hochdrucksäulen, der ersten und der zweiten Niederdrucksäulen beziehungsweise
der Argonausschleussäule n.
[0031] Die beiden Destillationssäulen-Systeme (jeweils Doppelsäule plus Argonausschleussäule)
können jeweils in einer separaten Coldbox untergebracht sein. Vorzugsweise werden
aber das erste und das zweite Destillationssäulen-System in einer gemeinsamen Coldbox
angeordnet.
[0032] In beiden Fällen werden die beiden Destillationssäulen-Systeme vorzugsweise unabhängig
voneinander betrieben, aber die warmen Anlagenteile und der Hauptwärmetauscher und
gegebenenfalls ein Hochdrucktauscher werden gemeinsam genutzt. Dazu werden eine, mehrere
oder alle Entnahmeleitungen für Produkte der beiden Destillationssäulen-Systeme, sofern
sie nicht zur direkten Flüssigproduktentnahme bestimmt sind, paarweise in eine Gesamtleitung
zusammengeführt, die mit dem kalten Ende des Hauptwärmetauschers verbunden ist, und
anschließend in einer gemeinsamen Leitung zum Hauptwärmetauscher oder gegebenenfalls
zum Hochdrucktauscher geleitet.
[0033] Für den unabhängigen Betrieb besitzen beide Destillationssäulen-Systeme je einen
separaten Unterkühlungs-Gegenströmer, der unabhängig vom Unterkühlungs-Gegenströmer
des anderen Destillationssäulen-Systems betreibbar ist und insbesondere nicht mit
Rohrleitungen von oder zu dem anderen Destillationssäulen-System verbunden ist.
[0034] Insbesondere damit sind die beiden Destillationssäulen-Systeme unabhängig voneinander
betreibbar.
[0035] Die Vorteile der Erfindung kommen insbesondere bei besonders großen Anlagen zum Tragen,
die mehrsträngig ausgebildet sind.
[0036] Die Erfindung betrifft daher außerdem eine mehrsträngige Anlage zur Erzeugung von
Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß Patentanspruch 15, bei der
mindestens zwei der Stränge durch die zwei der oben beschriebenen Anlagen mit jeweils
zwei Destillationssäulen-Systemen gebildet werden.
[0037] Durch die erfindungsgemäße Kapazitätserhöhung pro Strang kann beispielsweise mit
einer viersträngigen Anlage gemäß der Erfindung eine Gesamtkapazität erreicht werden,
die einer konventionellen fünfsträngigen Anlage entspricht. Bei einer Anlage, die
konventionell mit sechs Strängen ausgestaltet werden müsste, reichen beispielsweise
fünf erfindungsgemäße Stränge.
[0039] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
zweier in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
In den Zeichnungen sind nur die wichtigsten Elemente dargestellt, insbesondere solche,
mit denen sich das System der Erfindung von üblichen Luftzerlegungssystemen unterscheidet.
Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel für eine Anlage gemäß der Erfindung mit zwei erfindungsgemäßen
Destillationssäulen-Systemen und
- Figur 2
- ein Ausführungbeispiel für eine mehrsträngige Anlage gemäß der Erfindung.
[0040] In
Figur 1 ist eine Anlage mit zwei Destillationssäulen-Systemen dargestellt.
[0041] Das erste Destillationssäulen-System des Ausführungsbeispiels der Figur 1 weist eine
erste Hochdrucksäule 101, eine erste Niederdrucksäule 102, einen ersten Hauptkondensator
103 und eine erste Argonausschleussäule 152 auf. Eine zweite Hochdrucksäule 201, eine
zweite Niederdrucksäule 202, ein zweiter Hauptkondensator 203 und eine zweite Argonausschleussäule
252 gehören zu dem zweiten Destillationssäulen-System der in Figur 1 dargestellten
Anlage.
[0042] Das erfindungsgemäße Destillationssäulen-System kann mit jeder beliebigen Turbinen-Konfiguration
zwecks Kälteerzeugung ausgestattet werden. In der Figur 1 ist beispielweise die Kombination
einer Mitteldruckturbine (Luft wird arbeitsleistend auf Hochdrucksäulendruck entspannt)
und einer Einblaseturbine (Luft wird arbeitsleistend auf Niederdrucksäulendruck entspannt)
dargestellt. In bestimmten Fällen ist es aber günstiger, statt der Einblaseturbine
eine Druck-GAN-Turbine (arbeitsleistende Entspannung von gasförmigem Stickstoff aus
der Hochdrucksäule auf knapp über Atmosphärendruck) beziehungsweise eine Kombination
von Einblaseturbine und Druck-GAN-Turbine einzusetzen.
[0043] Die Hauptkondensatoren 103, 203 werden in dem Beispiel durch zwei dreistufige Kaskadenverdampfer
gebildet. Die Säulenpaare 101/102, 201/202 sind in Form zweier Doppelsäulen angeordnet,
die Argonausschleussäule 152/252 erfindungsgemäß darüber.
[0044] Jedes der beiden Destillationssäulen-Systeme wird unabhängig geregelt. Der Druck
in den Niederdrucksäulen kann beispielsweise separat eingestellt und geregelt werden.
Durch diese Entkopplung wird auch der Gesamt-Regelungsaufwand leichter gestaltet und
eventuelle Fertigungstoleranzen bei beiden Doppelsäulen können besser ausgeglichen
werden.
[0045] Die in Figur 1 dargestellte Anlage weist ein Eintrittsfilter 302 für atmosphärische
Luft (AIR), einen Hauptluftverdichter 303, eine Luftvorkühlungseinheit 304, eine Luftreinigungseinheit
305 (üblicherweise gebildet durch ein Paar von Molekularsieb-Adsorbern), einen Luftnachverdichter
306 (Booster Air Compressor - BAC) mit Nachkühler 307 und einen Hauptwärmetauscher
308 auf. Der Hauptwärmetauscher 308 ist in einer eigenen Coldbox untergebacht, die
von der oder den Coldboxen um das Destillationssäulen-Systeme getrennt ist. Ein Gesamtdruckluftstrom
99 vom kalten Ende des Hauptwärmetauschers 308 wird in einen ersten Druckluftteilstrom
100 und einen zweiten Druckluftteilstrom 200 verzweigt. Der erste Druckluftteilstrom
100 wird in die erste Hochdrucksäule 101, der zweite Druckluftteilstrom 200 in die
zweite Hochdrucksäule 201 eingeleitet.
[0046] Die in dem Nachverdichter 306 auf dessen Enddruck nachverdichtete Luft wird in dem
Hauptwärmetauscher 308 verflüssigt (oder - falls ihr Druck überkritisch ist - pseudo-verflüssigt)
und über Leitung 311 den Destillationssäulen-Systemen zugeleitet und dort in die Ströme
111 und 112 verzweigt.
[0047] Ein erster Stickstoffgasstrom 104, 114 aus der ersten Hochdrucksäule 101 wird in
den Verflüssigungsraum des ersten Hauptkondensators 103 eingeleitet. In dem Verflüssigungsraum
des ersten Hauptkondensators 103 wird Flüssigstickstoff 115 erzeugt, der mindestens
zu einem ersten Teil als ein erster Flüssigstickstoffstrom 105 zur ersten Hochdrucksäule
101 geleitet wird.
[0048] Ein zweiter Stickstoffgasstrom 204, 214 aus der zweiten Hochdrucksäule 201 wird in
den Verflüssigungsraum des zweiten Hauptkondensators 203 eingeleitet. In dem Verflüssigungsraum
des zweiten Hauptkondensators 203 wird Flüssigstickstoff 215 erzeugt, der mindestens
zu einem ersten Teil als ein zweiter Flüssigstickstoffstrom 205 zur zweiten Hochdrucksäule
201 geleitet wird..
[0049] Ein erster Flüssigsauerstoffstrom 106 aus der ersten Niederdrucksäule 102 fließt
vom unteren Ende der der untersten Stoffaustauschschicht 107 der ersten Niederdrucksäule
102 ab und wird dadurch in den Verdampfungsraum des ersten Hauptkondensators 103 eingeleitet.
In dem Verdampfungsraum des ersten Hauptkondensators 103 wird gasförmiger Sauerstoff
gebildet. Er wird mindestens zu einem ersten Teil als erster Sauerstoffgasstrom 108
in die erste Niederdrucksäule 102 eingeleitet, indem er von unten in die unterste
Stoffaustauschschicht 107 der ersten Niederdrucksäule 102 einströmt; ein zweiter Teil
kann bei Bedarf direkt als gasförmiges Sauerstoffprodukt gewonnen und im Hauptwärmetauscher
308 angewärmt werden.
[0050] Ein zweiter Flüssigsauerstoffstrom 206 aus der zweiten Niederdrucksäule 202 fließt
vom unteren Ende der der untersten Stoffaustauschschicht 207 der zweiten Niederdrucksäule
202 ab und wird dadurch in den Verdampfungsraum des zweiten Hauptkondensators 203
eingeleitet. In dem Verdampfungsraum des zweiten Hauptkondensators 203 wird gasförmiger
Sauerstoff gebildet. Er wird mindestens zu einem ersten Teil als zweiter Sauerstoffgasstrom
208 in die zweite Niederdrucksäule 202 eingeleitet, indem er von unten in die unterste
Stoffaustauschschicht 207 der zweiten Niederdrucksäule 202 einströmt; ein zweiter
Teil kann bei Bedarf direkt als gasförniges Sauerstoffprodukt gewonnen und im Hauptwärmetauscher
308 angewärmt werden.
[0051] Die Rücklaufflüssigkeiten 109, 209 für die beiden Niederdrucksäulen 102, 202 werden
jeweils durch eine stickstoffangereicherte Flüssigkeit 120, 220 gebildet, die an beiden
Hochdrucksäulen 101, 201 von einer Zwischenstelle (oder alternativ direkt vom Kopf)
abgezogen und in Unterkühlern 123, 223 abgekühlt wird. Vom Kopf beider Niederdrucksäulen
102, 202 wird unreiner Stickstoff 110, 210 abgezogen und als Restgas durch je einen
Unterkühlungs-Gegenströmer 123, 223 und über die gemeinsame Leitung 32 zum Hauptwärmetauscher
308 geführt.
[0052] Von beiden Hochdrucksäulen 101, 201 wird je ein sauerstoffangereicherter Sumpfflüssigkeitstrom
151, 251 abgezogen und im jeweilgen Unterkühlungs-Gegenströmer 123, 223 abgekühlt.
Ein erster Teil 153, 253 der abgekühlten Sumpfflüssigkeit wird direkt der Niederdrucksäule
102 zugeführt; ein zweiter Teil 154, 254 wird in den Verdampfungsraum des Kopfkondensators
155, 255 je einer Argonausschleussäule 152, 252 eingeleitet. Der im Kopfkondensator
155, 255 verdampfte Anteil 156 und der flüssig verbliebene 157 werden über getrennte
Leitungen in die Niederdrucksäulen 102, 202 eingespeist.
[0053] Die flüssige oder überkritische Luft 311 aus dem Hauptwärmetauscher wird über die
Leitungen 111, 211 und 128, 228 in der Niederdrucksäulen 102, 202 zugespeist.
[0054] Als Hauptprodukt der Destillationssäulen-Systeme wird flüssiger Sauerstoff 141, 241
von den Verdampfungsräumen der Hauptkondensatoren 103, 203 abgezogen, zusammengeführt
und über Leitung 14 mindestens teilweise einer Innenverdichtung zugeführt. Dabei wird
der flüssige Sauerstoff 14 mittels einer Pumpe 15 auf einen hohen Produktdruck gepumpt,
unter diesem hohen Produktdruck in dem Hauptwärmetauscher 308 verdampft oder (falls
sein Druck überkritisch ist) pseudoverdampft, auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt
und schließlich als gasförmiges Drucksauerstoffprodukt GOXIC abgezogen. Dieses stellt
das Hauptprodukt der Anlage des Ausführungsbeispiels dar.
[0055] Als weiteres Produkt der Anlage wird Druckstickstoff direkt vom Kopf der Hochdrucksäulen
101, 201 abgezogen (Leitungen 104, 142 und 204, 242), gemeinsam über Leitung 42 zum
Hauptwärmetauscher 308 geführt, dort angewärmt und schließlich als gasförmiges Druckstickstoffprodukt
MPGAN gewonnen. Zusätzlich wird jeweils ein Teil 143, 243 des in den Hauptkondensatoren
103, 104 erzeugten Flüssigstickstoffs über Leitung 43 einer Innenverdichtung zugeführt
(Pumpe 16) und als gasförmiges Hochdruck-Stickstoffprodukt GANIC gewonnen werden.
[0056] Die Anlage kann auch Flüssigprodukte LOX, LIN liefern. Diese können, wie dargestellt
von jedem Destillationssäulen-System getrennt abgeführt werden.
[0057] Über die Leitungspaare 113, 114, 213, 214 sind beide Niederdrucksäulen 10, 103 wie
bei einer klassischen Argongewinnung mit ihrer jeweiligen Argonausschleussäule 152,
252 und deren Kopfkondensator 155, 255 verbunden. Die Leitungspaare 113, 213 sind
mit dem unteren Bereich einer Argonausschleussäule verbunden. Der innere Aufbau und
die Funktionsweise einer solchen klassischen Argongewinnung sind beispielweise in
DE 2325422 A,
EP 171711 A2,
EP 377117 B2 (=
US 5019145),
DE 4030749 A1,
EP 628777 B1 (=
US 5426946),
EP 669508 A1 (=
US 5592833),
EP 669509 B1 (=
US 5590544),
EP 942246 A2,
EP 1103772 A1 ,
DE 19609490 (=
US 5669237), Figur 8,
EP 1243882 A1 (=
US 2002178747 A1) und
EP 1243881 A1 (=
US 2002189281 A1) beschrieben. Die Argonausschleussäule dient jedoch nicht zur Lieferung eines Argonprodukts,
sondern zur Argon-Ausschleusung zwecks Verbesserung der Sauerstoff-Ausbeute. Ihr "Produkt"
besteht aus dem bei der Verflüssigung im Argonausschleussäulen-Kopfkondensator verbliebenen
gasförmigen argonangereicherten Strom 163, 263, der über Leitung 164 zu einer separaten
Passagengruppe des Hauptwärmetauschers 308 geleitet wird.
[0058] Die Argonausschleussäulen sind nach dem Aufbau der Anlage in einer gemeinsamen Coldbox
mit einer oder beiden Doppelsäulen untergebracht.
[0059] In einem konkreten Beispiel werden die Stoffaustauschelemente in den beiden Niederdrucksäulen
102, 202 ausschließlich durch geordnete Packung gebildet. Die Sauerstoffabschnitte
der beiden Niederdrucksäulen 102, 202 (Bereich unterhalb der Leitungen 114/214) sind
mit einer geordneten Packung mit einer spezifischen Oberfläche von 750 m
2/m
3 oder alternativ 1200 m
2/m
3 ausgestattet, in den übrigen Abschnitten weist die Packung eine spezifische Oberfläche
von 750 oder 500 m
2/m
3 auf. Zusätzlich können die beiden Niederdrucksäulen 102, 202 einen Stickstoffabschnitt
oberhalb der in der Zeichnung dargestellten Stoffaustauschabschnitte aufweisen; dieser
kann dann ebenfalls mit besonders dichter Packung (zum Beispiel mit einer spezifischen
Oberfläche von 1200 m
2/m
3 zwecks Reduktion der Säulenhöhe) ausgestattet werden. Abweichend hiervon ist es möglich,
innerhalb jedes der genannten Abschnitte geordnete Packung unterschiedlicher spezifischer
Oberfläche zu kombinieren.
[0060] Die Argonausschleussäulen enthalten in dem 152, 252 enthalten in dem Ausführungsbeispiel
ausschließlich Packung mit einer spezifischen Oberfläche von 1200 m
2/m
3 oder alternativ 750 m
2/m
3.
[0061] In den Hochdrucksäulen 101, 201 werden die Stoffaustauschelemente ausschließlich
durch geordnete Packung mit einer spezifischen Oberfläche von 1200 m
2/m
3 oder 750 m
2/m
3 gebildet. Alternativ könnte mindestens ein Teil der Stoffaustauschelemente in einer
oder beiden Hochdrucksäulen 101, 201 durch konventionelle Destillationsböden gebildet
werden, zum Beispiel durch Siebböden.
[0062] Ein mehrsträngiges System, kann durch zwei oder mehr Anlagen gemäß Figur 1 gebildet
werden. In dem Beispiel der
Figur 2 sind es vier Stränge (trains) Tr1 bis Tr4. Jedes doppelte Destillationssäulen-System
300 ist von einer eigenen Coldbox 301 umschlossen. In dem Beispiel sind alle vier
Luftzerlegungsstränge identisch aufgebaut; alternativ könnten einzelne oder alle Stränge
verschieden ausgebildet sein. Jeder Strang weist ein Eintrittsfilter 302 für atmosphärische
Luft (AIR), einen Hauptluftverdichter 303, eine Luftvorkühlungseinheit 304 eine Luftreinigungseinheit
305 (üblicherweise gebildet durch ein Paar von Molekularsieb-Adsorbern), einen Luftnachverdichter
306 (Booster Air Compressor - BAC) mit Nachkühler 307 und einen Hauptwärmetauscher
308 in einer eigenen Coldbox 309 auf; diese Apparate sind jeweils unabhängig von den
anderen Strängen. Die in dem Nachverdichter 306 nachverdichtete Luft wird in dem Hauptwärmetauscher
308 verflüssigt (oder - falls ihr Druck überkritisch ist - pseudo-verflüssigt) und
über Leitung 311 den Destillationssäulen-Systemen in der Coldbox 301 zugeleitet und
dort in die Ströme 111 und 112 von Figur 1 verzweigt. Der weitere aus dem Hauptwärmetauscher
308 austretende Strom 1 und die dem warmen Ende des Hauptwärmetauschers 308 zuströmenden
Fluide 41, 42, 32 sind wie in Figur 1 nummeriert. Der flüssige Sauerstoff 32 wird
in dem Hauptwärmetauscher unter hohem Druck verdampft oder pseudoverdampft (Innenverdichtung).
Alle Rückströme werden in dem Hauptwärmetauscher 308 auf etwa Umgebungstemperatur
angewärmt und über die Produktleitungen P abgezogen.
[0063] Alternativ zu Figur 2 können bei der Erfindung der warme Teil (Luftverdichtung, Vorkühlung
und Luftreinigung) und/oder der Hauptwärmetauscher eine andere Zahl von Strängen als
die Destillationssäulen-Systeme aufweisen. Beispielsweise könnten ein Destillationssäulen-System-Strang
von zwei Hauptluftverdichter-Strängen oder zwei Destillationssäulen-System-Stränge
von vier Hauptluftverdichter-Strängen versorgt werden. Das Konzept der Erfindung kann
auch bei einem Verfahren ohne Luftnachverdichtung 306/307 (zum Beispiel mit Verdichtung
der Gesamtluft auf mehr als 5 bar über den höchsten der Betriebsdrücke der beiden
Hochdrucksäulen) oder bei Prozessen mit weiteren Elementen wie zum Beispiel einem
Stickstoffkreislauf angewendet werden.
[0064] Für die Kältegewinnung kann - neben der in Figur 1 gezeigten - jede bekannte Art
einer Turbinenschaltung gewählt werden, mit einer, zwei oder mehr Turbinen. Die Destillationssäulen-Systeme
mit Doppelsäulen und Argonausschleussäule n sind in Figur 2 höchst schematisch dargestellt.
Es sieht im Detail so aus wie in Figur 1 beschrieben.
[0065] Im Vergleich zu einem klassischen System kann bei vorgegebener Produktkapazität,
beispielsweise an gasförmigem Drucksauerstoff, die Zahl der Stränge (Anlagen) durch
die Erfindung verringert werden, in zwei konkreten Anwendungsfällen von sechs auf
fünf beziehungsweise von fünf auf vier.
1. Destillationssäulen-System zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft mit
- einer Hochdrucksäule (101; 201) und einer Niederdrucksäule (102; 202), die in Form
einer Doppelsäule übereinander angeordnet sind,
- einem Hauptkondensator (103; 203), der als Kondensator-Verdampfer ausgebildet ist,
wobei der Verflüssigungsraum des Hauptkondensators mit dem Kopf der Hochdrucksäule
in Strömungsverbindung (104, 105, 114, 115; 204, 205, 214, 215) steht und der Verdampfungsraum
des Hauptkondensators mit dem Sumpf der Niederdrucksäule in Strömungsverbindung steht,
- und mit einer Argonausschleussäule (152; 252), die über eine Gaszuleitung und eine
Flüssigkeitsrückleitung (113; 213) mit einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule verbunden
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Argonausschleussäule (152; 252) über der Doppelsäule (101+102; 201+202) angeordnet
ist.
2. Destillationssäulen-System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Niederdrucksäule (102; 202) Stoffaustauschelemente enthält, die in mindestens
einem Teilbereich der Niederdrucksäule (102; 202) durch eine geordnete Packung gebildet
werden, die aus gefalteten Metallblechen gefertigt ist, wobei die geordnete Packung
eine spezifische Oberfläche von mehr als 1000 m2/m3, insbesondere von 1200 m2/m3 oder mehr, aufweist.
3. Destillationssäulen-System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Argonausschleussäule (152; 252) Stoffaustauschelemente enthält, die in mindestens
einem Teilbereich der Niederdrucksäule (102; 202) durch eine geordnete Packung gebildet
werden, die aus gefalteten Metallblechen gefertigt ist, wobei die geordnete Packung
eine spezifische Oberfläche von mehr als 700 m2/m3, insbesondere von 1200 m2/m3 oder mehr, aufweist.
4. Destillationssäulen-System nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Argonausschleussäule (152; 252) einen Kopfkondensator (155; 255) aufweist, der
als Kondensator-Verdampfer ausgebildet ist und dessen Verflüssigungsraum in Strömungsverbindung
mit dem Kopf der Argonausschleussäule steht.
5. Destillationssäulen-System nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Verdampfungsraum des Kopfkondensators (155; 255) der Argonausschleussäule (152;
252) in Strömungsverbindung (151, 154; 251, 254) mit dem Sumpf der Hochdrucksäule
(101; 201) steht.
6. Destillationssäulen-System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptkondensator (10; 203) im Sumpfbereich der Niederdrucksäule (102; 202) angeordnet
ist.
7. Anlage zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft mit
- einem Hauptluftverdichter (303) zum Verdichten von Einsatzluft,
- einer Luftvorkühlungseinheit (304) zum Vorkühlen der im Hauptluftverdichter verdichteten
Einsatzluft,
- einer Luftreinigungseinheit (305) zum Reinigen der vorgekühlten Einsatzluft,
- einem Hauptwärmetauscher (308) zum Abkühlen von gereinigter Einsatzluft
- einem ersten Destillationssäulen-System, das nach einem der Ansprüche 1 bis 6 ausgebildet
ist,
- einem zweiten Destillationssäulen-System, das nach einem der Ansprüche 1 bis 6 ausgebildet
ist,
- einer ersten Druckluftteilstromleitung (100) zum Einleiten abgekühlter Einsatzluft
in die Hochdrucksäule (101) des ersten Destillationssäulen-Systems und mit
- einer zweiten Druckluftteilstromleitung (200) zum Einleiten abgekühlter Einsatzluft
in die Hochdrucksäule (201) des zweiten Destillationssäulen-System.
8. Anlage nach Anspruch 7, mit einer Gesamtdruckluftleitung (99) zum Entnehmen abgekühlter
Einsatzluft aus dem Hauptwärmetauscher (308), von der die erste Druckluftteilstromleitung
(100) und die zweite Druckluftteilstromleitung (200) abgezweigt werden.
9. Anlage nach Anspruch 7, bei welcher der Hauptwärmetauscher in eine erste Gruppe von
Wärmetauscherblöcken und eine zweite Gruppe von Wärmetauscherblöcken aufgeteilt ist,
die parallel geschaltet sind, wobei der Hauptwärmetauscher so ausgelegt ist, dass
im Betrieb der Anlage
- die erste Druckluftteilstromleitung (100) ausschließlich in Strömungsverbindung
mit der ersten Gruppe steht,
- die zweite Druckluftteilstromleitung (200) ausschließlich in Strömungsverbindung
mit der zweiten Gruppe steht,
- ein erster Unreinstickstoffstrom (110) aus der ersten Niederdrucksäule (102) abgezogen
und vollständig in die erste Gruppe eingeleitet wird und
- ein zweiter Unreinstickstoffstrom (210) aus der zweiten Niederdrucksäule (202) abgezogen
und vollständig in die zweite Gruppe eingeleitet wird und
- wobei die Anlage eine erste Gesamtproduktleitung (14, 42, 43) zur Zusammenführung
bei der eines ersten Produktstroms (114, 142, 143) aus dem ersten Destillationssäulen-System
und eines zweiten Produktstroms (214, 242, 243) aus dem zweiten Destillationssäulen-System
aufweist, sowie
- Mittel zur Aufteilung des Gesamtproduktstroms aus der Gesamtproduktleitung auf die
erste Gruppe und die zweite Gruppe des Hauptwärmetauschers.
10. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei der das erste Destillationssäulen-System
und das zweite Destillationssäulen-System die gleiche Baugröße aufweisen.
11. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Destillationssäulen-System und das zweite Destillationssäulen-System in
einer gemeinsamen Coldbox angeordnet sind.
12. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass eine, mehrere oder alle Entnahmeleitungen für Produkte der beiden Destillationssäulen-Systeme,
sofern sie nicht zur direkten Flüssigproduktentnahme bestimmt sind, paarweise in eine
Gesamtleitung zusammengeführt, die mit dem Hauptwärmetauscher verbunden ist.
13. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 12, gekennzeichnet durch je einen separaten Unterkühlungs-Gegenströmer (123; 223) für jedes der beiden Destillationssäulen-Systeme,
der unabhängig vom Unterkühlungs-Gegenströmer des anderen Destillationssäulen-Systems
betreibbar ist und insbesondere nicht mit Rohrleitungen von oder zu dem anderen Destillationssäulen-System
verbunden ist.
14. Anlage nach einem der Ansprüche 7 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Destillationssäulen-Systeme unabhängig voneinander betreibbar sind.
15. Mehrsträngige Anlage zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung von
Luft, die mindestens zwei Anlagen nach einem der Ansprüche 7 bis 14 enthält.