[0001] Die Erfindung betrifft eine Wirkwerkzeugbarre mit einem sich in Längsrichtung erstreckenden
Korpus, der eine Wirkzeugaufnahme aufweist.
[0002] Eine derartige Wirkwerkzeugbarre wird in einer Kettenwirkmaschine verwendet, um Wirkwerkzeuge
zu bewegen. Zu den Wirkwerkzeugen gehören alle Elemente, die an einem Maschenbildungsvorgang
beteiligt sind, beispielsweise Legenadeln, Wirknadeln, Polplatinen, Abschlagkammplatinen
und dergleichen. Hierbei müssen gleichartige Wirkwerkzeuge auch gleichartig bewegt
werden. Dementsprechend sind gleichartige Wirkwerkzeuge an einer Wirkwerkzeugbarre
angeordnet.
[0003] Im Betrieb der Kettenwirkmaschine wird die Wirkwerkzeugbarre bewegt und zwar in der
Regel senkrecht zur Längsrichtung des Korpus. Bei Legebarren kann eine Bewegung in
Längsrichtung hinzukommen, eine sogenannte Versatzbewegung.
[0004] Um eine hohe Produktivität zu erreichen, kann eine Kettenwirkmaschine eine relativ
große Arbeitsbreite aufweisen, beispielsweise 6m oder mehr. Dementsprechend muss die
Wirkwerkzeugbarre eine entsprechend große Länge aufweisen.
[0005] Andererseits möchte man eine Kettenwirkmaschine mit einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit
betreiben können, um möglichst viele Maschenreihen pro Zeiteinheit herstellen zu können.
Eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit, bei der die Wirkwerkzeugbarre wiederholt beschleunigt
und abgebremst werden muss, ist jedoch bei Wirkwerkzeugbarren mit einer großen Länge
schwierig zu erreichen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer Kettenwirkmaschine eine hohe
Produktivität zu ermöglichen.
[0007] Diese Aufgabe wird mit Hilfe einer Wirkwerkzeugbarre der eingangsgenannten Art dadurch
gelöst, dass der Korpus eine Tilgeranordnung aufweist.
[0008] Ein Problem im Betrieb einer Kettenwirkmaschine mit höheren Arbeitsgeschwindigkeiten
besteht darin, dass die Wirkwerkzeugbarre zu Schwingungen neigt. Bereits relativ kleine
Schwingungsamplituden können aber unter Umständen dazu führen, dass Wirkwerkzeuge
von unterschiedlichen Wirkwerkzeugbarren miteinander kollidieren und dabei beschädigt
werden. Auch ohne Kollision kann sich bei einer schwingenden Wirkwerkzeugbarre eine
Wirkware ergeben, die nicht den gewünschten Anforderungen entspricht. Mit der Tilgeranordnung
wirkt man der Schwingungsbildung entgegen, d. h. man sorgt dafür, dass die Amplitude
von Schwingungen klein bleibt oder störende Schwingungen sich praktisch gar nicht
ausbilden. Man kann auch dafür sorgen, dass störende Eigenfrequenzen aus dem Arbeitsdrehzahlbereich
der Kettenwirkmaschine herausgeschoben werden. Damit ist es möglich, einen bislang
kritischen Drehzahlbereich zu durchfahren, ohne dass die Kettenwirkmaschine Schaden
erleidet oder ein erhöhter Verschleiß auftritt.
[0009] Hierbei ist bevorzugt, dass die Tilgeranordnung auf eine Resonanzfrequenz des Korpus
oder des Korpus mit Auflagern abgestimmt ist. Eine derartige Ausgestaltung ist insbesondere
dann von Vorteil, wenn die Kettenwirkmaschine beim Hochfahren oder Starten die Wirkwerkzeugbarre
in einer Resonanzfrequenz anregt. Diese Resonanzfrequenz bildete bislang immer eine
Begrenzung für die maximal erreichbare Arbeitsgeschwindigkeit der Kettenwirkmaschine.
Die Arbeitsgeschwindigkeit konnte nur so hoch gewählt werden, dass ein vorbestimmter
Frequenzabstand zur Resonanzfrequenz gewahrt blieb. Wenn man nun die Tilgeranordnung
auf die Resonanzfrequenz abstimmt, dann tilgt die Tilgeranordnung die sich in der
Resonanzfrequenz ausbildenden Schwingungen durch Dämpfung und / oder Verschieben der
Frequenz oder vermindert zumindest ihre Amplitude, so dass man kritische Maschinendrehzahlen
ohne weiteres durchfahren und die Kettenwirkmaschine mit einer Arbeitsgeschwindigkeit
betreiben kann, bei der sich eine Anregungsfrequenz auf die Wirkwerkzeugbarre ergibt,
die größer als die Resonanzfrequenz ist. Eine wichtige Resonanzfrequenz ist vom Korpus
und seinen Auflagern, beispielsweise Hebeln etc., abhängig. Die Tilgeranordnung kann
dann beispielsweise auf die Resonanz der "Hebelteilung", also der Resonanz einer Barre
und ihrer Stützstelle, abgestimmt werden. Die kritischen Maschinendrehzahlen können
durchfahren werden, ohne das der Korpus und die daran befestigten Wirkwerkzeuge in
Resonanz geraten. Durch das Durchfahren der kritischen Maschinendrehzahlen, die ohne
Tilgeranordnung zur Resonanz geführt haben, können nun auch höhere Maschinendrehzahlen
erreicht werden.
[0010] Vorzugsweise weist der Korpus eine Hohlraumanordnung auf und die Tilgeranordnung
ist in der Hohlraumanordnung angeordnet. Aus Gründen einer Massenersparnis ist der
Korpus vielfach hohl ausgebildet. Man kann den sich dadurch ergebenen Hohlraum (oder
die sich dadurch ergebenden Hohlräume) ausnutzen, um die Tilgeranordnung unterzubringen.
Die Tilgeranordnung ist dann von außen zwar nicht sichtbar. Sie erfordert aber außen
an der Wirkwerkzeugbarre auch keinen zusätzlichen Bauraum, so dass die Wirkwerkzeugbarre
ohne zusätzliche Umbaumaßnahmen der Kettenwirkmaschine verwendet werden kann. Von
der Tilgeranordnung können allerdings Befestigungselemente außen am Korpus sichtbar
sein.
[0011] Vorzugsweise ist die Tilgeranordnung als passive Tilgeranordnung ausgebildet. Die
Tilgeranordnung benötigt also keine Energiezufuhr von außen, um den auftretenden Schwingungen
entgegenzuwirken oder sie sogar vollständig zu tilgen. Dementsprechend sind auch keine
Energiezufuhrsysteme erforderlich. Die Wirkwerkezugbarre kann ohne weitergehende Änderungen
an der Kettenwirkmaschine verwendet werden.
[0012] Vorzugsweise weist die Tilgeranordnung mindestens ein Massenelement auf, das mit
einer Federeinrichtung in Wirkverbindung steht, die mit dem Korpus verbunden ist.
Das Massenelement bildet zusammen mit der Federeinrichtung ein Feder-Masse-System,
das seinerseits eine gewisse Eigenfrequenz hat. Wenn diese Eigenfrequenz auf eine
oder mehrere Resonanzfrequenzen des Korpus, gegebenenfalls einschließlich seiner Auflager,
abgestimmt ist, ergibt sich eine Tilgung der Schwingungen in der Resonanzfrequenz
oder den Resonanzfrequenzen. Vorteilhafterweise ist die Masse der Tilgeranordnung
veränderbar, so dass auch die Tilgerfrequenz veränderbar ist.
[0013] Vorzugsweise weist die Federeinrichtung ein Federpaket, eine Faserverbundstoff-Feder
und / oder eine Kunststoff-Metall-Feder auf. Ein Federpaket ist gebildet durch ein
Aufeinanderschichten von mehreren Lagen eines Federmaterials. Ein Federpaket, eine
Faserverbundstoff-Feder und eine Kunststoff-Metall-Feder weisen jeweils eine relativ
große innere Reibung auf, so dass die Tilgeranordnung nicht nur Schwingungen tilgt,
sondern auch Schwingungen dämpft. Die innere Reibung der Federeinrichtung entzieht
der Schwingung die entsprechende Energie.
[0014] Vorzugsweise weist die Federeinrichtung in einer ersten Richtung eine erste Steifigkeit
und in einer zweiten Richtung eine zweite Steifigkeit auf, wobei sich die erste Richtung
von der zweiten Richtung unterscheidet und sich die erste Steifigkeit von der zweiten
Steifigkeit unterscheidet. Die Tilgeranordnung kann dadurch anisotrop ausgebildet
werden, d. h. sie kann in unterschiedliche Richtungen auch unterschiedliche Tilgungswirkungen
entfalten und somit Schwingungen in unterschiedlichen Richtungen gezielt entgegenwirken.
Dies kann beispielsweise dann ausgenutzt werden, wenn die Wirkwerkzeugbarre im Betrieb
der Kettenwirkmaschine eine Bewegung durchführt, die mehrere Richtungskomponenten
aufweist. Bei einer Legebarre ist dies beispielsweise eine Bewegung in Versatzrichtung,
also in Längsrichtung des Korpus, und eine "Durchschwingbewegung", also eine Bewegung
senkrecht zur Längsrichtung des Korpus. Bei anderen Wirkwerkzeugbarren können sich
unterschiedliche Bewegungen dadurch ergeben, dass die Wirkwerkzeugbarre an einem Hebel
befestigt ist, der um einen Drehpunkt verschwenkt wird. In diesem Fall wird die Wirkwerkzeugbarre
sozusagen auf einer Kreislinie bewegt, so dass sich auch hier unterschiedliche Bewegungskomponenten
ergeben. Dies kann man bei der Auslegung der Tilgeranordnung mit unterschiedlichen
Steifigkeiten in verschiedenen Richtungen berücksichtigen.
[0015] Vorzugsweise weist die Federeinrichtung eine verstellbare Federwirkung auf. Die Federwirkung
kann beispielsweise dadurch verstellt werden, dass man eine Vorspannung der Federeinrichtung
ändert, oder dadurch, dass man eine wirksame Länge der Federeinrichtung verändert.
Mit der verstellbaren Federwirkung ist es möglich, die Tilgeranordnung auf die jeweilige
Wirkwerkzeugbarre "abzustimmen", also die entsprechende Tilgerfrequenz in gewissen
Grenzen noch zu verändern. In vielen Fällen ist eine exakte Bestimmung der Resonanzfrequenz
und eine entsprechend genaue Einstellung der Tilgerfrequenz vor dem Einbau der Wirkwerkzeugbarre
in die Kettenwirkmaschine nicht oder nur mit erheblichem Aufwand möglich. Man kann
daher iterativ vorgehen und ausprobieren, ob die Tilgeranordnung die gewünschte Wirkung
hat. Wenn die Tilgeranordnung noch nicht die gewünschte Wirkung hat, kann sie durch
Einstellen der Federwirkung der Federeinrichtung auf die gewünschte Wirkung hin abgestimmt
werden.
[0016] Vorzugsweise ist die Federeinrichtung integral mit dem Korpus ausgebildet. Man kann
beispielsweise bei der Fertigung des Korpus aus einem faserverstärkten Kunststoff
die Federeinrichtung gleich mit in einer Wand des Korpus befestigen. Dies ist insbesondere
dann von Vorteil, wenn die Federeinrichtung ebenfalls aus einem faserverstärktem Kunststoff
gebildet ist. Viele Wirkwerkzeugbarren sind aus einem kohlefaserverstärktem Kunststoff
gebildet. Die Federeinrichtung kann dann beispielsweise aus einem glasfaserverstärkten
Kunststoff gebildet und von der Wand des Korpus in den Hohlraum hinein abstehen. Natürlich
ist es auch möglich, dass die Federeinrichtung nach außen absteht, wenn die Tilgeranordnung
außen am Korpus angeordnet ist.
[0017] Vorzugsweise weist die Tilgeranordnung mehrere Tilgereinheiten auf, die in Längsrichtung
verteilt sind. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Wirkwerkzeugbarre
in der Wirkmaschine mehrere Befestigungspositionen hat, die ebenfalls in Längsrichtung
der Wirkwerkzeugbarre verteilt sind. Man kann dann den Schwingungen des Korpus sozusagen
abschnittsweise entgegenwirken. Bevorzugterweise sind sogar nur an den Enden oder
im Bereich der Enden des Korpus Tilgereinheiten angeordnet. Dies reicht in vielen
Fällen aus, um die meist freien, ungelagerten Enden des Korpus zu beruhigen.
[0018] Hierbei ist bevorzugt, dass mindestens zwei Tilgereinheiten unterschiedliche Tilgermassen
aufweisen. In diesem Fall kann man unterschiedliche Tilgerfrequenzen einstellen, um
beispielsweise der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sich am Korpus Schwingungen auf
unterschiedliche Weise ausbilden können.
[0019] Vorzugsweise weist der Korpus mindestens einen Befestigungsdurchbruch auf und mindestens
eine Tilgereinheit ist im Bereich des Befestigungsdurchbruchs angeordnet. Der Befestigungsdurchbruch
wird vielfach verwendet, um eine Wirkwerkzeugfassung oder einen Hebel mit dem Korpus
zu verbinden. Da die Wand des Korpus an dieser Stelle dann ohnehin unterbrochen ist,
kann man diesen Befestigungsdurchbruch auch verwenden, um die Tilgereinheit im Inneren
des Korpus zu positionieren.
[0020] Hierbei ist bevorzugt, dass die Tilgereinheit mit einer Wirkwerkzeugfassung oder
einer Korpusbefestigung verbunden ist. Mit der Montage der Wirkwerkzeugfassung oder
der Korpusbefestigung, beispielsweise einem Legehebel, ist die Tilgereinheit dann
automatisch mit dem Korpus der Wirkwerkzeugbarre verbunden. Das Verbinden der Tilgereinheit
über die Wirkwerkezugfassung hat weitere Vorteile. Energie, die bei einem Maschenbildungsvorgang
während des Abschlags in Form der sich plötzlich entspannenden Abschlagbarre frei
wird, wird nicht als Körperschall in den Korpus geleitet, sondern geht in Wärme in
die Tilgereinheit direkt über, da der Impuls auch vom Abschlagen der Ware direkt in
die Wirkwerkzeugfassungen eingeleitet wird.
[0021] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Tilgereinheit lösbar
in den Korpus eingesetzt ist. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn der Korpus
eine relativ dicke Wand aufweist. Das lösbare Einsetzen kann man beispielsweise dadurch
realisieren, dass die Tilgereinheit in den Korpus eingeschraubt ist. Dies hat den
Vorteil, dass man durch einen einfachen Wechsel der Tilgereinheit die Resonanzfrequenz
abstimmen oder ändern kann. Des Weiteren ist ein einfacher Austausch im Reparaturfall
möglich.
[0022] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Tilgereinheit mit dem Korpus
verklebt ist. Auch dies ist eine zuverlässige Befestigungsmöglichkeit.
[0023] Die Erfindung wird im Folgenden anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele in Verbindung
mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- eine stark schematisierte Darstellung einer als Legebarre ausgebildeten Wirkwerkzeugbarre,
- Fig. 2
- eine mögliche Befestigung einer Tilgereinrichtung,
- Fig. 3
- eine abgewandelte Ausbildung einer Tilgereinrichtung,
- Fig. 4
- eine abgewandelte Legebarre,
- Fig. 5
- einen Schnitt durch eine weitere Ausführungsform einer Legebarre,
- Fig. 6
- einen Schnitt B-B entsprechend Fig. 4 durch eine weitere Ausführungsform einer Legebarre,
- Fig. 7
- eine abgewandelte Art einer Befestigung einer Tilgereinrichtung am Korpus einer Legebarre,
- Fig. 8
- eine weitere Ausgestaltung einer Tilgereinrichtung und
- Fig. 9
- einen Ausschnitt aus einer Wirkwerkzeugbarre mit der Befestigung einer Tilgereinrichtung
an einer Wirkwerkzeugfassung.
[0024] Fig. 1 zeigt eine Wirkwerkzeugbarre 1 die einen Korpus aufweist. Der Korpus 2 ist
beispielsweise hauptsächlich aus einem kohlefaserverstärkten Kunststoff gebildet.
Der Korpus 2 weist eine Wirkwerkzeugaufnahme 3 auf, an der nebeneinander mehrere Wirkwerkzeuge
4, im vorliegenden Fall Legenadeln, befestigt sind. Aus Gründen der Übersicht sind
hier nur einige wenige Wirkwerkzeuge 4 dargestellt. Üblicherweise erstrecken sich
die Wirkwerkzeuge 4 über die gesamte Länge der Wirkwerkzeugbarre 1.
[0025] Der Korpus 2 ist über Halterungen 5 an nicht näher dargestellten Legehebeln befestigt.
Die Legehebel können verschwenkt werden, um die Wirkwerkzeuge 4 senkrecht zur Zeichenebene
zu verlagern. Darüber hinaus kann die Wirkwerkzeugbarre 1 auch noch parallel zu ihrer
Längsrichtung 6 bewegt werden, um eine sogenannte Versatzbewegung auszuführen. Bei
anderen Wirkwerkzeugbarren, beispielsweise einer Wirknadelbarre, einer Abschlagkammplatinenbarre
oder einer Polplatinenbarre, ist die Bewegung in Längsrichtung 6 nicht möglich.
[0026] Der Korpus 2 der Wirkwerkzeugbarre 1 kann eine Länge von mehreren Metern aufweisen.
Eine Länge von 6m oder mehr ist ohne weiteres möglich, Gleichzeitig möchte man die
Masse des Korpus 2 möglichst klein halten. Dies führt dazu, dass die Wirkwerkzeugbarre
1 bei bestimmten Frequenzen zum Schwingen neigt. Eine besonders kritische Amplitude
erreicht eine derartige Schwingung dann, wenn die Wirkwerkzeugbarre 1 mit einer Resonanzfrequenz
des Korpus 2 schwingt. Eine derartige Resonanzfrequenz kann beispielsweise beim Hochfahren
einer Kettenwirkmaschine angeregt werden, wenn die Drehfrequenz der Hauptwelle oder
ein Vielfaches davon mit der Resonanzfrequenz der Wirkwerkzeugbarre 1 übereinstimmt.
[0027] Um die damit verbundenen Probleme kleinzuhalten, weist die Wirkwerkzeugbarre eine
Tilgeranordnung 7 auf.
[0028] Die Tilgeranordnung 7 ist als passive Tilgeranordnung ausgebildet, d. h. sie weist
keine Antriebselemente auf, die von außen gesteuert mit einer Antriebsenergie versorgt
werden müssten.
[0029] Der Korpus 2 weist einen oder mehrere Hohlräume 8 auf, in der die Tilgeranordnung
7 angeordnet ist. Die Tilgeranordnung 7 weist mindestens ein Massenelement, im vorliegenden
Fall mehrere Massenelemente 9, 10 auf. Das Massenelement 9 steht mit einer Federeinrichtung
11 in Wirkverbindung. Das Massenelement 9 kann beispielsweise mit der Federeinrichtung
11 fest verbunden sein. Die Federeinrichtung 11 ist am Korpus 2 befestigt, steht also
mit dem Korpus 2 in Verbindung. Hierzu weist eine Wand 12 des Korpus 2, beispielsweise
der sogenannte "Obergurt", also die Oberseite des Korpus 2 in Betrieb, eine Durchbrechung
13 auf, durch die das Massenelement 9 mit der Federeinrichtung 11 in den Hohlraum
8 eingeführt werden kann. Die Durchbrechung 13 ist durch eine Platte 14 verschlossen,
die an der Außenseite der Wand 12 befestigt ist, beispielsweise dort verklebt ist.
[0030] In gleicher Weise ist das Massenelement 10 mit einer Federeinrichtung 15 verbunden,
die an einer Platte 16 befestigt ist, die von außen an der Wand 12 des Korpus 2 befestigt
ist. Weitere Massenelemente, die nicht mit einem Bezugszeichen versehen sind, können
vorgesehen sein, wie in Fig. 1 dargestellt.
[0031] Die Massen der Massenelemente 9, 10 können sich voneinander unterscheiden. Auch die
Steifigkeiten der Federeinrichtungen 11, 15 können sich unterscheiden.
[0032] Fig. 2 zeigt eine abgewandelte Form der Befestigung der Federeinrichtung 11 des Massenelements
9 an der Wand 12 des Korpus. Die Durchbrechung 13 ist mit einem Innengewinde 17 versehen,
in das ein Gewindeeinsatz 18 eingeschraubt ist, an dem die Federeinrichtung 11 befestigt
ist. Hierfür ist allerdings eine gewisse Dicke der Wand 12 erforderlich. Eine derartige
Ausführung ist auch in der Platte 14 nach Fig. 1 möglich.
[0033] Die Ausrichtung der Federeinrichtung 11 richtet sich danach, wo und welche Schwingungen
auftreten und wie diese Schwingungen getilgt oder zumindest gedämpft werden sollen.
Während die Federeinrichtung 11, 15 in Fig. 1 und 2 eine Ausrichtung im Wesentlichen
parallel zur Schwerkraftrichtung haben, wenn die Wirkwerkzeugbarre 1 in einer Kettenwirkmaschine
montiert ist, ist auch eine Ausrichtung eines Federelements 11 senkrecht zur Schwerkraftrichtung
möglich. Dies ist in Fig. 3 gezeigt.
[0034] In Fig. 3 ist auch gezeigt, dass das Federelement als Federpaket ausgebildet ist.
Ein derartiges Federpaket weist mehrere Lagen 19, 20, 21 auf, die jeweils aus einem
Federblech oder einem Federstab gebildet sind. Diese Lagen 19, 20, 21 liegen aneinander
an. Wenn da die Federeinrichtung 11 verformt wird, entsteht hier eine Reibung, die
dämpfend wirkt.
[0035] Eine andere Möglichkeit ist in Fig. 7 dargestellt. Hier ist die Federeinrichtung
11 als Faserverbundstoff-Feder ausgebildet, beispielsweise aus einem glasfaserverstärkten
Kunststoff. Diese Feder aus glasfaserverstärktem Kunststoff wirkt ebenfalls dämpfend,
weil glasfaserverstärkter Kunststoff eine relativ hohe innere Dämpfung aufweist. Die
Federeinrichtung 11 kann in diesem Fall relativ dünn ausgebildet sein.
[0036] Eine weitere Alternative besteht darin, eine Kunststoff-Metall-Feder zu verwenden,
bei der ein Metallelement mit Federeigenschaften in einen Kunststoff eingegossen ist.
Auch ein derartiges Federelement weist eine relativ hohe innere Dämpfung auf, so dass
der Tilger auch eine Dämpfung der Schwingungen verursacht.
[0037] Eine Kombination aus Massenelement 9 und Federeinrichtung 11 beziehungsweise Massenelement
10 und Federeinrichtung 15 bildet jeweils eine Tilgereinheit. Die Tilgeranordnung
7 kann also mehrere Tilgereinheiten aufweisen, die in Längsrichtung 6 verteilt angeordnet
sind.
[0038] In nicht näher dargestellter Weise kann die Federeinrichtung 11, 15 eine verstellbare
Wirklänge aufweisen. Die verstellbare Wirklänge kann beispielsweise dadurch realisiert
werden, dass die freie Länge der Federeinrichtung 11, 15 verändert werden kann. Durch
das Verändern der freien Länge der Federeinrichtung 11, 15 lässt sich die entsprechende
Tilgerfrequenz verändern und einstellen.
[0039] Eine andere Möglichkeit, die Wirklänge der Federeinrichtung 11, 15 zu verändern,
besteht darin, die Federeinrichtung 11, 15 mit einer gewissen Vorspannung zu versehen,
wobei die Vorspannung geändert werden kann.
[0040] Fig. 4 zeigt eine gegenüber Fig. 1 abgewandelte Ausgestaltung einer Wirkwerkzeugbarre
1, die ebenfalls als Legebarre ausgebildet ist. In allen Fig. sind gleiche Elemente
mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0041] Bei der Ausgestaltung nach Fig. 4 erstreckt sich die Tilgermasse 9 in Längsrichtung
6 der Legebarre 1. Auch die Federeinrichtung 11 erstreckt sich in Längsrichtung 6
der Wirkwerkzeugbarre 1. Senkrecht zur Längsrichtung 6 hat die Federeinrichtung 11
eine wesentlich geringere Dicke. Dadurch ergibt sich eine richtungsabhängige Steifigkeit
der Federeinrichtung 11. In Längsrichtung 6 weist die Federeinrichtung 11 eine wesentlich
größere Steifigkeit auf als senkrecht zur Lenkrichtung 6.
[0042] Während bei den Ausgestaltungen nach den Fig. 1 bis 3 das Massenelement 9 sozusagen
als Punktmasse und in Fig. 4 als Stabform, sozusagen als Linienlast, betrachtet werden
kann, zeigt Fig. 5 eine Ausgestaltung, bei der ein Massenelement 22 in eine Federeinrichtung
23 integriert ist. Die Federeinrichtung 23 bildet damit die Tilgermasse. Die Federeinrichtung
23 ist mithilfe eines Klebstoffs 24, beispielsweise eines gummielastischen Klebstoffs
(Polyurethan-Klebstoff) an der Innenseite der Wand 12 des Korpus 2 festgeklebt.
[0043] Fig. 6 zeigt wiederum das Massenelement 9 an der Federeinrichtung 11, die wiederum
über die Platte 14 an der oberen Wand 12 des Korpus 2 befestigt ist. Die Darstellung
hier entspricht einer Schnittdarstellung der Wirkwerkzeugbarre nach Fig. 1.
[0044] Fig. 7 zeigt eine abgewandelte Ausführungsform, bei der die Federeinrichtung 11 an
einer Seitenwand 25 des Korpus befestigt ist. Die Seitenwand 25 ist aus einem kohlenfaserverstärkten
Kunststoff (CFK) gebildet. Die Federeinrichtung 11, die hier aus einem glasfaserverstärkten
Kunststoff gebildet ist, wird in die Seitenwand 25 integriert. Hierzu weist die Seitenwand
25 eine Ausformung 26 auf, in die die Federeinrichtung 11 eingesteckt ist. Beim Aushärten
des Korpus wird die Federeinrichtung 11 sozusagen mit Seitenwand 25 verbunden.
[0045] Fig. 8 zeigt eine weitere Ausgestaltung, bei der das Massenelement 9 in die Federeinrichtung
11 integriert ist. Die Federeinrichtung 11 weist einen Kunststoff auf, in den das
Massenelement 9 eingegossen oder mit ausgehärtet ist. Das Massenelement 9 hat vorzugsweise
eine gleiche oder eine höhere Dichte als der Werkstoff der Federeinrichtung. Es ist
auch möglich, dass die Federeinrichtung eine konstante Dichte hat. Man könnte diese
auch verteilen oder die Feder aus unterschiedlichen Werkstoffen aufbauen.
[0046] Fig. 9 zeigt schematisiert und vergrößert die Wirkwerkzeugbarre im Bereich einer
Wirkwerkzeugaufnahme 3. Die Wirkwerkzeugaufnahme 3 weist hier eine Fassung 27 für
die Wirknadeln 4 auf. Der Korpus 2 weist einen Durchbruch 28 auf, durch den die Federeinrichtung
11 mit dem Massenelement 9 in den Hohlraum 8 der Wirkwerkzeugbarre 1 eingeführt worden
ist.
[0047] In diesem Fall kann man die Federeinrichtung 11 auch an der Fassung 27 befestigen
oder die Befestigung der Federeinrichtung 11 mit Hilfe eines Befestigungselements
29 bewirken, dass man auch zum Befestigen der Fassung 27 am Korpus 2 verwendet.
[0048] In ähnlicher Weise ist es auch möglich, die aus Federeinrichtung 11 und Massenelement
9 gebildete Tilgereinheit an der Halterung 5 zu befestigen. Hierzu muss sich die Tilgereinheit
nicht unbedingt unterhalb der Halterung 5 befinden, sondern kann über einen Hebelarm
auch im Schwingungsbauch eines Korpusabschnitts zwischen zwei Halterungen 5 angeordnet
sein.
[0049] Idealerweise ist die Tilgeranordnung im Massenschwerpunkt der Schwingungsmasse des
Korpus 2 der Wirkwerkzeugbarre 1 angeordnet. Dies ist aus konstruktiven Gründen in
vielen Fällen allerdings nicht möglich. Die Tilgeranordnung 7 ist in den vorliegenden
Ausführungsbeispielen im Inneren des Korpus 2 angeordnet. Es ist aber auch eine Anordnung
außerhalb der Wirkwerkzeugbarre 1 möglich.
[0050] Die Tilgeranordnung 7 ist zweckmäßiger Weise auf eine Eigenfrequenz der Wirkwerkzeugbarre
1, gegebenenfalls in Abhängigkeit der Auflager, abgestimmt. Wenn die Wirkwerkzeugbarre
1 mit dieser Eigenfrequenz angeregt wird, beispielsweise durch die Rotation der Hauptwelle
der Kettenwirkmaschine, dann schwingen die Massenelemente 9, 10 bei richtiger Auslegung
gegenphasig und tilgen so die Schwingung der Wirkwerkzeugbarre.
[0051] Wenn die Federwirkung der Federeinrichtung 11, 15 eine verstellbare Tilgeranordnung
aufweist, dann kann man die Tilgeranordnung 7 auch noch im eingebauten Zustand auch
in gewissen Grenzen auf die jeweils erforderliche Tilgerfrequenz einstellen und die
Tilgeranordnung 7 dann auf die Wirkwerkzeugbarre 1 abstimmen.
[0052] Wenn man mehrere Tilgereinheiten verwendet, dann kann man eine abschnittsweise Tilgung
bewirken, beispielsweise zwischen den Halterungen 5 oder an den Enden des Korpus 2.
1. Wirkwerkzeugbarre (1) mit einem sich in Längsrichtung (6) erstreckenden Korpus (2),
der eine Wirkwerkzeugaufnahme (3) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der Korpus (2) eine Tilgeranordnung (7) aufweist.
2. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgeranordnung (7) auf eine Resonanzfrequenz des Korpus (2) oder des Korpus
mit Auflagern abgestimmt ist.
3. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgeranordnung (7) als passive Tilgeranordnung ausgebildet ist
4. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Korpus (2) eine Hohlraumanordnung (8) aufweist und die Tilgeranordnung (7) in
der Hohlraumanordnung (8) angeordnet ist.
5. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgeranordnung (7) mindestens ein Massenelement (9, 10, 22) aufweist, das mit
einer Federeinrichtung (11, 15, 23) in Wirkverbindung steht, die mit dem Korpus (2)
verbunden ist.
6. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Federeinrichtung (9, 15, 23) ein Federpaket, eine Faserverbundstoff-Feder und/oder
eine Kunststoff-Metall-Feder aufweist.
7. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Federeinrichtung (11) in einer ersten Richtung eine erste Steifigkeit und in
einer zweiten Richtung eine zweite Steifigkeit aufweist, wobei sich die erste Richtung
von der zweiten Richtung unterscheidet und die erste Steifigkeit von der zweiten Steifigkeit
unterscheidet.
8. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Federeinrichtung (11, 15, 23) eine verstellbare Federwirkung aufweist.
9. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Federeinrichtung (11) integral mit dem Korpus (2) ausgebildet ist.
10. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgeranordnung (7) mehrere Tilgereinheiten aufweist, die in Längsrichtung (6)
verteilt sind.
11. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens zwei Tilgereinheiten unterschiedliche Tilgermassen (9, 10) aufweisen.
12. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Korpus (2) mindestens einen Befestigungsdurchbruch (13, 28) aufweist und mindestens
eine Tilgereinheit im Bereich des Befestigungsdurchbruchs (28) angeordnet ist.
13. Wirkwerkzeugbarre nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgereinheit mit einer Wirkwerkzeugfassung (27) oder einer Korpusbefestigung
(5) verbunden ist.
14. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgereinheit lösbar in den Korpus (2) eingesetzt ist.
15. Wirkwerkzeugbarre nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Tilgereinheit (7) mit dem Korpus (2) verklebt ist.