[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrolytischen Beschichtung komplexer
Bauteile, wobei das Bauteil im Rahmen einer Elektrolyse mittels eines Elektrolyten
mit wenigstens einer Schicht eines Metalls oder einer Legierung beschichtet wird.
[0002] Elektrolytische Beschichtungsverfahren sind aus dem Stand der Technik gut bekannt
und haben sich in der Industrie mit großem Erfolg etabliert.
[0003] Ein generelles Problem bei der elektrolytischen Beschichtung ergibt sich daraus,
dass bei der Metallabscheidung aus wässriger Lösung Elektrolyse-Wasserstoff entsteht,
welcher mengenmäßig durch den Wirkungsgrad des entsprechenden Elektrolyten bestimmt
wird. Es bildet sich elementarer Wasserstoff in Form kleiner Bläschen, die die Metallabscheidung
lokal blockieren und so die Qualität der resultierenden Beschichtung nachhaltig mindern.
Je nach Beschichtung und den mit dieser zu erzielenden Eigenschaften ergeben sich
eine Reihe von Nachteilen, wie insbesondere eine verringerte Lebensdauer des Bauteils,
eine verminderte Schutzwirkung z.B. gegenüber Strahlung oder auch die Mehrung von
Unfällen durch unerwarteten Materialausfall.
[0004] Es hat sich daher etabliert, die Metallabscheidung durch Verfahrensparameter wie
insbesondere den pH-Wert, die Temperatur und die Stromdichte an die jeweiligen abzuscheidenden
Metall oder Legierungen anzupassen und die Bildung von Wasserstoff zu minimieren.
[0005] Ein Problem ergibt sich jedoch dann, wenn komplexe Bauteile beschichtet werden sollen.
Komplexe Bauteile sind insbesondere solche, welche aus wenigstens zwei, in der Regel
jedoch mehreren Unterbauteilen zusammengesetzt sind. Derartige komplexe Konfigurationen
im inneren der Bauteile weisen hierbei konstruktions- und/oder zweckbedingt wenigstens
bereichsweise keine ebenen Oberflächen, sondern Strukturen wie insbesondere Ausnehmungen,
Erhebungen, Hinterdrehungen, Einschnürungen, Löcher, Nuten, Sicken, Kanten, Verbindungsstellen
aus zwei oder mehr Unterbauteilen, Scharniere, Griffe, und ähnliches auf.
[0006] Aufgrund der besonderen dreidimensionalen Geometrie derartiger Bauteile kann eine
ständige Zufuhr von Metallionen, wie sie zur Abscheidung einer homogenen Beschichtung
der vorgenannten Strukturen notwendig wäre, im Stand der Technik nicht gewährleistet
werden. Demgemäß sammelt sich an solchen Strukturen im Vergleich mit ebenen, senkrechten
Oberflächen vergleichsweise viel Wasserstoff, der nicht entweichen kann, was in diesem
Bereich eine Metallabscheidung verhindert.
[0007] Es ist daher die
Augabe der Erfindung, ein Verfahren zur elektrolytischen Beschichtung komplexer Bauteile
bereitzustellen, welches die Beschichtungsqualität von aus dem Stand der Technik bekannten
Verfahren verbessert.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird ein eingangs genanntes Verfahren vorgeschlagen, welches
sich dadurch auszeichnet, dass während der Elektrolyse wenigstens zeitweise eine Relativbewegung
zwischen dem zu beschichtenden Bauteil und dem Elektrolyten erzeugt wird.
[0009] Es hat sich gezeigt, dass die Ansammlung von Wasserstoff an komplexen Strukturen
durch die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wirkungsvoll eliminiert werden
kann. Dies führt vorteilhafterweise zu einer Verbesserung der Qualität der Beschichtung
an komplexen Strukturen wie insbesondere Ausnehmungen, Erhebungen, Hinterdrehungen,
Einschnürungen, Löcher, Nuten, Sicken, Kanten, Verbindungsstellen aus zwei oder mehr
Unterbauteilen, Scharniere, Griffe, und ähnlichem. Erfindungsgemäß wird während der
Elektrolyse eine Relativbewegung zwischen dem zu beschichtenden Bauteil und dem Elektrolyten
des Elektrolysebades erzeugt. Es hat sich herausgestellt, dass es im Zuge dieser Relativbewegung
zu einer Durchmischung des Elektrolysebades kommt, wodurch Konzentrationsunterschiede
im Elektrolysebad ausgeglichen werden. Hierdurch wird die Konzentration von Metallionen
an für die Abscheidung problematischen Strukturen des Bauteils erhöht. Darüber hinaus
werden sich bildende Wasserstoffbläschen durch die erfindungsgemäße Relativbewegung
abtransportiert. Eine lokale Blockade von zu beschichtenden Oberflächen durch eine
Ansammlung von Gasbläschen wird damit in vorteilhafter Weise vorgebeugt und verhindert.
Insgesamt lässt sich durch das erfindungsgemäße Verfahren die Qualität der Beschichtung
an komplexen Strukturen immens steigern.
[0010] Erfindungsgemäß wird die Relativbewegung während der Elektrolyse zumindest zeitweise
erzeugt. Es hat sich gezeigt, dass selbst eine nur zeitweise erzeugte Relativbewegung
die Effizienz und das Beschichtungsergebnis des Verfahrens verbessert. Vorzugsweise
kann die Relativbewegung zur weiteren Verbesserung des Verfahrens über längere Zeit
erzeugt werden. Es ist hierbei bevorzugt, die Relativbewegung intervallweise zu erzeugen.
Die Dauer der Intervalle kann hierbei für einen Beschichtungsvorgang vorgegeben und
unveränderlich sein. Vorzugsweise beträgt die Summe der Dauer der Intervalle dabei
wenigstens die Hälfte der Elektrolysedauer. Alternativ oder in Kombination hierzu
können Sensoren vorgesehen sein, die Konzentrationsunterschiede der Metallionen im
Elektrolysebad detektieren. Bei Überschreiten eines vorgebbaren Grenzwertes wird dann
in erfindungsgemäßer Weise eine Relativbewegung erzeugt. Als Sensoren können vorzugsweise
auch pH-Sensoren eingesetzt werden, die den pH-Wert des Elektrolyten überwachen. Es
ist hierdurch möglich, die Energie, die durch die Erzeugung der Relativbewegung aufgewendet
werden muss zu senken und gleichzeitig den erfindungsgemäßen Abtransport des Elektrolyse-Wasserstoffs
zu erreichen. Gemäß einem besonders bevorzugten Merkmal der Erfindung wird die Relativbewegung
während der gesamten Dauer der Elektrolyse erzeugt und aufrechterhalten. Es hat sich
gezeigt, dass auf diesem Wege besonders hochqualitative Schichten erzeugt werden können.
[0011] Erfindungsgemäß wird während der Elektrolyse eine Relativbewegung zwischen dem zu
beschichtenden Bauteil und dem Elektrolyten im Bauteil erzeugt. Die Relativbewegung
wird vorzugsweise dadurch erzeugt, dass das Bauteil und/oder Elektrolysebad zur Aufnahme
des Elektrolyten relativ zueinander bewegt werden. Es kann hierfür vorgesehen sein,
das Bauteil im Elektrolysebad verschieblich stehend oder hängend anzuordnen. Dies
kann durch Schienen oder einer ähnlichen Führung realisiert werden. Das Bauteil wird
in dieser Konfiguration relativ gegenüber dem unbewegten Elektrolysebad bewegt. Vorzugsweise
kann das Elektrolysebad verschieblich angeordnet sein. Dies kann durch Schienen oder
einer ähnlichen Führung realisiert werden. Hierbei wird das Elektrolysebad relativ
gegenüber dem unbewegten Bauteil bewegt. Besonders bevorzugt sind sowohl das Bauteil
als auch das Elektrolysebad verschieblich, vorzugsweise durch Schienen oder ähnliche
Führungen, ausgebildet. In dieser Konfiguration werden Bauteil und Elektrolysebad
relativ zu einander bewegt. Das Bauteil und/oder das Elektrolysebad können vorzugsweise
linear bewegt werden. Eine solche Bewegung ist mit einfachen Mitteln zu erreichen
und erfordert keine aufwändige Steuerung. Alternativ oder in Kombination mit einer
linearen Bewegung sind auch andere Bewegungsarten denkbar. Insbesondere kreisförmige,
elliptische, kurvige oder
[0012] Kombinationen aus diesen. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere kreisförmig, taumelnde
Bewegungen für den Abtransport von Wasserstoff von Vorteil sind
[0013] Erfindungsgemäß ist das Verfahren zur Beschichtung jedweder komplexen Bauteile geeignet.
So ist es insbesondere bevorzugt, behälterartige Bauteile, mit vergleichsweise großen
Oberflächen zu beschichten. Eine Besonderheit stellt hierbei die Innenbeschichtung
solcher Behälter dar. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der
Behälter hierzu mit Elektrolyt befüllt. Er bildet dabei selbst das Elektrolysebad.
Vorzugsweise wird der Behälter hierzu mit entsprechenden An- bzw. Umbauvorrichtungen
für die Elektrolyse verwendbar gemacht. Zur Erzeugung der erfindungsgemäßen Relativbewegung
zwischen Bauteil und Elektrolyt wird vorzugsweise der Behälter bewegt.
[0014] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung wird die Relativbewegung dadurch erzeugt,
dass das zu beschichtende Bauteil und/oder das Elektrolysebad während der Elektrolyse
wenigstens zeitweise, vorzugsweise für die gesamte Dauer der Elektrolyse, in Rotation
versetzt wird. Es hat sich gezeigt, dass eine durch Rotation bewirkte Relativbewegung
zwischen zu beschichtendem Bauteil und dem Elektrolyten hinsichtlich der Ansammlung
einer unerwünschten Wasserstoffblase besonders wirksam ist. Vorzugsweise wird das
zu beschichtende Bauteil in Rotation versetzt. Es kann hierzu auf einer drehbar gelagerten
Vorrichtung angeordnet sein. Die Vorrichtung kann darüber hinaus eine Haltevorrichtung
aufweisen, von welcher das Bauteil verrutschsicher gehalten wird. Insbesondere bei
der Innenbeschichtung von Behältern hat sich eine solche Verfahrensführung bewährt.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird die Relativbewegung
dadurch erzeugt, dass das Elektrolysebad wenigstens zeitweise in Rotation versetzt
wird. Es kann hierzu auf einer drehbar gelagerten Vorrichtung angeordnet sein. Die
Vorrichtung kann darüber hinaus eine Haltevorrichtung aufweisen, von welcher das Elektrolysebad
verrutschsicher gehalten wird. Gemäß einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der
Erfindung wird die Relativbewegung dadurch erzeugt, dass das zu beschichtende Bauteil
und das Elektrolysebad wenigstens zeitweise in Rotation versetzt werden. Vorzugsweise
werden das Bauteil und das Elektrolysebad hierbei jeweils in eine Rotation mit einander
gegenläufigen Rotationsrichtungen versetzt.
[0015] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird die Richtung der Rotationsachse
des zu beschichtenden Bauteils und/oder des Elektrolysebades während der Rotation
wenigstens zeitweise verändert. Hieraus ergeben sich komplexe Bewegungsmuster, die
sich hinsichtlich einer homogenen Durchmischung des Elektrolyten und der damit einhergehenden
Entfernung punktueller Ansammlung von Wasserstoff als besonders vorteilhaft erwiesen
haben. Es ist hierbei insbesondere bevorzugt, die Rotationsachse des zu beschichtenden
Bauteils während der Rotation wenigstens zeitweise, vorzugsweise für die gesamte Dauer
der Rotation, in Präzession zu versetzen. Hieraus ergibt sich eine Taumelbewegung
des zu beschichtenden Bauteils und/oder des Elektrolysebades, was in der Konsequenz
zu einer besonders vorteilhaften Relativbewegung zwischen dem zu beschichtenden Bauteil
und dem Elektrolyten führt, mit welcher die Ansammlung einer Wasserstoffblase an prädestinierter
Stelle des Bauteiles verhindert wird. Vorzugsweise wird die Rotationsachse zu diesem
Zweck mit einem Winkel zwischen 1 ° und 45 °, vorzugsweise 5 ° bis 20 ° und besonders
bevorzugt 7 ° bis 10 °, ausgelenkt.
[0016] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung wird der Elektrolyt während der Elektrolyse
wenigstens zeitweise umgewälzt. Hierdurch wird im Elektrolysebad eine Strömung erzeugt,
welche zu einer Relativbewegung zwischen Elektrolyt und zu beschichtendem Bauteil
führt. Die Umwälzung kann hierbei alternativ zu vorbeschriebener Bewegung des Bauteils
und/oder des Elektrolysebades oder auch in Verbindung damit vorgesehen werden. Bevorzugt
ist hierbei insbesondere eine Kombination aus Taumelbewegung des Elektrolysebades
und einer Umwälzung des Elektrolyten. Diese Kombination hat sich hinsichtlich der
Verbesserung der Effizienz und der Qualität des Verfahrens als besonders vorteilhaft
erwiesen. Die Umwälzung wird vorzugsweise unter Zuhilfenahme von Düsen vorgenommen.
Die Düsen sind vorzugsweise Teil der Anoden. Durch die Umwälzung des Elektrolyten
unter Einsatz solcher Anodendüsen lässt sich eine vergleichsweise bauteilnahe Strömung
des Elektrolyten erreichen, wodurch insbesondere der Abtransport von eventuell entstehenden
Gasbläschen von der zu beschichtenden Oberfläche verbessert wird. Vorzugsweise wird
mittels der Düse eine Elektrolytströmung erzeugt, welche der durch die Bewegung des
Bauteils und/oder des Elektrolysebades erzeugten Relativbewegung des Elektrolyten
entgegengerichtet ist.
[0017] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung wird das Bauteil segmentweise beschichtet.
Hierzu wird die Oberfläche des zu beschichtenden Bauteils in Segmente unterteilt,
denen räumlich jeweils ein gesonderter Gleichrichter und eine Anode zugeordnet wird.
Vorzugsweise sind die Anoden der einzelnen Segmente dabei elektrisch von den Anoden
der anderen Oberflächensegmente abgeschirmt. Hierdurch ist es vorteilhafterweise möglich,
die Oberfläche von insbesondere großflächigen Bauteilen besonders homogen zu beschichten.
Insbesondere können hiermit Schichten hergestellt werden, bei denen Differenzen in
der Schichtstärke nahezu vollständig vermieden werden können. Dadurch können auch
unterschiedliche Schichtstärken auf den einzelnen Segmenten erzielt werden. Dieser
Effekt ist unter anderem auf eine nahezu störungsfreie Steuerung der Abscheidungsprozesse
in den einzelnen abgeschirmten Segmenten zurückzuführen. Insbesondere kann eine unerwünschte
Ausbildung von Störfeldern an den Rändern der Anode, welche zu einer schädlichen Heterogenität
des elektrischen Feldes insgesamt führen vorteilhafterweise vermieden werden. Alternativ
hierzu können in unterschiedlichen Segmenten auch gezielt unterschiedliche Schichtstärken
eingesetzt werden.
[0018] Durch das erfindungsgemäße Verfahren lassen sich insbesondere metallische komplexe
Bauteile, insbesondere solche aus Stahl oder Sphäroguss beschichten. Sphäroguss bezeichnet
hierbei Gusseisen mit Kugelgraphit. Es wird auch als duktiles Gusseisen bezeichnet
und besitzt stahlähnliche mechanische Eigenschaften. Besonders vorteilhaft lassen
sich komplexe Bauteile aus Sphärogüssen mit der Bezeichnung GJS-400-15 gemäß EN 1563
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens beschichten. Mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens lassen sich prinzipiell alle Metalle und Legierungen abscheiden, die galvanisch
abscheidbar sind. Bevorzugt können komplexe Bauteile im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens damit insbesondere vernickelt, verkupfert, verzinnt und verzinkt werden.
Die Abscheidung von Legierungsschichten, wie insbesondere Bronzeschichten oder Zinn-Nickel-Schichten
ist mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ebenfalls möglich und bevorzugt.
[0019] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird das Bauteil mit Nickel und/oder
einer nickelhaltigen Legierung beschichtet. Bevorzugt wird Nickel hierbei aus einer
wässrigen Nickelsulfamatlösung abgeschieden. Die Nickelsulfamatlösung enthält neben
Nickelsulfamat und Wasser wenigstens noch Borsäure und Nickel(II)-bromid. Die Nickelsulfamatkonzentration
wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 60 und 100 g/l, bevorzugt 80 g/l eingestellt.
Die Borsäurekonzentration wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 20 und 50 g/l,
bevorzugt 30 g/l eingestellt. Die Nickel(II)-bromid-Konzentration wird vorzugsweise
auf einen Wert zwischen 60 und 100 g/l, bevorzugt 80 g/l eingestellt. Der pH-Wert
des Elektrolyten wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 3 und 4, vorzugsweise 3,2
eingestellt. Die Elektrolyttemperatur wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 35
und 45 °C, vorzugsweise 40 °C eingestellt. Die Stromdichte wird vorzugsweise auf einen
Wert zwischen 1 und 20 mA/cm
2, bevorzugt 15 und 18 mA/cm
2 eingestellt. Die bevorzugten Verfahrensparameter erbringen für sich genommen und
in Kombination miteinander und in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Relativbewegung
zwischen dem zu beschichtendem Bauteil und dem Elektrolyten den Vorteil, dass die
Wasserstoffbildung gemindert und der Abtransport von Wasserstoffbläschen verbessert
wird.
[0020] Sämtliche erfindungsgemäßen und bevorzugten Merkmale führen für sich genommen und
in Kombination miteinander in synergetischer Weise zu einer Steigerung der Effizienz
und der Qualität gegenüber aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren.
[0021] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines für den Fachmann nicht beschränkend zu
verstehenden Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt
- Fig.1
- eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
in halbgeschnittener, schematischer Darstellung.
[0022] Fig. 1 zeigt ein Elektrolysebad 1 zur galvanischen Abscheidung von Nickel in Schnittdarstellung.
Das Elektrolysebad 1 verfügt über Anoden 2. Die Anoden 2 weisen Anodendüsen 3 auf,
mit deren Hilfe der im Elektrolysebad 1 befindliche Elektrolyt 4 während der Elektrolyse
umgewälzt wird. Hierdurch lässt sich eine vergleichsweise bauteilnahe Strömung des
Elektrolyten 4 bewirken, wodurch insbesondere der Abtransport von eventuell entstehenden
Wasserstoffgasbläschen von der zu beschichtenden Oberfläche des Bauteils 5 verbessert
wird.
[0023] Das Elektrolysebad 1 ist auf einer drehbar gelagerten Vorrichtung 6 angeordnet. Die
Vorrichtung 6 verfügt an ihrer elektrolysebadentfernten Seite 7 über eine Ausnehmung
in Form einer Kugelgelenkaufnahme (nicht gezeigt). Auf diesem Wege kann das Elektrolysebad
1 sowohl Rotationsbewegungen mit starrer Rotationsachse, als auch Rotationsbewegungen
mit zeitlich veränderbarer Richtung der Rotationsachse vollziehen. Verfahrensseitig
wird das Elektrolysebad 1 während der gesamten Dauer der Elektrolyse mittels der Vorrichtung
6 in Präzession um die Rotationsachse A versetzt. Hierdurch ergibt sich eine, für
das Verfahren besonders vorteilhafte Taumelbewegung des Elektrolysebades. Die Präzession
ergibt sich aus vorliegend aus der Auslenkung der Rotationsachse A mit einem Auslenkungswinkel
α von 15°.
[0024] Das zu beschichtende Bauteil 5 ist ein komplexes Bauteil im Sinne der Erfindung.
Es verfügt über eine Mehrzahl von Unterbauteilen 8, 9, 10 und 11. Vorliegend bilden
die Unterbauteile einen Behälter 8 mit einer Deckelhalterung 12. In einem aus dem
Stand der Technik bekannten Verfahren könnte eine ständige Zufuhr von Metallionen,
wie sie zur Abscheidung einer homogenen Vernickelung insbesondere der Deckelhalterung
notwendig wäre, nicht gewährleistet werden. Es würde sich dort vielmehr vergleichsweise
viel Wasserstoff bilden, was sowohl hinsichtlich des Elektrolyt- und Stromverbrauchs,
als auch hinsichtlich der Beschichtungsqualität nachteilig wäre. Erfindungsgemäß werden
diese Nachteile durch die vorbeschriebene Taumelbewegung des Elektrolysebades, welche
eine besonders vorteilhafte Relativbewegung zwischen Bauteil und Elektrolyt induziert,
und der Umwälzung des Elektrolyten unter Einsatz der Anodendüsen vollumfänglich vermieden
werden.
[0025] Das Elektrolysebad 1 ist vorliegend mit einem Elektrolyten 4 zur Vernickelung des
zu beschichtenden Bauteils 5 befüllt. Der Elektrolyt 4 ist vorliegend aus einer wässrigen
Nickelsulfamatlösung gebildet. Die Lösung enthält hierbei Nickelsulfamat in einer
Konzentration von 80 g/l, Borsäure in einer Konzentration von 30 g/l und Nickel(II)-bromid
in einer Konzentration von 80 g/l. Verfahrensseitig wird der pH-Wert des Elektrolyten
auf einen Wert von 3,2 eingestellt. Die Elektrolyttemperatur wird auf einen Wert von
40 °C eingestellt. Die Stromdichte wird auf einen Wert 18 mA/cm
2 eingestellt. Diese Verfahrensparameter erbringen für sich genommen und in Kombination
miteinander und in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Relativbewegung zwischen dem
zu beschichtendem Bauteil und dem Elektrolyten den Vorteil, dass die Wasserstoffbildung
gemindert und der Abtransport von Wasserstoffbläschen verbessert wird.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Elektrolysebad
- 2
- Anode
- 3
- Anodendüsen
- 4
- Elektrolyt
- 5
- komplexes Bauteil
- 6
- Vorrichtung
- 7
- badentfernte Seite der Vorrichtung 6
- 8
- Unterbauteil, Behälter
- 9
- Unterbauteil
- 10
- Unterbauteil
- 11
- Unterbauteil
- 12
- Deckelhalterung
- A
- Rotationsachse des Elektrolysebades
- α
- Auslenkungswinkel
1. Verfahren zur elektrolytischen Beschichtung komplexer Bauteile, wobei das Bauteil
im Rahmen einer Elektrolyse mittels eines Elektrolyten mit wenigstens einer Schicht
eines Metalls oder einer Legierung beschichtet wird, dadurch gekennzeichnet, dass während der Elektrolyse wenigstens zeitweise eine Relativbewegung zwischen dem zu
beschichtenden Bauteil und dem Elektrolyten erzeugt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zu beschichtende Bauteil und/oder ein Elektrolysebad zur Aufnahme des Elektrolyten
während der Elektrolyse wenigstens zeitweise in Rotation versetzt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein als Behälter ausgebildetes Bauteil innenseitig beschichtet wird, wobei das Bauteil
mit Elektrolyt befüllt wird und während der Elektrolyse wenigstens zeitweise in Rotation
versetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Richtung der Rotationsachse des zu beschichtenden Bauteils und/oder des Elektrolysebades
während der Rotation wenigstens zeitweise verändert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotationsachse des zu beschichtenden Bauteils und/oder des Elektrolysebades während
der Rotation wenigstens zeitweise in Präzession versetzt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt während der Elektrolyse wenigstens zeitweise umgewälzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt unter Einsatz von Anodendüsen umgewälzt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil mit Nickel und/oder einer nickelhaltigen Legierung beschichtet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Elektrolyt eine wässrige Nickelsulfamatlösung verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zu beschichtende komplexe Bauteil segmentweise beschichtet wird, wobei jedes
Bauteilsegment räumlich einer Anode zugeordnet wird, wobei die Anode des jeweiligen
Bauteilsegments elektrisch von den Anoden der übrigen Bauteilsegmente abgeschirmt
wird.