[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Sitzmöbel mit einer Sitz- und/oder Lehnenpolsterung
und einer Sitz- und/oder Anlehnfläche, wobei die Sitz- und/oder Lehnenpolsterung einen
von einem Polsterbezug umhüllten Polsterkern aufweist, gemäß dem Oberbegriff von Anspruch
1.
[0002] In der Möbelindustrie wird der Polsterkern von Sitz- und/oder Lehnenpolster aus synthetischen
Schaumstoffen und -vliesen aus kompressiblen Materialien gefertigt und eventuell auch
mit einem innenliegenden, aus Metallfedern bestehenden Metalldrahtgeflecht - genannt
Federkern - ergänzend ausgeführt. Der Polsterkern ist ferner mit einem Polsterbezug
umhüllt, für den vielfältige Ausführungen existieren. Abhängig vom Material des Polsterbezuges
und der Raumtemperatur werden Polsterbezüge vom Benutzer beim Platz nehmen mitunter
als kalt empfunden, wodurch ein entspanntes Sitzen erschwert wird. In herkömmlicher
Weise wird dieser Umstand in Kauf genommen.
[0003] Es ist das Ziel der Erfindung die Behaglichkeit von Sitzmöbel zu erhöhen und den
Sitzkomfort bereits beim Platz nehmen zu verbessern.
[0004] Diese Ziele werden durch die Merkmale von Anspruch 1 erreicht. Anspruch 1 bezieht
sich auf ein Sitzmöbel mit einer Sitz- und/oder Lehnenpolsterung und einer Sitz- und/oder
Anlehnfläche, wobei die Sitz- und/oder Lehnenpolsterung einen von einem Polsterbezug
umhüllten Polsterkern aufweist, bei dem erfindungsgemäß vorgeschlagen wird, dass auf
der der Sitz- und/oder Anlehnfläche zugewandten Seite des Polsterkerns zwischen Polsterkern
und Polsterbezug eine Infrarot-Heizmatte angeordnet ist. Infrarot-Heizmatten zeichnen
sich dadurch aus, dass ein wesentlicher Teil der zum Betrieb der Heizmatte verwendeten
elektrischen Energie in Strahlungsenergie umgesetzt wird, die als Infrarot-Strahlung
emittiert wird. Herkömmliche Heizmatten erzeugen mithilfe von stromdurchflossenen
Widerstandsdrähten hingegen hauptsächlich joulesche Wärme, die über Wärmeleitung die
umgebenden Materialien aufheizt. Dieser Umstand bringt den weiteren Nachteil herkömmlicher
Heizmatten mit sich, dass eine Temperaturregelung etwa mithilfe eines Thermostaten
vorgesehen sein muss, um Überhitzungen zu vermeiden. Die Erfindung besteht jedoch
nicht darin, die Sitz- und/oder Anlehnfläche des Sitzmöbels selbst zu erwärmen, um
in weiterer Folge Wärme über Wärmeleitung oder Wärmekonvektion auf die sitzende Person
zu übertragen, sondern die Wärme über Wärmestrahlung direkt auf die sitzende Person
zu übertragen. Hierzu ist erfindungsgemäß auch vorgesehen, dass die Infrarot-Heizmatte
auf der der Sitz- und/oder Anlehnfläche zugewandten Seite des Polsterkerns angeordnet
ist, sodass der Weg der Infrarot-Strahlung innerhalb des Sitzmöbels gering gehalten
wird, um möglichst wenig Strahlungsleistung durch Absorption innerhalb des Sitzmöbels
zu verlieren und möglichst viel Strahlungsleistung auf die sitzende Person zu übertragen.
Infrarot-Strahlung verfügt dabei über die Eigenschaft, Wärme über Absorption durch
einen bestrahlten Gegenstand zu übertragen, wobei der Absorptionskoeffizient materialabhängig
ist. Innerhalb von Gasen oder Objekten niedriger Dichte ist der Absorptionskoeffizient
in der Regel gering, sodass sich Infrarot-Strahlung etwa durch die Raumluft ohne nennenswerte
Verluste ausbreiten kann. Der menschliche Körper absorbiert Infrarot-Strahlung hingegen
gut, wobei Infrarot-Strahlung über frequenzabhängige Eindringtiefen in die Hautschichten
und das darunter liegende Gewebe eindringt und auf diese Weise eine als angenehm empfundene
Tiefenwärme bereitstellt. Das Aufwärmen von Körperteilen mit Infrarotstrahlen wirkt
gefäßerweiternd und führt zu einer Zunahme der Blutzirkulation und zur Entspannung.
[0005] Bei den erfindungsgemäß vorgesehenen Infrarot-Heizmatten handelt es sich auch um
handelsübliche Produkte, wie sie etwa in der Medizin eingesetzt werden. Die von der
Infrarot-Heizmatte erzeugte Tiefenwärme wird im medizinischen Bereich bei Krankheitsbildern
wie Rheuma, Muskel- & Gelenkschmerzen, Hauterkrankungen sowie teilweise auch bei Gefäßerkrankungen
eingesetzt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sollen jedoch in erster Linie der
Sitzkomfort und die Behaglichkeit des Sitzmöbels verbessert werden.
[0006] Die Oberflächentemperatur der Sitz- oder Anlehnfläche selbst kann niedrig gehalten
werden. Eine bevorzugte Ausführung sieht etwa vor, dass eine Steuerung vorgesehen
ist, die die Temperatur des Polsterbezuges auf höchstens 39°C begrenzt, was in etwa
der Körpertemperatur entspricht. Die erfindungsgemäße Verwendung der Infrarot-Heizmatte
ist für den Benutzer somit kaum über die Temperatur des Polsterbezuges fühlbar, sondern
durch die Tiefenwirkung der übertragenen Wärmestrahlung. Die vorgesehene Erwärmung
der Sitz- und/oder Anlehnfläche auf Körpertemperatur dient vorrangig der Unterbindung
von Wärmeableitung von der menschlichen Haut auf das Sitzmöbel, die für den kalten
Eindruck des Sitzmöbels verantwortlich ist, aber nicht der Erwärmung der sitzenden
Person, die erfindungsgemäß über Wärmestrahlung erfolgt.
[0007] Vorzugsweise kann außerdem vorgesehen sein, dass zwischen Polsterbezug und Infrarot-Heizmatte
eine Abdeckung aus einem Vliesmaterial angeordnet ist, die die Oberfläche weicher
gestalten soll und verhindert, dass die sitzende Person die Heizmatte beim Sitzen
oder Liegen spürt. Vliesmaterial verfügt ferner über die Eigenschaft Infrarot-Strahlung
kaum zu absorbieren, so dass die Absorption der Infrarot-Strahlung hintan gehalten
werden kann.
[0008] Sofern hier und im Folgenden von einem Sitzmöbel die Rede ist, so schließt das auch
Möbel ein, die von einer Sitzstellung in eine Liegestellung umgewandelt werden können,
sowie Möbel, die sowohl über Sitzflächen verfügen als auch als Liegeflächen nutzbare
Elemente aufweisen. Eine im Folgenden als Sitzfläche bezeichnete Fläche kann somit
auch eine Liegefläche sein. Insbesondere für Sitzmöbel, die sowohl über Sitz- als
auch Liegeflächen verfügen, oder über Sitzflächen, die durch Einnäher oder Einziehstäbe
oder ähnliches in einzelne Sitzflächen unterteilt sind wird vorgeschlagen, dass zumindest
zwei Infrarot-Heizmatten vorgesehen sind, die über eine gemeinsame Einschaltsteuerung
verfügen. Bei Sitzmöbel, die vom Design her eine einheitliche, nicht durch Einnäher
oder Einziehstäbe unterbrochene Sitz-oder Liegefläche aufweisen, kann eine einzelne,
durchgehende Infrarot-Heizmatte verwendet werden. Werden aus Designgründen die Sitzfläche
durch Einnäher oder Einziehstäbe oder ähnliches hingegen in einzelne Sitzflächen unterteilt,
kann statt einer durchgehenden Infrarot-Heizmatte auch die Verwendung mehrerer kleiner
Infrarot-Heizmatten vorgesehen sein, die über eine gemeinsame Einschaltsteuerung verfügen,
indem sie steuerungstechnisch über ein Verbindungskabel in einem Steuerungskasten
zusammengefasst werden.
[0009] Die Erfindung wird in weiterer Folge mithilfe der beiliegenden Zeichnung anhand eines
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigt dabei die
[0010] Fig. 1 eine Schnittansicht einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Sitzmöbels.
[0011] Das Sitzmöbel gemäß der Fig. 1 verfügt über ein Grundgestell 1, das aus den unterschiedlichsten
Materialien wie etwa Holz, Metall, Kunststoff oder dergleichen gefertigt werden kann.
Auf dem Grundgestell 1 ist eine Sitzpolsterung 2 befestigt. Die Lehne wird üblicherweise
als Lehnenpolsterung 3 vorzugsweise aus Schaumstoff ausgeführt. Die Sitzpolsterung
2 umfasst einen Polsterkern 11 und einen Polsterbezug 12 in herkömmlicher Ausführung.
Der Polsterkern 11 ist dabei zumeist als Schaumstoff- oder Federkernpolsterung ausgeführt.
Für den Polsterbezug 12 werden in der Regel textile Materialien, Leder oder Kunstleder
und dergleichen verwendet.
[0012] Auf der der Sitzfläche zugewandten Seite des Polsterkerns 11 ist zwischen dem Polsterkern
11 und dem Polsterbezug 12 eine Infrarot-Heizmatte 5 angeordnet. Die Infrarot-Heizmatte
5 entspricht üblichen Ausführungen wie sie etwa im medizinischen Bereich bereits Einsatz
finden und wird im Zuge der Herstellung des Sitzmöbels auf den Polsterkern 11 aufgelegt
und fixiert. In weiterer Folge wird diese Anordnung mit einer Abdeckung 4 aus einem
Vliesmaterial versehen, die die Sitzfläche weicher gestalten soll und welche verhindert,
dass die Infrarot-Heizmatte 5 beim Sitzen oder Liegen ertastet wird. Die Abdeckung
4 wird zuletzt mit dem Polsterbezug 12 überzogen.
[0013] Die Infrarot-Heizmatte 5 ist über ein Verbindungskabel 6 mit einem Steuerungskasten
7 verbunden, in der sich die Steuerung für die Temperatur der Infrarot-Heizmatte sowie
die Einschaltsteuerung befinden. Eine bevorzugte Ausführung sieht etwa vor, dass die
Steuerung die Temperatur des Polsterbezuges 12 auf höchstens 39°C begrenzt, was in
etwa der Körpertemperatur entspricht. Die Infrarot-Heizmatte 5 ist für den Benutzer
somit kaum über die Temperatur des Polsterbezuges 12 fühlbar, sondern durch die Tiefenwirkung
der übertragenen Wärmestrahlung.
[0014] Der Steuerungskasten 7 kann über ein Netzkabel 9 und einen Netzstecker 10 an ein
Stromversorgungsnetz angeschlossen werden. Mithilfe eines Bedienelements 8 kann die
Infrarot-Heizmatte 5 manuell ein- und ausgeschaltet werden, wobei die Einschaltsteuerung
auch eine automatische Abschaltung der Infrarot-Heizmatte 5 etwa nach 120 Minuten
vorsehen kann, um unnötigen Stromverbrauch bei zwischenzeitlichem Verlassen des Sitzmöbels
zu vermeiden. Die automatische Abschaltung stellt des Weiteren auch eine sicherheitstechnische
Maßnahme dar, um trotz der niedrigen Betriebstemperaturen der Infrarot-Heizmatte 5
lokale Überhitzungen zu vermeiden. Auch zusätzliche Temperatursensoren können vorgesehen
sein (in der Fig. 1 nicht eingezeichnet), die unzulässige Temperaturerhöhungen detektieren
und über die Einschaltsteuerung ein automatisches Ausschalten der Infrarot-Heizmatte
5 bewirken, um insbesondere bei Fehlfunktionen übermäßige Erwärmungen des Sitzmöbels
zu vermeiden. Da Infrarot-Heizmatten 5 im Vergleich zu herkömmlichen Heizmatten, die
mittels Konvektion die Wärme übertragen, bei deutlich niedrigeren Temperaturen betrieben
werden, ist ein Überhitzungsrisiko der umgebenden Materialien jedoch sehr gering.
Das Bedienelement 8 ist in einem bequem zugänglichen Bereich des Sitzmöbels angeordnet,
etwa an einer Armlehne. Der Steuerungskasten 7 kann im Fall eines Niederspannungsbetriebes
auch einen Transformator für eine Spannungswandlung der über den Netzstecker 10 zugeführten
Versorgungsspannung in den Niederspannungsbereich aufweisen. In der Regel wird aber
ein Betrieb mit 230 V vorgesehen sein.
[0015] Insbesondere für Sitzmöbel, die sowohl über Sitz- als auch Liegeflächen verfügen,
oder über Sitzflächen, die durch Einnäher oder Einziehstäbe oder ähnliches in einzelne
Sitzflächen unterteilt sind kann auch vorgesehen sein, dass zwei oder mehrere Infrarot-Heizmatten
5 vorgesehen sind, die über eine gemeinsame Einschaltsteuerung verfügen. Bei einem
L-förmigen Sitzmöbel kann etwa an einem Schenkel des L-förmigen Sitzmöbels eine einheitliche,
nicht durch Einnäher oder Einziehstäbe unterbrochene Liegefläche vorgesehen sein,
und am zweiten Schenkel des L-förmigen Sitzmöbels eine durch Einnäher oder Einziehstäbe
oder ähnliches in einzelne Sitzflächenteile unterteilte Sitzfläche. Bei einem solchen
Sitzmöbel kann eine erste Infrarot-Heizmatte 5 für die Liegefläche vorgesehen sein,
und weitere Infrarot-Heizmatten 5' für die einzelnen Sitzflächenteile. Die Verbindungskabel
6 für die erste Infrarot-Heizmatte 5 sowie alle weiteren Infrarot-Heizmatten 5' können
im Steuerungskasten 7 zusammengeführt werden und über eine gemeinsame Einschaltsteuerung
angesteuert werden, sodass stets alle Infrarot-Heizmatten 5, 5' gemeinsam bedient
werden. Freilich wären jedoch grundsätzlich auch unterschiedliche Bedienmöglichkeiten
möglich, bei der die einzelnen Infrarot-Heizmatten 5, 5' getrennt voneinander angesteuert
werden.
[0016] Sobald eine Person auf dem erfindungsgemäßen Sitzmöbel Platz nimmt, kann über das
Bedienelement 8 die zumindest eine Infrarot-Heizmatte 5 eingeschalten werden. Die
von der Infrarot-Heizmatte 5 emittierte Wärmestrahlung wirkt vergleichsweise rasch
erwärmend, da im Gegensatz zu herkömmlichen Heizmatten nicht erst die Sitzfläche aufgewärmt
werden muss, um in weiterer Folge über Wärmeleitung und Wärmekonvektion die sitzende
Person zu wärmen. Zudem ist eine starke Erwärmung der Sitzfläche im Rahmen der Erfindung
auch weder gewünscht noch notwendig, stattdessen wird die Erwärmung der Sitzfläche
auf Körpertemperatur begrenzt. Die Infrarot-Strahlung wirkt in weiterer Folge entspannend
und erhöht somit die Behaglichkeit des Sitzmöbels und verbessert dessen Sitzkomfort.
1. Sitzmöbel mit einer Sitz- und/oder Lehnenpolsterung (2, 3) und einer Sitz- und/oder
Anlehnfläche, wobei die Sitz- und/oder Lehnenpolsterung (2, 3) einen von einem Polsterbezug
(12) umhüllten Polsterkern (11) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass auf der der Sitz- und/oder Anlehnfläche zugewandten Seite des Polsterkerns (11) zwischen
Polsterkern (11) und Polsterbezug (12) eine Infrarot-Heizmatte (5) angeordnet ist.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuerung vorgesehen ist, die die Temperatur des Polsterbezuges (12) auf höchstens
39°C begrenzt.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen Polsterbezug (12) und Infrarot-Heizmatte (5) eine Abdeckung (4) aus einem
Vliesmaterial angeordnet ist.
4. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest zwei Infrarot-Heizmatten (5) vorgesehen sind, die über eine gemeinsame
Einschaltsteuerung verfügen.