[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zuteilung von durch eine Saugluftanlage
einer Textilmaschine bereitgestellter Saugluft auf Saugluft anfordernde Arbeitsstellen
der Textilmaschine. Die Erfindung betrifft aber auch eine Vorrichtung, eine Steuerung
und ein Computerprogramm zur Ausführung zumindest von Teilen dieses Verfahrens.
[0002] Textilmaschinen wie z.B. Spulautomaten und Spinnmaschinen bestehen aus einer Vielzahl
gleichartiger Arbeitsstellen, die u.a. für ihre verschiedenen Arbeitsorgane zumindest
zeitweise Saugluft benötigen, die üblicherweise von einer oder mehreren Saugluftanlagen
der Textilmaschine zur Verfügung gestellt wird, wobei im Folgenden ohne Einschränkung
der Allgemeingültigkeit der Einfachheit halber immer nur von einer einzigen Saugluftanlage
gesprochen wird.
[0003] So verfügen Spulautomaten typischerweise z.B. über eine Fadenfang- und Reinigungsdüse,
welche während des Spulprozesses zum einen eine Reinigung von losen Partikeln bewirkt
und andererseits die Sicherheitsfunktion ausübt, den Unterfaden bei gewissen Fadenbrüchen
einzufangen. Die Fadenfang- und Reinigungsdüse wird also zumindest während des regulären
Spulbetriebs kontinuierlich mit Saugluft versorgt. Genauso wird z.B. die Rotortasse
einer Offenendspinnmaschine während des regulären Spinnbetriebs, aber auch während
des Anspinnvorgangs, kontinuierlich mit Saugluft versorgt. Aber auch diese Arbeitsorgane
bedürfen zumindest während einer Stillsetzung der Arbeitsstelle z.B. aufgrund einer
nur durch Eingriff des Bedienpersonals behebbaren Störung keiner Saugluft.
[0004] Andere Arbeitsorgane der Arbeitsstellen treten dagegen ohnehin nur von Zeit zu Zeit
und relativ kurz in Aktion und benötigen daher auch nur dann Saugluft. So werden z.B.
die Saugdüsen von Spul- und Spinnmaschinen nur zur Aufnahme des Oberfadens von der
Auflaufspule im Falle eines Fadenbruchs oder eines Wechsels des Versorgungsmediums
(Kops- bzw. Spinnkannenwechsel) oder bei einem Wechsel der Auflaufspule benötigt.
[0005] Für die Qualität der von der Textilmaschine erzeugten Produkte, also z.B. der Auflaufspulen
und der auf sie aufgewickelten Fäden, ist es wichtig, dass den Arbeitsorganen der
Saugdruck bei Bedarf jeweils in ausreichender Stärke zur Verfügung steht, der an den
Arbeitsorganen dann anstehende Unterdruck also in einem vorgegebenen Bereich liegt.
Weiter maximiert es die Produktivität der Maschine, wenn die benötigte Saugluft möglichst
unmittelbar nach einer entsprechenden Aufforderung zur Verfügung gestellt wird, da
das Arbeitsorgan ansonsten eine unproduktive Wartezeit verbringen muss. Andererseits
erhöht die Auslegung der Saugluftanlage auf den maximal möglichen Saugluftbedarf hin
deren Kosten in unangemessener Weise. Ähnlich erhöht das Vorhalten einer Saugluftstärke
oberhalb des jeweils gerade benötigten Niveaus den Energieverbrauch und damit die
Unterhaltskosten der Maschine.
[0006] Daher hat es sich im Stand der Technik durchgesetzt, zum einen gewisse Wartezeiten
auf Saugluft zumindest in Extremsituationen zu akzeptieren, und zum anderen die Saugluftstärke
der Saugluftanlage möglichst exakt auf den benötigten Saugluftbedarf einzuregeln.
Da aber vor allem aufgrund der Länge der Saugluftkanäle in der Textilmaschine eine
Regelung der Saugluftstärke relativ träge ist, kann bei rein nachführenden Regelungen
oft die benötigte Saugluftstärke nicht eingehalten werden.
[0007] Daher wurde z.B. in der
DE19511960A1 vorgeschlagen, dass ein Arbeitsorgan seinen Saugluftbedarf vorher anmelden soll,
also eine Saugluftanforderung abgeben soll, woraufhin die Saugstärkenregelung rechtzeitig
vor Abruf dieser Saugluft die Saugstärke ausreichend erhöht, um auch nach Zuteilung
dieser Saugluftanforderung, also Freigabe der Saugluft auf diese Anforderung hin,
eine ausreichende Saugstärke für alle angeschlossenen Arbeitsorgane aufrechtzuerhalten.
Dazu wird in der Praxis die über einen Wechselrichter bestimmte Drehzahl des Saugaggregats
entsprechend erhöht, was zu einer erhöhten Stromaufnahme desselben führt. Bei Erreichen
der maximal zulässigen Stromaufnahme werden weitere Saugluftanforderungen nicht mehr
zugeteilt, sondern das anfordernde Arbeitsorgan in Wartestellung versetzt. Wartende
Arbeitsorgane werden erst dann wieder bedient, wenn die Stromaufnahme des Saugaggregats
durch Abarbeiten vorheriger Saugluftanforderungen ausreichend abgesunken ist.
[0008] Die
DE102006050220A1 hat die Lösung der gerade besprochenen
DE19511960A1 dann im Hinblick auf eine prioritätsgesteuerte Warteschlange ausgebaut. Bzgl. der
Produktivität kritischen Saugluftanforderungen wird dabei eine höhere Priorität gegeben
als unkritischen und den in der Warteschlange auf Saugluft wartenden Arbeitsstellen
wird Saugluft primär nach deren Priorität und sekundär dann z.B. nach der Reihenfolge
ihres Anforderungseingangs zugeteilt. So können insbesondere die Wartezeiten knapper
Ressourcen wie z.B. der für mehrere Arbeitsstellen zuständigen Bedienaggregate und
des Bedienpersonals verkürzt werden.
[0009] Die
DE102006050220A1 verwaltet dazu die Saugluftanforderungen der Arbeitsorgane auf Arbeitsstellenebene.
Konkret lässt sie Saugluftzuteilungen maximal an eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstellen
zu. Ist diese Maximalzahl erreicht, werden Saugluftanforderungen weiterer Arbeitsstellen
in die Warteschlange eingestellt. An eine wartende Arbeitsstelle kann Saugluft erst
dann zugeteilt werden, wenn eine der gerade versorgten Arbeitsstellen ihre Arbeit,
für welche sie die Saugluft angefordert hatte, beendet, die Arbeitsstelle also die
Beendigung ihres vorherigen Saugluftbedarfs meldet.
[0010] Vor diesem Hintergrund ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine effizientere
Zuteilung von durch die Saugluftanlage der Textilmaschine bereitgestellter Saugluft
auf Saugluft anfordernde Arbeitsstellen der Textilmaschine vorzuschlagen, welche es
erlaubt, gegenüber dem Stand der Technik mehr Arbeitsorgane und bevorzugterweise auch
mehr Arbeitsstellen gleichzeitig mit Saugluft zu versorgen.
[0011] Diese Aufgabe wird zum einen gelöst durch ein Verfahren zur Zuteilung von durch eine
Saugluftanlage einer Textilmaschine bereitgestellter Saugluft auf Saugluft anfordernde
Arbeitsstellen der Textilmaschine, wobei Saugluftanforderungen, deren Zuteilung eine
Überschreitung einer Maximalkapazität der Saugluftanlage erwarten ließe, in eine Warteschlange
eingestellt werden und wobei in der Warteschlange wartende Saugluftanforderungen erst
dann zugeteilt werden, wenn ihre Zuteilung keine Überschreitung der Maximalkapazität
der Saugluftanlage mehr erwarten lässt,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Saugluftanforderungen eine Information über den planmäßigen Verlauf ihres
Saugluftbedarfs enthalten, und
- dass die Beurteilung, ob die Zuteilung einer Saugluftanforderung eine Überschreitung
der Maximalkapazität der Saugluftanlage erwarten lässt, den planmäßigen Verlauf des
Saugluftbedarfs dieser Saugluftanforderung sowie der zum Zeitpunkt der Beurteilung
bereits zugeteilten Saugluftanforderungen berücksichtigt.
[0012] Die Aufgabe wird aber auch gelöst durch eine Vorrichtung zur Ausführung dieses Verfahrens,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung eine oder mehrere Steuerungen umfasst,
welche zur Generierung oder zur Entgegennahme und der verfahrensgemäßen weiteren Bearbeitung
der Saugluftanforderungen der Arbeitsstellen der Textilmaschine vorgesehen sind.
[0013] Zur Lösung der Aufgabe trägt also u.a. jede der gerade angesprochenen Steuerungen
bei, die dabei insbesondere als programmgesteuerte und ansonsten im Stand der Technik
bekannte Steuerungen ausgelegt werden können, wobei die Erfindung sich dann in den
die Steuerungen kontrollierenden Computerprogrammen befindet.
[0014] Alle diese Lösungen und Lösungsbestandteile gehören daher zum Anspruchsumfang der
Erfindung.
[0015] Die Erfinder haben erkannt, dass es für die Entscheidung, ob eine Saugluftanforderung
noch innerhalb der Maximalkapazität der Saugluftanlage bedient werden kann, nicht
darauf ankommt, wie viele Arbeitsstellen gerade Saugluft zugeteilt bekommen haben.
Denn der Saugluftbedarf einer Arbeitsstelle ist je nach dem, welchen Prozess die Arbeitsstelle
gerade abzuarbeiten beabsichtigt, stark unterschiedlich. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen,
dass sich der Saugluftbedarf auch während der Abarbeitung eines Prozesses durchaus
ändern und auch erhöhen kann. Daher ist bei der Saugluftzuteilung sicherzustellen,
dass während des gesamten Prozesses ausreichend Saugluft zur Verfügung steht, um den
Prozess auch vollständig abarbeiten zu können. Denn ansonsten müsste der Prozess wegen
Saugluftmangels mittendrin abgebrochen und anschließend vollständig wiederholt werden,
was zu Verzögerungen und Doppelarbeit führen würde.
[0016] So besteht ein Prozess bei der Offenendspinnmaschine z.B. im erneuten Anspinnvorgang
nach Fadenbruch. Dazu muss zunächst die Saugdüse den Oberfaden auf der Auflaufspule
aufsuchen und in das in den Spinnrotor hineinragende Abzugsröhrchen und die darüber
liegenden Abzugsrollen der Fadenabzugseinrichtung einführen. Danach wird die Saugdüse
nicht mehr benötigt, dafür aber die Speicherdüse, welche die anfänglich während des
Hochlaufs bestehenden Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den anfangs schnelleren
Abzugsrollen und der Auflaufspule ausgleicht, indem sie den überschüssigen Faden in
einer Fadenschlaufe pneumatisch einsaugt. Am Ende des Hochlaufs haben sich die Geschwindigkeiten
von Abzugsrollen und Auflaufspule angeglichen und die Fadenschlaufe wurde von der
zwischenzeitlich schneller laufenden Auflaufspule auch wieder aus der Speicherdüse
herausgezogen, wodurch auch diese keine Saugluft mehr benötigt und der Prozess des
Anspinnens abgeschlossen ist.
[0017] Die Erfindung sieht also vor, dass eine Arbeitsstelle nicht einfach nur im Sinne
einer digitalen Anforderung Saugluft anfordert oder nicht, sondern ihre Saugluftanforderung
bzgl. des planmäßigen Verlaufs ihres Saugluftbedarfs qualifiziert. Hier ist also vorausschauend
zu planen, wie sich der Saugluftbedarf während der Abarbeitung des Prozesses, der
die Saugluft benötigt, entwickeln wird. Dabei kann die Information über den planmäßigen
Verlauf des Saugluftbedarfs z.B. nur aus der Angabe des während des noch abzuarbeitenden
Prozesses maximal benötigten Saugluftbedarfs bestehen. Im Falle des o.g. Anspinnprozesses
benötigt z.B. die Saugdüse ca. viermal so viel Saugluft wie die Speicherdüse, so dass
der Maximalbedarf hier gleich am Anfang auftritt und der weitere Bedarf sich nach
Abschalten der Saugdüse auf ca. ein Viertel erniedrigt.
[0018] Die Instanz, welche über die Zuteilung einer Saugluftanforderung entscheidet, verwendet
die Information über den Saugluftbedarf dann für die Beurteilung, ob die Saugluftanlage
diese Saugluftanforderung neben den bereits zugeteilten innerhalb ihrer Maximalkapazität
bedienen kann. Im Falle, dass die Information über den planmäßigen Verlauf des Saugluftbedarfs
nur aus dem planmäßigen Maximalbedarf besteht, besteht diese Beurteilung z.B. darin,
den Maximalbedarf der neuen Saugluftanforderung zu der Summe des Maximalbedarfs der
bereits bedienten Saugluftanforderungen zu addieren, und die Saugluftanforderung nur
dann zuzuteilen, wenn die Totalsumme noch innerhalb der Maximalkapazität der Saugluftanlage
liegt.
[0019] Stärker qualifizierte Informationen über den Saugbedarf gehören jedoch auch zum Anspruchsumfang
der Erfindung. So ist es z.B. auch möglich, diese Information detailliert als Saugluftbedarf
über der Prozesszeit anzugeben, also im Einzelnen bereits bei der ersten Saugluftanforderung
zu spezifizieren, in welchem Zeitraum ab Zuteilung welcher Saugluftbedarf herrscht
und insbesondere wann der Prozess beendet werden wird. Mit einer solch detaillierten
Bedarfsprognose kann die über die Zuteilung entscheidende Instanz dann sehr differenziert
planen, welche Saugluftanforderungen innerhalb der Maximalkapazität der Saugluftanlage
parallel zuteilt werden können. Insbesondere kann diese Instanz dann neben einer Priorität
und Eingangsreihenfolge der Saugluftanforderungen auch berücksichtigen, welche Zuteilungsreihenfolge
zu einer insgesamt optimalen Produktivität der Textilmaschine führen würde.
[0020] Die Information über den planmäßigen Verlauf des Saugluftbedarfs einer Saugluftanforderung
kann dabei in dieser in geeigneter Weise kodiert werden. So ist es z.B. auch möglich,
den planmäßigen Verlauf des Saugluftbedarfs der einzelnen Prozesse in einem oder mehreren
zentralen oder auch verteilt in dezentralen Speichern abzulegen, auf welche die Saugluftzuteilinstanz
zugreifen kann. Dann genügt es, in der Saugluftanforderung den anfordernden Prozess
z.B. durch einen kurzen Code zu identifizieren und die Zuteilinstanz ruft dann den
planmäßigen Verlauf des Saugluftbedarfs dieses Prozesses aus dem entsprechenden Speicher
ab.
[0021] Als Grenzfall gehört aber auch zur Erfindung, dass eine Saugluftanforderung den planmäßigen
Verlauf ihres Saugluftbedarfs nur dadurch angibt, dass sie nur den Saugluftbedarf
des zuerst bei der Prozessabarbeitung in Aktion tretenden Arbeitsorgans mitteilt.
Sofern dieses Arbeitsorgan den höchsten im Prozessverlauf auftretenden Saugluftbedarf
hat, also der maximale Saugluftbedarf des Prozesses am Anfang besteht, fäll diese
Mitteilung mit der oben bereits erwähnten Spezifizierung des Maximalbedarfs zusammen.
Ansonsten kann eine Erhöhung des Saugluftbedarfs während des Prozesses in dieser Ausführungsform
der Erfindung jedoch zu einer Überschreitung der Maximalkapazität der Saugluftanlage
führen, wie dies auch bei außerplanmäßigen Ereignissen geschehen kann, s. deren Diskussion
weiter unten. Dies kann jedoch je nach Anwendungsfall und insbesondere bei geringen
oder kurzzeitigen Überschreitungen in Kauf genommen werden und gehört zum Anspruchsumfang
der Erfindung.
[0022] Aus der oben geschilderten Arbeitsweise ergibt sich, dass die Zuteilung der Saugluftanforderungen
nicht auf eine vorbestimmte Anzahl von gleichzeitig zugeteilten Arbeitsstellen beschränkt
ist, sondern dass es auf den differenzierten Saugluftbedarf der aktiven Arbeitsprozesse
ankommt. Wenn sich also z.B. zwei zugeteilte Anspinnprozesse bereits in der Phase
befinden, wo nur noch die Speicherdüse aktiv ist, haben sie gemeinsam nur noch den
halben Saugluftbedarf, den eine frisch anspinnende Arbeitsstelle aufgrund ihrer Saugdüsenaktivität
benötigt. Die Zuteilinstanz kann die Arbeitsstellen dieser beiden fortgeschrittenen
Anspinnprozesse also statt mit dem Faktor 2 nun mit dem Faktor ½ im Vergleich zu einer
frisch anspinnenden Arbeitsstelle bewerten und die dadurch als frei erkannten 3/2
z.B. zur Zuteilung der Saugluftanforderung einer frisch anspinnen wollenden Arbeitsstelle
nutzen. Dadurch wird das Ziel der Erfindung erreicht, mehr an den Arbeitsprozessen
beteiligte Arbeitsorgane und im Fall des Anspinnprozesses auch mehr anspinnende Arbeitsstellen
gleichzeitig mit Saugluft zu versorgen, als dies im Stand der Technik möglich war.
[0023] An dieser Stelle sei eingeschoben, dass bisher und auch im Folgenden vereinfachend
immer von einer Saugluftanforderung einer Arbeitsstelle der Textilmaschine gesprochen
wurde bzw. wird. Diese Sprechweise berücksichtigt, dass heute übliche Textilmaschinen
über eine Arbeitsstellensteuerung verfügen, welche die Arbeitsorgane der Arbeitsstelle
koordiniert. Alle die Arbeitsstelle betreffenden Steuervorgänge bzgl. der Saugluft
laufen also üblicherweise über eine solche Arbeitsstellensteuerung.
[0024] Für den Fachmann ist es jedoch offensichtlich, dass sich die Erfindung mit der Zuteilung
von Saugluftanforderungen beschäftigt, die jeweils von einem zusammenhängenden Arbeitsprozess
ausgelöst werden, beispielsweise also von dem o.g. Anspinnprozess. Letztendlich geht
es also darum, Saugluftanforderungen für solche Prozesse zu generieren und über ihre
Zuteilung zu entscheiden. Welche Instanzen diese Prozesse steuern, ihre Saugluftanforderungen
generieren, diese Anforderungen dann entgegennehmen und sie weiter bis zur Zuteilung
verarbeiten, und welche Instanzen dann schließlich die Prozesse selbst abarbeiten
und die Änderungen des Saugluftbedarfs möglicherweise weitermelden, dafür stehen dem
Fachmann vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Wenn also auch bei den gegenwärtig
verbreiteten Textilmaschinen die Arbeitsstellensteuerungen und die Zentralsteuerung
der Textilmaschine für diese Instanzen eine bevorzugte Wahl darstellen, so ist die
Erfindung darauf nicht beschränkt.
[0025] Da die Beurteilung, ob eine noch nicht zugeteilte Saugluftanforderung noch bedient
werden kann, davon abhängt, wieviel Saugluft die bereits zugeteilten Saugluftanforderungen
noch erfordern werden, ist es sinnvoll, immer einen aktuellen Überblick über die z.Z.
bedienten Saugluftanforderungen zu haben. Denn während der Abarbeitung eines Saugluft
benötigenden Prozesses an einer Arbeitsstelle wird es i.d.R. vorkommen, dass sich
der Saugluftbedarf im Verlaufe des Prozesses ändert. So sinkt bei dem oben bereits
gegebenen Beispiel des Anspinnprozesses der Saugluftbedarf beim Übergang vom Betrieb
der Saugdüse zu dem der Speicherdüse auf ca. ein Viertel des zunächst benötigten Bedarfes.
[0026] Eine solche Änderung des Saugluftbedarfes kann also bereits in seinem planmäßigen
Verlauf auftreten. Sofern die bei Saugluftanforderung gegebene Bedarfsinformation
ausreichend detailliert war, kann die Zuteilinstanz dies natürlich während der gesamten
Prozessabarbeitungszeit berücksichtigen. Wenn die Bedarfsinformation jedoch nur den
Maximalbedarf enthielt, ist es sinnvoll, die Zuteilinstanz von jedem Sinken des für
den Rest der Prozessabarbeitung noch geplanten Maximalbedarfs zu informieren. Dies
gilt umso mehr bei außerplanmäßigen Geschehnissen; denn diese können auch in einer
noch so detaillierten Information über den planmäßigen Verlauf des Saugluftbedarfs
nicht vorhergesehen werden.
[0027] Daher sieht die Erfindung in einer Weiterbildung vor, dass eine im Zuge der Abarbeitung
einer zugeteilten Saugluftanforderung in ihrer anfordernden Arbeitsstelle eintretende
Änderung des planmäßigen Verlaufs des Saugluftbedarfs zu einer Aktualisierung der
Saugluftanforderung genutzt wird, welch aktualisierte Saugluftanforderung sodann der
weiteren Beurteilung, ob neue Saugluftanforderungen zugeteilt werden können, zugrunde
gelegt wird. So wird also z.B. die Arbeitsstellensteuerung, welche die Abarbeitung
des mit Saugluft versorgten Prozesses steuert, jeden Abschluss einer Teilaktivität,
sei sie geplant oder trete sie außerplanmäßig z.B. in einer Fehlersituation auf, überwachen
und jede dadurch für die Zukunft bewirkte Änderung des weiteren Saugluftbedarfs an
die Zuteilinstanz melden. Im einfachsten Fall geschieht dies z.B. durch Meldung des
geänderten maximal für die noch folgende Prozessabarbeitung noch benötigten Saugluftbedarfs.
[0028] Im Falle einer detaillierten Bedarfsinformation bei dem Beispiel des Anspinnprozesses
ist eine solche Aktualisierung z.B. notwendig, wenn der Oberfaden nicht innerhalb
der geplanten Zeit von der Auflaufspule aufgenommen werden konnte und deshalb jetzt
ein erneuter Aufnahmeversuch gemacht werden soll, der also weiter starker Saugluft
bedarf. Denn ohne eine solche Aktualisierung würde die Zuteilinstanz davon ausgehen,
dass die Saugdüse nicht mehr arbeitet, sondern jetzt die Speicherdüse in Aktion tritt
und nur noch ein Viertel der ursprünglichen Saugluft benötigt. Im Falle der Zuteilung
einer weiteren Saugluftanforderung könnte es also zu einer Überschreitung der Maximalkapazität
der Saugluftanlage kommen. Durch rechtzeitige Aktualisierung der Saugluftanforderung
der anspinnenden Arbeitsstelle, dass der hohe Saugluftbedarf weiterhin besteht, wird
eine solche Fehlbeurteilung vermieden.
[0029] Um den Saugluftbedarf der Saugluftanforderungen und die noch freie Kapazität der
Saugluftanlage möglichst einfach miteinander vergleichen zu können, schlägt die Erfindung
in einer speziellen Ausführungsform vor, den Saugluftbedarf und die Maximalkapazität
der Saugluftanlage in Volumenstromeinheiten auszudrücken. Bei diesen Volumenstromeinheiten,
abgekürzt VSE, handelt es sich um eine dimensionslose Größe, deren Zahlenwerte in
einer für die praktische Handhabung günstigen Größe gewählt werden. Im Beispiel des
Anspinnprozesses benötigt die Saugdüse z.B. 80 VSE, während die Speicherdüse nur 20
VSE benötigt. Die Saugluftanlage eines konkreten Typs einer Textilmaschine kann dabei
als Maximalkapazität je nach Ausbaustufe z.B. 600 oder 1200 VSE leisten.
[0030] Eine Grenzsituation des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich, wenn der Saugluftbedarf
einer bereits zugeteilten Saugluftanforderung durch ein außerplanmäßiges Ereignis
seinen ursprünglichen planmäßigen Verlauf überschreitet. Im Fall einer detaillierten
Saugluftbedarfsinformation wurde dies bereits oben diskutiert, wenn aufgrund einer
Wiederholung des Versuchs der Oberfadenaufnahme auf der Auflaufspule der höhere Saugluftbedarf
von z.B. 80 VSE länger als geplant besteht, während die Zuteilinstanz in Erwartung
der freiwerdenden 60 VSE diese bereits vorausschauend an andere Saugluftanforderungen
vergeben hat. Aber auch im Falle der Information nur über den geplanten Maximalbedarf
können solche Situationen auftreten. So kann beim Anspinnprozess während des Hochlaufs
der Faden erneut brechen oder es misslingt bereits das Anspinnen des ins Abzugsröhrchen
eingelegten Fadens an den in der Rotortasse befindlichen Faserring. In allen diesen
Fällen muss die Saugdüse wieder in Betrieb genommen werden und der Saugluftbedarf
des Anspinnprozesses steigt durch dieses außerplanmäßige Ereignis wieder von 20 auf
80 VSE. Zur Lösung dieser Situation schlägt die Erfindung zwei Varianten vor.
[0031] Zum einen kann die Zuteilung der Saugluftanforderung in jedem Fall beibehalten werden,
auch wenn dadurch die Maximalkapazität der Saugluftanlage überschritten wird. Denn
eine solche Überschreitung wird üblicherweise nur von relativ kurzer Dauer und von
relativ geringem Ausmaß sein, so dass das Absinken der Saugluftstärke in der Saugluftanlage
nur geringe Auswirkungen auf die Qualität der von der Textilmaschine gefertigten Produkte
haben wird. Andererseits hat aber das Fortführen eines einmal gestarteten Prozesses
typischerweise eine positive Auswirkung auf die Produktivität der Textilmaschine,
da durch das Neustarten eines Prozesses normalerweise erhebliche Verzögerungen entstehen
und teilweise auch das Wiederholen von ansonsten bereits erfolgreich abgearbeiteten
Teilprozessen nötig wird.
[0032] Für manche Textilmaschinen mag dieses Verfahren jedoch zu inakzeptablen Qualitätseinbußen
führen. Daher sieht die Erfindung in der alternativen Variante vor, bei einem durch
ein außerplanmäßiges Ereignis hervorgerufenen Überschreiten des ursprünglichen planmäßigen
Verlaufs des Saugluftbedarfs einer bereits zugeteilten Saugluftanforderung diese Zuteilung
zu widerrufen, wenn ansonsten die Maximalkapazität der Saugluftanlage überschritten
würde. Würde ein Fortsetzen dieses Arbeitsprozesses mit außerplanmäßig hohem Saugluftbedarf
also zu einer Überschreitung der Maximalkapazität der Saugluftanlage führen, so würde
der Arbeitsprozess abgebrochen werden und er müsste seine Saugluftanforderung erneut
an die Zuteilinstanz richten, um sich nach Zuteilung von Neuem zu starten.
[0033] Daneben können jedoch auch noch weitere Alternativen vorgesehen werden, wenn dies
im konkreten Fall zu einer höheren Produktivität der Textilmaschine führt. So kann
z.B. für manche der bereits zugeteilten Arbeitsprozesse deren Saugluftzufuhr zeitnah
problemlos reduziert oder u.U. sogar für eine gewisse Zeit völlig unterbunden werden,
um genügend freie Kapazität für den erhöhten Saugluftbedarf des außerplanmäßig gestörten
Arbeitsprozesses zu schaffen. Nach Abarbeitung des außerplanmäßig erhöhten Bedarfes
können dann diese reduzierten Saugluftanforderungen wieder in Gänze aufgenommen werden.
Ein Beispiel für eine solche zeitweise Unterbindung ist der Anspinnprozess an seinem
Beginn, wenn sich die Saugdüse noch in der Nähe der Auflaufspule befindet. Dann kann
die Saugluft komplett gestoppt werden und, während die Saugdüse aktionslos in ihrer
Aufnahmeposition auf Saugluft wartet, verbleibt das Fadenende weiter auf der Auflaufspule.
Nach Wiederaufnahme der Saugluftversorgung wird der Aufnahmevorgang ohne weiteren
Zeitverlust wieder aufgenommen, da sich die Saugdüse ja immer noch in Fadenaufnahmeposition
befindet. Ein weiterer sich beim Anspinnprozess anbietender Haltepunkt, an dem die
Saugluftversorgung ohne zusätzliche Zeitverlust unterbrochen werden kann, ist zwischen
dem Ende der Saugluftversorgung der Saugdüse und dem Beginn derselben für die Speicherdüse,
da der Faden dort sicher in den Abzugsrollen und dem Abzugsröhrchen gehalten ist.
[0034] Wie schon zwischendurch angedeutet, kann die Erfindung auch mit der primär prioritätsgesteuerten
Warteschlange der eingangs erwähnten
DE102006050220A1 kombiniert werden. D.h. beim Freiwerden von Saugluftkapazität kann für die Entscheidung,
welche der noch nicht zugeteilten Saugluftanforderungen als nächste bedient wird,
die Priorität der Saugluftanforderungen mit berücksichtigt und insbesondere als erstes
Entscheidungskriterium benutzt werden. So können also z.B. in der Warteschlange die
Saugluftanforderungen der höchsten Prioritätsklasse als erste zugeteilt werden, wobei,
wenn eine Zuteilung nicht für alle diese Saugluftanforderungen möglich ist, diese
z.B. dann sekundär in der Reihenfolge ihres Eingangs zugeteilt werden.
[0035] Wie auch bereits erwähnt, würde die Erfindung auf den z.Z. weit verbreiteten Textilmaschinen
bevorzugt dadurch realisiert, dass die Generierung der Saugluftanforderungen den Arbeitsstellensteuerungen
überlassen würde, welche sie auch an die Zentralsteuerung der Textilmaschine senden
würden, woraufhin die Zentralsteuerung die weitere Bearbeitung bis zur Zuteilung übemähme.
In vorteilhafter Weise schlägt die Erfindung dafür vor, die Programmierbarkeit dieser
Steuerungen zu nutzen und die Erfindung in entsprechenden Computerprogrammen für diese
Steuerungen zu realisieren.
[0036] Statt der Nutzung einer Zentralsteuerung gehört zum Anspruchsumfang der Erfindung
jedoch auch die Realisierung z.B. in einem rein verteilten Steuerungsnetz. So genügt
grundsätzlich auch die Nutzung der Arbeitsstellensteuerungen, die sich gegenseitig
über ihren Saugluftbedarf informieren und sich per Verhandlung nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren einigen, welche Saugluftanforderungen zuteilungsreif sind. Aber selbst die
Arbeitsstellensteuerungen sind kein Muss, sondern die Intelligenz kann im Extremfall
sogar direkt bei den einzelnen Arbeitsorganen angesiedelt werden. Andererseits sind
gewisse Bündelungen wegen des Zusammenhangs innerhalb eines Prozesses und auch gewisse
Zentralisierungen wegen der Zuweisung der zentralen Ressource der Saugluftanlage sicher
sinnvoll. Sollten dabei bei einer größeren Textilmaschine mehrere Saugluftanlagen
genutzt werden, so könnten diese zentralen Intelligenzen dabei auch pro Saugluftanlage
dupliziert und zusammen mit deren Steuerung gebündelt werden.
[0037] Während alle im Vorgehenden geschilderten Ausführungsformen und die sich daraus für
den Fachmann ergebenden Varianten und Kombinationen zum Anspruchsumfang der Erfindung
gehören, soll sie im Folgenden noch an Hand eines in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispiels und einiger seiner Varianten näher erläutert werden.
[0038] Es zeigen
- Fig. 1
- schematisch eine Vorderansicht einer Textilmaschine, hier einer Offenendspinnmaschine,
an der das erfindungsgemäße Verfahren zur Anwendung kommt;
- Fig. 2
- in perspektivischer Ansicht eine Arbeitsstelle, also Spinnstelle, der Offenendspinnmaschine
aus Figur 1;
- Fig. 3
- schematisch den Aufbau dreier CAN-Telegramme für Saugluftanforderungen und -aktualisierungen;
- Fig. 4
- eine mögliche Abfolge von Saugluftanforderungen, ihrer Zuteilungen bzw. Verweigerungen
und den jeweiligen Zustand der Warteschlange;
wobei dieselben Bauteile in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen bezeichnet sind.
[0039] In den im Wesentlichen aus der
DE102006050220A1 übernommenen und auch dort als 1 und 2 nummerierten Figuren ist zum einen in Figur
1 schematisch eine Vorderansicht einer gesamten Textilmaschine, genauer einer Offenendspinnmaschine,
und in Figur 2 in perspektivischer Ansicht eine ihrer Arbeitsstellen, also eine ihrer
Spinnstellen, dargestellt. Die z.B. in Computerprogrammen implementierte Erfindung
kann auf den Arbeitsstellensteuerungen und der Zentralsteuerung dieser Textilmaschine
zum Einsatz gebracht werden.
[0040] Da Offenendspinnmaschinen und ihre Arbeitsstellen im Stand der Technik wohlbekannt
sind und ihre Arbeitsweise auch in der
DE102006050220A1 im Einzelnen nachgelesen werden kann, beschränkt sich die Beschreibung der Figuren
1 und 2 auf eine Auflistung ihrer Bezugszeichen und den Hinweis auf Abweichungen zur
DE102006050220A1.
[0041] Figur 1 zeigt eine Offenend-Rotorspinnmaschine 5 mit ihren Arbeitsstellen 1; Endgestellen
31 und 32; als Reinigungs- und Wechslerwagen 7 ausgebildetem Bedienaggregat; Zentralsteuereinheit
10; Saugluftanlage 20 mit Unterdruckquelle 30, deren elektromotorischer Antrieb 29
und genauer dessen Wechselrichter über eine Steuerleitung 33 von der Zentralsteuereinheit
10 gesteuert wird; sowie mit CAN-Bus 28 zum Anschluss der (in Fig. 1 nicht bezeichneten)
Steuereinrichtungen 25 der Arbeitsstellen 1.
[0042] Figur 2 zeigt neben einigen bereits in Figur 1 erwähnten Komponenten eine Spinnstelle
1 mit Offenend-Spinnvorrichtung 2; Fadenabzugsröhrchen 21; Anspinnorgan 16; Fadenwächter
26; Fadenabzugseinrichtung 27; mittels Schrittmotor 6 schwenkbarer Saugdüse 4; Faden
9; pneumatisch beaufschlagbarer Speicherdüse 60; Paraffiniereinrichtung 17; Kreuzspule
8, Spulvorrichtung 3 mit Spulenrahmen 22, über einen reversierbaren Einzelantrieb
56 beaufschlagbarer Antriebstrommel 23 und durch einen Schrittmotor 57 angetriebener
Fadenchangiereinrichtung 24; sowie eine Einrichtung 35 mit über Absperrmittel 14 und
15 an die zentrale Saugluftanlage 20 angeschlossenen pneumatischen Anschlussleitungen
11, 12 und 13, wobei die Arbeitsstellensteuerung 25 u.a. zur Versendung der Saugluftanforderungen
SD über den CAN-Bus 28 an die Zentralsteuereinheit 10 sowie über die Leitungen 18
bzw. 19 zur Steuerung der Absperrmittel 14 und 15 vorgesehen ist.
[0043] Zur Erzielung höherer Flexibilität bei der Saugluftversorgung ist dabei das Absperrmittel
15, anders als bei der
DE102006050220A1, nicht in die für Saugdüse 4 und Speicherdüse 60 gemeinsame Anschlussleitung 13 eingesetzt,
sondern in die für die Speicherdüse 60 eigene Anschlussleitung 11. Dies ermöglicht
dann auch die Saugluftversorgung nur der Saugdüse 4 bei durch das Absperrmittel 15
von der zentralen Saugluftanlage 20 getrennter Speicherdüse 60.
[0044] Figur 3 zeigt schematisch den Aufbau dreier CAN-Telegramme, welche eine Arbeitsstellensteuerung
25 über den CAN-Bus 28 an die Zentralsteuerung 10 schicken würde. Dabei ist im oberen
Teil von Figur 3 das CAN-Telegramm für die initiale Saugluftanforderung vor Beginn
eines Prozesses gezeigt, während der mittlere und der untere Teil jeweils eine Aktualisierung
der Saugluftanforderung nach Eintritt einer Änderung in der Arbeitsstelle darstellt.
Die Telegramme identifizieren zunächst die anfordernde Arbeitsstelle und, innerhalb
der Arbeitsstelle, den anfordernden Prozess. Sodann wird zwischen initialer Anforderung
und Aktualisierung unterschieden und der im Prozessverlauf erwartete maximale Saugluftbedarf,
genauer die Saugluftbedarfsänderung gegenüber der vorherigen Erwartung, spezifiziert.
Die initiale Anforderung gibt noch ihre Priorität an, da in diesem Beispiel eine prioritätsgesteuerte
Warteschlange verwendet wird.
[0045] Bei dem hier gezeigten Telegrammaufbau insbesondere der Anforderungsaktualisierung
muss die Zentralsteuerung 10 sich nur die Summe aller bereits vergebenen VSE (und
die wartenden Prozesse) merken. Denn da die Aktualisierungen jeweils ihre Saugluftbedarfsänderung
direkt angeben, und in diesem Beispiel eine Aktualisierung immer zugeteilt werden
soll, muss die Zentralsteuerung 10 diese nur jeweils mit der gespeicherten VSE-Summe
saldieren, um stets den aktuellen Stand der vergebenen VSE zu kennen. Genauso ist
bei Zuweisung der im Beispiel 80 VSE der initialen Saugluftanforderung dies faktisch
genauso eine Änderung des totalen Saugluftbedarfs. Auch hier muss die Zentralsteuerung
10 diese 80 VSE also lediglich zur gespeicherten VSE-Summe saldieren.
[0046] Hier ist besonders deutlich, dass die Saugluftzuteilung im Gegensatz zum Stand der
Technik nicht nach der Zahl der gleichzeitig mit Saugluft versorgten Arbeitsstellen
1 erfolgt. Denn die Zentralsteuerung 10 kennt diese Zahl überhaupt nicht, sondern
merkt sich nur die Summe der gleichzeitig vergebenen VSE. So weiß die Zentralsteuerung
10 im Beispiel der Figur 3, welchem der Anspinnprozess zugrunde liegt, am Ende gar
nicht, dass dieser Prozess an dieser Arbeitsstelle 1 beendet ist. Denn die Zentralsteuerung
10 saldiert nur die totale Summe der VSE und keine Teilsummen der VSE auf Prozess-
und Arbeitsstellenebene, weiß also nicht, dass sich die VSE dieses konkreten Anspinnprozesses
inzwischen auf 0 saldieren, dieser also keinen Saugluftbedarf mehr erwartet und damit
bzgl. der Saugluftvergabe als beendet angesehen werden kann.
[0047] Zwar müssen der Zentralsteuerung 10 Arbeitsstellen- und Prozess-ID mitgeteilt werden.
Denn die benötigt diese zum einen, um bei Saugluftzuteilung ihnen dies per Antwort-CAN-Telegramm
mitzuteilen, und zum anderen, um bei Saugluftverweigerung diese Saugluftanforderung
in die Warteschlange einzustellen. Aber ein Abspeichern des angeforderten Saugluftbedarfs
erfolgt nur im letzteren Fall, also bei Zuteilungsverweigerung, und auch hier wird
nur der initial gemeldete Saugluftbedarf, hier von 80 VSE, in die Warteschlange eingestellt,
während eine Saldierung des Saugluftbedarfs auf Arbeitsstellen- und Prozessebene in
der Zentralsteuerung 10 nie erfolgt.
[0048] Schließlich kann je nach Ausgestaltung der Erfindung das CAN-Telegramm noch durch
Weglassen der Prozess-ID vereinfacht werden. Dies ist z.B. möglich, wenn in der Arbeitsstelle
1 ohnehin gleichzeitig immer nur ein einziger Prozess aktiv ist oder wenn die Arbeitsstelle
1 bei der ersten ausbleibenden Saugluftzuteilung keine weiteren Saugluftanforderungen
für weitere ihrer Prozesse stellt. Denn dann ist der Arbeitsstelle 1 immer klar, welcher
ihrer Prozesse noch auf Saugluft wartet und die Zentralsteuerung 10 kann die noch
nicht zuteilungsreifen Saugluftanforderungen rein mit Hilfe der Arbeitsstellen-IDs
in der Warteschlange verwalten.
[0049] Figur 4 stellt zur Illustration des Saugluftzuteilungsverfahrens ein Beispiel einer
möglichen Abfolge von Saugluftanforderungen dar und gibt dazu die bedienten Arbeitsorgane
und den jeweiligen Zustand der Warteschlange an. Bei einer Offenend-Spinnmaschine,
deren Saugluftanlage maximal 600 VSE leisten kann, wird in Zeile 1 zum Zeitpunkt 1
von einer Ausgangssituation von 540 zugeteilten VSE gestartet, von denen zweimal je
100 VSE auf die hoch priorisierten Reinigungs- und Wechslerwagen RWW entfallen, vier
Mal je 80 VSE auf die im automatischen Anspinnprozess niedrig priorisierten Saugdüsen
SD und einmal 20 VSE auf eine im automatischen Anspinnprozess ebenfalls niedrig priorisierte
Speicherdüse. Zu diesem Zeitpunkt 1 ist die Warteschlange noch leer.
[0050] In Zeile 2 kommt ein dritter Reinigungs- und Wechslerwagen RWW mit einer Saugluftanforderung
von 100 VSE hoher Priorität hinzu, die aber wegen der ansonsten erfolgenden Überschreitung
der Maximalkapazität von 600 VSE nicht bedient werden kann, sondern in die Warteschlage
eingestellt wird. Entsprechend muss in Zeile 3 auch die wegen des Bedienpersonals
beim manuellen Anspinnen hoch priorisierte Anforderung der Saugdüse von 80 VSE mit
nachfolgendem zeitlichen Eingang in die Warteschlange eingestellt werden.
[0051] Zum Zeitpunkt 4 beendet jedoch eine Speicherdüse ihre Tätigkeit und gibt ihre 20
VSE frei. Diese werden genutzt, um die nun insgesamt freien 80 VSE an die wartende
hoch priorisierte manuelle Saugdüsenanforderung aus Zeile 3 zu geben. Hier wird also
eine Vergabemethodik benutzt, die innerhalb derselben Prioritätsklasse nicht strikt
nach zeitlichem Eingang der Saugluftanforderungen geht, sondern primär versucht, die
Kapazität der Saugluftanlage möglichst auszuschöpfen; denn ansonsten hätte die früher
bereits zum Zeitpunkt 2 eingegangene Anforderung des dritten Reinigungs- und Wechslerwagens
RWW die Bedienung der manuellen Saugdüsenanforderung SD vom späteren Zeitpunkt 3 blockiert,
obwohl die RWW-Anforderung aus Zeile 2 wegen Überschreitung der Maximalkapazität von
600 VSE (540 - 20 + 100 = 620 > 600) selbst hätte gar nicht zugewiesen werden können.
[0052] Die weiteren Abläufe der Zeitpunkte 5 bis 7 erfolgen analog nach dem gerade besprochenen
Schema. Kursiv ist dann in den Zeilen 8 und 9 noch eine Vergabemethodik gesetzt, die
zumindest eine zeitlich früher eingegangene, aber niedriger priorisierte Saugluftanforderung
einer höher priorisierten vorzieht, sofern die höher priorisierte selbst innerhalb
der Maximalkapazität der Saugluftanlage nicht zugewiesen werden kann. Der Fachmann
kann hier jedoch noch viele weitere Alternativen ergänzen, die alle jeweils ihre spezifischen
Vor- und Nachteile haben.
[0053] Wenngleich also die erfindungsgemäße Saugluftzuteilung im Vorstehenden nur in bestimmten
Varianten beschrieben wurde, ist für den Fachmann deutlich, dass die einzelnen Ausgestaltungen
sowohl größtenteils frei miteinander kombiniert als auch einzeln verwendet werden
können und auch weitere Varianten möglich sind. Ähnliches gilt für die hier nur exemplarisch
ausgewählten Prozesse des Anspinnens und der Reinigungs- und Wechslerwagentätigkeit
bei der Offenend-Spinnmaschine. Die erfinderische Saugluftzuteilung ist so z.B. genauso
anwendbar auf den Spleißprozess einer Spulmaschine, wo ebenfalls die Saugdüse, das
Greiferrohr, die Auflöseröhrchen, der Spleißkanal und die Fadenfang- und Reinigungsdüse
unterschiedlichen Saugluftbedarf zu verschiedenen Zeiten haben.
[0054] Weiter soll der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen werden, dass der unbestimmte
Artikel nicht ausschließt, dass mit ihm bezeichnete Bauteile nicht auch mehrfach vorhanden
sein können. Genauso bedeutet die Beschreibung eines bestimmten Bauteils nicht notwendigerweise,
dass seine Funktionen nicht auch auf mehrere alternative Bauteile verteilt werden
könnten, oder die Funktionen mehrerer beschriebener Bauteile nicht in einem einzigen
zusammengefasst werden könnten.
1. Verfahren zur Zuteilung von durch eine Saugluftanlage (20) einer Textilmaschine (5)
bereitgestellter Saugluft auf Saugluft anfordernde Arbeitsstellen (1) der Textilmaschine
(5), wobei Saugluftanforderungen (SD), deren Zuteilung eine Überschreitung einer Maximalkapazität
der Saugluftanlage (20) erwarten ließe, in eine Warteschlange eingestellt werden,
und wobei in der Warteschlange wartende Saugluftanforderungen (SD) erst dann zugeteilt
werden, wenn ihre Zuteilung keine Überschreitung der Maximalkapazität der Saugluftanlage
(20) mehr erwarten lässt,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Saugluftanforderungen (SD) eine Information über den planmäßigen Verlauf ihres
Saugluftbedarfs enthalten, und
- dass die Beurteilung, ob die Zuteilung einer Saugluftanforderung (SD) eine Überschreitung
der Maximalkapazität der Saugluftanlage (20) erwarten lässt, den planmäßigen Verlauf
des Saugluftbedarfs dieser Saugluftanforderung (SD) sowie der zum Zeitpunkt der Beurteilung
bereits zugeteilten Saugluftanforderungen (SD) berücksichtigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine im Zuge der Abarbeitung einer zugeteilten Saugluftanforderung (SD) in ihrer
anfordernden Arbeitsstelle (1) eintretende Änderung des planmäßigen Verlaufs des Saugluftbedarfs
zu einer Aktualisierung der Saugluftanforderung (SD) genutzt wird, welch aktualisierte
Saugluftanforderung (SD) sodann der weiteren Beurteilung, ob neue Saugluftanforderungen
(SD) zugeteilt werden können, zugrunde gelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Saugluftbedarf der Saugluftanforderungen (SD) und die Maximalkapazität der Saugluftanlage
(20) in Volumenstromeinheiten (VSE) ausgedrückt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass, sollte der Saugluftbedarf einer zugeteilten Saugluftanforderung (SD) durch ein außerplanmäßiges
Ereignis seinen ursprünglichen planmäßigen Verlauf überschreiten, die Zuteilung dieser
Saugluftanforderung (SD) beibehalten wird, auch wenn dadurch die Maximalkapazität
der Saugluftanlage überschritten wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass, sollte der Saugluftbedarf einer zugeteilten Saugluftanforderung (SD) durch ein außerplanmäßiges
Ereignis seinen ursprünglichen planmäßigen Verlauf überschreiten, die Zuteilung dieser
Saugluftanforderung (SD) widerrufen wird, wenn ansonsten die Maximalkapazität der
Saugluftanlage überschritten würde.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest den in die Warteschlange eingestellten Saugluftanforderungen (SD) Prioritäten
zugeordnet sind und die in der Warteschlange wartenden Saugluftanforderungen (SD)
primär nach der Reihenfolge ihrer Priorität behandelt werden.
7. Vorrichtung (10, 25) zur Ausführung eines Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (10, 25) eine oder mehrere Steuerungen (10, 25) umfasst, welche zur
Generierung oder zur Entgegennahme und der Anspruch 1 gemäßen weiteren Bearbeitung
der Saugluftanforderungen (SD) der Arbeitsstellen (1) der Textilmaschine (5) vorgesehen
sind.
8. Vorrichtung (10, 25) nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
- dass jeweils eine der jeweiligen Arbeitsstelle (1) der Textilmaschine (5) zugeordnete
Steuerung (25) zur Generierung der Saugluftanforderungen (SD) dieser Arbeitsstelle
(1) vorgesehen ist, und
- dass eine Zentralsteuerung (10) der Textilmaschine (5) zur Entgegennahme und der Anspruch
1 gemäßen weiteren Bearbeitung der Saugluftanforderungen (SD) für die gesamte Textilmaschine
(5) vorgesehen ist.
9. Steuerung (10, 25) für eine Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung (10, 25) zur Generierung oder zur Entgegennahme und der Anspruch 1
gemäßen weiteren Bearbeitung einer Saugluftanforderung (SD) einer. Arbeitsstelle (1)
der Textilmaschine (5) vorgesehen ist.
10. Computerprogramm für eine Steuerung (10, 25) nach Anspruch 9, wobei die Steuerung
(10, 25) programmgesteuert ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung (10, 25), wenn das Computerprogramm auf der Steuerung (10, 25) läuft,
in ihrem Betrieb eine Saugluftanforderung (SD) einer Arbeitsstelle (1) der Textilmaschine
(5) generiert oder entgegennimmt und weiter gemäß Anspruch 1 bearbeitet.