[0001] Die Erfindung betrifft ein Dichtungssystem zwischen zwei entlang einer Bewegungsachse
gegeneinander translatorisch beweglichen Bauteilen zum Abdichten einer Hochdruckseite
gegenüber einer Niederdruckseite, wobei ein äußeres Bauteil eine zu einem inneren
Bauteil offene, der Niederdruckseite (N) zugewandte erste Ringnut und zumindest eine
zum inneren Bauteil offene, der Hochdruckseite zugewandte zweite Ringnut aufweist.
In der ersten Ringnut ist eine Dichtungsanordnung vorgesehen, die einen am inneren
Bauteil anliegenden ersten Dichtring aus einem elastisch verformbaren Material und
einen den ersten Dichtring radial spannenden, gegenüber der ersten Ringnut abdichtenden
ersten Vorspannring aus einem elastisch verformbaren Material aufweist. In jeder zweiten
Ringnut ist ein Druckentlastungselement vorgesehen, das einen am inneren Bauteil anliegenden
zweiten Dichtring aus einem elastisch verformbaren Material und einen den zweiten
Dichtring radial spannenden, gegenüber der zweiten Ringnut abdichtenden zweiten Vorspannring
aus einem elastisch verformbaren Material aufweist.
[0002] Der zweite Dichtring weist eine Dichtkante mit einem hochdruckseitigen Kontaktflächenwinkel
und einem niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel auf, wobei jedem Druckentlastungselement
mindestens ein Verbindungskanal zugeordnet ist, über den ein Zwischenraum zwischen
der Dichtungsanordnung und dem ersten Druckentlastungselement mit der Hochdruckseite
oder ein Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Druckentlastungselementen mit der
Hochdruckseite verbindbar ist oder zwei benachbarte Zwischenräume über den Verbindungskanal
miteinander verbindbar sind.
[0003] Jeder Verbindungskanal ist in einer Drucklage P
ZN > P
H bzw. P
ZN > P
ZH geschlossen und in einer Druckentlastungslage P
ZN ≥ P
H+P
krit bzw. P
ZN ≥ P
ZH+P
krit geöffnet, wobei P
H der hydraulische Druck auf der Hochdruckseite, P
ZN der hydraulische Druck im niederdruckseitigen Zwischenraum, P
ZH der hydraulische Druck im hochdruckseitigen Zwischenraum und P
krit eine Druckzuwachsgröße ist, bei der oder bei deren Überschreitung der Verbindungskanal
geöffnet ist und wobei P
Krit durch eine Verformung des zweiten Vorspannrings definiert ist. Der Verbindungskanal
ist in der Drucklage P
ZN > P
H bzw. P
ZN > P
ZH durch den zweiten Vorspannring verschlossen und der hochdruckseitige Kontaktflächenwinkel
der Dichtkante des zweiten Dichtrings ist kleiner oder gleich dem niederdruckseitigen
Kontaktflächenwinkel der Dichtkante, so dass im druckbeaufschlagten Zustand und bei
einer Hin- und Herbewegung des inneren Bauteils im äußeren Bauteil für den Dichtring
eine bestimmte Leckagerate eingestellt ist, über die der hydraulische Druck im niederdruckseitigen
Zwischenraum eingestellt wird.
[0004] Ein derartiges Dichtungssystem ist aus der
EP 1 991 800 B1 bekannt. Das bekannte Dichtungssystem ist jedoch mit einem hohen Montageaufwand verbunden
und in der Herstellung teuer.
[0005] Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung, ein Dichtungssystem mit den vorgenannten
technischen Vorteilen anzugeben, das insgesamt einfacher und kostengünstiger herzustellen
ist.
[0006] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch ein Dichtungssystem mit den in Patentanspruch
1 angegebenen Merkmalen gelöst.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Dichtungssystem sind der zweite Dichtring und der zweite
Vorspannring zumindest eines Druckentlastungselements einstückig miteinander ausgebildet
und bestehen aus Polyurethan, wobei P
Krit durch eine zumindest abschnittsweise Verformung des zweiten Vorspannrings in einer
zur Bewegungsachse radialen Richtung definiert ist. Der zweite Dichtring und das zweite
Vorspannelement können dadurch gemeinsam als ein einzelnes Bauteil aus einem kostengünstigen
Werkstoff sowie mit insgesamt geringeren Fertigungstoleranzen erzeugt werden. Darüber
hinaus wird dadurch die Montage des Dichtungssystems vereinfacht. Das erfindungsgemäße
Dichtungssystem kann dadurch insgesamt einfacher und kostengünstiger hergestellt werden.
[0008] Nach der Erfindung können der Fertigungs- und Montageaufwand des Dichtungssystems
im Falle mehrerer Druckentlastungselemente dadurch nochmals weiter verringert werden,
dass der zweite Dichtring und der zweite Vorspannring eines jeden Druckentlastungselements
einstückig miteinander ausgebildet sind und aus Polyurethan bestehen.
[0009] Bei dem erfindungsgemäßen Dichtungssystem liegt der Druck auf der Hochdruckseite
nicht unmittelbar an der Primärdichtung an. Dieser Vorteil wirkt sich besonders bei
der Anordnung mehrerer hintereinandergeschalteter Druckentlastungselemente aus. Beim
Aufbau eines Dichtungssystems mit einer Dichtungsanordnung und einem oder mehreren
Druckentlastungselementen sind ein oder mehrere Zwischenräume zwischen dem oder den
Druckentlastungselementen und der Dichtungsanordnung vorgesehen. Im hydraulischen
Betrieb können in den einzelnen, durch Druckentlastungselemente voneinander getrennten,
Zwischenräumen unterschiedliche hydraulische Drücke entstehen. Die Druckdifferenz
zwischen benachbarten Zwischenräumen bestimmt den Druck, mit dem das entsprechende
Druckentlastungselement belastet wird. Jedem Druckentlastungselement ist mindestens
ein Verbindungskanal zur Druckentlastung des auf der Niederdruckseite angrenzenden
niederdruckseitigen Zwischenraums zugeordnet. Jeder Verbindungskanal verbindet den
niederdruckseitigen Zwischenraum, in dem der hydraulische Druck P
ZN anliegt, mit dem der Hochdruckseite zugewandten, hochdruckseitigen Zwischenraum,
in dem der hydraulische Druck P
ZH anliegt, bzw. mit der den Hochdruck P
H aufweisenden Hochdruckseite. Der Verbindungskanal ist in einer Grunddrucklage P
ZN ≤ P
ZH bzw. P
ZN ≤ P
H des Dichtungssystems, in der der Druck P
ZN im niederdruckseitigen Zwischenraum kleiner oder gleich dem Druck P
ZH im hochdruckseitigen Zwischenraum bzw. dem Druck P
H auf der Hochdruckseite ist, geschlossen. In der Grunddrucklage dichtet der Dichtring
den hochdruckseitigen Zwischenraum bzw. die Hochdruckseite gegenüber dem niederdruckseitigen
Zwischenraum ab. Der erfindungsgemäße Verbindungskanal bleibt auch in einer invertierten
Drucklage P
ZN > P
ZH bzw. P
ZN > P
H geschlossen, in der der niederdruckseitige Zwischenraumdruck den hochdruckseitigen
Druck übersteigt und in der der Dichtring den niederdruckseitigen Zwischenraum gegenüber
dem hochdruckseitigen Zwischenraum bzw. gegenüber der Hochdruckseite abdichtet. Der
Verbindungskanal wird erst beim Erreichen einer Druckentlastungslage P
ZN ≥ P
ZH+P
krit bzw. P
ZN ≥ P
H+P
krit geöffnet, in der eine Druckzuwachsgröße P
krit erreicht oder überschritten wird. Die Druckzuwachsgröße P
krit stellt einen kritischen Öffnungsdruck für den Verbindungskanal dar und ist durch
eine Verformung des zweiten Vorspannrings definiert.
[0010] Die Druckentlastung durch die einseitig wirkenden Verbindungskanäle ist besonders
vorteilhaft bei der Aneinanderreihung mehrerer Druckentlastungselemente. Im hydraulischen
Betrieb kann der hydraulische Druck in den Zwischenräumen unterschiedlich stark ansteigen.
Die Druckentlastung eines Zwischenraums hängt ausschließlich von dem Druck eines weiteren,
nämlich des hochdruckseitig nächsten, Zwischenraums ab. Sobald die Druckdifferenz
P
ZN - P
ZH zwischen beiden an das Druckentlastungselement angrenzenden Zwischenräumen bzw. P
ZN - P
H zwischen dem Zwischenraum und der Hochdruckseite die jeweilige Druckzuwachsgröße
P
krit erreicht, P
ZN - P
ZH = P
krit bzw. P
ZN - P
H = P
krit, wird der entsprechende Verbindungskanal geöffnet, so dass ein Druckausgleich zwischen
den miteinander verbundenen Druckbereichen bzw. Zwischenräumen stattfindet. Auf diese
Weise wird erreicht, dass in dem erfindungsgemäßen Dichtungssystem ein Zwischenraum
bei sämtlichen Drücken P
ZN - P
ZH ≥ P
krit, insbesondere bei Zwischenraumdrücken P
ZN, P
ZH < P
H unterhalb des auf der Hochdruckseite anstehenden hydraulischen Betriebsdruckes, druckentlastet
wird. Der hochdruckseitige Kontaktflächenwinkel der Dichtkante des zweiten Dichtrings
ist jeweils kleiner oder gleich dem niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel der Dichtkante,
so dass im druckbeaufschlagten Zustand und bei einer Hin- und Herbewegung des inneren
Bauteils im äußeren Bauteil für den Dichtring eine bestimmte Leckagerate eingestellt
ist, über die der hydraulische Druck im niederdruckseitigen Zwischenraum eingestellt
wird.
[0011] Für den Dichtmechanismus sind die Vorspannung und der Kontaktpressungsverlauf der
dynamischen Abdichtung von grundsätzlicher Bedeutung. Die Vorspannung wird beim Einbau
des inneren Bauteils in das äußere Bauteil erzeugt. Der Kontaktpressungsverlauf entspricht
der von einer druckflüssigkeitsbelasteten Oberfläche des Dichtrings auf die Dichtfläche
übertragenen Spannung. Die Bilanz von ausgeschlepptem Ölfilm zu eingeschlepptem Schmierfilm
bildet die Leckagerate. Die hydrodynamische Leckagerate wird durch den Pressungsgradienten
im Kontaktbereich hin zur Hochdruckseite festgelegt. Der Pressungsgradient hängt von
den Kontaktflächenwinkeln zwischen der Dichtkante und dem abzudichtenden inneren Bauteil
ab. Ein hochdruckseitig steiler Kontaktflächenwinkel bewirkt einen steilen Pressungsgradient
und eine geringe Leckagerate, wohingegen ein hochdruckseitiger flacher Kontaktflächenwinkel
zu einem flachen Pressungsgradienten und einer größeren Leckagerate führt.
[0012] Solange die Rückförderfähigkeit eines Dichtungssystems größer oder gleich der ausgeförderten
Ölmenge ist, spricht man von dichten Systemen. Deshalb weist der erste Dichtring der
in der ersten Ringnut angeordneten Dichtungsanordnung, die als Primärdichtung im erfindungsgemäßen
Dichtungssystem dient, einen steilen Pressungsgradienten auf. An den Druckentlastungselementen
werden demgegenüber Leckraten in kontrollierter Weise zugelassen, indem die Dichtkanten
der entsprechenden Dichtringe symmetrische Kontaktflächenwinkel oder asymmetrische
Kontaktflächenwinkel mit hochdruckseitig kleinerem Kontaktflächenwinkel als niederdruckseitig
aufweisen und infolgedessen flache Pressungsgradienten besitzen.
[0013] Die hochdruckseitigen und niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel sind derart gewählt,
dass im druckbeaufschlagten Zustand und bei einer Hin- und Herbewegung des inneren
Bauteils im äußeren Bauteil eine für jeden Dichtring jeweils bestimmte Leckagerate
eingestellt wird, über die der hydraulische Druck in dem an das jeweilige Druckentlastungselement
niederdruckseitig angrenzenden Zwischenraum eingestellt wird. Über die Kontaktflächenwinkel
ist die hydrodynamische Leckage für jedes Druckentlastungselement derart gewählt,
dass in jedem Zwischenraum ein bestimmter hydraulischer Druck anliegt. Auf diese Weise
werden im erfindungsgemäßen Dichtungssystem definierte Zwischenraumdrücke eingestellt,
die in bevorzugter Ausführung kaskadenartig von der Hochdruckseite zur Niederdruckseite
hin abnehmen. An jedem Druckentlastungselement und an der Dichtungsanordnung ist eine
Druckstufe definiert, deren Höhe der an dem entsprechenden Element anliegenden Druckdifferenz
entspricht. Das erfindungsgemäße Dichtungssystem besitzt neben dem hydrodynamischen
Rückfördervermögen der Dichtringe eine hydrostatische Entspannungs-möglichkeit über
die in den Druckentlastungselementen vorgesehenen Verbindungskanäle. Die Ventilfunktion
der Verbindungskanäle führt zu einer Druckentlastung eines Zwischenraums bei einem
Anstieg des Zwischenraumdrucks über den Zwischenraumdruck des hochdruckseitig nächsten
Zwischenraums plus die entsprechende Druckzuwachsgröße.
[0014] Bei optimaler Auslegung der einzelnen Elemente des erfindungsgemäßen Dichtungssystems
kann der System- oder Arbeitsdruck in einem Hydrauliksystem ohne Einschränkungen auf
die Funktionalität oder Lebensdauer des Dichtungssystems erhöht werden. Durch einen
definierten Druck hinter einem Druckentlastungselement kann sogar die Schmierfilmbildung
im Dichtspalt der Druckdichtung verbessert werden, was wiederum die Reibung und die
Lebensdauer des Gesamtsystems positiv beeinflusst. Erreicht wird dieser optimierte
Zustand durch eine Einstellbarkeit des Öffnungsdruckes der Druckventilation im Druckentlastungselement,
das heißt, der entsprechenden Druckzuwachsgröße. Die niederdruckseitige Mündungsöffnung
bzw. das niederdruckseitige Ende des Verbindungskanals wird am Innen- oder Außendurchmesser
des zweiten Dichtrings oder des zweiten Vorspannrings oder in der zweiten Ringnut
axial unterschiedlich angebracht, so dass durch die druckabhängige Verschiebung der
Druckentlastungselemente untereinander ein mehr oder weniger hoher Öffnungsdruck eingestellt
wird.
[0015] Durch das Zusammenspiel von hydrodynamischem Fördervermögen und hydrostatischer Entlastung
kann auch unter ungünstigen Betriebsverhältnissen mit einem Dichtungssystem aus beispielsweise
einer Druckdichtung mit Entlastungskanal und einer nachgeschalteten Sekundärdichtung
eine hohe Standzeit mit verbesserten bzw. ohne Leckagen nach Außen erreicht werden.
[0016] Nach einer besonders bevorzugten Weiterbildung der Erfindung sind auch der erste
Dichtring und der erste Vorspannring der Dichtungsanordnung des Dichtungssystems einstückig
miteinander ausgebildet. Dadurch kann der Fertigungsaufwand des Dichtungssystems nochmals
weiter verringert werden. Die Dichtungsanordnung kann in diesem Fall unter Kostengesichtspunkten
ebenfalls aus Polyurethan bestehen.
[0017] Der zweite Vorspannring des Druckentlastungselements weist nach der Erfindung vorzugsweise
einen dichtlippenartig ausgebildeten Schenkel auf, der in der Grunddrucklage P
ZN > P
H bzw. P
ZN > P
ZH mit einer Dichtkante am Nutgrund der zweiten Ringnut dichtend anliegt und wobei der
dichtlippenartige Schenkel in der Druckentlastungslage - durch seine radial gerichtete
Auslenkung gegenüber dem Dichtring - mit seiner Dichtkante aus der dichtenden Anlage
am Nutgrund bewegt ist. Dadurch gibt der zweite Vorspannring einen dem Druckausgleich
dienenden Fluidstrom über den Verbindungskanal frei. Der zweite Vorspannring kann
dabei insbesondere einen gewinkelten bzw. L-förmigen Querschnitt mit einem ersten
und einem zweiten Schenkel aufweisen. Der erste Schenkel erstreckt ich dabei vom zweiten
Dichtring in radialer Richtung weg und der dichtlippenartig ausgebildete zweite Schenkel
erstreckt sich axial in Richtung auf den Hochdruckbereich des Dichtungssystems.
[0018] Erfindungsgemäß kann zumindest einer der Verbindungskanäle eine im Druckentlastungselement
angeordnete Durchgangsbohrung und/oder zur zweiten Ringnut hin offene Nutabschnitte
umfassen, die am Druckentlastungselement und/oder im äußeren Bauteil ausgebildet sind.
[0019] Sofern die Durchgangsbohrung bzw. die Nutabschnitte am Druckentlastungselement ausgebildet
sind, kann das erfindungsgemäße Dichtungssystem vereinfacht und ohne großen Kostenaufwand
bei bestehenden Baugruppen nachgerüstet werden
[0020] Die Nutabschnitte können insbesondere an einer niederdruckseitigen Stirnseite des
Druckentlastungselements, an einer dem Nutgrund der zweiten Ringnut zuweisenden Außenseite
des zweiten Vorspannrings und/oder an einer der Hochdruckseite H zuweisenden Stirnseite
des zweiten Dichtrings des Druckentlastungselements angeordnet sein. Wesentlich ist,
dass der dichtlippenartige Schenkel des Vorspannelements durch die Nutabschnitte bzw.
die Durchgangsbohrungen des Verbindungskanals mit dem im niederdruckseitig angeordneten
Zwischenraum herrschenden Druck beaufschlagbar ist, selbst wenn das Druckentlastungselement
gegen die niederdruckseitige Nutflanke der zweiten Ringnut gepresst wird. Darüber
hinaus muss durch den Verbindungskanal in der Druckentlastungslage ein zur Hochdruckseite
gerichteter Fluidstrom des jeweiligen Druckmediums sichergestellt sein, selbst wenn
das Druckentlastungselement in der Druckentlastungslage an die hochdruckseitige Nutflanke
der zweiten Ringnut gepresst wird.
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Dichtungssystems ist
das äußere Bauteil ein Gehäuse, insbesondere ein Zylinder, und das innere Bauteil
eine Kolbenstange eines in dem Gehäuse geführten Kolbens. Es versteht sich, dass die
Ringnuten alternativ auch im inneren Bauteil ausgebildet sein können. Gehäuse-Kolben-Einheiten
sind oftmals hydraulische Systeme mit hohen Betriebsdrücken. Eine erfindungsgemäße
Anordnung und Ausführung von Druckentlastungselementen bietet sich zur Entlastung
einer in solchen Systemen unter Hochdruck belasteten Primärdichtung an. Die Dichtungsanordnung
kann durch einen in einer weiteren Ringnut angeordneten Abstreifring zur Säuberung
der einzufahrenden Kolbenstange vervollständigt werden.
[0022] Nach einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung kann zumindest eine der Dichtkanten
abgerundet sein. Dies bietet fertigungstechnische Vorteile und ermöglicht eine nochmals
weiter verbesserte Standzeit des Dichtungssystems. Über eine Verrundung der Dichtkante
kann der sogenannte Schleppwinkel zwischen Dichtring und bewegtem Bauteil zur Bereitstellung
einer bestimmten Leckrate im druckbeaufschlagten Zustand verändert und an die Systemanforderungen
angepasst werden.
[0023] Zur radial innenseitigen Abstützung eines jeweiligen zweiten Dichtrings kann erfindungsgemäß
ein Stützring vorgesehen sein. Der Stützring ist dabei vorzugsweise derart ausgebildet,
dass bei einer Druckbeaufschlagung des zweiten Dichtrings bzw. des betreffenden Druckentlastungselements
zugleich einer unerwünschten Extrusion des zweiten Dichtrings in den niederdruckseitigen
Zwischenraum, d.h. den niederdruckseitigen Dichtspalt zwischen dem inneren und dem
äußeren Bauteil, entgegengewirkt ist. Der Stützring ist im Hinblick auf eine geringe
Reibung zwischen dem inneren und dem äußeren Bauteil vorzugsweise mit einem radialen
Abstand - d.h. kontaktfrei - zum inneren Bauteil angeordnet. Es versteht sich, dass
der Stützring auch an dem inneren Bauteil bzw. dem hin- und herbewegten Bauteil anliegen
kann. Insbesondere im letztgenannten Fall weist der Stützring vorteilhaft eine dem
zweiten Bauteil zugewandte Innenseite mit flachen Kegelwinkeln bzw. mit einem Radius
auf.
[0024] Die Erfindung umfasst weiter die Verwendung eines erfindungsgemäßen Dichtungssystems
zur Einstellung einer Zwischenraumdruckkaskade, wobei die hydraulischen Drücke in
den Zwischenräumen derart eingestellt werden, dass an jedem zweiten Dichtring die
gleiche Druckdifferenz anliegt. Der Vorteil einer derartigen Verwendung des erfindungsgemäßen
Dichtungssystems liegt darin, dass alle Druckentlastungselemente in gleichem Maße
zur Druckentlastung der unter Hochdruck belasteten Primärdichtung beitragen. Die einzelnen
Komponenten einer derartigen gleichstufigen Zwischenraumdruckkaskade werden gleichmäßig
beansprucht, wodurch die Lebensdauer des gesamten Dichtungssystems erhöht wird. Das
Druckentlastungselement kann derart in der zweiten Ringnut angeordnet sein, dass der
Dichtring und der Vorspannring in einer invertierten Drucklage PZN > PZH bzw. PZN
> PH zur Hochdruckseite hin verschoben werden. Bei einem weiteren Ansteigen des Druckes
wird der Vorspannring, deformiert, bis beim Erreichen der Druckentlastungslage PZN
≥ PZH+Pkrit bzw. PZN ≥ PH+Pkrit der bis dahin noch geschlossene Verbindungskanal freigegeben
wird, so dass das Druckmedium durch den Verbindungskanal vom niederdruckseitigen Zwischenraum
in den hochdruckseitigen Zwischenraum fließen kann. Die Druckzuwachsgröße Pkrit entspricht
der zur Freigabe des Verbindungskanals aufzuwendenden Deformationskraft pro Fläche.
Das im niederdruckseitigen Zwischenraum anstehende Druckmedium fließt solange über
den Verbindungskanal in den hochdruckseitigen Zwischenraum ab, bis sich eine Drucklage
PZN-PZH < Pkrit bzw. PZN- PH < Pkrit einstellt, in der die am Druckentlastungselement
anliegende Druckdifferenz PZN-PZH unterhalb der Druckzuwachsgröße Pkrit liegt und
der Verbindungskanal durch eine entsprechende Entspannung, Verformung und/oder Verschiebung
des Vorspannrings und/oder des Dichtrings wieder verschlossen wird. Nach der Druckentlastung
steht in dem niederdruckseitigen Zwischenraum ein Druck PZN ≅ (PZH+Pkrit)- bzw. PZN
≅ (PH+Pkrit)- an, welcher unterhalb des hochdruckseitigen Drucks plus Druckzuwachsgröße
liegt.
[0025] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den Figuren
der Zeichnung. Nachstehend wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung wiedergegebenen
Ausführungsbeispiels erläutert.
[0026] In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- ein erfindungsgemäßes Dichtungssystem in einer Grunddrucklage, in einer ausschnittsweisen
Schnittdarstellung;
- Fig. 2
- das Dichtungssystem gemäß Fig. 1 in einer Druckentlastungslage, in einer ausschnittsweisen
Schnittdarstellung.
[0027] Figur 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Dichtungssystem
10 zwischen zwei gegeneinander beweglichen Bauteilen zum Abdichten einer Hochdruckseite
H gegenüber einer Niederdruckseite N.
[0028] Ein inneres Bauteil
12 ist in einem äußeren Bauteil
14 derart angeordnet, dass es eine Translationsbewegung axial entlang einer Bewegungsachse
16 durchführen kann. Das äußere Bauteil 14 kann beispielsweise als ein zylinderförmiges
Gehäuse und das innere Bauteil 12 als eine Kolbenstange eines in dem Gehäuse geführten
Kolbens ausgebildet sein. In Figur 1 ist der obere Halbraum des Dichtungssystems 10
in einem ausschnittsweisen Längsschnitt gezeigt. Das äußere Bauteil 14 weist insgesamt
drei zum inneren Bauteil 12 hin offene Ringnuten auf, eine der Niederdruckseite N
zugewandte erste Ringnut
18 und zwei auf der Hochdruckseite H angeordnete zweite Ringnuten
20a und
20b. In der ersten Ringnut 18 ist eine Dichtungsanordnung
22 vorgesehen. Es versteht sich, dass die Ringnuten auch durch das innere Bauteil ausgebildet
sein können.
[0029] Die Dichtungsanordnung 22 umfasst einen am inneren Bauteil 12 anliegenden ersten
Dichtring
24 aus einem elastisch verformbaren Material und einen den ersten Dichtring 24 radial
spannenden, gegenüber der ersten Ringnut 18 abdichtenden ersten Vorspannring
26 aus einem elastisch verformbaren Material. Der erste Vorspannring 26 kann beispielsweise
als O-Ring ausgeführt sein. Die Dichtungsanordnung 22 dient als Primärdichtung, weshalb
eine Dichtkante
28 des ersten Dichtrings 24 einen steilen Pressungsgradienten aufweist. Der steile Pressungsgradient
und die damit einhergehende geringe Leckagerate hängt von einem hochdruckseitigen
Kontaktflächenwinkel α und einem niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel β zwischen
dem ersten Dichtring 24 und dem inneren Bauteil 12 ab, wobei der hochdruckseitige
Kontaktflächenwinkel α den niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel β übersteigt.
[0030] In der zweiten Ringnut 20a ist ein erstes Druckentlastungselement
30a, in der weiteren zweiten Ringnut 20b ein weiteres Druckentlastungselement
30b angeordnet. Die Druckentlastungselemente 30a und 30b umfassen jeweils einen zweiten
Dichtring
32a, 32b und einen zweiten Vorspannring
34a,
34b. Die zweiten Dichtringe 32a, 32b werden durch die die zweiten Vorspannringe 34a,
34b in radialer Richtung gegen das innere Bauteil 12 gespannt.
[0031] Der zweite Dichtring 32a, 32b und der zweite Vorspannring 34a, 34b beider Druckentlastungselemente
30a, 30b sind jeweils einstückig miteinander ausgebildet und bestehen aus elastisch
verformbarem Polyurethan.
[0032] Die zweiten Dichtringe 32a, 32b liegen mit ihren Dichtkanten
36 am inneren Bauteil 12 jeweils dichtend an, wobei entsprechende hochdruckseitige Kontaktflächenwinkel
α
a und α
b jeweils kleiner als ein entsprechender niederdruckseitiger Kontaktflächenwinkel β
a oder β
b sind. Der resultierende flache Pressungsgradient kann auch durch symmetrische, das
heißt, gleiche Kontaktflächenwinkel an einer Dichtkante 36 erreicht werden. Zusätzlich
kann das Schleppverhalten durch ein Abrunden der jeweiligen Dichtkante 36 beeinflusst
werden.
[0033] Durch die Hintereinanderanordnung der Dichtungsanordnung 22, des ersten Druckentlastungselements
30a und des weiteren Druckentlastungselements 30b sind ein erster Zwischenraum
Za zwischen der Dichtungsanordnung 22 und dem ersten Druckentlastungselement 30a und
ein weiterer Zwischenraum
Zb zwischen dem ersten Druckentlastungselement 30a und dem weiteren Druckentlastungselement
30b festgelegt.
[0034] Die Druckentlastungselemente 30a, 30b sind jeweils mit einem Stützring
38 versehen. Die Stützringe 38 greifen in eine nicht näher bezeichnete Einbuchtung der
zweiten Dichtringe 32a, 32b ein und können beispielsweise aus Metall oder einem geeigneten
zähelastischen Kunststoff bestehen. Die Stützringe 38 dienen einerseits einer Abstützung
der zweiten Dichtringe 32a, 32b in radialer Richtung. Andererseits kann durch die
Stützringe 38 bei einer hochdruckseitigen Druckbeaufschlagung der Druckentlastungselemente
30a, 30b eine unerwünschte Extrusion der zweiten Dichtringe 32a, 32b in die Zwischenräume
Z
a bzw. Z
b hinein unterbunden bzw. dieser entgegengewirkt werden. Zwecks einer möglichst reibungsarmen
Relativbewegung des inneren und des äußeren Bauteils 12, 14 können die beiden Stützringe
38 zum inneren Bauteil 12 jeweils kontaktfrei angeordnet sein. Einer oder mehrere
der zweiten Stützringe 38 können eine dem inneren Bauteil 12 zuweisende Innenseite
39 mit flachen Kegelwinkeln bzw. mit einem Radius aufweisen, wie dies in Fig. 1 beim
zweiten Stützring 38 des ersten Druckentlastungselements 30a beispielhaft gezeigt
ist. Eine solche Ausgestaltung der Innenseite 39 des Stützrings 38 ist insbesondere
in dem Fall einer Anlage des Stützrings 38 am inneren Bauteil bezüglich einer reduzierten
Reibung einer für den Druckausgleich ggf. erforderlichen Fluidpassage sowie einer
erhöhten Standzeit von Vorteil. Der Stützring 38 kann darüber hinaus auch mit einer
in der Zeichnung nicht näher wiedergegebenen axialen Durchgangsbohrung (bzw. axialen
Nut) für das unter Druck stehende Fluid versehen sein, um eine vollständig ungehinderte
(axiale) Passage des Fluids in den Verbindungskanal zu ermöglichen.
[0035] Die flachen Pressungsgradienten an den Dichtkanten 36 lassen an den Druckentlastungselementen
30a, 30b jeweils eine (vor-)bestimmte Leckage im druckbeaufschlagten Zustand und bei
einer translatorischen Bewegung des inneren Bauteils 12 im äußeren Bauteil 14 zu.
Die jeweilige Leckagerate bestimmt den hydraulischen Druck im niederdruckseitig an
das jeweilige Druckentlastungselement 30a, 30b angrenzenden Zwischenraum, beim ersten
Druckentlastungselement 30a den Druck P
Za im ersten Zwischenraum Z
a, beim weiteren Druckentlastungselement 30b den Druck P
Zb im weiteren Zwischenraum Z
b. Die Zwischenraumdrücke P
Za und P
Zb sind derart eingestellt, dass ein stufenartiger Anstieg vom Druck P
N auf der Niederdruckseite bis zum Druck P
H auf der Hochdruckseite im Dichtungssystem 10 entsteht, P
N < P
Za < P
Zb < P
H.
[0036] Die Wahl bestimmter Zwischenraumdrücke P
Za und P
Zb erlaubt das Einstellen einer gleichstufigen Druckkaskade, bei der die Dichtungsanordnung
22 als auch beide Druckentlastungselemente 30a, 30b, insbesondere der erste Dichtring
24 und beide zweiten Dichtringe 32a, 32b, mit der gleichen Druckdifferenz P
Za - P
N = P
Zb - P
Za = P
H - P
Zb belastet sind.
[0037] In Fig. 1 ist die Grunddrucklage P
N < P
Za < P
Zb < P
H einer Zwischenraumdruckkaskade gezeigt. Die Dichtungsanordnung 22 liegt niederdruckseitig
an der ersten Ringnut 18 an und dichtet somit den ersten Zwischenraum Z
a gegenüber der Niederdruckseite N ab.
[0038] Die zweiten Vorspannringe 34a, 34b des ersten und des zweiten Druckentlastungselements
30a, 30b weist jeweils einen im Wesentlichen L-förmigen Querschnitt mit einem ersten
Schenkel
40a,
40b und einen als Dichtlippe ausgebildeten zweiten Schenkel
42a,
42b auf. Der erste Schenkel 40a, 40b ist am jeweiligen zweiten Dichtring 32a, 32b angeformt
und erstreckt sich von dem zweiten Dichtring 32a, 32b radial in Richtung auf den Nutgrund
44 der jeweiligen zweiten Ringnut 20a, 20b. Die zweiten Schenkel 42a, 42b erstrecken
sich jeweils axial in Richtung auf die Hochdruckseite H des Dichtungssystems 10. Die
zweiten Schenkel 42a, 42b der zweiten Vorspannringe 34a, 34b liegen in der Grunddrucklage
mit ihrer Dichtkante
46 jeweils am Nutgrund 44 der zweiten Ringnut 20a, 20b elastisch vorgespannt dichtend
an. Zu beachten ist, dass die zweiten Dichtungsringe 32a, 32b mit ihrer der Hochdruckseite
H zugewandten Stirnseite
48 jeweils über ein freies Ende
50 des zweiten Schenkels 42a, 42b des jeweiligen zweiten Vorspannrings 34a, 34b axial
in Richtung auf die Hochdruckseite H vorragen. Die Druckentlastungselemente 30a, 30b
sind vorliegend in den zweiten Ringnuten 20a, 20b mit einem axialem Spiel angeordnet,
können aber auch ohne ein derartiges axiales Spiel in den zweiten Ringnuten 20a, 20b
angeordnet sein.
[0039] Für einen Druckausgleich zwischen dem ersten Zwischenraum Z
a und dem weiteren Zwischenraum Z
b bzw. zwischen dem zweiten Zwischenraum Z
b und der Hochdruckseite H dienen Verbindungskanäle
52. Die Verbindungskanäle umfassen vorliegend jeweils Nutabschnitte
52a,
52b,
52c in den zweiten Dichtringen 32a, 32b bzw. den zweiten Vorspannringen 34a, 34b der
Druckentlastungselemente 30a, 30b.
[0040] Die Nutabschnitte 52a sind an einer (gestuft ausgeführten) niederdruckseitigen Stirnseite
54 der Druckentlastungselemente 30a, 30b angeordnet. Die Nutabschnitt 52a können auch
teilweise an den jeweiligen Stützringen 38 ausgebildet sein.
[0041] Die Nutabschnitte 52b sind an einer dem Nutgrund 44 zuweisenden Außenseite
56 der zweiten Vorspannringe 34a, 34b der Druckentlastungselemente 30a, 30b angeordnet
und verlaufen axial in Richtung auf die dem Nutgrund 44 zugeordnete Dichtkante 46.
Die Nutabschnitte 52c sind jeweils an der hochdruckseitigen Stirnseite 48 der zweiten
Dichtringe 32a, 32b der Druckentlastungselemente 30a, 30b angeordnet.
[0042] Die Nutabschnitte 52c sind niederdruckseitig der Dichtkante 46 des jeweiligen zweiten
Vorspannrings 34a, 34b angeordnet. In der gezeigten Grunddrucklage P
Za < P
Zb liegt das Druckentlastungselement 30a, 30b niederdruckseitig an der jeweiligen zweiten
Ringnut 20a, 20b an. Die Nutabschnitte 52a; 52b sind durch die am Nutgrund 44 anliegende
Dichtkante 46 der zweiten Vorspannringe 34a, 34b gegenüber dem Nutabschnitt 52c abgedichtet,
d.h. die den beiden Druckentlastungselementen 30a, 30b zugeordneten Verbindungskanäle
52 sind jeweils funktionell fluiddicht verschlossen.
[0043] In
Figur 2 ist dargestellt, wie sich die Lage der einzelnen Elemente des in Figur 1 gezeigten
erfindungsgemäßen Dichtungssystems 10 bei Eintreten einer Druckentlastungslage P
Zb ≥ P
H+P
krit ändert.
[0044] In dieser Druckentlastungslage ist der Druck P
Zb im weiteren Zwischenraum Z
b über den Druck P
H auf der Hochdruckseite H angestiegen, woraufhin das weitere Druckentlastungselement
30b zur Hochdruckseite H verschoben wurde und folglich mit seiner hochdruckseitigen
Stirnseite 48 an einer hochdruckseitigen Flanke
58 der zweiten Ringnut 20b anliegt.
[0045] Durch einen weiteren Anstieg des Zwischenraumdruckes P
Zb wird der zweite Vorspannring 34b aktiviert und erfährt eine (abschnittsweise) Verformung
radial in Richtung auf das innere Bauteil 12, wie dies mit dem Pfeil
60 verdeutlicht ist. Bei dieser Verformung des zweiten Vorspannrings 34b wird die Dichtkante
46 in der Druckentlastungslage P
Zb ≥ P
H+P
krit aus ihrer dichtenden Anlage am Nutgrund 44 abgehoben und so eine fluidische Verbidung
des Zwischenraums Z
b über die Nutabschnitte 51a und 52b mit dem Nutabschnitt 52c und mithin mit der der
Hochdruckseite H freigegeben. Das im Zwischenraum Z
b anstehende Druckmedium strömt entlang der strichliert wiedergegebenen Strömungsrichtung
62 durch den Verbindungskanal 52 und gelangt dadurch auf die Hochdruckseite H. Diese
Druckentlastung des weiteren Zwischenraums Z
b findet bis zu dem Punkt statt, an dem der niederdruckseitige Überdruck die Druckzuwachsgröße
p
krit nicht mehr übersteigt, p
zb - p
H < p
kri
t, und der zweite Vorspannring 34b sich aufgrund der ihm innewohnenden Eigenelastizität
wieder dichtend am Nutgrund 44 anlegt und so den Verbindungskanal 52 fluiddicht verschließt.
[0046] Sowohl die Lage der Dichtungsanordnung 22 als auch die Position des ersten Druckentlastungselements
30a bleiben sowohl in der Drucklage P
Zb > P
H als auch in der Druckentlastungslage P
Zb ≥ P
H+P
krit unverändert, da weiterhin P
N < P
Za < P
Zb gilt. Die Druckentlastung des weiteren Zwischenraums Z
b hat somit keinerlei Auswirkungen auf die Dichtungsanordnung 22, was die Wirksamkeit
und Vorteilhaftigkeit einer mehrstufigen Druckkaskade zur Druckentlastung einer Primärdichtung
verdeutlicht.
[0047] Zu beachten ist, dass der erste Dichtring und der erste Vorspannring der in der ersten
Ringnut 18 angeordneten Dichtungsanordnung 22 in einer den Druckentlastungselementen
entsprechenden Weise einstückig miteinander ausgebildet und aus Polyurethan bestehen
kann.
[0048] Es versteht sich, dass die Nutabschnitte 52a, 52b und/oder 52c zumindest teilweise
in demjenigen Bauteil 12, 14 angeordnet sein können, das die zweiten Ringnuten 20a,
20b ausbildet. Darüber hinaus kann der Verbindungskanal 52 anstatt eines oder mehrerer
der vorstehend erläuterten Nutabschnitte 52a, 52b, 52c auch eine oder mehrere Durchgangsbohrungen
der umfassen, die das Druckentlastungselement 30a, 30b durchgreifen.
1. Dichtungssystem zwischen zwei entlang einer Bewegungsachse gegeneinander translatorisch
beweglichen Bauteilen (12, 14) zum Abdichten einer Hochdruckseite (H) gegenüber einer
Niederdruckseite (N),
wobei ein äußeres Bauteil (14) eine zu einem inneren Bauteil (12) offene, der Niederdruckseite
(N) zugewandte erste Ringnut (18) und zumindest eine zum inneren Bauteil (12) offene, der Hochdruckseite (H) zugewandte zweite Ringnut
(20a, 20b) aufweist,
wobei in der ersten Ringnut (18) eine Dichtungsanordnung (22) vorgesehen ist, die
einen am inneren Bauteil (12) anliegenden ersten Dichtring (24) aus einem elastisch
verformbaren Material und einen den ersten Dichtring (24) radial spannenden, gegenüber
der ersten Ringnut (18) abdichtenden ersten Vorspannring (26) aus einem elastisch
verformbaren Material aufweist, wobei in jeweils jeder zweiten Ringnut (20a, 20b)
ein Druckentlastungselement (30a, 30b) vorgesehen ist, das einen am inneren Bauteil
(12) anliegenden zweiten Dichtring (32a, 32b) aus einem elastisch verformbaren Material
und einen den zweiten Dichtring (32a, 32b) radial spannenden, gegenüber der zweiten
Ringnut (20a, 20b) abdichtenden zweiten Vorspannring (34a, 34b) aus einem elastisch
verformbaren Material aufweist,
wobei der zweite Dichtring (32a, 32b) eine Dichtkante (36) mit einem hochdruckseitigen
Kontaktflächenwinkel (αa, αb) und einem niederdruckseitigen Kontaktflächenwinkel (βa, βb) aufweist,
wobei jedem Druckentlastungselement (30a, 30b) mindestens ein Verbindungskanal (52)
zugeordnet ist,
über den ein Zwischenraum (Za) zwischen der Dichtungsanordnung (22) und dem ersten Druckentlastungselement (30a)
mit der Hochdruckseite (H).
oder ein Zwischenraum (Zb) zwischen zwei benachbarten Druckentlastungselementen (30a, 30b) mit der Hochdruckseite
(H) verbindbar ist
oder zwei benachbarte Zwischenräume (Za, Zb) über den Verbindungskanal (52) miteinander verbindbar sind,
wobei jeder Verbindungskanal (52) in einer Drucklage PZN > PH bzw. PZN > PZH geschlossen und in einer Druckentlastungslage PZN ≥ PH+Pkrit bzw. PZN ≥ PZH+Pkrit geöffnet ist,
wobei PH der hydraulische Druck auf der Hochdruckseite (H), PZN der hydraulische Druck im niederdruckseitigen Zwischenraum, PZH der hydraulische Druck im hochdruckseitigen Zwischenraum und Pkrit eine Druckzuwachsgröße ist, bei der oder bei deren Überschreitung der Verbindungskanal
() geöffnet ist,
wobei PKrit durch eine Verformung des zweiten Vorspannrings (34a, 34b) definiert ist,
wobei der Verbindungskanal (52), in der Drucklage PZN > PH bzw. PZN > PZH durch den zweiten Vorspannring (34a, 34b) verschlossen ist und
wobei der hochdruckseitige Kontaktflächenwinkel (αa, αb) der Dichtkante (36) des zweiten Dichtrings (32a, 32b) kleiner oder gleich dem niederdruckseitigen
Kontaktflächenwinkel (βa, βb) der Dichtkante (36) ist, so dass im druckbeaufschlagten Zustand und bei einer Hin-
und Herbewegung des inneren Bauteils (12) im äußeren Bauteil (14) für den zweiten
Dichtring (32a, 32b) eine bestimmte Leckagerate eingestellt ist, über die der hydraulische
Druck im niederdruckseitigen Zwischenraum (Za, Zb) eingestellt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
der zweite Dichtring (32a, 32b) und der zweite Vorspannring (34a, 34b) zumindest eines
Druckentlastungselements (30a, 30b) einstückig miteinander ausgebildet sind und aus
Polyurethan bestehen und wobei PKrit durch eine zumindest abschnittsweise Verformung des zweiten Vorspannrings (34a, 34b)
in einer zur Bewegungsachse radialen Richtung definiert ist.
2. Dichtungssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Dichtring (32a, 32b) und der zweite Vorspannring (34a, 34b) jedes Druckentlastungselements
(30a, 30b) einstückig miteinander ausgebildet sind und aus Polyurethan bestehen.
3. Dichtungssystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Dichtring (24) und der erste Vorspannring (26) der Dichtungsanordnung (22)
einstückig miteinander ausgebildet sind und aus Polyurethan bestehen.
4. Dichtungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Vorspannring (34a, 34b) des Druckentlastungselements (30a, 30b) einen
dichtlippenartig ausgeformten Schenkel (40, 42) aufweist, der in der Drucklage PZN > PH bzw. PZN > PZH mit einer Dichtkante 46 am Nutgrund der zweiten Ringnut (20a, 20b) dichtend anliegt
und wobei der dichtlippenartig ausgeformte Schenkel (40, 42) in der Druckentlastungslage
aus seiner dichtenden Anlage am Nutgrund (44) bewegt ist.
5. Dichtungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest einer der Verbindungskanäle (52) eine im Druckentlastungselement angeordnete
Durchgangsbohrung und/oder Nutabschnitte (52a, 52b, 52c) umfasst, die am Druckentlastungselement
und/oder im äußeren Bauteil (14) ausgebildet und zur zweiten Ringnut (20a, 20b) hin
offen sind.
6. Dichtungssystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass einer der Nutabschnitte (52a, 52b, 52c) an einer niederdruckseitigen Stirnseite des
Druckentlastungselements (30a, 30b) oder an einer dem Nutgrund (44) der zweiten Ringnut
(20a, 20b) zuweisenden Außenseite (56) des zweiten Vorspannrings (34a, 34b) oder an
einer der Hochdruckseite (H) zuweisenden Stirnseite (48) des zweiten Dichtrings (32a,
32b) des Druckentlastungselements (30a, 30b) angeordnet ist.
7. Dichtungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das äußere Bauteil (14) ein Gehäuse, insbesondere ein Zylinder, und das innere Bauteil
(12) eine Kolbenstange eines in dem Gehäuse geführten Kolbens ist.
8. Dichtungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine der Dichtkanten (28, 46) abgerundet ist.
9. Dichtungssystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Dichtring (32a, 32b) zumindest eines Druckentlastungselements (30a, 30b)
mit einem Stützring (38) versehen ist, der bevorzugt eine dem inneren Bauteil (12)
zuweisende Innenseite (39) mit flachen Kegelwinkeln bzw. mit einem Radius aufweist.
10. Verwendung eines Dichtungssystems (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur
Einstellung einer Zwischenraumdruckkaskade, dadurch gekennzeichnet, dass die hydraulischen Drücke in den Zwischenräumen (Za, Zb) derart eingestellt werden, dass an jedem zweiten Dichtring (32a, 32b) die gleiche
Druckdifferenz anliegt.