[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung eines Vorschubantriebs einer Bohranlage
zum Erzeugen oder Aufweiten einer Erdbohrung im Erdreich, bei dem ein mit dem Bohr-
und/oder Aufweitwerkzeug verbundenes Bohrgestänge mit Hilfe eines Drehantriebs um
seine Längsachse gedreht und mit Hilfe des Vorschubantriebs in Richtung seiner Längsachse
durch das Erdreich bewegt wird. Die durch den Vorschubantrieb auf das Bohrgestänge
in Richtung seiner Längsachse ausgeübte Vorschubkraft wird auf einen voreingestellten
Wert begrenzt. Ferner betrifft die Erfindung eine Bohranlage zum Erzeugen oder Aufweiten
einer Erdbohrung im Erdreich.
[0002] Aus dem Dokument
DE 197 08 097 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung des Vorschubantriebs einer
zum Erzeugen von Erdbohrungen bestimmten Bohranlage bekannt. Die Bohranlage hat ein
Bohrwerkzeug tragendes Bohrgestänge, das unter gleichzeitiger Drehung in dem Erdreich
vorgeschoben wird. Die Vorschubgeschwindigkeit des Vorschubantriebs wird in Abhängigkeit
des am Bohrgestänge auftretenden Drehmoments geregelt. Weitere Horizontalbohranlagen
mit einem Vorschubantrieb zum Antrieb eines ein Bohrwerkzeug tragenden Bohrgestänges,
das unter gleichzeitiger Drehung mit Hilfe eines Vorschubantriebs im Erdreich vorgeschoben
wird, sind aus den Dokumenten
DE 10 2010 004 287 A1 und
US 6,189,628 B1 bekannt.
[0003] Bei bekannten steuerbaren Horizontalbohranlagen, wie sie beispielsweise aus dem Dokument
DE 197 08 997 A1 bekannt sind, wird ein Sollwert für das am Bohrgestänge zu dessen Drehung wirkende
Drehmoment M
soll vorgegeben. Eine Steuereinheit steuert die Vorschubgeschwindigkeit eines durch das
Erdreich zu bewegenden Bohrwerkzeugs bzw. eines durch das Erdreich zu bewegenden Aufweitwerkzeugs
mit einem in die mit Hilfe des Aufweitwerkzeugs erzeugte Öffnung einzuziehenden Rohrs
so, dass ein ermitteltes Ist-Drehmoment Mist gleich dem voreingestellten Soll-Wert
M
soll ist. Beim Aufweiten einer Bohrung und einem gleichzeitigen Einzug eines neuen Rohres
bedeutet dies, solange M
ist < M
soll wird die Einzugsgeschwindigkeit v erhöht. Dadurch werden die Kräfte, die auf das
Aufweitwerkzeug, insbesondere auf einen Aufweitkopf, wirken, größer. Dies führt zu
einer Erhöhung des am Bohrgestänge wirkenden Drehmoments Mist. Die Einzugsgeschwindigkeit
v wird solange erhöht, bis das tatsächliche Drehmoment Mist dem voreingestellten Sollwert
M
soll erreicht. Bei homogenem Untergrund wird das Aufweitwerkzeug dann mit relativ konstanter
Einzugsgeschwindigkeit durch das Erdreich bewegt. Wird der Untergrund härter oder
trifft das Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug auf einen Stein oder Fels, wird das wirkende
Drehmoment Mist größer als der Sollwert M
soll. Daraufhin wird der Vorschub gestoppt, bis sich das Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug
freigedreht hat und das aktuelle wirkende Drehmoment M
ist wieder kleiner als der Sollwert M
soll ist. Anschließend wird die Vorschubgeschwindigkeit wieder solange erhöht, bis der
aktuelle Wert des Drehmoments M
ist den Sollwert erreicht hat.
[0004] Jedoch erfolgt sowohl das Bohren einer Pilotbohrung mit Hilfe eines Bohrwerkzeugs
als auch das Aufweiten der Pilotbohrung bzw. das Aufweiten einer bereits im Erdreich
vorhandenen Öffnung im Stand der Technik immer mit der maximalen Einzugskraft. Je
nach Untergrund kann dies dazu führen, dass die Hartmetallzähne eines Bohrwerkzeugs
oder eines Aufweitwerkzeugs so ins Erdreich oder in Fels gedrückt oder gezogen werden,
dass sie sich im Erdreich bzw. Fels verhaken. Dadurch kann sich das Bohrwerkzeug bzw.
der Aufweitkopf nicht weiterdrehen und bleibt stehen.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Bohranlage zum Erzeugen oder Aufweiten einer Erdbohrung
im Erdreich sowie ein Verfahren zur Steuerung eines Vorschubantriebs der Bohranlage
anzugeben, durch die eine Erdbohrung sowie das Aufweiten einer Erdbohrung einfach
und effizient möglich ist.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie eine
Bohranlage mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0007] Bei dem Verfahren zur Steuerung des Vorschubantriebs einer Bohranlage zum Erzeugen
oder Aufweiten einer Erdbohrung im Erdreich wird ein mit einem Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug
verbundenes Bohrgestänge mit Hilfe eines Drehantriebs der Bohranlage um seine Längsachse
gedreht und mit Hilfe des Vorschubantriebs in Richtung seiner Längsachse durch das
Erdbereich bewegt. Ferner wird die durch den Vorschubantrieb auf das Bohrgestänge
in Richtung seiner Längsachse ausgeübte Vorschubkraft auf einen voreingestellten Wert
begrenzt. Der Vorschubantrieb ist vorzugsweise eine Vorschubantriebseinheit, die eine
translatorische Antriebsbewegung des Bohrgestänges erzeugt. Dabei wird das Bohr- und/oder
Aufweitwerkzeug entweder vom Vorschubantrieb weg in das Erdreich gedrückt oder zum
Vorschubantrieb hin durch das Erdreich gezogen. Vorzugsweise ist das Bohr- und/oder
Aufweitwerkzeug zumindest in einer Drehrichtung an dem vom Vorschubantrieb entfernten
Ende des Bohrgestänges drehfest mit diesem verbunden.
[0008] Durch ein solches Verfahren zur Steuerung des Vorschubantriebs wird verhindert, dass
das Bohrwerkzeug oder das Aufweitwerkzeug mit einer zu großen Kraft gegen das Erdreich
gedrückt wird, wobei insbesondere eine Blockade des Bohrwerkzeugs aufgrund zu großer
Vorschubkraft verhindert wird. Durch eine geeignete Beschränkung der Vorschubkraft
wird sichergestellt, dass ein abruptes Verhaken von Schneidelementen des Bohr- und/oder
Aufweitwerkzeugs mit dem Erdreich verhindert wird, wodurch eine durch eine solche
Blockierung des Bohr- und/oder Aufweitwerkzeugs bewirkte Unterbrechung des Bohrvorgangs
sowie extreme Belastungen des Bohrgestänges und des Bohrwerkzeugs vermieden werden.
[0009] Ferner ist es vorteilhaft, wenn die Vorschubkraft als Ist-Wert ermittelt wird und
wenn der ermittelte Ist-Wert mit einem voreingestellten Soll-Wert verglichen wird.
Beim Erreichen und/oder Überschreiten des voreingestellten Soll-Werts wird die durch
den Vorschubantrieb auf das Bohrgestänge ausgeübte Vorschubkraft reduziert. Vorzugsweise
wird der Betrag der Vorschubkraft als Ist-Wert ermittelt und mit dem voreingestellten
Soll-Wert verglichen. Hierdurch ist eine einfache und sichere Überwachung und Begrenzung
der Vorschubkraft möglich.
[0010] Ferner ist es vorteilhaft, wenn die Vorschubkraft wahlweise derart auf das Bohrgestänge
ausgeübt wird, dass das mit dem Bohrgestänge verbundene Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug
durch die Vorschubkraft von dem Vorschubantrieb weg oder zum Vorschubantrieb hin bewegt
wird. Dadurch kann die Bohranlage das Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug sowohl vom Vorschubantrieb
wegbewegen als auch zum Vorschubantrieb hinbewegen, so dass auf einfache Art und Weise
eine Pilotbohrung mit Hilfe eines Bohrwerkzeugs durch das Erdreich hergestellt werden
kann und anschließend das Bohrwerkzeug am Ende des Bohrgestänges von diesem getrennt
wird und das Ende des Bohrgestänges mit einem Aufweitwerkzeug verbunden wird, wobei
das Aufweitwerkzeug dann zum Vorschubantrieb hinbewegt, d.h. durchs Erdreich gezogen,
wird.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Vorschubgeschwindigkeit des Bohrgestänges
und/oder die auf das Bohrgestänge ausgeübte Vorschubkraft in Abhängigkeit des auf
das Bohrgestänge zu dessen Drehung ausgeübten Drehmoments eingestellt werden. Dadurch
kann die Vorschubgeschwindigkeit und/oder die Vorschubkraft als Stellgröße in einem
Regelkreis zur Reglung des Drehmoments genutzt werden. Vorzugsweise werden die Stellgrößen
Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit gemeinsam verstellt, bis eine der Stellgrößen
einen unteren und/oder oberen voreingestellten Grenzwert erreicht. Anschließend wird
nur die andere Stellgröße weiter verstellt. Durch eine Beschränkung der Vorschubkraft
auf den voreingestellten Grenzwert wird erreicht, dass auch bei einer Regelung des
Drehmoments keine derart große Kraft auf das Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug ausgeübt
wird, dass dieses stehenbleibt. Insbesondere wird ein Verhaken von Schneiden des Bohr-
und/oder Aufweitwerkzeugs mit Steinen oder Fels im Erdreich verhindert.
[0012] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das auf das Bohrgestänge zu dessen Drehung ausgeübte
Drehmoment als Ist-Wert ermittelt und mit einem voreingestellten Soll-Wert verglichen
wird und wenn eine Regelabweichung aus der Differenz aus Soll-Wert und Ist-Wert ermittelt
wird. Bei einer positiven Regelabweichung werden die Vorschubgeschwindigkeit und/oder
die Vorschubkraft reduziert und bei einer negativen Regelabweichung werden die Vorschubgeschwindigkeit
und die Vorschubkraft erhöht. Hierdurch erfolgt eine Regelung des Drehmoments, durch
die ein einfacher und sicherer Betrieb der Bohranlage möglich ist.
[0013] Dabei ist es vorteilhaft, wenn die Vorschubgeschwindigkeit und/oder die Vorschubkraft
nur dann geändert werden, wenn der Betrag der Regelabweichung einen voreingestellten
Wert überschreitet. Dadurch wird die Regelung vereinfacht und insbesondere ein Ausschwingen
des Regelkreises vermieden.
[0014] Zusätzlich oder alternativ ist es vorteilhaft, bei einer positiven Regelabweichung
die Vorschubkraft solange zu erhöhen, bis sie den voreingestellten Wert erreicht hat.
Somit wird nach Erreichen des voreingestellten Werts der Vorschubkraft auch bei einer
positiven Regelabweichung die Vorschubkraft nicht weiter erhöht. Doch kann eine Bedienperson
den voreingestellten Wert ändern, so dass dann abhängig von der ermittelten Regelabweichung
bei einer positiven Regelabweichung die Vorschubkraft weiter bis zum neuen voreingestellten
Grenzwert erhöht werden kann.
[0015] Besonders vorteilhaft ist es, wenn bei einer positiven Regelabweichung die Vorschubkraft
und die Vorschubgeschwindigkeit gleichzeitig so lange erhöht werden, bis die Vorschubkraft
den voreingestellten Wert erreicht hat. Bei einer negativen Regelabweichung werden
die Vorschubkraft und die Vorschubgeschwindigkeit gleichzeitig so lange verringert,
bis keine Regelabweichung mehr oder eine positive Regelabweichung festgestellt wird.
[0016] Vorzugsweise wird nach Erreichen des voreingestellten Werts der Vorschubkraft nur
noch die Vorschubgeschwindigkeit erhöht, bis diese einen für die Vorschubgeschwindigkeit
voreingestellten maximalen Wert erreicht hat. Vorzugsweise dient als Antriebseinheit
ein Hydraulikaggregat, wobei am Hydraulikaggregat der vom Hydraulikaggregat erzeugte
Druck unabhängig von der vom Hydraulikaggregat geförderten Menge an Hydraulikflüssigkeit
eingestellt werden kann. Der vom Hydraulikaggregat erzeugte Druck ist ein Maß für
die Vorschubkraft und die vom Hydraulikaggregat geförderte Menge ein Maß für die Vorschubgeschwindigkeit.
Dadurch lassen sich am Hydraulikaggregat auf einfache Art und Weise die Vorschubkraft
und die Vorschubgeschwindigkeit vorgeben. Die Vorgabe dieser Werte erfolgt insbesondere
durch eine Steuereinheit der Bohranlage, die über eine geeignete Schnittstelle mit
dem Hydraulikaggregat zur Vorgabe von Soll-Werten für Druck und Menge verbunden ist.
Die Steuereinheit ist vorzugsweise eine speicherprogrammierbare Steuerung der Bohranlage.
[0017] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der voreingestellte Wert der Vorschubkraft und/oder
der voreingestellte Wert der Vorschubgeschwindigkeit über eine Bedieneinheit einstellbar
und beim Betrieb der Bohranlage durch eine Bedienperson oder durch eine Vorgabe einer
weiteren Steuereinheit oder eines Steueralgorithmus veränderbar ist.
[0018] Der Ist-Wert des Drehmoments wird vorzugsweise ausgehend von der auf das Bohrgestänge
wirkenden Dreh-Antriebskraft ermittelt. Die Dreh-Antriebskraft kann bei einem hydraulischen
Antrieb des Bohrgestänges einfach aufgrund des Drucks der dem Hydraulikmotor zugeführten
Hydraulikflüssigkeit ermittelt werden.
[0019] Besonders vorteilhaft ist es, wenn sowohl der Drehantrieb als auch der Vorschubantrieb
hydraulische Antriebe sind.
[0020] Ferner ist es vorteilhaft, wenn zur Änderung der Vorschubgeschwindigkeit die Menge
des dem Vorschubantrieb zugeführten Druckmittels, insbesondere der dem Vorschubantrieb
zugeführten Hydraulikflüssigkeit, verändert wird. Zur Änderung der Vorschubkraft wird
der Druck des dem Vorschubantrieb zugeführten Druckmittels, insbesondere der dem Vorschubantrieb
zugeführten Hydraulikflüssigkeit, geändert.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der voreingestellte Wert zur Begrenzung der Vorschubkraft
vor Beginn einer Erdbohrung abhängig von der zu erwartenden Beschaffenheit des Erdreichs
auf einen Wert im Bereich zwischen 20 % und 98 % der durch den Vorschubantrieb erzeugbaren
Vorschubkraft eingestellt wird, vorzugsweise auf einen Wert im Bereich zwischen 20
% und 40 %.
[0022] Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Soll-Wert des Drehmoments auf einen Wert im Bereich
von 70 % bis 90 % des durch den Drehantrieb erzeugbaren Drehmoments zum Drehen des
Bohrgestänges voreingestellt wird.
[0023] Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft eine Bohranlage zum Erzeugen oder Aufweiten
einer Erdbohrung im Erdreich, vorzugsweise nach dem Verfahren mit den Merkmalen des
Anspruchs 1 oder einer zuvor beschriebenen Weiterbildung dieses Verfahrens. Die Bohranlage
hat einen Vorschubantrieb, der eine Vorschubkraft auf ein Bohrgestänge ausübt und
ein mit dem Bohrgestänge verbundenes Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug in Richtung der
Längsachse des Bohrgestänges durch das Erdreich bewegt. Ferner hat die Bohranlage
einen Drehantrieb, der eine Rotationskraft auf das Bohrgestänge ausübt und ein Drehmoment
zur Drehung des Bohrgestänges und des mit diesem verbundenen Bohr- und/oder Aufweitwerkzeugs
um die Längsachse des Bohrgestänges erzeugt. Die Bohranlage hat weiterhin eine Steuereinheit,
die den Vorschubantrieb derart steuert, dass die durch den Vorschubantrieb auf das
Bohrgestänge in Richtung seiner Längsachse ausgeübte Vorschubkraft auf einen voreingestellten
Wert begrenzt wird. Dadurch ist ein einfacher und sicherer kontinuierlicher Betrieb
der Bohranlage sowohl zum Einbringen einer Pilotbohrung in das Erdreich mit Hilfe
eines Bohrwerkzeugs als auch zum Aufweiten einer Pilotbohrung mit Hilfe eines Aufweitwerkzeugs
einfach möglich.
[0024] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus der folgenden Beschreibung, die die
Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit den beigefügten Figuren
näher erläutert.
[0025] Es zeigen:
- Figur 1A
- eine schematische Darstellung einer Bohranlage zum gesteuerten Bohren einer Pilotbohrung,
mit der eine Durchgangsöffnung im Erdreich erzeugt wird, die nachfolgend mithilfe
eines Aufweitwerkzeugs aufweitbar ist;
- Figur 1B
- einen vergrößerten Ausschnitt der Bohranlage nach Figur 1A, wobei der Bohrkopf zum
Erzeugen der Pilotbohrung dargestellt ist;
- Figur 1C
- eine schematische Darstellung einer Bohranlage zum Aufweiten der mit der Bohranlage
nach Figur 1A erzeugten Pilotbohrung mithilfe eines Aufweitwerkzeugs;
- Figur 1D
- einen vergrößerten Ausschnitt der Bohranlage nach Figur 1C, wobei das Aufweitwerkzeug
zum Aufweiten der Pilotbohrung dargestellt ist;
- Figur 2
- das Blockschaltbild eines Regelkreises zur Steuerung der Bohranlage nach den Figuren
1A bis 1D;
- Figur 3
- einen Ablaufplan der Steuerung eines Drehantriebs der Bohranlage zum Drehen eines
Gestänges und eines Vorschubantriebs zum Vorschub des Gestänges;
- Figur 4
- ein Bohrgerät gemäß einer zweiten Ausführungsform.
[0026] In Figur 1A ist eine Bohranlage 10 zum gesteuerten Bohren einer Pilotbohrung gezeigt.
Die Bohranlage 10 arbeitet nach einem Horizontalbohrverfahren, das auch als Horizontal
Directional Drilling (HDD) Verfahren bezeichnet wir. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
wird hierzu eine unter der Handelsbezeichnung Terra-Jet erhältliche Horizontalbohranlage
eingesetzt. Eine solche Horizontalbohranlage ist beispielsweise aus dem Dokument
DE 101 15 233 A1 bekannt. Beim HDD-Verfahren wird ein aus mehreren Gestängeabschnitten 13 zusammengesetztes
Gestänge 14 mithilfe eines Horizontalbohrgerätes 12 an einem Startpunkt 16 mit einem
an dem dem Horizontalbohrgerät 12 entfernten Ende des Gestänges 14 angeordneten Bohrkopf
20 in Richtung des Pfeils P0 in das Erdreich 18 eingebracht. Das Horizontalbohrgerät
12 bringt mit hohem Druck Spülflüssigkeit in das hohle Gestänge 14 ein. Die Spülflüssigkeit
tritt mit hohem Druck am Bohrkopf 20 aus. Durch den hohen Druck und durch Hartmetallzähne
des Bohrkopfs 20 wird ein Bohrloch ins Erdreich 18 geschnitten.
[0027] Der Bohrkopf 20 ist an seinem vorderen Ende asymmetrisch abgeflacht und wird mithilfe
des Gestänges 14 zum Erzeugen eines geraden Bohrlochs kontinuierlich gedreht. Bei
einer gewünschten seitlichen Bewegung, Aufwärtsbewegung oder Abwärtsbewegung wird
der Bohrkopf 20 in einer für diese gewünschte Bewegung geeigneten Position angehalten
und nicht weiter gedreht, so dass aufgrund der asymmetrisch abgeflachten Form des
vorderen Endes des Bohrkopfs 20 eine entsprechende Ablenkbewegung des Bohrkopfs 20
im Erdreich 18 erfolgt. In Figur 1B ist eine Detailansicht des von dem Horizontalbohrgerät
12 entfernten Endes des Gestänges 14 zusammen mit dem Bohrkopf 20 gezeigt. Im Bohrkopf
20 ist eine elektronische Sonde angeordnet, die mithilfe eines entsprechenden Ortungsgerätes
jederzeit von der Erdoberfläche aus exakt geortet werden kann, so dass die Position
des Bohrkopfs 20 im Erdreich 18 jederzeit exakt bestimmbar ist.
[0028] Die Bewegungsbahn des Bohrkopfs 20 und damit der Verlauf des Bohrlochs der Pilotbohrung
wird einfach durch kontrolliertes Stoppen der Drehung des Bohrkopfs 20 über das Gestänge
14 gesteuert, so dass die Steuerfläche des Bohrkopfs 20 in eine für die gewünschte
Bewegung erforderliche Stellung gebracht wird. Auch nach dem gezielten Stoppen der
Drehung des Bohrkopfs 20 wird weiterhin Spülflüssigkeit durch das Gestänge 14 geleitet
und der Bohrkopf 20 weiter über das Gestänge vorangetrieben, so dass mithilfe der
Spülflüssigkeit und des Vortriebs des Bohrkopfs 20 der Bohrvorgang des gewünschten
Verlaufs des Bohrlochs fortgesetzt wird.
[0029] Nach Erreichen des Zielpunkts 22, der beispielsweise in einer Zielgrube vorgesehen
ist, wird der Bohrkopf 20 durch einen Aufweitkopf 24 ersetzt, der beim Zurückziehen
des Gestänges 14 die zuvor erzeugte Pilotbohrung aufweitet und gleichzeitig ein HDPE-Rohr
26 einzieht, wie dies in den Figuren 1C und 1D gezeigt ist. HDPE-Rohre sind aus High-Density-Polyethylen
hergestellt, wobei dieses High-Density-Polyethylen ein thermoplastischer Kunststoff
mit hoher Dichte ist, so dass die aus HDPE hergestellten Rohre eine hohe Zähigkeit
und Steifigkeit, eine sehr gute chemische Beständigkeit, gute Gleiteigenschaften,
geringe Feuchtigkeitsaufnahme, sehr gute Verarbeitungseigenschaften, sehr gut verschweißbar
sind und physiologisch unbedenklich sind. Bei anderen Ausführungsformen können auch
Rohre 26 aus anderen Materialien, insbesondere aus Metall, eingezogen werden.
[0030] Das Horizontalbohrgerät 12 erzeugt die für den Aufweitvorgang erforderliche Zugkraft
am Gestänge 14 und leitet weiterhin Spülflüssigkeit zum Aufweitkopf 24. Die Spülflüssigkeit
unterstützt zumindest das Aufweiten der Pilotbohrung und dient ferner zum Ableiten
und Austragen des beim Aufweitvorgang gelösten überschüssigen Erdreichs 18. Insbesondere
bei steinigem Erdreich 18, Geröll und Fels muss zumindest ein Teil des mithilfe des
Aufweitwerkzeugs 24 beim Aufweitvorgang kontaktierten Erdreichs 18 abgeleitet werden.
Dies kann insbesondere durch den Ringspalt zwischen dem als Bohrkanal bezeichneten
bereits aufgeweiteten Bereich der Pilotbohrung und dem eingezogenen Rohr 26 erfolgen.
Die in den Ringspalt eingebrachte Spülflüssigkeit verringert auch die Mantelreibung
zwischen dem Rohr 26 und dem Bohrkanal.
[0031] Zur Vermeidung einer nicht zentrischen Aufweitung der Pilotbohrung, insbesondere
in Folge einer Ablenkung des Aufweitwerkzeugs 24 durch inhomogenes Erdreich, hat das
Aufweitwerkzeug 24 einen Zentrierbereich 25, der in Bezug auf den Aufweitbereich 31
des Aufweitwerkzeugs 24 in Bewegungsrichtung des Aufweitwerkzeugs 24 stromaufwärts
angeordnet ist und im Wesentlichen dem Durchmesser der aufgeweiteten Öffnung entspricht.
Dadurch hat das Aufweitwerkzeug 24 über den Zentrierbereich 25 eine große Abstützfläche,
über die eine Gegenkraft zu den auf den Aufweitbereich 31 quer zur Bewegungsrichtung
P1 wirkenden Querkräfte bereitgestellt werden kann. Dadurch wird eine Ablenkung des
Aufweitwerkzeugs 24 auf einfache Art und Weise wirkungsvoll vermieden, so dass die
Pilotbohrung bzw. eine bereits im Erdreich 18 vorhandene Durchgangsöffnung mithilfe
des erfindungsgemäßen Aufweitwerkzeugs 24 zentrisch aufgeweitet werden kann.
[0032] Gleichzeitig mit dem Aufweitvorgang wird das neu zu verlegende Rohr 26, im vorliegenden
Fall ein HDPE-Rohr, eingesetzt. Je nach Untergrund können auch zwei oder mehr Aufweitwerkzeuge
24 nacheinander mit bis zu einem Durchmesser von 1000 mm eingesetzt werden. Üblicherweise
werden dann Rohre 26 bis zu einem Durchmesser von 800 mm oder ein Rohrbündel aus mehreren
Rohren eingezogen. Als Spülflüssigkeit kann Wasser mit Betonit oder Ejactomer eingesetzt
werden. Solche Spülflüssigkeiten stabilisieren den Bohrkanal, vermindern die Reibung
zwischen Bohrgestänge 14 und Erdreich 18 sowie die Reibung zwischen dem einzuziehenden
Rohr 26 und dem Erdreich 18. Ferner wird mithilfe der Spülflüssigkeit Erdreich 18
durch das bereits zum Teil eingezogene Rohr 26 aus dem Bohrkanal herausgefördert.
[0033] Figur 1D zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der in Figur 1C gezeigten Anordnung
10, In diesem Ausschnitt sind das von dem Horizontalbohrgerät 12 entfernte Ende des
Gestänges 14, der Aufweitkopf 24 und das bereits zum Teil ins Erdreich 18 eingezogene
Rohr 26 dargestellt. Wir der Bohrkopf 20 oder der Aufweitkopf 24 zu stark gegen festes
Erdreich, Gestein oder Fels gezogen, so können Schneiden des Bohrkopfs 20 bzw. des
Aufweitkopfs 24 mit einer solchen Kraft gegen das Erdreich 18 gezogen werden, dass
eine Drehung des Bohrkopfs 20 bzw. Aufweitkopfs 24 selbst mit dem mit dem Horizontalbohrgerät
12 erzeugbaren maximalen Drehmoment nicht möglich ist. Um dies zu verhindern, erfolgt
bei dieser Ausführungsform eine Begrenzung der maximalen Vorschubkraft auf einen voreingestellten
Grenzwert. Hierzu wird vorzugsweise die durch einen Vorschubantrieb erzeugte Vorschubkraft
ermittelt und mit dem voreingestellten Grenzwert verglichen. Vorzugsweise führt den
Vergleich eine Steuereinheit, insbesondere eine speicherprogrammierbare Steuereinheit
(SPS) des Horizontalbohrgeräts 12 durch.
[0034] Das Horizontalbohrgerät 12 hat vorzugsweise einen Drehantrieb zum Drehen des Gestänges
14 und den Vorschubantrieb zum Bewegen des Gestänges 14 entlang seiner Längsachse
durch das Erdreich 18 zusammen mit dem an dem vom Vorschubantrieb entfernten Ende
des Gestänges 14 mit diesem verbundenen Bohrkopf 20 oder Aufweitkopf 24.
[0035] Figur 2 zeig ein Blockschaltbild eines in eine Steuereinheit 29 des Horizontalbohrgerätes
12 nach den Fig.1A bis 1D implementierten Regelalgorithmus zur Ansteuerung eines Vorschubantriebs
der Bohranlage 10 bzw. des Horizontalbohrgeräts 12. Der Drehantrieb ist ein hydraulischer
Antrieb. Mit Hilfe eines Drucksensors 34 wird der Druck der Hydraulikflüssigkeit der
dem Hydraulikantrieb zugeführten Hydraulikflüssigkeit ermittelt. Aus diesem Druck
kann unmittelbar die Antriebskraft und das am Gestänge 14 wirkende Drehmoment M
ist ermittelt werden. Darüber hinaus kann die Drehzahl des Gestänges 14 mit Hilfe eines
entsprechenden Drehzahlsensors 36 des Horizontalgeräts 12 ermittelt werden. Der Ist-Wert
des Drehmoments M
ist wird einem Vergleicher 28 zugeführt, der diesen Ist-Wert M
ist mit einem voreingestellten und in der Steuereinheit 29 des Horizontalbohrgeräts 12
gespeicherten Sollwerts M
soll verglichen. Der Vergleicher 28 ermittelt aus der Differenz aus dem Ist-Wert Mist
und dem Soll-Wert M
soll eine Regelabweichung. Ausgehend von dieser Regelabweichung gibt der Regler 30 Stellsignale
für die Vorschubgeschwindigkeit und die Vorschubkraft aus und ändert erforderlichenfalls
die Vorschubrichtung. Diese Stellsignale werden als Stellgrößen zur Steuerung des
Vorschubantriebs genutzt. Beim Einsatz eines hydraulischen Vorschubantriebs kann die
Vorschubkraft durch den Druck der dem Hydraulikantrieb zugeführten Hydraulikflüssigkeit
und die Vorschubgeschwindigkeit durch die dem Vorschubantrieb zugeführte Menge an
Hydraulikflüssigkeit einfach eingestellt werden. Einem Hydraulikaggregat zum Bereitstellen
der Hydraulikflüssigkeit für den Hydraulikantrieb wird dann ausgehend von der vom
Regler 30 vorgegebenen Vorschubkraft ein Soll-Druck vorgegeben und ausgehend von der
vom Regler 30 vorgegebenen Vorschubgeschwindigkeit ein Durchfluss, d.h. die vom Hydraulikaggregat
in einer vorbestimmten Zeit geförderte Menge an Hydraulikflüssigkeit. Als Störgröße
auf die Regelstrecke 32 wirkt dabei die Bodenbeschaffenheit, insbesondere die Änderung
der Bodenbeschaffenheit von weichem Boden zu hartem Boden oder von Erdreich zu Stein,
Geröll oder Fels. Neben dem voreinstellbaren unveränderbaren Soll-Wert M
soll für das Drehmoment ist auch ein maximaler Wert für die Vorschubkraft F
max voreinstellbar. Der Regler 30 begrenzt das Stellsingal der Vorschubkraft auf diesen
Wert F
max. Zusätzlich kann ein weiterer Regelkreis zum Regeln der Vorschubkraft vorgesehen
werden, wenn der Regler 30 zum Regeln des Drehmoments den voreingestellten maximalen
Wert F
max der Vorschubkraft als Stellsignal ausgibt. Der weitere Regler sorgt dann dafür, dass
die Vorschubkraft auch bei sich verändernder Bodenbeschaffenheit konstant auf den
voreingestellten maximalen Wert der Vorschubkraft gehalten wird.
[0036] Trifft der Bohrkopf 20 oder der Aufweitkopf 24 auf ein Hindernis, so steigt der Ist-Wert
des Drehmoments M
ist an und übersteigt den Soll-Wert M
soll. Daraufhin werden die Vorschubgeschwindigkeit und die Vorschubkraft reduziert. Dies
erfolgt relativ schnell, vorzugsweise in einem Zeitraum zwischen 1 ms und 100 ms,
um zu verhindern, dass das Gestänge 14 blockiert und der Bohrkopf 20 sowie das Gestänge
14 nicht weitergedreht werden können. Auch kann durch eine Reduzierung der Vorschubgeschwindigkeit
und der Vorschubkraft ein blockiertes Gestänge 14 wieder gedreht werden. Abhängig
von der ermittelten Regelabweichung beim Anstieg des IstWerts M
ist des Drehmoments erfolgt eine große Reduzierung der Vorschubgeschwindigkeit und der
Vorschubkraft, die dann durch den Regler 30 wieder langsam, beispielsweise in einem
Zeitraum von 0,3 bis 10 s wieder erhöht wird. Die Reduzierung bei einem Stillstand
des Gestänges 14, d.h. beim Blockieren des Gestänges 14, erfolgt beispielsweise auf
15 % der voreingestellten Maximalwerte für Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit.
Die Erhöhung und Reduzierung der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit können
dabei kontinuierlich und/oder schrittweise erfolgen.
[0037] Figur 3 zeigt einen Ablaufplan zum Einstellen der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit
beim Erzeugen einer Pilotbohrung oder beim Aufweiten einer Erdbohrung mit Hilfe des
Horizontalbohrgeräts 12. Der Ablauf wird im Schritt S10 gestartet. Im Schritt S12
wird ein Soll-Wert M
soll des Drehmoments voreingestellt. Dies erfolgt durch eine Bedienperson abhängig von
der auf der Bohrstrecke zu erwartenden Zusammensetzung und Art des Erdreichs 18. Beispielsweise
wird der Soll-Wert M
soll des Drehmoments auf 80 % des durch die Horizontalbohranlage 12 maximal erzeugbaren
Drehmoments voreingestellt. Nachfolgend wird im Schritt S14 durch eine Bedienperson
ein Wert für die maximal zulässige Vorschubkraft F
max des Vorschubantriebs voreingestellt. Die Vorschubkraft muss insbesondere dafür aufgewendet
werden, beim Aufweiten einer Erdbohrung und dem gleichzeitigen Einziehen eines neuen
Rohrs 26 das Rohr 26 durch die aufgeweitete Öffnung im Erdreich 18 ziehen. Die maximale
Vorschubkraft wird als Startwert auf beispielsweise 20 % der mit Hilfe des Vorschubantriebs
erzeugbaren Vorschubkraft voreingestellt. Sowohl der voreingestellte Soll-Wert M
soll des Drehmoments als auch der Wert F
max der maximal zulässigen Vorschubkraft können während des Betriebs des Horizontalbohrgeräts
12 jederzeit von einer Bedienperson bei Bedarf geändert werden. Auch können die Schritte
S12 und S14 getauscht oder übliche Einstellwerte bereits in der Steuereinheit 29 voreingestellt
gespeichert sein, so dass diese bei Bedarf nur noch geändert werden müssen.
[0038] Nachdem der Soll-Wert M
soll für das Drehmoment und der Wert F
max für die maximal zulässige Vorschubkraft voreingestellt sind, wird der Bohrvorgang
gestartet, wobei die Steuereinheit 29 des Horizontalbohrgeräts 12 den Drehantrieb
zum Drehen des Gestänges 14 und den Vorschubantrieb zum Erzeugen einer Vorschubkraft
zum Vorschub des Gestänges 14 aktivieren. Mit Hilfe der Vorschubkraft wird beim Herstellen
einer Pilotbohrung das Gestänge mit dem am Ende des Gestänges 14 angeordneten Bohrkopf
20 ins Erdreich hinein gedrückt und bei dem Aufweiten einer Erdbohrung wird der mit
dem Gestänge 14 verbundene Aufweitkopf 24 durch die Vorschubkraft zum Horizontalbohrgerät
12 gezogen.
[0039] Im Schritt S18 werden dann die Vorschubkraft und die Vorschubgeschwindigkeit langsam
erhöht. Das Erhöhen der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit kann kontinuierlich
oder schrittweise erfolgen. Jedoch wird die Vorschubkraft nur so lange erhöht, bis
die Vorschubkraft den voreingestellten Maximalwert F
max erreicht hat. Nach dem Erhöhen der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit im Schritt
S18 wird anschließend im Schritt S20 geprüft, ob der Ist-Wert M
ist des Drehmoments, das durch den Drehantrieb zum Drehen des Gestänges 14 erzeugt wird,
größer ist als der voreingestellte Soll-Wert M
soll des Drehmoments. Ist das der Fall, so wird anschließend im Schritt S22 überprüft,
ob die tatsächliche Vorschubgeschwindigkeit kleiner als die voreingestellte Vorschubgeschwindigkeit
ist oder ob der Vorschub gestoppt hat. Ist die Vorschubgeschwindigkeit kleiner als
die vorgegebene Vorschubgeschwindigkeit oder ist der Vorschub gestoppt, so wird anschließend
im Schritt S24 der voreingestellte Wert F
max der maximalen Vorschubkraft erhöht. Dies kann durch die Steuereinheit 29 schrittweise
automatisch oder durch eine Bedienperson erfolgen. Nach dem Erhöhen des Maximalwerts
der Vorschubkraft wird der Ablauf im Schritt S18 fortgesetzt, in dem die Vorschubkraft
und die Vorschubgeschwindigkeit weiter erhöht werden.
[0040] Wird im Schritt S22 jedoch festgestellt, dass der Vorschub nicht gestoppt hat und
die Vorschubgeschwindigkeit der gewünschten Vorschubgeschwindigkeit entspricht, so
wird im Schritt S26 geprüft, ob der Bohr- oder Aufweitvorgang abgeschlossen ist. Ist
dies der Fall, so ist der Ablauf im Schritt S28 beendet und die Horizontalbohranlage
12 kann durch eine Bedienperson abgeschaltet werden.
[0041] Wird im Schritt 26 festgestellt, dass der Bohrvorgang noch nicht abgeschlossen ist,
so wird der Ablauf im Schritt S20 fortgesetzt. Wird im Schritt S20 festgestellt, dass
der Ist-Wert M
ist des Drehmoments gleich oder größer dem Soll-Wert M
soll des Drehmoments ist, so werden anschließend im Schritt S30 die Vorschubkraft und
die Vorschubgeschwindigkeit relativ schnell reduziert. Das Reduzieren der Vorschubkraft
und Vorschubgeschwindigkeit kann dabei schrittweise erfolgen. Nach dem Reduzieren
der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit im Schritt S30 wird im Schritt S32 überprüft,
ob das Gestänge 14 durch den Drehantrieb gedreht wird oder ob das Gestänge 14 blockiert
ist. Ist das Gestänge 14 blockiert, so bewegt der Vorschubantrieb das Gestänge 14
anschließend im Schritt S34 in die entgegengesetzte Richtung. Hierzu wird insbesondere
ein mit dem Gestänge 14 in Eingriff stehender Bohrschlitten des Vorschubantriebs entgegen
der Bohr- bzw. Aufweitrichtung bewegt. Anschließend wird der Ablauf im Schritt S32
fortgesetzt.
[0042] Wird im Schritt S32 festgestellt, dass das Drehen des Gestänges 14 nicht blockiert
ist, d.h. dass sich das Gestänge 14 dreht, so wird im Schritt S36 geprüft, ob der
Ist-Wert Mist des Drehmoments kleiner als ein um den Betrag x reduzierter Soll-Wert
M
soll-x des Drehmoments ist. Ist dies der Fall, so wird der Ablauf im Schritt S18 fortgesetzt
und die Vorschubkraft und die Vorschubgeschwindigkeit werden erhöht. Unterschreitet
der Ist-Wert Mist des Drehmoments nicht den um den Betrag x reduzierten Soll-Wert
M
soll-x des Drehmoments, so wird der Ablauf nach dem Schritt S36 mit Schritt S20 fortgesetzt.
[0043] Das Erhöhen der Vorschubkraft und Vorschubgeschwindigkeit im Schritt S18 erfolgt
langsamer als das Reduzieren der Vorschubkraft und der Vorschubgeschwindigkeit im
Schritt S30. Beispielsweise wird die Vorschubkraft um einen Faktor im Bereich von
2 bis 100 im Schritt S30 schneller reduziert als im Schritt S18 erhöht.
[0044] Figur 4 zeigt eine perspektivische Darstellung eines Horizontalbohrgeräts 300 zum
Herstellen und/oder Aufweiten einer Erdbohrung gemäß einer zweiten Ausführungsform.
Das Bohrgerät 300 umfasst zwei eine Verschiebeeinheit 302 begrenzende Stirnplatten
304, 306, die über Verbindungselemente 308, 310, 312, 314 miteinander verbunden sind.
Über diese Verbindungselemente 308 bis 314 ist der Abstand zwischen den Stirnplatten
304, 306 festgelegt. Mit den Verbindungselementen 312, 314 sind Abstützplatten 316
bis 322 verbunden, über die das Bohrgerät 300 in einer Grube oder einem Schacht abgestützt
werden kann. Die Abstützplatten 316 bis 322 sind aus den durch die Stirnplatten 304,
306 ragenden offenen Enden der Verbindungselemente 314, 312 herausziehbar und über
Bolzen 324, 326 in verschiedenen Auszugsstufen mit den Verbindungselementen 312, 314
verbindbar. Die Stirnplatte 304 hat eine Gestängedurchführung 328, durch die ein Gestängeabschnitt
des Gestänges 14 hindurchführbar ist. Ferner sind Arretierungshebel 330, 332 gezeigt,
durch die ein Gestängeabschnitt des Gestänges 14 wahlweise derart fixiert werden kann,
dass er an einer Drehbewegung gehindert wird, so dass der fixierte Gestängeabschnitt
mit einem weiteren Gestängeabschnitt verbunden werden kann oder von diesem weiteren
Gestängeabschnitt getrennt werden kann. Zusätzlich oder alternativ kann mithilfe der
Klemmhebel 330, 332 eine Verschiebung eines Gestängeabschnitts in Vortriebsrichtung
P2 sowie entgegengesetzt der Vortriebsrichtung verhindert werden.
[0045] Mit dem Verbindungselement 314 ist ein Bedienpult 315 verbunden, mit dessen Hilfe
die Verschiebeeinheit 302 sowie ein hydraulischer Drehantrieb 334 zum Erzeugen einer
Drehbewegung der Gestängeaufnahme 40 angesteuert werden kann. Der Drehantrieb 334
ist fest mit dem Schlitten 38 verbunden. Zur Kraftübertrag zwischen dem Drehantreib
334 und der Gestängeaufnahme 40 ist eine im Schlittens 38 angeordnete Übertragungskette
(nicht dargestellt) vorgesehen.
[0046] Die Verschiebeeinheit 302 hat zwei Zylinderanordnungen 336, 338, die als Vorschubantrieb
dienen. Die erste Zylinderanordnung 336 hat einen ersten Zylinder 340 mit einem ersten
Zylindergehäuse 342 und einer ersten Kolbenstange 344. Ferner hat die erste Zylinderanordnung
336 einen zweiten Zylinder 346, der ein zweites Zylindergehäuse 348 und eine zweite
Kolbenstange 350 hat.
[0047] Die zweite Zylinderanordnung 338 hat einen ersten Zylinder 352 mit einem ersten Zylindergehäuse
354 und einer ersten Kolbenstange 355. Ferner umfasst die zweite Zylinderanordnung
338 einen zweiten Zylinder, der in Figur 4 von anderen Elementen verdeckt ist. Dieser
zweite Zylinder hat ein zweites Zylindergehäuse sowie eine zweite Kolbenstange. Ein
Ende der Kolbenstangen 344, 356 ist jeweils mit der ersten Stirnplatte 304 über eine
Schraubverbindung fest verbunden. Die gegenüberliegenden zweiten Enden der Kolbenstangen
344, 356 sind mit der gegenüberliegenden zweiten Stirnplatte 306 verschraubt, so dass
die Kolbenstangen 344, 356 als Führungselemente zum Führen der Verschiebebewegung
der Verschiebeeinheit 302 dienen. Die der Stirnplatte 304 zugewandte Seite der Zylindergehäuse
342, 352 sind über eine erste Zwischenplatte 364 verbunden. Mit der Verbindungsplatte
364 ist jeweils ein Ende der Kolbenstangen 350, 362 der zweiten Zylinder 346, 358
über eine Schraubverbindung fest verbunden. Ferner umfasst die Verschiebeeinheit 302
eine zweite Zwischenplatte 366, die an dem der zweiten Stirnplatte 306 zugewandten
Ende der Zylindergehäuse 354, 342 der ersten Zylinder 340, 352 der Zylinderanordnungen
336, 338 fest verbunden ist. Ferner sind die den mit der ersten Zwischenplatte 364
fest verbundenen Enden der Kolbenstangen 350, 362 gegenüberliegenden Enden der Kolbenstangen
350, 362 mit der zweiten Zwischenplatte 366 über jeweils eine Schraubverbindung fest
verbunden. Dadurch werden bei einer Bewegung der Zylindergehäuse 342, 354 entlang
der Kolbenstangen 344, 356 die zweiten Zylinder 346, 358 zusammen mit den Zwischenplatten
364, 366 und dem mit den Zylindergehäusen 348, 360 verbundenen Schlitten 38 in Vortriebsrichtung
P2 bzw. in entgegengesetzter Richtung verschoben.
[0048] Der Schlitten 38 kann bei einer durch die zweiten Zylinder 346, 358 erzeugten Verschiebebewegung
ebenfalls in Vortriebsrichtung P2 bzw. in entgegengesetzter Richtung verschoben werden.
[0049] Die Begrenzung der Vorschubkraft auf einen voreingestellten Grenzwert F
max erfolgt bei dem Horizontalbohrgerät 300 in gleicher Weise wie dies in Verbindung
mit dem Horizontalbohrgerät 12 der ersten Ausführungsform in Verbindung mit den Figuren
1 bis 3 beschrieben worden ist. Hierzu hat das Horizontalbohrgerät 300 eine Steuereinheit
29.
[0050] Bei alternativen Bohrgeräten kann der Vorschubantrieb zum Erzeugen der Vorschubbewegung
des Bohrgestänges auch einen Zahnstangenantrieb oder einen anderen geeigneten Antrieb
umfassen.
1. Verfahren zur Steuerung eines Vorschubantriebs einer Bohranlage zum Erzeugen oder
Aufweiten einer Erdbohrung im Erdreich,
bei dem ein mit einem Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug (20, 24) verbundenes Bohrgestänge
(14) mit Hilfe eines Drehantriebes (334) um seine Längsachse gedreht und mit Hilfe
des Vorschubantriebs (336, 338) in Richtung seiner Längsachse durch das Erdreich (18)
bewegt wird,
und bei dem die durch den Vorschubantrieb (336, 338) auf das Bohrgestänge (14) in
Richtung seiner Längsachse ausgeübte Vorschubkraft auf einen voreingestellten Grenzwert
(Fmax) begrenzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorschubkraft als Ist-Wert ermittelt wird, dass der ermittelte Ist-Wert mit dem
voreingestellten Grenzwert (Fmax) verglichen wird, und dass beim Erreichen und/oder Überschreiten des voreingestellten
Grenzwerts (Fmax) die durch den Vorschubantrieb 336, 338 auf das Bohrgestänge (14) ausgeübte Vorschubkraft
reduziert wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorschubkraft wahlweise derart auf das Bohrgestänge (14) ausgeübt wird, dass
das mit dem Bohrgestänge (14) verbundene Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug (20, 24) durch
die Vorschubkraft von dem Vorschubantrieb (336, 338) wegbewegt oder zum Vorschubantrieb
(336, 338) hinbewegt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorschubgeschwindigkeit des Bohrgestänges (14) und/oder die auf das Bohrgestänge
(14) ausgeübte Vorschubkraft in Abhängigkeit des auf das Bohrgestänge (14) zu dessen
Drehung ausgeübten Drehmoments eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das auf das Bohrgestänge (14) zu dessen Drehung ausgeübte Drehmoment als Ist-Wert
(Mist) ermittelt und mit einem voreingestellten Soll-Wert (Msoll) verglichen wird, dass eine Regelabweichung aus der Differenz aus Soll-Wert (Msoll) und Ist-Wert (Mist) ermittelt wird, und dass bei einer positiven Regelabweichung die Vorschubgeschwindigkeit
und/oder die Vorschubkraft reduziert und bei einer negativen Regelabweichung die Vorschubgeschwindigkeit
und/oder die Vorschubkraft erhöht werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die die Vorschubgeschwindigkeit und/oder die Vorschubkraft nur dann geändert werden,
wenn der Betrag der Regelabweichung einen voreingestellten Wert übersteigt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer positiven Regelabweichung die Vorschubkraft so lange erhöht wird, bis sie
den voreingestellten Grenzwert (Fmax) erreicht hat.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer positiven Regelabweichung die Vorschubkraft und die Vorschubgeschwindigkeit
gleichzeitig so lange erhöht werden, bis die Vorschubkraft den voreingestellten Grenzwert
(Fmax) erreicht hat,
dass bei einer negativen Regelabweichung die Vorschubkraft und die Vorschubgeschwindigkeit
gleichzeitig so lange verringert werden, bis keine Regelabweichung mehr oder eine
positive Regelabweichung festgestellt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der voreingestellte Grenzwert (Fmax) über eine Bedieneinheit einstellbar und beim Betrieb der Bohranlage (10) veränderbar
ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Ist-Wert (Mist) des Drehmoments ausgehend von der auf das Bohrgestänge (14) zu
dessen Drehung wirkenden Antriebskraft ermittelt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehantrieb und der Vorschubantrieb hydraulische Antriebe sind.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge des dem Vorschubantrieb (336, 338) zugeführten Druckmittels zur Änderung
der Vorschubgeschwindigkeit verändert wird, und dass der Druck des dem Vorschubantrieb
(336, 388) zugeführten Druckmittels zur Änderung der Vorschubkraft geändert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der voreingestellte Grenzwert (Fmax) vor Beginn einer Erdbohrung abhängig von der zu erwartenden Beschaffenheit des Erdreichs
(18) auf einen Wert im Bereich zwischen 20% und 98% der durch den Vorschubantrieb
(336, 338) erzeugbaren Vorschubkraft eingestellt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Sollwert (Msoll) des Drehmoments auf einen Wert im Bereich vom 70% bis 90% des durch den Drehantrieb
(334) erzeugbaren Drehmoments zum Drehen des Bohrgestänges (14) eingestellt wird.
15. Bohranlage zum Erzeugen oder Aufweiten einer Erdbohrung im Erdreich vorzugsweise nach
einem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit einem Vorschubantrieb
(336, 333), der eine Vorschubkraft auf ein Bohrgestänge (14) ausübt und ein mit dem
Bohrgestänge (14) verbundenes Bohr- und/oder Aufweitwerkzeug (20, 24) in Richtung
der Längsachse des Bohrgestänges (14) durch das Erdreich (18) bewegt,
mit einem Drehantrieb (334), der eine Rotationskraft auf das Bohrgestänge (14) ausübt
und ein Drehmoment zur Drehung des Bohrgestänges und des mit diesem verbundenen Bohr-
und/oder Aufweitwerkzeugs (20, 24) um die Längsachse des Bohrgestänges (14) erzeugt,
mit einer Steuereinheit (29), die den Vorschubantrieb (336, 338) derart steuert, dass
die durch den Vorschubantrieb (336, 338) auf das Bohrgestänge (14) in Richtung seiner
Längsachse ausgeübte Vorschubkraft auf einen voreingestellten Grenzwert (Fmax) begrenzt wird.