[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur dynamischen Fahrwegsicherung in einer mehrgleisigen
Gleisanlage mit zwei Gleisstrecken und zwei Weichen, die jeweils eine Stammrichtung
umfassen und in wenigstens eine Zweigrichtung zur Bildung eines Fahrweges verstellbar
sind.
[0002] Die Gleisbesetztmeldung und Gleisfreimeldung von Gleisstrecken zur Fahrwegsicherung
im Schienenverkehr erfolgt u.a. durch die Sicherung mit Fahrstraßen oder Blockinformationen.
Beispielsweise besteht gemäß Richtlinien der DB Netz AG insbesondere das Erfordernis,
sogenannte Durchrutschwege vor und Gefahrpunktabstände hinter dem von einem Schienenfahrzeug
befahrenen Gleisstreckenabschnitt mit Hilfe von Gleisbesetztmeldungen von weiteren
Schienenfahrzeugen freizuhalten.
[0003] Auf diese Weise soll auf den betroffenen Gleisstreckenabschnitten u.a. der Gegenfahrschutz
und der Folgefahrschutz sowie die Sicherheit bei der Weichenumstellung gewährleistet
werden. Folglich kann Gefahrensituationen, wie z.B. eine Kollisionen von zwei Schienenfahrzeugen,
insbesondere aufgrund außergewöhnlicher Umstände wie einer verminderten Reibhaftung
zwischen Radlauffläche und Schiene bei entsprechenden Wetterbedingungen oder menschlichem
Versagen, vorgebeugt werden.
[0004] Einzelne Gleisstreckenabschnitte bzw. Freimeldeabschnitte einer Gleisstrecke können
durch Achszählkreise definiert werden, wobei jeder Achszählkreis am Beginn und Ende
eines Streckenabschnitts einen Schienenschalter aufweist. Dieser Schienenschalter
ist vorzugsweise mit zwei Teilsystemen ausgerüstet und kann als Achszählkontakt sowohl
Achszahl eines vorbeifahrenden Schienenfahrzeuges, als auch dessen Fahrtrichtung bestimmen.
Hingegen ist ein einfacher Schienenschalter mit nur einem Teilsystem lediglich dazu
in der Lage, das Passieren eines Schienenfahrzeuges zu detektieren und somit zur Zugortung
beizutragen, wobei jedoch keine weitergehende Aussage, beispielsweise über die Fahrtrichtung,
hieraus hervorgeht. Aus den gewonnen Informationen wird für den betroffenen Achszählkreis
eine Gleisbesetztmeldung oder eine Gleisfreimeldung zur Steuerung des Schienenverkehrs
erzeugt.
[0005] Sobald ein Schienenfahrzeug in einen Achszählkreis einfährt und einen Schienenschalter
passiert, wird der befahrene Streckenabschnitt für weitere Schienenfahrzeuge mit einer
Gleisbesetztmeldung gekennzeichnet. Im Sinne der Sicherheitsvorkehrungen werden, in
Form von Durchrutschwegen und Gefahrpunktabständen, gleichfalls die dem befahrenen
Gleisstreckenabschnitt angrenzenden Streckenabschnitte für weitere Schienenfahrzeuge
als besetzt gekennzeichnet. Insbesondere im Falle einer mehrgleisigen Gleisanlage
mit einer oder mehreren Weichenverbindungen kann sich hieraus eine eingeschränkte
Verfügbarkeit der zugehörigen Gleisstrecken ergeben.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verfügbarkeit einer mehrgleisigen
Gleisanlage mit wenigstens einer Weichenverbindung zu erhöhen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren und ein System nach den unabhängigen
Ansprüchen 1 und 11 gelöst, wobei vorteilhafte Ausbildungen in den abhängigen Ansprüchen
angegeben sind.
[0008] Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, ein Verfahren zur dynamischen Fahrwegsicherung
in einer mehrgleisigen Gleisanlage zur Verfügung zu stellen. Die Gleisanlage weist
hierzu zwei Gleisstrecken und zwei Weichen auf, die jeweils eine Stammrichtung umfassen
und in wenigstens eine Zweigrichtung zur Bildung eines Fahrweges verstellbar sind.
Die Weichen ermöglichen auf diese Weise die Verbindung einer ersten Gleisstrecke mit
einer zweiten Gleisstrecke.
[0009] Des Weiteren weist die erste Gleisstrecke einen ersten und einen zweiten Schienenschalter
auf, die zu einem ersten Achszählkreis zusammenfassbar sind. Zwischen dem ersten und
dem zweiten Schienenschalter ist eine erste Weiche vorgesehen. Die zweite Gleisstrecke
weist einen dritten und einen vierten Schienenschalter auf, die zu einem zweiten Achszählkreis
zusammenfassbar sind. Zwischen dem dritten und dem vierten Schienenschalter ist eine
zweite Weiche vorgesehen.
[0010] Die Gleisanlage weist ferner eine Anlagensteuerung auf, die dazu ausgelegt ist, den
ersten und den zweiten Schienenschalter der ersten Gleisstrecke mit dem dritten und
dem vierten Schienenschalter der zweiten Gleisstrecke zu einem dritten Achszählkreis
zusammenzufassen. Insbesondere wird der dritte Achszählkreis durch die Anlagensteuerung
gebildet, wenn die erste oder zweite Weiche in Zweigrichtung gestellt ist und ein
Schienenfahrzeug bei der Einfahrt in den ausgebildeten Fahrweg durch einen Schienenschalter
der ersten oder zweiten Gleisstrecke detektiert wird.
[0011] Das vorgeschlagene Verfahren sieht daher vorteilhafterweise vor, den ersten, zweiten,
dritten und vierten Schienenschalter ausschließlich in dem Fall dynamisch zusammenzufassen,
wenn die erste und/oder zweite Weiche in Zweigrichtung gestellt ist und ein Schienenfahrzeug
den Fahrweg befährt. Die Bildung des dritten Achszählkreises erfolgt vorzugsweise
bei Detektion des Schienenfahrzeuges durch einen der Schienenschalter. Dabei ist gleichfalls
nicht ausgeschlossen, dass der dritte Achszählkreis auch bereits vor der Einfahrt
des Schienenfahrzeuges in den Fahrweg durch die Anlagensteuerung gebildet werden kann.
Die Anlagensteuerung bildet den dritten Achszählkreis spätestens, wenn die Einfahrt
eines Schienenfahrzeugs in den Fahrweg durch einen der Schienenschalter der ersten
oder zweiten Gleisstrecke detektiert wird.
[0012] Der erste und zweite Achszählkreis können hierzu dynamisch zu einem übergeordneten
dritten Achszählkreis zusammengefasst werden. Die Verfügbarkeit der ersten und zweiten
Gleisstrecke wird nur geringfügig davon beeinflusst, dass kein weiterer Schienenschalter
entlang des Fahrweges zwischen der ersten und zweiten Weiche vorgesehen wird. Die
Verfügbarkeit der Gleisanlage mit vier Schienenschaltern und wenigstens einer Weichenverbindung
wird somit insgesamt erhöht.
[0013] Insbesondere tritt dieser Vorteil auf, da die Anlagensteuerung gemäß einer weiteren
Ausführungsform dazu ausgelegt ist, für den ersten, zweiten und dritten Achszählkreis
wenigstens eine Gleisbesetztmeldung und/oder wenigstens eine Gleisfreimeldung zu erzeugen.
Sofern ein Schienenfahrzeug in den Fahrweg einfährt und durch einen Schienenschalter
detektiert wird, gibt die Anlagensteuerung eine zweifelsfreie Auskunft über die Belegung
des Fahrweges und somit der miteinander befahrbar verbundenen ersten und zweiten Gleisstrecke.
[0014] Sind die erste und zweite Weiche in Stammrichtung gestellt, werden Gleisbesetztmeldungen
und/oder Gleisfreimeldungen für die Gleisanlage anhand des ersten und zweiten Achszählkreises
erzeugt. Die Gleisstrecken sind in diesem Fall separat voneinander durch Schienenfahrzeuge
in gleicher oder entgegengesetzter Fahrtrichtung befahrbar.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst in einer weiteren Ausführungsform die Möglichkeit,
dass die Anlagensteuerung den dritten Achszählkreis wieder auflöst, sobald das Schienenfahrzeug
den dritten Achszählkreis vollständig verlassen hat und eine entsprechende Gleisfreimeldung
für den Fahrweg bzw. für die Gleisanlage mit der ersten und zweiten Gleisstrecke erzeugt
wird. Da die Bildung des dritten Achszählkreises durch die Anlagensteuerung mit der
Einfahrt in den Fahrweg und der Ausfahrt aus dem Fahrweg in Verbindung steht, wird
der dritte Achszählkreis vorzugsweise für eine begrenzte Dauer bedarfsweise durch
die Anlagensteuerung gebildet.
[0016] Des Weiteren wird durch die Auflösung des dritten Achszählkreises in Verbindung mit
der vollständigen Ausfahrt des Schienenfahrzeuges sichergestellt, dass die erste und
zweite Gleisstrecke weiterhin separat voneinander betrieben werden können. Lediglich
bei Stellung wenigstens einer der Weichen in Zweigrichtung und der Detektion eines
Schienenfahrzeuges an einem der auf den Gleisstrecken vorliegenden Schienenschalter
wird der dritte Achszählkreis zur Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung und/oder Gleisfreimeldung
dynamisch herangezogen.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform wird die Stellung der Weichen der Gleisanlage in
vorzugsweise vorbestimmten und regelmäßigen Zeitabständen durch die Anlagensteuerung
geprüft. Vorteilhafterweise ermittelt die Anlagensteuerung auf diese Weise, ob die
Bedingung der Weichenstellung zur Bildung des dritten Achszählkreises erfüllt ist.
[0018] Bei Stellung der Weichen in Stammrichtung ist der Fahrweg nicht befahrbar. Somit
ist die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises irrelevant für die Erzeugung
von hinreichenden Gleisbesetzmeldungen oder Gleisfreimeldungen entlang der ersten
und zweiten Gleisstrecke. Es besteht in diesem Fall keine Notwendigkeit, Ressourcen
der Anlagensteuerung zur dynamischen Bildung des dritten Achszählkreises aufzuwenden
und die Verfügbarkeit der Gleisanlage durch die Zusammenfassung der Schienenschalter
der ersten und zweiten Gleisstrecke zu einem übergeordneten dritten Achszählkreis
einzuschränken.
[0019] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht einen fünften Schienenschalter
in der Gleisanlage vor, vorzugsweise in dem Fahrweg zwischen der ersten und zweiten
Weiche. Die Anlagensteuerung ordnet diesen fünften Schienenschalter dem ersten und
dem zweiten Achszählkreis zu. So besteht gemäß dieser Ausführungsform der erste Achszählkreis
aus dem ersten, zweiten und fünften Schienenschalter sowie der zweite Achszählkreis
aus dem dritten, vierten und fünften Schienenschalter. Es ergibt sich der Vorteil,
dass sowohl bei Stellung der Weichen in Stammrichtung als auch in Zweigrichtung die
Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung und/oder Gleisfreimeldung für die Gleisanlage
anhand des ersten und/oder zweiten Achszählkreises erfolgen kann.
[0020] Weiterhin prüft die Anlagensteuerung in einer Ausführungsform den Funktionszustand
der Schienenschalter der Gleisanlage, vorzugsweise in vorbestimmten Zeitabständen.
Insbesondere ist hierdurch sichergestellt, dass die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen
und/oder Gleisfreimeldungen auf Basis funktionstüchtiger Schienenschalter erfolgt
und der Defekt eines Schienenschalters gegebenenfalls detektiert wird. Auf diese Weise
ist vorteilhafterweise eine ressourcenschonende Verkehrsüberwachung bei optimaler
Verfügbarkeit der Gleisanlage gewährleistet.
[0021] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann wenigstens eine Gleisbesetztmeldung und/oder
Gleisfreimeldung für den ersten und/oder zweiten Achszählkreis erzeugt werden, sofern
die Weichen in Zweigrichtung gestellt sind, ein Schienenfahrzeug bei der Einfahrt
in den Fahrweg durch den ersten, zweiten, dritten oder vierten Schienenschalter detektiert
wird und ein ordnungsgemäßer Funktionszustand des fünften Schienenschalters vorliegt.
[0022] Ausschließlich wenn die vollständige Funktionstüchtigkeit des fünften Schienenschalters
zwischen der ersten und zweiten Weiche durch die Anlagensteuerung detektiert ist,
wird die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises durch die Anlagensteuerung
bei Stellung der Weichen in Zweigrichtung nicht notwendig. So ist es unter diesen
Voraussetzungen möglich, Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen für den
Fahrweg sowie für die Gleisstrecken der Gleisanlage anhand des ersten und zweiten
Achszählkreises mit Hilfe des fünften Schienenschalters zu erzeugen.
[0023] Eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht bei Stellung der ersten und
zweiten Weiche in Zweigrichtung, der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei der Einfahrt
in den Fahrweg und dem Vorliegen eines Defektes des fünften Schienenschalters vor,
dass die Anlagensteuerung den dritten Achszählkreis dynamisch bildet und eine Gleisbesetztmeldung
für den dritten Achszählkreis erzeugt. Der defekte fünfte Schienenschalter wird in
diesem Fall nicht berücksichtigt. So kann der Betrieb der Gleisanlage trotz des Defektes
des fünften Schienenschalters aufrechterhalten werden. Die Verfügbarkeit der Gleisanlage
wird somit lediglich geringfügig eingeschränkt.
[0024] Ein Defekt eines Schienenschalters kann im Sinne der vorliegenden Erfindung sowohl
eine vollständige als auch eine teilweise Beeinträchtigung der Funktionalität bedeuten.
So besteht die Möglichkeit, dass ein teildefekter Schienenschalter bei Durchfahrt
eines Schienenfahrzeuges eine Detektionsmeldung an die Anlagensteuerung erzeugt, anhand
dessen die Anzahl an Achsen des Schienenfahrzeuges nicht hinreichend verifiziert werden
kann. Der Ausfall einer einzelnen Komponente eines Schienenschalters bedingt nicht
zwingend den vollständigen Ausfall eines Schienenschalters. Entsprechend muss unter
einem Defekt sowohl ein vollständiger Funktionsausfall als auch eine teilweise Beeinträchtigung
der Funktionalität eines Schienenschalters verstanden werden.
[0025] Im Weiteren ist es auch denkbar, dass beispielsweise das Überschreiten eines vorzugsweise
regelmäßigen Wartungs- oder Befahrungsintervalls für einen Schienenschalter dazu führt,
dass der betroffene Schienenschalter gezielt als defekt durch die Anlagensteuerung
registriert wird.
[0026] Der Defekt eines Schienenschalters kann dabei als ein Signal eines Schienenschalters
von der Anlagensteuerung empfangen werden. Gleichfalls ist es möglich, dass die Anlagensteuerung
ein Signal an einen Schienenschalter sendet, vorzugsweise in vorbestimmten Zeitabständen,
und aus einem resultierenden Rücksignal oder aus einem ausbleibenden Rücksignal auf
die Funktionstüchtigkeit des Schienenschalters rückschließen kann.
[0027] Die Anlagensteuerung kann auch eine Zeitschaltung umfassen, die einen Schienenschalter
als defekt bzw. wartungsbedürftig definiert, wenn ein vorbestimmtes Wartungs- oder
Befahrungsintervall überschritten ist. In diesem Fall liegt nicht zwingend ein tatsächlicher
Defekt vor. Ein solcher Defekt wird jedoch solange simuliert bis eine Bestätigung
über die Funktionsfähigkeit des Schienenschalters erfolgt. Dies kann beispielsweise
durch das Überfahren des Schienenschalters mit einem Schienenfahrzeug erfolgen, wodurch
ein Achszählsignal an die Anlagensteuerung übermittelt wird.
[0028] Ferner kann vorgesehen sein, dass bei Stellung der ersten und zweiten Weiche in Stammrichtung
und der Detektion eines Schienenfahrzeuges durch den ersten oder zweiten Schienenschalter
bei der Einfahrt in die erste Gleisstrecke eine Gleisbesetztmeldung für den ersten
Achszählkreis erzeugt wird. Die Erzeugung einer Gleisbesetztmeldung für die erste
Gleisstrecke ist in diesem Fall unabhängig von dem Zustand des fünften Schienenschalters
und einer Gleisbesetztmeldung oder Gleisfreimeldung für den zweiten Achszählkreis.
Auf diese Weise können die erste und die zweite Gleisstrecke separat voneinander und
unabhängig von dem fünften Schienenschalter bzw. dessen Zustand betrieben werden.
Die dynamische Bildung des dritten Achszählkreises zur Fahrwegsicherung bzw. Verkehrsüberwachung
in der Gleisanlage ist dabei nicht notwendig.
[0029] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht insbesondere vor, dass
die Schienenschalter der Gleisanlage als Schienenschalter mit zwei Teilsystemen ausgebildet
sind, die auch als Achszählkontakte bezeichnet werden. Speziell bei der Bildung von
Achszählkreisen können mit einem solchen Achszählkontakt umfassende Informationen
über das passierende Schienenfahrzeug, wie beispielsweise Fahrtrichtung und Achszahl,
ermittelt werden, wodurch verifizierte bzw. redundante Informationen zur Erzeugung
einer Gleisbesetztmeldung oder einer Gleisfreimeldung für den jeweiligen Achszählkreis
verfügbar sind. Eine solche verifizierte Meldung basiert dabei auf einem Vergleich
der durch die Schienenschalter bei Ein- und Ausfahrt gezählten Achsen des Schienenfahrzeuges.
Aufgrund des Aufbaus eines Schienenschalters mit zwei Teilsystemen, kann sich ein
Defekt eines Schienenschalters allein aus der Fehlfunktion einer der Komponenten,
insbesondere einem der Teilsysteme, ergeben. Gleichfalls kann der Defekt eines einzelnen
Schienenschalters auf einzelne Bauteile der Baugruppe zurückzuführen sein.
[0030] Ein nebengeordneter Aspekt der Erfindung betrifft ein System zur Durchführung des
zuvor beschriebenen Verfahrens. Das System kann ein Anzeigemittel und ein Eingabemittel
zur Interaktion eines Anwenders der Gleisanlage mit dem System aufweisen.
[0031] Das Anzeigemittel kann dazu ausgelegt sein, ein Meldesignal der Anlagensteuerung
zu empfangen und den wenigstens einen Hinweis über einen durch die Anlagensteuerung
gebildeten Achszählkreis auszugeben. Mit anderen Worten kann das System über andere
und/oder weitere Mittel verfügen, die den Anwender auf einen derartigen Hinweis aufmerksam
machen. Vorzugsweise wird der Hinweis für den Anwender verständlich aufbereitet und
interpretierbar ausgegeben, um in der Folge notwendige Schritte für den vorschriftsgemäßen
Betrieb der Gleisanlage einleiten zu können.
[0032] Insbesondere kann das Anzeigemittel hierzu akustische, visuelle und/oder optische
Mittel aufweisen. So kann der Anwender beispielsweise durch Signaltöne, Sprachausgaben,
Leuchtanzeigen, Nachrichten in beispielsweise Textform und/oder Bildform, schematische
Darstellung u.a. der Gleisanlage und/oder Vibrationen des Eingabemittels auf eine
Rückmeldung der Anlagensteuerung aufmerksam gemacht und eine Information des Systems,
wie z.B. wenigstens ein Hinweis auf einen gebildeten Achszählkreis, verständlich übermittelt
werden.
[0033] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezug auf
die beigefügten schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1a:
- eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen,
gestellt in Stammrichtung, so dass eine erste und eine zweite Gleisstrecke befahrbar
sind;
- Fig. 1b:
- eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen,
gestellt in Zweigrichtung, so dass der Fahrweg befahrbar ist; und
- Fig. 2a:
- eine Gleisanlage mit einer ersten und einer zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen,
gestellt in Stammrichtung, so dass eine erste und eine zweite Gleisstrecke befahrbar
sind;
- Fig. 2b:
- eine Gleisanlage bei Defekt eines fünften Schienenschalters mit einer ersten und einer
zweiten Gleisstrecke sowie zwei Weichen, gestellt in Zweigrichtung, so dass der Fahrweg
befahrbar ist; und
- Fig. 3:
- ein Ablaufdiagramm der Anlagensteuerung zur bedarfsweisen, dynamischen Zusammenfassung
von Schienenschaltern zu einem dritten Achszählkreis.
[0034] Fig. 1a zeigt eine mögliche Ausführungsform der Gleisanlage GA, für die eine dynamische
Fahrwegsicherung gemäß der vorliegenden Erfindung eingesetzt wird. Insbesondere weist
die Gleisanlage GA eine erste Gleisstrecke GS1 und eine zweiten Gleisstrecke GS2 auf.
Auf der ersten Gleisstrecke GS1 sind ein erster und ein zweiter Schienenschalter AZ1,
AZ2 vorgesehen, wobei die zweite Gleisstrecke GS2 einen dritten und einen vierten
Schienenschalter AZ3, AZ4 aufweist.
[0035] Die Schienenschalter der beiden Gleisstrecke GS1, GS2 werden durch die Anlagensteuerung
zu einem ersten Achszählkreis AZK1 für die erste Gleisstrecke GS1 und zu einem zweiten
Achszählkreis AZK2 für die zweiten Gleisstrecke GS2 zusammengefasst. Des Weiteren
weist die dargestellte Gleisanlage GA wenigstens eine erste Weiche W1 und eine zweite
Weiche W2 auf.
[0036] Insbesondere weisen die Weichen W1, W2 eine Stammrichtung SR auf sowie eine Zweigrichtung
ZR auf. Eine Weichenverbindung mit den Weichen W1, W2 ist derart vorgesehen, dass
bei Stellung der Weichen W1, W2 in Zweigrichtung ZR ein befahrbarer Fahrweg FW entsteht.
Dazu wird die Weichenverbindung bedarfsweise zwischen dem ersten und zweiten Schienenschalter
AZ1, AZ2 der ersten Gleisstrecke GS1 und dem dritten und vierten Schienenschalter
AZ3, AZ4 der zweiten Gleisstrecke GS2 ausgebildet.
[0037] Gemäß der Darstellung in Fig. 1a werden bei Stellung der Weichen W1, W2 in Stammrichtung
SR Gleisbesetztmeldungen und/oder Gleisfreimeldungen entlang der ersten und zweiten
Gleisstrecke GS1, GS2 anhand des ersten und zweiten Achszählkreises AZK1, AZK2 erzeugt.
[0038] Fig. 1b veranschaulicht die Gleisanlage aus Fig. 1a bei Stellung der Weichen W1,
W2 in Zweigrichtung, wodurch ein befahrbarer Fahrweg FW mittels der ersten und zweiten
Weiche W1, W2 ausgebildet wird. Sofern in diesem Fall ein Schienenfahrzeug durch den
ersten, zweiten, dritten oder vierten Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ3, AZ4 bei der
Einfahrt in den Fahrweg FW detektiert wird, werden die Schienenschalter der ersten
und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 von der Anlagensteuerung zu einem dritten Achszählkreis
AZK3 zusammengefasst. Somit ist sichergestellt, dass die vollständige Ausfahrt des
Schienenfahrzeuges sicher detektiert, für die Gleisanlage eine Gleisfreimeldung erzeugt
und der dritte Achszählkreis wieder aufgelöst werden kann.
[0039] Fig. 2a zeigt eine Gleisanlage gemäß Fig. 1a, wobei zwischen den Weichen W1, W2 ein
fünfter Schienenschalter AZ5 vorgesehen ist. Der fünfte Schienenschalter AZ5 wird
dem ersten Achszählkreis AZK1 und dem zweiten Achszählkreis AZK2 als weiterer Schienenschalter
zugeordnet. Der erste Achszählkreis AZK1 weist folglich den ersten, zweiten und fünften
Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ5 auf, wobei der zweite Achszählkreis AZK2 den dritten,
vierten und fünften Schienenschalter AZ3, AZ4, AZ5 aufweist. Sofern die Weichen W1,
W2 in Stammrichtung gestellt sind, erfolgt die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen
und Gleisfreimeldung für die Gleisanlage GA anhand des ersten und zweiten Achszählkreises
AZK1, AZK2.
[0040] In Fig. 2b ist die Gleisanlage aus Fig. 2a gezeigt, wobei die erste und zweite Weiche
W1, W2 in Zweigrichtung gestellt sind, so dass ein Fahrweg FW befahrbar ist. Des Weiteren
weist der fünfte Schienenschalter AZ5 einen Defekt auf, wobei der Defekt nur ein Teilsystem
oder beide Teilsysteme des vorzugsweise als Achszählkontakt ausgebildeten Schienenschalters
betreffen kann. Die Anlagensteuerung bildet in diesem Fall aus dem ersten, zweiten,
dritten und vierten Schienenschalter AZ1, AZ2, AZ3, AZ4 einen dritten Achszählkreis
AZK3, wobei der fünfte Schienenschalters AZ5 für die Erzeugung von Gleisbesetztmeldungen
und/oder Gleisfreimeldungen unberücksichtigt bleibt. Insbesondere erfolgt die Fahrwegsicherung
mittels des dritten Achszählkreises AZK3 dynamisch, so dass der dritte Achszählkreis
AZK3 mit Einfahrt eines Schienenfahrzeuges in den Fahrweg FW gebildet und nach der
Ausfahrt aus dem Fahrweg FW wiederrum aufgelöst wird. Vorzugsweise erfolgt die Auflösung
des dritten Achszählkreises AZK3 bei Ausfahrt aus dem Fahrweg FW unter Berücksichtigung
der Gesamtachsenzahl des Schienenfahrzeuges.
[0041] Auf diese Weise ist es möglich, den Fahrweg FW trotz eines Defektes des fünften Schienenschalters
AZ5 zu befahren bzw. entsprechende Gleisbesetztmeldungen oder Gleisfreimeldungen für
die Gleisanlage zu erzeugen. Entsprechend ist eine Erhöhung der Verfügbarkeit der
gesamten Gleisanlage GA einschließlich der ersten und zweiten Gleisstrecke GS1, GS2
möglich.
[0042] Fig. 3 zeigt ein Ablaufdiagramm zur dynamischen Fahrwegsicherung durch die Anlagensteuerung.
Der vorliegende Prozess startet 101 mit der Vorbeifahrt eines Schienenfahrzeuges an
einem Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke GS1, GS2. Sofern kein
Defekt eines Schienenschalters durch die Anlagensteuerung ermittelt wird 109, erfolgt
eine regelmäßige Überprüfung des Funktionszustands der Schienenschalter AZ1-AZ5 in
vorzugsweise vorbestimmten Zeitabständen 102.
[0043] Liegt ein Defekt eines Schienenschalters vor 102, 108, entscheidet die Stellung der
Weiche W1 103 über den weiteren Prozessablauf. Sind die Weichen W1, W2 in Stammrichtung
SR gestellt 110, bleibt ein Defekt eines Schienenschalters, insbesondere für den fünften
Schienenschalter AZ5, unberücksichtigt 104. Sind die Weichen W1, W2 in Zweigrichtung
ZR gestellt 111, werden die Schienenschalter AZ1-AZ4 der ersten und zweiten Gleisstrecke
GS1, GS2 zu dem dritten Achszählkreis AZK3 für die Dauer der Befahrung des Fahrweges
FW durch ein Schienenfahrzeug zusammengefasst.
[0044] Nach dem situationsbedingten Vorgehen infolge der Weichenstellung 110, 111, erfolgt
eine Überprüfung des Funktionszustands bzw. der Funktionstüchtigkeit 106 des betroffenen
Schienenschalters, insbesondere des fünften Schienenschalters AZ5, in vorzugsweise
vorbestimmten Zeitabständen. Ist ein derartiger Defekt des betroffenen Schienenschalters
behoben 108, geht die Anlagensteuerung zum Prozessende in den Normalbetrieb über 107.
Ist ein Defekt eines Schienenschalters, insbesondere des fünften Schienenschalters
AZ5, weiterhin vorhanden 109, wird wiederum das Ergebnis der Überprüfung der Weichenstellung
103, in vorzugsweise vorbestimmten Zeitabständen, zur Entscheidung über den weiteren
Prozessablauf 110, 111 herangezogen.
[0045] Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der dritte Achszählkreis AZK3 als übergeordnete
Instanz lediglich bedarfsweise dynamisch gebildet wird. Ein defekter bzw. teildefekter
fünfter Schienenschalters AZ5 bleibt gegebenenfalls für die Beurteilung der Gleisbelegung
unberücksichtigt.
[0046] Nachdem zum Ende des Ablaufdiagramms 107 der Normalbetrieb wieder aufgenommen wird,
kann ein neuer Prozessdurchlauf wiederum bei der Detektion eines Schienenfahrzeuges
an einem Schienenschalter der ersten oder zweiten Gleisstrecke GS1, GS2 starten 101.
Bezugszeichenliste
[0047]
- AZ
- Schienenschalter
- W
- Weiche
- GA
- Gleisanlage
- GS
- Gleisstrecke
- ZR
- Zweigrichtung
- SR
- Stammrichtung
- AZK
- Achszählkreis
- 101
- Prozessstart
- 102
- Defekt eines Schienenschalters vorhanden/detektiert?
- 103
- Stellung der Weiche W1?
- 104
- Defekt eines Schienenschalters nicht berücksichtigen
- 105
- Dritten Achszählkreis bilden und nach Ausfahrt auflösen
- 106
- Defekt des Schienenschalters beseitigt?
- 107
- Prozessende / Normalbetrieb
- 108
- Ja
- 109
- Nein
- 110
- Stammrichtung der Weiche
- 111
- Zweigrichtung der Weiche
1. Verfahren zur dynamischen Fahrwegsicherung in einer mehrgleisigen Gleisanlage (GA)
mit zwei Gleisstrecken (GS1, GS2) und zwei Weichen (W1, W2), die jeweils eine Stammrichtung
(SR) umfassen und in wenigstens eine Zweigrichtung (ZR) zur Bildung eines Fahrweges
(FW) verstellbar sind, wobei eine erste Gleisstrecke (GS1) einen ersten Schienenschalter
(AZ1) und einen zweiten Schienenschalter (AZ2) aufweist, die zu einem ersten Achszählkreis
(AZK1) zusammenfassbar sind und zwischen welchen eine erste Weiche (W1) vorgesehen
ist, und wobei eine zweite Gleisstrecke (GS2) einen dritten Schienenschalter (AZ3)
und einen vierten Schienenschalter (AZ4) aufweist, die zu einem zweiten Achszählkreis
(AZK2) zusammenfassbar sind und zwischen welchen eine zweite Weiche (W2) vorgesehen
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Anlagensteuerung der Gleisanlage (GA) bei
- der Stellung der ersten und/oder der zweiten Weiche (W1, W2) in Zweigrichtung (ZR),
und
- der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei Einfahrt in den Fahrweg (FW) durch einen
der Schienenschalter (AZ1-AZ4) der ersten oder zweiten Gleisstrecke (GS1, GS2),
den ersten und zweiten Schienenschalter (AZ1, AZ2) der ersten Gleisstrecke (GS1) mit
dem dritten und vierten Schienenschalter (AZ3, AZ4) der zweiten Gleisstrecke (GS2)
zu einem dritten Achszählkreis (AZK3) zusammenfasst.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei die Anlagensteuerung für die Achszählkreise (AZK1-AZK3) wenigstens eine Gleisbesetztmeldung
und/oder wenigstens eine Gleisfreimeldung erzeugt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
wobei die Anlagensteuerung den dritten Achszählkreis (AZK3) auflöst, sobald das Schienenfahrzeug
den dritten Achszählkreis (AZK3) vollständig verlassen hat und eine Gleisfreimeldung
für den dritten Achszählkreis (AZK3) vorliegt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei die Anlagensteuerung die Stellung der ersten und zweiten Weiche (W1, W2) in
vorbestimmten Zeitabständen prüft.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei die Gleisanlage (GA) einen fünften Schienenschalter (AZ5) aufweist, der in dem
Fahrweg (FW) vorgesehen ist, und wobei ferner der fünfte Schienenschalter (AZ5) dem
ersten Achszählkreis (AZK1) und/oder dem zweiten Achszählkreis (AZK2) zugeordnet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die Anlagensteuerung in vorbestimmten Zeitabständen den Funktionszustand der
Schienenschalter (AZ1-AZ5) der Gleisanlage (GA) prüft.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
wobei
- bei Stellung der ersten und zweiten Weiche (W1, W2) in Zweigrichtung (ZR),
- der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei Einfahrt in den Fahrweg (FW) durch einen
Schienenschalter (AZ1-AZ4) der ersten oder zweiten Gleisstrecke (GS1, GS2) und
- dem Vorliegen eines ordnungsgemäßen Funktionszustands des fünften Schienenschalters
(AZ5),
eine Gleisbesetztmeldung für den ersten und/oder zweiten Achszählkreis (AZK1, AZK2)
erzeugt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
wobei
- bei Stellung der ersten und zweiten Weiche (W1, W2) in Zweigrichtung (ZR),
- der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei Einfahrt in den Fahrweg (FW) durch einen
Schienenschalter (AZ1-AZ4) der ersten oder zweiten Gleisstrecke (GS1, GS2) und
- dem Vorliegen eines Defekts des fünften Schienenschalters (AZ5), eine Gleisbesetztmeldung
für den dritten Achszählkreis (AZK3) erzeugt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8,
wobei
- bei Stellung der ersten und zweiten Weiche (W1, W2) in Stammrichtung und
- der Detektion eines Schienenfahrzeuges bei Einfahrt in die erste Gleisstrecke (GS1)
durch den ersten oder zweiten Schienenschalter (AZ1, AZ2)
unabhängig von einem Zustand des fünften Schienenschalters (AZ5) und einer Gleisfreimeldung
oder Gleisbesetztmeldung für den zweiten Achszählkreis (AZK2) eine Gleisbesetzmeldung
für den ersten Achszählkreis (AZK1) erzeugt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
wobei die Schienenschalter (AZ1-AZ5) vorzugsweise als Schienenschalter mit zwei Teilsystemen
ausgebildet sind.
11. System zur Durchführung eines Verfahrens nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis
10,
wobei das System wenigstens ein Anzeigemittel und wenigstens ein Eingabemittel zur
Interaktion eines Anwenders der Gleisanlage (GA) mit dem System aufweist.
12. System nach Anspruch 11,
wobei das Anzeigemittel dazu ausgelegt ist, wenigstens einen Hinweis über einen durch
die Anlagensteuerung gebildeten Achszählkreis auszugeben.