[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur elektrolytischen Vernickelung großflächiger
Bauteile sowie ein Verfahren zur elektrolytischen Vernickelung großflächiger Bauteile.
[0002] Ein Problem bei der Vernickelung großflächiger Bauteile ergibt sich aus der praktischen
Abwicklung. Zu vernickelnde Bauteile müssen bei herkömmlichen Vernickelungsverfahren
etwa 25 verschiedene Bäder durchlaufen, woraus sich ein immenser Raumbedarf ergibt.
Die Bäder müssen hierbei vergleichsweise groß sein. Aufgrund der Tatsache, dass die
Vernickelung absolut porenfrei erfolgt und darüber hinaus eine Antrocknung der zu
vernickelnden Oberfläche während des Verfahrens unbedingt vermieden werden muss (wasserbruchfrei),
ergeben sich eine Vielzahl vorrichtungs- und verfahrensseitiger Schwierigkeiten. Insbesondere
die Vernickelung von in dieser Hinsicht ohnehin problematischen Materialien oder die
Innenbeschichtung großvolumiger Behälter sind mit besonders großen Schwierigkeiten
verbunden. So ist aufgrund der mit entsprechend großen Volumina einhergehenden großen
Tiefe solcher Behälter und den üblicherweise unterschiedlichen Durchmessern in verschiedenen
Tiefen eine gleichmäßige Beschichtung mit vergleichsweise großen Problemen verbunden.
So ist insbesondere eine Bewegung oder Entleerung solcher Behälter, welche ohne weiteres
ein Gewicht von über 100 t haben können, nahezu unmöglich.
[0003] Ein entsprechender Anwendungsbereich, für eine Innenvernicklung großvolumiger Behälter
fällt in den Bereich der der Transport- und Lagerbehälter für radioaktive Abfälle.
Die Behälter weisen einen zylindrischen und/oder quadratischen Aufnahmebereich und
einen Abdichtbereich mit unterschiedlichen Durchmessern auf, so dass sich für besondere
Anforderungen bei der Ausbildung einer Nickelbeschichtung ergeben.
[0004] Zur Vermeidung der vorgenannten Probleme und der Bereitstellung einer porenfreien
Vernicklung ist aus der
DE 195 02 358 A1 ein Verfahren bekannt geworden, bei dem ein großflächiges Bauelement erwärmt, nach
der Erwärmung gebeizt, gespült, dekapiert, im Rahmen einer Elektrolyse beschichtet
und gespült wird. Ferner ist aus dieser Druckschrift eine Vorrichtung zur Durchführung
des vorgenannten Verfahrens bekannt geworden, die An- bzw. Umbauelemente zur Bildung
einer Wanne, ein Anodengefach aus mehreren, im Wesentlichen parallelen stangenförmigen
Anoden, die nahe zu den zu beschichtenden Oberflächen positionierbar sind, und eine
Verfahrvorrichtung für das Anodengefach aufweist.
[0005] Obwohl sich das vorbeschriebene Verfahren in der Praxis bewährt hat, besteht gleichwohl
Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Präzision und der Flexibilität des Verfahrens
insgesamt. Es haben sich insbesondere Schwierigkeiten bei der Abscheidung einer homogenen
Schichtstärke der Nickelschicht ergeben. Es hat sich ferner gezeigt, dass bestimmte
Bereiche der zu beschichtenden Oberfläche größeren Belastungen widerstehen müssen
als andere Bereiche. Es ist hierzu erforderlich, in diesen einander übergehenden Bereichen
voneinander abweichende Schichtstärken abzuscheiden, wobei jede Fläche für sich nach
Möglichkeit keine Schichtdifferenzen aufweisen darf. Bei den vorgenannten Schwierigkeiten
stößt das aus dem Stand der Technik bekannte Verfahren an seine Grenzen.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der Erfindung eine Vorrichtung und Verfahren bereitzustellen,
welche die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile beseitigen.
[0007] Zur Lösung der Aufgabe wird eine Vorrichtung zur elektrolytischen Vernickelung eines
großflächigen Bauteils, aufweisend einen Elektrolysebehälter oder An- bzw. Umbauelemente
zur Bildung eines Elektrolysebehälters und voneinander beabstandete Anoden und/oder
Anodengruppen, wobei flächige Abschirmelemente zwischen einzelnen Anoden und/oder
Anodengruppen angeordnet sind, wobei die Abschirmelemente derart angeordnet sind,
dass sie wenigstens teilweise elektrisch abgeschirmte Volumenbereiche zur segmentweisen
Beschichtung des großflächigen Bauteils ausbilden.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung ist es vorteilhafterweise möglich, die Oberfläche
großflächiger Bauteile durch segmentweises vernickeln besonders homogen zu beschichten.
Insbesondere können hiermit Schichten hergestellt werden, bei denen Differenzen in
der Schichtstärke nahezu vollständig vermieden werden können. Es hat sich herausgestellt,
dass es durch die erfindungsgemäße Anordnung von Abschirmelementen zwischen den für
die Beschichtung erforderlichen Anoden oder Anodengruppen und dem zu beschichtenden
Oberflächensegment zur Ausbildung von besonders homogenen elektrischen Feldern kommt.
Dies ermöglicht im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten Ansätzen eine
nahezu störungsfreie Steuerung der Abscheidungsprozesse in den einzelnen abgeschirmten
Bereichen. In abschirmungsfreien Systemen, wie es sich im Stand der Technik etabliert
hat, ist die Aufrechterhaltung eines sich über die gesamte Oberfläche des zu beschichtenden
Bauteils erstreckenden homogenen elektrischen Feldes nahezu unmöglich. Insbesondere
die an den Rändern der Anoden auftretenden Störfelder führen zu einer unerwünschten
Heterogenität des elektrischen Feldes insgesamt. Die Abscheidung homogener Schichten
gleicher Schichtstärke ist in diesen Systemen daher nur sehr eingeschränkt möglich.
Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung werden in Abkehr vom Stand der Technik eine
Mehrzahl räumlich begrenzter, vergleichsweise kleiner elektrischer Felder aufgebaut,
die leichter zu handhaben und weniger anfällig für Störungen sind. Darüber hinaus
wird die Ausbildung von Störfeldern an den Rändern der Anoden durch die erfindungsgemäße
Zwischenordnung der erfindungsgemäßen Abschirmelemente vorteilhafterweise unterbunden.
Die Erfindung ermöglicht somit die Abscheidung einer besonders homogenen Nickelschicht,
die an jedem Oberflächenabschnitt des zu beschichtenden Bauteils im Wesentlichen die
gleiche Schichtstärke aufweist. Im Wesentlichen die gleiche Schichtstärke bedeutet
im Sinne der Erfindung eine Schichtstärke, die um weniger als ±2 µm, vorzugsweise
um weniger als ±1 µm und besonders bevorzugt um weniger als ±0,5 µm von der mittleren
Schichtstärke der Nickelbeschichtung abweicht.
[0009] Erfindungsgemäß sind die Abschirmelemente flächig ausgebildet. Hierdurch sind die
Abschirmelemente vorteilhafterweise vergleichsweise leicht und bilden dennoch einen
vergleichsweise großen elektrisch abgeschirmten Volumenbereich aus. Die Abschirmelemente
können hierzu in beliebiger flächiger Form ausgestaltet sein. Bevorzugt sind die Abschirmelemente
in Form von Platten, Blättern, Membranen, Scheiben und Ähnlichem ausgebildet. Die
bevorzugte Form richtet sich im Wesentlichen nach der Stärke des abzuschirmenden elektrischen
Feldes. Soll ein elektrisches Feld mit vergleichsweise hoher Feldstärke abgeschirmt
werden, sind Abschirmelemente mit vergleichsweise großer Dicke, also platten- oder
scheibenförmige Abschirmelemente bevorzugt. Soll hingegen ein elektrisches Feld mit
vergleichsweise geringer Feldstärke abgeschirmt werden, sind Abschirmelemente mit
vergleichsweise geringer Dicke, also blatt- oder membranförmige Abschirmelemente bevorzugt.
Im besonderen Fall der Innenbeschichtung zylinderförmiger großvolumiger Behälter sind
die Abschirmelemente jeweils vorzugsweise kreisförmiger Platten oder Scheiben ausgebildet.
Besonders bevorzugt ist hierbei die Ausgestaltung als Lochscheibe. Hierbei kann zwischen
zwei Abschirmelementen ein im Wesentlichen ringförmiger Volumenbereich ausgebildet
werden, in welchem eine vorzugsweise ebenfalls ringförmig ausgebildete Anode angeordnet
ist. Es hat sich hierbei herausgestellt, dass etwaige im Inneren der ringförmigen
Anode vorliegende Felder keinerlei Einfluss auf das Beschichtungsergebnis haben. Vorteilhafterweise
führt die Ausbildung des Abschirmelements als Lochscheibe damit zu Materialeinsparungen,
ohne die Abschirmwirkung im Ergebnis negativ zu beeinflussen.
[0010] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung sind die Abschirmelemente austauschbar
innerhalb der Vorrichtung angeordnet. Es ist hierdurch möglich, reparaturbedürftige
oder anderweitig unbrauchbare Elemente in einfacher Weise zu ersetzen. Hierdurch wird
insbesondere der Wartungsaufwand der Vorrichtung in vorteilhafter Weise insgesamt
gesenkt. Es ermöglicht ferner die Anpassung der erfindungsgemäßen Vorrichtung an die
jeweiligen Anforderungen, insbesondere der einzustellenden Feldstärken. Hier können
je nach Bedarf Abschirmelemente unterschiedlichen Typs gegeneinander ausgetauscht
werden. Als Beispiel sei hier der Austausch von plattenförmigen Elementen gegen membranförmige
Elemente genannt. Auf diese Weise ist die erfindungsgemäße Vorrichtung an eine Vielzahl
möglicher Vernickelungsverfahren anpassbar und weist damit ein vergleichsweise breites
Anwendungsspektrum auf. Besonders bevorzugt kann es vorgesehen sein, Abschirmelemente
unterschiedlichen Typs für die Abschirmung unterschiedlicher Volumenbereichen parallel
zu verwenden. Dies ist insbesondere in solchen Fällen von Vorteil, in denen Anoden
oder Anodengruppen unterschiedlicher Volumenbereiche individuell angesteuert werden
und mit unterschiedlichen Verfahrensparametern betrieben werden. Dies kann insbesondere
für den Fall vorteilhaft sein, in weichem manche Oberflächensegmente des großflächigen
Bauteils bewusst und zeitgleich mit unterschiedlichen Schichtstärken beschichtet werden
sollen. Hierbei kann es vorgesehen sein, in den einzelnen Volumenbereichen unterschiedliche
Feldstärken vorzusehen. Zur Abschirmung der unterschiedlichen Feldstärken ist es bevorzugt
vorgesehen, in Abhängigkeit der jeweiligen Feldstärke hinsichtlich Form und Material
hierfür vorstehend genannte geeignete Abschirmelemente miteinander zu kombinieren.
[0011] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung sind die Abschirmelemente aus einem
elektrisch isolierenden Material ausgebildet. Bevorzugt sind hierbei insbesondere
polymere Materialien, die im verwendeten Elektrolyten stabil sind. Besonders bevorzugt
sind hierbei Polypropylen (PP), Polytetrafluorethylen (PTFE), Polyimide (PI) und Polysulfon
(PSU). Diese Werkstoffe sind einerseits elektrische Isolatoren und weisen andererseits
eine exzellente Beständigkeit gegenüber bei der Vernickelung typischerweise verwendeten
Elektrolyten auf. Je nach Einstellung der Verfahrensparameter kann es vorzugsweise
vorgesehen sein, Abschirmelemente aus unterschiedlichen Materialien zu verwenden.
[0012] Erfindungsgemäß ist vorrichtungsseitig entweder ein Elektrolysebehälter oder An-
bzw. Umbauelemente zur Bildung eines Elektrolysebehälters vorgesehen. Die zweite Variante
dient hierbei insbesondere der Innenbeschichtung von großvolumigen Behältern. Durch
die erfindungsgemäßen An- bzw. Umbauelemente wird der zu beschichtende Behälter zu
einem Elektrolysebehälter umgebildet. Durch diese Maßnahme können große Tauchbehälter,
wie sie nach der ersten Variante vorgesehen sind, entfallen, da der Elektrolysebehälter
zur Aufnahme des Elektrolyten im Wesentlichen durch den zu beschichtenden großvolumigen
Behälter selbst gebildet wird. Die An- und Umbauelemente stellen Kragen, Überlaufbereiche,
Entwässerungsbohrungen oder dergleichen dar und werden bedarfsweise an den zu beschichtenden
Behälter angeordnet.
[0013] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist wenigstens ein Teil der Anoden
und/oder der Anodengruppen individuell ansteuerbar ausgebildet. Individuell bedeutet
im Sinne der Erfindung insbesondere, dass verschiedenen Anoden oder Anodengruppen
zeitgleich, aber unabhängig voneinander betrieben werden können. Vorzugsweise lassen
sich die Oberflächensegmente des zu beschichtenden Bauteils verfahrensseitig hierdurch
entweder mit gleichen Abscheidecharakteristika, wie insbesondere Stromdichte und Feldstärke
oder mit unterschiedlichen Abscheidecharakteristika beschichten. Werden die Oberflächensegmente
mit gleichen Abscheidecharakteristika beschichtet, so resultiert hieraus eine erfindungsgemäß
homogene Nickelbeschichtung mit im Wesentlichen gleichen Schichtstärken. Werden die
Oberflächensegmente hingegen mit unterschiedlichen Abscheidecharakteristika beschichtet,
so können einzelne Oberflächensegmente vorzugsweise mit unterschiedlichen Schichtstärken
oder unterschiedlichen Geschwindigkeiten beschichtet werden. Eine solche Verfahrensführung
kann dort von Vorteil sein, wo unterschiedliche Segmente des großflächigen Bauteils
unterschiedlich starken Belastungen ausgesetzt sind und mit entsprechend größerer
Schichtstärke beschichtet werden müssen. Diese, durch die Erfindung eröffnete Möglichkeit
der Beschichtung unterschiedlicher Oberflächensegmente mit unterschiedlichen Schichtstärken
in einem Verfahrensschritt erlaubt eine weitgehende Vereinfachung des Vernickelungsverfahrens.
Im Stand der Technik muss das Bauteil hierfür verschiedene Bäder durchlaufen, was
einerseits ein vergleichsweise großes logistisches Problem darstellt und andererseits
zu einer ineffizienten Nutzung von Ressourcen führt. Vorgenannte Probleme können durch
die Erfindung vollumfänglich vermieden werden. Vorzugsweise ist die individuelle Ansteuerbarkeit
der Anoden und/oder der Anodengruppen durch die Zuordnung jeweils eines separaten
Gleichrichters realisiert. Die Gleichrichter und die Anoden und/oder die Anodengruppen
sind zu diesem Zweck steuerungstechnisch miteinander verbunden.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind die Anoden und/oder die
Anodengruppen derart ausgebildet, dass ihre räumliche Position und/oder ihre Ausrichtung
variierbar sind. Vorzugsweise sind die Anoden und/oder Anodengruppen hierzu verfahrbar
von der Vorrichtung aufgenommen. Ferner sind die Anoden und/oder Anodengruppen vorzugsweise
verschwenkbar ausgebildet. Besonders bevorzugt sind die Anoden und/oder Anodengruppen
sowohl verfahrbar von der Vorrichtung aufgenommen als auch verschwenkbar ausgebildet.
Hierdurch können die Anoden und/oder die Anodengruppen räumlich an die Geometrie des
zu beschichtenden Oberflächensegments angepasst werden oder deren Positionierung und
Ausrichtung auf das zu beschichtende Material abgestimmt werden. In der Praxis müssen
häufig Oberflächen mit komplexen Oberflächenbeschaffenheiten beschichtet werden, wodurch
sich oftmals suboptimale Beschichtungsergebnisse ergeben können. Durch die räumlich
flexible Ausgestaltung der Anoden und/oder Anodengruppen lassen trotz komplexer Oberflächenbeschaffenheiten
hochqualitative Nickelschichten mit den erfindungsgemäßen Vorteilen herstellen. Vorzugsweise
sind die Anoden und/oder Anodengruppen derart verfahrbar von der Vorrichtung aufgenommen,
dass sie ausschließlich innerhalb des elektrisch abgeschirmten Volumenraumes verfahrbar
sind. Hierdurch wird vermieden, dass die Anoden und/oder Anodengruppen aus dem elektrisch
abgeschirmten Bereich heraus verfahren werden. Hierdurch wird die erfindungsgemäße
Abschirmung und die damit verbundene Ausbildung einer homogenen Nickelbeschichtung
auch bei einer Verfahrung der Anoden in vorteilhafter Weise in vollem Umfang gewährleistet.
Weiter bevorzugt sind die Anoden und/oder die Anodengruppen lediglich linear verfahrbar
von der Vorrichtung aufgenommen. In diesem Szenario ist ein abgeschirmter Volumenraum
von wenigstens zwei Abschirmelementen begrenzt. Im Inneren des Volumenraumes ist die
Anode angeordnet. Die Seite des Volumenraumes, welche im bestimmungsgemäßen Verwendungsfall
dem zu beschichtenden Oberflächensegment zugewandt ist vorzugsweise abschirmelementfrei
ausgebildet. Vorzugsweise ist diese Seite vollständig offen ausgestaltet, um den für
die Beschichtung notwendigen Ionenfluss in Richtung des zu beschichtenden Oberflächensegments
zu gewährleisten. Die Anode ist in diesem Fall in Richtung der abschirmelementfreien,
vorzugsweise der vollständig offenen Seite und in die Gegenrichtung linear verfahrbar
von der Vorrichtung aufgenommen. Auf diesem Wege wird gewährleistet, dass das für
die Ausbildung einer homogenen Nickelschicht notwendige elektrische Feld stets in
Richtung des zu beschichtenden Oberflächensegments ausgerichtet ist, wodurch die Ausbildung
von Störfeldern wirkungsvoll unterbunden wird.
[0015] Erfindungsgemäß können die Anoden beliebig geformt sein. Vorzugsweise richtet sich
die Entscheidung welche Anode Verwendung findet, jedoch nach den bevorzugten Verfahrensparametern,
der Oberflächenbeschaffenheit des zu beschichtenden Bauteils und nach den gewünschten
Eigenschaften der resultierenden Nickelbeschichtung. Hinsichtlich der Innenbeschichtung
großvolumiger zylinderförmiger und/oder quadratischer Behälter aus z.B. Sphäroguss
(GJS-400-15 gemäß EN 1563), welcher besonders schwierig zu beschichten ist, ist insbesondere
der Einsatz von stangenförmigen Anoden mit rundem oder ovalem Querschnitt bevorzugt.
Für den Fall, dass großflächige Bauteile mit ebener Oberfläche beschichtet werden
sollen, ist die Ausgestaltung der Anoden in Plattenform von besonderem Vorteil. In
den Fällen, in denen ein Bauteil Oberflächensegmente unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit
und/oder Materialien aufweist, kann die Anordnung von Anoden unterschiedlicher Geometrie
in den einzelnen Volumenbereichen bevorzugterweise mit besonderem Vorteil vorgesehen
sein. Neben der Anordnung einzelner Anoden in den Volumenräumen kann es erfindungsgemäß
ebenfalls vorgesehen sein, Anodengruppen in den Anodenräumen anzuordnen. Anodengruppen
sind vorzugsweise aus wenigstens zwei, bevorzugt einer Mehrzahl, Anoden des gleichen
Typs gebildet. Hierdurch können vergleichsweise starke elektrische Felder und eine
hohe Stromdichte erzeugt werden, was insbesondere bei einer Beschichtung mit hoher
Schichtstärke von Vorteil ist. Vorteilhafterweise wird hierdurch die Verfahrensdauer
verringert, was verfahrensseitig zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit führt.
[0016] Verfahrensseitig wird zur Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ein
Verfahren zur elektrolytischen Vernickelung eines großflächigen Bauteils vorgeschlagen,
wobei die Oberfläche des Bauteils mittels geeigneter Anoden und eines nickelhaltigen
Elektrolyten mit Nickel beschichtet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche
segmentweise beschichtet wird, wobei jedes Oberflächensegment räumlich einer Anode
oder einer Anodengruppe zugeordnet wird, wobei die Anode oder die Anodengruppe des
jeweiligen Oberflächensegments elektrisch von Anoden oder Anodengruppen der übrigen
Oberflächensegmente abgeschirmt wird.
[0017] Durch die erfindungsgemäße Verfahrensführung ist es vorteilhafterweise möglich, die
Oberfläche großflächiger Bauteile durch segmentweises vernickeln besonders homogen
zu beschichten. Insbesondere können hiermit Schichten hergestellt werden, bei denen
Differenzen in der Schichtstärke nahezu vollständig vermieden werden können. Erfindungsgemäß
ist der Effekt unter Anderem auf eine nahezu störungsfreie Steuerung der Abscheidungsprozesse
in den einzelnen abgeschirmten Bereichen zurückzuführen. Insbesondere kann eine unerwünschte
Ausbildung von Störfeldern, welche zu einer schädlichen Heterogenität des elektrischen
Feldes insgesamt führen vorteilhafterweise vermieden werden. Erfindungsgemäß werden
während des Verfahrens eine Mehrzahl vergleichsweise kleiner, räumlich begrenzter
elektrischer Felder aufgebaut, die leichter zu handhaben und weniger anfällig für
Störungen sind, als die aus dem Stand der Technik hierfür vorgesehenen vergleichsweise
großen elektrischen Felder. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit die Abscheidung
einer besonders homogenen Nickelschicht, die an jedem Oberflächenabschnitt des zu
beschichtenden Bauteils im Wesentlichen die gleiche Schichtstärke aufweist.
[0018] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden die Oberflächensegmente
vor der Elektrolyse vorbehandelt. Eine solche Vorbehandlung kann insbesondere die
Verfahrensschritte des Erwärmens, des Beizens, des Spülens und/oder des Dekapierens
umfassen. Bei einer solchen Vorbehandlung ist es mitunter notwendig, vergleichsweise
große Stromdichten an die vorzubehandelnde Oberfläche anzulegen. Durch die erfindungsgemäße
Ausgestaltung können diese Stromdichten segmentweise eingestellt werden, was hinsichtlich
des Transports des hierfür benötigten Stroms von Vorteil ist.
[0019] Gemäß einem bevorzugten Merkmal der Erfindung werden die Anoden und/oder die Anodengruppen
zur segmentweisen Beschichtung der Oberfläche des Bauteils individuell angesteuert.
Vorzugsweise lassen sich die einzelnen Oberflächensegmente des zu beschichtenden Bauteils
in einem Verfahrensschritt unabhängig voneinander hierbei entweder mit gleichen Abscheidecharakteristika,
wie insbesondere Stromdichte und Feldstärke oder mit unterschiedlichen Abscheidecharakteristika
beschichten. Werden die Oberflächensegmente mit gleichen Abscheidecharakteristika
beschichtet, so resultiert hieraus eine erfindungsgemäß homogene Nickelbeschichtung
mit im Wesentlichen gleichen Schichtstärken. Werden die Oberflächensegmente hingegen
mit unterschiedlichen Abscheidecharakteristika beschichtete, so können einzelne Oberflächensegmente
vorzugsweise mit unterschiedlichen Schichtstärken und/oder unterschiedlichen Geschwindigkeiten
beschichtet werden. Eine solche Verfahrensführung kann dort von Vorteil sein, wo unterschiedliche
Segmente des großflächigen Bauteils unterschiedlich starken Belastungen ausgesetzt
sind und mit entsprechend größerer Schichtstärke beschichtet werden müssen. Diese,
durch die Erfindung eröffnete Möglichkeit der Beschichtung unterschiedlicher Oberflächensegmente
mit unterschiedlichen Schichtstärken in einem Verfahrensschritt erlaubt eine weitgehende
Vereinfachung des Vernickelungsverfahrens. Im Stand der Technik muss das Bauteil hierfür
verschiedene Bäder durchlaufen, was einerseits ein vergleichsweise großes logistisches
Problem darstellt und andererseits zu einer ineffizienten Nutzung von Ressourcen führt.
Vorgenannte Probleme können durch die Erfindung vollumfänglich vermieden werden.
[0020] Erfindungsgemäß wird das Bauteil mit Nickel beschichtet. Bevorzugt wird Nickel hierbei
aus einer wässrigen Nickelsulfamatlösung abgeschieden. Die Nickelsulfamatlösung enthält
neben Nickelsulfamat und Wasser wenigstens noch Borsäure. Die Nickelsulfamatkonzentration
wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 60 und 100 g/l, bevorzugt 80 g/l eingestellt.
Die Borsäurekonzentration wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 20 und 50 g/l,
bevorzugt 30 g/l eingestellt.. Der pH-Wert des Elektrolyten wird vorzugsweise auf
einen Wert zwischen 3 und 4, vorzugsweise 3,2 eingestellt. Die Elektrolyttemperatur
wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 35 und 45 C, vorzugsweise 40°C eingestellt.
Die Stromdichte wird vorzugsweise auf einen Wert zwischen 1 und 20 mA/cm
2, bevorzugt 15 und 18 mA/cm
2 eingestellt. Vorzugsweise ist es hierbei vorgesehen verschiedene Oberflächensegmente
mittels unterschiedlicher Stromdichten zu vernickeln.
[0021] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines für den Fachmann nicht beschränkend zu
verstehenden Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt
- Fig.1
- eine erfindungsgemäße Anordnung der Anoden und der Abschirmelemente in schematischer
Schnittdarstellung;
[0022] Fig.1 zeigt eine erfindungsgemäße Anordnung der Anoden 1, 2, 3 und der flächigen
Abschirmelemente 4, 5, 6, 7 in einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur elektrolytischen
Vernickelung eines großflächigen Bauteils 8 in Schnittdarstellung.
[0023] Die Abschirmelemente 4, 5, 6, 7 sind vorliegend derart angeordnet, dass sie die elektrisch
voneinander abgeschirmten Volumenbereiche 9, 10, 11 zwischen sich ausbilden. Die Anode
1 ist hierbei im Inneren des Volumenbereichs 9, die Anode 2 im Inneren des Volumenbereichs
10 und die Anoden 3, die zusammen die Anodengruppe 12 bilden, im Inneren des Volumenbereichs
11 angeordnet.
[0024] Die Volumenbereiche 9, 10, 11 sind auf ihrer jeweiligen bauteilseitigen Seite 13,
14, 15 abschirmelementfrei ausgebildet. Sie sind vorliegend vollständig offen ausgestaltet,
so dass ein ungehinderter Ionentransport in Richtung des Bauteils 8 gewährleistet
ist.
[0025] Die im Volumenbereich 9 angeordnete Anode 1 ist vorliegend stabförmig und mit kreisförmigem
Durchmesser ausgebildet. Die im Anodenbereich 10 angeordnete Anode 2 ist vorliegend
plattenförmig ausgebildet. Die im Volumenbereich 11 angeordnete Anodengruppe 12 ist
aus einer Mehrzahl stabförmiger Anoden 3 mit kreisförmigem Querschnitt gebildet. Die
Anoden 1, 2 und die Anodengruppe 12 sind vorliegend individuell ansteuerbar ausgebildet.
Die Anordnung von individuell ansteuerbaren Anoden unterschiedlichen Typs in den jeweils
von einander elektrisch abgeschirmten Volumenbereichen 9, 10, 11 erlaubt die Beschichtung
der jeweiligen Oberflächensegmente 16, 17, 18 mit unterschiedlichen Verfahrensparametern.
Dies kann vorliegend dazu genutzt werden, die Oberflächensegmente 16, 17, 18 im Parallelbetrieb
mit unterschiedlicher Schichtstärke, unterschiedlicher Geschwindigkeit und Ähnlichem
zu vernickeln. Ferner sind die Anoden 1, 2 und die Anodengruppe 12 durch ihre jeweilige
Formausgestaltung an die vorliegend nicht gezeigte unterschiedliche Geometrie und
an das teilweise unterschiedliche Material der einzelnen Oberflächensegmente 16, 17,
18 angepasst, um innerhalb des jeweiligen Segments die Abscheidung einer homogenen
Nickelschicht zu optimieren.
[0026] Die Anoden 1, 2 sowie die Anodengruppe 12 sind vorliegend von der Vorrichtung linear
verfahrbar aufgenommen. Sie sind hierbei jeweils in Richtung der bauteilseitigen Seite
13, 14, 15 des jeweiligen Volumenraumes 9, 10, 11 verfahrbar. Auf diesem Wege ist
eine weitere Anpassung an die Oberflächenbeschaffenheit des jeweiligen Oberflächensegments
16, 17, 18 möglich. Im Sinne einer noch weiteren Anpassung sind die Anoden 1, 2 sowie
die Anodengruppe 12 darüber hinaus verschwenkbar ausgebildet. Vorzugsweise sind sie
mit einem Winkel von bis zu 20 ° in Relation zu der jeweiligen Mittelsenkrechten verschwenkbar.
[0027] Der Elektrolysebehälter (nicht gezeigt) ist vorliegend mit einem Elektrolyten zur
Vernickelung des zu beschichtenden Bauteils 8 befüllt. Der Elektrolyt füllt hierbei
die Volumenbereiche 9, 10, 11 vollständig aus und sorgt für eine ständige Benetzung
der zu beschichtenden Oberflächensegmente 16, 17, 18 des Bauteils 8. Der Elektrolyt
ist vorliegend aus einer wässrigen Nickelsulfamatlösung gebildet. Die Lösung enthält
hierbei Nickelsulfamat in einer Konzentration von 80 g/l, Borsäure in einer Konzentration
von 30 g/l. Verfahrensseitig wird der pH-Wert des Elektrolyten auf einen Wert von
3,2 eingestellt. Die Elektrolyttemperatur wird auf einen Wert von 40 °C eingestellt.
Im Volumenbereich 9 wird vorliegend eine Stromdichte von 10 mA/cm
2 eingestellt. Im Volumenbereich 10 wird eine Stromdichte von 15 mA/cm
2 eingestellt Im Volumenbereich 11 wird eine Stromdichte 18 mA/cm
2 eingestellt. Durch die Wahl der vorgenannten Parameter werden die Oberflächensegmente
16, 17, 18 mit verschiedenen Schichtstärken vernickelt, wobei Oberflächensegment 16
mit einer vergleichsweise geringen Schichtstärke im µm-Bereich und Oberflächensegment
18 mit einer vergleichsweise hohen Schichtstärke im mm - Bereich vernickelt werden.
Oberflächensegment 17 wird im Vergleich hierzu mit einer mittleren Schichtstärke vernickelt.
[0028] Die Abschirmelemente 4, 5, 6, 7 sind vorliegend als Platten ausgebildet. Die Platten
bestehen vollständig aus dem elektrischen Isolator Polytetrafluorethylen. Ferner ist
das Material gegenüber dem verwendeten Elektrolyten beständig.
Bezugszeichen liste
[0029]
- 1
- Anode
- 2
- Anode
- 3
- Anode
- 4
- Abschirmelement
- 5
- Abschirmelement
- 6
- Abschirmelement
- 7
- Abschirmelement
- 8
- Bauteil
- 9
- elektrisch abgeschirmter Volumenbereich
- 10
- elektrisch abgeschirmter Volumenbereich
- 11
- elektrisch abgeschirmter Volumenbereich
- 12
- Anodengruppe
- 13
- bauteilseitige Seite des Volumenbereichs 9
- 14
- bauteilseitige Seite des Volumenbereichs 10
- 15
- bauteilseitige Seite des Volumenbereichs 11
- 16
- Oberflächensegment
- 17
- Oberflächensegment
- 18
- Oberflächensegment
1. Vorrichtung zur elektrolytischen Vernickelung eines großflächigen Bauteils, aufweisend
einen Elektrolysebehälter oder An- bzw. Umbauelemente zur Bildung eines Elektrolysebehälters
und voneinander beabstandete Anoden und/oder Anodengruppen, wobei flächige Abschirmelemente
zwischen einzelnen Anoden und/oder Anodengruppen angeordnet sind, wobei die Abschirmelemente
derart angeordnet sind, dass sie wenigstens teilweise elektrisch abgeschirmte Volumenbereiche
zur segmentweisen Beschichtung des großflächigen Bauteils ausbilden.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Teil der Abschirmelemente plattenförmig ausgebildet sind.
3. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Teil der Abschirmelemente membranförmig ausgebildet sind.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschirmelemente austauschbar von der Vorrichtung aufgenommen sind.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschirmelemente im Wesentlichen aus einem elektrisch isolierenden Material ausgebildet
sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschirmelemente aus wenigstens teilweise aus einem Polymer gebildet sind.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anoden und/oder die Anodengruppen individuell ansteuerbar ausgebildet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Anoden und/oder die Anodengruppen mit jeweils einem separaten Gleichrichter steuerungstechnisch
verbunden sind.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei Abschirmelemente einen abgeschirmten Volumenbereich ausbilden, wobei
die Abschirmelemente einander gegenüberliegend angeordnet sind und die Anode oder
die Anodengruppe im Inneren des Volumenbereiches positioniert ist, wobei der Volumenbereich
bauteilseitig abschirmelementfrei ausgebildet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Anoden oder die Anodengruppen innerhalb des jeweiligen Volumenbereichs in Richtung
der abschirmelementfreien Seite des jeweiligen Volumenbereichs und in entgegengesetzter
Richtung verfahrbar von der Vorrichtung aufgenommen sind.
11. Verfahren zur elektrolytischen Vernickelung eines großflächigen Bauteils, wobei die
Oberfläche des Bauteils mittels geeigneter Anoden und eines nickelhaltigen Elektrolyten
mit Nickel beschichtet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche segmentweise beschichtet wird, wobei jedes Oberflächensegment räumlich
einer Anode oder einer Anodengruppe zugeordnet wird, wobei die Anode oder die Anodengruppe
des jeweiligen Oberflächensegments elektrisch von Anoden oder Anodengruppen der übrigen
Oberflächensegmente abgeschirmt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Anoden oder die Anodengruppen zur segmentweisen Beschichtung individuell angesteuert
werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass Anoden oder Anodengruppen, welche unterschiedlichen Oberflächensegmenten zugeordnet
sind, wenigstens teilweise simultan betrieben werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den Oberflächensegmenten und der jeweiligen Anode oder der jeweiligen Anodengruppe
wenigstens teilweise unterschiedliche Stromdichten eingestellt werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächensegmente wenigstens teilweise mit unterschiedlichen Schichtstärken
beschichtet werden.