[0001] Die Erfindung betrifft ein schalldämpfendes bzw. schallabsorbierendes Verbundmaterial
umfassend Partikel, die in einem viskoelastischen Material eingebettet sind. Weitere
Aspekte der Erfindung betreffen die Verwendung des Verbundmaterials und ein Verfahren
zu dessen Herstellung.
[0002] Zur akustischen Abschirmung werden Bauteile wie schallabsorbierende und/oder schalldämmende
Platten, Folien oder Beschichtungen eingesetzt, die die Transmission von Schall unterdrücken.
Im Fall von Bauteilen aus einem homogenen Material ist dabei der Schalltransmissionsgrad
T insbesondere von der Flächenmasse des Bauteils und der Frequenz f des Schalls abhängig,
wobei die Dämpfung für größere Flächenmassen und größere Frequenzen ansteigt und somit
der Transmissionsgrad T sinkt. Die Flächenmasse ist hierbei gegeben aus dem Produkt
der Dichte ρ des Materials und der Dicke d des Bauteils. Dieser Zusammenhang ist als
Bergersches Massengesetz bekannt.
[0003] Im Stand der Technik sind verschiedene Systeme zur Unterdrückung von Schall bekannt.
Beispielsweise werden offenzellige Schaumstoffe zur Schallabsorption eingesetzt und
schwere, mit Füllstoffen beladene Folien und Filme zur Schalldämpfung verwendet. Für
eine effektive Unterdrückung von Schall müssen die bekannten Systeme jedoch sehr dick
und sehr schwer sein.
[0004] Im Stand der Technik sind auch Materialsysteme bzw. Verbundstoffe bekannt, deren
Schalldämpfung für bestimmte Frequenzen f größer ist, als nach dem Bergerschen Massengesetz
für ein entsprechendes homogenes Material gleicher Flächenmasse zu erwarten ist.
[0005] Aus der Veröffentlichung "
Locally Resonant Sonic Materials" von Z. Liu et al., Science Vol. 289 p. 1734 (8.
September 2000) sind akustische Kristalle bekannt. Die akustischen Kristalle umfassen eine Vielzahl
von Strukturelementen mit lokaler Resonanz. Die Strukturelemente bestehen aus einer
Bleikugel, die mit einem weichen elastischen Material beschichtet ist. Die Strukturelemente
sind in einer Ausführungsvariante in einem Epoxid eingebettet und dabei in einem kubischen
Kristallgitter angeordnet. In einer weiteren Ausführungsvariante sind die Strukturelemente
in Form einer Monolage angeordnet und sind ebenfalls in einem Epoxid eingebettet.
Beide Ausführungsvarianten zeigen für wenige bestimmte Frequenzen einen Transmissionsgrad
T, der deutlich unterhalb dem nach dem Massengesetz erwarteten Transmissionsgrad liegt.
[0006] Aus
JP H09-226035 A ist eine schallisolierende Platte bekannt, deren Schalldämpfung besser ist, als nach
dem Massengesetz zu erwarten ist. Die Platte umfasst ein aufgeschäumtes Grundmaterial,
beispielsweise aus einem Kunststoff wie Polyurethan oder Polyvinylchlorid. In den
Blasen des aufgeschäumten Grundmaterials sind Partikel, beispielsweise aus Aluminium,
aufgenommen, die sich in den Blasen bewegen können. Das Massenverhältnis von Grundmaterial
zu Partikeln beträgt von 1:0,2 bis 1:5 und die Größe der Blasen ist so gewählt, dass
sich die Partikel innerhalb einer Blase um eine Strecke im Bereich von 1 nm bis 10
µm bewegen können.
[0007] Eine Aufgabe der Erfindung kann darin gesehen werden ein Verbundmaterial bereitzustellen,
welches eine gute Schalldämpfung über einen weiten Frequenzbereich ermöglicht.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe durch ein schalldämpfendes bzw. schallabsorbierendes Verbundmaterial
umfassend Partikel, die in einem viskoelastischen Material eingebettet sind, wobei
das viskoelastische Material entweder
- a) als mittlere Schicht zwischen zwei Schichten umfassend ein Hüllmaterial eingebettet
ist, wobei das E-Modul der Partikel größer als das effektive E-Modul des Hüllmaterials
ist und das E-Modul des Hüllmaterials größer ist als das effektive E-Modul des viskoelastischen
Materials oder
- b) in Form einer Vielzahl von Zellen in einem Matrixmaterial eingebettet ist, wobei
die Zellen optional ein Schalenmaterial umfassen, wobei das E-Modul der Partikel größer
als das effektive E-Modul des viskoelastischen Materials ist und das E-Modul der Partikel
größer als das effektive E-Modul des Matrixmaterials ist. Ist ein Schalenmaterial
vorhanden, so ist das effektive E-Modul des Schalenmaterials kleiner als das E-Modul
der Partikel und größer als das E-Modul des viskoelastischen Materials und als das
E-Modul des Matrixmaterials.
[0009] Die in das viskoelastische Material eingebetteten Partikel bilden in Kombination
mit dem viskoelastischen Material sowie dem Hüllmaterial bzw. dem Schalenmaterial
oder dem Matrix-material, einen Resonator aus, der mindestens eine Resonanzfrequenz
aufweist. Im Fall der Alternative a) bildet jeweils ein Partikel eine schwingfähige
Masse, die über das viskoelastische Material als Federelement mit dem feststehenden
Hüllmaterial verbunden ist.
[0010] Im Fall der Alternative b) bildet jede Zelle für sich ein abgeschlossenes System,
wobei wiederum jedes in der Zelle enthaltene Partikel eine schwingfähige Masse darstellt.
Diese schwingfähige Masse ist über das viskoelastische Material als Federelement mit
dem Rand der Zelle verbunden, der je nach Variante durch das Schalenmaterial oder
durch den Übergang vom viskoelastischen Material zum Matrixmaterial ausgebildet wird.
In einer Zelle kann dabei je nach Ausführungsvariante ein einziges Partikel aufgenommen
sein oder es können mehrere Partikel aufgenommen sein.
[0011] Eine erste Resonanzfrequenz eines solchen Resonators ist gegeben durch die Masse
des Partikels und der Federkonstante des viskoelastischen Materials. Diese Federkonstante
wiederum bestimmt sich aus dem E-Modul (Elastizitätsmodul) und den geometrischen Abmessungen
des den Partikel umgebenden viskoelastischen Materials. Durch Anordnung einer Vielzahl
solcher Resonatoren wird ein Verbundmaterial geschaffen, welches in Anlehnung an photonische
Kristalle als phononischer Kristall bezeichnet werden kann. Dabei muss die Anordnung
keine regelmäßige Struktur ausweisen.
[0012] Phononische Kristalle erlauben es, die Ausbreitung von Schall gezielt zu beeinflussen,
wobei durch das Erzeugen einer Bandlücke im phononischen Kristall eine Schallausbreitung
für bestimmte Frequenzen im Idealfall vollständig unterdrückt wird. Die zur Erzeugung
eines phononischen Kristalls normalerweise notwendigen regelmäßigen Strukturen mit
einer Gitterkonstante in der Größenordnung der Schallwellenlänge können durch das
Ausbilden einer Vielzahl von Resonatoren ersetzt werden, wie in der Veröffentlichung
von
Z. Liu et al., Science Vol. 289 p. 1734 (8. September 2000) gezeigt wurde. Dort wurden Strukturelemente mit lokaler Resonanz, die jeweils einen
Resonator darstellen, mit einer Gitterkonstante von 1,55 cm in Form eines einfachen
kubischen Kristallgitters angeordnet. Ein Modell zur Berechnung der Resonanzfrequenzen
eines solchen phononischen Kristalls und zur Abschätzung der erwarteten Schalltransmission
wird in der Veröffentlichung
M. Hirsekorn, APL Vol. 84, p. 3364 (2004) diskutiert.
[0013] Das vorgeschlagene schalldämpfende bzw. schallabsorbierende Verbundmaterial weist
eine Vielzahl von Resonatoren auf, die ähnlich wie ein phononischer Kristall zusammenwirken
und auf das Verbundmaterial einfallenden Schall dämpfen bzw. absorbieren.
[0014] Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Partikel einen Durchmesser kleiner als 5000 µm,
bevorzugt kleiner als 500 µm und besonders bevorzugt kleiner als 250 µm aufweisen.
Dabei bezieht sich der Durchmesser auf die größte Länge zwischen zwei Punkten auf
der kleinsten Projektionsfläche eines Partikels.. Hierbei wird lediglich eine obere
Grenze für die Größe der Partikel vorgegeben, so dass die verwendeten Partikel nicht
notwendigerweise die gleiche Größe aufweisen. Vielmehr ist es möglich und bevorzugt,
dass die eingesetzten Partikel eine Partikelgrößenverteilung aufweisen, wobei diese
Verteilung oberhalb einer bestimmten Partikelgröße abgeschnitten ist.
[0015] Eine solche maximale Partikelgröße kann beispielsweise durch Sieben definiert werden,
wobei alle Partikel oberhalb einer vorgegebenen Größe ausgesiebt werden.
[0016] Weiterhin ist es denkbar, bei den verwendeten Partikeln auch eine Mindestgröße vorzugeben.
Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Partikel einen Durchmesser vom mehr als 5 µm, bevorzugt
von mehr als 25 µm und besonders bevorzugt von mehr als 50 µm aufweisen. Auch diese
Mindestgröße der Partikel kann beispielsweise durch Sieben vorgegeben werden, wobei
alle Partikel die unterhalb der vorgegebenen Mindestgröße liegen ausgesiebt werden.
[0017] Die Partikelgröße ist für die Funktion des Verbundmaterials bedeutsam, da über die
Partikelgröße und die Dichte des Materials der Partikel die Masse eines Partikels
gegeben ist. Diese Masse eines Partikels wiederum ist ein Parameter zur Festlegung
mindestens einer Resonanzfrequenz der die Partikel enthaltenden Resonatoren. Somit
ist auch eine Verteilung der sich ergebenen Resonanzfrequenzen korreliert mit der
Partikelgrößenverteilung.
[0018] Sind alle Partikel gleich groß, so weisen auch die die Partikel aufnehmenden Resonatoren
gleiche Resonanzfrequenzen auf, sofern die Eigenschaften des viskoelastischen Materials
für jeden Resonator ebenfalls identisch sind. In diesem Fall weist das Verbundmaterial
nur für wenige Schallfrequenzen eine Dämpfungswirkung auf, die über der nach dem Bergerschen
Massengesetz erwarteten Wirkung liegt.
[0019] Es ist bevorzugt, die Partikelgrößenverteilung so zu wählen, dass die Resonanzfrequenzen
der Resonatoren über einen Frequenzbereich verteilt sind, in dem eine hohe Schalldämpfung
durch das vorgeschlagene Verbundmaterial gewünscht wird. Dieser Frequenzbereich beträgt
beispielswiese von 10 bis 20000 Hz, bevorzugt von 10 bis 10000 Hz. Dabei ist es zum
einen denkbar, die Partikelgrößenverteilung als eine Gleichverteilung zu wählen, so
dass jede Resonanzfrequenz innerhalb eines vorgegebenen Frequenzbereichs gleich wahrscheinlich
ist. Ebenso ist es denkbar, dass beispielsweise bei tiefen Frequenzen, die zur Dämpfung
gemäß dem Bergerschen Massengesetz eine große Flächendichte erfordern, durch das Verbundmaterial
stärker gedämpft werden sollen, als hohe Frequenzen. In diesem Beispielfall kann eine
Partikelgrößenverteilung gewählt werden, bei der größere Partikel häufiger enthalten
sind als kleinere Partikel. Des Weiteren sind beispielsweise bimodale Partikelgrößenverteilungen
denkbar, die bei zwei Frequenzen bzw. bei zwei Größen eine erhöhte Häufigkeit aufweisen.
[0020] Die Partikel können unregelmäßig oder regelmäßig geformt sein, wobei als regelmäßige
Formen insbesondere eine Kugelform oder eine Plättchenform bevorzugt ist.
[0021] Die Partikel des Verbundmaterials sind in der Regel unregelmäßig geformt und weisen
bevorzugt ein Verhältnis von einer größten Dicke zu einer kleinsten Dicke eines Partikels
von 1 bis 10000 auf. Besonders bevorzugt wird ein Verhältnis von 1 bis 100 und ganz
besonders wird ein Verhältnis von 1 bis 25 bevorzugt. Im Allgemeinen ist es bevorzugt,
Partikel mit sehr scharfen Kanten und Ecken zu vermeiden. Runde Partikel sowie abgerundete
Partikel werden bevorzugt verwendet.
[0022] Neben Partikeln, die einstückig ausgebildet sind, sind des Weiteren Partikel denkbar,
die aus zwei oder mehreren kleineren Teilen zusammengesetzt sind. Bei solchen zusammengesetzten
bzw. agglomerierten Partikeln ist es denkbar, dass zwei Teile mit unterschiedlicher
Dichte und/oder unterschiedlicher Masse mit Hilfe eines Polymers miteinander verbunden
werden. Bei solchen verbundenen Partikeln können die einzelnen Teile gegeneinander
mechanische Schwingungen ausführen, ähnlich wie bei mit einem Dipol. Es stehen somit
weitere Resonanzfrequenzen zur Verfügung. Das zum Verbinden zweier Teilchen verwendete
Polymer weist bevorzugt ein größeres E-Modul auf, als das viskoelastische Material.
[0023] Bevorzugt ist es, wenn die die Dichte des Materials der Partikel größer als 3,5 g/cm
3 ist. Die Dichte des Materials der Partikel wird bevorzugt größer als die Dichte des
viskoelastischen Materials gewählt. Besonders bevorzugt wird eine Dichte des Materials
der Partikel von 3,5 bis 19g/cm
3 und ganz besonders bevorzugt wird eine Dichte von 6 bis 12 g/cm
3. Eine Obergrenze für die Dichte ist dabei in der Praxis durch die Dichte von von
Osmium (22,6 g/cm
3) gegeben. Das Material der Partikel ist bevorzugt ausgewählt aus Aluminium, Titan,
Zirkon, Antimon, Zink, Zinn, Mangan, Eisen, Nickel, Cobalt, Kupfer, Silber, Blei,
Gold, Wolfram, einer Legierung der genannten Metalle oder aus einem Derivat der genannten
Metalle mit anderen Atomen oder Kombinationen von Atomen der CAS-Gruppen IA, IIA,
IIIA, IVA, VA, VIA, und VIIA des Periodensystems. Besonders bevorzugt sind die Metalle
Titan, Zink, Eisen, Kupfer, Blei und Wolfram, entweder rein oder legiert. Ganz besonders
bevorzugte Metalle sind Eisen, Kupfer, Blei und Wolfram. Die bevorzugten Atome oder
Kombinationen von Atomen, die mit den genannten Metallen kombiniert werden, sind diejenigen
der CAS-Gruppen IA, IIA, IIIA, IVA, VA, VIA, und VIIA der Schalen K, L, M, N und O
des Periodensystems und Barium. Beispiele für eine Kombination aus einem Metall mit
anderen Atomen sind Aluminiumoxid und Stahl.
[0024] Neben den Eigenschaften eines Partikels sind auch die Eigenschaften des viskoelastischen
Materials maßgebend für die Resonanzfrequenz eines das Partikel enthaltenen Resonators.
Relevante Materialeigenschaften sind insbesondere das E-Modul sowie der Verlustfaktor.
[0025] Bevorzugt weist das viskoelastische Material ein E-Modul von 0,05 bis 25 MPa, besonders
bevorzugt von 0,5 bis 5 MPa und ganz besonders bevorzugt von 0,5 bis 3 MPa auf.
[0026] Das viskoelastische Material weist neben dem reinen elastischen Verhalten auch einen
Anteil an nicht-Newtonschem Verhalten auf.
[0027] Das viskoelastische Material weist bevorzugt einen Verlustfaktor über einen Frequenzbereich
von 100 Hz bis 10000 Hz von größer als 0,01, besonders bevorzugt von größer als 0,05
und ganz besonders bevorzugt von größer als 0,1 auf. Der Verlustfaktor gibt hierbei
an, wie stark eine mechanische Schwingung eines in dem viskoelastischen Material eingebetteten
Partikels gedämpft und beispielsweise in Wärme umgewandelt wird.
[0028] Das viskoelastischen Material ist bevorzugt weich, insbesondere ist es weicher als
das Material der Partikel. Die Härte des viskoelastischen Materials ist bevorzugt
kleiner als 85 Shore A und besonders bevorzugt kleiner als 65 Shore A. ist. Das weiche
viskoelastische Material erlaubt es dem darin eingebetteten Partikel, mechanische
Schwingungen auszuführen. Gleichzeitig ist das viskoelastische Material bevorzugt
ausreichend hart, so dass die mittlere Schicht im Fall der Alternative a) bzw. die
Zellen im Fall der Alternative b) selbsttragend sind.
[0029] Das viskoelastische Material ist bevorzugt ausgewählt aus vernetzten, teilvernetzten
oder unvernetzten Elastomeren oder thermoplastischen Elastomeren und Copolymeren.
Besonders bevorzugt ist das viskoelastische Material aus-gewählt aus einem Polysiloxanelastomer,
einem Polyurethan, einem olefinbasierenden Copolymer, einem Copolyester Copolymer,
einem Polyetherester Copolymer, einem Polyetheramid Copolymer, einem Styrol-Butadien-StyrolCopolymer,
einem Styrol-Butadien-Ethylen-Styrol- Copolymer oder einer Kombination mindestens
zweier der genannten Materialien. Besonders bevorzugt sind dabei die Familien der
Polysiloxanelastomere, der Polyurethane, der olefinbasierenden Copolymere und der
Styrol-Butadien-Ethylen-Styrol- Copolymere.
[0030] Bevorzugt ist das viskoelastische Material ein aufgeschäumtes Material bzw. ein Schaumstoff.
Dabei kann es sich sowohl um offenzellige als auch um geschlossenzellige Schaumstoffe
handeln. Im Fall eines Schaumstoffs weicht das effektive E-Modul des aufgeschäumten
Materials von dem E-Modul des dem Schaumstoff zugrundeliegenden Materials ab, wobei
für die Eigenschaften des vorgeschlagenen Verbundstoffs das effektive E-Modul des
aufgeschäumten Materials relevant ist. Die Porengröße bzw. die Größe der Zellen des
entstehenden Schaumstoffs ist bevorzugt so gewählt, dass der Schaumstoff selbsttragend
ist.
[0031] Die Eigenschaften des Verbundstoffs sind abhängig vom Anteil der Partikel im Verbundstoff
bzw. vom Anteil der Partikel im viskoelastischen Material. Im Fall gemäß der Alternative
a) beträgt der Anteil an Partikeln im viskoelastischen Material bevorzugt von 10 bis
90 vol.%, besonders bevorzugt von 25 bis 75 vol. % und ganz besonders bevorzugt von
40 bis 50 vol. %. Im Fall gemäß Alternative b) beträgt der Anteil an Zellen im Matrixmaterial
bevorzugt von 10 bis 90 vol.%, besonders bevorzugt von 25 bis 75 vol. % und ganz besonders
bevorzugt von 40 bis 50 vol. %. Die obere Grenze des Anteils der Partikel im viskoelastischen
Material ist dabei bevorzugt so gewählt, dass bei gleichmäßiger Verteilung der Partikel
der Abstand zweier Partikel (Rand zu Rand) mindestens einem Viertel des Partikeldurchmessers
entspricht.
[0032] Die Partikel sind bevorzugt gleichmäßig im viskoelastischen Material verteilt, wobei
diese jedoch keine regelmäßige Struktur wie das Gitter eines Kristalls bilden müssen.
Des Weiteren ist es im Fall der Alternative a) denkbar, bei der Verteilung der Partikel
im viskoelastischen Material einen Gradienten vorzusehen, so dass beispielsweise auf
einer ersten der beiden Hüllschichten zugewandten Seite eine höhere Konzentration
von Partikeln im viskoelastischen Material vorliegt, die in Richtung der anderen Seite
abnimmt.
[0033] Im Fall der Variante b) ist der Anteil an Partikeln im in einer Zelle aufgenommenen
viskoelastischen Material so gewählt, wie für Variante a) beschrieben. Zudem ist es
bevorzugt, wenn die Zellen in dem Matrixmaterial gleichmäßig verteilt sind. Des Weiteren
ist es denkbar, einen Konzentrationsgradienten vorzusehen.
[0034] Im Fall der Alternative a) ist das viskoelastische Material als mittlere Schicht
in einer Sandwichstruktur aufgenommen, wobei die äußeren Schichten der Struktur aus
einem Hüllmaterial bestehen. Das Hüllmaterial schließt das viskoelastische Material
mit den eingebetteten Partikeln ein. Des Weiteren dient das Hüllmaterial in dem Schichtaufbau
der Alternative a) als Anker, wobei die im viskoelastischen Material eingebetteten
Partikel mechanische Schwingungen relativ zum Hüllmaterial ausführen können. Zur Verbesserung
der Haftung zwischen den einzelnen Schichten der Sandwichstruktur kann optional ein
Haftkleber zwischen der mittleren Schicht mit dem viskoelastischen Material und den
äußeren Schichten umfassend das Hüllmaterial angeordnet werden.
[0035] Die Schichtdicke der mittlere Schicht umfassend das viskoelastische Material beträgt
bevorzugt vom 1,5 fachen des Partikeldurchmessers bis 15 mm, besonders bevorzugt vom
1,5 fachen des Partikeldurchmessers bis 10 mm. Die Schichtdicken der beiden äußeren
Schichten, die das Hüllmaterial umfassen, sind so gewählt, dass das Verbundmaterial
als Ganzes eine für die gewünschte Anwendung ausreichende Stabilität aufweist.
[0036] Bevorzugt ist das E-Modul des Hüllmaterials größer als 5 MPa und besonders bevorzugt
größ
er als 10 MPa.
[0037] Das Hüllmaterial ist bevorzugt ausgewählt aus einem Polymer, besonders bevorzugt
Polyurethan, Polyester, Polyamid, Polystyrol, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Polyvinylchlorid
oder einem Polyolefin, aus einem Metall, besonders bevorzugt Aluminium, oder aus einer
Keramik, oder aus einem Verbund mindestens zweier der genannten Materialien.
[0038] Im Fall der Alternative b) ist das viskoelastische Material mit den darin eingebetteten
Partikeln in eine Vielzahl von Zellen eingeschlossen, wobei die Zellen wiederum in
einem Matrixmaterial eingebettet sind.
[0039] Bevorzugt ist die Größe einer Zelle so gewählt, dass das viskoelastische Material
ausgehend von der Oberfläche eines eingebetteten Partikels eine Stärke bzw. Dicke
vom 1,5 fachen des Partikeldurchmessers bis 15 mm, bevorzugt vom 1,5 fachen des Partikeldurchmessers
bis 10 mm aufweist.
[0040] Das Matrixmaterial, in dem die Zellen eingebettet sind, ist bevorzugt ausgewählt
aus einem organischen Material, besonders bevorzugt aus einem Acrylat, einem Polyolefin,
einem Polyester, einem Polyamid, einem Polyoxymethylen, einem Polycarbonat, einem
Polystyrol, einem Polyvinylchlorid, einem Epoxy, einem Polyurethan, einem Melaminharz,
oder Cellulose oder aus einem anorganischen Material. Als anorganisches Material kann
beispielsweise Silikagel verwendet werden.
[0041] Im Fall der Alternative b) können die Zellen ein Schalenmaterial umfassen, welches
das viskoelastische Material umhüllt. Ausgehend von einem Partikel ergibt sich somit
die Materialfolge Partikelmaterial, viskoelastisches Material, Schalenmaterial und
Matrixmaterial.
[0042] Bevorzugt ist das E-Modul des Schalenmaterials gemäß Alternative b) größer als 5
MPa, besonders bevorzugt größer als 10 MPa.
[0043] Des Weiteren ist das Schalenmaterial ausgewählt aus einem organischen Material, bevorzugt
aus einem Polymer, besonders bevorzugt aus einem Acrylat, einem Polyurethan, oder
aus einem anorganischen Material, bevorzugt aus einem Oxid, besonders bevorzugt Siliziumoxid.
[0044] In einer Variante der Erfindung wird ein Verbundmaterial gemäß Variante b) als Teil
einer Sandwichstruktur verwendet. Dabei wird das Matrixmaterial, in dem eine Vielzahl
von Zellen eingebettet ist, als mittlere Schicht in einer Sandwichstruktur verwendet,
wobei als äußere Schichten der Struktur ein Hüllmaterial gemäß Variante a) der Erfindung
verwendet wird. Diese Ausführungsvariante stellt somit eine Kombination der Varianten
a) und b) dar.
[0045] Die für das Verbundmaterial ausgewählten Materialien können zudem ein oder mehrere
Additive enthalten, um deren Materialeigenschaften zu verbessern. Bevorzugt weisen
das Hüllmaterial, das Matrixmaterial und/oder das viskoelastische Material ein oder
mehrere Additive auf, welche ausgewählt sind aus einem Antioxidans, einem Lichtschutzmittel,
einem Metalldeaktivator, einem Stabilisator, einem Füllstoff, einem Flammschutzmittel,
einem Weichmacher, einem Treibmittel, einem Nukleierungsmittel, einem Verarbeitungsmittel,
einem Farbstoff, einem Pigment oder einer Kombination von mindestens zwei Additiven.
[0046] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft die Verwendung des vorgeschlagenen Verbundmaterials
als schalldämmende Folie, als schalldämmende Platte, als Spritzgussteil, als schalldämmende
Beschichtung oder in Form einer Kombination mindestens zweier der genannten Gegenstände.
Eine solche Kombination kann beispielsweise eine schalldämmende Platte mit einer darauf
aufgebrachten Beschichtung sein, wobei sowohl die Platte als auch die Beschichtung
aus einem der beschriebenen Verbundmaterialien bestehen oder diese ein erfindungsgemäßes
Verbundmaterial als einen Bestandteil umfassen.
[0047] Schalldämmende Folien können beispielsweise in Form von coextrudierten Folien ausgeführt
werden, bei denen die Folie eine Sandwichstruktur gemäß Variante a) aufweist. Schalldämmende
Platten weisen beispielsweise eine Sandwichstruktur gemäß Variante a) auf, wobei die
Schichtdicke des Hüllmaterials zumindest auf einer Seite so gewählt ist, dass die
Platte formstabil ist. Des Weiteren können schalldämmende Platten auch gemäß Variante
b) ausgeführt sein, wobei das Matrixmaterial mit den eingebetteten Zellen zu einer
Platte mit der gewünschten Stärke bzw. Dicke geformt wird. Spritzgussteile können
beispielsweise aus dem Matrixmaterial, welches eingebettete Zellen gemäß Alternative
b) enthält, aufgebaut sein. Des Weiteren ist es denkbar, das Verbundmaterial mit weiteren
dem Fachmann bekannten formgebenden Verfahren zu behandeln. So können beispielsweise
Folien oder Platten durch Umformverfahren wie z. B. Tiefziehen bearbeitet werden,
so dass ein schalldämmendes bzw. schallabsorbierendes Bauteil mit jeder gewünschten
Form möglich ist.
[0048] Die vorgeschlagenen Verbundmaterialien können auf vielfältige Weise hergestellt werden,
wobei im Folgenden beispielhaft ausgewählte Verfahren genannt werden.
[0049] Das schalldämpfende bzw. schallabsorbierende Verbundmaterial kann beispielsweise
erhalten werden indem die Partikel zuerst in das viskoelastische Material eingemischt
werden. Das Einmischen kann dabei entweder bei Raumtemperatur (typischerweise mit
Rührverfahren, z.B. für härtende Elastomere wie Polydimethylsiloxan) oder bei Hochtemperatur
(typischerweise mit Banbury-Mischer, Kalenderrollen oder Extruder, z.B. für thermoplastisches
Polyurethan) durchgeführt werden.
[0050] In Varianten bei denen das viskoelastische Material ein aufgeschäumtes Material bzw.
ein Schaumstoff ist, kann bei der Einmischung zusätzlich ein Treibmittel zugegeben
werden, welches endotherm oder exotherm bei Hochtemperatur zur Expansion des viskoelastischen
Materials führt.
[0051] Die so erhaltene Mischung kann anschließend direkt als Folie kalandriert oder extrudiert
werden. Die entstandene Folie kann dann im Anschluss beidseitig mit dem Hüllmaterial
zusammen verpresst werden, entweder bei Raumtemperatur, optional mit Haftkleber, oder
bei Hochtemperatur, wobei die Haftung der Schichten thermisch erfolgt, oder optional
durch Zusatz eines Haftklebers.
[0052] Alternativ kann die erhaltene Mischung mit Hilfe einer Mehrfachdüse gemeinsam mit
dem Hüllmaterial in einen Kalander oder einen Extruder eingegeben werden und direkt
als Folie kalandriert oder extrudiert werden. Hierbei wird das viskoelastische Material
mit den eingebetteten Partikeln im gleichen Herstellungsschritt beidseitig mit dem
Hüllmaterial cokalandriert bzw. coextrudiert.
[0053] Im Falle der Coextrusion kann, der Mischung aus dem viskoelastischen Material und
den Partikeln ein Expansionsgas (z.B. Pentan) zugegeben werden, um diese Schicht beim
Austreten aus der Extrusionsdüse zu einem Schaumstoff zu expandieren.
[0054] Als Alternativverfahren können die Partikel in ein aufschäumendes Präparat (typischerweise
Mischung aus Polyol und Isocyanat) zugemischt werden, welches dann expandiert wird.
Das aufschäumende Präparat bzw. dessen Bestandteile stellen hierbei Vorläufersubstanzen
des viskoelastischen Materials dar. Der erhaltene Schaumblock kann anschließend gespalten
werden, beispielsweise mit einer Klinge, einem Heißdraht oder einem Wasserstrahl,
und die erhaltene Schicht mit Hüllmaterial cokalandriert, coextrudiert oder zusammen
verpresst werden.
[0055] Die Partikel können auch in einem Enkapsulierungsverfahren mit dem viskoelastischen
Material umhüllt werden, z.B. mit einem Microfluidicsverfahren, wobei nach dem Auftragen
des viskoelastischen Materials ein Schalenmaterial direkt aufgegeben wird. Das viskoelastische
Material bzw. das Schalenmaterial können auch durch ein Suspensionspolymerisationsverfahren,
ein Emulsionspolymerisationsverfahren, ein Sprühtrocknungsverfahren, im Wirbelsinterbettverfahren,
in einem Ausscheidungsverfahren, oder in einem Sol-gel-Verfahren, entweder im gleichen
Schritt, oder in nachfolgenden Schritten, zugegeben werden. Bei diesen Verfahren kann
auch die Vernetzung einer oder mehrerer Schicht(en) erfolgen, entweder thermisch oder
photolytisch.
[0056] Die erhaltenen Zellen können anschließend bei Raumtemperatur oder Hochtemperatur
in ein Matrixmaterial eingearbeitet (z.B. zugemischt oder zugegossen) werden. Optional
kann dieses so erhaltene Verbundmaterial zwischen Hüllmaterialschichten cokalandriert,
coextrudiert oder verpresst werden.
[0057] Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung der Zellen besteht darin, die Partikel zuerst
in das viskoelastische Material einzumischen, entweder bei Raumtemperatur (typischerweise
mit Rührverfahren, z.B. für härtende Elastomere wie Polydimethylsiloxan) oder bei
Hochtemperatur (typischerweise mit Banbury-Mischer, Kalenderrollen oder Extruder,
z.B. für thermoplastisches Polyurethan). Das so erhaltene viskoelastische Material
mit darin eingebetteten Partikeln wird anschließend zermahlen, was trocken oder nass
sowie entweder bei Raumtemperatur oder unter Kryobedingungen durchgeführt werden kann.
Auch in dieser Variante kann das Mischen optional mit einem Treibmittel erfolgen,
welches endotherm oder exotherm bei Hochtemperatur zur Expansion des viskoelastischen
Materials führt.
[0058] Als Alternativverfahren können die Zellen aus einer Mischung aus Partikeln und viskoelastischem
Material einem aufschäumenden Präparat, welches typischerweise eine Mischung aus Polyol
und Isocyanat ist, zugemischt werden. Die Mischung wird expandiert und im Anschluss
zermahlen, was trocken oder nass sowie entweder bei Raumtemperatur oder unter Kryobedingungen)
erfolgen kann. Die so erhaltenen Zellen können dann bei Raumtemperatur oder Hochtemperatur
in ein Matrixmaterial eingearbeitet (z.B. zugemischt oder zugegossen) werden. Das
so erhaltene Verbundmaterial kann optional zwischen Hüllmaterialschichten cokalandriert,
coextrudiert oder verpresst werden.
[0059] Alternativ können die erhaltenen Zellen, die je nach Variante aufgeschäumt oder nicht
aufgeschäumt sind, zusammen mit einem Matrixmaterial als Beschichtung oder in einer
Beschichtung auf einem Grundmaterial appliziert werden, z.B. durch Aufsprühen oder
Ausfällen, und optionalem anschließenden Vernetzungs- bzw. Aufwärmungsschritt. Optional
kann die aufgetragene, die Zellen enthaltende Schicht durch eine weitere Schicht bedeckt
werden, z.B. durch Aufsprühen oder durch andere Beschichtungstechniken.
[0060] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher beschrieben.
Es zeigen:
- Figur 1
- eine erste Ausführungsform des Verbundmaterials,
- Figur 2
- eine zweite Ausführungsform des Verbundmaterials,
- Figur 3
- eine Verwendung des Verbundmaterials als Beschichtung,
- Figur 4
- eine erste Variante einer Zelle,
- Figur 5
- eine zweite Variante einer Zelle und
- Figur 6
- eine dritte Variante einer Zelle.
[0061] In der nachfolgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele der Erfindung werden gleiche
oder ähnliche Komponenten und Elemente mit gleichen oder ähnlichen Bezugszeichen bezeichnet,
wobei auf eine wiederholte Beschreibung dieser Komponenten oder Elemente in Einzelfällen
verzichtet wird. Die Figuren stellen den Gegenstand der Erfindung nur schematisch
dar.
[0062] Figur 1 zeigt eine erste Ausführungsform des Verbundmaterials.
[0063] In Figur 1 ist eine Ausführungsform des Verbundmaterials 10 gemäß Variante a) dargestellt,
welche eine Sandwichstruktur mit einer mittleren Schicht und zwei diese umgebende
äußere Schichten aufweist. Die mittlere Schicht umfasst ein viskoelastisches Material
12, indem eine Vielzahl von Partikeln 14 eingebettet ist. Die Partikel 14 sind im
in der Figur 1 dargestellten Beispiel gleichmäßig im viskoelastischen Material 12
verteilt, die Partikel 14 bilden jedoch keine regelmäßigen Strukturen aus. Das Material
der Partikel 14 weist eine höhere Dichte als das viskoelastische Material auf und
auch das E-Modul der Partikel 14 ist größer als das effektive E-Modul des viskoelastischen
Materials 12.
[0064] Die beiden äußeren Schichten des Verbundmaterials 10 umfassen jeweils ein Hüllmaterial
16. Das Hüllmaterial 16 weist ein größeres effektives E-Modul als das viskoelastische
Material 12, jedoch ein kleineres effektives E-Modul als die Partikel 14 auf.
[0065] Jedes der Partikel 14 bildet in dem Verbundmaterial 10 einen mechanischen Resonator
aus, wobei die Partikel 14 die schwingende Masse des Resonators und das viskoelastische
Material 12 das Federelement darstellt. Das Hüllmaterial 16, welches das viskoelastische
Material 12 umgibt, stellt hierbei eine Art Anker dar, wobei die Partikel 14 relativ
zum Hüllmaterial 16 mechanische Schwingungen ausführen können. Jeder der Resonatoren
weist zumindest eine Resonanzfrequenz auf.
[0066] Aufgrund der durch die vielen Partikel 14 auftretenden lokalen Resonanzen im Inneren
des Verbundmaterials 10 stellt sich für Schall mit einer Frequenz, die im Bereich
einer Resonanzfrequenz liegt, eine größere Dämpfungswirkung ein, als gemäß dem Bergerschen
Massengesetz für ein homogenes Material mit einer Flächenmasse, die der des Verbundmaterials
10 entspricht, zu erwarten ist.
[0067] Die in der Figur 1 dargestellte Ausführungsform kann beispielsweise als schalldämpfende
bzw. schallabsorbierende Folie ausgeführt werden, indem die einzelnen Schichten des
Verbundmaterials 10 entsprechend dünn und flexibel ausgestaltet werden. Wird hingegen
mindestens eine der äußeren Schichten so Dick ausgeführt, so dass diese nicht mehr
flexibel ist, so lässt sich das Verbundmaterial 10 als schalldämmende bzw. schallabsorbierende
Platte ausgestalten.
[0068] Figur 2 zeigt eine zweite Ausführungsform des Verbundmaterials.
[0069] In Figur 2 ist eine zweite Ausführungsform des Verbundmaterials 10 dargestellt. Das
viskoelastische Material 12 mit den Partikeln 14 ist hierbei im Inneren von Zellen
20 eingeschlossen, vergleiche hierzu die Figuren 4 bis 6. Die Zellen 20 wiederum sind
in einem Matrixmaterial 24 eingebettet. In der Figur 2 ist das Verbundmaterial 10
in Form eines Quaders dargestellt, das Matrixmaterial 24 mit den darin aufgenommenen
Zellen 20 kann jedoch jede beliebige Form annehmen und insbesondere mittels Spritzguss
oder anderen formgebenden Verfahren verarbeitet werden.
[0070] Jeder der Zellen 20 stellt in dem Verbundmaterial 10 in Abhängigkeit der Anzahl der
im inneren der Zelle 20 aufgenommenen Partikel 14 einen Resonator oder mehrere Resonatoren
dar. Die Schalldämpfungswirkung des Verbundstoffs 10 ist aufgrund der auftretenden
lokalen Resonanzen größerer als gemäß dem Bergerschen Massengesetz für ein homogenes
Material mit einer Flächenmasse, die der des Verbundmaterials 10 entspricht, zu erwarten
ist.
[0071] Figur 3 zeigt die Verwendung des Verbundmaterials als Beschichtung.
[0072] In Figur 3 ist ein Grundmaterial 32 dargestellt, dessen schalldämpfenden bzw. schallabsorbierenden
Eigenschaften verbessert werden sollen. Dazu ist auf dem Grundmaterial 32 das Verbundmaterial
10 in Form einer Beschichtung 30 aufgetragen. Das Verbundmaterial 10 weist gemäß Alternative
b) ein Matrixmaterial 24 auf, in dem eine Vielzahl von Zellen 20, vergleiche Figuren
4 bis 6, eingebettet ist.
[0073] Zum Ermöglichen eines leichten Aufbringens der Beschichtung 30 kann das Matrixmaterial
24 zunächst in einem flüssigen Zustand vorliegen, wobei die Zellen 20 in dem noch
flüssigen Matrixmaterial 24 dispergiert sind. Nach dem Auftragen auf das Grundmaterial
32 härtet das Matrixmaterial 24 aus, so dass sich das Verbundmaterial 10 mit seinen
schalldämpfenden bzw. schallabsorbierenden Eigenschaften ausbildet.
[0074] Figur 4 zeigt eine erste Variante einer Zelle.
[0075] In Figur 4 ist eine Zelle 20 dargestellt, welche in ein Matrixmaterial 24, vergleiche
hierzu Figuren 2 und 3, eingebettet werden kann. Die Zelle 20 umfasst ein oder mehrere
Partikel 14, wobei in der in Figur 4 gezeigten Variante genau ein Partikel 14 in der
Zelle 20 enthalten ist. Das einzelne Partikel 14 bzw. die Partikel 14 sind in das
viskoelastische Material 12 eingebettet. Ein Schalenmaterial 22 umgibt das viskoelastische
Material 12 und schließt die Zelle 20 nach außen ab. Sowohl das einzelne Partikel
14 als auch die gesamte Zelle 20 sind in dieser Ausführungsform kugelförmig ausgestaltet.
Es ist jedoch auch denkbar, die Partikel 14 und/oder die Oberfläche der Zelle 20 auch
unregelmäßig auszugestalten.
[0076] Figur 5 zeigt eine zweite Variante einer Zelle.
[0077] In Figur 5 ist eine Zelle 20 dargestellt, welche in ein Matrixmaterial 24, vergleiche
hierzu Figuren 2 und 3, eingebettet werden kann. Die in Figur 5 dargestellte Zelle
20 entspricht der bereits mit Bezug zu Figur 4 beschriebenen Zelle 20, jedoch weist
die Zelle 20 der Figur 5 kein Schalenmaterial 22 auf. Die Oberfläche der Zelle 20
wird hier durch die Oberfläche des viskoelastischen Materials 12 ausgebildet.
[0078] Figur 6 zeigt eine dritte Variante einer Zelle.
[0079] In Figur 6 ist eine Zelle 20 dargestellt, welche in ein Matrixmaterial 24, vergleiche
hierzu Figuren 2 und 3, eingebettet werden kann. Die in Figur 6 dargestellte Zelle
20 umfasst das viskoelastische Material 12 in das in der in Figur 6 dargestellten
Ausführungsform mehrere Partikel 14 eingebettet sind. Das viskoelastische Material
12 wird vom Schalenmaterial 22 eingeschlossen, welches in dieser Ausführungsform die
Oberfläche der Zelle 20 ausbildet. Die Partikel 14 sind wie auch die gesamte Zelle
20 unregelmäßig geformt.
[0080] Die Erfindung ist nicht auf die hier beschriebenen Ausführungsbeispiele und die darin
hervorgehobenen Aspekte beschränkt. Vielmehr ist innerhalb des durch die Ansprüche
angegebenen Bereichs eine Vielzahl von Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachmännischen
Handelns liegen.
Bezugszeichenliste
[0081]
- 10
- Schalldämpfendes Material
- 12
- Viskoelastisches Material
- 14
- Partikel
- 16
- Hüllmaterial
- 20
- Zelle
- 22
- Schalenmaterial
- 24
- Matrixmaterial
- 30
- Beschichtung
- 32
- Grundmaterial
1. Verbundmaterial (10) zum Dämpfen und/oder Absorbieren von Schall umfassend Partikel
(14), die in einem viskoelastischen Material (12) eingebettet sind, wobei das viskoelastische
Material (12) entweder
a) als mittlere Schicht zwischen zwei Schichten umfassend ein Hüllmaterial (16) eingebettet
ist, wobei das E-Modul der Partikel (14) größer als das effektive E-Modul des Hüllmaterials
(16) ist und das E-Modul des Hüllmaterials (16) größer ist als das effektive E-Modul
des viskoelastischen Materials (12) oder
b) in Form einer Vielzahl von Zellen (20) in einem Matrixmaterial (24) eingebettet
ist, wobei die Zellen optional ein Schalenmaterial (22) umfassen,
wobei das E-Modul der Partikel (14) größer als das effektive E-Modul des viskoelastischen
Materials (12) ist, das E-Modul der Partikel (14) größer als das effektive E-Modul
des Matrixmaterials (24) ist und gegebenenfalls das effektive E-Modul des Schalenmaterials
(22) kleiner ist als das E-Modul der Partikel und größer ist als das E-Modul des viskoelastischen
Materials (12) und des Matrixmaterials (24),
wobei die Partikel (14) einen Durchmesser kleiner als 5000 µm aufweisen.
2. Verbundmaterial (10) gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichte des Materials der Partikel (14) größer als 3,5 g/cm3 ist
3. Verbundmaterial (10) gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Material der Partikel (14) ausgewählt ist aus Aluminium, Titan, Zirkon, Antimon,
Zink, Zinn, Mangan, Eisen, Nickel, Cobalt, Kupfer, Silber, Blei, Gold, Wolfram, einer
Legierung der genannten Metalle oder aus einem Derivat der genannten Metalle mit anderen
Atomen oder Kombinationen von Atomen der CAS-Gruppen IA, IIA, IIIA, IVA, VA, VIA,
und VIIA des Periodensystems.
4. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das viskoelastische Material (12) ein E-Modul von 0,05 bis 25 MPa, bevorzugt von
0,5 bis 5 MPa und besonders bevorzugt von 0,5 bis 3 MPa aufweist.
5. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel (14) jeweils aus zwei oder mehreren Teilen zusammengesetzt sind.
6. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das viskoelastische Material (12) ausgewählt ist aus vernetzten, teilvernetzten oder
unvernetzten Elastomeren oder thermoplastischen Elastomeren und Copolymeren, bevorzugt
ist das viskoelastische Material ausgewählt aus einem Polysiloxanelastomer, einem
Polyurethan, einem olefinbasierenden Copolymer, einem Copolyester Copolymer, einem
Polyetherester Copolymer, einem Polyetheramid Copolymer, einem Styrol-Butadien-Styrol-Copolymer,
einem Styrol-Butadien-Ethylen-Styrol- Copolymer oder einer Kombination mindestens
zweier der genannten Materialien.
7. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das viskoelastische Material (12) ein aufgeschäumtes Material ist.
8. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei im Fall gemäß der Alternative
a) der Anteil an Partikeln (14), im viskoelastischen Material (12) von 10 bis 90 vol.%
beträgt und
im Fall gemäß Alternative b) der Anteil an Zellen (20) im Matrixmaterial (24) von
10 bis 90 vol.% beträgt.
9. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das E-Modul des Hüllmaterials (16) gemäß Alternative a) größer als 5 MPa ist und
dass das E-Modul des Schalenmaterials (22) gemäß Alternative b) größer als 5MPa ist.
10. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei gemäß Alternative a)
das Hüllmaterial (16) ausgewählt ist ausgewählt ist aus einem Polymer, bevorzugt Polyurethan,
Polyester, Polyamid, Polystyrol, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Polyvinylchlorid oder
einem Polyolefin, aus einem Metall, bevorzugt Aluminium, oder aus einer Keramik, oder
aus einem Verbund mindestens zweier der genannten Materialien.
11. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei gemäß Alternative a)
die mittlere Schicht umfassend das viskoelastische Material (12) eine Dicke vom 1,5
fachen des größten Partikeldurchmessers bis 15 mm beträgt und wobei gemäß Alternative
b) die Stärke des viskoelastischen Materials ausgehend von der Oberfläche eines eingebetteten
Partikels vom 1,5 fachen des größten Partikeldurchmessers bis 15 mm beträgt.
12. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Schalenmaterial (22) ausgewählt ist aus einem organischen Material, bevorzugt
einem Polymer, bevorzugt einem Acrylat, einem Polyurethan, oder aus einem anorganischen
Material, bevorzugt einem Oxid, besonders bevorzugt Siliziumoxid.
13. Verbundmaterial (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 oder 11 bis 12, wobei das viskoelastische
Material gemäß Alternative b) in eine Vielzahl von Zellen eingeschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Matrixmaterial ausgewählt ist aus einem organischen Material, bevorzugt Acrylat,
Polyolefin, Polyester, Polyamid, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Polystyrol, Polyvinylchlorid,
einem Epoxy, einem Polyurethan, aus Melaminharz, oder aus Cellulose, oder aus einem
anorganischen Material.
14. Verfahren zur Herstellung eines Verbundmaterials (10) gemäß einem der Ansprüche 1
bis 13, wobei in einem ersten Schritt die Partikel (14)
mit dem viskoelastischen Material (12) oder dessen Vorläufersubstanzen vermischt werden
und anschließend das viskoelastische Material (12) zusammen mit dem Hüllmaterial (16)
coextrudiert oder cokalandriert wird oder das viskoelastische Material (12) zermahlen
wird und anschließend mit dem Matrixmaterial (24) vermischt wird
oder
die Partikel (14) in einem ersten Schritt in dem viskoelastischen Material (12) und
optional in dem Schalenmaterial (22) eingekapselt werden und anschließend mit dem
Matrixmaterial (24) vermischt werden.
15. Verwendung eines Verbundmaterials (10) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 13 als schalldämmende
Folie, als schalldämmende Platte, als Spritzgussteil, als schalldämmende Beschichtung
(30) oder in einer Kombination mindestens zweier der genannten Gegenstände.