[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum bidirektionalen drahtlosen Datenaustausch
zwischen zumindest einer stationären Einrichtung und einem Schienenfahrzeug gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, und ein Verfahren für den bidirektionalen drahtlosen
Datenaustausch gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 8.
[0002] Der Betrieb von Schienenfahrzeugen, insbesondere von U-Bahn-Zügen, erfordert einen
Datenaustausch zwischen dem Netz, also stationären Einrichtungen, und dem Schienenfahrzeug
selbst. Insbesondere bei U-Bahn-Zügen ist der herkömmliche Datenfunk, also die paketvermittelte
Datenübertragung über eine Funkverbindung im VHF-Frequenzband, wegen der Abschirmung
der Tunnelwände, Signalreflexionen und der Störungen durch die Stromversorgung der
Schienenfahrzeuge oft problematisch. Dennoch ist zumindest in regelmäßigen Abständen
eine zuverlässige Datenübertragung zwischen dem Schienenfahrzeug und dem Netzwerk,
also zumindest einer stationären Einrichtung, notwendig, um beispielsweise Fahrgast-Informationssysteme
(FIS) mit Positionsdaten und aktuellen Inhalten versorgen zu können. Auch Informationen
für den Fahrer des Schienenfahrzeugs sollen übermittelt werden, und umgekehrt sollen
Betriebs- und Zustandsinformationen des Schienenfahrzeugs an eine Zentrale übermittelt
werden können. Dabei ist es wichtig, die erhöhten Anforderungen an Störsicherheit
im Bahnbereich zu berücksichtigen. Insbesondere muss berücksichtigt werden, dass elektrische
Störungen auftreten können, die ein Kommunikations- oder Computersystem im Schienenfahrzeug
temporär stören oder unterbrechen können.
[0003] Eine weitere Aufgabe eines Kommunikationssystems im Bereich der Schienenfahrzeuge,
insbesondere der U-Bahn-Züge, ist die Lokalisierung und Identifikation von Schienenfahrzeugen,
insbesondere bei der Einfahrt in Bahnhöfe oder im Vorlauf von Weichen. Dazu ist es
bekannt, die Schienenfahrzeuge mit RFID-Transpondern auszustatten, und in jedem Bahnhof
und an anderen Stellen im Netz Lesegeräte (Schreib-/Lesegeräte, "Reader") vorzusehen,
die mit einer zentralen Steuerung verknüpft sind. So kann die zentrale Steuerung die
Schienenfahrzeuge lokalisieren und beispielsweise Ankunftszeiten in den Bahnhöfen
relativ genau angeben.
[0004] Eine besondere Betriebsart der bekannten RFID-Systeme für Schienenfahrzeuge ist der
sog. Dialogbetrieb. Dabei können zwei Lesegeräte über die Luftschnittstelle direkt
miteinander kommunizieren. Dazu ist es erforderlich, sowohl das Netzwerk als auch
die Schienenfahrzeuge mit jeweils gleichartigen Lesegeräten auszustatten. Neben der
relativ geringen Datenrate der bekannten Systeme ergibt sich weiter das Problem, dass
eine Kommunikation bei schneller Überfahrt oder Vorbeifahrt aufgrund des geringen
maximalen Schreib-/Leseabstandes problematisch sind. Das liegt unter anderem am verwendeten
Frequenzbereich von etwa 433MHz der bekannten Systeme, beispielsweise MOBY V des Herstellers
Siemens.
[0005] Es ist also eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein zuverlässiges System bzw.
Anordnung für den bidirektionalen drahtlosen Datenaustausch zwischen zumindest einer
stationären Einrichtung und einem Schienenfahrzeug vorzuschlagen.
[0006] Zur Erhöhung der Datenrate und zur Vergrößerung des Schreib-/Leseabstandes und für
die Verwendung bei höheren Geschwindigkeiten bietet es sich an, passive RFID-Technologie
im 865MHz-Bereich (UHF-RFID-Frequenzband) einzusetzen. Allerdings unterstützen die
bekannten UHF-RFID-Reader heutzutage keine "Reader-to-Reader-Kommunikation", also
keinen direkten drahtlosen Datenaustausch zwischen beispielsweise einem ortsfesten
und einem mit dem Schienenfahrzeug bewegten Schreib-/Lesegerät.
[0007] Zur Lösung dieses Problems kann ein RFID-Transponder entweder an oder in dem Schienenfahrzeug
oder in der Nähe des ortsfesten Lesegerätes (stationäre Einrichtung) eingesetzt werden,
der während einer Kommunikationsphase wechselseitig vom ortsfesten und vom mobilen
Schreib-/Lesegerät beschrieben und gelesen wird; dadurch können solche "Reader" eingesetzt
werden, die nicht direkt kommunizieren können. Der Vorteil besteht also darin, dass
handelsübliche RFID-Schreib-/Lesegeräte eingesetzt werden können, was jedoch mit dem
Nachteil verbunden ist, dass wegen des Einsatzes von zwei Lesegeräten hohe Kosten
entstehen, und darüber hinaus ein aufwändiges "Handshaking" notwendig ist, damit nicht
zwei Lesegeräte gleichzeitig auf den RFID-Transponder zugreifen. Ein weiterer Nachteil
besteht darin, dass während der relativ kurzen Zeitspanne, die dem Schienenfahrzeug
bzw. der darin installierten Technologie bei der Vorbeifahrt an der stationären Einrichtung
für den Datenaustausch zur Verfügung steht, keine Störung in dem Schienenfahrzeug,
beispielsweise durch eine schwankende Stromversorgung oder elektromagnetische Störungen
oder dgl. auftreten darf, was bedeutet, dass die Technologie entsprechend störfest
aufgebaut sein muss, was weitere Kosten verursacht.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird daher vorgeschlagen, in oder an dem Schienenfahrzeug
einen RFID-Transponder vorzusehen, der je ein drahtloses und ein drahtgebundenes Interface
aufweist. Das drahtlose Interface entspricht dabei der Funkschnittstelle eines Standard-UHF-RFID-Transponders,
beispielsweise genormt nach ISO 18000-63. Das drahtgebundene Interface soll als gängiges
Mikrokontroller-Interface ausgeführt werden, also eine Standardschnittstelle wie z.B.
I
2C oder SPI entsprechen. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, dass dieser RFID-Transponder
als "passiver" Transponder ausgeführt sein soll, also zumindest bei einem Zugriff
seitens der Luftschnittstelle ohne eine Batterie oder eine externe Stromversorgung
betrieben werden können soll.
[0009] Die Lösung der Aufgabe sieht insbesondere eine Anordnung gemäß dem Patentanspruch
1 und ein Verfahren gemäß dem Patentanspruch 8 vor.
[0010] Dabei wird eine Anordnung zum bidirektionalen drahtlosen Datenaustausch zwischen
zumindest einer stationären Einrichtung und einem Schienenfahrzeug vorgeschlagen,
wobei das Schienenfahrzeug mit einer Prozessoreinheit zur Bereitstellung von zu sendenden
Daten und zur Verarbeitung von empfangenen Daten ausgerüstet ist. Dabei ist die zumindest
eine stationäre Einrichtung zum drahtlosen Empfangen und Senden von Daten mittels
eines RFID-Kommunikationsprotokolls eingerichtet, wobei das Schienenfahrzeug mit zumindest
einem passiven RFID-Transponder mit einer drahtlosen Schnittstelle zum Datenaustausch
mit zumindest einer stationären Einrichtung versehen ist, wobei der RFID-Transponder
eine drahtgebundene Schnittstelle zum Datenaustausch mit der Prozessoreinheit des
Schienenfahrzeugs aufweist, und wobei der RFID-Transponder einen sowohl mittels der
drahtlosen Schnittstelle als auch mittels der drahtgebundenen Schnittstelle beschreibbaren
und auslesbaren Nutzdatenspeicher aufweist. Dadurch kann die an sich bekannte und
bewährte RFID-Technologie für die störsichere und kostengünstige Kommunikation zwischen
einem Schienenfahrzeug und zumindest einer stationären Einrichtung verwendet werden,
wobei ein Datenspeicher des RFID-Transponders die auszutauschenden Daten zwischenspeichert,
so dass auch bei einer ansonsten gestörten Informationstechnik in dem Schienenfahrzeug
der Datenaustausch im zur Verfügung stehenden Zeitfenster sicher abgewickelt werden
kann.
[0011] Die Lösung der Aufgabe sieht außerdem ein Verfahren zum bidirektionalen drahtlosen
Datenaustausch zwischen zumindest einer stationären Einrichtung und einem Schienenfahrzeug
vor, wobei das Schienenfahrzeug mit einer Prozessoreinheit zur Bereitstellung von
zu sendenden Daten und zur Verarbeitung von empfangenen Daten ausgerüstet ist. Dabei
ist das Schienenfahrzeug mit einem RFID-Transponder ausgerüstet, wobei der RFID-Transponder
zum drahtlosen Datenaustausch mit der zumindest einen stationären Einrichtung und
zum drahtgebundenen Datenaustausch mit der Prozessoreinheit eingerichtet ist, und
wobei der RFID-Transponder einen Nutzdatenspeicher aufweist, wobei dieser Nutzdatenspeicher
sowohl drahtlos durch die zumindest eine stationäre Einrichtung lesbar und beschreibbar
ist, als auch drahtgebunden durch die Prozessoreinheit auslesbar oder beschreibbar
ist, wobei für den Datenaustausch während des Aufenthalts des RFID-Transponders in
einem Sende-/Empfangsbereich ("Reichweite") der zumindest einen stationären Einrichtung
diese zumindest eine stationäre Einrichtung die auszutauschenden Daten mit dem Nutzdatenspeicher
synchronisiert, und wobei zu einem beliebigen Zeitpunkt die Prozessoreinheit die auszutauschenden
Daten mit dem Nutzdatenspeicher synchronisiert. Durch dieses Verfahren können die
bereits im Hinblick auf die Anordnung diskutierten Vorteile realisiert werden.
[0012] Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Anordnung sind in den abhängigen
Patentansprüchen angegeben; die dabei beschriebenen Merkmale und deren Vorteile gelten
sinngemäß auch für das erfindungsgemäße Verfahren. Die Gegenstände der vorteilhaften
Ausgestaltungen können sowohl einzeln, als auch in sinnvoller Kombination miteinander
angewendet werden.
[0013] Wegen der vorteilhaften Datenrate und der guten Störsicherheit wird vorteilhaft UHF-RFID-Technologie
im 865-MHz-Bereich verwendet.
[0014] In einer vorteilhaften Ausgestaltung ist die drahtgebundene Schnittstelle ein Mikroprozessor-Interface
zum direkten Datenaustausch mit einem Mikroprozessor der Prozessoreinheit des Schienenfahrzeugs,
wodurch zum Einen der "Umweg" über andere Schnittstellen eingespart wird, und zum
Anderen eine besonders schnelle und sichere Kommunikation zwischen dem Datenspeicher
des RFID-Transponders und der Prozessoreinheit, beispielweise einem Fahrgast-Informationssystem
oder einem anderen System des Schienenfahrzeugs, gewährleistet ist.
[0015] Die Wagenkästen von Schienenfahrzeugen oder zumindest deren Unterbau (Chassis) bestehen
in der Regel aus ferromagnetischen Werkstoffen, insbesondere Stahl. Daher ist es vorteilhaft,
wenn der RFID-Transponder ein Gehäuse zur Montage außerhalb des Wagenkastens des Schienenfahrzeugs
aufweist, um somit eine Abschirmung durch den Wagenkasten zu vermeiden, was eine höhere
Reichweite des Systems und damit ein längeres "Zeitfenster" für den Datenaustausch
zwischen der stationären Einrichtung und dem RFID-Transponder ermöglicht. Alternativ
kann der RFID-Transponder auch aus einem Elektronikteil und zumindest einer davon
separaten Antenne bestehen, wobei dann zumindest die Antenne zur Montage außerhalb
des Wagenkastens des Schienenfahrzeugs vorgesehen ist. Der sich daraus ergebende Nachteil
einer zweigeteilten Ausführung mit dem Erfordernis einer Antennenleitung zwischen
dem Elektronikteil und der zumindest einen Antenne bedingt auf der anderen Seite den
Vorteil, dass der Elektronikteil sowohl hinsichtlich elektrischer Störungen, als auch
hinsichtlich Witterungseinflüssen etc. geschützt im Inneren des Wagenkastens montiert
werden kann.
[0016] Vorteilhaft ist in einem Schienennetz für das Schienenfahrzeug eine Vielzahl stationärer
Einrichtungen vorgesehen, insbesondere im Bereich der Einfahrten und/oder Ausfahrten
von Haltestellen oder Bahnhöfen. Dadurch kann anhand einer individuellen Kennung der
jeweiligen stationären Einrichtung bzw. des Transponders das Schienenfahrzeug jeweils
lokalisiert werden.
[0017] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Anordnung wird nachfolgend anhand der
Zeichnungen erläutert. Das Ausführungsbeispiel dient gleichzeitig der Erläuterung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0018] Dabei zeigen:
- Figur 1
- in schematischer Darstellung eine Anordnung aus einem Schienenfahrzeug und einer stationären
Einrichtung, die aus einer Steuerung und einem RFID-Schreib-/Lesegerät besteht, und
- Figur 2
- in schematischer Darstellung eine Prozessoreinheit und ein RFID-Transponder zum Datenaustausch
mit einem Bordrechner des Schienenfahrzeugs.
[0019] In der Figur ist ein Schienenfahrzeug SF dargestellt, welches mit einem RFID-Transponder
TR für den bidirektionalen Datenaustausch ausgestattet ist. Seitens des Schienennetzes
ist ein Schreib-/Lesegerät für RFID-Kommunikation als stationäre Einrichtung SLG im
Bereich des Fahrweges des Schienenfahrzeuges SF angeordnet, beispielsweise im Gleisbett.
Die stationäre Einrichtung SLG und der Transponder TR sind dabei derart installiert,
dass sich eine möglichst langandauernde, störungsfreie Datenübertragung zwischen diesen
beiden Einheiten realisieren lässt. Die stationäre Einrichtung SLG ist dabei mit einer
zentralen Steuerung ST des Bahnbetreibers verbunden; in einer realen Anordnung können
eine Vielzahl stationärer Einrichtungen SLG und eine Mehrzahl Steuerungen ST vorgesehen
sein.
[0020] Die Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung die in dem Schienenfahrzeug oder an
dem Schienenfahrzeug installierte Informationstechnologie. Ein Bordrechner CPU soll
dabei Senke oder Quelle der auszutauschenden Daten sein, wobei der Bordrechner CPU
beispielsweise ein Fahrgastinformationssystem oder ein Kommunikationsterminal eines
Zugführers oder eine Steuerung des Antriebs des Schienenfahrzeugs oder dgl. ist. Es
können auch mehrere Bordrechner CPU mit unterschiedlichen Funktionen gleichzeitig
oder wechselweise eingesetzt werden. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist der Bordrechner
CPU über ein Ethernet-Datennetzwerk mit einer Prozessoreinheit PE, die für den Datentransfer
verantwortlich ist, verbunden.
[0021] In einer alternativen Ausführungsform kann die Prozessoreinheit PE auch in dem Bordrechner
CPU integriert sein oder die Prozessoreinheit PE kann gleichzeitig auch die Funktion
des Bordrechners CPU übernehmen. Der Transponder TR besteht aus einem Elektronik-Teil
ET und einer Antenne ANT. Beide Komponenten können in einem gemeinsamen Gehäuse integriert
sein oder aber auch separat voneinander montiert werden; in letzterem Fall ist eine
Antennenleitung dazwischen erforderlich.
[0022] Der in der Figur 2 dargestellte Transponder TR weist eine Antenne ANT und ein analoges
Interface AI für die drahtlose Kommunikation mit der in Figur 1 dargestellten stationären
Einrichtung SLG auf. Die Antenne ANT ist mit dem analogen Interface AI verbunden,
welches ihrerseits mit einer digitalen Signalverarbeitung (nicht dargestellt) zusammenwirkt.
Der Transponder TR weist weiterhin einen Speicher SP auf, welcher sowohl mittels des
analogen Interfaces AI, als auch mittels eines digitalen Interfaces DI zugreifbar
ist. Der Transponder TR wird in diesem Ausführungsbeispiel durch ein magnetisches
oder elektromagnetisches Wechselfeld, welches durch die stationäre Einrichtung SLG
erzeugt wird, mit Energie versorgt; es handelt sich also um einen passiven Transponder
TR. Alternativ können auch semi-aktive oder aktive Transponder, also solche mit einer
(ggf. zusätzlichen) externen Energieversorgung, eingesetzt werden, insbesondere in
solchen Fällen, die eine erhöhte Reichweite erfordern.
[0023] Der Transponder TR ist über das digitale Interface DI mit der Prozessoreinheit PE
verbunden, wobei ein herkömmliches Mikrokontroller-Interface verwendet wird. Die Signalleitungen
dieses Interfaces sind in der Figur 2 schematisch dargestellt und tragen dabei die
Bezeichnungen VCC (Versorgungsspannung), Clock (Takt), DI (serielle Datenleitung "Input"),
DO (serielle Datenleitung "Output") und GND (Masse, "Ground").
[0024] Der Transponder und die Prozessoreinheit PE sind derart eingerichtet, dass ein Zugriff
der Prozessoreinheit PE auf den Speicher SP des Transponders jederzeit möglich ist,
also insbesondere dann, wenn der Transponder nicht durch einen elektromagnetisches
Feld der stationären Einrichtung SLG mit Energie versorgt wird.
[0025] Bei der dargestellten Anordnung kann durch einen Administrator festgelegt werden,
ob in einem Kommunikationszyklus zuerst durch die stationäre Einrichtung SLG die Daten
des Speichers SP ausgelesen und über die Luftschnittstelle zu der stationären Einrichtung
SLG übertragen werden, um dann im zweiten Schritt die dem Schienenfahrzeug SF bereitzustellenden
Daten von der stationären Einrichtung SLG über die Luftschnittstelle zu dem Transponder
TR zu übertragen und dort im Speicher SP abzulegen, oder umgekehrt. Vorzugsweise ist
der Speicher SP in mindestens zwei logische Speicherbereiche gegliedert, nämlich zum
einen die für diejenigen Daten, die von dem Schienenfahrzeug zu der stationären Einrichtung
SLG übertragen werden sollen, und zum anderen ein solcher Speicherbereich, der umgekehrt
für die Daten reserviert ist, die von der stationären Einrichtung SLG zu dem Schienenfahrzeug
SF übertragen werden sollen. Dadurch wird verhindert, dass durch einen schreibenden
Zugriff auf den Speicher SP solche Daten überschrieben werden, die für einen lesenden
Zugriff später noch zur Verfügung stehen sollen. Selbstverständlich werden bei jedem
Datenaustausch Identifizierungsinformationen des Transponders und/oder des Schienenfahrzeugs
zu der stationären Einrichtung SLG übertragen, und umgekehrt können Identifizierungsinformationen
und/oder Ortsinformationen der jeweiligen stationären Einrichtung SLG bei jedem Kommunikationszyklus
zu dem Transponder TR und damit zu dem Bordrechner CPU übertragen werden. In einer
vorteilhaften Ausgestaltung ist darüber hinaus die Datenübertragung verschlüsselt
und/oder digital signiert, um missbräuchlichen Zugriff zu vermeiden.
[0026] Als Beispiel für eine einzelne Datenübertragung sei zunächst angenommen, dass die
stationäre Einrichtung SLG von der Steuerung ST mit einem Datensatz vorbereitet wurde,
der im nächsten Kommunikationszyklus an das Schienenfahrzeug SF übermittelt werden
soll. Dieser Datensatz kann beispielsweise Informationen umfassen, die durch ein Fahrgastinformationssystem
dargestellt werden sollen. Die stationäre Einrichtung SLG sendet dazu permanent eine
elektromagnetische Trägerwelle aus und versucht dabei, den RFID-Transponder TR zu
erfassen. Sobald der Transponder TR im Erfassungsbereich der stationären Einrichtung
SLG einläuft, wird der Transponder TR erfasst und "inventarisiert", was einer normalen
Kommunikations-Sitzung im Bereich der RFID-Technologie entspricht und daher an dieser
Stelle nicht weiter ausgeführt wird. Gemäß den bekannten Verfahren zum drahtlosen
Datenaustausch mit RFID-Transpondern wird nun der vorbereitete Datensatz mit den an
das Schienenfahrzeug SF zu übermittelnden Informationen über die Luftschnittstelle
an den Transponder TR übertragen und dort im Speicher SP bzw. in den für zu empfangende
Daten reservierenden Speicherbereich des Speichers SP gespeichert.
[0027] Danach werden während desselben Kommunikationszyklus' aus dem Speicher SP bzw. aus
einem Speicherbereich, der für zu übertragende Daten in dem Speicher SP reserviert
ist, die Daten durch den RFID-Transponder TR zu der stationären Einrichtung SLG übertragen,
wobei die stationäre Einrichtung SLG dann später diese empfangenden Daten an die Steuerung
ST weiterleitet.
[0028] Natürlich kann der Datentransfer auch in umgekehrter Reihenfolge vorgesehen sein,
insbesondere dann, wenn keine logisch getrennten Speicherbereiche verfügbar sind -
in diesem Fall ist es sinnvoll, erst den Speicher auszulesen, bevor er wieder beschrieben
wird. Es ist zu beachten, dass während des Kommunikationszyklus' kein Datenaustausch
zwischen der Prozessoreinheit PE und dem Transponder TR notwendig ist.
[0029] Nach Abschluss dieses Datenaustausches liegen die von der stationären Einrichtung
SLG empfangenen Daten im Speicher SP zum Abruf durch die Prozessoreinheit PE bereit.
Solange der Transponder TR noch aktiv ist, d.h., solange die durch die stationäre
Einrichtung SE mittels der elektromagnetischen Trägerwelle bereitgestellte Energie
noch nicht aufgezehrt ist, kann der Transponder TR über das digitale Interface DI
die Prozessoreinheit PE über den Abschluss des Kommunikationszyklus' aktiv informieren
und somit den Abruf der Daten aus dem Speicher SP initiieren. Alternativ kann die
Prozessoreinheit PE auch in regelmäßigen Zeitabständen den Speicher SP auslesen und
dabei anhand eines Zeitstempels, einer Sequenznummer oder anhand des Inhaltes feststellen,
dass neue Daten vorliegen, und diese weiterverarbeiten. Die Weiterverarbeitung besteht
insbesondere darin, dem Bordrechner CPU die Daten bereitzustellen und dabei oder anhand
eines anderen Ereignisses vom Bordrechner CPU diejenigen Daten abzufordern oder auszulesen,
die im nächsten Kommunikationszyklus über die Luftschnittstelle an die stationäre
Einrichtung SLG übertragen werden sollen. Diese Daten werden durch die Prozessoreinheit
PE über das digitale Interface DI in den dafür reservierten Speicherbereich des Speichers
SP geschrieben.
[0030] Während im bisher diskutierten Ausführungsbeispiel die Kommunikation zwischen der
Prozessoreinheit PE und einem Bordrechner CPU "offline" stattfindet, also vor oder
nach einem Kommunikationszyklus zwischen dem Transponder TR und der stationären Einrichtung
SLG, kann insbesondere bei länger andauernden Kommunikationszyklen dieser Datenaustausch
während des Kommunikationszyklus' erfolgen, ggf. auch mehrfach. Die zuerst beschriebene
Varianten hat jedoch den Vorteil, dass der Datenaustausch zwischen dem Transponder
TR und der stationären Einrichtung SLG vollkommen autark von der Prozessoreinheit
PE und dem Bordrechner CPU erfolgt, wobei noch nicht einmal eine Energieversorgung
des Schienenfahrzeugs SF zur Verfügung stehen muss. Dies bedeutet, dass der Datenaustausch
auch dann stattfinden kann, wenn die restliche Informationstechnologie des Schienenfahrzeugs
SF temporär gestört ist.
[0031] Durch das geschilderte System und das geschilderte Verfahren ist es möglich, sämtliche
Vorteile der UHF-RFID-Technologie zu nutzen, beispielsweise eine Datenübertragung
bzw. Erfassung des Transponders bei Geschwindigkeiten > 200 km/h, eine schnelle Datenübertragung
und eine hohe Störsicherheit. Für den Datenaustausch ist kein zweiter, teurer "Reader"
im Schienenfahrzeug notwendig. Darüber hinaus gewährleistet die Erfindung eine hohe
Verfügbarkeit, da die Daten sich zwischengepuffert im Speicher des Transponders TR
befinden und so seitens des Schienenfahrzeugs zu beliebigen Zeiten gelesen bzw. geschrieben
werden können, beispielsweise nach der Wiederherstellung der Funktionsbereitschaft
der schienenfahrzeugseitigen Informationstechnik nach einer Störung.
1. Anordnung zum bidirektionalen drahtlosen Datenaustausch zwischen zumindest einer stationären
Einrichtung (SLG) und einem Schienenfahrzeug (SF),
wobei das Schienenfahrzeug (SF) mit einer Prozessoreinheit (PE) zur Bereitstellung
von zu sendenden Daten und zur Verarbeitung von empfangenen Daten ausgerüstet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zumindest eine stationäre Einrichtung (SLG) zum drahtlosen Empfangen und Senden
von Daten mittels eines RFID-Kommunikationsprotokolls eingerichtet ist,
dass das Schienenfahrzeug (SF) mit zumindest einem passiven RFID-Transponder (TR) mit
einer drahtlosen Schnittstelle zum Datenaustausch mit zumindest einer stationären
Einrichtung (SLG) versehen ist,
dass der RFID-Transponder (TR) eine drahtgebundene Schnittstelle zum Datenaustausch mit
der Prozessoreinheit (PE) des Schienenfahrzeugs (SF) aufweist, und
dass der RFID-Transponder (TR) einen sowohl mittels der drahtlosen Schnittstelle als auch
mittels der drahtgebundenen Schnittstelle (DI) beschreibbaren und auslesbaren Nutzdatenspeicher
(SP) aufweist.
2. Anordnung nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Prozessoreinheit (PE) Bestandteil eines Fahrgastinformationssystems ist.
3. Anordnung nach Patentanspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Prozessoreinheit (PE) Bestandteil eines teil- oder vollautomatischen Steuerungssystems
des Schienenfahrzeugs (SF) ist.
4. Anordnung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die drahtgebundene Schnittstelle ein Mikroprozessor-Interface zum direkten Datenaustausch
mit einem Mikroprozessor der Prozessoreinheit (PE) ist.
5. Anordnung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der RFID-Transponder (TR) ein Gehäuse zur Montage außerhalb des Wagenkastens des Schienenfahrzeugs
(SF) aufweist.
6. Anordnung nach einem der Patentansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der RFID-Transponder (TR) aus einem Elektronikteil (ET) und einer davon separaten
Antenne (ANT) besteht, wobei die Antenne (ANT) zur Montage außerhalb des Wagenkastens
des Schienenfahrzeugs (SF) vorgesehen ist.
7. Anordnung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
in einem Schienennetz für das Schienenfahrzeug (SF) eine Vielzahl stationärer Einrichtungen
(SLG) vorgesehen sind, insbesondere im Bereich der Einfahrten und/oder Ausfahrten
von Haltestellen oder Bahnhöfen.
8. Verfahren zum bidirektionalen drahtlosen Datenaustausch zwischen zumindest einer stationären
Einrichtung (SLG) und einem Schienenfahrzeug (SF),
wobei das Schienenfahrzeug (SF) mit einer Prozessoreinheit (PE) zur Bereitstellung
von zu sendenden Daten und zur Verarbeitung von empfangenen Daten ausgerüstet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schienenfahrzeug (SF) mit einem RFID-Transponder (TR) ausgerüstet ist, wobei
der RFID-Transponder (TR) zum drahtlosen Datenaustausch mit der zumindest einen stationären
Einrichtung (SLG) und zum drahtgebundenen Datenaustausch mit der Prozessoreinheit
(PE) eingerichtet ist, und wobei der RFID-Transponder (TR) einen Nutzdatenspeicher
(SP) aufweist,
wobei dieser Nutzdatenspeicher (SP) sowohl drahtlos durch die zumindest eine stationäre
Einrichtung (SLG) lesbar und beschreibbar ist, als auch drahtgebunden durch die Prozessoreinheit
auslesbar oder beschreibbar ist,
wobei für den Datenaustausch während des Aufenthalts des RFID-Transponders (TR) in
einem Empfangsbereich der zumindest einen stationären Einrichtung (SLG) diese zumindest
eine stationäre Einrichtung (SLG) die auszutauschenden Daten mit dem Nutzdatenspeicher
(SP) synchronisiert, und dass zu einem beliebigen Zeitpunkt die Prozessoreinheit (PE)
die auszutauschenden Daten mit dem Nutzdatenspeicher (SP) synchronisiert.