[0001] Die Erfindung betrifft ein Destillationssäulen-System zur Erzeugung von Sauerstoff
durch Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0003] Das Destillationssäulen-System der Erfindung kann grundsätzlich als klassisches Zwei-Säulen-System
mit Hochdrucksäule und Niederdrucksäule ausgebildet sein. Es kann zusätzlich zu den
beiden Trennsäulen zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weitere Vorrichtungen zur Gewinnung
anderer Luftkomponenten, insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine
Krypton-Xenon-Gewinnung.
[0004] Unter einer "Argonausschleussäule " wird hier eine Trennsäule zur Argon-Sauerstoff-Trennung
bezeichnet, die nicht zur Gewinnung eines reinen Argonprodukts, sondern zur Ausschleusung
von Argon der in Hochdrucksäule und Niederdrucksäule zu zerlegenden Luft dient. Ihre
Schaltung unterscheidet sich nur wenig von der einer klassischen Rohargonsäule, allerdings
enthält sie deutlich weniger theoretische Böden, nämlich weniger als 40, insbesondere
zwischen 15 und 30. Wie eine Rohargonsäule ist der Sumpfbereich einer Argonausschleussäule
mit einer Zwischenstelle der Niederdrucksäule verbunden und die Argonausschleussäule
wird durch einen Kopfkondensator gekühlt, auf dessen Verdampfungsseite entspannte
Sumpfflüssigkeit aus der Hochdrucksäule oder eine andere Kühlflüssigkeit eingeleitet
wird; eine Argonausschleussäule weist keinen Sumpfverdampfer auf.
[0005] Der Hauptkondensator und der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator sind bei der Erfindung
als Kondensator-Verdampfer ausgebildet. Als "Kondensator-Verdampfer" wird ein Wärmetauscher
bezeichnet, in dem ein erster, kondensierender Fluidstrom in indirekten Wärmeaustausch
mit einem zweiten, verdampfenden Fluidstrom tritt. Jeder Kondensator-Verdampfer weist
einen Verflüssigungsraum und einen Verdampfungsraum auf, die aus Verflüssigungspassagen
beziehungsweise Verdampfungspassagen bestehen. In dem Verflüssigungsraum wird die
Kondensation (Verflüssigung) des ersten Fluidstroms durchgeführt, in dem Verdampfungsraum
die Verdampfung des zweiten Fluidstroms. Verdampfungs- und Verflüssigungsraum werden
durch Gruppen von Passagen gebildet, die untereinander in Wärmeaustauschbeziehung
stehen.
[0006] Dabei kann der Hauptkondensator als ein- oder mehrstöckiger Badverdampfer, insbesondere
als Kaskadenverdampfer (beispielsweise wie in
EP 1287302 B1 =
US 6748763 B2 beschrieben), oder aber als Fallfilmverdampfer ausgebildet sein. Er kann durch einen
einzigen Wärmetauscherblock gebildet werden oder auch durch mehrere Wärmetauscherblöcke,
die in einem gemeinsamen Druckbehälter angeordnet sind.
[0007] Das Destillationssäulen-System einer Luftzerlegungsanlage ist in einer oder mehreren
Coldboxen angeordnet. Unter einer "Coldbox" wird hier eine isolierende Umhüllung verstanden,
die einen wärmeisolierten Innenraum vollständig mit Außenwänden umfasst; in dem Innenraum
sind zu isolierenden Anlagenteile angeordnet, zum Beispiel ein oder mehrere Trennsäulen
und/oder Wärmetauscher. Die isolierende Wirkung kann durch entsprechende Ausgestaltung
der Außenwände und/oder durch die Füllung des Zwischenraums zwischen Anlagenteilen
und Außenwänden mit einem Isoliermaterial bewirkt werden. Bei der letzteren Variante
wird vorzugsweise ein pulverförmiges Material wie zum Beispiel Perlite verwendet.
Sowohl das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
als auch der Hauptwärmetauscher und weitere kalte Anlagenteile müssen von einer oder
mehreren Coldboxen umschlossen sein. Die Außenmaße der Coldbox bestimmen üblicherweise
die Transportmaße bei vorgefertigten Anlagen.
[0008] Ein "Hauptwärmetauscher" dient zur Abkühlung von Einsatzluft in indirektem Wärmeaustausch
mit Rückströmen aus dem Destillationssäulen-System. Er kann aus einem einzelnen oder
mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten gebildet sein,
zum Beispiel aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscher-Blöcken. Separate Wärmetauscher,
die speziell der Verdampfung oder Pseudo-Verdampfung eines einzigen flüssigen oder
überkritischen Fluids dienen, ohne Anwärmung und/oder Verdampfung eines weiteren Fluids,
gehören nicht zum Hauptwärmetauscher.
[0009] Die relativen räumlichen Begriffe "oben", "unten", "über", "unter", "oberhalb", "unterhalb",
"nebeneinander", "vertikal", "horizontal" etc. beziehen sich hier auf die räumliche
Ausrichtung der Trennsäulen im Normalbetrieb. Unter einer Anordnung zweier Säulen
oder Apparateteile "übereinander" wird hier verstanden, dass sich das obere Ende des
unteren der beiden Apparateteile im betriebsfähigen Zustand auf niedrigerer oder gleicher
geodätischer Höhe befindet wie das untere Ende des oberen der beiden Apparateteile
und sich die Projektionen der beiden Apparateteile in eine horizontale Ebene überschneiden.
Insbesondere sind die beiden Apparateteile genau übereinander angeordnet, das heißt
die Achsen der beiden Säulen verlaufen auf derselben vertikalen Geraden. "Nebeneinander"
stehen zwei Apparate dann, wenn sich ihre Projektionen in eine horizontale Ebene nicht
überschneiden; die beiden Apparate sind dann regelmäßig mindestens teilweise auf gleicher
Höhe angeordnet.
[0010] Ein Destillationssäulen-System der eingangs genannten Art ist aus
US 5235816 bekannt. Solche Anlagen werden bei der Herstellung regelmäßig so weit wie möglich
vorgefertigt, die vorgefertigten Teile werden auf die Baustelle transportiert und
schließlich dort miteinander verbunden. Je nach Größe der Anlage kann zum Beispiel
die gesamte Doppelsäule mit ihrer Coldbox transportiert werden. Wenn die Größe der
Anlage das nicht mehr erlaubt, wird die Doppelsäule - gegebenenfalls in zwei oder
mehr Teilen - ohne Coldbox transportiert. Eine zusätzliche Säule wie die Argonausschleussäule
verursacht dabei zusätzlichen Aufwand mit einer eigenen Coldbox, die regelmäßig separat
auf die Baustelle gebracht und auf einem aufwändigen Gestell montiert werden muss.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Destillationssäulen-System der eingangs
genannten Art möglichst kompakt zu gestalten und seinen Aufbau zu vereinfachen, insbesondere
bei besonders großen Luftzerlegungsanlagen für eine Luftmenge von mehr als 370.000
Nm
3/h, vorzugsweise mehr als 1.000.000 Nm
3/h.
[0012] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0013] Die Nebeneinander-Anordnung von Hochdrucksäule und Niederdrucksäule ist an sich bekannt,
zum Beispiel aus
DE 827364 oder
US 2762208. Hierdurch verringert sich die Höhe von Säulen und Coldbox. Die Montage der Coldbox
wird einfacher, da die Box niedriger ist.
[0014] Eine Anordnung zweier Säulen "nebeneinander" bedeutet, dass die beiden Säulen im
betriebsfertigen Zustand der Anlage so positioniert sind, dass die Projektionen ihrer
Querschnitte auf eine horizontale Ebene sich nicht überschneiden. Häufig befinden
sich dabei die unteren Enden der beiden Säulen etwa auf der gleichen geodätischen
Höhe plus/minus 5 m.
[0015] Es erscheint zunächst widersinnig, bei einem solchen System die Säulenanordnung dann
doch wieder höher zu machen, indem der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator auf die
Hochdrucksäule gestellt wird, zumal der Betrieb der Argonausschleussäule in engerem
Zusammenhang mit der Niederdrucksäule steht als mit der Hochdrucksäule.
[0016] Auch die Transportlänge der Niederdrucksäule wird durch den erfindungsgemäßen Einbau
der Argonausschleussäule in einen Trennwandkolonnenabschnitt der Niederdrucksäule
eher höher.
[0017] Erst im Rahmen der Erfindung hat sich ergeben, dass die transport- und montagetechnischen
Nachteile durch die Vorteile der erfindungsgemäßen Säulenanordnung erheblich überkompensiert
werden. Der Wegfall separater Transportanforderungen für die Argonausschleussäule
und den Argonausschleussäulen-Kopfkondensator macht die Anlage besonders kompakt,
nicht nur beim Transport, sondern auch im aufgebauten Zustand. Eine Anlage mit dem
erfindungsgemäßen Destillationssäulen-System belegt eine vergleichsweise kleine Grundfläche.
[0018] Auch verfahrenstechnisch ergeben sich Vorteile. Die häufig bei anderen Säulenanordnungen
bestehenden Probleme, die Sumpfflüssigkeit der Hochdrucksäule zum Verdampfungsraum
des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators zu transportieren, treten bei der Erfindung
nicht auf. Steht der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator auf der Hochdrucksäule,
reicht der Druckunterschied aus, den entsprechenden Höhenunterschied zu überwinden,
selbst wenn zwischen Argonausschleussäulen-Kopfkondensator und Hochdrucksäule noch
der Hauptkondensator sitzt. Eine Prozesspumpe wird hierfür nicht benötigt.
[0019] Vorzugsweise ist der Hauptkondensator zwischen Hochdrucksäule und Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
angeordnet. Damit ergibt sich insgesamt eine besonders kompakte Anordnung.
[0020] Es ist günstig, wenn Hochdrucksäule, Hauptkondensator und Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
in einer gemeinsamen ersten Coldbox angeordnet sind. Vorzugsweise sind keine weiteren
Kondensatoren oder Wärmetauscher wie Unterkühlungs-Gegenströmer in der ersten Coldbox
untergebracht.
[0021] Grundsätzlich kann die Niederdrucksäule in einer separaten zweiten Coldbox untergebracht
sein. In vielen Fällen ist es jedoch günstiger, die Niederdrucksäule ebenfalls in
der ersten Coldbox anzuordnen.
[0022] Der Querschnitt des zweien Teilraums, der die Argonausschleussäule bildet, beträgt
25 bis 60 %, vorzugsweise zwischen 30 % und 50 % des Gesamtquerschnitts des mittleren
Abschnitts der Niederdrucksäule.
[0023] Zusätzlich kann es günstig sein, wenn das Destillationssäulen-System außerdem eine
Hilfssäule aufweist, deren Sumpfbereich zum Einleiten eines Teils des Gases aus dem
Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators auszugestaltet ist, und
außerdem eine Flüssigstickstoffleitung zum Einleiten flüssigen Stickstoffs auf den
Kopf der Hilfssäule vorzusehen. Dabei werden beispielsweise 20 bis 100 % des in dem
Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators erzeugten Gases in die
Hilfssäule eingeleitet. Der Rest kann, sofern vorhanden, in die Niederdrucksäule eingeleitet
werden.
[0024] Eine oder mehrere Flüssigkeitsleitungen für eine oder mehrere Flüssigkeiten führen
von einer oder mehreren Zwischenstellen oder dem Sumpf der Hilfssäule in die Niederdrucksäule.
Damit wird Rücklaufflüssigkeit und/oder Sumpfflüssigkeit der Hilfssäule als zusätzlicher
Zwischenrücklauf in die Niederdrucksäule eingeleitet.
[0025] Außerdem kann über eine Zwischenfraktionsleitung eine Zwischenfraktion der Hochdrucksäule
in die Hilfssäule eingeleitet werden. Grundsätzlich kann jede Fraktion, die ansonsten
in die Niederdrucksäule gehen würde, der Trennung in der Hilfssäule zugeleitet werden,
zum Beispiel auch ein Turbinenluftstrom. Die Zwischenfraktion kann beispielsweise
durch flüssige Luft gebildet werden.
[0026] Ferner ist es günstig, wenn das Destillationssäulen-System Mittel zum Auffangen mindestens
eines Teils der in der Hilfssäule herabfließenden Flüssigkeit sowie Mittel zum Einleiten
der aufgefangenen Flüssigkeit in die Niederdrucksäule aufweist. Dadurch wird die aus
der Hilfssäule abfließende Flüssigkeit nicht mit der Sumpfflüssigkeit vermischt und
kann mindestens teilweise in die Niederdrucksäule eingespeist werden und zwar getrennt
von der Sumpfflüssigkeit aus dem Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators.
[0027] Die Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Erzeugung von Sauerstoff durch
Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß dem Patentanspruch 10. Dieses Verfahren kann
sinngemäß durch weitere Merkmale aller abhängigen Vorrichtungsansprüche ergänzt werden.
[0028] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
zweier in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
In den Zeichnungen sind nur die wichtigsten Elemente dargestellt, insbesondere solche,
mit denen sich das System der Erfindung von üblichen Luftzerlegungssystemen unterscheidet.
Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel für eine Anlage gemäß der Erfindung mit einem allein
stehenden Argonausschleussäulen-Kopfkondensator und
- Figur 2
- ein zweites Ausführungsbeispiel der Erfindung, bei dem der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
im Sumpf einer Hilfssäule angeordnet ist.
[0029] In den Zeichnungen sind Luftverdichtung, Luftreinigung und Hauptwärmetauscher nicht
dargestellt. Auch sonst ist die Darstellung vereinfacht; manche Ströme sind nicht
eingezeichnet, die für das Verständnis der Erfindung keine Rolle spielen.
[0030] Das Destillationssäulen-System des Ausführungsbeispiels der Figur 1 weist eine Hochdrucksäule
1, eine Niederdrucksäule 2 und einen Hauptkondensator 3 auf. Der Hauptkondensator
3 ist hier als mehrstöckiger Badverdampfer ausgebildet, genauer als Kaskadenverdampfer.
Die Hochdrucksäule 1 und die Niederdrucksäule 2 sind nebeneinander angeordnet; insbesondere
befinden sich ihre unteren Enden auf ähnlichem geodätischen Niveau. Zum Beispiel kann
die Niederdrucksäule 2 etwas höher als die Hochdrucksäule 1 aufgestellt sein. Die
Niederdrucksäule 2 weist einen unteren Abschnitt A1, einen mittleren Abschnitt A2
und einen oberen Abschnitt A3 auf.
[0031] Ein erster Teilstrom 4 der Einsatzluft strömt gasförmig in die Hochdrucksäule 1,
und zwar unmittelbar oberhalb des Sumpfs. Ein zweiter Teil 5 der Einsatzluft ist mindestens
zum Teil flüssig und wird der Hochdrucksäule 1 an einer Zwischenstelle zugeleitet.
Mindestens ein Teil der Flüssigluft wird über Leitung 6 gleich wieder entnommen, in
einem Unterkühlungs-Gegenströmer 7 abgekühlt und über Leitung 8 der Niederdrucksäule
2 an einer ersten Zwischenstelle zugeführt, die in einem Zwischenbereich des oberen
Abschnitts A3 liegt.
[0032] Im Hauptkondensator 3 wird ein Teil 10 des gasförmigen Kopfstickstoffs 9 der Hochdrucksäule
1 mindestens teilweise kondensiert. Der dabei gewonnene Flüssigstickstoff 11 wird
zu einem ersten Teil 12 als Rücklauf auf den Kopf der Hochdrucksäule 1 aufgegeben.
Ein zweiter Teil 13 wird einer Innenverdichtung (nicht dargestellt) zugeführt und
schließlich als gasförmiges Druckstickstoffprodukt gewonnen. Ein anderer Teil 14 des
gasförmigen Kopfstickstoffs 9 wird im Hauptwärmetauscher (nicht dargestellt) angewärmt
und direkt als gasförmiges Druckprodukt gewonnen.
[0033] Flüssiger Rohsauerstoff 15 aus der Hochdrucksäule 1 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer
7 abgekühlt und über die Leitung 16 zu einem Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
17 und weiter über die Leitungen und 18/19 der Niederdrucksäule 2 an einer zweiten
Zwischenstelle zugeführt, die unterhalb der ersten Zwischenstelle liegt, und zwar
am unteren Rand des oberen Abschnitts A3.
[0034] Von einer Zwischenstelle der Hochdrucksäule 1 wird flüssiger Unreinstickstoff 35
abgezogen, in dem Unterkühlungs-Gegenströmer abgekühlt und über Leitung 36 auf den
Kopf der Niederdrucksäule 2 aufgegeben. Ein Teil davon kann über Leitung 37 als Flüssigstickstoff-Produkt
(LIN) gewonnen werden. Vom Kopf der Niederdrucksäule 2 wird gasförmiger Unreinstickstoff
38 abgezogen und nach Anwärmung im Unterkühlungs-Gegenströmer 7 über Leitung 39 weiter
zum Hauptwärmetauscher geführt (nicht dargestellt).
[0035] Flüssiger Sauerstoff 20 vom Sumpf der Niederdrucksäule 2 wird zu einem ersten Teil
22 mit Hilfe einer Pumpe 21 in den Verdampfungsraum des Hauptkondensators 3 befördert
und dort mindestens zum Teil verdampft. Dabei entstehendes Gas 23 wird zum Sumpf der
Niederdrucksäule 2 zurückgeleitet und dient dort als aufsteigendes Gas. Ein zweiter
Teil 24 des Flüssigsauerstoffs 20 wird im Unterkühlungs-Gegenströmer 7 abgekühlt und
über Leitung 25 als flüssiges Sauerstoffprodukt (LOX) abgezogen. Ein vierter Teil
26 des Flüssigsauerstoffs 20 wird einer Innenverdichtung (nicht dargestellt) zugeführt
und schließlich als gasförmiges Drucksauerstoffprodukt gewonnen, welches das Hauptprodukt
des Destillationssäulen-Systems darstellt.
[0036] Der mittlere Abschnitt A2 der Niederdrucksäule 2 ist als Trennwandabschnitt ausgebildet.
Eine vertikale Trennwand 27 trennt einen ersten Teilraum 28 und einen zweiten Teilraum
29 voneinander ab. Die Trennwand 27 wird in dem Beispiel durch ein ebenes Blech gebildet,
das auf beiden Seiten mit der Kolonnenwand verschweißt ist. Beide Teilräume enthalten
Stoffaustauschelemente, beispielsweise geordnete Packung. Die Stoffaustauschschichten
in den Teilräumen können, müssen aber nicht gleich hoch sein. Die beiden Teilräume
können gleich oder unterschiedlich groß sein.
[0037] Der erste Teilraum 28 bildet den Argonabschnitt der Niederdrucksäule 2. Er steht
unten mit dem unteren Abschnitt A1 und oben mit dem oberen Abschnitt A3 in Strömungsverbindung.
Dadurch kann ein erster Teil des Gases aus dem unteren Abschnitt A1 durch den ersten
Teilraum 28 zum oberen Abschnitt A3 strömen. Umgekehrt fließt Flüssigkeit aus dem
oberen Abschnitt A3 durch den ersten Teilraum 28 in den unteren Abschnitt A1.
[0038] Der zweite Teilraum 29 bildet eine Argonausschleussäule 31. Er steht unten ebenfalls
mit dem unteren Abschnitt A1 in Strömungsverbindung, sodass von dort ein zweiter Teil
des aus dem ersten Abschnitt A1 aufsteigenden Gases einströmen kann. Oben ist er jedoch
mit einer horizontalen Wand 30 gegenüber dem oberen Abschnitt A3 gasdicht verschlossen.
Die horizontale Wand ist etwa halbkreisförmig ausgebildet und mit der Kolonnenwand
und der Trennwand 27 verschweißt. Es kann weder Gas vom Kopf der Argonausschleussäule
31 in den oberen Abschnitt A3 fließen, noch Flüssigkeit von dort in die Argonausschleussäule
31 eindringen.
[0039] Am Kopf der Argonausschleussäule 31 wird argonangereichertes Gas 32 abgezogen und
im Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators 17 teilweise verflüssigt.
Die dabei erzeugte Flüssigkeit 33 wird als Rücklauf in die Argonausschleussäule 31
zurückgeleitet. Der gasförmig verbliebene Anteil wird als argonangereichertes "Produkt"
34 gasförmig aus dem Argonausschleussäulen-Kopfkondensator 17 entnommen und als Restgas
durch eine separate Passagengruppe des Hauptwärmetauschers geführt (nicht dargestellt).
[0040] Durch die Integration der Argonausschleussäulen 31 in die Niederdrucksäule 2 und
durch die Anordnung des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators über der Hochdrucksäule
1 verbraucht die Argonausschleusung keine zusätzliche Aufstellfläche gegenüber der
reinen Stickstoff-Sauerstoff-Trennung. Bei der Anwendung des Ausführungsbeispiels
sind die Säulendurchmesser aus Transporthöhengründen beschränkt. Der Durchmesser der
Niederdrucksäule 2 ist unterhalb und oberhalb des Trennwandabschnittes maximal im
Sinne dieser Begrenzung. Die Erhöhung der Sauerstoffausbeute und die Effizienz der
Trennung kann somit ohne nennenswerte Vergrößerung der Anlage erzielt werden.
[0041] In dem Trennwandabschnitt A2 wird im zweiten Teilraum 29 (Argonausschleussäule 31)
eine Packung höherer Dichte als im ersten Teilraum 28 (Argonabschnitt der Niederdrucksäule
2) eingesetzt, zum Beispiel 750 m
2/m
3 parallel zu 500 m
2/m
3 oder 500 m
2/m
3 parallel zu 350 m
2/m
3. Insbesondere ist dabei zu berücksichtigen, dass bei Ausfall der Argonausschleussäule
notfalls das gesamte aus dem Abschnitt A1 aufsteigende Gas durch den ersten Teilraum
28 geleitet werden kann, ohne ein Fluten der Niederdrucksäule 2 zu verursachen. Die
Packung im ersten Teilraum 28 (dem Argonabschnitt) sollte daher weniger dicht als
diejenige im Sauerstoffabschnitt A1 sein.
[0042] Das Ausführungsbeispiel der Figur 2 unterscheidet sich von demjenigen der Figur 1
durch eine Hilfssäule 140 und durch die Einleitung turbinenentspannter Luft 141 in
die Niederdrucksäule 2. Einander entsprechende Elemente tragen in beiden Zeichnungen
dieselben Bezugszeichen.
[0043] Die turbinenentspannte Luft 141 könnte alternativ in die Hilfssäule 140 oder verteilt
in die Hilfssäule 140 und die Niederdrucksäule 2 eingeleitet werden. Die beschriebenen
Merkmale zum Umgang mit turbinenentspannter Luft können auch bei dem Ausführungsbeispiel
der Figur 1 angewendet werden.
[0044] Die Hilfssäule 140 und der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator 17 sind in einem
gemeinsamen Behälter angeordnet und zwar so, dass der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
17 als Sumpfheizung der Hilfssäule 140 wirkt. Das Gas aus dem Verdampfungsraum des
Argonausschleussäulen-Kopfkondensators 17 wird hier nicht in die Niederdrucksäule
eingeleitet (Leitung 18 in Figur 1), sondern als aufsteigendes Gas in die Hilfssäule
140 eingeleitet.
[0045] Als Rücklaufflüssigkeit am Kopf der Hilfssäule 140 wird ein Teil 136b des unterkühlten
flüssigen Unreinstickstoffs 36 aus der Hochdrucksäule 1 eingesetzt; der Rest 136a
strömt wie gehabt zum Kopf der Niederdrucksäule 2.
[0046] Ein Teil 108b der unterkühlten flüssigen Luft 108 kann der Hilfssäule 140 an einer
Zwischenstelle zugespeist werden. Der Rest 108a geht wie in Figur 1 an die erste Zwischenstelle
der Niederdrucksäule 2. Vom Kopf der Hilfssäule 140 wird gasförmiger Unreinstickstoff
138b abgezogen und mit dem gasförmigen Unreinstickstoff 138a vom Kopf der Niederdrucksäule
2 vermischt. Der Gesamtstrom 38 wird nach Anwärmung im Unterkühlungs-Gegenströmer
7 über Leitung 39 weiter zum Hauptwärmetauscher geführt (nicht dargestellt). Alternativ
können die beiden Stickstoffströme 138a, 138b auch getrennt zum und durch den Hauptwärmetauscher
geleitet werden; in diesem Fall können die beiden Säulen mit unterschiedlichem Kopfdruck
betrieben und damit gegebenenfalls Energie gespart werden.
[0047] Mit Hilfe der Hilfssäule 140 wird der obere Abschnitt A3 der Niederdrucksäule entlastet.
Dieser kann also mit einer geringeren Kapazität ausgelegt werden. Beispielsweise kann
bei gleich bleibendem Kolonnendurchmesser eine weniger dichte Packung eingesetzt und
damit die Bauhöhe der Niederdrucksäule 2 reduziert werden.
[0048] Außerdem weist das Ausführungsbeispiel der Figur 2 eine Tasse 150 in der Hilfssäule
140 und eine Leitung 151 auf. Die in der Hilfssäule 140 herabfließende Flüssigkeit
wird in der Tasse 150 oberhalb des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators teilweise
oder vollständig aufgefangen. Die aufgefangene Flüssigkeit wird teilweise oder vollständig
über die Leitung 151 in die Niederdrucksäule 2 eingeleitet, vorzugsweise oberhalb
der Leitung 18. Dadurch wird eine Vermischung dieser Flüssigkeit mit dem flüssigen
Rohsauerstoff 16 aus der Hochdrucksäule 1 beziehungsweise der nicht verdampften Flüssigkeit
aus dem Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators 17 vermieden.
Außerdem ist eine vorteilhafte Regelung des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
möglich.
1. Destillationssäulen-System zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung
von Luft mit
- einer Hochdrucksäule (1) und einer Niederdrucksäule (2),
- einem Hauptkondensator (3), der als Kondensator-Verdampfer ausgebildet ist, wobei
der Verflüssigungsraum des Hauptkondensators (3) mit dem Kopf der Hochdrucksäule (2)
in Strömungsverbindung (9, 10, 11, 12) steht und der Verdampfungsraum des Hauptkondensators
(3) mit der Niederdrucksäule (2) in Strömungsverbindung steht,
- einer Argonausschleussäule (31), die in Strömungsverbindung mit einer Zwischenstelle
(A1/A2) der Niederdrucksäule (2) steht,
- und mit einem Argonausschleussäulen-Kopfkondensator (17), der als Kondensator-Verdampfer
ausgebildet ist, wobei der Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
(17) mit dem Kopf der Argonausschleussäule (31) in Strömungsverbindung steht und der
Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators 17) mit einer Quelle (2)
für Kühlflüssigkeit in Strömungsverbindung (15, 16) steht,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Hochdrucksäule (1) und die Niederdrucksäule (2) nebeneinander angeordnet sind,
- die Niederdrucksäule (2) einen unteren Abschnitt (A1), einen mittleren Abschnitt
(A2) und einen oberen Abschnitt (A3) aufweist, wobei der mittlere Abschnitt (A2) als
Trennwandabschnitt ausgebildet ist, in dem eine vertikale Trennwand (27) einen ersten
Teilraum (28) und einen zweiten Teilraum (29) voneinander abtrennt,
- der erste Teilraum (28) unten mit dem unteren Abschnitt (A1) und oben mit dem oberen
Abschnitt (A3) in Strömungsverbindung steht,
- der zweite Teilraum (29) unten mit dem unteren Abschnitt (A1) in Strömungsverbindung
steht und oben mit einer oberen Wand (30) gegenüber dem oberen Abschnitt (A3) gasdicht
verschlossen ist und die Argonausschleussäule (31) bildet,
- das obere Ende des zweiten Teilraums (29) über eine Argongasleitung (32) und eine
Argonflüssigkeitsleitung (33) mit dem Argonausschleussäulen-Kopfkondensator (17) verbunden
ist und
- der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator (17) über der Hochdrucksäule (1) angeordnet
ist.
2. Destillationssäulen-System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptkondensator (3) zwischen Hochdrucksäule (1) und Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
(17) angeordnet ist.
3. Destillationssäulen-System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Hochdrucksäule (1), Hauptkondensator (3) und Argonausschleussäulen-Kopfkondensator
(17) in einer gemeinsamen ersten Coldbox angeordnet sind.
4. Destillationssäulen-System nach einem der Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Niederdrucksäule (2) ebenfalls in der ersten Coldbox angeordnet ist.
5. Destillationssäulen-System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt des zweiten Teilraums (29) 25 bis 60 %, insbesondere zwischen 30
% und 50 % des Gesamtquerschnitts des mittleren Abschnitts der Niederdrucksäule (2)
beträgt.
6. Destillationssäulen-System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch eine Hilfssäule (140), deren Sumpfbereich zum Einleiten mindestens eines Teils des
Gases aus dem Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators (17) ausgestaltet
ist, und durch eine Flüssigstickstoffleitung (136b) zum Einleiten flüssigen Stickstoffs auf den
Kopf der Hilfssäule (140).
7. Destillationssäulen-System nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch eine oder mehrere Flüssigkeitsleitungen (18,151) zum Einleiten einer oder mehrerer
Flüssigkeiten von einer oder mehreren Zwischenstellen oder dem Sumpf der Hilfssäule
(140) in die Niederdrucksäule (2).
8. Destillationssäulen-System nach Anspruch 6 oder 7, gekennzeichnet durch eine Zwischenfraktionsleitung (108a) zum Einleiten einer Zwischenfraktion (6, 108)
der Hochdrucksäule (1) in die Hilfssäule (140).
9. Destillationssäulen-System nach einem der Ansprüche 6 bis 8, gekennzeichnet durch Mittel (150) zum Auffangen mindestens eines Teils der in der Hilfssäule (140) herabfließenden
Flüssigkeit unmittelbar oberhalb des Sumpfes und durch Mittel (151) zum Einleiten der aufgefangenen Flüssigkeit in die Niederdrucksäule
(2).
10. Verfahren zur Erzeugung von Sauerstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft in einem
Destillationssäulen-System mit einer Hochdrucksäule (1), einer Niederdrucksäule (2)
und einer Argonausschleussäule (31) sowie mit einem Hauptkondensator (3) und einem
Argonausschleussäulen-Kopfkondensator (17), die beide als Kondensator-Verdampfer ausgebildet
sind, wobei bei dem Verfahren
- Einsatzluft der Hochdrucksäule (1) zugeleitet wird,
- Kopfgas (9, 10) der Hochdrucksäule (1) in den Verflüssigungsraum des Hauptkondensators
(3) eingeleitet wird und in dem Verflüssigungsraum des Hauptkondensators (3) erzeugter
Flüssigstickstoff (11, 12) in die Hochdrucksäule (1) eingeleitet wird,
- Sumpfflüssigkeit der Niederdrucksäule (2) im Verdampfungsraum des Hauptkondensators
(3) verdampft wird und dabei gewonnenes Gas in die Niederdrucksäule (2) eingeleitet
wird,
- eine argonangereicherte Fraktion von einer Zwischenstelle (A1/A2) der Niederdrucksäule
(2) in die Argonausschleussäule (31) eingeleitet wird,
- Kopfgas (32) der Argonausschleussäule (31) in den Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
(17) eingeleitet wird und in dem Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
(17) erzeugte Flüssigkeit auf den Kopf der Argonausschleussäule (31) aufgegeben wird
und
- Sumpfflüssigkeit (15) der Hochdrucksäule (1) in den Verdampfungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
17) geleitet (16) wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Hochdrucksäule (1) und die Niederdrucksäule (2) nebeneinander angeordnet sind,
- die Niederdrucksäule (2) einen unteren Abschnitt (A1), einen mittleren Abschnitt
(A2) und einen oberen Abschnitt (A3) aufweist,
- wobei der mittlere Abschnitt (A2) als Trennwandabschnitt ausgebildet ist, in dem
eine vertikale Trennwand (27) einen ersten Teilraum (28) und einen zweiten Teilraum
(29) voneinander abtrennt,
- der erste Teilraum (28) unten mit dem unteren Abschnitt (A1) und oben mit dem oberen
Abschnitt (A3) in Strömungsverbindung steht,
- der zweite Teilraum (29) die Argonausschleussäule (31) bildet, indem die argonangereicherte
Fraktion von der Zwischenstelle (A1/A2) der Niederdrucksäule (2) unten in den zweiten
Teilraum (29) eingeleitet wird, wobei der zweite Teilraum (29) oben mit einer oberen
Wand (30) gegenüber dem oberen Abschnitt (A3) der Niederdrucksäule (2) gasdicht verschlossen
ist,
- vom oberen Ende des zweiten Teilraums (29) eine argonangereicherte Gasfraktion (32)
abgezogen und in den Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
(17) eingeleitet wird und in dem Verflüssigungsraum des Argonausschleussäulen-Kopfkondensators
(17) erzeugte Flüssigkeit (33) zum oberen Ende des zweiten Teilraums (29) zurückgeleitet
wird und dass
- der Argonausschleussäulen-Kopfkondensator (17) über der Hochdrucksäule (1) angeordnet
ist.