[0001] Die Erfindung betrifft einen Suchkopf für einen Lenkflugkörper mit einem Außengehäuse,
einer Detektoreinheit mit einem Matrixdetektor, einem optischen System zum Abbilden
eines Objekts aus einer den Lenkflugkörper umgebenden Objektszene auf den Detektor
umfassend eine Eingangsoptik und ein optisches Gelenk und mit einem Roll-Nick-System
zum Ausrichten zumindest der Eingangsoptik auf das Objekt mit einem Rollrahmen und
einem Nickrahmen.
[0002] Zielsuchende Lenkflugkörper sind mit einem Suchkopf mit Eingangsoptik ausgestattet,
die der Bewegung eines sich bewegenden Ziels nachgeführt werden kann. Dazu ist eine
Eingangsoptik beweglich zu einem Dom des Lenkflugkörpers beziehungsweise dessen Außengehäuse
gelagert und motorisch so angetrieben, dass sie in einem großen Winkelbereich verschwenkbar
ist. Eine solche Sucheroptik ist aus der
DE 10 2010 055 493 A1 bekannt.
[0003] Zum Erfassen von Zielen, die sich in einer sehr weiten Entfernung vom Lenkflugkörper
befinden, ist eine sehr exakte Abbildung mit geringen Bildfehlern auf einer bildgebenden
Einheit, beispielsweise einem Matrixdetektor, vorteilhaft, um das Ziel auch in großer
Entfernung zuverlässig als solches erfassen zu können.
[0004] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Suchkopf für einen Lenkflugkörper
anzugeben, mit dem auch kleine und weit entfernte Objekte aufgefunden werden können.
[0005] Diese Aufgabe wird durch einen Suchkopf der eingangs genannten Art gelöst, bei dem
erfindungsgemäß die Detektoreinheit am Rollrahmen rollfest angeordnet ist.
[0006] Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass es zur optischen Erfassung von sehr
weit entfernten und kleinen Zielen eines sehr sensitiven Suchkopfs bedarf. Die Sensitivität
eines Suchkopfs hängt besonders von der Belichtungszeit des Detektorsystems ab, also
beispielsweise der Integrationszeit eines Matrixdetektors. Die maximal mögliche Belichtungszeit
für eine scharfe Abbildung des Objekts auf dem Matrixdetektor hängt wiederum von der
Szenendynamik während der Integrationszeit ab, also von der Bewegung des Abbilds des
Objekts über die Detektorfläche.
[0007] Die Erfindung geht weiter von der Überlegung aus, dass es vorteilhaft sein kann,
einen Lenkflugkörper während seines Flugs um die Flugkörperachse rollen zu lassen.
Entsprechend rollt der strukturfest mit dem Lenkflugkörper verbundene Suchkopf mit
und mit ihm auch ein strukturfest angeordneter Matrixdetektor. Um ein beispielsweise
etwas seitlich gelegenes Objekt verfolgen zu können, muss die darauf ausgerichtete
Eingangsoptik des Suchkopfs entrollt werden, also mit der gleichen Rollrate entgegen
der Rollrichtung des Suchkopfs rotiert werden, sodass sie ortsfest im Raum ausgerichtet
bleibt. Es besteht somit eine Relativrotation zwischen Eingangsoptik und einem strukturfesten
Matrixdetektor. Entsprechend rotiert auch das von der Optik abgebildete Objekt auf
der sensitiven Fläche des Matrixdetektors.
[0008] Je nach Rollgeschwindigkeit des Lenkflugkörpers verschmiert durch diese Rotation
die Objektszene, insbesondere am Rand der sensitiven Fläche des Matrixdetektors, sodass
dort Details, wie Punktziele, nicht mehr deutlich erkannt werden können. Hierdurch
sinkt die Sensitivität des Suchkopfs und somit seine optische Reichweite. Bildverbesserungsalgorithmen
können die Bildverschmierung im Randbereich der sensitiven Fläche des Matrixdetektors
zwar reduzieren, aber nicht vollständig genug, um eine hohe Sensitivität des Suchkopfs
bei einem schnellen Rollen zu erhalten.
[0009] Zur Lösung dieses Problems schlägt die Erfindung die erfindungsgemäße Trennung von
Matrixdetektor und Außengehäuse vor. Durch die Befestigung der Detektoreinheit am
Rollrahmen, wird der Matrixdetektor mit der Eingangsoptik mit rotiert, sodass das
von ihr abgebildete Objekt auch bei einer Entrollrotation der Eingangsoptik punktstabil
auf dem Matrixdetektor abgebildet wird. Hierdurch kann die maximale Integrationszeit
und damit die Sensitivität des Suchkopfs beispielsweise nur noch von der Bildwiederholrate
begrenzt werden und nicht mehr vom Rollen des Lenkflugkörpers. Es kann ein hochsensitiver
Suchkopf zum Auffinden auch kleiner und weit entfernter Objekte realisiert werden.
[0010] Der Suchkopf ist vorteilhafterweise an der Spitze des Lenkflugkörpers und insbesondere
unter einem Dom angeordnet. Das optische System umfasst zweckmäßigerweise eine katadioptrische
Optik mit einer Eingangsoptik und einem optischen Gelenk. Die Eingangsoptik umfasst
insbesondere eine Cassegrain-Optik und ist zweckmäßigerweise in Form einer Spiegeloptik
mit einem konkaven asphärischen Hauptspiegel und einem konvexen asphärischen Fangspiegel
ausgebildet. Der Hauptspiegel, also derjenige Spiegel, auf den die Strahlen aus der
Objektszene zuerst auftreffen, sowie der Fangspiegel sind zweckmäßigerweise im Nickrahmen
angeordnet und somit um die Rollachse, die koaxial zur Flugkörperachse beziehungsweise
Suchkopfachse verläuft, und eine Nickachse zweidimensional schwenkbar.
[0011] Das optische Gelenk dient zweckmäßigerweise zum Nachführen des Strahlengangs auf
den Matrixdetektor bei einer Bewegung der Eingangsoptik. Das optische Gelenk kann
ein Spiegelgelenk mit mehreren Spiegelflächen sein. Besonders vorteilhaft ist das
optische Gelenk ein Prismengelenk mit mehreren spiegelnden Prismen. Zweckmäßig sind
vier Spiegel beziehungsweise spiegelnde Prismenflächen. Eine einfache Ausführung des
optischen Gelenks kann erreicht werden, wenn der Strahlengang von der Eingangsoptik
zumindest auf einem Teilweg innerhalb des optischen Gelenks symmetrisch zur Rollachse
und zur Nickachse der Optik verläuft. Im Übergang von einem Primärteil zu einem Sekundärteil
des optischen Gelenks verläuft der Strahlengang zweckmäßigerweise symmetrisch zur
Nickachse.
[0012] Der Lenkflugkörper ist zweckmäßigerweise ein aktiv angetriebener Lenkflugkörper mit
einem Raketentriebwerk und Lenkflügeln zum Steuern des Flugs und Lenken der Ausrichtung
des Lenkflugkörpers. Hierzu ist der Lenkflugkörper, insbesondere der Suchkopf, mit
einer Steuereinheit ausgerüstet, die zu einem Lenken des Lenkflugkörpers in Abhängigkeit
von den Signalen des Matrixdetektors vorbereitet ist und hierzu die Lenkflügel des
Lenkflugkörpers ansteuert.
[0013] Die Detektoreinheit ist rollfest am Rollrahmen angeordnet, also in der Weise am Rollrahmen
befestigt, dass er mit jeder Rollbewegung des Rollrahmens mitrotiert. Der Matrixdetektor
ist zweckmäßigerweise im infraroten Spektralbereich sensitiv, sodass Wärmequellen
aufgespürt werden können.
[0014] Um eine thermisch bedingte Anregung von Ladungsträgern im Matrixdetektor und damit
ein Rauschen des Matrixdetektors zumindest weitgehend zu unterdrücken, umfasst der
Suchkopf in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung einen Kühler zum Kühlen
des Matrixdetektors. Die Betriebstemperatur des Matrixdetektors wird im Betrieb zweckmäßigerweise
auf eine Temperatur herabgekühlt, deren äquivalenter Spektralbereich im Strahlungsmaximum
energetisch unterhalb des sensitiven Spektralbereichs des Matrixdetektors liegt.
[0015] Um bei einem Betriebsbeginn des Matrixdetektors eine kurze Abkühlzeit zu realisieren
ist ein relativ voluminöser Kühler, beispielsweise ein Joule-Thomson-Kühler, notwendig.
Ein solcher Kühler würde ein großes Trägheitsmoment auf der Rollachse darstellen,
wenn er mit der Detektoreinheit mitrollen sollte. Um dies zu vermeiden, ist der Kühler
zweckmäßigerweise starr zum Außengehäuse angeordnet. Bei einer Rollbewegung des Lenkflugkörpers
und einer Entrollbewegung der Eingangsoptik rotiert die Detektoreinheit somit zum
Kühler, bleibt sonst jedoch in den anderen Raumrichtungen zweckmäßigerweise unbeweglich
zum Kühler angeordnet.
[0016] Um eine gute Kühlung des Matrixdetektors zu erreichen, ist der Kühler zweckmäßigerweise
ein Gaskühler mit einem Gasauslass, der zweckmäßigerweise auf die Detektoreinheit
hin ausgerichtet ist. Außerdem ist der Gasauslass vorteilhafterweise parallel, insbesondere
koaxial, zur Rollachse ausgerichtet. Während des Betriebs kann entspanntes und durch
die Entspannung abgekühltes Kühlgas aus dem Gasauslass austreten und auf die Detektoreinheit
treffen und diese kühlen.
[0017] Zum Erlauben der relativen Rotationsbewegung zwischen Matrixdetektor und Kühler kann
zwischen diesen beiden Einheiten ein Spalt angeordnet sein. Um ein zu starkes Austreten
des Kühlgases aus einem Kühlgasvolumen zu verhindern, ist der Spalt zweckmäßigerweise
mittels einer Keramikdichtung abgedichtet. Auch möglich ist eine Silikondichtung oder
eine Dichtung mit Polytetrafluoräthylen (PTFE). Zweckmäßigerweise sind die Dichtflächen
der Dichtung vorgespannt aufeinandergedrückt. Bei einer Rollbewegung reiben die beiden
Dichtflächen aufeinander und halten so ihre Dichtwirkung.
[0018] Die von dem Matrixdetektor erzeugten Bildsignale werden an eine Steuereinheit zur
Auswertung übertragen. Die Steuereinheit ist zumindest mit einem Teil, der die Bildauswertung
ausführt und/oder einen Rollantrieb steuert, zweckmäßigerweise strukturfest im Suchkopf
angeordnet, also starr zum Außengehäuse befestigt. Durch die Entrollbewegung, also
die Rollrelativbewegung des Matrixdetektors zum Außengehäuse, ist es notwendig, die
Daten über eine die Rollbewegung des Matrixdetektors zulassende Kommunikationseinheit
zur Steuereinheit zu übertragen.
[0019] Die Kommunikationseinheit kann mit Schleifkontakten ausgerüstet sein, die über einen
Schleifring geführt werden. Bei einer hohen Datenrate ist es vorteilhaft, die Detektorsignale
kontaktlos zu übertragen. Hierfür umfasst die Kommunikationseinheit zweckmäßigerweise
einen Sender und einen Empfänger zur drahtlosen Datenübertragung zwischen Sender und
Empfänger, insbesondere vom Matrixdetektor zur Steuereinheit und/oder andersherum.
Der Sender ist beispielweise rollrahmenfest und der Empfänger gehäusefest. Eine Möglichkeit
zur drahtlosen Datenübertragung kann die induktive Kopplung sein, wobei zwei Leiterschleifen
beziehungsweise Antennen den Sender und den Empfänger bilden. Auch eine kapazitive
Kopplung ist möglich. Weiterhin kann auch eine optische Datenübertragung zur drahtlosen
Übertragung der Daten in Betracht gezogen werden. Idealerweise wird auf einen bekannten
Datenübertragungs-Standard mit ausreichender Datenrate, beispielsweise WLAN oder WHDI,
zurückgegriffen.
[0020] Eine Stromversorgung des Matrixdetektors erfolgt zweckmäßigerweise über einen Schleifring.
Insofern ist zweckmäßigerweise eine Stromversorgungseinrichtung vorhanden, die einen
Stromspeicher, einen Schleifring und eine Stromleitung zwischen Stromspeicher und
Schleifring aufweist. Der Schleifring ist zweckmäßigerweise mit einem Schleifelement
verbunden, das bei einer Entrollbewegung beweglich auf dem Schleifring Kontakt haltend
umläuft. Das Schleifelement ist zweckmäßigerweise mit einem Stromeingang der Detektoreinheit
verdrahtet.
[0021] Rollt der Lenkflugkörper während seines Flugs und wird der Matrixdetektor entrollt,
um ein ruhendes Bild des Objekts zu erhalten, so wird der Rollrahmen hierbei vorteilhafterweise
relativ zum Außenraum des Suchkopfs beziehungsweise relativ zur Objektszene in Bezug
auf die Rollbewegung ruhend gehalten. Oder anders ausgedrückt: Die absolute Rollrate
des Rollrahmens verschwindet. Als absolute Rollrate kann hierbei eine geobezogene
Rollbewegung pro Zeit verstanden werden, die bei einer Fokussierung der Eingangsoptik
auf ein relativ zum Suchkopf unbewegliches Objekt verschwindet.
[0022] Die Geschwindigkeit der Rollbewegung des Außengehäuses, also dessen Rollrate, wird
üblicherweise aus einer Messgröße eines strukturfesten Sensors abgeleitet, um durch
eine Steuerung eines Rollantriebs ein gleich schnelles Gegenrollen des Rollrahmens,
also dessen Entrollung, zu veranlassen, so dass die absolute Rollrate der Eingangsoptik
verschwindet. Dies kann mithilfe des sogenannten "Strapdown-Prinzips" erfolgen, bei
dem aus einem Verlauf einer Beschleunigung auf die Rollrate des Außengehäuses geschlossen
wird und hiermit der Rollantrieb gesteuert wird.
[0023] Alternativ oder zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass die absolute Rollrate des
Rollrahmens als solche sensorisch erfasst wird, insbesondere durch einen rollrahmenfesten
Rollsensor. Die so erfasste absolute Rollrate kann dann mit Hilfe eines Sensorsignals
auf Null oder einen gewünschten Rollwert gesteuert werden.
[0024] Hierfür umfasst der Suchkopf in einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung einen rollrahmenfest angeordneten Rollsensor zur Erfassung einer Rollbewegung
des Rollrahmens. Der Rollsensor kann ein Beschleunigungssensor, beispielsweise ein
Gyrosensor, ein Drehratensensor, ein Inertialsensor (IMU Inertial Measurement Unit)
oder dergleichen sein. Durch die rollrahmenfeste Anordnung, also die starre Verbindung
mit dem Matrixdetektor, kann eine Rollbewegung des Matrixdetektors und auch eine Bewegung
der mit dem Matrixdetektor in Bezug auf das Rollen starr gekoppelten Eingangsoptik
gemessen werden.
[0025] Die Steuerung des Rollrahmens wird zweckmäßigerweise von einer Steuereinheit zum
Steuern auch weiterer Antriebe des Suchkopfs, beispielsweise eines Nickantriebs, vorgenommen.
Die Steuereinheit kann identisch sein mit der Steuereinheit zum Lenken des Flugkörpers
während seines Flugs und zur Steuerung der Suchkopffunktionen.
[0026] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung umfasst der Suchkopf
einen gehäusefest angeordneten Bewegungssensor zur Erfassung der Bewegung des Außengehäuses.
Durch diesen kann eine Rollrate bestimmt und ein Rollantrieb des Rollrahmens so angesteuert
bzw. geregelt werden, dass er einen gewünschten Rollwert annimmt.
[0027] Die Erfindung ist außerdem gerichtet auf ein Verfahren zum Abbilden eines Objekts
einer Objektszene auf einen Matrixdetektor eines Suchkopfs für einen Lenkflugkörper,
bei dem eine Eingangsoptik eines optischen Systems des Suchkopfs mithilfe eines Roll-Nick-Systems,
das einen Rollrahmen und einen Nickrahmen aufweist, auf das Objekt ausgerichtet wird
und das Objekt durch das optische System auf den Matrixdetektor abgebildet wird.
[0028] Es ist eine Aufgabe der auf das Verfahren gerichteten Erfindung, ein Verfahren anzugeben,
mit dem eine Abbildung auch eines kleinen und weit entfernten Ziels auf den Matrixdetektor
und ein sensorisches Erfassen dieses Ziels mit Hilfe des Matrixdetektors erfolgen
kann.
[0029] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der oben genannten Art gelöst, bei dem erfindungsgemäß
ein Außengehäuse des Suchkopfs relativ zur ihn umgebenden Objektszene um eine Rollachse
rollt und der Matrixdetektor relativ zum Außengehäuse rotiert und mit dem Rollrahmen
mit rollt.
[0030] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ruht die Abbildung des Objekts
auf dem Matrixdetektor bei um die Rollachse rollendem Außengehäuse. Zweckmäßigerweise
ruht auch der Matrixdetektor rollrahmenfest im Raum. Ein solches Ruhen gilt beispielsweise
für ein relativ zur Rollachse ruhendes abgebildetes Objekt. Bei einer Bewegung des
Objekts relativ zum Suchkopf kann sich auch die Abbildung des Objekts über die sensitive
Fläche des Matrixdetektors bewegen. Hierbei wird die Eingangsoptik zweckmäßigerweise
dem sich bewegenden Objekt nachgeführt, wobei hierdurch zweckmäßigerweise auch der
Matrixdetektor in seiner Rollbewegung nachgeführt wird. Das Ausrichten der Eingangsoptik
auf das Objekt geschieht vorteilhafterweise durch eine Rotation um zwei Achsen relativ
zur Flugkörperachse, insbesondere eine Rollachse und eine Nickachse. Das Ruhen des
Matrixdetektors im Raum, also ein Verschwinden der absoluten Rollbewegung, kann durch
ein Antreiben des Rollrahmens entgegen der Rollrichtung des Außengehäuses erreicht
werden.
[0031] Der Matrixdetektor ist zweckmäßigerweise ein im infraroten Spektralbereich sensitiver
Detektor. Um eine thermisch bedingte Anregung von Ladungsträgern im Matrixdetektor
und damit ein Rauschen des Matrixdetektors möglichst gering zu halten, wird der Matrixdetektor
zweckmäßigerweise gekühlt. Hierfür wird vorteilhafterweise aus einem gehäusefesten
Kühler des Suchkopfs Kühlgas gegen eine den Matrixdetektor aufweisende und sich relativ
zum Kühler um die Rollachse drehende Detektoreinheit gesprüht.
[0032] Um ein stabiles Ausrichten der Eingangsoptik auf das Objekt zu ermöglichen, wird
in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung vorgeschlagen, dass eine
Rollrate des Rollrahmens durch einen rollrahmenfest angeordneten Rollsensor erfasst
wird. Zweckmäßigerweise wird die Rollrate mithilfe der Daten des Rollsensors auf einen
gewünschten Rollwert gesteuert. Die Steuerung kann eine Regelung beinhalten, sodass
der Rollwert auf den gewünschten Rollwert geregelt wird. Die Rollrate kann hierbei
die absolute Rollrate, also eine Rolldrehzahl relativ zur Objektszene, sein.
[0033] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass mit Hilfe eines
außengehäusefesten Bewegungssensors eine Rollrate des Außengehäuses ermittelt wird.
Der Bewegungssensor ist zweckmäßigerweise ein Inertialsensor, insbesondere ein Beschleunigungssensor
oder ein Drehratensensor. Mit Hilfe des ermittelten Werts der Rollrate kann ein Rollantrieb
angesteuert werden, sodass der Rollrahmen relativ zum Außengehäuse entgegen dessen
Rolldrehrichtung rotiert wird. Die Rollrate des Rollrahmens wird hierdurch also reduziert.
Auch auf diese Weise kann die Rollrate des Rollrahmens auf einen gewünschten Rollwert
gesteuert beziehungsweise geregelt werden.
[0034] Je nach Genauigkeit des Bewegungssensors kann es vorkommen, dass der Rollrahmen mit
einer verbleibenden Rollrate rollt, also nicht ganz rollfrei im Raum ruht. Eine solche
verbleibende absolute Rollrate kann mithilfe eines rollrahmenfest angeordneten Rollsensors
erfasst werden. Zweckmäßigerweise wird die Rollrate mit Hilfe der Daten des Rollsensors
auf einen gewünschten Rollwert gesteuert, insbesondere geregelt. Diese Steuerung geschieht
vorteilhafterweise mit Daten sowohl des Bewegungssensors als auch des Rollsensors.
[0035] Um auch schnelle Bewegungen des Rollrahmens erfassen zu können, ist es vorteilhaft,
wenn der Rollsensor ein Sensor ist, der auch sehr schnelle Bewegungen zuverlässig
erfassen kann. Hierbei kann es aus Kosten- und/oder Gewichtsgründen jedoch sinnvoll
sein, einen einfacheren Sensor zu verwenden, bei dem es vorkommen kann, dass er im
Laufe der Zeit einen Messfehler, insbesondere einen sich kumulierenden Messfehler,
beispielsweise in Form einer Drift, aufweist. Um diesen zumindest teilweise zu verringern,
wird vorgeschlagen, dass bei der Steuerung der Rollrate auf den gewünschten Rollwert
ein Messfehler eines rollrahmenfesten Rollsensors mit Hilfe eines gehäusefesten Bewegungssensors
zumindest teilweise erkannt und berücksichtigt wird. Liegt beispielsweise ein zeitlich
stark schwankender Messfehler des Rollsensors vor, so kann dieser vom stationären
Bewegungssensor erkannt und/oder zumindest teilweise ausgeglichen werden.
[0036] Bei einer Bewegung des Objekts, insbesondere einer schnellen Bewegung um den Suchkopf
herum, verbleibt die Eingangsoptik zweckmäßigerweise auf das Objekt ausgerichtet.
Entsprechend rollt der Rollrahmen, um ein solches Nachführen der Eingangsoptik auf
das Objekt zu ermöglichen. Im Folgenden wird ein solches Rollen als Rollbewegung bezeichnet,
sodass auch bei einer Rollrate von Null eine Rollbewegung möglich ist, die jedoch
durch das Nachführen der Eingangsoptik auf ein sich um die Rollachse bewegendes Objekt
hervorgerufen ist. Eine solche Rollbewegung kann sehr schnell sein, insbesondere wenn
sich das Objekt durch oder in der Nähe der Rollachse bewegt. Um auch hierbei die absolute
Rollrate auf dem gewünschten Rollwert stabil zu halten, ist es vorteilhaft, wenn mit
Hilfe des Rollsensors zusätzlich zur Rollrate des Rollrahmens eine Rollbewegung erfasst
wird, die durch eine Verfolgung des Objekts mit der Eingangsoptik erzeugt wird.
[0037] Zweckmäßigerweise wird der Rollantrieb so gesteuert, dass mit Hilfe der zur Verfolgung
des Objekts angesteuerten Rollbewegung und der Daten des Rollsensors eine Rollrate
des Rollrahmens auf den gewünschten Rollwert gesteuert, insbesondere geregelt wird.
Die Bewegung der Abbildung des Objekts auf der sensitiven Fläche des Matrixdetektors
kann hierbei zuverlässig zur Auswertung der Bewegung des Objekts relativ zum Suchkopf
beziehungsweise zur Rollachse verwendet werden.
[0038] Eine weitere Möglichkeit zum Steuern der absoluten Rollrate auf einen gewünschten
Wert besteht darin, dass mit Hilfe von aus einer Abbildung der Objektszene auf dem
Matrixdetektor gewonnen Daten eine Rollrate des Rollrahmens ermittelt wird. Entsprechend
kann der Rollantrieb angesteuert und die Rollrate auf einen gewünschten Rollwert gesteuert,
insbesondere geregelt werden.
[0039] Die bisher gegebene Beschreibung vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung enthält
zahlreiche Merkmale, die in den einzelnen Unteransprüchen teilweise zu mehreren zusammengefasst
wiedergegeben sind. Diese Merkmale können jedoch zweckmäßigerweise auch einzeln betrachtet
und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfasst werden. Insbesondere sind diese
Merkmale jeweils einzeln und in beliebiger geeigneter Kombination sowohl mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren als auch mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß den unabhängigen Ansprüchen
kombinierbar. So sind Verfahrensmerkmale auch als Eigenschaften der entsprechenden
Vorrichtungseinheit gegenständlich formuliert zu sehen und umgekehrt. Beispielsweise
ist die Steuereinheit dazu geeignet und vorbereitet entsprechende Verfahrensmerkmale
durchzuführen.
[0040] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung, sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Die Ausführungsbeispiele dienen der Erläuterung
der Erfindung und beschränken die Erfindung nicht auf die darin angegebene Kombination
von Merkmalen, auch nicht in Bezug auf funktionale Merkmale. Außerdem können dazu
geeignete Merkmale eines jeden Ausführungsbeispiels auch explizit isoliert betrachtet,
aus einem Ausführungsbeispiel entfernt, in ein anderes Ausführungsbeispiel zu dessen
Ergänzung eingebracht und/oder mit einem beliebigen der Ansprüche kombiniert werden.
[0041] Es zeigen:
- FIG 1
- einen schematischen Längsschnitt durch den vorderen Teil eines Lenkflugkörpers mit
einem Suchkopf und
- FIG 2
- ein Ablaufschema eines Verfahrens zum Entrollen einer Eingangsoptik.
[0042] FIG 1 zeigt den vorderen Teil eines Lenkflugkörpers 2 in einem schematischen Längsschnitt
und dort insbesondere den Suchkopf 4 an der Spitze des Lenkflugkörpers 2. Der Suchkopf
4 ist mit einem optischen System 6 ausgestattet, das unmittelbar hinter einem Dom
8 in einer vordersten Spitze des Suchkopfs 4 angeordnet ist. Das optische System 6
umfasst eine Cassegrain-Optik mit einer Eingangsoptik 10 und einem optischen Gelenk
12. Die Eingangsoptik 10 enthält einen konkaven Primärspiegel 14 und einen konvexen
Fangspiegel 16. Über das optische Gelenk 12 ist die Eingangsoptik 10 optisch über
eine Detektoroptik 18 mit einer Detektoreinheit 20 verbunden, die einen Matrixdetektor
22 auf einem Träger 24 in einem Detektorgehäuse 26 aufweist. Ein Objekt 28 einer Objektszene
30 wird über die Eingangsoptik 10, das optische Gelenk 12 und die Detektoroptik 18
auf den Matrixdetektor 22 abgebildet.
[0043] Das optische Gelenk 12 ist aus zwei Prismenblöcken 32, 34 gebildet, die zueinander
beweglich ausgeführt sind. Hierbei ist der erste Prismenblock 32 relativ zum zweiten
Prismenblock 34 um eine Nickachse 36 schwenkbar und beide Prismenblöcke 32, 34 sind
um eine Rollachse 38 rotierbar, die in Achsrichtung beziehungsweise der Längsachse
des Lenkflugkörpers 2 verläuft. Der erste Prismenblock 32 ist fest mit der Eingangsoptik
10 verbunden, sodass diese um die Nickachse 36 und die Rollachse 38 drehbar ist. Der
zweite Prismenblock 34 ist fest mit der Detektoroptik 18 und der Detektoreinheit 20
verbunden, sodass diese Einheiten im Betrieb des Suchkopfs 4 nur um die Rollachse
38 rotierbar sind.
[0044] Das gesamte optische System 6 ist mithin in einem Roll-Nick-System 40 gelagert, deren
Rollrahmen 42 und Nickrahmen 44 in FIG 1 nur schematisch dargestellt sind. Der Rollrahmen
42 trägt alle rollbaren Elemente des optischen Systems 6, also auch die nickbaren
Elemente, und ist starr an einem Rotorblock 46 befestigt. Der Nickrahmen 44 trägt
alle nickbaren Elemente, wie die Eingangsoptik 10 und den Prismenblock 32.
[0045] Die Detektoreinheit 20 ist ebenfalls am Rotorblock 46 fixiert, der über Lager 48
mithilfe eines Rollantriebs 50, der einer Rotor 52 und einem Stator 54 aufweist, um
die Rollachse 38 rotierbar ist. Über die Lager 48 ist der Rotorblock 46 in einem Statorblock
56 gehalten, der starr mit dem Außengehäuse 58 des Suchkopfs 4 und dem dahinter liegenden
Außengehäuse 60 des übrigen Lenkflugkörpers 2 befestigt ist. Am hinteren Teil des
Statorblocks 56 befestigt ist ein Kühler 62 mit einem nach vorne ausgerichteten Gasauslass
64, der zur Detektoreinheit 20 ausgerichtet ist und sich unmittelbar hinter ihr zu
dieser hin öffnet. Der Kühler 62 wird über zwei Gasbehälter 66 während des Betriebs
des Suchkopfs 4 mit Gas versorgt.
[0046] Ebenfalls starr mit dem Rotorblock 46 verbunden und somit um die Rollachse 38 rotierbar
ist eine Nickelektronik 68, ein Rollsensor 70, eine Detektorelektronik 72 und eine
Kommunikationseinheit 74 mit einem Sender 76 und einem Empfänger 78. Der Sender 76
kann auch als Empfänger und der Empfänger 78 als Sender fungieren, sodass eine bidirektionale
Kommunikation möglich ist. Sender 76 und Empfänger 78 sind als Ringscheiben ausgeführt,
und der Sender 76 ist mit dem Rotorblock 46 starr verbunden und der Empfänger 78 ist
mit dem Statorblock 56 starr verbunden.
[0047] Weiter trägt der Rotorblock 46 eine Energieübertragungseinheit 80 mit einem Schleifring
82 und einer Bürste 84 zur Übertragung von elektrischer Energie von einem nicht dargestellten
gehäusefesten Energiespeicher zur Detektoreinheit 20. Hierbei ist der Schleifring
82 mit der Detektoreinheit 20 und die Bürste 84 mit dem Energiespeicher verdrahtet.
Mit dem Rotorblock 46 verbunden ist außerdem ein optisches Gitter 86 mithilfe dessen
über einen optischen Abgriff 88 von einer gehäusefesten Steuereinheit 90 die Rotationsgeschwindigkeit
des Rotorblocks 46 relativ zum Statorblock 56 ermittelt werden kann. Über einen Bewegungssensor
92, der ebenfalls gehäusefest ist, und der als Initialsensor oder IMU (Inertial Measurement
Unit) ausgeführt ist, kann von der Steuereinheit 90 die Rollrate des Statorblocks
56 beziehungsweise des Außengehäuses 58 erfasst werden. Hierzu erfasst der Bewegungssensor
92 Beschleunigungswerte, beispielsweise eine Fliehkraftbeschleunigung und/oder Beschleunigungen
in weitere Raumrichtungen, und ermittelt hierdurch aus einem Anfangszustand einen
späteren Momentanzustand, beispielsweise eine Rollrate, eine Fluggeschwindigkeit und
gegebenenfalls andere weitere Größen.
[0048] Der Lenkflugkörper 2 ist ein selbst angetriebener und über nicht dargestellte Ruder
lenkbarer Flugkörper, der beispielsweise aus einem Kanister gestartet wird. Über sein
Raketentriebwerk fliegt der Lenkflugkörper 2 in Richtung auf ein vorgegebenes Ziel,
das beispielsweise in der Steuereinheit 90 oder einer anderen Steuereinheit hinterlegt
ist, beispielsweise mithilfe von Koordinaten. Ebenfalls möglich ist die Vorgabe eines
optischen Ziels, beispielsweise das Objekt 28, das optisch erfasst und vor oder nach
dem Start des Lenkflugkörpers 2 an die entsprechende Steuereinheit 90 übergeben wird.
Im Anflug auf das Objekt 28 wird dieses über das optische System 6 auf dem Matrixdetektor
22 abgebildet. Eine Bewegung des Abbilds des Objekts 28 auf der sensitiven Fläche
des Matrixdetektors 22 führt erstens zu einer Bewegung der Eingangsoptik 10, sodass
diese möglichst zentriert auf das Objekt 28 ausgerichtet bleibt. Zweitens führt die
Bewegung zu einem Lenkkommando zum Ausrichten der Längsachse des Lenkflugkörpers 2
in Richtung zum Objekt 28, sodass der Lenkflugkörper 2 auf diese Weise das Objekt
28 verfolgt.
[0049] Vor der Aktivierung des Matrixdetektors 22 wird dieser durch den Kühler 62 auf eine
Temperatur heruntergekühlt, bei der eine thermisch bedingte Anregung von Ladungsträgern
im Matrixdetektor 22 und damit ein Rauschen des Matrixdetektors 22 im infraroten Spektralbereich
gegenüber Raumtemperatur stark verringert ist, sodass auch schwach im Infrarot strahlende
Objekte der Objektszene 30 und insbesondere das anvisierte Objekt 28 erkannt werden.
Hierfür wird im Inneren des Kühlers 62 entspanntes und hierdurch stark abgekühltes
Kühlgas durch den Gasauslass 64 auf die Hinterseite des Trägers 24 geblasen, sodass
dieser und mit ihm der Matrixdetektor 22 stark abkühlen. Das Gas verteilt sich in
dem Spalt zwischen dem Rotorblock 46 und dem Kühler 62 nach hinten und wird dort abgeführt.
[0050] Während des Flugs des Lenkflugkörpers 2 kann es vorkommen, dass dieser um seine Rollachse
38 rollt. Hierbei können Rollraten von mehr als 1 Hz auftreten. Ohne eine Entrollung
des Rollrahmens 42 beziehungsweise des Rotorblocks 46 würde das Gesichtsfeld der Eingangsoptik
10 mit dieser Frequenz rotieren und eine Fokussierung auf das Objekt 28 wäre lediglich
bei einer Ausrichtung der Eingangsoptik 10 exakt in Richtung der Rollachse möglich.
Um dennoch eine exakte seitliche Fokussierung der Eingangsoptik 10 auf das Objekt
28 zu ermöglichen, wird die Rollrate des Außengehäuses 58 beziehungsweise des Statorblocks
56 durch den Bewegungssensor 92 erfasst. Anhand der Daten des Bewegungssensors 92
steuert die Steuereinheit 90 den Rollantrieb 50 an, sodass der Rollrahmen 42 entgegen
der Rollrichtung des Außengehäuses 58 und mit der von dem Bewegungssensor 92 ermittelten
Rollrate rotiert. Hierdurch wird der Rollrahmen 42 entrollt und ruht im Raum bei um
ihn herum rotierendem Außengehäuse 58. Entsprechend ruht auch die Ausrichtung der
Detektoroptik 18 im Raum - abgesehen von Änderungen verursacht durch die Fluggeschwindigkeit
und gegebenenfalls Richtungsänderung des Lenkflugkörpers 2 - und auch die Abbildung
des Objekts 28 ruht, bei keiner Eigenbewegung des Objekts 28, auf der sensitiven Fläche
des Matrixdetektors 22.
[0051] Ein alternatives Entrollverfahren kann mithilfe des Rollsensors 70 durchgeführt werden.
Auch dieser kann eine Rollrate des Rollrahmens 42 erfassen, sodass die Steuereinheit
90, die datentechnisch mit dem Rollsensor 70 über die Kommunikationseinheit 74 verbunden
ist, ein Entrollen des Rollrahmens 42 durch die entsprechende Ansteuerung des Rollantriebs
50 steuern kann. Bei diesem Verfahren besteht außerdem die Möglichkeit, die Rollrate
des Rollrahmens 42 zu regeln. Die Regelgröße ist hierbei beispielsweise eine gemessene
Fliehkraftbeschleunigung, die auf den Rollsensor 70 wirkt. Der Vorschub des Rollantriebs
50 wird von der Steuereinheit 90 so gesteuert, dass die Fliehkraft und damit die absolute
Rollrate beispielsweise auf Null geregelt werden.
[0052] Ein weiteres Verfahren besteht im Zusammenwirken des Bewegungssensors 92 mit dem
Rollsensor 70 zur Steuerung der absoluten Rollrate des Rollrahmens 42 auf einen gewünschten
Rollwert, beispielsweise auf Null. Hierzu wird die absolute Rollrate mithilfe der
Steuereinheit 90 und des Bewegungssensors 92, wie zum ersten Verfahren beschrieben,
gesteuert. Im Prinzip müsste der Rollsensor 70 die gewünschte absolute Rollrate bestätigen.
Ist dies nicht der Fall, so kann das Signal des Rollsensors 70 als Zusatzsignal von
der Steuereinheit 90 verwendet werden, um die gewünschte absolute Rollrate des Rollrahmens
42 einzustellen. Die Entrollung besteht somit aus zwei Komponenten: einer aus dem
Signal des Bewegungssensors 92 resultierenden Komponente und einer aus dem Signal
des Rollsensors 70 resultierenden und auf die erste Komponente aufaddierten Komponente.
[0053] Bei einer schnellen Bewegung des Objekts 28 quer zur Rollachse 38, insbesondere bei
einem Bewegen sehr nah an der Rollachse 38 vorbei, kann das Nachverfolgen des Objekts
28 mit der Eingangsoptik 10 zu einer sehr plötzlichen und sehr schnellen Rollbewegung
des Rollrahmens 42 führen. Diese Rollbewegung ist eine Bewegung, die zusätzlich zur
Rotation des Rollrahmens 42 vom Rollsensor 70 erfasst wird. Der Rollsensor 70 ist
hierzu vorbereitet und mithin ein sehr schnell detektierender Sensor, der in der Lage
ist, schnelle Bewegungen und schnelle Bewegungsänderungen genau zu erfassen. Da die
Rollbewegung des Rollrahmens 42 zum Nachführen der Eingangsoptik 10 durch die Steuereinheit
90 gesteuert und mithilfe des optischen Gitters 86 kontrolliert wird, kann die Steuereinheit
90 diese Rollbewegung auch von der Entrollbewegung des Rollrahmens 42 aus dem Signal
des Rollsensors 70 trennen. Eine Steuerung der Entrollrotation bleibt weiterhin möglich.
[0054] In einem weiteren Verfahren kann es vorkommen, dass die Messungen des Rollsensors
70 mit einer Messungenauigkeit behaftet sind. Beispielsweise addiert sich aus einer
Vielzahl von schwankenden Beschleunigungen ein Drift, der in einem Rollmessfehler
resultieren kann. Ein solcher Messfehler kann von der Steuereinheit 90 mithilfe der
Daten des Bewegungssensors 92 erkannt werden. Der Bewegungssensor 92 rotiert relativ
konstant mit der Rollrate des Außengehäuses 58, und dessen eventueller Messfehler
kann durch das Signal des Rollsensors 70 von der Steuereinheit 90 erkannt und kompensiert
werden. Treten später Messfehler des Rollsensors 70 auf, beispielsweise verursacht
durch starke Nachlenkbeschleunigungen der Eingangsoptik 10, so können diese Fehler
durch die Daten des Bewegungssensors 92 erkannt und von der Steuereinheit 90 kompensiert
werden, da diese in der Zeit der starken Auslenkung der Eingangsoptik 10 weniger stark
beansprucht ist und genauere Messergebnisse liefert.
[0055] Selbstverständlich ist es auch möglich, einzelne Komponenten der beschriebenen Verfahren
zu kombinieren zur Steuerung, insbesondere Regelung, der Rollrate auf einen gewünschten
Rollwert.
[0056] Ein entsprechender Verfahrensablauf ist in FIG 2 beispielhaft dargestellt. Der Bewegungssensor
92 erfasst eine erste Rollrate RR
1 und liefert die entsprechenden Daten an die Steuereinheit 90. Diese steuert den Rollantrieb
50 an zum Entrollen des Rollrahmens 42. Eine Restrollrate RR
2 wird vom Rollsensor 70 erfasst, der seine Daten an die Steuereinheit 90 speist. Mithilfe
dieser Korrekturdaten wird ebenfalls der Rollantrieb 50 angesteuert, sodass eine genauere
Entrollung erfolgt. Diese wird in einer Regelschleife vom Rollsensor 70 erfasst und
von der Steuereinheit 90 zur Regelung verwendet.
[0057] Eine Bewegung der Abbildung des Objekts 28 auf der sensitiven Fläche des Matrixdetektors
22 wird von der Detektorelektronik 72 erkannt und entsprechende Daten werden an die
Steuereinheit 90 geliefert. Diese steuert ein Nachführen der Eingangsoptik 10 auf
das Objekt 28, sodass eine zusätzliche Rollbewegung RB des Rollrahmens 42 erzeugt
wird, die auf die gewünschte Rollrate aufaddiert wird. Auch die Rollbewegung RB wird
vom Rollsensor 70 erkannt und das entsprechende Signal wird an die Steuereinheit 90
weitergegeben. Diese trennt aus dem Signal die beiden Bewegungen, nämlich die Restrollrate
RR
2 von der Rollbewegung RB, und steuert weiterhin den Rollantrieb 50 so an, dass die
Restrollrate RR
2 verschwindet bzw. einen gewünschten Wert annimmt.
[0058] Je nach Beschaffenheit der Objektszene 30 kann deren Abbild auf der sensitiven Fläche
des Matrixdetektors 22 ebenfalls zur Einstellung der absoluten Rollrate herangezogen
werden. Wird beispielsweise ein Horizont abgebildet, die Sonne und oder ein anderer
bekannter und in der Lage stabiler Gegenstand, so ruht dessen Abbild bei verschwindender
Rollrate des Rollrahmens 42 und gradlinigem Flug des Lenkflugkörpers 2 auf der sensitiven
Fläche des Matrixdetektors 22. Ein Rollen des Rotorblocks 46 beziehungsweise des Rollrahmens
42 kann durch ein Kreisen des Abbilds auf dem Matrixdetektor 22 beispielsweise durch
Bilderfassung erkannt werden. Dieses Kreisen kann zur Steuerung der absoluten Rollrate
verwendet werden.
Bezugszeichenliste
[0059]
- 2
- Lenkflugkörper
- 4
- Suchkopf
- 6
- optisches System
- 8
- Dom
- 10
- Eingangsoptik
- 12
- optisches Gelenk
- 14
- Primehrspiegel
- 16
- Fangspiegel
- 18
- Detektoroptik
- 20
- Detektoreinheit
- 22
- Matrixdetektor
- 24
- Träger
- 26
- Detektorgehäuse
- 28
- Objekt
- 30
- Objektscene
- 32
- Prismenblock
- 34
- Prismenblock
- 36
- Nickachse
- 38
- Rollachse
- 40
- Roll-Nick-System
- 42
- Rollrahmen
- 44
- Nickrahmen
- 46
- Rotorblock
- 48
- Lager
- 50
- Rollantrieb
- 52
- Rotor
- 54
- Stator
- 56
- Statorblock
- 58
- Außengehäuse
- 60
- Außengehäuse
- 62
- Kühler
- 64
- Gasauslass
- 66
- Gasbehälter
- 68
- Nickelektronik
- 70
- Rollsensor
- 72
- Detektorelektronik
- 74
- Kommunikationseinheit
- 76
- Sender
- 78
- Empfänger
- 80
- Energieübertragungseinheit
- 82
- Schleifring
- 84
- Bürste
- 86
- optisches Gitter
- 88
- Abgriff
- 90
- Steuereinheit
- 92
- Bewegungssensor
- RB
- Rollbewegung
- RR1
- Rollrate
- RR2
- Restrollrate
1. Suchkopf (4) für einen Lenkflugkörper (2) mit einem Außengehäuse (58, 60), einer Detektoreinheit
(20) mit einem Matrixdetektor (22), einem optischen System (6) zum Abbilden eines
Objekts (28) aus einer den Lenkflugkörper (2) umgebenden Objektszene (30) auf den
Matrixdetektor (22) umfassend eine Eingangsoptik (10) und ein optisches Gelenk (12)
und mit einem Roll-Nick-System (40) zum Ausrichten zumindest der Eingangsoptik (10)
auf das Objekt (28) mit einem Rollrahmen (42) und einem Nickrahmen (44),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Detektoreinheit (20) am Rollrahmen (42) rollfest angeordnet ist.
2. Suchkopf (4) nach Anspruch 1,
gekennzeichnet
durch einen Kühler (62) zum Kühlen des Matrixdetektors (22), der starr zum Außengehäuse
(58, 60) angeordnet ist.
3. Suchkopf (4) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kühler (62) ein Gaskühler mit einem Gasauslass (64) ist, der koaxial zur Rollachse
(38) und auf die Detektoreinheit (20) ausgerichtet ist.
4. Suchkopf (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet
durch eine Kommunikationseinheit (74) mit einem rollrahmenfesten Sender (76) und einem
gehäusefesten Empfänger (78) zur drahtlosen Datenübertragung zwischen Sender (76)
und Empfänger (78).
5. Suchkopf (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet
durch einen rollrahmenfest angeordneten Rollsensor (70) zur Erfassung einer Rollbewegung
des Rollrahmens (42).
6. Suchkopf (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet
durch einen gehäusefest angeordneten Bewegungssensor (92) zur Erfassung einer Bewegung
des Außengehäuses (58, 60).
7. Verfahren zum Abbilden eines Objekts (28) einer Objektszene (30) auf einen Matrixdetektor
(22) eines Suchkopfs (4) für einen Lenkflugkörper (2), bei dem eine Eingangsoptik
(10) eines optischen Systems (6) des Suchkopfs (4) mithilfe eines Roll-Nick-Systems
(40), das einen Rollrahmen (42) und einen Nickrahmen (44) aufweist, auf das Objekt
(28) ausgerichtet wird und das Objekt (28) durch das optische System (6) auf den Matrixdetektor
(22) abgebildet wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Außengehäuse (58) des Suchkopfs (4) relativ zur ihn umgebenden Objektszene (30)
um eine Rollachse (38) rollt und der Matrixdetektor (22) relativ zum Außengehäuse
(58) rotiert und mit dem Rollrahmen (42) mitrollt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Matrixdetektor (22) im Raum ruht und die Abbildung auf dem Matrixdetektor (22)
bei um die Rollachse (38) rollendem Außengehäuse (58) ruht.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass aus einem gehäusefesten Kühler (62) des Suchkopfs (4) Kühlgas gegen eine den Matrixdetektor
(22) aufweisende und sich relativ zum Kühler (62) um die Rollachse (38) drehende Detektoreinheit
(20) gesprüht wird und damit der Matrixdetektor (22) gekühlt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Rollrate des Rollrahmens (42) durch einen rollrahmenfest angeordneten Rollsensor
(70) erfasst wird und die Rollrate mithilfe der Daten des Rollsensors (70) auf einen
gewünschten Rollwert geregelt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass mithilfe eines außengehäusefesten Bewegungssensors (92) eine Rollrate des Außengehäuses
(58) ermittelt wird, mithilfe des ermittelten Werts ein Rollantrieb (50) angesteuert
wird, so dass der Rollrahmen (42) relativ zum Außengehäuse (58) entgegen dessen Rolldrehrichtung
rotiert wird, eine verbleibende Rollrate des Rollrahmens (42) mithilfe eines rollrahmenfest
angeordneten Rollsensors (70) erfasst wird und die Rollrate mithilfe der Daten auch
des Rollsensors (70) auf einen gewünschten Rollwert geregelt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei der Steuerung der Rollrate auf den gewünschten Rollwert ein Messfehler des Rollsensors
(70) in Form einer Drift mithilfe des Bewegungssensors (92) zumindest teilweise erkannt
und berücksichtigt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass mithilfe des Rollsensors (70) zusätzlich zur Rollrate des Rollrahmens (42) eine Rollbewegung
erfasst wird, die durch eine Verfolgung des Objekts (28) mit der Eingangsoptik (10)
erzeugt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Rollantrieb (50) so gesteuert wird, dass mithilfe der zur Verfolgung des Objekts
(28) angesteuerten Rollbewegung und der Daten des Rollsensors (70) eine Rollrate des
Rollrahmens (42) auf den gewünschten Rollwert geregelt wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass mithilfe von aus einer Abbildung der Objektszene (30) auf den Matrixdetektor (22)
gewonnenen Daten eine Rollrate des Rollrahmens (42) auf einen gewünschten Rollwert
geregelt wird.