[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder
Werkstückoberflächen gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1, sowie eine Vorrichtung
zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen mit einer Führungseinrichtung
für eine an zumindest einem Schlitten der Führungseinrichtung angeordneten Halteeinrichtung
für eine Fräs- oder Schleifscheibe, die mittels eines an der Halteeinrichtung angeordneten
Drehantriebes in Rotation versetzt wird, gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 3.
[0002] Die Fräs- oder Schleifscheibe wird bei Bauwerksoberflächen zur Bearbeitung von Wand-,
Fußboden- oder Deckenflächen eingesetzt, wobei eine Scheibenfläche parallel zur Oberfläche
geführt und an die zu bearbeitende Fläche gepresst wird. Es ist bekannt, Fräs- oder
Schleifscheiben zur Bearbeitung dieser Flächen manuell oder mithilfe von Führungs-
und Halteeinrichtungen automatisiert zu führen, um Materialschichten von diesen Flächen
abzutragen. Arbeiten dieser Art sind zeitaufwändig und mitunter auch gefährlich, falls
die zu bearbeitenden Flächen beispielsweise Kontaminationen aufweisen, etwa in Kernkraftwerksbereichen,
in denen die Flächen ionisierender Strahlung oder einer Kontamination durch instabile
Nuklide ausgesetzt waren. Zudem stellt das abgetragene Material eine Staubbelastung
dar, die bei kontaminierten Flächen auch die Rauminnenluft durch Kontaminationen belasten.
[0003] Ferner ist es in der Praxis oft wichtig eine vorgegebene Dicke der abzutragenden
Schicht präzise einhalten zu können. Eine genaue Einstellung dieser Abtragtiefe ist
nicht nur für das "Nivellieren" von Flächen notwendig, sondern auch zum Abrechnen
der Dienstleistung und zur Erfüllung der Vorgaben des Auftraggebers. Die Dienstleistung
des Abfräsens (Schleifen) von Wänden wird in der Regel in Quadratmeter abgerechnet,
wobei sich dieser Quadratmeter meist auf 3 mm Frästiefe bezieht. Muss beispielsweise
eine 9 mm dicke Schicht abgefräst werden, wird aus einem Quadratmeter abgefräste Wandfläche
eine Berechnungsfläche von drei Quadratmeter. Im Rahmen der Dekontamination von Flächen
in Kernkraftwerksbereichen geht man etwa davon aus, dass pro Betriebsjahr des Reaktors
die Kontamination einen Millimeter tief in den Beton eindringt, sodass zur Dekontamination
pro Betriebsjahr ein Millimeter abgetragen werden muss. Da das Volumen des kontaminierten
Abfalls für die Entsorgungs- und Endlagerkosten ausschlaggebend ist, spielt die exakte
Abtragtiefe eine große Rolle.
[0004] Es ist daher das Ziel der Erfindung das Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder
Werkstückoberflächen so zu bewerkstelligen, dass nicht nur eine präzise Einhaltung
abgetragener Schichtdicken möglich ist, sondern das Abtragen von Schichten auch schneller
als mit herkömmlichen Verfahren oder Vorrichtungen erfolgen kann, und die Staubbelastung
geringer ist.
[0005] Diese Ziele werden durch die Merkmale von Anspruch 1 erreicht. Anspruch 1 bezieht
sich auf ein Verfahren zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen,
bei dem erfindungsgemäß vorgeschlagen wird, dass in einem ersten Schritt mit einer
an einer Halteeinrichtung drehbar befestigten Fräs- oder Schleifscheibe eine Ausnehmung
in die Bauwerks- oder Werkstückoberfläche mit einer der Dicke der abzutragenden Schicht
entsprechenden Tiefe gefräst wird, und in einem zweiten Schritt ein mit einem Schneidflansch
versehenes Sägeblatt in die Ausnehmung eingeführt wird, das mittels einer Führungseinrichtung
in einer der Dicke der abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe parallel zur abzutragenden
Schicht geführt wird, wobei der Schneidflansch in die abzutragende Schicht eindringt
und sie im Zusammenwirken mit der Schnittebene des Sägeblattes abtrennt.
[0006] Vorzugsweise wird dabei zwischen dem ersten und dem zweiten Schritt die Fräs- oder
Schleifscheibe von der Halteeinrichtung abgekoppelt und das Sägeblatt an dieselbe
Halteeinrichtung angekoppelt.
[0007] Die abzutragende Schicht wird somit nicht zur Gänze zerspant, sondern nur im Bereich
der anfänglichen Ausnehmung. Sobald diese Ausnehmung in einer der Dicke der abzutragenden
Schicht entsprechenden Tiefe angefertigt wurde, kann die Fräs- oder Schleifscheibe
durch ein Sägeblatt ersetzt werden, das einen Schneidflansch trägt. Unter Schneidflansch
wird ein zentral am Sägeblatt angeordneter und axial von der Sägeblattfläche abstehender
Befestigungsflansch zylindrischer Formgebung verstanden, der an seiner Mantelfläche
mit Schneidelementen versehen ist. Der Schneidflansch wird bei Antrieb des Sägeblattes
gemeinsam mit dem Sägeblatt in Rotation versetzt und eignet sich somit ebenfalls zur
Durchtrennung von Material. Wird nun erfindungsgemäß das mit dem Schneidflansch versehene
Sägeblatt mittels der Führungseinrichtung in einer der Dicke der abzutragenden Schicht
entsprechenden Tiefe parallel zur abzutragenden Schicht geführt, dringt der Schneidflansch
in die abzutragende Schicht ein und trennt sie im Zusammenwirken mit der Schnittebene
des Sägeblattes ab. Auf diese Weise muss für das Abtragen einer gewünschten Schichtdicke
viel weniger Materialvolumen zerspant werden, was die Bearbeitungszeit und die Werkzeugkosten
erheblich reduziert. Die Dicke der abzutragenden Schicht kann dabei präzise eingehalten
werden, da die ihr entsprechende Tiefe der anfänglichen Ausnehmung verhältnismäßig
leicht eingehalten werden kann und in weiterer Folge das Sägeblatt nur mehr parallel
zur Oberfläche geführt werden muss. Das Abtragen der Schicht kann dabei rascher und
unter geringerer Staubentwicklung als beim Fräsen oder Schleifen erfolgen, da das
Abtragen der Schicht im Wesentlichen auf einem Schnittvorgang basiert, bei dem sich
das Sägeblatt abgesehen vom Bereich der Schnittfuge des Schneidflansches annähernd
zur Gänze innerhalb der abzutragenden Schicht befindet. In diesem Zusammenhang wird
angemerkt, dass im Folgenden von einem "Schnittvorgang" während des zweiten Verfahrensschrittes
in Unterscheidung zum ersten Verfahrensschritt gesprochen wird. Bei den in der Praxis
eingesetzten Sägeblättern handelt es sich in der Regel um Diamantsägeblätter, die
jedoch auch als Schleifwerkzeug mit undefinierten Schneidkanten bezeichnet werden
könnten, sodass die Zerspanung ähnlich wie mit dem Fräswerkzeug des ersten Verfahrensschrittes
erfolgt.
[0008] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird des Weiteren eine Vorrichtung
zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen mit einer Führungseinrichtung
für eine an zumindest einem Schlitten der Führungseinrichtung angeordneten Halteeinrichtung
für eine Fräs- oder Schleifscheibe vorgeschlagen, die mittels eines an der Halteeinrichtung
angeordneten Drehantriebes in Rotation versetzt wird, wobei die Halteeinrichtung einen
Kopplungsteil aufweist, an dem wahlweise die Fräs- oder Schleifscheibe, oder ein mit
einem Schneidflansch versehenes Sägeblatt austauschbar befestigbar sind. Hierfür weist
die Fräs- oder Schleifscheibe einen Kupplungsflansch auf, der ebenso wie der Schneidflansch
des Sägeblattes am Kopplungsteil lösbar befestigt werden können. Der Kopplungsteil
ermöglicht somit einen raschen Wechsel zwischen der Fräs- oder Schleifscheibe und
dem Sägeblatt.
[0009] Die Führungseinrichtung dient nicht nur zur Führung der Fräs- oder Schleifscheibe
und des Sägeblattes, sondern auch als Widerlager für deren Anpressdruck und Drehmoment.
Sie kann etwa als Führungsschiene ausgeführt sein, auf der die Halteeinrichtung für
die Fräs- oder Schleifscheibe sowie das Sägeblatt gleitet. Die Führungsschiene kann
dabei über Schienenfüße temporär an einer zu bearbeitenden Oberfläche befestigt, und
nach Abschluss der Arbeiten wieder abgenommen werden, um an anderer Stelle wieder
montiert zu werden. Die Führungseinrichtung kann aber auch als Roboterarm, Kran und
dergleichen ausgeführt sein.
[0010] Da das Sägeblatt gemäß der Erfindung annähernd zur Gänze in die abzutragende Schicht
eindringt wird ferner vorgeschlagen, dass das Sägeblatt mit einer Gleitschicht beschichtet
ist, die von einer mit Silizium, Bor oder Stickstoff dotierten wasserstoffhaltigen
amorphen Kohlenstoffschicht aus einer Mischung von sp
2- und sp
3-hybridisierten Kohlenstoffatomen beschichtet ist. Durch eine solche amorphe Kohlenstoffschicht
mit einer durch den sp
2-hybridisierten Kohlenstoffanteil bestimmten graphitartigen Struktur und einer durch
den sp
3-hybridisierten Kohlenstoffanteil bestimmten diamantartigen Struktur wird einerseits
die Gleitfähigkeit und anderseits die Verschleißfestigkeit der Beschichtung verbessert,
was vorteilhafte Voraussetzungen für eine erhebliche Steigerung der Standfestigkeit
hochbelasteter Sägeblätter mit sich bringt, zumal die Beschichtung auf einer Kohlenstoffbasis
für eine gute Wärmeleitfähigkeit sorgt, die ebenfalls zur Verbesserung der Standzeit
beiträgt. Durch die verringerte Reibung zwischen dem Blattkörper und dem Zerspanungsgut
innerhalb der Schnittfuge ergibt sich ein verminderter Leistungsbedarf, sodass bei
gleichbleibender Antriebsleistung die Schnittleistung entsprechend gesteigert werden
kann. Die durch die sp
3-Hybridisierung der Kohlenstoffatome bedingte abrasive Wirkung der Beschichtung eröffnet
in Verbindung mit der günstigeren Wärmebelastung des Blattkörpers die Möglichkeit,
auch dünnere Sägeblätter ohne Gefahr einer Überlastung einsetzen können. Durch die
Dotierung der amorphen Kohlenstoffschicht mit Silicium, Bor und Stickstoff, vorzugsweise
in einer Größenordnung von 10 bis 20 Gew.% des Kohlenstoffgehalts, können die physikalischen
Eigenschaften der Gleitschicht den jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Die
Modifizierung mit Silicium etwa erlaubt eine weitgehende Anpassung an übliche Anforderungen,
weil dadurch die sp
3-Hybridisierung stabilisiert und das Temperaturverhalten verbessert wird. Außerdem
ergeben sich Vorteile hinsichtlich des tribologischen Verhaltens der Beschichtung.
Je nach den Anteilen der sp
2-hybridisierten und der sp
3-hybridisierten Kohlenstoffatome kann auf die Eigenschaften der Beschichtung hinsichtlich
des abrasiven Verhaltens und des Schmierverhaltens Einfluss genommen werden. Mit Anteilen
an sp
2-hybridisierten Kohlenstoffatomen von 30 bis 65 Gew.%, vorzugsweise von 40 bis 60
Gew.%, und an sp
3-hybridisierten Kohlenstoffatomen von 20 bis 70 Gew.%, insbesondere 25 bis 40 Gew.%,
können günstige Ergebnisse für die meisten Anwendungsfälle sichergestellt werden.
Der Kohlenstoffanteil in Form einer sp-Hybridisierung der Kohlenstoffatome soll allerdings
20 Gew.% nicht übersteigen. Weisen die Beschichtungen der Seitenflächen des Blattkörpers
durch Aussparungen oder einen abschnittsweisen Auftrag gebildete Förderkanten auf,
so kann auf das Zerspanungsgut in der Schnittfuge eine vorteilhafte, quer zur Schnittrichtung
verlaufende Förderkomponente erreicht werden, die das Austragen des Schnittguts aus
der Schnittfuge unterstützt.
[0011] Die Gleitschicht wird dabei auf einem Blattkörper aufgetragen, der etwa aus einem
Hartmetall gefertigt ist. Unter Hartmetalle versteht man gesinterte Carbidhartmetalle,
die sich durch eine sehr hohe Härte, Verschleißfestigkeit und besonders hohe Warmhärte
auszeichnen. Hartmetalle bestehen dabei zumeist aus 90-94% Wolframcarbid als Verstärkungsphase,
und 6-10% Kobalt als Matrix, wobei die Zusammensetzung für das jeweilige Anwendungsgebiet
der erfindungsgemäßen Vorrichtung optimiert werden kann, etwa auch durch Dotierung
mit zusätzlichen Elementen. Alternativ könnte auch Titancarbid oder Schnellarbeitsstahl
als Hartmetall vorgesehen sein. Schnellarbeitsstahl, vor allem bekannt durch die vom
englischen Namen
High Speed Steel abgeleitete Bezeichnung HSS (Kürzel nach EN ISO 4957 HS), bezeichnet eine Gruppe
legierter Werkzeugstähle mit bis zu 2,06 % Kohlenstoffgehalt und bis zu 30 % Anteil
an Legierungselementen wie Wolfram, Molybdän, Vanadium, Kobalt, Nickel und Titan.
HS-Werkstoffe zeichnen sich durch große Härte, Anlassbeständigkeit, Verschleißfestigkeit
und eine Warmfestigkeit bis 600 °C aus.
[0012] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen mithilfe der beiliegenden
Figuren näher erläutert. Es zeigen hierbei die
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung zur Bearbeitung einer Oberfläche während des ersten Verfahrensschrittes,
Fig. 2 die Ausführungsform gemäß der Fig. 1 während des zweiten Verfahrensschrittes,
Fig. 3 eine weitere Ansicht der Vorrichtung gemäß der Fig. 2 während des zweiten Verfahrensschrittes,
wobei der Schneidflansch in die zu bearbeitende Oberfläche eingedrungen ist,
Fig. 4 eine vergrößerte Darstellung des Sägeblattes und des Schneidflansches gemäß
der Fig. 3, und die
Fig. 5 eine weitere Ansicht des Sägeblattes und des Schneidflansches gemäß der Fig.
4.
[0013] Die Fig. 1 zeigt eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Bearbeitung
einer Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1, die eine Führungseinrichtung 2 sowie eine
an der Führungseinrichtung 2 beweglich angeordnete Halteeinrichtung 3 für eine Fräs-
oder Schleifscheibe 4 umfasst. Die Führungseinrichtung 2 wird im gezeigten Ausführungsbeispiel
mithilfe zweier Querträger 5 über Schienenböcke 6 an der zu bearbeitenden Oberfläche
1 montiert. Als Befestigungsarten können mechanische Befestigungen über Schrauben
und dergleichen verwendet werden, magnetische Befestigungssysteme, oder auch Befestigungen
mithilfe von Unterdruck. Dabei werden aber die Querträger 5 stets nur temporär an
der Oberfläche 1 befestigt, und dienen als Widerlager für die Aufnahme von Anpressdruck
und Drehmoment der erfindungsgemäßen Vorrichtung während des Abtragens einer Schicht.
Die Querträger 5 sind etwa als Schienen ausgeführt, an denen ein Träger 7 über Querträgerschlitten
8 bewegbar angeordnet ist. Mithilfe der Querträgerschlitten 8 ist somit der Träger
7 in einer ersten Koordinatenrichtung bewegbar. Am Träger 7 selbst ist ein weiterer
Schlitten 9 angeordnet, der entlang des Trägers 7 in einer zweiten Koordinatenrichtung
bewegbar ist, die senkrecht auf die erste Koordinatenrichtung steht. Am Schlitten
9 ist insbesondere die Halteeinrichtung 3 befestigt, sodass die Halteeinrichtung 3
mithilfe des Schlittens 9 und der Querträgerschlitten 8 in zwei senkrecht aufeinander
stehende Koordinatenrichtungen über die zu bearbeitende Bauwerks- oder Werkstückoberfläche
1 bewegt werden kann. An der Halteeinrichtung 3 ist eine Fräs- oder Schleifscheibe
4 drehbar befestigt, die mittels eines an der Halteeinrichtung 3 angeordneten Drehantriebes
in Rotation versetzt wird. Die Befestigung der Fräs- oder Schleifscheibe 4 an der
Halteeinrichtung 3 erfolgt dabei über einen Kopplungsteil 10, an dem die Fräs- oder
Schleifscheibe 4 lösbar befestigt ist.
[0014] In der Fig. 1 ist ferner eine Anpresseinheit 11 ersichtlich, die jeweils auf einem
Querträgerschlitten 8 angeordnet ist und insbesondere einen Anpresszylinder 12, etwa
ein Pneumatikzylinder, umfasst. Der Anpresszylinder 12 ist einerseits am Querträgerschlitten
8 fest montiert, wobei der Kolben des Anpresszylinders 12 ein am Querträgerschlitten
8 geführtes Stellelement bewegt, das mit dem Träger 7 fest verbunden ist. Der Anpressdruck
der Anpresseinheit 11 ist dabei vorzugsweise stufenlos steuerbar, wobei der Anpressdruck
gemeinsam mit der Vorschubgeschwindigkeit die Fräs- bzw. Schleiftiefe festlegen. Des
Weiteren ist ein Verstellmotor 13 am Querträgerschlitten 8 angeordnet, der die Bewegung
des Querträgerschlittens 8 am Querträger 5 bewirkt, etwa indem ein Zahnrad angetrieben
wird, das mit einer am Querträger 5 angeordneten Zahnstange kämmt. In den Fig. 1 bis
5 sind dabei aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit Schlauch- oder Kabelzuführungen
nicht dargestellt.
[0015] Die Fräs- oder Schleifscheibe 4 ist an ihrer, der Bauwerks- oder Werkstückoberfläche
1 zugewandten Scheibenfläche etwa mit spanabhebenden Schleifelementen aus polykristallinem
Diamant (PKD) versehen. Des Weiteren ist die Fräs- oder Schleifscheibe 4 mit einer
Abdeckhaube 14 versehen, die an ihrer, der Halteeinrichtung 3 zugewandten Seite geschlossen
ist, und an ihrer, der Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 zugewandten Seite offen
ist. Um die Abdeckung der Fräs- oder Schleifscheibe 4 während der Bearbeitung der
Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 dichter auszuführen, weist der, den Umfangsbereich
der Fräs- oder Schleifscheibe 4 umgebende Abdeckmantel der Abdeckhaube 14 elastische
Mantelelemente 15 auf, die in axialer Richtung der Fräs- oder Schleifscheibe 4 über
die der Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 zugewandte Scheibenfläche ragen. Wird
die Fräs- oder Schleifscheibe 4 mit dieser Scheibenfläche an die zu bearbeitende Bauwerks-
oder Werkstückoberfläche 1 angepresst, legen sich somit die elastischen Mantelelemente
15 der Abdeckhaube 14 an die Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 an und erzeugen
um die Fräs- oder Schleifscheibe 4 einen weitestgehend dicht abgeschlossenen Bereich.
[0016] Um das abgetragene Material rasch abzuführen weist die Fräs- oder Schleifscheibe
4 eine vorzugsweise zentral an der Absaughaube 14 angeordnete Absaugeinrichtung auf.
Hierbei ist es vorteilhaft, den Abdeckmantel mit einem tangential abstehenden Ansaugstutzen
16 für Umgebungsluft zu versehen. Auf diese Weise wird ein Luftstrom innerhalb der
Abdeckhaube 14 erzeugt, der zunächst tangential vom Ansaugstutzen 16 ausgehend in
den äußeren Umfangsbereichen der Fräs- oder Schleifscheibe 4 verläuft, und in weiterer
Folge in eine zunehmend radiale Richtung umgelenkt wird, bis er mithilfe von Durchbrüchen
die Fräs- oder Schleifscheibe 4 quert und von der zentral angeordneten Absaugeinrichtung
abgesaugt wird. Des Weiteren weist der Schlitten 9 einen Absaugstutzen zum Anschluss
eines Absaugschlauches auf, der mit einer Absaugöffnung in den zentralen Bereichen
der Abdeckhaube 14 verbunden ist. Abgetragenes Material kann somit effizient und ohne
Belastung der Umgebungsluft abgeführt werden.
[0017] Des Weiteren ist ein Vorschubmotor 17 (siehe Fig. 4) am Schlitten 9 angeordnet, der
die Vorschubbewegung des Schlittens 9 am Träger 7 bewirkt, etwa indem ein Zahnrad
angetrieben wird, das mit einer am Träger 7 angeordneten Zahnstange kämmt.
[0018] Die in den Fig. 1 bis 5 dargestellte Führungseinrichtung 2 kann freilich auch anders
ausgeführt werden, wesentlich ist dabei lediglich die Sicherstellung einer Bewegbarkeit
der Halteeinrichtung 3 parallel und senkrecht zur Bauwerks- oder Werkstückoberfläche
1. Die Bedienperson ist mit den Antriebsmotoren und der Absaugeinrichtung über entsprechende
Kabel- und Schlauchzuführungen verbunden, kann sich jedoch etwa in einem nicht kontaminierten
Bereich aufhalten. Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann des Weiteren mit einer programmierbaren
Steuerung ausgestattet werden, mit der die maßgeblichen Parameter, wie etwa Drehgeschwindigkeit
der Fräs- oder Schleifscheibe 4, Vorschubgeschwindigkeit des Schlittens 9, Verstellgeschwindigkeiten
der Querträgerschlitten 8, Anpressdruck der Anpresseinheit 11, sowie die Verfahrwege
und deren Abfolge, entsprechend der jeweiligen Arbeitssituation vorprogrammiert werden
können. Damit kann die erfindungsgemäße Vorrichtung das Abtragen von Schichten selbständig
und automatisch durchführen, was bei extremen Umweltbedingungen, wie zum Beispiel
im kontaminierten Bereich von Kernkraftwerken, erhebliche Vorteile bringt.
[0019] Das Abtragen von Schichten von der Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 erfolgt dabei
erfindungsgemäß so, dass in einem ersten Schritt mit der Fräs- oder Schleifscheibe
4 eine Ausnehmung 18 in die Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 mit einer der Dicke
der abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe gefräst wird, wie in der Fig. 1 gezeigt
ist. Sobald die Ausnehmung 18 fertiggestellt wurde, wird die Fräs- oder Schleifscheibe
4 vom Kopplungsteil 10 der Halteeinrichtung 3 abgekoppelt und ein Sägeblatt 19 an
denselben Kopplungsteil 10 derselben Halteeinrichtung 3 angekoppelt, wie in der Fig.
2 ersichtlich ist. Das Sägeblatt weist hierzu einen Schneidflansch 20 auf, der einerseits
als Flansch zur Befestigung am Kopplungsteil 10 dient, und andererseits als Schneidwerkzeug.
[0020] In einem zweiten Schritt wird in weiterer Folge das mit dem Schneidflansch 20 versehene
Sägeblatt 19 in die Ausnehmung 18 eingeführt und mittels der Führungseinrichtung 2
in einer der Dicke der abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe parallel zur abzutragenden
Schicht geführt, wobei der Schneidflansch 20 in die abzutragende Schicht eindringt
und sie im Zusammenwirken mit der Schnittebene des Sägeblattes 19 abtrennt. Diese
Konfiguration ist in der Fig. 3 ersichtlich. Das Sägeblatt 19 bildet dabei eine Schnittebene,
die parallel zur Bauwerks- oder Werkstückoberfläche 1 verläuft, und der Schneidflansch
20 eine Schnittfuge 21, die in den Fig. 3 bis 5 gut zu erkennen ist. In der Fig. 5
sind ferner die an der Mantelfläche des Schneidflansches 20 angeordneten Schneidelemente
22 gut zu erkennen, die etwa als Diamantsegmente ausgeführt sind.
[0021] Die abzutragende Schicht wird somit nicht zur Gänze zerspant, sondern nur im Bereich
der anfänglichen Ausnehmung 18. Sobald diese Ausnehmung 18 in einer der Dicke der
abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe angefertigt wurde, kann die Fräs- oder
Schleifscheibe 4 durch ein mit einem Schneidflansch 20 versehenes Sägeblatt 19 ersetzt
werden, das in weiterer Folge in das Zerspanungsgut eindringt. Die abzutragende Schicht
kann somit viel rascher entfernt werden, da viel weniger Materialvolumen zerspant
werden muss, was die Bearbeitungszeit und die Werkzeugkosten erheblich reduziert.
Die Dicke der abzutragenden Schicht kann dabei präzise eingehalten werden, da die
ihr entsprechende Tiefe der anfänglichen Ausnehmung verhältnismäßig leicht eingehalten
werden kann und in weiterer Folge das Sägeblatt 19 nur mehr parallel zur Bauwerks-
oder Werkstückoberfläche 1 geführt werden muss. Das Abtragen der Schicht kann dabei
auch unter geringerer Staubentwicklung erfolgen, da weniger Materialvolumen zerspant
werden muss.
[0022] Das Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen 1 kann daher mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren und der hierfür vorgeschlagenen Vorrichtung so bewerkstelligt
werden, dass nicht nur eine präzise Einhaltung abgetragener Schichtdicken möglich
ist, sondern das Abtragen von Schichten auch schneller als mit herkömmlichen Verfahren
oder Vorrichtungen erfolgen kann, und die Staubbelastung geringer ist.
1. Verfahren zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen (1),
dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt mit einer an einer Halteeinrichtung (3) drehbar befestigten
Fräs- oder Schleifscheibe (4) eine Ausnehmung (18) in die Bauwerks- oder Werkstückoberfläche
(1) mit einer der Dicke der abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe gefräst wird,
und in einem zweiten Schritt ein mit einem Schneidflansch (20) versehenes Sägeblatt
(19) in die Ausnehmung (18) eingeführt wird, das mittels einer Führungseinrichtung
(2) in einer der Dicke der abzutragenden Schicht entsprechenden Tiefe parallel zur
abzutragenden Schicht geführt wird, wobei der Schneidflansch (20) in die abzutragende
Schicht eindringt und sie im Zusammenwirken mit der Schnittebene des Sägeblattes (19)
abtrennt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Schritt die Fräs- oder Schleifscheibe (4) von
der Halteeinrichtung (3) abgekoppelt wird und das Sägeblatt (19) an dieselbe Halteeinrichtung
(3) angekoppelt wird.
3. Vorrichtung zum Abtragen von Schichten von Bauwerks- oder Werkstückoberflächen (1)
mit einer Führungseinrichtung (2) für eine an zumindest einem Schlitten (9) der Führungseinrichtung
(2) angeordneten Halteeinrichtung (3) für eine Fräs- oder Schleifscheibe (4), die
mittels eines an der Halteeinrichtung (3) angeordneten Drehantriebes in Rotation versetzt
wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Halteeinrichtung (3) einen Kopplungsteil (10) aufweist, an dem wahlweise die
Fräs- oder Schleifscheibe (4), oder ein mit einem Schneidflansch (20) versehenes Sägeblatt
(19) austauschbar befestigbar sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Sägeblatt (19) mit einer Gleitschicht beschichtet ist, die von einer mit Silizium,
Bor oder Stickstoff dotierten wasserstoffhaltigen amorphen Kohlenstoffschicht aus
einer Mischung von sp2- und sp3-hybridisierten Kohlenstoffatomen beschichtet ist.