[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung eines Aufnahmesignals in einem
Hörsystem mit wenigstens einem Hörgerät, insbesondere Hörhilfegerät, wobei dem wenigstens
einen Hörgerät ein erstes Richtmikrofon zugeordnet ist, welches eine verstellbare
erste Richtcharakteristik mit einer Vorzugsrichtung aufweist, wobei das erste Richtmikrofon
Schall in ein erstes Signal umwandelt, welches in das Aufnahmesignal eingeht.
[0002] Für ein Hörhilfegerät kommt der Wahrnehmung der eigenen Stimme durch den Benutzer
eine besonders wichtige Rolle zu, da das subjektive Empfinden der eigenen Stimme,
wie sie beim Tragen des Hörgeräts wahrgenommen wird, maßgeblich die Akzeptanz eines
Hörhilfegeräts durch den Benutzer beeinflusst. Die Wahrnehmung der eigenen Stimme
wird hierbei zum einen beeinflusst durch den Signalweg des Hörhilfegeräts, also über
eine Aufnahme der Stimme durch das Mikrofonsystem, eine entsprechende Signalverarbeitung
des Mikrofonsignals im Hörhilfegerät sowie eine Wiedergabe durch den Lautsprecher
oder allgemein den elektro-akustischen Wandler des Hörhilfegeräts, wobei der erzeugte
Schall direkt dem Gehör des Benutzers zugeführt wird.
[0003] Zum anderen verursacht ein für dieses Zuführen vorgesehener Schallleiter - sei es
ein Ohrpassstück eines "Behind-The-Ear"-Instruments (BTE) oder sei es der Ausgang
eines "In-The-Ear"- oder "Completely-In-the-Canal"-Instruments (ITE bzw. CIC) - meist
einen weitgehenden Verschluss des Gehörgangs, wodurch es bei einer Sprachaktivität
des Benutzers zu einem Okklusionseffekt kommen kann. Dieser entsteht vorrangig durch
Schallwellen der eigenen Stimme, welche durch Körperschallübertragung vorrangig über
den Kieferknochen zum Gehörgang geleitet werden, und aufgrund des Verschlusses des
Gehörgangs nicht nach außen entweichen können, wodurch die eigene Stimme beim Sprechen
als dumpf klingend empfunden wird.
[0004] Während Problemen in der Wahrnehmung der eigenen Stimme, welche auf einem Okklusionseffekt
basieren, oftmals durch zusätzliche mechanische Belüftungskanäle im Hörhilfegerät
oder in jüngerer Zeit auch durch spezielle Algorithmen in der Signalverarbeitung begegnet
wird, so wird für die im Signalweg bedingten Probleme im Klang der Stimme meist versucht,
mittels einer adaptiven Signalverarbeitung die Wahrnehmung eigenen Stimme für den
Benutzer zu verbessern. Viele Hörhilfegeräte arbeiten beispielsweise mit einer automatischen
Verstärkungsregelung ("automatic gain control", AGC), deren Verstärkung in den relevanten
Frequenzbereichen hierfür bei einer Erkennung einer eigenen Sprachaktivität abgesenkt
werden kann. Ebenso können beim Erkennen der Sprachaktivität ein Kompressionsverhältnis,
der Schwellwert oder die Ansprechzeiten einer Kompression ("compression ratio", "threshold",
"attack/release") angepasst werden. Eine derartige Erkennung der eigenen Sprachaktivität
des Benutzers ist hierbei schnell und effizient möglich.
[0005] Durch derartige Maßnahmen in der Signalverarbeitung wird jedoch zumindest in den
betreffenden Frequenzbereichen der gesamte Signalanteil entsprechend beeinflusst,
und somit in für eine realistische Sprachwiedergabe wesentlichen Frequenzbereichen
die Signalanteile durch Absenken der Verstärkung oder Verändern der Kompressionsparameter
verändert. Auch die akustische Wahrnehmung der Umgebung ist hiervon betroffen, was
insbesondere in lebhaften Gesprächssituationen mit mehreren Gesprächspartnern als
unangenehm empfunden werden kann. Hierdurch kann also das Hörempfinden maßgeblich
beeinträchtigt werden
[0006] In der
DE 10 2005 032 274 A1 sind eine Hörvorrichtung und ein entsprechendes Verfahren zur Eigenstimmendetektion
offenbart. Dazu sind ein erstes Mikrofon zur Aufnahme eines Umgebungsschalls und ein
zweites Mikrofon zur Aufnahme eines Gehörgangschalls vorgesehen. Aus einem Vergleich
der Signale des ersten Mikrofons und des zweiten Mikrofons wird darauf geschlossen,
dass der Benutzer des Gehörgeräts spricht bzw. die eigene Stimme präsent ist. Wird
das Vorhandensein der eigenen Stimme festgestellt, so wird insbesondere ein Richtmikrofon
deaktiviert. Auf diese Weise wird das Richtmikrofon störsicher betrieben, da sich
das Richtmikrofon bei Präsenz der eigenen Stimme unerwünscht stets auf die Frontalrichtung
ausrichten würde.
[0007] In der
DE 10 2011 087 984 A1 wird zur Eigenstimmenerkennung eine Hörvorrichtung vorgeschlagen, die wenigstens
zwei unabhängige Analyseeinrichtung umfasst, von denen jede dazu ausgelegt ist, auf
der Grundlage eines empfangenen Audiosignals Sprachaktivitätsdaten zu gewinnen, welche
von der Sprecheraktivität des Trägers der Hörvorrichtung abhängig sind. Eine Fusionseinrichtung
ist dazu ausgelegt, die Sprachaktivitätsdaten der Analyseeinrichtungen zu empfangen
und auf Grundlage der Sprachaktivitätsdaten zu erkennen, ob der Träger gerade spricht
oder nicht.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, welches in einem
Hörsystem mit wenigstens einem Hörgerät bei einer Stimmaktivität den Klang eines Aufnahmesignals
für die Weiterverarbeitung insbesondere hinsichtlich der Wahrnehmung durch einen Benutzer
möglichst einfach und effizient verbessern soll.
[0009] Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Verbesserung
eines Aufnahmesignals in einem Hörsystem mit wenigstens einem Hörgerät, insbesondere
Hörhilfegerät, wobei dem wenigstens einen Hörgerät ein erstes Richtmikrofon zugeordnet
ist, welches eine verstellbare erste Richtcharakteristik mit einer Vorzugsrichtung
aufweist, wobei das erste Richtmikrofon Schall in ein erstes Signal umwandelt, welches
in das Aufnahmesignal eingeht, wobei eine Sprachaktivität eines Benutzers des Hörsystems
überwacht wird, und wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers die Vorzugsrichtung
der ersten Richtcharakteristik gegenüber einer Frontalrichtung des Benutzers derart
verstellt wird, dass die Schallempfindlichkeit des ersten Richtmikrofons in der Frontalrichtung
eine Abschwächung erfährt. Vorteilhafte und teils für sich gesehen erfinderische Ausgestaltungsformen
sind Gegenstand der Unteransprüche und der nachfolgenden Beschreibung.
[0010] Insbesondere ist das erste Richtmikrofon durch eine Mehrzahl an insbesondere beabstandeten
Einzelmikrofonen gebildet, wobei die erste Richtcharakteristik durch eine Überlagerung
der Richtcharakteristiken der Einzelmikrofone gebildet wird. Die Einzelmikrofone können
dabei jeweils eine im Wesentlichen omnidirektionale Richtcharakteristik aufweisen.
Insbesondere resultiert die Richtcharakteristik aus einer entsprechenden Signalverarbeitung
der Signale der Einzelmikrofone. Die Erfindung umfasst hierbei in einem binauralen
Hörsystem insbesondere die bevorzugte Variante, wobei eines der das erste Richtmikrofon
bildenden Einzelmikrofone in dem einen, dann ersten Hörgerät angeordnet ist, und wobei
ein weiteres dieser Einzelmikrofone in einem weiteren, zweiten Hörgerät angeordnet
ist. Im Falle eines einzelnen Hörgeräts sind zur Bildung des ersten Richtmikrofons
bevorzugt zwei oder mehrere im Wesentlichen omnidirektionale Einzelmikrofone gemeinsam
in dem dann einen Hörgerät angeordnet.
[0011] Das Aufnahmesignal ist dabei als dasjenige Signal zu verstehen, in welches das erste
Signal des ersten Richtmikrofons, in welches ein Schall aus der Umgebung mit der durch
die eingestellte Richtcharakteristik vorgegebenen räumlichen Empfindlichkeit umgewandelt
ist, zur weiteren Signalverarbeitung eingeht. Die Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik
ist hierbei als diejenige Raumrichtung zu verstehen, in welcher das erste Richtmikrofon
in diesem Fall die größte Sensibilität aufweist, das heißt, dass bei einem Schall
mit gleichbleibendem Pegel, welcher aus unterschiedlichen Richtungen auf das erste
Richtmikrofon auftrifft, bei einem Auftreff aus der Vorzugsrichtung der stärkste Signalpegel
im ersten Signal erzeugt wird.
[0012] Bevorzugt weist die erste Richtcharakteristik eine Achsen- bzw. Spiegelsymmetrie
auf, wobei die Vorzugsrichtung auf der Symmetrieachse bzw. in der Symmetrieebene liegt.
Die Frontalrichtung des Benutzers ist hierbei durch die Blickrichtung seines Kopfes
definiert, welche parallel zur Symmetrieebene des Kopfes verläuft. Bevorzugt kann
bei einem ordnungsgemäßen Tragen des Hörgeräts durch den Benutzer die erste Richtcharakteristik
in Relation zur Frontalrichtung des Benutzers gesetzt werden. Die erste Richtcharakteristik
kann in einem Winkelbereich um die Vorzugsrichtung herum bevorzugt eine monotone Abnahme
der Schallempfindlichkeit aufweisen, so dass bei einem Verstellen durch eine Vergrößerung
des Winkels zwischen der Vorzugsrichtung und der Frontalrichtung in der Frontalrichtung
die Abschwächung der Schallempfindlichkeit erreicht wird.
[0013] Die Erfindung geht hierbei zunächst von der Überlegung aus, dass jede Regelung oder
Korrektur der eigenen Stimme des Benutzers im Aufnahmesignal, welche nur über die
AGC oder über eine Anpassung der Parameter für die Kompression erfolgt, auch Auswirkungen
auf die Wahrnehmung des Schalls aus der Umgebung hat. Gerade in einer Hörsituation,
in welcher der Benutzer ein lebhaftes Gespräch mit einem oder auch mehreren Gesprächspartnern
führt, und aufgrund der Interaktion im Gespräch die eigene Stimmaktivität des Benutzers
bisweilen auch mit einem durch die Sprache eines der Gesprächspartner gebildeten Nutzsignals
zusammenfallen können, hätte dies rasche Wechsel in der Lautstärke und/oder der Dynamik
des durch die Sprache des Gesprächspartners gebildeten Nutzsignals zur Folge, sowie
auch für den Schall aus der Umgebung.
[0014] Die Erfindung macht sich nun den empirisch feststellbaren Umstand zunutze, dass aufgrund
der Beugung des Schalls, welcher bei einer Sprachaktivität den Mund verlässt, der
Schall der eigenen Stimme, den der Benutzer an einem Ohr wahrnimmt, im Wesentlichen
als aus frontaler Richtung kommend wahrgenommen wird. Dies bedeutet, dass aufgrund
der Tatsache, dass in den meisten durch ein Gespräch gebildeten Hörsituationen die
Blickrichtung und somit die Frontalrichtung des Benutzers auf einen Gesprächspartner
hin ausgerichtet ist, die Richtung, aus welcher das durch die Sprachaktivität des
Gesprächspartners gegebenen Nutzsignal wahrgenommen wird, mit der Richtung, aus welcher
die eigene Sprache beim Sprechen wahrgenommen wird, im Wesentlichen koinzidiert, sofern
keine weitere Anpassung der Wahrnehmungsrichtungen vorgenommen wird. Durch ein Verstellen
der Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik gegenüber der Frontalrichtung des
Benutzers kann somit erreicht werden, dass ein geringerer Anteil der eigenen Sprache
des Benutzers in das Aufnahmesignal eingeht. Für ein angenehmes Hörempfinden der eigenen
Sprache ist im Signalweg eine Abschwächung im Verhältnis zur Signalverarbeitung anderer
Nutzsignale von 6 dB bis 10 dB meist ausreichend. Weist die erste Richtcharakteristik
eine monotone Abnahme der Schallempfindlichkeit von der Vorzugsrichtung weg auf, so
ist für eine Abschwächung des aufgenommenen Sprachsignals des Benutzers um 6 dB bis
10 dB eine moderate Abweichung der Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik
von der Frontalrichtung ausreichend.
[0015] Dies hat desweiteren zur Folge, dass Hintergrundgeräusche, welche räumlich keiner
klaren Quelle eindeutig zugeordnet werden können, durch die genannte Maßnahme keine
wesentliche Abschwächung erfahren, so dass es im weiter zu verarbeitenden Aufnahmesignal
durch die Maßnahmen nicht zu unerwünschten Schwankungen im Pegel der Hintergrundgeräusche
kommt. In besonderem Maße wird hierbei noch der Umstand ausgenutzt, dass gerade Hintergrundgeräusche
in niedrigen Frequenzbändern, welche in erheblichem Maße für die Grundwahrnehmung
einer Hörsituation beitragen, aufgrund der niedrigeren Wellenzahlen räumlich weniger
gerichtet wahrgenommen werden, und somit von der Verstellung der Vorzugsrichtung der
Richtcharakteristik und somit der Richtcharakteristik als solcher noch weniger betroffen
sind. Insbesondere gilt dies für den Fall in welchem zur Verstellung der Vorzugsrichtung
der Richtcharakteristik die Richtcharakteristik selbst bis auf eine reine räumliche
Drehung nicht weiter verändert wird.
[0016] Günstigerweise wird die Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik in einem Winkel
zwischen 5° und 20°, bevorzugt zwischen 5° und 10°, gegenüber der Frontalrichtung
des Benutzers verstellt. Zur Veränderung der Ausrichtung der Richtcharakteristik ist
ein Verstellen der Vorzugsrichtung im genannten Winkelbereich meist ausreichend, um
eine hinreichende Abschwächung des Signalanteils der eigenen Sprache des Benutzers
im Aufnahmesignal zu erzielen. Infolge der nur geringfügigen Veränderung der Vorzugsrichtung
werden jedoch auch die Wahrnehmung von Hintergrundgeräuschen der Hörsituation, welche
eine gewisse Richtungsabhängigkeit aufweisen, wie z.B. Musik aus einem lokalisierbaren
Lautsprecher in einer Entfernung von mehreren Metern, nicht wirklich beeinflusst,
wodurch für einen Benutzer die Anpassung noch weniger bemerkbar wird.
[0017] Bevorzugt wird das Aufnahmesignal auf eine Hörsituation mit einer gerichteten Hauptschallquelle
überwacht, wobei ohne Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers bei Erkennen einer
Hörsituation mit einer gerichteten Hauptschallquelle die Vorzugsrichtung der ersten
Richtcharakteristik auf die Frontalrichtung des Benutzers ausgerichtet wird. Unter
einer gerichteten Hauptschallquelle ist eine Schallquelle zu verstehen, die im Verhältnis
zum Schallpegel anderer Signalanteile eine erhebliche Richtungsabhängigkeit aufweist,
und deren Schallpegel in Richtung des Maximums deutlich über dem Pegel anderer Signalanteile
unabhängig von ihrer Raumrichtung liegt (beispielsweise eine Lautsprecherbox oder
dergleichen). Die Frontalrichtung des Benutzers, welche üblicherweise im Wesentlichen
seiner Blickrichtung entspricht, kann dabei durch eine weitere Analyse des Aufnahmesignals
ermittelt werden, oder auch durch eine Voreinstellung im Hörgerät bestimmt werden
unter der Maßgabe der Ausrichtung des ersten Richtmikrofons bei einem ordnungsgemäßen
Tragen des Hörgeräts.
[0018] Wird nun in der Hörsituation eine gerichtete Hauptschallquelle erkannt, ohne dass
gleichzeitig eine eigene Sprachaktivität des Benutzers erkannt wird, so wird angenommen,
dass für den Benutzer der Schall der Hauptschallquelle das Nutzsignal darstellt, welches
daher im Aufnahmesignal besonders gut aufgelöst Eingang finden soll. In diesem Fall
wird die akustische Auflösung - also das Signal-zu-Rausch-Verhältnis - durch eine
entsprechende Anpassung der Richtcharakteristik durch Verstellen der Vorzugsrichtung
zur Hauptschallquelle hin erreicht.
[0019] Als vorteilhaft erweist es sich hierbei, wenn das Aufnahmesignal auf eine einem Gespräch
entsprechende Hörsituation überwacht wird, wobei ohne Erkennen einer Sprachaktivität
des Benutzers bei Erkennen einer einem Gespräch entsprechende Hörsituation die Vorzugsrichtung
der ersten Richtcharakteristik auf die Frontalrichtung des Benutzers ausgerichtet
wird. Eine einem Gespräch entsprechende Hörsituation, ggf. mit wenig gerichteten Hintergrundgeräuschen,
ist ein besonders auftretender Fall für eine Hörsituation mit einer Hauptschallquelle,
welche hier durch einen Gesprächspartner gebildet wird. Wird nun zunächst eine solche
Hörsituation erkannt, so wird angenommen, dass die Blickrichtung des Benutzers im
Fall, dass dieser nicht selbst spricht und somit keine eigene Sprachaktivität erkannt
wird, meist in Richtung des gerade aktiven Gesprächspartners geht. Somit kann durch
ein Einstellen der Vorzugsrichtung der Richtcharakteristik in Frontalrichtung für
das Sprachsignal des Gesprächspartners eine effiziente Verbesserung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses
erzielt werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Frontalrichtung nicht über eine weitere
Analyse des Aufnahmesignals ermittelt wird, sondern anhand der Ausrichtung des ersten
Richtmikrofons bei einem ordnungsgemäßen Tragen des Hörgeräts.
[0020] In einer weiter vorteilhaften Ausgestaltung umfasst das Hörsystem ein weiteres Hörgerät,
insbesondere Hörhilfegerät, wobei dem weiteren Hörgerät ein zweites Richtmikrofon
zugeordnet ist, wobei das zweite Richtmikrofon Schall in ein zweites Signal umwandelt,
welches in das Aufnahmesignal eingeht, und wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität
des Benutzers die Vorzugsrichtung der zweiten Richtcharakteristik gegenüber einer
Frontalrichtung des Benutzers derart verstellt wird, dass die zweite Richtcharakteristik
in der Frontalrichtung eine Abschwächung erfäh rt.
[0021] Insbesondere ist das Hörsystem als ein binaurales Hörsystem ausgebildet, in welchem
aus dem Aufnahmesignal, in welches das erste Signal des wenigstens einen Hörgeräts
und das zweite Signal des weiteren Hörgeräts eingehen, ein Stereo-Wiedergabesignal
derart gebildet wird, dass zur Erzeugung eines ersten Wiedergabekanals und eines zweiten
Wiedergabekanals Signalanteile sowohl des ersten Signals als auch des zweiten Signals
herangezogen werden. Ein erster Wiedergabekanal kann dabei einerseits nur Signalanteile
des ersten Signals enthalten, deren Richtcharakteristik anhand der Signalanteile des
zweiten Signals mit beeinflusst wird, oder direkt Signalanteile des ersten Signals
und des zweiten Signals beinhalten. In einem binauralen Hörsystem wird die eigene
Stimme des Benutzers aufgrund der zwischen dem ersten Signal und dem zweiten Signal
ausbleibenden Laufzeitdifferenz der Signalanteile der Stimme als aus frontaler Richtung
kommend wahrgenommen und entsprechend verstärkt. Für ein binaurales Hörsystem kann
das vorgeschlagene Verfahren die Signalanteile der eigenen Stimme des Benutzers im
Aufnahmesignal besonders einfach und ohne hohen Aufwand in der Signalverarbeitung
reduzieren, wobei keine merklichen Veränderungen im Signalpegel oder in aus der Umgebung
aufgenommenen Hintergrundgeräuschen auftreten.
[0022] Bevorzugt sind im binauralen Hörsystem das erste Richtmikrofon und das zweite Richtmikrofon
jeweils durch ein erstes Einzelmikrofon im einen, dann ersten Hörgerät und durch ein
zweites Einzelmikrofon im weiteren, dann zweiten Hörgerät gebildet, wobei zur ersten
Richtcharakteristik und zur zweiten Richtcharakteristik die Signale des ersten Einzelmikrofons
und des zweiten Einzelmikrofons für das eine Hörgerät und das weitere Hörgerät getrennt
verarbeitet werden. Mit anderen Worten werden die Einzelmikrofone der beiden Hörgeräte,
nämlich einem linken und einem rechten Hörgerät, zu einem Richtmikrofon verschaltet.
Die erste und die zweite Richtcharakteristik resultiert aus einer für die beiden Hörgeräte
getrennten Signalverarbeitung der Signale des ersten und des zweiten Einzelmikrofons.
Bevorzugt weisen die beiden Einzelmikrofone eine im Wesentlichen omnidirektionale
Richtcharakteristik auf. Durch die getrennte Signalverarbeitung ist jedem der beiden
Hörgeräte eine spezifische, nämlich eine erste, z.B. linke Richtcharakteristik und
eine zweite, z.B. rechte Richtcharakteristik zugeordnet.
[0023] Zweckmäßigerweise wird die Vorzugsrichtung der zweiten Richtcharakteristik in einem
Winkel zwischen 5° und 20°, bevorzugt zwischen 5° und 10°, gegenüber der Frontalrichtung
des Benutzers verstellt. Zweckmäßigerweise werden hierbei die Vorzugsrichtungen der
ersten Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik jeweils im genannten
Winkelbereich verstellt. Zur Veränderung der Ausrichtung der Richtcharakteristik ist
ein Verstellen der Vorzugsrichtung im genannten Winkelbereich meist ausreichend, um
eine hinreichende Abschwächung des Signalanteils der eigenen Sprache des Benutzers
im Aufnahmesignal zu erzielen. Infolge der nur geringfügigen Veränderung der Vorzugsrichtung
werden jedoch auch die Wahrnehmung von Hintergrundgeräuschen der Hörsituation, welche
eine gewisse Richtungsabhängigkeit aufweisen, wie z.B. Musik aus einem lokalisierbaren
Lautsprecher in einer Entfernung von mehreren Metern, nicht wirklich beeinflusst,
wodurch für einen Benutzer die Anpassung noch weniger bemerkbar wird.
[0024] Als weiter vorteilhaft erweist es sich, wenn das Aufnahmesignal auf eine einem Gespräch
entsprechende Hörsituation überwacht wird, wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität
eines Gesprächspartners die Vorzugsrichtung der zweiten Richtcharakteristik auf die
Frontalrichtung des Benutzers ausgerichtet wird. Zweckmäßigerweise werden hierbei
die Vorzugsrichtungen der ersten Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik
jeweils auf die Frontalrichtung des Benutzers ausgerichtet. gerade im Fall eines binauralen
Hörsystems mit einem reichen Raumklang kann hierdurch in der genannten Hörsituation
mit geringem Aufwand in der Signalverarbeitung eine besonders gute Verständlichkeit
des Sprachsignals des Gesprächspartners erzielt werden.
[0025] Vorzugsweise werden bei Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers die Vorzugsrichtungen
der ersten Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik derart gegenüber
der Frontalrichtung des Benutzers verstellt, dass die Vorzugsrichtungen der ersten
Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik voneinander abweisen. Insbesondere
kann das Verstellen hierbei symmetrisch erfolgen, d.h., dass die Vorzugsrichtung der
ersten Richtcharakteristik und die Vorzugsrichtung der zweiten Richtcharakteristik
jeweils um denselben Winkelbetrag nach außen von der Frontalrichtung weg verstellt
werden. Hierdurch wird abhängig von der Direktionalität in den Richtcharakteristiken
zwischen den Richtcharakteristiken der beiden Hörgeräte durch die abweisende Einstellung
eine Art Kanal gebildet, in welchem die Schallempfindlichkeit reduziert ist. Der Schall
der eigenen Stimme des Benutzers propagiert dabei in diesem Kanal.
[0026] Alternativ dazu werden bei Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers die Vorzugsrichtungen
der ersten Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik derart gegenüber
der Frontalrichtung des Benutzers verstellt, dass die Vorzugsrichtungen der ersten
Richtcharakteristik und der zweiten Richtcharakteristik, ausgehend als Vektoren vom
jeweiligen Hörgerät, einander kreuzen. Insbesondere erfolgt das Verstellen hierbei
symmetrisch, d.h., dass die Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik und die
Vorzugsrichtung der zweiten Richtcharakteristik jeweils um denselben Winkelbetrag
bezüglich der Frontalrichtung nach innen bzw. aufeinander zu verstellt werden. Durch
ein Verstellen der Vorzugsrichtungen der Richtcharakteristiken aufeinander zu wird
der Signalanteil der eigenen Stimme des Benutzers, welcher ins Aufnahmesignal eingeht,
über den Abschattungseffekt reduziert, welchen der Kopf bei einem entsprechenden Ausrichten
der Richtcharakteristik auf den Schall der Stimme ausübt. Zudem können bei einer Überkreuzung
der Richtcharakteristiken plötzliche Einwürfe eines frontal stehenden Gesprächspartners
nahezu unbeeinflusst weiterhin erfasst werden.
[0027] Als weiter vorteilhat erweist es sich, wenn das Aufnahmesignal in eine Mehrzahl an
Frequenzbändern zerlegt wird, und bei Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers
eine Vorzugsrichtung der ersten Richtcharakteristik und/oder eine Vorzugsrichtung
der zweiten Richtcharakteristik in wenigstens einem Frequenzband gegenüber der Frontalrichtung
des Benutzers verstellt wird. Werden bei Erkennen einer Sprachaktivität des Benutzers
die Richtcharakteristiken nur in denjenigen Frequenzbändern gegenüber der Frontalrichtung
verstellt, in welchen entweder ein übermäßiger Signalanteil im Aufnahmesignal durch
den Benutzer als besonders unangenehm empfunden wird, oder welche eine besonders hohe
Direktionalität im Sprachsignal aufweisen und somit durch ein Verstellen der Richtcharakteristik
besonders einfach zu beeinflussen sind, so lassen sich in der Signalverarbeitung der
anderen Frequenzbänder Ressourcen einsparen.
[0028] Die Erfindung nennt weiter ein binaurales Hörsystem mit zwei Hörgeräten, insbesondere
Hörhilfegeräten, welche jeweils wenigstens ein Richtmikrofon aufweisen, welches dazu
eingerichtet ist, das vorbeschriebene Verfahren durchzuführen. Die für das Verfahren
und seine Weiterbildungen angegebenen Vorteile können hierbei sinngemäß auf das binaurale
Hörsystem übertragen werden.
[0029] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Hierbei zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- in einer Draufsicht einen Benutzer eines binauralen Hörsystems in einer Hörsituation
mit mehreren Gesprächspartnern,
- Fig. 2
- in einer Draufsicht die Richtcharakteristiken des binauralen Hörsystems nach Fig.
1 bei einer Sprachaktivität des Benutzers,
- Fig. 3
- in einer Draufsicht eine andere Möglichkeit zur Einstellung der Richtcharakteristiken
des binauralen Hörsystems nach Fig. 1 bei einer Sprachaktivität des Benutzers, und
- Fig. 4
- in einem Blockdiagramm den Ablauf eines Verfahrens zur Verbesserung eines Aufnahmesignals
in einem binauralen Hörsystem.
[0030] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren jeweils mit gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0031] In Fig. 1 ist in einer Draufsicht schematisch ein Benutzer 1 eines binauralen Hörsystems
2 gezeigt, welches zwei als Hörhilfegeräte 4, 5 ausgebildete Hörgeräte 6, 7 umfasst.
Das linke Hörgerät 6 weist ein erstes Richtmikrofon 8 mit einer ersten Richtcharakteristik
10 auf, welche symmetrisch bezüglich einer Vorzugsrichtung 12 ist. Das rechte Hörgerät
7 weist ein zweites Richtmikrofon 14 mit einer zweiten Richtcharakteristik 16 auf,
welche symmetrisch bezüglich einer Vorzugsrichtung 18 ist. Die Hörsituation 20 des
Benutzers 1 des binauralen Hörsystems 2 ist durch ein Gespräch mit Gesprächspartnern
22 bis 26 gegeben.
[0032] Die momentane Gesprächssituation ist nun derart, dass der Benutzer 1 seine Frontalrichtung
28 (welche gegeben ist durch die Blickrichtung des Kopfes) zum besseren Zuhören auf
den Gesprächspartner 22 hin ausrichtet. Ist nun in der vorliegenden Gesprächssituation
der Gesprächspartner 22 der Hauptakteur, und liefern dabei die anderen Gesprächspartner
23 bis 26 nur vereinzelt Einwürfe, so werden die Vorzugsrichtung 12 der ersten Richtcharakteristik
10 und die Vorzugsrichtung 18 der zweiten Richtcharakteristik 16 in der Frontalrichtung
28 des Benutzers 1 ausgerichtet, wodurch für diesen das Sprachsignal des Gesprächspartners
22 über das binaurale Hörsystem 2 besonders gut wahrgenommen werden kann.
[0033] Bei einer Sprachaktivität des Benutzers 1 wird der Schall seiner eigenen Sprache
in einer Weise um den Kopf herum gebeugt, dass der Schall der eigenen Sprache an jedem
Ohr und somit an jedem der beiden Hörgeräte 6, 7 im Wesentlichen aus frontaler Richtung
auftrifft. Die frontale Wahrnehmung ist des Weiteren dadurch bedingt, dass der Schall
der eigenen Sprache an beiden Ohren ohne einen Laufzeitunterschied ankommt, so dass
infolge der symmetrischen Wahrnehmung ein Empfinden eines frontal auftreffenden Schalls
entsteht. Dies bedeutet, dass bei einer Ausrichtung der ersten Richtcharakteristik
des ersten Richtmikrofons 8 sowie der zweiten Richtcharakteristik 16 des zweiten Richtmikrofons
14 jeweils in Frontalrichtung 28 der Schall der eigenen Sprache des Benutzers 1 in
besonderem Maße in das Aufnahmesignal des binauralen Hörsystems 2 eingeht. Durch die
Verstärkung in der Signalverarbeitung des binauralen Hörsystems 2 kann dies zu einer
unangenehm lauten Wahrnehmung der eigenen Sprache durch den Benutzer führen.
[0034] Um eine solche Wahrnehmung zu unterbinden, werden nun die Richtcharakteristiken 10,
16 der beiden Richtmikrofone 8, 14 des binauralen Hörsystems 2 gegen die Frontalrichtung
28 verstellt, wenn der Benutzer 1 selbst am Sprechen ist. Dies ist in Fig. 2 dargestellt.
Die Vorzugsrichtung 12 der ersten Richtcharakteristik 10 des ersten Richtmikrofons
8 wird bei einer Sprachaktivität des Benutzers 1 bezüglich dessen Frontalrichtung
28 leicht nach außen gekippt. Gleiches gilt für die Vorzugsrichtung 18 der zweiten
Richtcharakteristik 16 des zweiten Richtmikrofons 14. Durch das Verstellen der Vorzugsrichtungen
12, 18 von der Frontalrichtung 28 des Benutzers 1 weg bilden die Richtcharakteristiken
10, 16 eine Art Kanal 30 vom Benutzer 1 zum Gesprächspartner 22 hin aus, in welchem
die Schallempfindlichkeit des binauralen Hörsystems 2 reduziert ist. Der Schall 32
der eigenen Sprache des Benutzers 1 propagiert dabei zunächst in diesem Kanal 30 und
wird durch Beugung zu den Richtmikrofonen 8, 14 hingeführt. Da die Vorzugsrichtungen
12, 18, welche für die Richtcharakteristiken 10, 16 jeweils die Richtung mit größter
Schallempfindlichkeit darstellen, nun gegenüber der Frontalrichtung 28 des Benutzers
1 verstellt sind, erfährt der Schall 32 der eigenen Sprache des Benutzers 1 hinsichtlich
seines Eingangs in ein Aufnahmesignal des binauralen Hörsystems 2 eine leichte Abschwächung.
[0035] Eine weitere Möglichkeit zur Verstellung der Richtcharakteristiken 10, 16 gegenüber
der Frontalrichtung 28 des Benutzers 1 bei einer eigenen Sprachaktivität ist schematisch
in einer Draufsicht in Fig. 3 dargestellt. Die erste Richtcharakteristik 10 des ersten
Richtmikrofons 8 wird hier nicht nach außen, also von der Frontalrichtung 28 des Benutzers
1 weg verstellt, sondern vielmehr nach "innen" aufeinander zu, sodass die Vorzugsrichtung
12 der ersten Richtcharakteristik 10 die Frontalrichtung 28 kreuzt. Gleiches gilt
für die zweite Richtcharakteristik 16 des zweiten Richtmikrofons 14, welche derart
nach "innen" verstellt wird, dass die Vorzugsrichtung 18 der zweiten Richtcharakteristik
16 die Frontalrichtung 28 des Benutzers 1 kreuzt.
[0036] Bei einer Sprachaktivität des Benutzers 1 tritt in diesem Fall die Abschwächung des
Signalanteils, welcher in ein Aufnahmesignal des binauralen Hörsystems 2 eingeht,
vorrangig infolge von Abschattungseffekten durch den Kopf des Benutzers 1 ein. Die
Richtcharakteristiken 10, 16 werden hierbei so eingestellt, dass die Bereiche mit
besonders hoher Schallempfindlichkeit bereits teilweise vom Kopf des Benutzers abgedeckt
("abgeschattet") werden, so dass der frontal auf die Richtmikrofone 8, 14 auftreffende
Schall der eigenen Sprache des Benutzers 1 auch hierdurch im Aufnahmesignal eine Abschwächung
erfährt. Die hier dargestellte Variante hat zudem den Vorteil, dass der Gesprächspartner
22 von den Richtcharakteristiken 16, 10 der Richtmikrofone 8, 14 noch gut erfasst
wird, d.h. dass trotz des Verstellens der Vorzugsrichtungen 12, 18 die Schallempfindlichkeit
der Richtmikrofone 8, 14 in einer unmittelbaren Umgebung des Gesprächspartners 22
bei einem üblichen Gesprächsabstand von 0,5 bis 1,5m noch gut genug ist, um etwaige
spontane Erwiderungen und/oder Einwürfe des Gesprächspartners 22 mit hinreichend hohem
Signalpegel in das Aufnahmesignal des binauralen Hörsystems 2 mit aufzunehmen.
[0037] In Fig. 4 ist in einem Blockdiagramm der Ablauf eines Verfahrens 40 zur Verbesserung
eines Aufnahmesignals 42 in einem binauralen Hörsystem 2 dargestellt. Die beiden Richtmikrofone
8, 14 der Hörgeräte 4, 5 erzeugen aus einem Schall 43 ein erstes Signal 44 bzw. ein
zweites Signal 46, welche in das Aufnahmesignal 42 eingehen. Das Aufnahmesignal 42
wird in eine Mehrzahl an Frequenzbändern 48 zerlegt, und anhand der Schallpegel in
den Frequenzbändern 48 sowie anhand der Korrelationen in den Signalanteilen der Frequenzbänder
48 auf eine einem Gespräch entsprechende Hörsituation 20 hin überwacht. Wird diese
Hörsituation 20 erkannt, so wird in einigen Frequenzbändern 48 eine Überwachung einer
Sprachaktivität 50 des Benutzers durchgeführt. Wird eine Sprachaktivität 50 detektiert,
so werden in einzelnen Frequenzbändern 48 im Aufnahmesignal, welche besonders hohe
Signalanteile der Sprache aufweisen, die erste Richtcharakteristik 10 des ersten Richtmikrofons
8 und die zweite Richtcharakteristik 16 des zweiten Richtmikrofons 14 in der oben
beschriebenen Weise gegen die Frontalrichtung des Benutzers verstellt.
[0038] Wird keine Sprachaktivität 50 detektiert, so wird für das Gespräch vorausgesetzt,
dass der Benutzer seinen Blick zu einem Gesprächspartner 22 richtet, welcher für die
gegebene Hörsituation 20 als Hauptschallquelle 52 zu betrachten ist. In diesem Fall
werden die Richtcharakteristiken 10, 16 in oben erklärter Weise in Frontalrichtung
ausgerichtet. Dies kann insbesondere auch in Abhängigkeit einer erkannten Sprachaktivität
54 des Gesprächspartners erfolgen, d.h., ein Verstellen der Richtcharakteristiken
10, 16 in den betreffenden Frequenzbändern zur Frontalrichtung hin erfolgt erst dann,
wenn das aus der Richtung des Gesprächspartners 22 stammende Signal einen entsprechend
nennenswerten Pegel aufweist, so dass hierdurch eine Sprachaktivität 54 detektiert
wird. Das durch die Frequenzbänder 48 gebildete Aufnahmesignal 42 kann nun entsprechend
der für das binauralen Hörsystem 2 vorgesehenen Anwendungen weiter bearbeitet werden.
[0039] In einer bevorzugten Variante umfassen die beiden Hörgeräte 6, 7 jeweils ein im Wesentlichen
omnidirektionales Einzelmikrofon 55 bzw. 56 (siehe Fig. 4). Die beiden Richtmikrofone
8, 14 sind jeweils durch Zusammenschalten der beiden Einzelmikrofone 55, 56 gebildet
(veranschaulicht durch eine strichlierte Verbindungslinie in Fig. 4), wobei sich die
erste Richtcharakteristik 10 für das erste Hörgerät 6 und die zweite Richtcharakteristik
16 für das zweite Hörgerät 7 durch eine getrennte Signalverarbeitung der Signale des
ersten und des zweiten Einzelmikrofons 55 bzw. 56 ergeben bzw. resultieren.
[0040] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, ist die Erfindung nicht durch dieses Ausführungsbeispiel eingeschränkt.
Andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Benutzer
- 2
- binaurales Hörsystem
- 4, 5
- Hörhilfegerät
- 6, 7
- Hörgerät
- 8
- erstes Richtmikrofon
- 10
- erste Richtcharakteristik
- 12
- Vorzugsrichtung
- 14
- zweites Richtmikrofon
- 16
- zweite Richtcharakteristik
- 18
- Vorzugsrichtung
- 20
- Hörsituation
- 22-26
- Gesprächspartner
- 28
- Frontalrichtung
- 30
- Kanal
- 32
- Schall der eigenen Sprache des Benutzers
- 40
- Verfahren
- 42
- Aufnahmesignal
- 43
- Schall
- 44
- erstes Signal
- 46
- zweites Signal
- 48
- Frequenzband
- 50
- Sprachaktivität des Benutzers
- 52
- Hauptschallquelle
- 54
- Sprachaktivität des Gesprächspartners
- 55
- Einzelmikrofon
- 56
- Einzelmikrofon
1. Verfahren (40) zur Verbesserung eines Aufnahmesignals (42) in einem Hörsystem (2)
mit wenigstens einem Hörgerät (6), insbesondere Hörhilfegerät (4), wobei dem wenigstens
einen Hörgerät (6) ein erstes Richtmikrofon (8) zugeordnet ist, welches eine verstellbare
erste Richtcharakteristik (10) mit einer Vorzugsrichtung (12) aufweist,
wobei das erste Richtmikrofon (8) Schall in ein erstes Signal (44) umwandelt, welches
in das Aufnahmesignal (42) eingeht,
wobei eine Sprachaktivität (50) eines Benutzers (1) des Hörsystems (2) überwacht wird,
und
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) die Vorzugsrichtung
(12) der ersten Richtcharakteristik (10) gegenüber einer Frontalrichtung (28) des
Benutzers (1) derart verstellt wird, dass die Schallempfindlichkeit des ersten Richtmikrofons
(8) in der Frontalrichtung (28) eine Abschwächung erfährt.
2. Verfahren (40) nach Anspruch 1,
wobei die Vorzugsrichtung (12) der ersten Richtcharakteristik (10) in einem Winkel
zwischen 5° und 20° gegenüber der Frontalrichtung (28) des Benutzers verstellt wird.
3. Verfahren (40) nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
wobei das Aufnahmesignal (42) auf eine Hörsituation (20) mit einer gerichteten Hauptschallquelle
(52) überwacht wird, und
wobei ohne Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) bei Erkennen einer
Hörsituation (20) mit einer gerichteten Hauptschallquelle (52) die Vorzugsrichtung
(12) der ersten Richtcharakteristik (10) auf die Frontalrichtung (28) des Benutzers
(1) ausgerichtet wird.
4. Verfahren (40) nach Anspruch 3,
wobei das Aufnahmesignal (42) auf eine einem Gespräch entsprechende Hörsituation (20)
überwacht wird, und
wobei ohne Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) bei Erkennen einer
einem Gespräch entsprechende Hörsituation (20) die Vorzugsrichtung (12) der ersten
Richtcharakteristik (10) auf die Frontalrichtung (28) des Benutzers (1) ausgerichtet
wird.
5. Verfahren (40) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Hörsystem (2) ein weiteres Hörgerät (7), insbesondere Hörhilfegerät (5)
umfasst, dem ein zweites Richtmikrofon (14) zugeordnet ist,
wobei das zweite Richtmikrofon (14) Schall in ein zweites Signal (46) umwandelt, welches
in das Aufnahmesignal (42) eingeht, und
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) die Vorzugsrichtung
(22) der zweiten Richtcharakteristik (16) gegenüber einer Frontalrichtung (28) des
Benutzers (1) derart verstellt wird, dass die zweite Richtcharakteristik (16) in der
Frontalrichtung (28) eine Abschwächung erfährt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
wobei das erste Richtmikrofon (8) und das zweite Richtmikrofon (14) jeweils durch
ein erstes Einzelmikrofon () im einen Hörgerät (6) und durch ein zweites Einzelmikrofon
() im weiteren Hörgerät (7) gebildet sind, und wobei zur ersten Richtcharakteristik
(10) und zur zweiten Richtcharakteristik (16) die Signale des ersten Einzelmikrofons
(55) und des zweiten Einzelmikrofons (56) für das eine Hörgerät (6) und das weitere
Hörgerät (7) getrennt verarbeitet werden.
7. Verfahren (40) nach Anspruch 5 oder 6,
wobei die Vorzugsrichtung (18) der zweiten Richtcharakteristik (16) in einem Winkel
zwischen 5° und 20° gegenüber der Frontalrichtung (28) des Benutzers verstellt wird.
8. Verfahren (40) nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
wobei das Aufnahmesignal (42) auf eine einem Gespräch entsprechende Hörsituation (20)
überwacht wird, und
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (54) eines Gesprächspartners (22) die Vorzugsrichtung
(18) der zweiten Richtcharakteristik (16) auf die Frontalrichtung (28) des Benutzers
(1) ausgerichtet wird.
9. Verfahren (40) nach einem der Ansprüche 5 bis 8,
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) die Vorzugsrichtungen
(12, 18) der ersten Richtcharakteristik (10) und der zweiten Richtcharakteristik (16)
derart gegenüber der Frontalrichtung (28) des Benutzers (1) verstellt werden, dass
die Vorzugsrichtungen (12, 18) der ersten Richtcharakteristik (10) und der zweiten
Richtcharakteristik (16) voneinander abweisen.
10. Verfahren (40) nach einem der Ansprüche 5 bis 8,
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) die Vorzugsrichtungen
(12, 18) der ersten Richtcharakteristik (10) und der zweiten Richtcharakteristik (16)
derart gegenüber der Frontalrichtung (28) des Benutzers (1) verstellt werden, dass
die Vorzugsrichtungen (12, 18) der ersten Richtcharakteristik (10) und der zweiten
Richtcharakteristik (16) einander kreuzen.
11. Verfahren (40) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei das Aufnahmesignal (42) in eine Mehrzahl an Frequenzbändern (48) zerlegt wird,
und
wobei bei Erkennen einer Sprachaktivität (50) des Benutzers (1) eine Vorzugsrichtung
(12) der ersten Richtcharakteristik (10) und/oder eine Vorzugsrichtung (18) der zweiten
Richtcharakteristik (16) in wenigstens einem Frequenzband (48) gegenüber der Frontalrichtung
(28) des Benutzers (1) verstellt wird.
12. Binaurales Hörsystem (1) mit zwei Hörgeräten (6, 7), insbesondere Hörhilfegeräten
(4, 5), welchen jeweils ein Richtmikrofon (8, 14) zugeordnet ist, welches dazu eingerichtet
ist, das Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 11 durchzuführen.