[0001] Die Erfindung betrifft ein Flugkörperrudersystem mit einem Rudergehäuse, einer im
Rudergehäuse drehbar gelagerten Ruderwelle, einem an der Ruderwelle befestigten Ruderblatt,
einem Ruderantrieb und einer Kopplungseinheit, die den Ruderantrieb so mit der Ruderwelle
koppelt, dass eine Bewegung des Ruderantriebs eine Rotation der Ruderwelle erzeugt.
[0002] Lenkflugkörper weisen am Bug oder am Heck Ruder auf, mit denen ihr Flug gelenkt wird
und sie so ein vorbestimmtes Ziel ansteuern. Zum Bewegen eines Flugkörperruders sind
Lenkflugkörper mit einem Ruderantrieb ausgestattet, der über eine Kopplungseinheit
Kräfte zum Auslenken des Ruders in das Ruder einleitet. Durch die hohen Fluggeschwindigkeiten
eines Lenkflugkörpers wirken sehr hohe Kräfte an einem Ruder des Lenkflugkörpers,
insbesondere bei starken Lenkbewegungen. Ein Ruder muss daher gegen hohe Gegenkräfte
zuverlässig und exakt bewegt werden können.
[0003] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Flugkörperrudersystem anzugeben,
mit dem hohe Kräfte auf ein Lenkflugkörperruder zuverlässig aufgebracht werden können.
[0004] Diese Aufgabe wird durch ein Flugkörperrudersystem der eingangs genannten Art gelöst,
bei dem erfindungsgemäß die Kopplungseinheit zumindest ein am Ruderantrieb befestigtes,
flexibles Zugelement aufweist, das ein Stück weit auf die Ruderwelle aufgerollt ist.
Es kann eine hohe Kraft sicher vom Ruderantrieb über die Kopplungseinheit auf das
Ruder aufgebracht werden bei geringem Spiel und geringer Hysteresebewegung. Durch
das Aufrollen kann eine einfache Übertragung von beispielsweise einer Translationsbewegung
in eine Rotationsbewegung erzeugt werden verbunden mit einer zumindest spielarmen
Verbindung zwischen der Kopplungseinheit und der Ruderwelle.
[0005] Die Rotationsbewegung der Ruderwelle kann in beide Richtungen durch ein einziges
Zugelement erreicht werden, das zumindest im Wesentlichen ganz um die Ruderwelle herumgeführt
ist und mit seinen beiden freien Enden am Ruderantrieb befestigt ist. Ebenfalls möglich
ist das Vorsehen von zwei Zugelementen, die jeweils für eine einzige Zugrichtung bestimmt
sind. Diese sind zweckmäßigerweise jeweils in einander entgegengesetzter Richtung
teilweise auf die Ruderwelle aufgerollt, so dass jedes der beiden Zugelemente den
Zug in eine Richtung auf die Ruderwelle leiten kann. Bei Rotation der Ruderwelle wird
entsprechend ein Zugelement auf der Ruderwelle aufgerollt und das andere von der Ruderwelle
abgerollt. Bei nur einem einzigen Zugelement wird bei einer Rotation der Ruderwelle
ein Ende des Zugelements auf die Ruderwelle aufgerollt, und das andere Ende wird abgerollt.
[0006] Das Zugelement kann eine Litze, ein Band, eine flexible Zahnstange oder ein Zahnriemen
oder dergleichen sein. Zweckmäßigerweise ist das Zugelement zumindest überwiegend
aus Stahl gefertigt, insbesondere als ein Stahlband, so dass hohe Kräfte zwischen
dem Ruderantrieb und der Ruderwelle übertragen werden können.
[0007] In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist der Ruderantrieb ein Translationsantrieb
mit einer Kolbeneinheit, und das Zugelement ist an der Kolbeneinheit befestigt. Die
Kolbeneinheit kann in einer Translationsbewegung in ein Antriebsgehäuse ein- und wieder
ausfahren, so dass auch das Zugelement zumindest mit einem Ende die Translationsbewegung
dieses Ein- und Ausfahrens mit ausführt. Durch einen Translationsantrieb kann auf
einfache Weise und sehr präzise eine Bewegung zum Anlenken der Ruderwelle erzeugt
werden. Der Translationsantrieb ist zweckmäßigerweise ein Spindelantrieb, wobei die
Kolbeneinheit bei ihrer Translationsbewegung zweckmäßigerweise rotationsfrei ist.
Das Zugelement kann beispielsweise mit der Kolbeneinheit verschraubt sein oder in
einer anderen Weise formschlüssig, stoffschlüssig oder einstückig an der Kolbeneinheit
befestigt sein.
[0008] Zweckmäßigerweise ist das Zugelement einstückig mit der Kolbeneinheit ausgeführt.
Es kann hierdurch eine in der Lage besonders präzise Befestigung des Zugelements an
der Kolbeneinheit erreicht werden. Zudem kann eine Montage einfach gehalten werden.
Das Zugelement kann beispielsweise durch das Verfahren der Drahterosion an einer Seite
vom Körper der Kolbeneinheit gelöst werden, wobei das andere Ende des Zugelements
mit der Kolbeneinheit einstückig verbunden bleibt.
[0009] Eine besonders einfache Konstruktion der Kopplungseinheit kann erreicht werden, wenn
die Kopplungseinheit zwei ineinander eingreifende Kolbenstücke aufweist, die zweckmäßigerweise
zueinander verschiebbar gelagert sind. An jedem der beiden Kolbenstücke kann ein Zugelement
befestigt sein, beziehungsweise bei nur einem um die Ruderwelle umlaufenden Zugelement
jeweils ein Ende des Zugelements befestigt sein.
[0010] Weiter ist es vorteilhaft, wenn die Kopplungseinheit ein Verspannelement aufweist,
mit dem die beiden Kolbenstücke gegeneinander verspannbar sind, beispielsweise indem
sie auseinander pressbar sind. Das Verspannelement kann ein Gewindeelement sein, das
in eines der Kolbenstücke eingeschraubt wird und das durch das Einschrauben das andere
Kolbenstück aus dem ersteren herausdrückt.
[0011] Insbesondere bei schnellen Lenkmanövern des Lenkflugkörpers können hohe Kräfte am
Ruder angreifen und damit auch das Zugelement belasten. Um ein Abreißen des Zugelements
von einem Element des Ruderantriebs zu vermeiden, ist es vorteilhaft, wenn das Zugelement
im Bereich der Befestigung dicker ist als im Wickelbereich, insbesondere radial zur
Ruderwelle dicker ist als im Wickelbereich. Einem Bruch an einer Befestigungsstelle,
beispielsweise einem Ende eines Einschnitts zwischen dem Zugelement und dem mit ihm
einstückig ausgeführten Element des Ruderantriebs, kann durch die Verdickung entgegengewirkt
werden.
[0012] Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn das Zugelement an einem Element des Ruderantriebs
befestigt ist und ein Wickelbereich des Zugelements durch einen Spalt vom Element
des Ruderantriebs getrennt ist und das Zugelement im Bereich des Spalts zum Spaltende
hin sich radial verdickend, insbesondere zur Ruderwelle hin, ausgeführt ist. Das Zugelement
wird insofern zweckmäßigerweise vom Wickelbereich zum Spaltende hin dicker, insbesondere
kontinuierlich dicker, wodurch einem Bruch am Spaltende effektiv entgegengewirkt werden
kann.
[0013] Der Platz für die Rudermechanik im Lenkflugkörper kann stark begrenzt sein, so dass
eine kompakte Konstruktion von Vorteil ist. Diesbezüglich ist es vorteilhaft, wenn
der Ruderantrieb ein Translationsantrieb mit einer Kolbeneinheit und einem Kolbengehäuse
ist und das Zugelement zusammen mit der Kolbeneinheit in das Kolbengehäuse hineinreicht.
Bei einem Hineinfahren der Kolbeneinheit in das Kolbengehäuse bewegt sich ein Ende
des Zugelements innerhalb des Kolbengehäuses und ein Bereich des Zugelements fährt
in das Kolbengehäuse hinein. Der Wickelbereich kann hierdurch sehr nahe am und insbesondere
teilweise im Kolbengehäuse angeordnet werden.
[0014] Außerdem betrifft die Erfindung ein Flugkörperrudersystem der eingangs genannten
Art, das dadurch besonders kompakt gehalten werden kann, dass die Ruderwelle erfindungsgemäß
über ein Außenradiallager am Rudergehäuse und über ein Innenradiallager zumindest
mittelbar am Rudergehäuse befestigt ist. Zweckmäßigerweise ist das Innenradiallager
an einem Innengehäuse, beispielsweise einem Triebwerksgehäuse beziehungsweise Triebwerksrohr
gehalten. Als Lager sind Nadellager besonders geeignet, da diese radial klein bauend
gestaltet werden können und hohen Belastungen standhalten.
[0015] Der Kompaktheit des Flugkörperrudersystems ist es zudem förderlich, wenn das Innenradiallager
auf axialer Höhe des Zugelements angeordnet ist. Die Axialhöhe bezieht sich hierbei
auf die Axialrichtung der Ruderwelle. Während die Ruderwelle von innen durch das Innenradiallager
gehalten ist, kann das Zugelement von außen die Ruderwelle zumindest teilweise umgreifen.
[0016] Eine einfache Montage kann ermöglicht werden, wenn die Ruderwelle auf ihrer dem Ruderblatt
abgewandten Seite auf eine Halteeinheit aufgesteckt und an dieser axial formschlüssig
gehalten ist. Der Formschluss kann beispielsweise durch ein Verdrehen der Ruderwelle
auf der Halteeinheit erreicht werden. Zweckmäßigerweise bilden die Ruderwelle und
die Halteeinheit ein Axialgleitlager. Durch die geringen axialen Kräfte kann dies
rotationskörperfrei gehalten und damit einfach gestaltet bleiben. Die Halteeinheit
kann beispielsweise ein Triebwerksgehäuse beziehungsweise Triebwerksrohr sein.
[0017] Zudem ist es vorteilhaft, wenn die Ruderwelle mittels eines Innenradiallagers radial
an der Halteeinheit gehalten ist. Neben einer axialen Lagerung kann auch eine radiale
Lagerung kompakt erreicht werden.
[0018] Die Erfindung ist außerdem gerichtet auf ein Verfahren zur Montage eines Flugkörperrudersystems,
bei dem ein Ruderantrieb an einem Rudergehäuse befestigt wird. Eine besonders einfache
Montage kann erreicht werden, wenn eine Ruderwelle von außen in das Rudergehäuse eingesteckt
wird und ein flexibles Zugelement einer Kopplungseinheit an der Ruderwelle befestigt
wird. Das Zugelement ist oder wird zweckmäßigerweise am Ruderbetrieb befestigt. Vorteilhafterweise
wird das Zugelement durch ein Drehen der Ruderwelle auf dieser aufgerollt. Ein Teil
des Zugelements kann nun von außen auf der Ruderwelle anliegen, während ein anderer
Teil am Ruderantrieb befestigt ist. Die Reihenfolge der Verfahrensschritte ist beliebig
und kann zweckmäßigerweise an die Konstruktion angepasst werden.
[0019] Eine besonders einfache axiale Halterung der Ruderwelle kann erreicht werden, wenn
diese durch das Drehen axial formflüssig an einem Innenaxiallager befestigt wird.
Insbesondere wird die Ruderwelle bei dem Einstecken in das Rudergehäuse auf eine Halteeinheit
gesteckt, die eine Hälfte des Innenaxiallagers bildet.
[0020] Die bisher gegebene Beschreibung vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung enthält
zahlreiche Merkmale, die in einigen abhängigen Ansprüchen zu mehreren zusammengefasst
wiedergegeben sind. Diese Merkmale können jedoch zweckmäßigerweise auch einzeln betrachtet
und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammengefasst werden, insbesondere bei
Rückbezügen von Ansprüchen, so dass ein einzelnes Merkmal eines abhängigen Anspruchs
mit einem einzelnen, mehreren oder allen Merkmalen eines anderen abhängigen Anspruchs
kombinierbar ist. Außerdem sind diese Merkmale jeweils einzeln und in beliebiger geeigneter
Kombination sowohl mit dem erfindungsgemäßen Verfahren als auch mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung gemäß den unabhängigen Ansprüchen kombinierbar. So sind Verfahrensmerkmale
auch als Eigenschaften der entsprechenden Vorrichtungseinheit gegenständlich formuliert
zu sehen und funktionale Vorrichtungsmerkmale auch als entsprechende Verfahrensmerkmale.
[0021] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
in Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Die Ausführungsbeispiele dienen der Erläuterung
der Erfindung und beschränken die Erfindung nicht auf die darin angegebene Kombination
von Merkmalen, auch nicht in Bezug auf funktionale Merkmale. Außerdem können dazu
geeignete Merkmale eines jeden Ausführungsbeispiels auch explizit isoliert betrachtet,
aus einem Ausführungsbeispiel entfernt, in ein anderes Ausführungsbeispiel zu dessen
Ergänzung eingebracht und/oder mit einem beliebigen der Ansprüche kombiniert werden.
[0022] Es zeigen:
- FIG 1
- einen hinteren Abschnitt eines Lenkflugkörpers mit einem Flugkörperrudersystem, das
vier axial drehbare Ruder umfasst, bei nach hinten geöffnetem Rudergehäuse,
- FIG 2
- eine auf eine Halteeinheit eines Triebwerkrohrs aufgesteckte Ruderwelle mit dahinter
liegendem Ruderantrieb,
- FIG 3
- den Ruderantrieb aus FIG 2 mit zwei Kolbeneinheiten, an denen jeweils ein Zugelement
befestigt ist und
- FIG 4
- die beiden Kolbenelemente in auseinander genommenem Zustand mit den beiden Zugelementen.
[0023] FIG 1 zeigt den hinteren Teil eines Lenkflugkörpers 2 mit einem Flugkörperrudersystem
4, das vier jeweils 90° zueinander versetzt angeordnete Ruder 6 an einem Rudergehäuse
8 aufweist. Die Ruder 6 sind jeweils an einer Ruderwelle 10 befestigt, die in Axialrichtung
ihres Ruders 6 in das Rudergehäuse 8 eingesteckt ist. Die Ruderwellen 10 sind in Axialrichtung
der Ruder 6 innerhalb des Rudergehäuses 8 drehbar gelagert, so dass auch die Ruder
6 drehbar sind, wie an dem Beispiel des in FIG 1 oben dargestellten Ruders 6 angedeutet
ist.
[0024] Zumindest teilweise innerhalb des Rudergehäuses 8 ist für jedes Ruder 6 ein Ruderantrieb
12 zumindest teilweise angeordnet. Die Ruderantriebe 12 sind Spindelantriebe mit einem
Motor und einer Spindel, die durch den Motor gedreht wird. Eine Steuereinheit steuert
den Motor in seiner Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung, so dass die Spindel in die eine
oder andere Richtung rotiert. Auf der Spindel aufgeschraubt ist eine Kopplungseinheit
14 mit jeweils zwei Kolbeneinheiten 16, 18, die in FIG 3 gut sichtbar dargestellt
sind.
[0025] Wie aus FIG 4 zu sehen ist, sind die beiden aus Edelstahl gefertigten Kolbeneinheiten
16, 18 jeweils mit einem Zugelement 20, 22 versehen, das jeweils einstückig mit seiner
Kolbeneinheit 16, 18 ausgeführt ist. Die Zugelemente 20, 22 sind jeweils durch einen
einen Spalt 24 beziehungsweise 26 erzeugenden Schnitt aus ihrer Kolbeneinheit 16,
18 geschnitten, so dass die beiden Zugelemente 20, 22 jeweils als Stahlband geformt
sind. Die Schnitte wurden durch Drahterosion in die entsprechende Kolbeneinheit 16,
18 eingebracht.
[0026] Wie aus den FIGen 3 und 4 zu sehen ist, weist die Kolbeneinheit 16 eine innere Öffnung
28 auf, in die die Kolbeneinheit 18 eingesteckt ist. Ein in die Kolbeneinheit 16 eingeschraubtes
Verspannelement 30 dient hierbei als Anschlag der eingeführten Kolbeneinheit 18. Das
Zugelement 20 ist durch einen Schlitz 32 des Zugelements 20 hindurchgeführt.
[0027] Die beiden Zugelemente 20, 22 sind an ihrem Ende jeweils mit einer Halterausformung
34 sowie einem Haltemittel 36 versehen, mit denen sie jeweils in der Ruderwelle 10
verankert sind, wie aus FIG 2 zu ersehen ist. Die Halterausformungen 34 greifen jeweils
in eine Vertiefung der Ruderwelle 10 ein, und die Haltemittel 36, in diesem Ausführungsbeispiel
Schrauben, halten die Zugelemente 20, 22 beziehungsweise die Halterausformungen 34
an ihrem Platz. Im montierten Zustand sind die Zugelemente 20, 22 ein Stück weit von
außen um die Ruderwelle 10 gelegt und auf dieser aufgerollt, wie aus der Kombination
der Darstellungen der FIGen 2 und 3 zu sehen ist.
[0028] Zum straffen Befestigen der Zugelemente 20, 22 an der Ruderwelle 10 dient das Verspannelement
30, mit dessen Einschrauben in die Kolbeneinheit 16 die Kolbeneinheit 18 aus der Kolbeneinheit
16 ein Stück weit herausgedrückt wird. Hierdurch wird das Zugelement 22 durch den
Schlitz 32 des Zugelements 20 hindurchgezogen und fest an der Ruderwelle 10 verspannt.
[0029] Im Betrieb wird der Ruderantrieb 12 durch den Antriebsmotor betätigt, so dass sich
die Spindel dreht und die auf der Spindel aufgedrehte Kolbeneinheit 18 eine Translationsbewegung
38 vollführt. Bei einem Ausfahren der Kolbeneinheit 18 aus dem Kolbengehäuse 40 zieht
das Zugelement 20 an der Ruderwelle 10, die in Translationsrichtung relativ zum Kolbengehäuse
40 unbeweglich angeordnet ist. Die Ruderwelle 10 wird hierdurch um ihre Achse gedreht.
Bei einem Einfahren der Kolbeneinheit 18 in das Kolbengehäuse 40 zieht das Zugelement
22 in analoger Weise an der Ruderwelle 10 und dreht diese in die andere Richtung.
Hierbei fährt das Zugelement 22 ein Stück weit in das Kolbengehäuse ein, wie aus der
Darstellung in FIG 3 zu sehen ist. Bei der Darstellung in FIG 3 ist die Kolbeneinheit
18 maximal aus dem Kolbengehäuse 40 herausgefahren. Bei einem Hineinfahren wird ein
Ende des Zugelements 22 mit in das Kolbengehäuse 40 eingefahren.
[0030] An der Befestigungsstelle der Zugelemente 20, 22 an ihrer Kolbeneinheit 16, 18, insbesondere
an dem Ende des jeweiligen Spalts 24, 26, treten besonders hohe Kräfte auf, die ein
Abreißen eines Zugelements 20, 22 von der entsprechenden Kolbeneinheit 16, 18 bewirken
könnten. Um dies zu vermeiden, sind die Zugelemente 20, 22 zu ihrem Ende hin in Radialrichtung
zur Ruderwelle 10 hin verdickt gegenüber dem Wickelbereich des entsprechenden Zugelements
20, 22 ausgeführt. Die radiale Dicke des Zugelements 20, 22 nimmt mithin in Richtung
zum Ende des Zugelements 20, 22, das an der Kolbeneinheit 16, 18 befestigt ist, zu.
An der Stelle des Spaltendes ist das Zugelement 20, 22 hierdurch mindestens doppelt
so dick wie im Wickelbereich, so dass die am Spaltende entstehenden Kräfte durch die
Dicke des Zugelements 20, 22 gut aufgefangen werden.
[0031] Zur Montage des Flugkörperrudersystems 4 wird ein Triebwerksrohr 42, durch das im
Betrieb des Lenkflugkörpers 2 der Abgasstrahl eines Triebwerks des Lenkflugkörpers
2 hindurchgeführt wird, an dem Rudergehäuse 8 befestigt. Das Triebwerksrohr 42 weist
für jede Ruderwelle eine Halteeinheit 44 auf, auf die ein Innenradiallager 46 aufgesteckt
wird oder bereits ist. Anschließend wird die Ruderwelle 10 durch das Rudergehäuse
8 auf die Halteeinheit 44 gesteckt, so dass die Ruderwelle 10 das Innenradiallager
46 übergreift. Die Halteeinheit 44 weist nach außen hin eine bajonettverschlussartige
Ausformung 48 auf, in die ein entsprechendes Gegenstück der Ruderwelle 10 eingreift.
Durch ein Verdrehen der Ruderwelle 10 um 90° hintergreift das Gegenstück das Bajonettstück
48 der Halteeinheit 44, so dass ein Formschluss in Axialrichtung der Ruderwelle 10
gebildet wird und die Ruderwelle 10 an der Halteeinheit 44 in Axialrichtung befestigt
ist. Das Bajonettstück 48 bildet mit dem entsprechenden Gegenstück der Ruderwelle
10 ein Axialgleitlager, durch das die Ruderwelle 10 in Axialrichtung am Triebwerksrohr
42 gehalten ist. Über ein Außenradiallager 50, das vor der Montage bereits mit der
Ruderwelle 10 verbunden war, wird die Ruderwelle 10 in Radialrichtung im Rudergehäuse
8 gehalten.
[0032] Sowohl das Innenradiallager 46 als auch das Außenradiallager 50 sind durch Nadellager
realisiert. Die Verwendung dieser sehr günstigen und auch belastbaren Wälzlager ist
möglich, da die Kopplung der Ruderwelle 10 an den Ruderantrieb 12 maßlich sehr tolerant
ist und keine Axialkräfte in die Ruderwelle 10 leitet. Die erforderliche axiale Führung
der Ruderwelle 10 wird mit den Gleitlagerflächen erreicht.
[0033] Der Einsatz eines Gleitlagers ist hier problemlos möglich, da beim Einsatz des Rudersystems
4 nur relativ geringe Axialkräfte auftreten.
[0034] Anschließend wird die Kolbeneinheit 16 mit ihrem Zugelement 20 in das Rudergehäuse
8 von hinten nach vorne eingeführt, und die Ruderwelle 10 wird in eine solche Stellung
verdreht, dass das Zugelement 20 mit seinem als Schraube ausgeführten Haltemittel
36 mit der Ruderwelle 10 verschraubt werden kann. Dies kann durch ein entsprechendes
Werkzeug durch die in FIG 1 dargestellte hintere Öffnung des Rudergehäuses 8 erfolgen.
[0035] Anschließend wird die Ruderwelle um etwa 180° gedreht, so dass die Kolbeneinheit
16 ein Stück weit in das Rudergehäuse 8 eingezogen wird. Nun kann der Ruderantrieb
12 mit der vormontierten Kolbeneinheit 18 von vorne in das Rudergehäuse 8 eingeschoben
werden, und das Zugelement 22 wird durch den Schlitz 32 des Zugelements 20 hindurch
gefädelt. Mithilfe der Schraube 36 wird das Zugelement 22 an der entsprechenden Stelle
der Ruderwelle 10 mit dieser verschraubt, wie aus FIG 2 zu sehen ist. Anschließend
wird das Verspannelement 30 in die Kolbeneinheit 16 eingeschraubt und die beiden Zugelemente
20, 22 werden fest an der Ruderwelle 20 verspannt.
[0036] Durch das Verspannen der Stahlbänder stehen diese gemeinsam unter Vorspannung um
eine spielfreie Übertragung der Translationsbewegung in eine Rotationsbewegung zu
erreichen. Bei einer Bewegung der Ruderwelle 10 rollt der Zylinderbereich der Ruderwelle
relativ zur Spindel gesehen in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden Kolbenelemente
16, 18 ab. Hierbei wird eines der Zugelemente 20, 22 von der Zylinderfläche abgerollt
und das andere Zugelement 22, 20 entsprechend aufgerollt. Es gibt hierbei keine Relativbewegungen
an Kontaktstellen zweier Körper, so dass auch keine Reibung entsteht. Die in den Stahlbändern
durch die wechselnde Biegung erzeugte Materialreibung ist so gering, dass sie vernachlässigbar
ist.
[0037] Durch das Drehen der Ruderwelle 10 in die Stellung, in der das Zugelement 22 mit
der Ruderwelle 10 verschraubbar ist, wurde der axiale Formschluss zwischen Ruderwelle
10 und Halteeinheit 44 hergestellt. Dieser bleibt innerhalb des gesamten Betriebsbewegungsbereichs
der Ruderwelle 10 erhalten, so dass das später auf die Ruderwelle 10 aufgeschraubte
Ruder 6 fest mit dem Rudergehäuse 8 verbunden bleibt.
[0038] Während des Betriebs des Lenkflugkörpers 2 fliegt dieser auf ein Ziel zu und wird
durch seinen Suchkopf in Verbindung mit seiner Steuereinheit auf das Ziel hin gelenkt.
Die Steuereinheit steuert auch die Ruderantriebe 12 und damit eine Ruderbewegung der
Ruder 6 an. Durch die Kopplungseinheit 14 mit ihren beiden Zugelementen 20, 22 wird
die Translationsbewegung des Ruderantriebs 12 beziehungsweise der beiden Kolbeneinheiten
16, 18 in eine Rotationsbewegung der Ruderwelle 10 und damit des entsprechenden Ruders
6 umgewandelt.
[0039] Diese Translationsbewegung wird mittels der Kopplung am Umfang einer Zylinderfläche
der Ruderwelle 10 von der Tangentialrichtung der Spindel des Ruderantriebs 12 in eine
Umfangsrichtung der Ruderwelle 10 übertragen. Aus der Translationsbewegung wird eine
Drehbewegung.
Bezugszeichenliste
[0040]
- 2
- Lenkflugkörper
- 4
- Flugkörperrudersystem
- 6
- Ruder
- 8
- Rudergehäuse
- 10
- Ruderwelle
- 12
- Ruderantrieb
- 14
- Kopplungseinheit
- 16
- Kolbeneinheit
- 18
- Kolbeneinheit
- 20
- Zugelement
- 22
- Zugelement
- 24
- Spalt
- 26
- Spalt
- 28
- Öffnung
- 30
- Verspannelement
- 32
- Schlitz
- 34
- Halterausformung
- 36
- Haltemittel
- 38
- Translationsbewegung
- 40
- Kolbengehäuse
- 42
- Triebwerksrohr
- 44
- Halteeinheit
- 46
- Innenradiallager
- 48
- Bajonettstück
- 50
- Außenradiallager
1. Flugkörperrudersystem (4) mit einem Rudergehäuse (8), einer im Rudergehäuse (8) drehbar
gelagerten Ruderwelle (10), einem an der Ruderwelle (10) befestigen Ruderblatt (6),
einem Ruderantrieb (12) und einer Kopplungseinheit (14), die den Ruderantrieb (12)
so mit der Ruderwelle (10) koppelt, dass eine Bewegung des Ruderantriebs (12) eine
Rotation der Ruderwelle (10) erzeugt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kopplungseinheit (14) zumindest ein am Ruderantrieb (12) befestigtes, flexibles
Zugelement (20, 22) aufweist, das ein Stück weit auf die Ruderwelle (10) aufgerollt
ist.
2. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Ruderantrieb (12) ein Translationsantrieb mit einer Kolbeneinheit (16, 18) ist
und das Zugelement (20, 22) an der Kolbeneinheit (16, 18) befestigt ist.
3. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Zugelement (20, 22) einstückig mit der Kolbeneinheit (16, 18) ausgeführt ist.
4. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Ruderantrieb (12) ein Translationsantrieb mit zwei Kolbeneinheiten (16, 18) ist,
die ineinander eingreifend und zueinander verschiebbar sind, und jedes der beiden
Kolbeneinheiten (16, 18) an einem Zugelement (20, 22) befestigt ist.
5. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Kopplungseinheit (14) ein Verspannelement (30) aufweist, mit dem die beiden Kolbeneinheiten
(16, 18) auseinander pressbar und damit gegeneinander verspannbar sind.
6. Flugkörperrudersystem (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Zugelement (20, 22) an einem Element des Ruderantriebs (12) befestigt ist und
im Bereich der Befestigung radial zur Ruderwelle (10) dicker ist als im Wickelbereich.
7. Flugkörperrudersystem (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Zugelement (20, 22) an einem Element des Ruderantriebs (12) befestigt ist und
ein Wickelbereich des Zugelements (20, 22) durch einen Spalt (24, 26) vom Element
des Ruderantriebs (12) getrennt ist und das Zugelement (20, 22) sich im Bereich des
Spalts (24 ,26) zum Spaltende hin radial zur Ruderwelle (10) verdickt.
8. Flugkörperrudersystem (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Ruderantrieb (12) ein Translationsantrieb mit einer Kolbeneinheit (18) und einem
Kolbengehäuse (40) ist und das Zugelement (20, 22) zusammen mit der Kolbeneinheit
(18) in das Kolbengehäuse (40) hineinreicht.
9. Flugkörperrudersystem (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ruderwelle (10) über ein Außenradiallager (50) am Rudergehäuse (8) und über ein
Innenradiallager (46) an einem Triebwerksgehäuse (42) gehalten ist.
10. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Innenradiallager (46) auf axialer Höhe des Zugelements (20, 22) angeordnet ist.
11. Flugkörperrudersystem (4) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ruderwelle (10) auf ihrer dem Ruderblatt (6) abgewandten Seite auf eine Halteeinheit
(44) aufgesteckt und an dieser axial formschlüssig gehalten ist, wobei die Ruderwelle
(10) und die Halteeinheit (44) ein Axialgleitlager bilden.
12. Flugkörperrudersystem (4) nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ruderwelle (10) mittels eines Innenradiallagers (46) radial an der Halteeinheit
(44) gehalten ist.
13. Verfahren zur Montage eines Flugkörperrudersystems (4), bei dem ein Ruderantrieb (12)
an einem Rudergehäuse (8) befestigt wird, eine Ruderwelle (10) von außen in das Rudergehäuse
(8) eingesteckt wird, ein flexibles Zugelement (20, 22) einer Kopplungseinheit (14)
an der Ruderwelle (10) befestigt wird und das Zugelement (20, 22) durch ein Drehen
der Ruderwelle (10) auf der Ruderwelle (10) aufgerollt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13
dadurch gekennzeichnet,
dass die Ruderwelle (10) durch das Drehen axial formschlüssig an einem Innenaxiallager
befestigt wird.