[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betreiben einer Blaslanze
in einem Konverter zur Stahlerzeugung. Die Blaslanze dient insbesondere zum Aufblasen
von Sauerstoff auf eine flüssige Metallschmelze in einem Basic Oxygen Steel Making
Konverter, einem Argon Oxygen Decarburisation Konverter, in einem Converter-ARCing
ConArc-Ofen, in einer VOD-Anlage oder in einer Anlage für das Rohstahl-Heraeus RH-Verfahren.
Technischer Hintergrund der vorliegenden Erfindung:
[0003] Bei Konverterprozessen wird durch eine wassergekühlte Blaslanze technisch erzeugter
Sauerstoff oder Sauerstoff/Inertgas- Gemisch auf die Oberfläche einer flüssigen Metallschmelze
geblasen.
[0004] Die wassergekühlte Blaslanze fährt von oben durch eine Öffnung im Kühlkamin mittig
in das Konvertergefäß und wird soweit abgesenkt bis die vorgesehene Aufblashöhe erreicht
wird. Während des Absenkens erfolgt automatisch das Öffnen eines Sauerstoffventils
und eine definierte Sauerstoffmenge wird durch den am Ende der Lanze angebrachten
Lanzenkopf auf die Oberfläche der flüssigen Metallschmelze geblasen.
[0005] Der Lanzenkopf besteht aus Kupfer. Im Kupferkopf befinden sich Öffnungen, die als
Lavaldüse ausgeführt sind und den Sauerstoff auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigen.
Die Anzahl der Lavaldüsen variiert typischerweise zwischen 1 und 6.
[0006] Bei einem 1-Loch- Lanzenkopf ist die Lavaldüse zentrisch, bei Mehrloch-Lanzenköpfen
kreisförmig, angeordnet. Der Sauerstoff aus den Mehrloch-Lanzen trifft nicht senkrecht
auf die Badoberfläche, sondern unter einem Düsenanstellwinkel, der zwischen 10° und
23° liegt.
[0007] Der Sauerstoff trifft dann auf die Oberfläche der Schmelze und erzeugt dort eine
oszillierende Blasmulde. Der auf diese Weise auf die Oberfläche der Schmelze aufgebrachte
Sauerstoff sorgt für eine intensive Entkohlungsreaktion in der flüssigen Metallschmelze
und verändert somit positiv deren Materialeigenschaften.
[0008] Das Absenken der Blaslanze kann in Stufen erfolgen.
[0009] In der ersten Stufe erfolgt die Zündung des Sauerstoffstrahls mit dem in der Schmelze
vorhandenen Kohlenstoff. Die Blaslanze ist hierbei sehr hoch, ca. 270 cm oberhalb
der flüssigen Metallschmelze, um einen möglichen Kontakt zu den chargierten Feststoffen
(Schrott) zu vermeiden. Im Falle eines Kontaktes des Blaslanzenkopfes mit Kühlschrottteilen
in der Schmelze, können Wasserleckagen zu gefährlichen Wasserdampfexplosionen führen.
[0010] Von der zweiten bis vierten Stufe wird die Lanzenhöhe um ca. 25 - 35 cm pro Stufe
abgesenkt. Das Ziel hier ist es, die Reaktionsgeschwindigkeit zu erhöhen und eine
zu frühe Schlackenbildung zu kontrollieren.
[0011] Die mittleren Stufen bewirken eine frühe Eisenoxidbildung, wodurch eine erhöhte Schlackenbildung
generiert wird.
[0012] In der Hauptstufe, niedrigste Lanzenhöhe ca. 150 cm zur Badoberfläche, wird die höchste
Entkohlungsgeschwindigkeit erzielt, und die Hauptstufe hat auch die längste Blasstufe.
Die Lanzenhöhe ist ein empirischer Kompromiss zwischen dem Erreichen hoher Entkohlungsgeschwindigkeiten
und der richtigen Schlackenbildung.
[0013] Aufgrund der geforderten Endanalyse steigt in einigen Fällen die Lanzenhöhe und die
Sauerstoff-Durchflussrate, um die Viskosität und chemische Reaktivität der Schlacke
durch Erhöhung des FeO-Gehaltes zu kontrollieren.
[0014] Während des Sauerstoff-Aufblasverfahrens werden kleine Metall- Tröpfchen aus der
Schmelze herausgerissen und bilden zusammen mit den Schlackenbildnern, z.B. CaO/MgO,
eine schaumige Schlacke, die bis zur Konverter-Mündung ansteigen oder sogar überkochen
kann.
[0015] Die Position der Blaslanze ist wichtig für das Funktionieren des Aufblas-Verfahrens.
[0016] Bei einer hohen Blaslanzenposition (Stufe 1) wird die Schlacke zu sehr gerührt und
mit höheren Prozentsätzen an FeO überoxidiert.
[0017] Dies führt zu höheren Ausbringungsverlusten als normal.
Ferner wird die Entkohlungsreaktion reduziert und unregelmäßig, das Schlackenvolumen
steigt, und es gibt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Schlackenauswurfs; dies ist
ein unkontrolliertes Überkochen der Schlacke über die Konvertermündung.
[0018] Bei einer niedrigen Blaslanzenposition (Stufe 2) steigt die Entkohlungsreaktion.
Gleichzeitig werden die Schlackenbildung, die Schlacken-Reaktivität und der FeO-Gehalt
in der Schlacke reduziert; außerdem gestalten sich Schwefel- und Phosphorentfernung
häufig problematisch.
Fe |
+ |
O |
= |
FeO |
|
|
-Stufe1 |
FeO |
+ |
C |
= |
Fe |
+ |
CO |
-Stufe2 |
C |
+ |
O |
= |
CO |
|
|
|
[0019] Ist die Blaslanzenposition sehr niedrig, erfolgt ein starker Auswurf von Metalltröpfchen
oder eine Funkenbildung bzw. Funkensprühen ist sichtbar; beides verursacht schwere
und gefährliche metallische Ablagerungen, genannt Bären, an der Blaslanze und in der
unteren Abgashaube.
[0020] Diese Bären wachsen über die Zeit (von Schmelze zu Schmelze) und führen zu einer
Zunahme des Lanzendurchmessers und des Lanzengewichtes und stellen ab einer gewissen
Größe für den Produktionsablauf sowie für die Instandhaltung ein Problem dar.
[0021] Bei einer zu großen Verbärung der Blaslanze bzw. Zunahme des Lanzendurchmessers,
ist eine Durchfahrt der Lanze durch den Lanzendom nach dem Ende eines Blasprozesses
nicht mehr möglich.
[0022] Die Blaslanze bleibt im Lanzendom stecken, wodurch sich folgende Probleme ergeben
können:
- 1. Beschädigung des wassergekühlten Lanzendoms
- 2. Blasprozess kann nicht beendet und die Schmelze nicht abgestochen werden
- 3. Blaslanze muss abgeschnitten werden. Verlust einer Blaslanze sowie Produktionsverluste.
[0023] Die Anhaftungen an der Blaslanze sind nicht immer symmetrisch ausgebildet. Durch
asymmetrische metallische Anhaftungen an der Blaslanze ist eine gleichmäßige Kühlung
der Blaslanzenoberfläche nicht mehr gegeben, wodurch sich ein Verziehen bzw. eine
Krümmung des Lanzenkörpers einstellen kann.
[0024] Auch können diese Anhaftungen zu einer ungleichmäßigen Gewichtsverteilung an der
Blaslanzenoberfläche führen. Die in einer Kugelkalotte hängende, zentrisch im Konverter
ausgerichtete Blaslanze, bläst dann den Sauerstoff nicht mehr mittig auf die Badoberfläche,
wodurch eine optimale Prozessführung nicht gewährleistet ist.
Nachteile der vorbekannten Lösungen:
Zu 1
[0026] Eine Gewichtsüberwachung der Lanze gibt keine Auskunft über die Geometrie des Anbackungsmantels.
Ein kurzer dickwandiger Anbackungsmantel kann das gleiche Gewicht haben wie ein dünnwandiger
langer Anbackungsmantel.
[0027] Eine Abschätzung ob das Herausziehen der Blaslanze mit Anbackungsmantel durch den
Lanzendom möglich ist, ist mit dieser Methode nicht sicher gegeben.
Zu 2
[0028] Eine visuelle Beurteilung des Lanzenzustandes über ein Videoüberwachungssystem ist
abhängig vom Operator. Ist der Operator erfahren, wie sind die Sichtverhältnisse,
ist der Operator unter Zeitdruck? Dies sind viele Einflussgrößen die eine genaue Beurteilung
des Lanzenzustandes beeinflussen.
Zu 3
[0029] Eine visuelle Vor-Ort-Beurteilung des Lanzenzustandes durch Stahlwerkspersonal ist
in vielen Stahlwerken der Normalfall und nicht ohne Risiko. Die Gefahren in derartigen
Bereichen, d. h. auf der Bühne oberhalb des Lanzendoms, für dort tätige Arbeitskräfte
sind nicht unerheblich. Reaktionsverzüge im Konverter können spontan zu Schlacken-
und Stahlauswurf führen. Darüber hinaus erschweren Staub, Hitze und CO-Bildung die
Tätigkeit in diesen Arbeitsbereichen. Daher ist es erstrebenswert, Tätigkeiten in
diesem Bereich zu minimieren.
[0030] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein bekanntes Verfahren und eine bekannte Vorrichtung zum Betreiben einer Blaslanze
in einem Konverter dahingehend weiterzubilden, dass die Notwendigkeit eines Wechsels
der Blaslanze besser und für das Bedienpersonal risikoärmer beurteilt werden kann.
[0031] Diese Aufgabe wird durch das in Patentanspruch 1 beanspruchte Verfahren gelöst. Dieses
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Blaslanze mit ihrer Verbärung von einer Mehrzahl
von in Umfangsrichtung der Blaslanze verteilt angeordneten Kameras fotografiert wird,
wobei die so entstandenen Bilder einem Bilderverarbeitungsalgorithmus unterzogen werden,
um die Verteilung des Durchmessers der Verbärung in Umfangsrichtung der Blaslanze
und den maximalen Durchmesser zu ermitteln.
[0032] Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung meint der Begriff "Algorithmus" einen vorzugsweise
digitalen Bildverarbeitungsalgorithmus, typischerweise zur Stereokonstruktion der
realen Ausmaße/Abmessung des Bären aus den erfassten Bildern. Der Algorithmus umfasst
vorzugsweise auch eine Entscheidungsstufe, welche den jeweils ermittelten maximalen
Durchmesser des Bären mit einem vorgegebenen radialen Schwellenwert vergleicht. Sobald
der Algorithmus feststellt, dass der Durchmesser den Schwellenwert erreicht oder überschreitet,
gibt die Entscheidungsstufe eine Empfehlung an die Bedienperson aus, die Blaslanzen
entweder sofort oder nach n weiteren Schmelzprozessen auszutauschen. Der Schwellenwert
kann variieren, je nach Art des Schmelzprozesses oder der Größe des inneren Durchmessers
des Lanzendorns.
[0033] Das beanspruchte Verfahren ermöglicht vorteilhafterweise eine vollautomatische Beurteilung
der Verbärung an einer Blaslanze im Hinblick darauf, ob die Blaslanze vor einem nächsten
Schmelzvorgang ausgetauscht werden muss, weil die Verbärung danach möglicherweise
so stark angewachsen ist, dass sie nicht mehr durch den Lanzendom am Kamin des Konverters
nach außerhalb des Konverters befördert werden könnte. Durch die Verwendung moderner
vorzugsweise elektronischer Kameras und insbesondere des Werkzeugs des speziellen
Algorithmus ist eine Bestimmung des Durchmessers oder der Durchmesserverteilung der
Verbärung in Umfangsrichtung sowie auch die Bestimmung des maximalen Durchmessers
wesentlich präziser möglich als bei einer Beurteilung durch eine Bedienperson. Eine
Bedienperson kann den Durchmesser bzw. die Größe der Verbärung auch im Hinblick auf
die Größe der Öffnung des Lanzendoms lediglich visuell abschätzen. Außerdem ist das
beanspruchte Verfahren für das Bedienpersonal am Konverter risikoärmer, weil es keine
Arbeiten einer Bedienperson in der Nähe des Konverters erforderlich macht, um die
Notwendigkeit eines Wechsels der Blaslanze beurteilen zu können.
[0034] Gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel nehmen die Kameras die Bilder der verbärten
Blaslanze während einer Fahrt der Blaslanze in den oder aus dem Konverter kontinuierlich
auf. Diese Bilder werden dann dem Algoithmus unterzogen, um nicht nur die Verteilung
des Durchmessers der Verbärung in Umfangsrichtung, sondern optional auch die Verteilung
des Durchmessers der Verbärung über einen vorbestimmten Längenbereich der Blaslanze
beispielsweise ab deren Unterkante zu ermitteln.
[0035] Auf diese Weise kann vorteilhafterweise die räumliche Gestalt des Bären an der Blaslanze
ermittelt werden.
[0036] Die Ermittlung der "Verteilung des Durchmessers der Verbärung" meint die Ermittlung
der Kontur der Verbärung. Bei der Ermittlung der "Verteilung des Durchmessers der
Verbärung in Umfangsrichtung der Blaslanze" wird insofern die Kontur der Verbärung
in einem Querschnitt quer zur Längsachse der Blaslanze ermittelt. Analog meint die
Ermittlung der "Verteilung des Durchmessers der Verbärung über einen vorbestimmten
Längenbereich der Blaslanze" eine Ermittlung der Kontur der Verbärung in Längsrichtung
der Blaslanze.
[0037] Der "maximale Durchmesser" meint die größte Dicke bzw. Breite der Verbärung bzw.
der Kontur der Verbärung in einer Ebene quer zur Längsachse der Blaslanze bei einem
bestimmten (Umfangs-) Winkel.
[0038] Das optische Ermitteln des radialen Durchmessers der Verbärung erfolgt vorzugsweise
während jeder Fahrt der Blaslanze in den Konverter hinein oder aus dem Konverter heraus.
Dies ist deswegen vorteilhaft, weil auf diese Weise vermieden wird, dass die verbärte
Blaslanze nicht mehr durch den Lanzendom abtransportiert werden kann, weil die Verbärung
bei einer oder mehreren zwischenzeitlichen Lanzenfahrten zu stark angewachsen ist.
[0039] Ein Beleuchten der Blaslanze mit Gegenlicht, während sie fotografiert wird, bewirkt
vorteilhafterweise einen stärkeren Kontrast und damit eine verbesserte Darstellung
der Kontur der Verbärung auf den Bildern.
[0040] Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel wird der radiale Schwellenwert für den maximalen
Durchmesser der Verbärung in Umfangsrichtung kleiner als der Öffnungsdurchmesser des
Lanzendoms des Konverters gewählt. Wenn der maximale Durchmesser der Verbärung in
Umfangsrichtung den radialen Schwellenwert überschreitet, signalisiert das Fehlersignal
die Notwendigkeit eines Wechsels der Blaslanze. Die Blaslanze wird dann durch den
Lanzendom am Kamin des Konverters nach außerhalb geführt - sofern dies nicht bereits
erfolgt ist - und dort von dem Bären befreit.
[0041] Alternativ kann der aktuell ermittelte maximale Durchmesser der Verbärung in Umfangsrichtung
auch kleiner sein als der radiale Schwellenwert. Dann wird erfindungsgemäß eine Prognose
für die zeitliche Entwicklung des Durchmessers bzw. der Durchmesserverteilung der
Verbärung an der Blaslanze gestellt und für das Bedienpersonal angezeigt. Die Prognose
gibt dem Bedienpersonal dann beispielsweise an, für wie viele weitere Schmelzvorgänge
die Blaslanze noch im Konverter verbleiben kann ohne ausgewechselt werden zu müssen.
[0042] Die Prognose für die zeitliche Entwicklung des Durchmesser bzw. der Durchmesserverteilung
der Verbärung wird erfindungsgemäß durch Beobachtung der zeitlichen Veränderung der
Dicke oder der Dickenverteilung der Verbärung bei einer Mehrzahl von Schmelzvorgängen
ermittelt. Die Dicke oder die Dickenverteilung der Verbärung bei einem einzelnen Schmelzvorgang
wird erfindungsgemäß durch Vergleich des ursprünglichen Durchmessers bzw. der ursprünglichen
Durchmesserverteilung der sauberen Blaslanze, d. h. der Blaslanze ohne Verbärung,
mit dem Durchmesser oder der Durchmesserverteilung der Verbärung der Blaslanze nach
dem Schmelzvorgang ermittelt.
[0043] Auf einer Anzeigeeinrichtung für das Bedienpersonal wird der Querschnitt durch die
Blaslanze mit ihrer Verbärung sowie optional auch zusammen mit dem überlagerten Querschnitt
der Blaslanze in sauberem Zustand angezeigt. Zusätzlich kann eine Markierung für den
radialen Schwellenwert angezeigt werden. Der Querschnitt durch die Blaslanze kann
sowohl in einer Ebene senkrecht zur Längsachse der Blaslanze wie auch in Richtung
der Längsachse der Blaslanze angezeigt werden.
[0044] Die oben genannte Aufgabe der Erfindung wird weiterhin durch die Vorrichtung nach
Anspruch 11 gelöst. Die Vorteile dieser Vorrichtung entsprechen den oben mit Bezug
auf das beanspruchte Verfahren genannten Vorteilen.
[0045] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen
Vorrichtung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0046] Sofern in der vorliegenden Beschreibung im Zusammenhang mit den Begriffen "Dickenverteilung"
oder "Kontur" kein konkreten Angaben gemacht sind, meinen diese Begriffe jeweils eine
Dickenverteilung bzw. Kontur in Umfangsrichtung der Blaslanze und/oder in Längsrichtung
der Blaslanze.
[0047] Der Beschreibung sind sieben Figuren beigefügt, wobei
- Figur 1
- eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Vorrichtung; und
- Figuren 2-6
- einen Querschnitt durch einen Konverter mit Lanzendom und jeweils verschiedenen Positionen
der Blaslanze
zeigt.
[0048] Die Erfindung wird nachfolgend in Form von Ausführungsbeispielen anhand der genannten
Figuren detailliert beschrieben. In allen Figuren sind gleiche technische Merkmale
mit gleichen Bezugszeigen bezeichnet.
[0049] Figur 1 zeigt eine Draufsicht auf die erfindungsgemäße Vorrichtung. Zu erkennen ist
insbesondere die optische Messeinrichtung 150, welche aus einer Mehrzahl von in Umfangsrichtung
der Blaslanze 100 verteilt angeordneten Kameras 142 besteht. Diese Kameras dienen
zum fotografieren der Blaslanze 100 mit ihrer Verbärung 130 aus unterschiedlichen
Perspektiven. Es ist weiterhin eine Auswerteeinrichtung 160 zu erkennen, welche die
von den Kameras aufgenommenen Bilder über Signalleitungen empfängt und einem Algorithmus
unterzieht, um auf diese Weise die Durchmesserverteilung und den maximalen Durchmesser
der Verbärung 130 in Umfangsrichtung der Blaslanze zu ermitteln. Neben einer derartigen
Auswertung der Signale der Messeinrichtung 150, d. h. der zahlreichen Kameras 142,
ist die Auswerteeinrichtung 160 ausgebildet zum Erzeugen eines Fehlersignals, wenn
der ermittelte maximale Durchmesser der Verbärung der Blaslanze einen vorgegebenen
radialen Schwellenwert überschreitet.
[0050] Ebenfalls in Umfangsrichtung der Blaslanze verteilt sind Lampen 145 angeordnet zum
Bereitstellen von Gegenlicht, wenn die Blaslanze 100 von den Kameras 142 fotografiert
wird, um den Kontrast der Bilder zu erhöhen, wenn notwendig.
[0051] Die Auswerteeinrichtung 160 ist mit einer Anzeigeeinrichtung 170 verbunden, welche
die durch den vollautomatischen Algorithmus ermittelte Kontur der Verbärung, vorzugsweise
zusammen mit den Konturen für die saubere Blaslanze sowie weiter vorzugsweise auch
mit dem radialen Schwellenwert für den maximalen Durchmesser der Kontur und dem Fehlersignal
der Verbärung für die Bedienperson anzeigt.
[0052] Figur 2 zeigt einen Konverter 200 mit einem Kamin 250 und einem an dem Kamin angesetzten
Lanzendom 240 zum Einfahren der Blaslanze 100 in den Konverter 200 oder zum Herausfahren
der Lanze 100 aus dem Konverter. Der Lanzendom ist mittig über dem Konvertermund 205
positioniert; er hat einen Öffnungsdurchmesser D. Die Messeinrichtung 150 mit der
Mehrzahl von Kameras 142 kann beispielsweise am Eingang des Lanzendoms 240 oder am
Konvertermund 220 angeordnet sein.
[0053] Figur 2 zeigt die zunächst noch saubere Blaslanze 100, d. h. die Blaslanze ohne Verbärung
in einer Parkposition 210 außerhalb des Konverters 200.
[0054] Gemäß den Figuren 3 und 4 wird die Blaslanze 100 zu gegebener Zeit aus der Parkposition
210 durch den Lanzendom 240 und den Konvertermund 205 in eine Blasposition 220 in
dem Konverter oberhalb der Metallschmelze 500 positioniert. In der Blasposition 220
wird durch die Blaslanze ein Medium, typischerweise Sauerstoff 400, auf die Metallschmelze
500 geblasen. Dabei kommt es, wie einleitend ausführlich beschrieben, zu Ablagerungen
von aufspritzender Schlacke an der Blaslanze 100, d. h. die Blaslanze verbärt. Die
Verbärung kann sich über einen Längenbereich L der Blaslanze erstrecken, siehe Figur
5.
[0055] Nach Beendigung des Blasvorgangs fährt die verbärte Blaslanze wieder durch den Konvertermund
205 und den Lanzendom 240 zurück in die Parkposition 210, wie in Figur 6 gezeigt.
Das beschriebene Verfahren der Lanze aus der Parkposition 210 in die Blasposition
220 und zurück erfolgt mit Hilfe einer Verfahreinrichtung 140, wie in Figur 4 beispielhaft
gezeigt.
[0056] Nachdem die verbärte Blaslanze aus dem Lanzendom 240 nach oben herausgezogen wurde,
wird mit Hilfe der erfindungsgemäßen Messvorrichtung 150 im Zusammenwirken mit der
Auswerteeinrichtung 160 zunächst die Verteilung des Durchmessers der Verbärung 130
in Umfangsrichtung der Blaslanze und der maximale Durchmesser der Verbärung in Umfangsrichtung
ermittelt. Dies geschieht, wie im allgemeinen Teil der Beschreibung beschrieben, durch
Auswerten der von den Kameras 142 aufgenommenen Bilder mit Hilfe eines Algorithmus.
Der maximale Durchmesser der Verbärung in Umfangsrichtung - und vorzugsweise auch
über der Höhe der Verbärung - wird nachfolgend mit einem vorgegebenen radialen Schwellenwert,
welcher kleiner als der Öffnungsdurchmesser D des Lanzendoms ist, verglichen. Sollte
der maximale Durchmesser der Verbärung dann größer sein als der vorgegebene radiale
Schwellenwert, so wird dem Bedienpersonal des Konverters über ein Fehlersignal mitgeteilt,
dass ein Wechsel der Blaslanze erforderlich ist bzw. dass die zuletzt verwendete Blaslanze
für weitere Schmelzvorgänge nicht verwendet werden kann, weil dann eine Rückführung
der Blaslanze durch den Lanzendom nicht mehr gewährleistet ist.
[0057] Wenn das Ergebnis der Stereorekonstruktion andererseits zeigen sollte, dass der maximale
Durchmesser der Verbärung kleiner ist als der Schwellenwert, so gibt die Auswerteeinrichtung
160 beispielsweise über die Anzeigeeinrichtung 170 eine Prognose für die zeitliche
Entwicklung des Durchmessers bzw. der Durchmesserverteilung der Verbärung an der Blaslanze
100 an das Bedienpersonal des Konverters aus. Diese Prognose kann beispielsweise besagen,
dass die aktuelle Blaslanze noch für x Schmelzvorgänge verwendet werden kann, bevor
die Gefahr besteht, dass ihre Verbärung so stark angewachsen ist, dass die verbärte
Lanze dann nicht mehr durch den Lanzendom nach außen geführt werden kann. Die Dicke
oder die Dickenverteilung der Verbärung bei einem einzelnen Schmelzvorgang wird erfindungsgemäß
ermittelt durch einen Vergleich des ursprünglichen Durchmessers d
0 oder der ursprünglichen Durchmesserverteilung der sauberen Lanze, d. h. der Blaslanze
ohne Verbärung, mit dem Durchmesser oder der Durchmesserverteilung der Verbärung der
Blaslanze nach dem Schmelzvorgang.
Bezugszeichenliste
[0058]
- 100
- Blaslanze
- 130
- Verbärung
- 140
- Verfahreinrichtung
- 142
- Kamera
- 145
- Lampen für Gegenlicht
- 150
- optische Messeinrichtung
- 160
- Auswerteinrichtung
- 170
- Anzeigeeinrichtung
- 200
- Konverter
- 205
- Konvertermund
- 210
- Parkposition
- 220
- Blasposition
- 240
- Lanzendom
- 250
- Kamin
- 400
- Medium
- 500
- Metallschmelze
- D
- Öffnungsdurchmesser
- d0
- ursprünglicher Durchmesser
- L
- Längenbereich
1. Verfahren zum Betreiben einer Blaslanze (100) in einem Konverter (200) zur Stahlerzeugung,
aufweisend folgende Schritte:
Verfahren der Blaslanze (100) während des Betriebs des Konverters (200) aus einer
Parkposition (210) in eine Blasposition (220) in dem Konverter zum Einbringen eines
Mediums (400) in den Konverter, wobei die Blaslanze (100) verbärt,
Optisches Ermitteln des maximalen Durchmessers der Verbärung (130) der Blaslanze;
und
Erzeugen eines Fehlersignals, wenn der ermittelte maximale Durchmesser der Verbärung
(130) der Blaslanze in Umfangsrichtung der Blaslanze einen vorgegebenen radialen Schwellenwert
überschreitet;
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaslanze (100) mit ihrer Verbärung (130) von einer Mehrzahl von in Umfangsrichtung
der Blaslanze verteilt angeordneten Kameras (142) fotografiert wird, wobei die so
entstandenen Bilder einem vollautomatischen Algorithmus unterzogen werden, um die
Verteilung des Durchmessers der Verbärung (130) in Umfangsrichtung der Blaslanze und
den maximalen Durchmesser zu ermitteln.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Kameras die Bilder der verbärten Blaslanze während einer Fahrt der Blaslanze in
den oder aus dem Konverter (200) aufnehmen; und
diese Bilder der intermittierenden Stereorekonstruktion unterzogen werden, um neben
der Verteilung des Durchmessers der Verbärung (130) in Umfangsrichtung auch die Verteilung
des Durchmessers der Verbärung über einen vorbestimmten Längenbereich (L) der Blaslanze
(100), beispielsweise ab deren Unterkante, zu ermitteln.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das optische Ermitteln des Durchmessers während jeder Fahrt der Blaslanze (100) in
den oder aus dem Konverter erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaslanze (100), während sie fotografiert wird, wenn notwendig, mit Gegenlicht
beleuchtet wird.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der radiale Schwellenwert für den maximalen Durchmesser der Verbärung (130) kleiner
als der Öffnungsdurchmesser (D) des Lanzendoms des Konverters gewählt wird; und
das Fehlersignal die Notwendigkeit eines Wechsels der Blaslanze signalisiert, wenn
der maximale Durchmesser der Verbärung in Umfangsrichtung den radialen Schwellenwert
überschreitet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der radiale Schwellenwert für den Durchmesser der Verbärung (130) kleiner als der
Öffnungsdurchmesser (D) des Lanzendoms des Konverters gewählt wird; und
eine Prognose für die zeitliche Entwicklung des Durchmessers bzw. der Durchmesserverteilung
der Verbärung (130) an der Blaslanze (100) gestellt und für eine Bedienperson angezeigt
wird, wenn der aktuell ermittelte maximale Durchmesser der Verbärung kleiner als der
Schwellenwert ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Prognose für die zeitliche Entwicklung des Durchmessers bzw. der Durchmesserverteilung
der Verbärung (130) an der Blaslanze (100) ermittelt wird durch Beobachtung der zeitlichen
Veränderung der Dicke oder der Dickenverteilung der Verbärung (130) bei einer Mehrzahl
von Schmelzvorgängen.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Dicke oder die Dickenverteilung der Verbärung (130) bei einem einzelnen Schmelzvorgang
ermittelt wird durch einen Vergleich des ursprünglichen Durchmessers (d0) oder der ursprünglichen Durchmesserverteilung der sauberen Blaslanze (100) mit dem
Durchmesser oder der Durchmesserverteilung der Verbärung der Blaslanze (100) nach
dem Schmelzvorgang.
9. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Querschnitt durch die Blaslanze (100) mit ihrer Verbärung - optional mit eingezeichnetem
Querschnitt der Blaslanze in sauberem Zustand - für eine Bedienperson der Vorrichtung
angezeigt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Markierung für den radialen Schwellenwert bei Anzeige des Querschnitts der Blaslanze
(100) mit ihrer Verbärung mit angezeigt wird.
11. Vorrichtung zum Betreiben einer Blaslanze (100) in einem Konverter (200) zur Stahlerzeugung,
mit:
einer Verfahreinrichtung (140) zum Verfahren der Blaslanze (100) während des Betriebs
des Konverters (200) aus einer Parkposition in eine Blasposition in dem Konverter
zum Einbringen eines Mediums (400) in den Konverter, wobei die Blaslanze (100) verbärt,
einer optischen Messeinrichtung (150) zum Ermitteln des maximalen Durchmessers (d)
der Verbärung der Blaslanze; und
einer Auswerteeinrichtung (160) zum Auswerten der Signale der Messeinrichtung (150)
und zum Erzeugen eines Fehlersignals, wenn der ermittelte maximale Durchmesser der
Verbärung der Blaslanze einen vorgegebenen radialen Schwellenwert überschreitet;
dadurch gekennzeichnet dass
die optische Messeinrichtung aus einer Mehrzahl von in Umfangsrichtung der Blaslanze
verteilt angeordneten Kameras (142) gebildet ist zum Fotografieren der Blaslanze (100)
mit ihrer Verbärung (130); und
die Auswerteeinrichtung (160) ausgebildet ist, die von den Kameras (142) aufgenommenen
Bilder einem Algorithmus zu unterziehen, um die Durchmesserverteilung und den maximalen
Durchmesser der Verbärung (130) in Umfangsrichtung der Blaslanze zu ermitteln.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11,
gekennzeichnet, durch
in Umfangsrichtung der Blaslanze (100) verteilt angeordnete Lampen (145) zum Bereitstellen
von Gegenlicht, wenn die Blaslanze (100) von den Kameras (142) fotografiert wird.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 oder 12,
gekennzeichnet durch
eine Anzeigeeinrichtung (170) zum Anzeigen einer durch die Stereorekonstruktion ermittelten Kontur der Verbärung (130), vorzugsweise zusammen
mit den Konturen für die saubere Blaslanze.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Anzeigeeinrichtung (170) weiterhin ausgebildet ist, den radialen Schwellenwert
in die dargestellte Kontur für die Verbärung (130) der Blaslanze mit einzublenden.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Messeinrichtung (150) am Eingang eines Lanzendoms (240) am Kamin (250) des Konverters
(200) oder am Konvertermund angeordnet ist, durch welchen die Blaslanze (100) in den
Konverter (200) hinein und aus dem Konverter (200) heraus verfahren wird.