[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Drehgestell für ein Schienenfahrzeug mit speziell
ausgebildeter Sekundärfeder sowie ein Schienenfahrzeug, das ein solches Drehgestell
aufweist.
[0002] Bekannte Drehgestelle für Schienenfahrzeuge weisen einen Drehgestellrahmen und zumindest
zwei Radsätze auf. Die Radsätze sind über Achslager und üblicherwese Primärfedern
an den Drehgestellrahmen gekoppelt. Ferner weisen bekannte, tatsächlich über mehr
als einige wenige Grade ausdrehende Drehgestelle eine sogenannte Wiege auf, die über
Sekundärfedern und weitere Anlenkungen an den Drehgestellrahmen gekoppelt ist. Eine
Wiege wird sinnvoll dann verwendet, wenn der Ausdrehwinkel des Drehgestells so groß
wird, dass die Sekundärfedern bzw. die Sekundärfederung als solches den Drehwinkel
des Drehgestellrahmens relativ zu einem Wagenkasten oder Wagenkastenunterbau nicht
mehr mitgehen können. Solcherart benannte große Ausdrehwinkel von beispielsweise größer
als 6° treten beispielsweise bei engen Kurvenradien von U- und Straßen- und Stadtbahnen
auf. Derartige Drehgestelle sind rotatorisch an einen Wagenkasten oder Wagenkastenunterbau
üblicherweise mittels eines sogenannten Königszapfens oder eines Drehkranzes angebunden.
[0003] Die Wiege ist üblicherweise als Querträger ausgebildet, der über die Sekundärfedern
mit dem Drehgestellrahmen verbunden ist, insbesondere an seinen Enden, und Wagenkastenkräfte
und -momente aufnimmt. Die Sekundärfedern sollen die Translation des Drehgestells
relativ zum Wagenkasten entlang der Hochachse erlauben, wogegen Translationen entlang
der Wagenkastenquer- und Wagenkastenlängsachse unerwünscht sind. Zur Verhinderung
solch unerwünschter Translationen können beispielsweise Traktions- oder Schubstangen
in Längs- bzw. Querrichtung vorgesehen sein, wie beispielsweise ein Panhard-Stab.
[0004] Der oben beschriebene Aufbau ist konstruktiv relativ komplex.
[0005] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Drehgestell einfacherer
Bauart anzugeben und dem Ziel der Vermeidung einer Wiege. Gleichzeitig sollte der
von einer Sekundärfederung bereitgestellte Federungskomfort beibehalten werden. Eine
weitere Aufgabe besteht darin, ein Drehgestell anzugeben, mit dem relativ große Ausdrehwinkel
- beispielsweise etwa im Bereich größer 6° - ermöglicht werden.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe mit einem Drehgestell nach Anspruch 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
und Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Nach einer grundlegenden Idee der Erfindung ist die örtliche Position (auch: Ortsposition)
der Sekundärfeder an dem Drehgestellrahmen änderbar. Anders ausgedrückt ist die Ortsposition
der Sekundärfeder relativ zu dem Drehgestellrahmen änderbar. Bei der Änderung der
Ortsposition wird die Feder in Gänze von einer ersten Ortsposition zu einer anderen
Ortsposition bewegt, insbesondere durch Verschieben oder Rollen. Die erfindungsgemäße
Sekundärfeder ist, wie für eine Feder üblich, in sich elastisch verformbar, um die
Federwirkung zu erreichen, insbesondere eine Federung in Richtung einer Drehgestell-
oder Wagenkasten-Hochachse. Zusätzlich zu einer elastischen Verformbarkeit ist die
örtliche Position, oder anders ausgedrückt die Lage oder der Angriffspunkt, der Sekundärfeder
an dem Drehgestellrahmen änderbar. Bei der Änderung von örtlicher Position/Lage/Angriffspunkt
wird die Sekundärfeder nicht in sich durch Kompression/Dekompression bewegt bzw. verformt,
sondern in Gänze die Position, Lage oder Angriffspunkt der Sekundärfeder an dem Drehgestell
verändert.
[0008] Eine Sekundärfeder ist bei eingebautem Drehgestell zwischen Drehgestell und Wagenkasten
angeordnet, insbesondere zwischen Drehgestellrahmen und Wagenkasten oder Wagenkastenunterbau.
Eine Sekundärfederung ist somit eine Federung zwischen Drehgestell und Wagenkasten.
[0009] Die Sekundärfeder ist relativ zu dem Drehgestellrahmen beweglich, d.h. die Lage der
Sekundärfeder an dem Drehgestellrahmen oder relativ zum Drehgestellrahmen, ist veränderbar.
Insbesondere kann die Sekundärfeder entlang dem Drehgestellrahmen bewegt werden bzw.
entlang dem Drehgestellrahmen die Ortsposition der Sekundärfeder verändert werden.
Insbesondere kann die Sekundärfeder in Längsrichtung und/oder in Querrichtung an dem
bzw. relativ zu dem Drehgestellrahmen bewegt werden. D.h. Sekundärfeder kann in ihrer
Lage verändert werden. Insbesondere ist die Ortsposition durch Verschieben oder Rollen
der Feder (an eine anderen Ortsposition) änderbar. Die Feder kann dementsprechend
verschiebbar oder ausgestaltet sein oder angeordnet sein.
[0010] Ferner kann die Sekundärfeder in Längsrichtung und/oder Querrichtung relativ zu einem
Wagenkasten beweglich sein, an den das Drehgestell gekoppelt ist. Bei einer Bewegung
der Sekundärfeder relativ zu dem Drehgestellrahmen in Längs- und/oder Querrichtung
ist insbesondere die Längsrichtung und/oder Querrichtung bezogen auf den Drehgestellrahmen
gemeint, also die Drehgestelllängsrichtung bzw. Drehgestellquerrichtung. Mit Bezug
auf einen Wagenkasten ist mit der Längs- und/oder Querrichtung insbesondere die Wagenkastenlängsrichtung
und/oder Wagenkastenquerrichtung gemeint. Die Längsrichtung bzw. Querrichtung des
Drehgestells muss nicht mit einer Längs- bzw. Querrichtung des Wagenkastens übereinstimmen.
Bei einer Ausdrehung von Null Grad, also bei Geradeausstellung des Drehgestells, stimmen
die Längsrichtungen des Wagenkastens und des Drehgestellrahmens sowie die Querrichtungen
des Wagenkastens und des Drehgestellrahmens miteinander überein. Bei Ausdrehung des
Drehgestells relativ zum Wagenkasten stimmen diese Längsrichtungen bzw. Querrichtungen
nicht mehr miteinander überein.
[0011] Ein Aspekt der Erfindung ist, dass der Angriffspunkt der Sekundärfeder an dem Drehgestellrahmen
veränderbar ist. Die Krafteinleitung von dem Drehgestellrahmen in die Sekundärfeder,
bzw. umgekehrt, kann an verschiedenen Stellen des Drehgestellrahmens erfolgen, je
nachdem, wo die Sekundärfeder positioniert ist.
[0012] Erfindungsgemäß können eine oder mehrere der beschriebenen Sekundärfedern vorhanden
sein. Sofern diese Beschreibung anhand einer Sekundärfeder vorgenommen wird, ist jeweils
immer auch der Fall eingeschlossen, dass mehrere Sekundärfedern vorhanden sind. Mehrere
Sekundärfedern nehmen verschiedene örtliche Positionen an dem Drehgestell oder an
dem Drehgestellrahmen ein. Es sind diese verschiedenen örtlichen Positionen (auch:
Ortspositionen) an dem Drehgestell oder Drehgestellrahmen änderbar, insbesondere entlang
verschiedener Bewegungsstrecken.
[0013] Von der Erfindung wird eine neuartige Form der Sekundärfederung angegeben, womit
eine bekannte Wiege vermieden werden kann. Das erfindungsgemäße Drehgestell lässt
sich platzsparender unterbringen, was eine Reduktion von Masse, eine einfachere Gestaltung
der Fahrzeug-Unterbaustruktur im Bereich des Drehgestells und damit bessere Platzverhältnisse
für den Fahrzeuginnenraum im Bereich des Drehgestells ermöglicht.
[0014] Eine Querbewegung des Drehgestells relativ zu einem Wagenkasten, auch bezeichnet
als Querverschiebung, kann durch die Sekundärfeder aufgenommen werden, wie anhand
eines Ausführungsbeispiels erläutert. Die Sekundärfeder kann hierbei in Querrichtung
verformt werden. Dies ist insbesondere mit einer Sekundärfeder vorteilhaft erreichbar,
die kugelförmig und/oder aus Elastomer ist.
[0015] Prinzipiell ist eine Änderung der örtlichen Position bzw. der Lage der Sekundärfeder
an de oder relativ zu dem Drehgestellrahmen nicht bei jeder Drehbewegung des Drehgestells
zwingend vorhanden oder zwingend erforderlich. Insbesondere bei kleinen Ausdrehwinkeln
kann die Sekundärfeder eine anfängliche örtliche Position, die der örtlichen Position
bei Geradeausfahrt des Fahrzeugs, also bei dem Ausdrehwinkel 0, entspricht, beibehalten
werden. Ein erfindungsgemäßer Vorteil wird dadurch erzielt, dass bei größeren Ausdrehwinkeln
die örtliche Position der Sekundärfeder relativ zu dem Drehgestellrahmen verändert
wird. Insbesondere wird dann die Sekundärfeder relativ zu dem oder an dem Drehgestellrahmen
in Längsrichtung und/oder Querrichtung des Drehgestellrahmens bewegt und dadurch die
Lage der Sekundärfeder geändert.
[0016] Die Lage der Sekundärfeder bzw. die Position der Sekundärfeder relativ zum Drehgestellrahmen
ist insbesondere entlang eines Kreisbogens änderbar. Anders ausgedrückt ist die örtliche
Position der Sekundärfeder auf einem kreisbogenförmigen Weg änderbar. Der Weg, auf
dem die Position der Sekundärfeder änderbar ist, wird auch als Bewegungsweg bezeichnet.
Eine an anderem Ort beschriebenen Führung gibt, sofern vorhanden, einen Bewegungsweg
vor. Ein kreisbogenförmiger Bewegungsweg ist insbesondere auf einen Kreismittelpunkt
bezogen, der auf einer nach oben weisenden Drehachse des Drehgestellrahmens liegt.
Gleichermaßen sind auch andere geometrische Formen bzw. Bewegungswege der Sekundärfeder
denkbar, beispielsweise der Form eines Gleichdickes folgend. Bei zwei Sekundärfedern
sind die Bewegungswege vorzugsweise derart, dass eine die durch den Drehpunkt gehende
Distanz der gegenüberliegenden Sekundärfedern konstant bleibt und der Drehpunkt den
Mittelpunkt dieser Strecke darstellt. Erfindungsgemäß wird der Abstand der Sekundärfeder
zu dem Drehpunkt des Drehgestelles Sekundärfederbasis genannt.
[0017] In einer Ausführungsform ist die Sekundärfeder verschiebbar oder rollbar. Dadurch
ist die örtliche Position der Sekundärfeder relativ zu dem Drehgestellrahmen änderbar.
Die Sekundärfeder kann also entlang des Drehgestells oder des Drehgestellrahmens rollbar
sein. Eine Verschiebbarkeit bedeutet, dass die Sekundärfeder in Gänze verschiebbar
ist. Dadurch ist die örtliche Position der Sekundärfeder relativ zu dem Drehgestellrahmen
änderbar. Die Sekundärfeder kann also entlang des Drehgestells oder des Drehgestellrahmens
verschiebbar sein. Eine Rollbarkeit bedeutet, dass die Sekundärfeder in Gänze rollbar
ist. In dieser Ausführungsform kann die Sekundärfeder entlang einer Strecke, die in
Längsrichtung und/oder in Querrichtung zum Drehgestellrahmen verläuft, gerollt oder
verschoben werden, insbesondere entlang einer kreisbogen- oder bogensegmentförmigen
Strecke.
[0018] Eine rollbare Sekundärfeder ist insbesondere kugelförmig, zylinderförmig, kegelförmig,
kegelstumpfförmig oder polygonförmig. Eine Kombination dieser Formen ist möglich.
Durch die geometrische Form einer Sekundärfeder, insbesondere einer verschiebbaren
oder rollbaren Sekundärfeder, kann die Wirkungsweise der Feder hinsichtlich Rückstellwirkung
und Abrolleigenschaften beeinflusst werden.
[0019] Die Sekundärfeder Elastomer aufweisen oder aus Elastomer gebildet sein. Wenn die
Sekundärfeder Elastomer aufweist, ist der federnde Bestandteil der Feder, also der
Bestandteil, der für die Federwirkung verantwortlich ist, aus Elastomer. Beispiele
für Elastomer sind elastischer Kunststoff, wie Gummi oder Synthesekautschuk, etc.
[0020] Die Sekundärfeder, insbesondere eine verschiebbare oder rollbare Sekundärfeder, kann
eine variable Oberflächenrauigkeit und/oder eine variable Oberflächentextur aufweisen,
womit insbesondere Abrolleigenschaften beeinflusst werden können.
[0021] In einer Ausführungsform der Erfindung weist das Drehgestell zumindest eine Führung
auf, auch bezeichnet als erste Führung, entlang welcher die Sekundärfeder beweglich
ist. Die Sekundärfeder ist entlang der Führung, anders ausgedrückt auf einem Führungsweg
in eine Richtung beweglich, die quer ist zu einer Richtung, in der die Feder komprimiert,
wird, und wieder rückstellt, wenn sie das Drehgestell gegen einen Wagenkasten abfedert.
Insbesondere ist die Feder in der Führung in eine Richtung beweglich, die quer ist
zu einer Vertikalrichtung, auch bezeichnet als Z-Richtung.
[0022] Die erste Führung kann an dem Drehgestellrahmen angeordnet oder ausgebildet sein.
Sie kann ortsfest relativ zu dem Drehgestellrahmen sein. Insbesondere ist die Sekundärfeder
in/an der Führung verschiebbar oder rollbar. Anders ausgedrückt ist die Sekundärfeder
entlang der Führung translatierbar oder rotierbar.
[0023] Die Sekundärfeder kann in der Führung verschiedene Positionen einnehmen. Wenn die
Führung ortsfest zu dem Drehgestellrahmen ist, kann somit die Sekundärfeder durch
Änderung ihrer Lage in/an der Führung auch verschiedene Positionen relativ zu dem
Drehgestellrahmen einnehmen. Die Führung zwingt der Sekundärfeder einen Bewegungsweg
auf, wenn die örtliche Position der Sekundärfeder bzw. ihre Lage relativ zu dem Drehgestellrahmen
geändert wird.
[0024] Die Führung kann in Form einer Vertiefung, insbesondere in Form einer Rille oder
Rinne, ausgebildet sein. Alternativ kann die Führung in Form einer Schienenführung
ausgebildet sein. Die Führung kann eine oder mehrere Führungsschienen aufweisen.
[0025] In einer Variante der Erfindung ist die Führung kreisförmig oder teilkreisförmig,
anders ausgedrückt kreisbogenförmig, in ihrem Verlauf ausgebildet. Alternativ dazu
ist eine unregelmäßige, nicht kreisförmige oder zusammengesetzte Verlaufsform einer
Führung möglich. Darunter kann beispielsweise eine Abfolge von Kreisbogensegmenten
verschiedener Krümmungsradien im Verlauf einer Führung verstanden werden. Nicht kreisförmige
oder zusammengesetzte Verlaufsformen können dazu dienen, entsprechend der gewünschten
oder erwartenden Rückstell- oder Seitenkräfte spezielle Gegenkräfte durch die erzwungene
Roll- oder Verschiebebahnen in die Sekundärfeder einzuprägen.
[0026] Das Drehgestell kann mehrere erste Führungen aufweisen. Jede der Führungen führt
die Bewegung zumindest einer Sekundärfeder. In einer Variante sind erste Führungen
beidseitig der Längsachse des Drehgestells angeordnet oder ausgebildet. Bevorzugt
sind zwei erste Führungen paarweise und beidseitig der Längsachse des Drehgestells
angeordnet oder ausgebildet, vorzugsweise symmetrisch zu der Längsachse des Drehgestells.
[0027] In einer Variante der Erfindung weist die erwähnte Führung zumindest eine Ruheposition
oder einen Ruhepositionsbereich für die Sekundärfeder auf. In einem Ruhepositionsbereich
können mehrere konkrete Ruhepositionen, die vorzugsweise einander benachbart sind,
eingenommen werden. In der Führung sind in dieser Ausführungsform zumindest eine Ruheposition
oder ein Ruhepositionsbereich ausgebildet. Die Ruheposition der Sekundärfeder ist
vorzugsweise die Position, in der sich die Sekundärfeder bei Geradeausstellung des
Drehgestells (Ausdrehwinkel Null) befindet oder befinden soll.
[0028] Die Führung ist insbesondere so ausgestaltet, dass nach Änderung der örtlichen Position
der Sekundärfeder innerhalb der Führung, beispielsweise bei Ausdrehen des Drehgestells,
die Ruheposition beim Wiedereindrehen des Drehgestells, also bei Verringerung des
Ausdrehwinkels, von der Sekundärfeder wieder eingenommen wird. Die Führung kann so
ausgebildet sein, dass beim Ausdrehen des Drehgestells und/oder wieder Eindrehen des
Drehgestells in Geradeausstellung eine Rückstellkraft auf die Sekundärfeder ausgeübt
wird, durch welche die Sekundärfeder in die Ruheposition gebracht wird oder wieder
in die Ruheposition gebracht wird, wenn das Drehgestell in die Geradeausrichtung zurückdreht.
Die Ruheposition für die Sekundärfeder kann insbesondere in einem Bereich ausgebildet
sein, der mittig auf der Gesamtstrecke der Führung liegt. Der Ruhepositionsbereich
wird erfindungsgemäß auch als Nominalbereich bezeichnet und eine Ruheposition wird
erfindungsgemäß auch als Nominalposition bezeichnet.
[0029] Wenn die Führung wie oben erwähnt in Form einer Vertiefung, insbesondere in Form
einer Rinne, ausgebildet ist, so weist die Vertiefung, insbesondere die Rinne, in
einer Ausführungsform der Erfindung unterschiedliche Tiefen auf. Insbesondere weist
die Führung zumindest einen Tiefpunkt oder Tiefpunktsbereich auf. Der zumindest eine
Tiefpunkt oder Tiefpunktsbereich stellt vorzugsweise die oben erwähnte zumindest eine
Ruheposition oder den Ruhepositionsbereich der Sekundärfeder dar.
[0030] Des Weiteren kann eine Vertiefung, insbesondere eine Rinne, Bereiche aufweisen, in
denen sich die Tiefe der Führung ändert, vorzugsweise sich kontinuierlich ändert,
und die erfindungsgemäß auch als Schrägbereiche bezeichnet werden. An einen erwähnten
Tiefpunkt oder Tiefpunktbereich können schräge Bereiche anschließen, in denen sich
die Tiefe verringert, insbesondere die Tiefe einer Rinne sich verringert. Angrenzend
zu dem oder dem Tiefpunktsbereich sind vorzugsweise erwähnte Schrägbereiche angeordnet
oder ausgebildet, wobei die Schrägbereiche ausgehend vom Tiefpunkt oder Tiefpunktsbereich
ansteigend sind, die Tiefe der Führung also verringert wird.
[0031] Vorteilhafte Eigenschaften verschiedener Tiefen einer Vertiefung, insbesondere einer
Führungsrinne, und insbesondere vorteilhafte Eigenschaften bei Vorhandensein eines
erwähnten Tiefpunkts und erwähnter Schrägbereiche sind: Die verschiedenen Tiefen,
insbesondere in Schrägbereichen, können zur Einprägung von Rückstellkräften auf die
Sekundärfeder dienen. Die Rückstellkraft sorgt für eine Rückstellung der Sekundärfeder
in die Ruheposition. Somit ist die Rückstellkraft eine Gegenkraft, die mit Ausdrehung
des Drehgestells auf die Sekundärfeder aufgebracht wird und zum Zweck der Rückstellung
in einen Nominalbereich dient. Es kann vorgesehen sein, dass mit zunehmendem Ausdrehwinkel
des Drehgestells, in die eine oder die andere Richtung, eine ansteigende Rückstellkraft
auf die Sekundärfeder aufgebracht wird, beispielsweise durch zunehmende Komprimierung
der Sekundärfeder aufgrund der abnehmenden Tiefe der Vertiefung, insbesondere abnehmender
Rillentiefe. Die mit zunehmender Ausdrehung größer werdende Rückstellkraft sorgt bei
Wiedereindrehung des Drehgestells dafür, dass die Sekundärfeder die Nominallage wieder
einnimmt. Ein Umplazieren der Sekundärfeder in die eine oder andere Querrichtung wird
dadurch vermieden oder weitgehend vermieden.
[0032] Vorangehend wurde eine Führung beschrieben, die an dem Drehgestell angeordnet oder
ausgebildet ist. Diese Führung wird erfindungsgemäß auch als "erste Führung" bezeichnet.
Weiterhin kann an einem Schienenfahrzeug, das ein erfindungsgemäßes Drehgestell aufweist,
eine zweite Führung vorhanden sein, entlang der die Sekundärfeder ebenfalls beweglich
ist. Vorzugsweise ist die Sekundärfeder rollbar oder verschiebbar in/an der zweiten
Führung gelagert bzw. in der zweiten Führung geführt.
[0033] Die zweite Führung ist an einem Wagenkasten des Schienenfahrzeugs angeordnet oder
ausgebildet, insbesondere an einem Unterbau. Die zweite Führung kann ebenso beschaffen
sein wie die erste Führung, wobei auf die vorangehende Beschreibung der ersten Führung
Bezug genommen wird. Die erste Führung und die zweite Führung können ein Führungspaar
bilden, in dem die Sekundärfeder geführt ist. Die erste und die zweite Führung können
einen Bewegungsweg für die Sekundärfeder definieren, auf bzw. entlang dem die Sekundärfeder
beweglich ist. Insbesondere können die erste und die zweite Führung die Sekundärfeder
zu einem Großteil oder teilweise umgreifen.
[0034] Die erwähnte zweite Führung führt die Sekundärfeder vorzugsweise von oben und die
erste Führung führt vorzugsweise die Sekundärfeder von unten. Insbesondere umgreift
die erste Führung die Sekundärfeder teilweise von unten und die zweite Führung umgreift
die Sekundärfeder teilweise von oben, was insbesondere dann der Fall ist, wenn die
erste und die zweite Führung als Vertiefungen, insbesondere als Führungsrinnen, ausgebildet
sind.
[0035] Zwischen der ersten Führung und der zweiten Führung ist vorzugsweise ein Spalt ausgebildet.
Die Breite des Spaltes, bzw. der Abstand zwischen den Führungen, kann einen maximalen
Federweg in vertikaler Richtung definieren.
[0036] Die erste Führung kann eine nach oben offene Rinne sein und die zweite Führung eine
nach unten offene Rinne. Vorzugsweise sind die erste Führung und die zweite Führung
in Geradeausstellung des Schienenfahrzeugs, wenn also der Ausdrehwinkel des Drehgestells
Null beträgt, zueinander spiegelsymmetrisch oder im Wesentlichen spiegelsymmetrisch.
[0037] Ebenso wie die erste Führung kann die zweite Führung zumindest eine Ruheposition
oder zumindest einen Ruhepositionsbereich für die Sekundärfeder aufweisen. Ferner
kann die zweite Führung erwähnte Bereiche aufweisen, in denen die Tiefe der Führung
sich ändert, vorzugsweise sich kontinuierlich ändert. Ergänzend wird auch die Offenbarung
zur ersten Führung verwiesen, die in analoger Weise auch für die zweite Führung herangezogen
werden kann. Insbesondere können die erste und die zweite Führung spiegelsymmetrisch
oder im Wesentlichen Spiegelsymmetrisch zueinander sein.
[0038] In einer Ausführungsform der Erfindung sind zumindest zwei Sekundärfedern, zumindest
zwei erste Führungen und zumindest zwei zweite Führungen vorgesehen. Eine erste Führung
und eine zweite Führung können ein erstes Führungspaar bilden und die weitere erste
Führung und die weitere zweite Führung können ein zweites Führungspaar bilden. Das
erste Führungspaar führt eine erste Sekundärfeder und das zweite Führungspaar führt
eine zweite Sekundärfeder. Die ersten Führungen und die zweiten Führungen bilden vorzugsweise
einen kreisbogenförmigen Führungsweg. Bevorzugt sind zwei Führungspaare, jeweils aufweisend
einer erste und eine zweite Führung, beidseitig der Längsachse des Drehgestells angeordnet
oder ausgebildet, vorzugsweise symmetrisch zu der Längsachse des Drehgestells.
[0039] Erfindungsgemäß können mehrere Sekundärfedern um einen Drehpunkt oder eine Drehachse
des Drehgestells herum angeordnet oder ausgebildet sein. Mehrere Sekundärfedern können
zu dem Drehpunkt oder der Drehachse des Drehgestells einen gleichen Abstand aufweisen.
Es ist in einer weiteren Variante der Erfindung möglich, ein oder mehrere Paare von
Sekundärfedern vorzusehen, wobei bei einem Paar zwei Sekundärfedern symmetrisch zur
Drehachse des Drehgestells sind, d.h. sie liegen um einen Winkel von 180° um die Drehachse
einander gegenüber.
[0040] In einer Ausführungsform der Erfindung weist das Drehgestell zumindest ein Paar aus
zwei Sekundärfedern auf und ein Koppelelement, über welches die zwei Sekundärfedern
miteinander gekoppelt sind. Durch das Koppelelement werden die zwei Sekundärfedern
in ihrer Lage zueinander definiert, insbesondere in eine oben beschriebene symmetrische
Lage zur Drehachse des Drehgestells gebracht. Alternativ oder zusätzlich kann das
Koppelelement so ausgebildet sein, dass ein oder mehrere benachbarte Sekundärfedern
miteinander gekoppelt werden.
[0041] Ein Koppelelement weist in einer Ausführungsform eine Koppelstange sowie zwei Befestigungsstellen
oder Lagerstellen, insbesondere Lagerelemente, für jeweils eine Sekundärfeder auf.
Eine erwähnte Koppelstange kann eine gerade Form oder eine gekröpfte oder einfach
oder mehrfach abgewinkelte Form aufweisen. Eine gekröpfte oder einfach oder mehrfach
abgewinkelte Form ist vorteilhaft, wenn sich im Bereich zwischen den Drehgestell-Seitenrahmen
im Fahrzeuginneren ein Durchgangsbereich für Passagiere bis hinunter auf Höhenniveau
knapp über der Achse befindet.
[0042] In einer speziellen Ausführungsform sind an dem Koppelelement zwei Sekundärfedern
drehbar gelagert. Dies bedeutet, dass jede der Sekundärfedern um eine Rotationsachse
rotierbar ist, die durch die Sekundärfeder verläuft. Diese Ausführungsform ist insbesondere
von Vorteil bei einer rollbaren Sekundärfeder.
[0043] In einer Ausführungsform ist ein erwähntes Koppelelement um eine vertikale Drehachse
drehbar. Diese Drehachse ist vorzugsweise identisch mit der Drehachse des Drehgestells.
Die Drehachse, um die das Koppelelement drehbar ist, kann eine virtuelle Drehachse
sein oder sie kann eine gegenständliche Drehachse sein. Diese Ausführungsform kann
insbesondere mit dem Merkmal verbunden sein, dass zwei durch das Koppelelement gekoppelte
Sekundärfedern von dem Koppelelement in eine symmetrische Lage bezüglich der erwähnten
Drehachse gebracht sind. Es ist somit möglich, die Bewegung der gekoppelten Sekundärfedern
symmetrisch zur Drehachse, um die das Koppelelement drehbar ist, insbesondere zur
Drehachse des Drehgestells, zu führen. D.h., dass vorzugsweise in jeder Position der
gekoppelten Sekundärfedern und jeder geänderten Position der gekoppelten Sekundärfedern
die gekoppelten Sekundärfedern rotationssymmetrisch zu der Drehachse angeordnet sind.
Anders ausgedrückt sind die gekoppelten Sekundärfedern bezüglich der Drehachse einander
gegenüber liegend.
[0044] In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Schienenfahrzeug, dass ein oben
beschriebenes Drehgestell aufweist. Das Schienenfahrzeug kann insbesondere eine bereits
beschriebene zweite Führung aufweisen, die an einem Unterbau oder unter einem Wagenkasten
des Schienenfahrzeugs angeordnet oder ausgebildet ist.
[0045] Das Schienenfahrzeug ist insbesondere eine Straßenbahn, eine Stadtbahn, eine S-Bahn,
ein Nahverkehrszug, ein Fernverkehrszug oder ein Modul oder Wagon davon.
[0046] Die Anbindung des erfindungsgemäßen Drehgestells an einen Wagenkasten oder einen
Unterbau bzw. Fahrzeugunterbau eines Schienenfahrzeugs kann auf verschiedene Art und
Weise erfolgen.
[0047] In einer Variante kann eine Anbindung über einen Königszapfen oder einen Drehkranz,
die beide aus dem Stand der Technik bekannt sind, gewählt werden.
[0048] In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt eine Anbindung des Drehgestells über
eine Anordnung von Traktionsstangen. Die Anordnung weist vorzugsweise zumindest zwei
Traktionsstangen auf. Die Traktionsstangen sind dazu ausgebildet, Quer- und Längskräfte
zu übertragen und dabei eine Translation des Drehgestells entlang der Hochachse zu
ermöglichen. Eine Anordnung Traktionsstangen ist vorzugsweise an einem Fahrzeugunterbau
oder wagenkastenseitigen Ende mittels elastischer Lager an den Fahrzeugunterbau oder
den Wagenkasten angebunden. Auf Seiten des Drehgestells sind vorzugsweise Anbindungsmittel,
insbesondere Gelenke, vorgesehen, die folgende Bewegungen ermöglichen:
- Rotation des Drehgestells um eine Drehachse des Drehgestells, auch bezeichnet als
Hochachse oder Z-Achse,
- Translation des Drehgestells in Richtung der Drehachse, vorzugsweise in begrenztem
Ausmaß,
- Translation des Drehgestells in Querrichtung bzw. entlang einer Drehgestellquerachse,
vorzugsweise in begrenztem Ausmaß. Das Ausmaß der Translation entlang der Hochachse
ist vorzugsweise höher als die mögliche Translation entlang der Querachse.
[0049] Erwähnte Anbindungsstellen, auch bezeichnet als Schnittstellen der Traktionsstangen
an dem Drehgestell, sind vorteilhaft als elastische Lager ausgeführt.
[0050] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein erfindungsgemäßes Drehgestell in Gesamtansicht von schräg oben,
- Fig. 2
- die Lagerung einer Sekundärfeder in einer ersten und einer zweiten Führung,
- Fig. 3
- eine Anordnung von zwei Sekundärfedern und ein Koppelelement, über welches die zwei
Sekundärfedern miteinander gekoppelt sind in einer Ansicht von oben und
- Fig. 4
- das Koppelelement und die Sekundärfederanordnung aus Fig. 3 in einer seitlichen Ansicht
- Fig. 5
- ein erfindungsgemäßes Drehgestell mit zu Fig. 1 alternativen Kopplungsmitteln.
[0051] Das Drehgestell 1 in Fig. 1 weist den Drehgestellrahmen 2 auf, der zwei Längsträger
3, 4 aufweist. Am Ende der Längsträger 3,4 sind die Räder 7a, 7b, 7c und 7d Drehgestellrahmen
2 angelenkt. Die Räder 7a, 7b bilden einen Radsatz und die Räder 7c und 7d bilden
einen Radsatz, wobei die Elemente 5, 6 entweder als physische rotierende Achse als
Verbindung der Radpaare 7a, 7b und 7c, 7d oder als Portalachse ausgeprägt sein können.
[0052] Ferner weist das Drehgestell eine weitere X-förmige Querträgeranordnung 8 auf, die
im Mittelbereich des Drehgestells angeordnet ist und deren Zweck das Vermeiden von
Winkel- und Positionsversatz in Längsrichtung der beiden äusseren Drehgestellrahmen
(Mittelabschnitte 11, 12) zueinander ist. In anderen Worten soll eine Querträgeranordnung
X die Bildung eines Parallellogrammes der beiden äußeren Drehgestellrahmen 3 und 11
bzw. 4 und 12 verhindern.
[0053] An dem Drehgestellrahmen 2 sind zwei erste Führungen 9, 10 ausgebildet. Die ersten
Führungen 9, 10 sind kreisbogenförmige Führungsrinnen, die in verdickten Mittelabschnitten
11, 12 der Längsträger 3, 4 ausgebildet sind. Die Längsträger 3, 4 können jeweils
mehrteilig ausgebildet sein, d.h. die Mittelabschnitte 11, 12 können als eigenständige
Bauteile eingesetzt sein. Der bereits erwähnte X-förmige Querträger 8 verbindet die
Mittelabschnitte 11, 12 miteinander.
[0054] In jeder der ersten Führungen ist jeweils eine kugelförmige Sekundärfeder 13, 14
beweglich gelagert. Die Sekundärfedern 13, 14 sind aus Elastomer, beispielsweise Gummi
oder Synthesekautschuk, und entlang ihres jeweiligen Führungsweges in der Führung
rollbar. Also ist die Sekundärfeder 13 entlang des Weges der Führung 9 rollbar und
die Sekundärfeder 14 ist entlang des Weges der Führung 10 rollbar. Der Begriff "erste"
bezüglich einer Führung bezieht sich darauf, dass die so benannte Führung an dem Drehgestell
1 angeordnet ist. Es können mehrere erste Führungen vorhanden sein, wie in diesem
Beispiel anhand der Führungen 9 und 10 gezeigt. Sogenannte zweite Führungen beziehen
sich auf Führungen auf Seiten des Wagenkastens oder Wagenkastenunterbaus, wie anhand
der Fig. 2 noch beschrieben.
[0055] In Fig. 1 ist die Längsachse L1 des Drehgestells 1 mit einem gestrichelten Pfeil
eingezeichnet. Ebenso ist die Querachse Q1 des Drehgestells 1 eingezeichnet. Die Achsen
L1 und Q1 sind in diesem Fall Symmetrieachsen bzw. Mittelachsen.
[0056] In Fig. 1 befinden sich die Sekundärfedern 13, 14 in Nominallage bzw. in ihrer Ruheposition
und das Drehgestell 1 soll sich bezüglich eines in Fig. 1 nicht dargestellten Wagenkastens
in der Nullposition, d.h. bei einem Ausdrehwinkel 0, um die Drehachse D, die ebenfalls
gestrichelt eingezeichnet ist, befinden. Die Drehachse D wird auch als Hochachse oder
als Z-Achse bezeichnet. Die Mittellängsachse L1 wird auch als X-Achse bezeichnet und
die Mittelquerachse Q1 als Y-Achse.
[0057] Als nächstes soll angenommen werden, dass das Drehgestell 1 sich um die Achse D von
oben betrachtet im Uhrzeigersinn um einen bestimmten Ausdrehwinkel a dreht. Die Mittellängsachse
L1 nimmt dann die Position L1 ein. Eine solche Ausdrehung erfolgt bei Befahren einer
Rechtskurve.
[0058] Infolge der Ausdrehung des Drehgestells 1 um den Winkel α wird die Sekundärfeder
13 in die gestrichelt angedeutete Position 13' gerollt und die Sekundärfeder 14 wird
in die Position 14' gerollt. Bei kleineren Drehwinkeln α ist eine Bewegung der Sekundärfedern
13 in der Führung 9 und der Sekundärfeder 14 in der Führung 10 nicht zwingend vorhanden.
Bei der Drehung des Drehgestells um den Winkel α müssen die Positionen 13' und 14'
auch nicht zwingend bezüglich der Drehachse D gegenüberliegen. D.h. die Bewegungsstrecke
der Feder 13 zur Position 13' muss nicht identisch sein mit der Bewegungsstrecke der
Feder 14 zur Position 14'. Dies kann aber erreicht werden mit einem nachfolgend noch
beschriebenen Koppelelement.
[0059] Die Nominalposition der Sekundärfederelemente 13, 14 ist in Geradeausstellung des
Drehgestells 1 auf der Querachse Q1. Bei Ausdrehung des Drehgestells weicht die Position
der Sekundärfedern 13' und 14' von der nun neu ausgerichteten Querachse Q1' ab.
[0060] Die Anbindung des Drehgestells 1 aus Fig. 1 an den Unterbau des Schienenfahrzeugs
erfolgt über eine erste Traktionsstange 15 und eine zweite Traktionsstange 16. Die
erste Traktionsstange 15 ist mit der Buchse 17 drehbar um die Drehachse D des Drehgestells
1 angelenkt. Am Anlenkungspunkt der Buchse 17 ist die Traktionsstange 15 auch leicht
um die Querachse Q1 drehbar, was beispielsweise mit einer Ultrabuchse mit Elastomerlagerung
realisiert wird. Mit der Buchse 18 ist die Traktionsstange 15 an einem nicht dargestellten
Wagenkastenunterbau, beispielsweise einem Unterbau-Querträger, angelenkt. An der Buchse
18 ist die Traktionsstange 15 um die Querachse Q2 schwenkbar, die parallel zur Mittelquerachse
Q1 des Drehgestells 1 ist. Auch die Buchse 18 ist mit einer elastomeren Lagerung ausgeführt,
um eine leichte Bewegungsfreiheit um andere Raumachsen zu realisieren bzw. andere
Rotationsfreiheitsgrade in geringem Ausmaß zu ermöglichen. Durch die Schwenkbarkeit
der Traktionsstange 15 um die Achse Q2 wird eine Translation des Drehgestells 1 nach
oben oder nach unten ermöglicht, also in Richtung der Achse D. Die Traktionsstange
15 ist zur Übertragung von Längskräften eingerichtet. Die Traktionsstange 16 überträgt
Querkräfte. Die Traktionsstange 16 ist an einem Ende mit der Buchse 19 am Drehgestellrahmen
2, in diesem Fall am Querträger 8 angelenkt. An diesem Anlenkungspunkt ist die Traktionsstange
16 um die Mittellängsachse L1 rotierbar. Die Buchse 17 der ersten Traktionsstange
15 und die Buchse 19 der zweiten Traktionsstange 16 sind aneinander gekoppelt und
relativ zueinander unbeweglich, um einerseits eine möglichst friktionsfreie Ausdrehung
seitens der Ankoppelung zu ermöglichen und andererseits die Querbewegung bestmöglich
zu limitieren. Ausserdem wird damit eine einfache Realisierung der Lagerung um die
Drehachse, hier Buchse 17, ermöglicht. Mit der Buchse 20 ist die Traktionsstange 16
am Unterbau des Wagenkastens angelenkt. Am Gelenkpunkt der Buchse 20 ist die Traktionsstange
16 um die Längsachse L2 rotierbar, die parallel zur Mittellängsachse L1 des Drehgestells
ist. Am Gelenkpunkt der Buchse 20 sind Rotationen um andere Raumachsen in geringem
Maße möglich, durch elastomere Lagerung. Wenn das Drehgestell in vertikale Richtung
einfedert, wird die Traktionsstange 16 um die Drehachse L1 rotiert. Es wird die Traktionsstange
16 hierbei aus der gezeigten Lage, die leicht nach oben gewinkelt ist, nach unten
rotiert. Hierbei wird, betrachtet vom Wagenkasten aus, die Raumachse L1, von der Raumachse
L2 wegbewegt, bis die Traktionsstange 16 bei Einfederung eine horizontale Lage einnimmt
(Bei forgesetzter Bewegung der Traktionsstange 16 nach unten bewegen sich L1 und L2
wieder aufeinander zu). Es wird auf das Drehgestell eine Querkraft in Richtung Q1
ausgeübt, die vom Wagenkasten über die Traktionsstange 16 auf das Drehgestell übertragen
wird. Diese Querkraft resultiert in einer kleinen Querverschiebung des Drehgestells
nach schräg links oben in Fig. 1. Diese Querbewegung und die entsprechende Querkraft
kann von den Sekundärfederelementen 13, 14 aufgenommen werden, die nicht nur in vertikale
Richtung sondern auch in Richtung der Querbewegung, in einer kombinierten Bewegung,
verformt werden. Hierbei wird ein besonderer Vorteil der kugelförmigen elastomeren
Sekundärfederelemente 13, 14 deutlich: Die Federkonstante ist aufgrund der kugelsymmetrischen
Form in jede Raumrichtung gleich groß. Also kann in Querrichtung eine Federung in
gleicher Weise erfolgen wie vertikaler Richtung.
[0061] In der Fig. 2 ist eine der ersten Führungen 9, 10 im Querschnitt gezeigt. Gewählt
wird an dieser Stelle das Bezugszeichen 9. Die Führung 9 ist als Führungsrinne ausgebildet,
in der die kugelförmige und elastische Sekundärfeder 13 rollbar gelagert ist. Die
Sekundärfeder 13 ist im Vergleich zu Fig. 1 etwas größer dargestellt und die Führung
9 kürzer.
[0062] Die Führungsrinne 9 weist verschiedene Tiefen auf. Den tiefsten Bereich bildet der
sogenannte Ruhepositionsbereich R. Rechts und links des Ruhepositionsbereichs R schließen
sich die Schrägbereiche S1 an. Wie in der Fig. 1 gezeigt, verläuft die Führungsrinne
9 kreisbogenförmig in etwa parallel zur Längsrichtung L1, wobei selbstverständlich
die Parallelität ausgehend von dem Ruhepositionsbereich R in beide Richtungen aufgrund
der Krümmung der Führung 9 abnimmt.
[0063] An die Schrägbereiche S1, in denen die Tiefe der Führungsrinne 9 kontinuierlich abnimmt,
schließen sich die Schrägbereiche S2 an, die noch steiler ausgeführt sind und an deren
Ende jeweils die Rinnentiefe stark gegen null absinkt.
[0064] Bei der in Fig. 1 gezeigten Drehbewegung (Rechtsdrehung) um den Winkel α wird die
Sekundärfeder 13 an die Position 13' gerollt, die sich im Schrägbereich S1 befindet.
[0065] In der Fig. 2 ist ferner eine zweite Führung 21 dargestellt, die ebenfalls als Führungsrinne
und spiegelsymmetrisch zu der Führungsrinne 9 ausgebildet ist. Ebenso wie die Führungsrinne
9 weist die Führungsrinne 21 einen Ruhepositionsbereich R' und Schrägbereiche S1 und
S2' beidseitig des Ruhepositionsbereichs R' mit unterschiedlicher Schräge auf. Ebenso
wie die Führungsrinne 9 ist die Führungsrinne 21 kreisbogenförmig. Bei dem Ausdrehwinkel
Null des Drehgestells 1 von oben betrachtet kommen die Führungen 9 und 21 zur Deckung
und umschließen die Sekundärfeder 13. Die Führung 21 in dem Führungsblock 22 ist an
einem Träger 23 des Fahrzeuguntergestells befestigt.
[0066] Bei einer Drehung des Drehgestells 1 um den Drehwinkel α, wie in Fig. 1 gezeigt,
verdrehen sich die erste Führung und die zweite Führung 21 (womit mit zweiter Führung
eine Führung am Unterbau des Fahrzeugs bezeichnet ist) gegeneinander. Die Sekundärfeder
13 wird in den rechten Schrägbereich S1 der ersten Führung 9 und in den linken Schrägbereich
S1' der zweiten Führung 21 bewegt. Dadurch resultiert in der Position 13' in Fig.
1 ein schräger Führungskanal (der nicht vollständig geschlossen ist, da sich die Führungen
9 und 21 nicht berühren). Beim Zurückdrehen des Drehgestells 1 in die Ausgangslage,
also in den Ausdrehwinkel α = 0, wird durch diese Schräggestaltung der Führungen die
Sekundärfeder 13 wieder in den Ruhrpositionsbereich R der ersten Führung 9 und in
den Ruhepositionsbereich R' der zweiten Führung 21 bewegt.
[0067] Die Federwirkung der Sekundärfeder 13 wird dadurch erreicht, dass diese, da aus elastomerem
Kunststoff bestehend, komprimierbar ist, wenn das Drehgestell 1 und der Unterbau des
Fahrzeugs relativ aufeinander zubewegt werden. Bei relativer Auseinanderbewegung wird
die Sekundärfederkugel 13 wieder dekomprimiert.
[0068] Es kann erfindungsgemäß ein Begrenzungsmechanismus vorgesehen sein, der eine relative
Auseinanderbewegung des Unterbaus des Fahrzeugs und des Drehgestell 1 begrenzt. Gezeigt
ist in Fig. 2 ein Mechanismus aus zwei Begrenzungsstangen 24, 25, die über das Gelenk
26 gelenkig miteinander verbunden sind und die ihrerseits über Gelenke 27 und 28 jeweils
entweder am Drehgestell, hier am Längsträger 3, oder am Unterbau, hier am Unterbauträger
23, angelenkt sind.
[0069] In Fig. 3 ist eine alternative Ausführungsform gezeigt, in der Sekundärfedern 30,
31 in Form zylindrischer Walzen ausgeführt sind. Die Walzen sind perspektivisch etwas
verzerrt dargestellt, da in dieser Ansicht von oben ihre Stirnflächen eigentlich nicht
zu sehen wären. Die Walzen 30, 31 sind aus elastomerem Werkstoff. Die Sekundärfeder
30 ist in einer Führungsrinne 32 geführt, welche die Breite der Sekundärfeder 30 aufweist.
In analoger Weise ist die Sekundärfeder 31 in der Führungsrinne 33 geführt, welche
so breit ist wie die Sekundärfeder 31. Die Führungsrinnen 32, 33 sind kreisbogenförmig
ausgeführt. Wie in der Fig. 1 die Führungen 9 und 10 sind die kreisbogenförmigen Führungen
32 und 33 auf einen Kreismittelpunkt bezogen, der auf der Drehachse D liegt, die in
der Fig. 3 in Blickrichtung des Betrachters senkrecht zur Zeichnungsebene verläuft.
[0070] Die Sekundärfedern 30, 31 bilden ein Sekundärfederpaar und sind mit dem Koppelelement
34 gekoppelt. Das Koppelelement 34 weist die Koppelstange 35 auf und die Rahmen 36,
37, die jeweils an den Enden der Koppelstange 35 angebracht sind. Die Sekundärfeder
31 ist an der Drehachse 38 drehbar an dem Rahmen 36 gelagert und somit über die Drehachse
38 drehbar an dem Koppelelement 34 gelagert. Die Lagerung ist nur schematisch dargestellt.
Die Drehachse 38 liegt auf der Rotationssymmetrieachse des Sekundärfederelements 31.
In gleicher Weise ist die Sekundärfeder 30 an der Drehachse 39 drehbar um diese Achse
an dem Rahmen 37 und damit an dem Koppelelement 34 gelagert.
[0071] Das Koppelelement 34 selbst ist um die Drehachse D, die in Blickrichtung des Betrachters
und senkrecht zur Zeichnungsebene liegt, drehbar. Die Koppelstange 35 ist über das
Gelenk 40 an dem Drehgestellrahmen 2 angelenkt.
[0072] Über das Koppelelement 34 werden die Sekundärfedern 30, 31 in eine eindeutig zueinander
definierte Lage gebracht. Die relative Lage zueinander bleibt gleich, egal ob das
Drehgestell ausdreht, um welchen Winkel es ausdreht oder ob es nicht ausdreht. Das
Koppelelement 34 ist in diesem Ausführungsbeispiel so gestaltet, dass die Sekundärfedern
30, 31 bezogen auf die Drehachse D einander gegenüberliegen. Die Drehachse D ist in
diesem Beispiel auch die Drehachse des Drehgestells 1, die analog in Fig. 1 dargestellt
ist.
[0073] Die Lage der Sekundärfedern 30, 31 nach Drehung des Drehgestells um einen bestimmten
Winkel ist in Fig. 3 dargestellt. Der Blick des Betrachters fällt von oben auf das
Drehgestell, das in dieser Figur nicht weiter dargestellt ist, zu dem aber die Führungen
32 und 33 gehören. Bei einer Drehung des Drehgestells gegen den Uhrzeigersinn wird
die Sekundärfeder 30 in die Position 30' innerhalb der Führung 32 bewegt und die Sekundärfeder
31 in die Position 31'. Bei korrekter Darstellung müssten die Führungen 32, 33 gegenüber
der hier dargestellten Position verdreht sein. Es ergibt sich aber die relative Lage
der Sekundärfedern 30' und 31' zu den Führungen 32, 33, die in der Fig. 3 gezeigt
ist. Durch das Koppelelement 34 bleiben die Sekundärfederelemente 30' und 31' in ihrer
relativen Lage zueinander unverändert. Somit kann durch ein Koppelelement eine definierte
Lage der Sekundärfedern zueinander erhalten werden. Die Erfindung ermöglicht generell
auch Koppelelemente, die mehrere Sekundärfedern miteinander koppeln, die innerhalb
einer selben Führung geführt sind.
[0074] Fig. 4 zeigt eine seitliche Ansicht des Koppelelements 34 aus Fig. 3. Die Bezugszeichen
sind identisch gewählt. Fig. 4 zeigt ferner eine alternative Ausführungsform einer
Koppelstange 41. Die Koppelstange 41, als alternative Ausführungsform zur Koppelstange
35 gestrichelt dargestellt, zeigt eine gekröpfte Koppelstange anstelle einer geradlinigen
Koppelstange. Mittels der gekröpften Koppelstange 41 kann das Gelenk 42, mit dem die
Koppelstange 41 um die Drehachse D am Drehgestellrahmen angelenkt ist, auf die gewünschte
Höhe gebracht werden.
[0075] Fig. 5 zeigt eine alternative Anordnung zu Koppelelementen, welche aus Fig. 1 schon
bekannt sind, wobei hier die Koppelelemente einen "virtuellen Drehpunkt" um Drehachse
D gemäß Fig. 1 bilden und die gleiche Funktionalität der erfindungsgemäßen Federung
ermöglichen. Fig. 5 zeigt eine alternative Anordnung von Koppelstangen, die oder deren
Elemente in Fig. 1 mit den Bezugszeichen 15-20 bezeichnet sind. Hier sind zwei um
die Längsachse L1 spiegelsymmetrische, gleich dimensionierte Winkelelemente 50, 51,
drehbar an je einen äußeren Drehgestellrahmen (Mittelabschnitte 11, 12) angebunden.
Die Winkelelemente 50, 51 sind über die Buchsen 63, 64, die sich im Scheitelpunkt
des Winkels befinden, an die Mittelabschnitte 11, 12 des Drehgestells angelenkt und
werden bei Ausdrehung des Drehgestells jeweils um je eine Vertikalachse gedreht, die
durch die Buchse 63 bzw. 64 verläuft. Am einen Ende der Winkel-Schenkel 52, 53 sind
die beiden Winkel 50, 51 quer zueinander mit einer um eine vertikale Drehachse D drehbar
gelagerten Querverbindung 54 verbunden. Am anderen Ende der Winkel-Schenkel 55, 56
sind die beiden Winkel 50, 51 mit einer um jeweils eine vertikale Drehachse drehbar
gelagerten Längsverbindung 57, 58, an den Buchsen 60, 62 mit dem Wagenkasten verbunden.
Alle hierbei verwendeten Buchsen 59, 60, 61, 62 sind als Drehlager in Elastomer-Bettung
verstanden, welche zusätzlich zur gewollten Drehlagerung auch Bewegungen durch das
Elastomer-Element in andere Richtungen ermöglichen. Diese Funktionalität wird mit
dem Begriff "Ultrabuchse" bezeichnet.
1. Drehgestell (1) für ein Schienenfahrzeug, aufweisend
einen Drehgestellrahmen (2),
zumindest eine elastisch verformbare Sekundärfeder (13, 14; 30, 31),
dadurch gekennzeichnet, dass
eine örtliche Position der Sekundärfeder (13, 14; 30, 31 ) an dem Drehgestellrahmen
(2) änderbar ist.
2. Drehgestell nach Anspruch 1, wobei die Sekundärfeder (13, 14; 30, 31) verschiebbar
oder rollbar ist.
3. Drehgestell nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Sekundärfeder (13, 14;
30, 31 ) Elastomer aufweist oder aus Elastomer ist.
4. Drehgestell nach einem der vorangehenden Ansprüche, aufweisend zumindest eine erste
Führung (9, 10; 32, 33), entlang welcher die Sekundärfeder (13, 14; 30, 31) beweglich
ist.
5. Drehgestell nach Anspruch 4, wobei die erste Führung (9, 10; 32, 33) in Form einer
Vertiefung oder in Form einer Schiene ausgebildet ist.
6. Drehgestell nach Anspruch 5, wobei die erste Führung (9, 10; 32, 33) zumindest eine
Ruheposition oder einen Ruhepositionsbereich (R) für die Sekundärfeder aufweist.
7. Drehgestell nach Anspruch 5 oder 6, wobei die erste Führung (9, 10; 32, 33) Bereiche
(S) mit sich verändernder Tiefe der Führung aufweist.
8. Drehgestell nach einem der vorangehenden Ansprüche, aufweisend zumindest ein Paar
aus zwei Sekundärfedern (32, 33) und ein Koppelelement (34), über welches die zwei
Sekundärfedern (32, 33) miteinander gekoppelt sind.
9. Drehgestell nach Anspruch 8, wobei die zwei Sekundärfedern (32, 33) drehbar an dem
Koppelelement (34) gelagert sind.
10. Drehgestell nach einem der Ansprüche 8 oder 9, wobei das Koppelelement (34) um eine
nach oben weisende Drehachse (D) drehbar ist.
11. Schienenfahrzeug, aufweisend ein Drehgestell (1) nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 10.
12. Schienenfahrzeug nach Anspruch 11, aufweisend eine zweite Führung (21), die an einem
Wagenkasten des Schienenfahrzeugs angeordnet oder ausgebildet ist und entlang welcher
die Sekundärfeder (13) des Drehgestells (1) beweglich ist.
13. Schienenfahrzeug nach Anspruch 12, wobei die zweite Führung (21) Bereiche mit sich
verändernder Tiefe der Führung aufweist.