[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer Oberflächenstruktur auf
einer Oberfläche eines Werkstückes und ein nach dem Verfahren erzeugtes Werkstück.
[0002] Zur Erzeugung von naturgetreu nachgeahmten Holzplatten für den Möbelbau oder als
Fußbodenbelag ist es bekannt, mit Dekor versehendes Beschichtungsmaterial in oberflächenstrukturierten
Pressen ein- oder beidseitig druck- und prägekonform zu verpressen,
DE 10 2013 104 209 A1.
[0003] Nachteilig an diesen bekannten Herstellungsverfahren ist der hohe Fertigungsaufwand,
der maschinentechnisch und steuerungstechnisch betrieben werden muss, um verschiedene
zusammengelegte Beschichtungsmaterialien dauerhaft und beliebig oft so exakt unter
den oberflächenstrukturierten Pressblechen einer Presse zu platzieren, dass das gewünschte
Produkt über einen längeren Zeitraum und in großen Stückzahlen sicher in der gewünschten
Qualität hergestellt werden kann. Auch Motivwechsel gestaltet sich dabei recht aufwendig.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und ein damit hergestelltes Werkstück
zur Verfügung zu stellen, deren Herstellungsaufwand wesentlich reduziert und deren
Wirtschaftlichkeit weiter verbessert ist. Weiterhin soll die Optik und die Haptik
des Endproduktes weiter gesteigert sein, d.h. eine Holznachbildung soll noch realistischer
erscheinen, als dies bei einer Fertigung mit den bekannten Herstellungsmethoden der
Fall ist. Weiterhin soll ein wesentlich flexibleres Verfahren zur Herstellung von
den unterschiedlichsten Oberflächenstrukturen geschaffen werden.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich dadurch, dass zur Erzeugung der gewünschten
Oberflächenstruktur diese mittels eines Digitaldruckkopfes eines Digitaldruckers unmittelbar
auf die Oberfläche eines Werkstückes oder auf eine darauf aufgebrachte Deckschicht
aufgedruckt wird.
[0006] Gegenüber Pressverfahren in mit oberflächen-strukturierten Pressblechen ausgestatteten
Pressen, aber auch gegenüber Herstellungsverfahren mittels kontinuierlicher Pressen
und Prägekalandern bzw. Prägepapieren wird der Fertigungsaufwand erheblich reduziert
und die Fertigungsgeschwindigkeit sowie der mögliche Variantenreichtum wesentlich
gesteigert. Die mit der Oberflächenstruktur versehene Fläche eines Werkstückes kann
dann unmittelbar im Anschluss an das Druckverfahren an Ort und Stelle oder in einem
weiteren Verfahrensschritt in einer nachfolgenden Druckvorrichtung von einem weiteren
Digitaldruckkopf oder auch mittels anderen Druckverfahren ein- oder mehrfarbig bedruckt
werden.
[0007] Als Druckmaterial lassen sich vorteilhafterweise eine Vielzahl verschiedener Medien
benutzen, etwa durch Wärme verflüssigbare oder flüssige, aushärtende bzw. trocknende
Medien, wie UV-Lacke, Melaminharze, Mischharzsysteme auf Basis von MF-Harzen (Melamin-Formaldehyd-Harzen)
oder UF-Harzen (Harnstoff-Formaldehyd-Harzen), PU-Lacke, PUR-Lacke, UV-Tinten oder
wasserbasierende Bindemitteltinten, jeweils mit oder ohne Farbpigmente.
[0008] Mit diesem sehr vielfältig auswählbaren Druckmaterial lassen sich in einem Druckvorgang
bevorzugterweise Schichtstärken von 0 bis zu 500 µm aufbringen, sodass beispielsweise
Holzmaserungen sehr naturgetreu wiedergegeben werden können, ebenso wie alle anderen
bekannten Oberflächen aus rauem Stein oder Beton, aber auch sehr glatte Oberflächen,
wie von Glas oder Porzellan, täuschend echt nachgebildet werden können, wobei entweder
die gesamte Oberfläche eines Werkstückes vollflächig bedruckt werden kann oder auch
nur ausgesuchte Teilbereiche und auch raue, glatt, matte oder hochglänzende Teilbereiche
unmittelbar nebeneinander aufgedruckt werden können.
[0009] Vorteilhaft ist des Weiteren, dass als Werkstoffe für die Werkstücke jedes bogen-,
platten- oder bahnförmiges Material in Frage kommt, sei es aus Holz, Holzwerkstoffen,
Kunststoff, Schichtwerkstoffen, Folien oder Papier. Die Werkstücke können hierbei
beliebig als Einzelblätter, Einzelplatten oder als bahnförmige Werkstoffe vorliegen,
sodass sich dieses erfinderische Verfahren zur Erzeugung von Oberflächenstrukturen
in den vielfältigsten Varianten und auf den unterschiedlichsten Werkstücken durchführen
lässt.
[0010] Der Materialauftrag des Druckmaterials kann dabei im Single-Pass-Verfahren oder auch
im Multi-Pass-Verfahren erfolgen, sodass das Verfahren eine noch weiter gesteigerte
Variabilität aufweist und im Multi-Pass-Verfahren auch noch größere Schichtdickenunterschiede
der Oberflächenstrukturen verwirklicht werden können.
[0011] Die auf der Oberfläche eines Werkstückes erzeugte Oberflächenstruktur kann dabei
als vollkommen beliebige Struktur oder auch deckungsgleich zu einem auf dem Werkstück
aufgebrachten und/ oder noch aufzubringenden Motiv sein, wie etwa zu einem Druckmotiv
oder einem Dekormuster, sodass sich der optische und der haptisch Eindruck vorteilhaft
ergänzen.
[0012] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des Verfahrens können als Druckmaterialien
solche ausgewählt sein, die zumindest nach einem Druck durchsichtig oder durchscheinend
sind, sodass sie bei einem Aufdruck auf ein bereits auf dem Werkstück vorhandenen
oder zuvor zweidimensional aufgedruckten Druckmotiv dieses nach außen durchscheinen
lassen, was einen räumlichen Effekt der Oberflächenstruktur weiter verbessert.
[0013] Das erfinderische Verfahren eignet sich ebenfalls in besonderem Maße dazu, das Druckmaterial
von einem Druckbereich der Oberfläche eines Werkstückes zu einem anderen Druckbereich
desselben Werkstückes entweder zu wechseln oder mit einem weiteren Druckmaterial zu
kombinieren, sodass auf einer durchgängigen Oberfläche eines Werkstückes unterschiedliche
optische, haptische und/ oder chemische Eigenschaften, wie etwa schmutzabweisende
Eigenschaften der Oberflächenstruktur erzeugt werden können.
[0014] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfinderischen Verfahrens kann
bei nacheinander erfolgendem Druck von unterschiedlichen Druckmaterialien der einem
vorausgegangenen Druckvorgang nachfolgende Druckvorgang in der gleichen oder einer
nah benachbarten Druckvorrichtung so schnell nacheinander erfolgen, dass das beim
vorausgegangenen Druckvorgang aufgedruckte Druckmaterial noch nicht oder noch nicht
vollständig ausgehärtet oder abgetrocknet ist und eine Teilmenge davon mit dem nachfolgend
aufgebrachten Druckmaterial noch eine Mischung und/ oder eine chemische Reaktion der
beiden Druckmaterialien eingehen kann, wodurch sich eine Vielzahl von weiteren optischen
und räumlichen Gestaltungsvarianten ergeben.
[0015] Mit dem erfinderischen Verfahren lässt sich also ein Werkstück aus einem bogen-,
platten- oder bahnförmigen Material herstellen, welches mit einer oder mehreren im
Digitaldruckverfahren aufgedruckten Oberflächenstrukturen versehen ist, die nicht
nur homogen auf der gesamten Oberfläche eines Werkstückes aufgedruckt sein können,
sondern auch in unterschiedlichen Bereichen einer Oberfläche eines Werkstückes unterschiedliche
Oberflächenstrukturen in-, neben- und/ oder untereinander aufweisen können, sodass
sich damit beispielsweise einteilige Werkstücke erzeugen lassen, die den Eindruck
einer handwerklich gefertigten Kassettentür erwecken können, indem die Kassetten mit
einer anderen oder anders ausgerichteten holzartigen Oberflächenstruktur ausgestattet
sind als die übrigen Oberflächen.
[0016] Nachfolgend wird das Verfahren und ein damit erzeugten Werkstück anhand einer Skizze
näher beschrieben. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Prinzipskizze eines fertig bedruckten Werkstückes mit darüber angeordnetem Digitaldruckkopf.
[0017] Bei dem erfinderischen Verfahren wird zur Erzeugung einer Oberflächenstruktur 1;2;3
auf der Oberfläche 4 eines Werkstückes 5 oder einer darauf aufgebrachten Deckschicht,
bzw., wenn das Werkstück 5 aus einer Folienbahn besteht, auf der Oberfläche 4 eines
Werkstückabschnittes, diese Oberfläche 4 mittels eines Digitaldruckkopfes 6 eines
Digitaldruckers bedruckt.
[0018] Die Werkstoffoberfläche 4 des in der Figur 1 dargestellten Werkstücks 5 ist mit drei
verschiedenen Oberflächenstrukturen 1 ;2;3 versehen. Diese können von einem oder von
unterschiedlichen Druckköpfen 6 mit identischen oder unterschiedlichen Druckmaterialien
erzeugt werden, wobei der oder die Druckköpfe 6 und das Werkstück 5 längs und/ oder
quer relativ zueinander bewegt werden.
[0019] Als Druckmaterial 7 werden etwa über Wärme verflüssigbare oder flüssige aushärtende
Medien verwandt, wie UV-Lacke, Melaminharze, Mischharzsysteme auf Basis von Melamin-Formaldehyd-Harzen
oder Harnstoff-Formaldehyd-Harzen, PU-Lacke, PUR-Lacke, UV-Tinten oder wasserbasierte
Bindemitteltinten, wobei das Druckmaterial (7) im Single-Pass-Verfahren in einer Schichtstärke
von 0 bis zu 500 µm oder im Multi-Pass-Verfahren in einer noch höheren Schichtstärke
aufgebracht wird.
[0020] Das Werkstücke 5 besteht aus beliebigem bogen-, platten-, oder bahnförmigem Material,
etwa aus Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Schichtwerkstoffen, Folien oder Papier
und der Materialauftrag erfolgt entweder vollflächig oder nur in Teilbereichen, etwa
in Abhängigkeit von den aus den Werkstücken zu fertigenden Möbel- oder Wand-, Decken-
oder Fußbodenplatten.
[0021] Die Oberflächenstruktur 1;2;3 kann dabei als beliebige Struktur oder als deckungsgleiche
Struktur zu einem auf dem Werkstück 5 angeordneten Muster, wie einem Druckmotiv oder
Dekormuster aufgedruckt werden, wobei als Druckmaterial 7 auch nach dem Druck durchsichtiges
oder durch-scheinendes Material verwandt werden kann.
[0022] Das Druckmaterial 7 kann von einem Druckbereich der Oberfläche 4 eines Werkstückes
5 zu einem anderen Druckbereich desselben Werkstückes 5 entweder mit einem weiteren
Druckmaterial 7 kombiniert oder gewechselt werden, sodass unterschiedliche optische,
haptische und/ oder chemische Eigenschaften der Oberflächenstrukturen 1;2;3 erzeugt
werden, wie etwa eine besonders gute Verschmutzungsresistenz oder eine verbesserte
Reinigungsfähigkeit.
1. Verfahren zur Erzeugung einer Oberflächenstruktur (1 ;2;3) auf einer Oberfläche (4)
eines flächigen Werkstückes (5), dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenstruktur (1;2;3) mittels eines Digitaldruckkopfes (6) eines Digitaldruckers
unmittelbar auf die Oberfläche (4) des Werkstückes (5) oder auf eine darauf aufgebrachte
Deckschicht aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Druckmaterial (7) verflüssigbare oder flüssige Medien verwandt werden, wie UV-Lacke,
Melaminharze, Mischharzsysteme auf Basis von Melamin-Formaldehyd-Harzen oder Harnstoff-Formaldehyd-Harzen,
PU-Lacke, PUR-Lacke, UV-Tinten oder wasserbasierende Bindemitteltinten.
3. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Druckmaterial (7) in einer Schichtstärke von 0 bis zu 500µm vollflächig oder
nur auf Teilflächen der Oberfläche (4) des Werkstückes (5) aufgebracht wird.
4. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Werkstoff der Werkstücke (5) bogen-, plattenoder bahnförmiges Material wie aus
Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Schichtwerkstoffen, Folien oder Papier benutzt
wird.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag im Single-Pass-Verfahren oder im Multi-Pass-Verfahren erfolgt,
und dass im Multi-Pass-Verfahren noch größere Schichtstärken erzeugt werden als im
Single-Pass-Verfahren.
6. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenstruktur (1;2;3) als beliebige Struktur oder als deckungsgleiche Struktur
zu einem auf dem Werkstück (5) aufgebrachten und/ oder noch aufzubringenden Motiv,
wie einem Druckmotiv oder Dekormuster, erzeugt wird.
7. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Druckmaterial (7) nach dem Druck durchsichtiges oder durchscheinendes Material
verwandt wird.
8. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenstruktur (1;2;3) oder Teilbereiche davon nach ihrer Erzeugung und/
oder weitere Bereiche der Oberfläche (4) des Werkstückes (5) anschließend nochmals
mittels eines weiteren Druckkopfes mit herkömmlicher Drucktinte überdruckt werden.
9. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Druckmaterial (7) von einem Druckbereich der Oberfläche (4) eines Werkstückes
(5) zu einem anderen Druckbereich desselben Werkstückes (5) entweder mit einem weiteren
Druckmaterial kombiniert oder gewechselt wird und dass unterschiedliche optische,
haptische und/ oder chemische Eigenschaften der Oberflächenstrukturen (1 ;2;3) erzeugt
werden.
10. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei nacheinander erfolgendem Druck von unterschiedlichem Druckmaterial (7) der einem
vorausgegangenen Druckvorgang nachfolgende Druckvorgang so schnell aufeinander erfolgt,
dass das beim vorausgegangenen Druckvorgang aufgedruckte Druckmaterial (7) noch nicht
oder noch nicht vollständig ausgehärtet oder abgetrocknet ist und mit dem nachfolgend
aufgebrachten Druckmaterial (7) noch eine teilweise Mischung und/ oder eine chemische
Reaktion der beiden Druckmaterialien (7) erzeugt wird.
11. Werkstück aus einem bogen-, platten- oder bahnförmigen Werkstoff, dadurch gekennzeichnet, dass seine Oberfläche (4) unmittelbar oder eine darauf aufgebrachte Deckschicht mit einer
oder mehreren im Digitaldruckverfahren aufgedruckten Oberflächenstruktur (1;2;3) bzw.
Oberflächenstrukturen (1;2;3) versehen ist.