[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erzeugen einer Schutz- oder sonstigen Funktionsschicht
               auf einem metallischen Werkstoff, wobei
               
               
                  - eine diffusionshemmende oder -dichte Konditionierungsschicht und/oder
 
                  - eine als Opferschicht dienende Konditionierungsschicht und/oder
 
                  - eine als Funktionsschicht dienende Konditionierungsschicht
 
               
               durch Applikation eines Beschichtungsmaterials auf den metallischen Werkstoff gebildet
               wird. Ebenso betrifft die Erfindung ein Beschichtungsmaterial für ein derartiges Verfahren.
 
            [0002] Oxidschichten auf metallischen Werkstoffen entstehen durch eine chemische Reaktion
               des Metalls mit Sauerstoff. Geschieht dies bei hohen Temperaturen, wie z. B. bei der
               Erwärmung des Materials für die Warmumformung oder bei der Warmumformung selbst, wird
               die Oxidschicht oft als Zunderschicht oder Abbrand bezeichnet. Zunderschichten sind
               besonders bei Eisenwerkstoffen, wie z. B. Stahl unerwünscht. Im Gegensatz zu edleren
               Metallen, die nicht oder nur geringfügig oxidieren und dabei eine feste, dichte Oxidschicht
               bilden, schreitet die Oxidation bei Eisenwerkstoffen von der Oberfläche immer weiter
               ins Werkstoffinnere voran. Dabei diffundieren Metallionen und/oder Sauerstoffionen
               und es bilden sich Eisenoxide.
 
            [0003] Oxidation (insbesondere Zunder) wandelt den metallischen Werkstoff in Oxid um und
               führt zu Metallverlust oder zu Verlust von Legierungselementen (z.B. C). Zudem verschlechtert
               Oxidation bzw. das entstandene Oxid die Materialeigenschaften, insbesondere die Oberflächeneigenschaften,
               des Werkstoffs. Zudem lösen sich meist Teile der Oxidschicht im Fertigungsprozess
               ab und führen zu abrasivem Werkzeugverschleiß.
 
            [0004] Die Oxidation metallischer Werkstoffe ist ein komplexer Vorgang, der von vielen Faktoren
               abhängt. Besonders nachteilig wirken sich hohe Temperaturen und eine höhere Verweilzeit
               des metallischen Werkstoffs unter hohen Temperaturen aus. Dies ist insbesondere ein
               Problem bei der Warmumformung metallischer Werkstoffe, da hohe Temperaturen und lange
               Zeiten für den Produktionsfortschritt zwingend erforderlich sind.
 
            [0005] In der metallherstellenden und metallverarbeitenden Industrie werden Maßnahmen getroffen,
               die eine Oxidation des metallischen Werkstoffs bei Warmumformungen verringern oder
               verhindern sollen. Teilweise werden metallische Werkstoffe unter Schutzgasatmosphäre
               mit inerten Gasen, wie Stickstoff, Edelgase oder Wasserstoff, erwärmt und verarbeitet.
               Problematisch sind hierbei die hohen Investitionskosten für entsprechende Anlagen.
               Des Weiteren kann hierbei Oxidation nicht verhindert werden, wenn der metallische
               Werkstoff vom Wärmeaggregat in das Umformaggregat transportiert wird. Wenige Sekunden
               an der ungeschützten Atmosphäre reichen aus, um Metalloxide an der Oberfläche des
               metallischen Werkstoffs entstehen zu lassen.
 
            [0006] Ferner wird im Stand der Technik vorgeschlagen, den metallischen Werkstoff mit einer
               Schutzbeschichtung zu versehen. Einerseits handelt es sich dabei um eine dauerhafte
               Beschichtung, die sich nur für bestimmte Anwendungsbereiche eignet und insbesondere
               bei Wärm- und Bearbeitungstemperaturen von über 1000 °C und Umformprozessen zerstört
               wird. Andererseits werden temporäre oder dauerhafte Beschichtungen aus dem Stand der
               Technik weitestgehend vor der Bearbeitung bei Raumtemperatur des Metalls aufgetragen
               und basieren auf einer Beschichtungstechnik, die ein flüssiges Trägermedium für das
               Beschichtungsmaterial erfordert.
 
            [0007] Aus der 
WO 2011/144603 ist beispielsweise eine Zunderschutzschicht für Stähle, die warmumgeformt werden,
               bekannt. Die Applikation der Schutzschicht findet vor der Warmumformung bei Raumtemperatur
               statt. Dabei handelt es sich um eine Sol-Gel-Beschichtung, die bevorzugt durch Tauchbeschichtung
               aufgetragen wird. Eine Applikation auf heiße Metalloberflächen ist mit derartigen
               flüssigkeitsbasierten Beschichtungsverfahren nicht möglich. Ein weiterer Nachteil
               der Beschichtung gemäß 
WO 2011/144603 ist, dass diese sich nicht für längere Verweilzeiten unter höheren Temperaturen eignet,
               wobei insbesondere eine Wiedererwärmung bei mehrstufigen Warmumformprozessen als Anwendung
               ausscheidet.
 
            [0008] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
               Erzeugen einer Schutz- oder sonstigen Funktionsschicht auf einem metallischen Werkstoff
               vorzuschlagen, die einen effektiven Schutz des metallischen Werkstoffs vor Oxidation
               und/oder weitere Funktionen, wie beispielsweise einen Korrosionsschutz, ermöglichen
               und sich gut auftragen lässt. Ebenso soll ein Beschichtungsmaterial für ein derartiges
               Verfahren vorgeschlagen werden.
 
            [0009] Die Aufgabe wird durch die Gegenstände der Ansprüche 1, 4, 7 und 8 gelöst. Vorteilhafte
               Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen und der hier nachfolgenden Beschreibung
               angegeben.
 
            [0010] Die Erfindung geht von dem Grundgedanken aus, dass das Beschichtungsmaterial auf
               die heiße Metalloberfläche aufgetragen wird, ohne dass dafür ein flüssiges Trägermedium
               erforderlich ist. Insbesondere bevorzugt wird auch kein pastöses Trägermedium verwendet.
               Es erfolgt eine Reaktion bzw. eine Wechselwirkung zwischen dem reaktiven Bereich der
               Substratoberfläche des metallischen Werkstoffs und dem Beschichtungsmaterial, die
               zu der gewünschten Konditionierungsschicht führt.
 
            [0011] Unter "Oxidschicht" ist eine Schicht zu verstehen, in der eine Oxidation stattgefunden
               hat. Die Oxidschicht kann dabei zumindest teilweise die Konditionierungsschicht und/oder
               den metallischen Werkstoff umfassen. An der Oxidation können somit Stoffe der Konditionierungsschicht
               und/oder Stoffe des metallischen Werkstoffs sowie Luftsauerstoff o. weiterer atmosphärische
               Bestandteile beteiligt sein. Insbesondere umfasst der Begriff "Oxidschicht" eine Zunderschicht,
               also eine Oxidschicht, die sich auf heißen Metallen bildet.
 
            [0012] Unter "Oxidation" ist insbesondere eine chemische Reaktion zu verstehen, bei der
               sich ein Stoff mit einem oxidierenden Gas, besonders bevorzugt Sauerstoff, verbindet.
               Im erweiterten Sinne umfasst Oxidation die Elektronenabgabe durch einen Stoff. Die
               abgegebenen Elektronen werden von einem anderen Stoff aufgenommen (Reduktion). Oxidation
               und Reduktion sind zwei Teilreaktionen der Redoxreaktion. Bei einer Redoxreaktion
               entstehen z. B. Eisenoxide wie FeO (Wüstit), Fe
3O
4 (Magnetit) und Fe
2O
3 (Hämatit). Wüstit, Magnetit und Hämatit sind meist Oxidhäute bzw. Teiloxidschichten
               der Zunderschicht bei Eisenwerkstoffen. Vorliegend umfasst der Begriff "Oxidation"
               auch die Redoxreaktion sowie alle Reaktionen und Prozesse, die sich nachteilig auf
               den metallischen Werkstoff, insbesondere seine Oberfläche, auswirken wie durch Zersetzung,
               Korrosion oder dergleichen. Oxidation kann sich somit auch auf Verbindungen beziehen,
               die keinen Sauerstoff enthalten.
 
            [0013] Der Begriff "Stoff" umfasst alle Elemente und Verbindungen, z. B. molekulare und
               ionische Verbindungen. Ein oxidierender Stoff ist ein Stoff, der in der Lage ist,
               einen anderen Stoff zu oxidieren. Ein oxidierbarer Stoff ist ein Stoff, der von einem
               anderen Stoff oxidiert wird. "Oxidieren" bedeutet für den genannten Fall, dass ein
               Stoff sich mit Sauerstoff verbindet. "Oxidieren" bedeutet, dass ein Stoff Elektronen
               abgibt bzw. eine Verbindung infolge einer Redoxreaktion oder anderer Reaktionen eingeht.
               Vorzugsweise findet die Oxidation bei hohen Temperaturen und insbesondere bei oder
               nach der Applikation auf den metallischen Werkstoff statt. Besonders bevorzugt handelt
               es sich bei dem oxidierbaren Stoff um ein Oxid, also eine Verbindung, die Sauerstoff
               enthält.
 
            [0014] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird
               
               
                  - eine diffusionshemmende oder -dichte Konditionierungsschicht und/oder
 
                  - eine als Opferschicht dienende Konditionierungsschicht und/oder
 
                  - eine als Funktionsschicht dienende Konditionierungsschicht
 
               
               gebildet. Unter einer diffusionshemmenden oder -dichten Konditionierungsschicht wird
               eine solche Schicht verstanden, die das Eindringen von oxidierenden Stoffen in eine
               unmittelbar unter der diffusionshemmenden oder -dichten Konditionierungsschicht liegende
               Schicht hemmt oder zumindest im Wesentlichen verhindert. Unter einer als Opferschicht
               dienenden Konditionierungsschicht wird eine Schicht verstanden, deren Bestandteile
               durch einen oxidierenden Stoff oxidiert werden und durch diese Oxidation das Eindringen
               von oxidierenden Stoffen in eine unmittelbar unter der Konditionierungsschicht liegende
               Schicht verhindert wird. Unter einer als Funktionsschicht dienenden Konditionierungsschicht
               wird eine solche Schicht verstanden, die der Oberfläche des metallischen Werkstoffs
               weitere Funktionen gibt, wie beispielsweise einen Korrosionsschutz.
 
            [0015] In einer bevorzugten Ausführungsform, insbesondere bevorzugt in einer solchen Ausführungsform,
               in der eine als Opferschicht dienende Konditionierungsschicht erzeugt werden soll,
               weist das Beschichtungsmaterial mindestens einen oxidierbaren Stoff auf. Der oxidierbare
               Stoff bildet somit zunächst einen Anteil des Beschichtungsmaterials. Der Anteil kann
               z. B. in Gewichtsprozent angegeben werden (Gew.-%), wobei ein 100%iger Anteil denkbar
               ist. Das Beschichtungsmaterial weist vorzugsweise mehrere oxidierbare Stoffe, die
               miteinander ein Gemisch bilden, auf. Das Beschichtungsmaterial kann auch nichtoxidierende
               bzw. nicht oxidierbare Stoffe enthalten. Durch Applikation des Beschichtungsmaterials
               auf den metallischen Werkstoff entsteht auf dem Werkstoff die Konditionierungsschicht.
               Vorzugsweise sintert das Material nach der Applikation oder schmilzt vollständig auf.
 
            [0016] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird insbesondere bevorzugt eine Konditionierung
               der Oxidschicht auf einem metallischen Werkstoff durchgeführt. Unter "Konditionierung"
               ist die Beeinflussung der Oxidschichteigenschaften zu verstehen. Als Oxidschichteigenschaften
               werden insbesondere die Bildung, die Adhäsion am metallischen Werkstoff, die Zusammensetzung
               und die Morphologie der Oxidschicht erachtet. Insbesondere wird mit der Konditionierung
               der Oxidschicht das Ziel verfolgt, die Oxidschichtbildung zu verringern und die Ablösbarkeit
               vom metallischen Werkstoff zu verbessern. Idealerweise führt die Konditionierung der
               Oxidschicht dazu, dass insbesondere lediglich die Konditionierungsschicht oxidiert,
               aber nicht der metallische Werkstoff. Ferner kann die Konditionierungsschicht auch
               eine insbesondere für Sauerstoff diffusionsdichte Schicht sein. Die Konditionierungsschicht
               kann auch zur Veredelung oder Funktionalisierung des metallischen Werkstoffs verwendet
               werden. Das erfindungsgemäße Verfahren kann zu verringerten Oberflächendefekten des
               metallischen Werkstoffs und einem verringerten Werkzeugverschleiß führen.
 
            [0017] Das erfindungsgemäße Verfahren wird bei Temperaturen des metallischen Werkstoffs
               von mindestens 150 °C angewandt. Insbesondere weist der metallische Werkstoff dabei
               eine Temperatur auf, bei der eine Warmumformung des metallischen Werkstoffs möglich
               ist. Bei einer Warmumformung findet eine Umformung eines Werkstoffs oberhalb der Rekristallisationstemperatur
               des Werkstoffs statt. Die Rekristallisationstemperatur ist vom Werkstoff abhängig.
               Als Faustformel (grober Richtwert) kann 0,4 x Schmelztemperatur [K] des Werkstoffs
               herangezogen werden.
 
            [0018] Vorzugsweise findet das Verfahren zur Konditionierung der Oxidschicht an metallischen
               Werkstoffen für Eisenwerkstoffe, insbesondere Stahl, statt, insbesondere bevorzugt,
               wenn diese eine Werkstofftemperatur zwischen 600 und 1300 °C aufweisen. Es hat sich
               gezeigt, dass die Erfindung in diesem Umfeld besonders wirksam ist.
 
            [0019] Zwar ist der Temperaturbereich der Warmumformung bevorzugt. Dies bedeutet jedoch
               nicht, dass die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens auf die Warmumformung beschränkt
               ist. Prinzipiell kommen alle umformenden und urformenden Fertigungs- und Wärmebehandlungsverfahren
               hierfür in Betracht.
 
            [0020] Als Trägermedium ist ein Medium zu verstehen, dass das Beschichtungsmaterial trägt
               und zur Bildung einer Beschichtung zusammen mit dem Beschichtungsmaterial auf den
               metallischen Werkstoff aufgetragen wird. Üblicherweise hat das Trägermedium die Aufgabe,
               ein partikuläres oder gelförmiges Beschichtungsmaterial gleichmäßig zu verteilen und
               somit eine gleichmäßige Beschichtung zu gewährleisten. Das Gemisch aus Trägermedium
               und Partikeln des Beschichtungsmaterials ist meistens eine Dispersion, insbesondere
               eine Suspension. Derartige Gemische basieren daher auf flüssigen Trägermedien (wie
               z. B. Gel-Sol-Beschichtungen). Besonders nachteilig wirkt sich bei derartigen Beschichtungen
               aus, dass bei einer Applikation auf heiße Oberflächen das Trägermedium schnell verdampft,
               wobei sich die Beschichtungspartikel sehr ungleichmäßig verteilen und es insbesondere
               zu Partikelagglomerationen kommt.
 
            [0021] Als metallischer Werkstoff kommen alle Metallwerkstoffe der metallherstellenden und
               metallverarbeitenden Industrie in Betracht. Bevorzugt handelt es sich bei dem metallischen
               Werkstoff um einen Eisenwerkstoff. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders
               gut zur Anwendung für Eisenwerkstoffe, da Eisen im Vergleich zu anderen Metallen,
               wie Chrom oder Nickel, sehr oxidationsanfällig ist. Insbesondere bevorzugt handelt
               es sich bei dem metallischen Werkstoff um Stahl. Dies umfasst alle Stahlsorten.
 
            [0022] Das Beschichtungsmaterial kann vor der Applikation in allen Aggregatzuständen vorliegen.
               In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße Beschichtungsmaterial
               vor der Applikation pulverförmig und insbesondere bevorzugt vor und während der Applikation
               pulverförmig. Vorzugsweise weist das Pulver mikroskalige, insbesondere bevorzugt nanoskalige
               Partikel auf.
 
            [0023] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Beschichtungsmaterial mindestens ein
               metallurgisches Pulver, insbesondere Pulvertypen für das Unterpulverschweißen oder
               Gießpulver, auf. Metallurgische Pulver bestehen meistens aus Oxiden, wie beispielsweise
               B
2O
3, SiO
2, CaO, MgO, Al
2O
3, Na
2O und Fe
2O
3. Sie eignen sich hervorragend zur Bildung einer Oxidschicht, die den darunterliegenden
               Werkstoff gut vor Einwirkungen oxidierender Gase der Atmosphäre schützt. Des Weiteren
               lässt sich die Oxidschicht nach der Abkühlung gut entfernen. Zudem sind metallurgische
               Pulver handelsüblich erhältlich und lassen sich z. B. durch Vermischung mit anderen
               Stoffen gut modifizieren, so dass ihr Anwendungsbereich zweckgemäß erweitert werden
               kann. So kann beispielsweise durch die Zugabe von Feldspat und Borax, die als Flussmittel
               wirken können, die Löslichkeit der Pulverbestandteile in der geschmolzenen Schlacke
               und die Schmelztemperatur des Beschichtungsmaterials beeinflusst werden. Dadurch ist
               es möglich, die Eigenschaften des Beschichtungsmaterials an die Bedingungen im Fertigungsverfahren,
               insbesondere an die hohen Temperaturen des metallischen Werkstoffs, anzupassen. Ebenso
               ist es möglich, dass das Pulver Anteile einer pulverisierten Schlacke enthält.
 
            [0024] Bevorzugt eingesetzte Pulver sind basische Pulver, insbesondere aluminat- und fluoridbasisch,
               exotherme Pulver und oxidische Pulver (SiO
2, CaO, MgO, Al
2O
3, Eisenoxide, Na
2O).
 
            [0025] Pulvertypen für das Unterpulverschweißen eignen sich in besonderem Maße für die Konditionierung
               der Oxidschicht auf metallischen Werkstoffen. Pulvertypen werden anhand von Kennzeichen
               identifiziert und verfügen über eine charakteristische chemische Zusammensetzung.
               Beispielsweise besitzt der Aluminat-basische Typ das Kennzeichen "AB" und weist die
               chemische Zusammensetzung Al
2O
3 + CaO, + MgO auf, wobei diese Stoffe mindestens 40 Gew.-% des Pulvers Aluminat-basischen
               Typs ausmachen. Dabei wirken insbesondere CaO und MgO desoxidierend und sorgen für
               eine poröse und gut entfernbare Schlacke. Al
2O
3 ist hochschmelzend und gut geeignet, um Feststoffe auf der Schmelze zu bilden, die
               ein Diffundieren oxidierender Gase verhindern oder verringern. Ferner weisen Pulvertypen
               eine Basizität auf, die angibt, ob das Pulver basisch oder sauer ist. Bei einem Basizitätswert
               unter 1 gilt das Pulver als sauer, bei einem Basizitätswert gleich 1 als neutral und
               bei einem Basizitätswert über 1 als basisch.
 
            [0026] Gießpulver kommen beispielsweise beim Stranggießen zum Einsatz und haben u.a. die
               Aufgabe, das Anhaften einer Stahlschmelze in einer Kokille zu verhindern und die Stahlschmelze
               vor Oxidation durch die Umgebungsluft zu schützen.
 
            [0027] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird als Pulvertyp ein Fluoridbasischer
               Typ, vorzugsweise mit einer Basizität von 3,2, ein Aluminat-basischer Typ, vorzugsweise
               mit einer Basizität von 1,5, ein Aluminat-Rutil-Typ, vorzugsweise mit einer Basizität
               von 0,6, oder als Gießpulver ein exothermes Gießpulver verwendet. Dem Beschichtungsmaterial
               können zudem weitere Stoffe beigegeben werden.
 
            [0028] Es hat sich überraschend gezeigt, dass die oben genannte Pulvertypen und ein exothermes
               Gießpulver die Oxidschicht auf metallischen Werkstoffen nach einer Heißapplikation
               sehr gut konditionieren können.
 
            [0029] In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform weist das Beschichtungsmaterial
               ein Gemisch aus den einzelnen Pulvertypen und/oder dem exothermen Gießpulver auf.
               Die Zugabe weiterer Stoffe kann durchaus sinnvoll sein. Hervorragende Konditionierungseigenschaften
               zeigten dabei Gemische, die 70 bis 90 Gew.-%, bevorzugt 80 Gew.-%, exothermes Gießpulver
               und 10 bis 30 Gew.-%, bevorzugt 20 Gew.-%, eines der oben bezeichneten Pulvertypen
               und/oder anderer Stoffe, insbesondere FeO (Wüstit), enthielten. In einer bevorzugten
               Ausführungsform wird als Basismaterial für das Beschichtungsmaterial ein Gießpulver
               mit folgender Analyse eingesetzt:
               
               
SiO2 = 40 bis 45 Gew.-%; insbesondere bevorzugt 43 Gew.-%,
               CaO = 35 bis 45 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 40 Gew.-%,
               MgO = 4,5 bis 6,5 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 5,5 Gew.-%,
               Al2O3 = 4,0 bis 6,0 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 4,9 Gew.-%,
               Fe2O3 = 2,0 bis 4,0 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 2,8 Gew.%,
               Na2O = 3,0 bis 5,0 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 3,9 Gew.-%,
               wobei diesem Basismaterial zur Bildung des Beschichtungsmaterials Feldspat und Borax
               zugesetzt wurden. Feldspat setzt die Löslichkeit der Pulverbestandteile in der flüssigen
               Schlacke herab und bildet eine eigene flüssige Phase. Borax erhöht die Löslichkeit
               der Pulverbestandteile (mit Ausnahme des Al
2O
3) in der flüssigen Phase und bildet keine eigene flüssige Phase. Durch Zugabe von
               Borax (und kleiner Mengen Feldspat) kann der Schmelzpunkt ausgewählter metallurgischer
               Pulver herabgesenkt werden.
 
            [0030] Beschichtungsmaterialien, aus Gemischen verschiedener Pulvertypen, wurden auf heißem
               Stahl, das Temperaturen von 1000 bis 1300 °C aufwies, appliziert. Nach dem Abkühlen
               bildete sich eine sehr poröse und teilweise von alleine abfallende Oxidschicht. Unter
               der Oxidschicht kam teilweise blankes Metall zum Vorschein.
 
            [0031] Zur Applikation des Beschichtungsmaterials auf den metallischen Werkstoff sind grundsätzlich
               alle Beschichtungsverfahren und Applikationstechniken möglich. In einer bevorzugten
               Ausführungsform wird das Beschichtungsmaterial mittels eines elektrostatischen Pulverbeschichtungsverfahren,
               z.B. dem sogenannten Coronaverfahren auf den metallischen Werkstoff appliziert.
 
            [0032] Die elektrostatische Pulverbeschichtung ist beispielsweise aus dem Bereich der Farbbeschichtung
               bekannt. Dabei werden elektrisch leitfähige Werkstücke mit Pulverlack beschichtet,
               wobei die Partikel des Pulverlacks elektrostatisch appliziert werden. Eine elektrostatische
               Aufladung kann z. B. mittels Hochspannung (Corona-Aufladung) oder durch Reibung (triboelektrisch)
               erfolgen.
 
            [0033] Es hat sich gezeigt, dass die oben bezeichneten Pulver, Pulvertypen und Pulvergemische
               sehr gut elektrostatisch auf metallischen Werkstoffen, insbesondere Stahl, anhaften.
               Eine besonders partikelreiche Anhaftung konnte sogar bei Werkstofftemperaturen von
               über 1000 °C festgestellt werden.
 
            [0034] Bei der elektrostatischen Pulverbeschichtung wird das pulverförmige Beschichtungsmaterial
               ohne flüssiges oder gelförmiges Trägermedium, wie etwa bei der Sol-Gel-Beschichtung,
               oder ein Plasma auf den metallischen Werkstoff aufgetragen. Diese Applikationstechnik
               eignet sich daher besonders gut zur Anwendung bei sehr hohen Werkstofftemperaturen,
               da vor allem die niedrige Schmelztemperatur und das Verdampfen des Trägermediums hierbei
               nicht problematisch sind.
 
            [0035] Des Weiteren eignet sich die elektrostatische Pulverbeschichtung hervorragend für
               eine gleichmäßige Applikation des Pulvers auf den metallischen Werkstoff. Zudem kann
               die Schichtdicke individuellen Produktanforderungen und Fertigungsbedingungen angepasst
               werden. Ein weiterer Vorteil ist die Verringerung des Oversprays, also des Pulveranteils,
               der in unerwünschter Weise nicht appliziert werden konnte. Gegebenenfalls ist eine
               Kreislaufbeschichtung möglich, bei der Overspray wiederverwendet wird. Ebenso kann
               die Emission von Lösungsmitteln am Arbeitsplatz vermieden werden.
 
            [0036] Die elektrostatische Pulverbeschichtung bietet im Hinblick auf den Verzunderungsschutz
               den weiteren Vorteil, dass das Erzeugen der Konditionierungsschicht durch die fehlende
               Trägerphase (das fehlende flüssige Trägermedium) an keine obere Substrattemperatur
               gebunden ist (kein Verdampfen oder Zersetzen des Trägermediums). Dies kann zu dem
               Vorteil einer geringeren Beeinflussung der Schichtstruktur im Vergleich zu bei Raumtemperaturen
               aufgebrachten, auf flüssigen Trägermedien basierenden Beschichtungsverfahren führen.
               Ferner bietet sich der Vorteil der leichten Automatisierbarkeit und der Möglichkeit
               der Anwendung am heißen Produkt, insbesondere am Vormaterial oder Zwischenprodukten
               bei einer mehrstufigen Umformung. Außerdem bietet die elektrostatische Pulverbeschichtung
               die Möglichkeit der Verhinderung der Partikelagglomaration und damit die Möglichkeit
               eines effizienten und gleichmäßigen Schichtaufbaus.
 
            [0037] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Beschichtungsmaterial mindestens einen
               oxidierbaren Stoff mit einer Schmelztemperatur T
1 auf, der durch Oxidation eine höhere Schmelztemperatur T
2 hat. Dabei ist T
1 kleiner als die Temperatur des metallischen Werkstoffs bei der Applikation T
w.T
2 hingegen ist höher als T
w. Insbesondere ist die Erhöhung der Schmelztemperatur durch Sauerstoffaufnahme und
               Oxidbildung bedingt. Dies ermöglicht, dass nach der Applikation der oxidierbare Stoff
               versintert oder schmilzt. Die gebildete Schicht kann diffusionsdicht oder -hemmend
               für oxidierende Gase sein oder durch die oxidierenden Gase oxidiert werden. Es hat
               sich gezeigt, dass auf diese Weise die Oxidation des metallischen Werkstoffs effektiv
               verringert oder sogar vermieden werden kann. Besonders bevorzugt sind nanoskalige
               Feststoffe, da deren Sinter- und Schmelzpunkte gezielt beeinflusst werden können und
               sie so eine sehr effektive Sperrschicht gegen oxidierende Gase bilden.
 
            [0038] Die Schmelztemperatur des oxidierbaren Stoffs kann gezielt eingestellt werden. Dies
               kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass dem Beschichtungsmaterial bestimmte Stoffe,
               wie beispielsweise Flussmittel, hinzugefügt werden oder durch die Auswahl geeigneter
               Pulver, Pulvertypen bzw. Pulvermischungen. Dabei kann man sich zu Nutze machen, dass
               bestimmte Stoffgemische in Abhängigkeit ihrer Zusammensetzung und/oder der Partikelgröße
               eine variable Sinter- oder Schmelztemperatur aufweisen. So hat beispielsweise ein
               Stoffgemisch aus 67 Gew.-% Li
2O (Lithiumoxid) und 33 Gew.-% SiO
2 (Siliciumdioxid) eine Schmelztemperatur von etwa 1000 °C. Wird nun (beispielsweise
               durch Anreicherung von Sauerstoff und Oxidbildung) der Anteil des Siliciumdioxids
               auf 50 Gew.-% erhöht, weist das Stoffgemisch eine Schmelztemperatur von über 1200
               °C auf.
 
            [0039] In einer bevorzugten Ausführungsform weist das Beschichtungsmaterial mindestens einen
               metallischen Stoff des metallischen Werkstoffs auf, der bei der Oxidation als Opferstoff
               wirkt. Opferstoff bedeutet, dass der metallische Stoff des Beschichtungsmaterials
               bei der Applikation oxidiert und dadurch eine Opfer-Oxidschicht entsteht, die einen
               Fortschritt des Oxidationsprozesses in Richtung des metallischen Werkstoffs verhindert
               oder zumindest verringert. Für Eisenwerkstoffe eignet sich insbesondere Wüstit (FeO)
               als Opferstoff, da FeO das Eisenoxid mit dem geringsten Sauerstoffanteil ist.
 
            [0040] In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt bei einem Fertigungsverfahren mit mehreren
               Teilverfahren mindestens vor (bzw. nach) einem Teilverfahren eine Applikation. Besonders
               geeignet ist diese Ausführungsform bei mehrstufigen Warmumformprozessen, wie beispielsweise
               dem Freiformschmieden, dem Gesenkschmieden, der Warmbandproduktion und dem Pilgerwalzen
               sowie dem Urformen (z.B. Strang- oder Blockguss) und kombinatorischen Verfahren (Bandgießen,
               CSP). Als Teilverfahren zählen dabei insbesondere das Umformen und das Erwärmen (Erhitzen)
               des Werkstoffs.
 
            [0041] So werden beispielsweise beim Freiformschmieden Schmiedeblöcke mehrfach geschmiedet,
               wobei sich nach jedem Schmiedevorgang das Werkstück der Fertigform annähert. Die Schmiedeblöcke
               können dabei nur solange umgeformt werden, bis eine Temperatur von 600 °C nicht unterschritten
               wird. Für die weitere Bearbeitung müssen die Schmiedeblöcke erneut in einer Zwischenhitze
               auf 1250 °C erwärmt werden. Sinnvollerweise erfolgen hier mehrere Applikationen, die
               insbesondere zwischen den einzelnen Umformprozessen und den einzelnen Erwärmungen
               stattfinden.
 
            [0042] Auf diese Weise kann die Nachbildung von Primärzunder während der Wiedererwärmung
               (insbesondere Zwischenhitzen) verhindert werden. Insbesondere effektiv kann die Bildung
               von Sekundärzunder und dessen Adhäsionsneigung verringert oder vermieden werden. Sekundärzunder
               entsteht insbesondere während des Umformens und des anschließenden Abkühlens. Sekundärzunder
               ist im Vergleich zu Primärzunder, der überwiegend beim Erwärmen des metallischen Werkstoffs
               entsteht und relativ gut entfernt werden kann, dünner und stärker anhaftend. Ferner
               kann auch die Bildung von Tertiärzunder in der Kühlstrecke verringert werden.
 
            [0043] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich auf besonders vorteilhafte Weise zur Konditionierung
               von Oxidschichten auf metallischen Werkstoffen beim Warmwalzen, Freiformschmieden,
               Gesenkschmieden, Pilgerwalzen, Stranggießen und andere Fertigungsverfahren mit hohen
               Werkstofftemperaturen. Bei derartigen Verfahren wird der metallische Werkstoff bei
               sehr hohen Temperaturen verarbeitet bzw. hergestellt. Bei der Verarbeitung wird der
               metallische Werkstoff mitunter mehrstufig umgeformt, wobei zwischen den Umformstufen
               Wiedererwärmungen stattfinden. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, Oxidschichten,
               die sich bei der Fertigung auf dem metallischen Werkstoff bilden, zu verringern oder
               sogar vollständig zu verhindern. So eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise
               zur Verminderung der Sekund-ärzunderbildung beim Umformen, zur Verminderung von Tertiärzunder
               beim Abkühlen oder die Verbesserung der Entzunderbarkeit durch geringere Adhäsion.
               Es ist auch denkbar, das erfindungsgemäße Verfahren zur kombinierten Verminderung
               der Zunderbildung und der Veränderung der tribologischen Eigenschaften des metallischen
               Werkstoffs einzusetzen, beispielsweise in der Nutzung als Schmiermittel. Ebenso ist
               es denkbar, mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens die Randschichteneigenschaften
               des metallischen Werkstoffs einzustellen. Ferner bietet sich das erfindungsgemäße
               Verfahren gegebenenfalls auch zur Beeinflussung der Entkohlung an. Mittels des erfindungsgemäßen
               Verfahrens erscheint auch ein randschichtennahes Legieren, beispielsweise zum Korrosionsschutz
               möglich. Ebenso lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren zur gezielten thermochemischen
               Oberflächenbehandlung einsetzen. Denkbar ist auch, dass durch das Beschichtungsmaterial
               in Form von exothermem Pulver ein Einsatz für die Heißübergabe in den nachfolgenden
               Prozess, beispielsweise zur Isolierung der Materialien erfolgreich durchgeführt werden
               kann. Ebenso bietet sich das erfindungsgemäße Verfahren zur Konditionierung von Oberflächeneigenschaften
               bei der späteren Verarbeitung oder beim Aufbringen von Verzunderungsschutz für das
               spätere Erwärmen im Walzprozess an.
 
            [0044] Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer Abbildung, die eine lediglich beispielhafte
               Ausführungsform der Erfindung zeigt, näher erläutert.
 
            [0045] Darin zeigt:
               
               
                  - Fig. 1
 
                  - schematisch eine Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens nach dem Fertigwalzen
                     eines Warmbandes aus Stahl.
 
               
 
            [0046] Figur 1 zeigt im oberen Abschnitt das letzte Walzgerüst (Walzenpaar) 5 der Fertigstraße
               einer Warmbandstraße. Der als gewalztes Warmband ausgeführte metallische Werkstoff
               6 aus Stahl bewegt sich in Richtung des horizontalen Pfeiles. Die vertikalen Pfeile
               weisen auf vier unterschiedliche Stellen 1 bis 4 des Warmbandes 6 hin. Im unteren
               Abschnitt der Figur 1 sind die Querschnitte des Warmbandes 6 an den Stellen 1 bis
               4 erkennbar.
 
            [0047] An der Stelle 1 wird auf das Walzband 6 eine Konditionierungsschicht 7 appliziert.
               Die Konditionierungsschicht 7 besteht aus einem Beschichtungsmaterial, das ein oxidierbares
               Stoffgemisch enthält, welches eine Schmelztemperatur von 1000 °C aufweist. Die Temperatur
               des Warmbandes 6 beträgt hier 1100 °C.
 
            [0048] An der Stelle 2 ist zu erkennen, dass die Konditionierungsschicht 7 geschmolzen ist.
               Die Temperatur des Warmbandes 6 liegt unverändert bei 1100 °C.
 
            [0049] An der Stelle 3 beträgt die Temperatur des Warmbandes 6 immer noch 1100 °C. Inzwischen
               hat sich die Schmelztemperatur des oxiderbaren Stoffgemisches infolge der Oxidation
               und der Bildung von oxidischen Feststoffen auf 1200 °C erhöht. Die Konditionierungsschicht
               7 verhindert das Diffundieren von oxidierenden Gasen, wie Sauerstoff, aus der Umgebung
               in das Warmband. Es können sich somit keine Metalloxide bilden.
 
            [0050] An der Stelle 4 sind das Warmband 6 und die Konditionierungsschicht 7 auf Raumtemperatur
               abgekühlt. Die Konditionierungsschicht 7 ist nun stark porös und gut entfernbar. Die
               Oxidschicht, die sich gebildet hat, umfasst hierbei nur die Konditionierungsschicht,
               d. h. es sind nur Stoffe der Konditionierungsschicht oxidiert, nicht des Warmbandes.
               Durch eine Nachbehandlung 8, z. B. Zunderwäsche, kann die Konditionierungsschicht
               7 bzw. Oxidschicht leicht abgetragen werden. Das Warmband 6 konnte somit effektiv
               vor Verzunderung bzw. Oxidation geschützt werden.
 
          
         
            
            1. Verfahren zum Erzeugen einer Schutz- oder sonstigen Funktionsschicht auf einem metallischen
               Werkstoff (6), wobei
               
               
- eine diffusionshemmende oder -dichte Konditionierungsschicht und/oder
               
               - eine als Opferschicht dienende Konditionierungsschicht (7) und/oder
               
               - eine als Funktionsschicht dienende Konditionierungsschicht
               durch Applikation eines Beschichtungsmaterials auf den metallischen Werkstoff (6)
               gebildet wird, 
dadurch gekennzeichnet, dass der metallische Werkstoff (6) bei der Applikation eine Temperatur von mindestens
               150 °C aufweist und dass das Beschichtungsmaterial ohne flüssiges Trägermedium appliziert
               werden kann. 
 
            2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch Applikation eines Beschichtungsmaterials mit mindestens einem oxiderbaren Stoff auf
               den metallischen Werkstoff (6).
 
            3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial vor der Applikation pulverförmig ist.
 
            4. Verfahren zum Erzeugen einer Schutz- oder sonstigen Funktionsschicht auf einem metallischen
               Werkstoff (6), wobei
               
               
- eine diffusionshemmende oder -dichte Konditionierungsschicht und/oder
               
               - eine als Opferschicht dienende Konditionierungsschicht (7) und/oder
               
               - eine als Funktionsschicht dienende Konditionierungsschicht
               durch Applikation eines Beschichtungsmaterials auf den metallischen Werkstoff (6)
               gebildet wird, 
dadurch gekennzeichnet, dass der metallische Werkstoff (6) bei der Applikation eine Temperatur von mindestens
               150 °C aufweist und dass das Beschichtungsmaterial vor der Applikation pulverförmig
               ist. 
 
            5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch Applikation eines Beschichtungsmaterials mit mindestens einem oxidierbaren Stoff
               auf den metallischen Werkstoff (6).
 
            6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der metallische Werkstoff (6) ein Eisenwerkstoff ist.
 
            7. Beschichtungsmaterial zum Einsatz in einem Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis
               6, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial mindestens ein metallurgisches Pulver aufweist.
 
            8. Beschichtungsmaterial nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass als metallurgisches Pulver ein Pulvertyp verwendet wird, der einen Fluorid-basischen
               Typ, einen Aluminat-basischen Typ, einen Aluminat-Rutil-Typ oder als Gießpulver ein
               exothermes Gießpulver enthält.
 
            9. Beschichtungsmaterial nach Anspruch 8, 
dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial ein Gemisch aus
               
               
- 70 bis 90 Gew.-% exothermem Gießpulver und
               
               - 10 bis 30 Gew.-% eines oder mehreren der Pulvertypen eines Fluorid-basischen Typ,
                  eines Aluminat-basischen Typ oder eines Aluminat-Rutil-Typ und/oder eines anderen
                  Stoffs
               aufweist. 
 
            10. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Beschichtungsmaterial nach einem der Ansprüche 7 bis 9 auf den metallischen Werkstoff
               appliziert wird.
 
            11. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6 oder nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial mittels eines elektrostatischen Pulverbeschichtungsverfahrens
               auf den metallischen Werkstoff (6) appliziert wird.
 
            12. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6 oder nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial mindestens einen oxidierbaren Stoff mit einer Schmelztemperatur
               T1 aufweist, der durch Oxidation eine höhere Schmelztemperatur T2 aufweist, wobei T1 kleiner ist als die Temperatur des metallischen Werkstoffs (6) bei der Applikation
               Tw und T2 höher ist als Tw.
 
            13. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6 oder einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial mindestens einen metallischen Stoff des metallischen Werkstoffs
               (6) aufweist, der bei der Oxidation als Opferstoff wirkt.
 
            14. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6 oder einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Fertigungsverfahren mit mehreren Teilverfahren mindestens vor oder nach
               einem Teilverfahren eine Applikation erfolgt.
 
            15. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 2 bis 6 oder einem der Ansprüche
               10 bis 14 zur Konditionierung von Oxidschichten auf metallischen Werkstoffen beim
               Warmwalzen, Freiformschmieden, Gesenkschmieden, Pilgerwalzen, Stranggießen oder anderen
               Fertigungsverfahren mit hohen Werkstofftemperaturen.