[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Diese Art der Argongewinnung ist beispielsweise in
EP 377117 B2 oder
EP 628777 B1 bekannt. Im Anschluss an ein Zwei- oder Mehr-Säulen-Verfahren werden dabei in einer
Rohargonsäule Argon und Sauerstoff getrennt und in einem weiteren Schritt, der Reinargonsäule
Argon und Stickstoff. Das reine Argonprodukt fällt dann flüssig im Sumpf der Reinargonsäule
an.
[0003] Als "argonangereichert" wird hier ein Strom bezeichnet, der eine höhere Argonkonzentration
als Luft aufweist.
[0004] Die Rohargonsäule kann dabei einteilig oder mehrteilig (siehe
EP 628777 B1) ausgeführt werden. Sie weist einen Kopfkondensator auf, der mit einer Flüssigkeit
dem Luftzerlegungsverfahren im engeren Sinne gekühlt wird, insbesondere mit Sumpfflüssigkeit
der Hochdrucksäule.
[0005] Üblicherweise wird der gesamte flüssige Reinargon-Produktstrom vom Sumpf der Reinargonsäule
als Produkt abgezogen, als entweder in einen Flüssigtank eingeleitet oder direkt einem
Verbraucher zugeführt. Bei bestimmten Anwendungen schwankt jedoch der Argonbedarf
zyklisch oder unregelmäßig, wobei der Sauerstoff und/oder der Stickstoffbedarf gleich
bleibt. Ein Beispiel für einen schwankenden Argonbedarf ist ein Stahlkonverter, der
von einer Luftzerlegungsanlage mit Sauerstoff versorgt wird, der über Druckspeicher
gepuffert wird. Gleichzeitig wird Argon als Schutzgas geliefert. Selbst wenn dieses
in einem Flüssigtank gepuffert wird, kommt es vor, dass dieser voll ist, während nicht
alles aktuell produzierte Argon in dem Stahlkonverter gebraucht wird. Das überschüssige
Argon als Reinprodukt abzublasen oder die Last der gesamten Luftzerlegungsanlage zu
verringern ist nicht zufriedenstellend. Um die geforderte 02-Ausbeute aufrecht zu
erhalten, ist es notwendig, das Argon in Nennmenge aus der Luftzerlegungsanlage zu
entnehmen.
[0006] Deshalb wurde schon in
US 6269659 B1 vorgeschlagen, bei reduziertem Argonbedarf mindestens einen Teil der Rohargonfraktion
vom Kopf der Rohargonsäule mit einem Restgasstrom aus einer der Säulen des Luftzerlegers
im engeren Sinne zu vermischen und im Hauptwärmetauscher des Luftzerlegers anzuwärmen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine besonders hohe Effizienz der Sauerstoff-Stickstoff-Argon-Trennung
bei schwankendem Argonbedarf zu erzielen.
[0008] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass in einem zweiten Betriebsmodus mit reduzierter
Argonproduktion mindestens ein Teil des flüssigen Reinargon-Produktstroms in einen
Rückstrom aus der Niederdrucksäule eingeleitet wird.
[0009] Im Rahmen der Erfindung kann auch die Reinargonsäule bei variabler Argonproduktion
mit konstantem Durchsatz gefahren werden. Damit arbeitet die gesamte Argongewinnung
stationär. Reinheitsschwankungen und damit Produktverluste durch variablen Umsatz
können nicht mehr auftreten.
[0010] Im Allgemeinen wird in dem ersten Betriebsmodus die gesamte Reinargon-Produktmenge
als Endprodukt abgeführt. Der "zweite Betriebsmodus" kann dann durch jede Betriebsart
gebildet werden, bei der die Endproduktmenge kleiner als im ersten Betriebsmodus ist.
Der überschüssige Teil des Reinargon-Produktstroms wird dann mit einem Rückstrom der
Niederdrucksäule vermischt. Im Extremfall wird überhaupt kein Argon-Endprodukt erzeugt
und der gesamte flüssige Reinargon-Produktstrom wird über die Vermischung mit dem
Rückstrom verworfen.
[0011] Grundsätzlich kann der flüssige Reinargon-Produktstrom mit jedem Rückstrom aus der
Niederdrucksäule vermischt werden. In einer ersten Variante wird in dem zweiten Betriebsmodus
mindestens ein Teil des flüssigen Reinargon-Produktstroms in einen Unrein-Stickstoffstrom
von einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule eingeleitet. Hierdurch werden die Reinprodukte
der Niederdrucksäule nicht verunreinigt und das Argonprodukt kann zur Regenerierung
von Adsorbern oder in einem Verdunstungskühler sinnvoll genutzt werden.
[0012] In einer zweiten Variante der Erfindung kann alternativ oder zusätzlich in dem zweiten
Betriebsmodus mindestens ein Teil des flüssigen Reinargon-Produktstroms in einen Stickstoffstrom
vom Kopf der Niederdrucksäule eingeleitet werden. Diese Verfahrensweise ist insbesondere
dann sinnvoll, wenn es bei der Nutzung des Reinstickstoffprodukts vom Kopf der Niederdrucksäule
nur auf einen geringen Sauerstoffgehalt ankommt. Dann kann mit Hilfe des an sich überflüssigen
Argonprodukts die nutzbare Produktmenge an sauerstofffreiem Gas erhöht werden.
[0013] Vorzugsweise werden während des Übergangs vom ersten in den zweiten Betriebsmodus
der Durchsatz der Rohargonsäule und der Durchsatz der Reinargonsäule im Wesentlichen
konstant gehalten. Unter "im Wesentlichen konstant" wird hier eine maximale Abweichung
von 2,5 mol-% verstanden.
[0014] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung gemäß den Patentansprüchen 5 bis
8. Die Vorrichtung enthält vorzugsweise außerdem Regelungsmittel für einen automatischen
Übergang von ersten in den zweiten Betriebsmodus sowie gegebenenfalls zum Konstanthalten
des Durchsatzes von Rohargonsäule und Reinargonsäule.
[0015] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Dabei ist der warme Teil der Anlage sehr schematisch dargestellt; Maschinen wie Turbinen
und Nachverdichter wurden weggelassen.
[0016] Atmosphärische Luft wird durch ein Filter 2 von einem Luftverdichter angesaugt. Die
Druckluft 4 aus dem Luftverdichter wird in einer Vorkühleinrichtung 5 gekühlt und
in einer Reinigungsvorrichtung 6 gereinigt. Die gereinigte Luft 7 wird einem Hauptwärmetauscher
8 zugeführt. Ein erster Luftstrom 9 wird im Wesentlichen gasförmig in die Hochdrucksäule
10 eingeleitet. Die Hochdrucksäule 10 ist Teil einer Doppelsäule, die außerdem eine
Niederdrucksäule 11 und einen Hauptkondensator 12 aufweist.
[0017] Ein zweiter Luftstrom 13 wird in einem Ventil 14 entspannt und zum großen Teil flüssig
in die Hochdrucksäule 10 eingeleitet (15). Ein Teil 16 dieser Flüssigkeit wird gleich
wieder abgezogen, in einem Unterkühlungs-Gegenströmer 17 abgekühlt und über Leitung
18 in die Niederdrucksäule 11 eingeleitet. Eine sauerstoffangereicherte Fraktion 19
aus dem Sumpf der Hockdrucksäule 10 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer 17 abgekühlt.
Die gekühlte sauerstoffreiche Fraktion 20 wird zu einem ersten Teil 21 durch die Sumpfheizung
91 der Reinargonsäule 83 und weiter in den Verdampfungsraum des Rohargonsäulen-Kopfkondensators
90 geleitet. Ein zweiter Teil 22 strömt direkt in den Verdampfungsraum des Reinargonsäulen-Kopfkondensators
91. Die flüssig verbliebenen und die gasförmigen Anteile aus den Kopfkondensatoren
werden paarweise vereinigt und über die Leitungen 23 und 24 in die Niederdrucksäule
11 eingespeist.
[0018] Ein Teil des Kopfstickstoffs 25 der Hochdrucksäule 10 wird in dem Hauptkondensator
12 kondensiert und zu einem ersten Teil 26 auf die Hockdrucksäule aufgegeben. Ein
zweiter Teil 27 des flüssigen Stickstoffs strömt durch den Unterkühlungs-Gegenströmer
17 und durch Leitung 28 zum Kopf der Niederdrucksäule.
[0019] Als Produkte verlassen die Doppelsäule die folgenden Ströme:
- Flüssiger Stickstoff (LIN) vom Kopf der Niederdrucksäule
- Gasförmiger außenverdichteter Stickstoff (GAN-EC) über die Leitungen 28, 29, 30
- Gasförmiger Unreinstickstoff über die Leitungen 32, 34, 35
- Innenverdichteter Sauerstoff (GOX-IC) über die Leitungen 35, 37, 38 und Pumpe 36
- Flüssiger Sauerstoff (LOX) über Leitung 41
- Druckstickstoff als Dichtgas (Sealgas) über die Leitungen 39, 40
[0020] Im Folgenden wird nun die Argongewinnung beschrieben. Ein argonangereicherter Strom
80 aus der Niederdrucksäule 11 wird in eine Rohargonsäule eingeleitet, die in dem
Beispiel als geteilte Rohargonsäule mit zwei Abschnitten 81, 82 ausgebildet ist. Der
Kopfdampf 70 des ersten Abschnitts 81 wird in den zweiten Abschnitt 82 eingeleitet.
Im Kopfkondensator 90 wird Rücklaufflüssigkeit erzeugt. Die im Sumpf des zweiten Abschnitts
82 ankommende Flüssigkeit 87 wird mittels einer Pumpe 88 über Leitung 89 auf den Kopf
des ersten Abschnitts 81 aufgegeben. Die Flüssigkeit 84, die sich im Sumpf des ersten
Abschnitts 81 sammelt wird ebenfalls gepumpt und über Leitung 6 in die Niederdrucksäule
11 zurückgeleitet.
[0021] Vom Kopf des zweiten Abschnitts 82 der Rohargonsäule, genauer aus dem Verflüssigungsraum
des Kopfkondensators 90 wird eine Rohargonfraktion 71 entnommen und in die Reinargonsäule
83 eingeleitet. Vom Sumpf der Reinargonsäule 83 wird ein flüssiger Reinargon-Produktstrom
72 entnommen. Vom Kopfkondensator 91 der Reinargonsäule wird ein Restgasstrom 73 abgezogen
und in die Atmosphäre (ATM) abgeblasen.
[0022] Im ersten Betriebsmodus wird bei dem Ausführungsbeispiel wird der gesamte Reinargon-Produktstrom
72 als Endprodukt (LAR) entnommen. Die "erste Reinargonproduktmenge" ist also gleich
der Menge an erzeugtem Reinargon-Produktstrom 72.
[0023] In einem zweiten Betriebsmodus mit verringertem Argonproduktbedarf wird die Leitung
100 geöffnet und 20 bis 100 % des Reinargon-Produktstroms 72 werden in die Restgasleitung
33 geführt, also in das Unreinstickstoffprodukt der Niederdrucksäule 11. In einem
konkreten Zahlenbeispiel beträgt die "zweite Reinargon-Produktmenge" die Hälfte des
Reinargon-Produktstroms 72; die andere Hälfte wird dann weiter als Endprodukt (LAR)
abgezogen.
1. Verfahren zur variablen Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung, bei dem
- ein argonangereicherter Strom (80) aus einer Niederdrucksäule (11) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
in eine Rohargonsäule (81, 82) eingeleitet wird,
- eine Rohargonfraktion (71) vom Kopf der Rohargonsäule (81, 82) in eine Reinargonsäule
(83) eingeleitet wird,
- vom Sumpf der Reinargonsäule (83) ein flüssiger Reinargon-Produktstrom (72) entnommen
wird,
- in einem ersten Betriebsmodus eine erste Reinargon-Produktmenge als Endprodukt abgeführt
wird und
- in einem zweiten Betriebsmodus eine zweite Reinargon-Produktmenge als Endproduktmenge
abgeführt wird, die kleiner ist als die erste Reinargon-Produktmenge,
dadurch gekennzeichnet, dass in dem zweiten Betriebsmodus mindestens ein Teil (100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms
(72) in einen Rückstrom (32) aus der Niederdrucksäule (11) eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in dem zweiten Betriebsmodus mindestens ein Teil (100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms
(72) in einen Unrein-Stickstoffstrom (32) von einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule
(11) eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in dem zweiten Betriebsmodus mindestens ein Teil (100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms
(72) in einen Stickstoffstrom (29, 30) vom Kopf der Niederdrucksäule (11) eingeleitet
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass während des Übergangs vom ersten in den zweiten Betriebsmodus der Durchsatz der Rohargonsäule
(81, 82) und der Durchsatz der Reinargonsäule (83) im Wesentlichen konstant gehalten
werden.
5. Vorrichtung zur variablen Gewinnung von Argon durch Tieftemperaturzerlegung mit
- einer Niederdrucksäule (11) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- einer Rohargonsäule (81, 82),
- einer Reinargonsäule (83),
- Mitteln zum Einleiten eines argonangereicherten Stroms (80) aus der Niederdrucksäule
(11) in die Rohargonsäule (81, 82),
- Mitteln zum Einleiten einer Rohargonfraktion (71) vom Kopf der Rohargonsäule (81,
82) in die Reinargonsäule (83),
- Mitteln zum Entnehmen eines flüssigen Reinargon-Produktstroms (72) vom Sumpf der
Reinargonsäule (83),
gekennzeichnet durch
Rückführmittel, um zeitweise mindestens einen Teil (100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms
(72) in einen Rückstrom (32) aus der Niederdrucksäule (11) einzuleiten.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführmittel als Mittel ausgebildet sind, um zeitweise mindestens einen Teil
(100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms (72) in einen Unrein-Stickstoffstrom (32)
von einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule (11) einzuleiten.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückführmittel als Mittel ausgebildet sind, um zeitweise mindestens einen Teil
(100) des flüssigen Reinargon-Produktstroms (72) in einen Stickstoffstrom (29, 30)
vom Kopf der Niederdrucksäule (11) einzuleiten.