[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum waschbeständigen Hydrophobieren
bzw. zum Erzeugen einer waschbeständigen Hydrophobierung von Cellolusefasern sowie
färbbare, waschbeständig hydrophobierte Cellolusefasern.
[0002] Cellulosefasern, insbesondere sogenannte man-made Cellulosefasern, wie z.B. Viskosefasern,
Modalfasern, Cupro und Lyocellfasern, bestehen aus dem hydrophilen Polymer Cellulose.
Dieses native Polymer weist in seiner Polymerkette eine hohe Anzahl von Hydroxylgruppen
auf, die eine entsprechend hohe Anzahl polarer Zentren bilden. Aufgrund dieser polaren
Zentren weisen die Polymerketten gegenüber Wasser einen geringen Kontaktwinkel auf,
so dass die Cellolosefasern sehr leicht mit Wasser benetzbar sind. Diese Eigenschaft
wird bei vielen Anwendungen von Cellulosefasern bevorzugt ausgenutzt, denn Produkte
aus solchen Fasern besitzen eine hohe Wasser-Saugfähigkeit und somit eine hohe Wasseraufnahmekapazität.
Dies wird durch die Porosität des Fasermaterials, welches eine hohe Zugänglichkeit
für Wasser aufweist, zusätzlich unterstützt, da flüssiges Wasser und auch Wasserdampf
sehr leicht in eine unbehandelte Cellulosefaser eindringen können.
[0003] Aufgrund der Fähigkeit, Wasserdampf durch Sorption aufnehmen und binden zu können,
weisen man-made Cellulosefasern auch eine hohe Feuchtigkeitsaufnährriekapazität auf,
was mitunter für einen angenehmen Tragekomfort von Bekleidung aus diesen Fasern erwünscht
ist. Übliche Feuchtespeicherkapazitäten von Cellolosefasern liegen zwischen 10 %-Gew.
und 15 %-Gew. des trockenen Fasergewichts. Demgegenüber liegt die Feuchtigkeitsspeicherkapazität
bei einer hydrophoben Synthetik-Faser, z.B. einer Faser aus Polypropylen oder Polyester,
unter normalen klimatischen Bedingungen bei etwa nur 1 %-Gew. des Fasergewichts. In
Gegenwart von Wasser bzw. Schweiß kann eine Cellulosefaser durch Quellung und Auffüllen
der Poren sehr rasch weitere Flüssigkeit aufnehmen, wobei eine Wasserspeicherung nach
dem Abschleudern des überschüssigen und daher entfernbaren Wassers im Bereich zwischen
60 %-Gew. und 100 %-Gew. des Materialgewichts liegt.
[0004] Die hohe Aufnahmefähigkeit für Wasser bedingt jedoch auch, dass solche Textilien
schwer werden, was bei Hautkontakt häufig als ein unangenehmes Nässe- und Kältegefühl
wahrgenommen wird. Zudem führt das langsame Abtrocknen nasser Textilien aus Cellulosefasern
ebenso zu einem verminderten Tragekomfort. Bei Anwendungen mit hoher Schweißbildung,
z.B. bei Sport-Textilen, werden daher häufig hydrophobe, nicht quellende Fasermaterialien
verwendet, wie z.B. Polyester, Polyamid oder Polypropylen. Diese nehmen den Schweiß
nicht ins Innere auf, sondern geben diesen rasch weiter, etwa bei mehrlagigen Sporttextilien
an eine benachbarte saugfähige Faserlage. Befindet sich die saugfähige Faserlage,
z.B. aus Cellulosefasern, in einer hautfernen Textillage, so wird flüssiger Schweiß
dort aufgenommen, während die synthetischen unpolaren Fasern in einer hautnahen Textillage
ein angenehmes Tragegefühl vermitteln.
[0005] Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Methoden bekannt, um Cellulosefasern
zu hydrophobieren. So kann zum einen durch chemische Modifikation der polymeren Kette
das hydrophile Cellulosepolymer in ein hydrophobes Polymer umgewandelt werden. Diese
Modifikation kann beispielswiese durch Acetylierung erfolgen, was dann zu den bekannten
Produkten Cellulosediacetat oder -triacetat führt, welche im Hinblick auf Wasser-
und Feuchtespeicherkapazität ein synthetischen Chemiefasern ähnliches Verhalten zeigen.
Neben dem beachtlichen Verarbeitungsaufwand zur Modifikation des Polymers gehen dabei
jedoch auch andere positive Eigenschaften von Produkten aus Cellulose weitestgehend
verloren.
[0006] Des Weiteren kann eine Hydrophobierung durch Inkorporation hydrophober Stoffe während
der Faserherstellung oder durch eine Nachbehandlung mit Hydrophobierurigsmittel unmittelbar
nach der Faserproduktion erfolgen. Typische Verfahren hierzu sind in
AT 512 143 A1 und
AT 512 144 A1 offenbart, in denen nach der Faserproduktion eine Hydrophobierungsbehandlung der
Cellulosefaser stattfindet. Allerdings bewirkt die Inkorporation und Modifikation
der Cellulose mitunter eine Störung der Faserstruktur, was in der Regel mit beachtlichen
Festigkeitsverlusten der Fasern einhergeht. Daher wird üblicherweise auf solche Hydrophobierungsmethoden
verzichtet.
[0007] Die Hydrophobierung von textilen Produkten wie Fasern, Garnen und Geweben kann auch
in Form einer sogenannten Ausrüstungsbehandlung erfolgen, welche als Arbeitsschritt
in der Textilveredlung im Rahmen der Ausrüstung vorgenommen wird. So wird beispielsweise
in
US 2 411 860 A ein reaktives chemisches System auf Kohlenwasserstoffbasis verwendet. Alternativ
ist eine Behandlung mit langkettigen Fluorcarbonchemikalien möglich. Auch Chemikalien
auf der Basis von Siloxanen können zur Hydrophobierung von Cellulosefasern und Cellulosetextilien
verwendet werden.
[0008] Als Folge der Hydrophobierungsbehandlung der Cellulose wird neben Wasser auch die
Aufnahmefähigkeit für andere Chemikalien und Farbstoffe vermindert, was in der Fachliteratur
mit dem Begriff Reservierung bezeichnet wird. Daher erfolgen etwa Färbebehandlungen
von Cellulosefasern typischerweise vor einer Hydrophobierung, und zwar unabhängig
von der Art der Hydrophobierungsmethode, da ansonsten erfahrungsgemäss nachfolgende
Probleme auftreten. So führt beispielsweise die reduzierte Farbstoffaufnahmefähigkeit
zu einem abweichend helleren Farbton und zu einer schlechteren Farbstofffixierung.
Zudem besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für ungleichmäßige Färbungen, so dass
Streifen und Flecken in dem gefärbten Material zu erwarten sind. Auch führen die beim
Färbeprozess verwendeten Chemikalien häufig zu einer nachträglichen Wirkreduktion
der Hydrophobierungsbehandlung und damit zu einer Verminderung des ursprünglich erwünschten
wasserabweisenden Effekts. Folglich stellt bei den nach dem Stand der Technik bekannten
Verfahren die Hydrophobierungsbehandlung in der Regel den letzten Bearbeitungsschritt
dar, da eine nachträgliche nasschemische Weiterbearbeitung nur schwierig möglich ist.
[0009] Hydrophobierungsbehandlungen in frühen Verarbeitungsstufen, wie z.B. auf der Stufe
vom Fasern und Garnen, sind nur üblich, wenn anschließend keine weiteren Nassbehandlungen
mehr erfolgen. Aus der Sicht der Hydrophobierungswirkung wäre jedoch eine Behandlung
auf Faserebene zu bevorzugen, da hierdurch die Behandlungschemikalien bis ins Innere
des späteren Fadens gebracht werden können, was bereits bei einer Behandlung auf der
Fertigungsstufe von Garnen nicht mehr möglich ist. Denn durch die starke Quellung
der Cellulosefasern wird das Eindringen der Behandlungschemikalien ins Garninnere
unmöglich, so dass bei einer Behandlung von Garnen - und im noch stärkeren Masse von
Geweben - die Funktionschemikalien in erster Linie nur auf der Oberfläche der textilen
Struktur abgelagert werden. Aus den oben genannten Gründen der Farbreservierung und
des Verlusts der hydrophoben Eigenschaften durch die Färbeschritte wurden jedoch Hydrophobierungsbehandlungen
auf Faserebene bisher für die industrielle Massenproduktion nicht umgesetzt.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein verbessertes Verfahren zur Erzeugung
einer waschbeständigen Hydrophobierung von Cellulose auf der Fertigungsstufe von Fasern
bereitzustellen, wobei die Cellulosefasern zum einen nach dem Hydrophobieren keine
oder nur geringfügige Farbreservierungseffekte zeigen und zum anderen nach dem Färben
noch hinreichend grosse wasserabweisende Eigenschaften aufweisen.
[0011] Diese Aufgabe wird durch das Verfahren gemäss Anspruch 1 sowie die Cellulosefasern
nach Anspruch 13 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0012] Das erfindungsgemässe Verfahren zum Erzeugen einer waschbeständigen Hydrophobierung
bzw. zum waschbeständigen Hydrophobieren von Cellolusefasern bzw. zum Herstellen waschbeständig
hydrophobierter Cellolusefasern zeichnet sich durch die folgenden Schritte aus:
- a. Aufbringen eines Hydrophobierungsmittels auf die Cellulosefasern in einem diskontinuierlichen
Ausziehprozess durch Eintauchen der Cellulosefasern in ein Ausziehbad aus einer wässrigen
Emulsion, die das Hydrophobierungsmittel enthält, wobei das Hydrophobierungsmittel
als hydrophobierend wirkende Aktivsubstanz wenigstens einen der folgenden Stoffe enthält:
wenigstens ein Derivat der langkettigen Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens ein
Derivat der langkettigen teilhalogenierten Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens
ein Derivat der langkettigen vollhalogenierten Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens
ein siloxan- oder silikonbasiertes Polymer und/oder wenigstens ein Fettalkoholderivat
und/oder wenigstens ein Fettaminderivat und/oder wenigstens ein Derivat einer Fettsäure;
- b. Ablassen des Ausziehbades oder Herausnehmen der Cellulosefasern aus dem Ausziehbad;
- c. Trocknen der Cellulosefasern.
[0013] Diese aus dem Stand der Technik für die hydrophobe Ausrüstung von Textilien bekannten
Chemikalien sind nicht wasserlöslich und werden in Form von Emulsionen appliziert.
Wegen der damit verbundenen unausgeprägten Affinität zu Cellulose wurden diese Chemikalien
zum Sicherstellen einer bestimmten Auftragsmenge bisher nur nach dem sogenannten Kontinue-Verfahren
(kontinuierliche Verarbeitung) durch Tauchen und Abquetschen sowie anschliessendes
Trocknen und thermisches Fixieren aufgebracht. Diese Technik wird zudem üblicherweise
nur für Gewebe und Garne umgesetzt. Eine kontinuierliche Behandlung auf Faserebene
ist nicht üblich.
[0014] In erfindungsgemässer Weise wurde nunmehr erkannt, dass die Umsetzung einer kontinuierlichen
Ausrüstung auf eine diskontinuierliche Ausziehtechnik, d.h. auf ein Chargenverfahren,
unter Verwendung von Hydrophobierungsmitteln, die bisher nur für die kontinuierliche
Verarbeitung geeignet schienen, unerwarteter Weise zum Erzeugen einer waschbeständigen
Hydrophobierung von Cellulose auf der Fertigungsstufe der Fasern führt, wobei der
Faserkern der erfindungsgemäss behandelten Cellulosefaser weitgehend unverändert bleibt.
[0015] Zudem wurde in erfindungsgemässer Weise erkannt, dass die so behandelten Fasern eine
hinreichend gute Färbbarkeit aufweisen, ohne dass die erzeugten wasserabweisenden
Eigenschaften durch das Färben nachteilig beeinträchtigt werden. So lassen sich die
erfindungsgemäss behandelten Cellulosefasern ohne nennenswerte Farbstoffreservierungs-Effekte,
insbesondere nach üblichen Verfahren der Reaktivfarbstoffärberei, färben. Die Unterschiede
in der Farbstoffaufnahmefähigkeit können durch Vergleichsversuche mit Mustern aus
hydrophilen Fasern bewertet werden und liegen bei maximal 20 % in der Farbtiefe, was
für eine hydrophob ausgerüstete Ware unerwartet gering ist.
[0016] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt nach dem Trocknen zusätzlich
ein thermisches Fixieren des Hydrophobierungsmittels auf den Cellulosefasern. Bevorzugt
erfolgt sowohl das Trocknen als auch das Fixieren durch Heissluft. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung erfolgt das Trockenen der Cellulosefasern bei einer
Temperatur von über 100 °C, insbesondere bei einer Temperatur zwischen 105 °C und
140 °C, bevorzugt zwischen 110 °C und 120 °C.
[0017] Demgegenüber beträgt gemäss einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung
die Temperatur beim thermischen Fixieren zwischen 110 °C und 190 °C, bevorzugt zwischen
130 °C und 170 °C, besonders bevorzugt zwischen 140 °C und 160 °C.
[0018] In Abhängigkeit vom Ausgangsmaterial und den verwendeten Hydrophobierungsmitteln
kann die Zeit für das thermische Fixieren zwischen 30 Sekunden und 4 Stunden liegen.
In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Zeit für das thermische Fixieren
zwischen 5 Minuten und 2 Stunden.
[0019] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sind die Cellulosefasern
als Flockfasern ausgebildet. Der angewendete diskontinuierliche Ausziehprozess durch
Eintauchen der Cellulosefasern in ein Emulsionsbad eignet sich in vorteilhafter Weise
als Chargenverfahren. Daher können bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung
die Cellulosefasern insbesondere als Faserballen gebündelt dem Ausziehbad zugeführt
werden.
[0020] Um eine möglichst gute und gleichmässige Anlagerung des Hydrophobierungsmittels auf
der Oberfläche der Cellulosefasern zu erreichen, beträgt die Temperatur des Ausziehbades
bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung zwischen 20°C bis 110°C,
bevorzugt von 30°C bis 80°C, besonders bevorzugt zwischen 40°C und 60°C. Die Temperatur
des Ausziehbades kann mitunter vom Ausgangsmaterial und/oder den verwendeten Hydrophobierungsmitteln
abhängen.
[0021] Ebenso abhängig vom Ausgangsmaterial und/oder den verwendeten Hydrophobierungsmitteln
beträgt bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung der Anteil
der hydrophobierend wirkenden Aktivsubstanz zwischen 0,1 Gew.-% und 10 Gew.-%, bevorzugt
zwischen 0,2 Gew.-%. und 8 Gew.-%, besonders bevorzugt zwischen 0,3 Gew.-%. und 4
Gew.-%., der Gesamtmasse der zu behandelnden Cellulosefasern.
[0022] Das sogenannte Flottenverhältnis, d.h. das Verhältnis des Volumens der wässrigen
Emulsion zur Gesamtmasse der zu behandelnden Cellulosefasern, beträgt bei einer weiteren
vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wiederum abhängig vom Ausgangsmaterial
und den verwendeten Hydrophobierungsmitteln zwischen 0,4 l/kg und 40 l/kg, bevorzugt
1 1/kg bis 20 l/kg, besonders bevorzugt 5 1/kg bis 15 l/kg.
[0023] Ebenso Einfluss auf das Ergebnis der Oberflächenausrüstung der Fasern hat die Verweildauer
im Ausziehbad. Diese beträgt bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung zwischen 0,5 min und 180 min, bevorzugt 20 min und 120 min, besonders bevorzugt
zwischen 60 min und 120 min.
[0024] Zudem kann es von Vorteil sein, dass das Ausziehbad während des Aufbringens des Hydrophobierungsmittels
auf die Cellulosefasern umgewälzt, umgepumpt und/oder umgerührt wird. Denkbar ist
beispielsweise, dass die Cellulosefasern als Packballen in einen Behälter eingebracht
werden, durch den die Emulsion durchgepumpt wird und dabei durch den Faserballen hindurchströmt.
Denkbar sind auch Rührwerke zum Umwälzen bzw. Umrühren des Ausziehbades. Besonders
bevorzugt erfolgt das Umwälzen, Umpumpen und/oder Umrühren derart scherkraftreduziert,
dass die mitunter sehr scherkraftempfindliche Emulsion nicht zerstört wird.
[0025] Gemäss einer vorteilhaften Ausführungsform kann als ein Derivat der langkettigen
vollhalogenierten Kohlenwasserstoffe ein langkettiges Fluorcarbon, beispielsweise
ein C6-Fluorcarbon, verwendet werden. Entsprechend kann als ein Derivat einer Fettsäure
ein Fettsäureester vorgesehen sein.
[0026] Ferner kann es bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform vorgesehen sein, dass
bei dem wenigstens einen Derivat der langkettigen Kohlenwasserstoffe und/oder dem
wenigstens einen Fettsäurederivat und/oder dem wenigstens einen Fettalkoholderivat
und/oder dem wenigstens einen Fettaminderivat bei wenigstens 90 % der jeweils davon
vorhandenen Moleküle in der hydrophobierend wirkenden Aktivsubstanz die Anzahl der
Kohlenstoffatome in der hydrophoben Kette wenigstens 12, insbesondere wenigstens 16,
bevorzugt wenigstens 20, ganz besonders bevorzugt wenigstens 24 Kohlenstoffatöme beträgt.
[0027] Bei Verwendung von Hydrophobierungsmitteln, welche Derivate der langkettigen Kohlenwasserstoffgruppen
enthalten, können als funktionelle Gruppen in dem wenigstens einen Derivat der langkettigen
Kohlenwasserstoffe beispielsweise Alkohole, Amine oder Carbonsäuren, Carbonsäureester
oder Carbonsäureamide vorliegen. Die Kohlenwasserstoffketten können dabei lineare
oder verzweigte Struktur aufweisen, wobei in einer bevorzugten Ausführungsform die
funktionale Gruppe des Derivats am einen Ende der linearen Kohlenstoffkette positioniert
ist. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform befindet sich eine Verzweigung
der Kohlenstoffkette an der der funktionalen Gruppe des Derivats gegenüberliegenden
Seite der Kohlenstoffkette, wobei als Verzweigungen beispielsweise Strukturen analog
der tert-Butyl-, der iso-Propyl- oder der sec-Pentyl-Gruppe vorhanden sein können.
Insbesondere bei längeren Kohlenstoffketten, mit beispielsweise über 18 Kohlenstoffatomen,
kann die funktionelle Gruppe des Derivats auch innerhalb der Kohlenstoffkette positioniert
sein und z.B. durch Veränderung einer ursprünglich vorhandenen Doppelbindung eines
natürlichen Fetts oder Öls entstanden sein. Bei Verwendung von Fett-Derivaten aus
natürlichen Rohstoffen kann die Kohlenwasserstoffkette auch ungesättigte Bindungen
enthalten, wobei als Beispiele Palmitoleylalkohol, Oleylalkohol oder γ-Linolenylalkohol
denkbar sind.
[0028] Als Cellulosefasern kommen insbesondere sogenannte man-made Cellulosefasern in Betracht,
insbesondere Viskosefasern, Modalfasern und/oder Lyöcellfasern.
[0029] Die nach dem erfindungsgemässen Verfahren hydrophobierten Cellulosefasern zeichnen
sich gemäss einem weiteren Aspekt der Erfindung dadurch aus, däss sie nach dem Hydrophobieren
eine Farbstoffaufnahmefähigkeit aus einem wässrigen Medium aufweisen, die um nicht
mehr als 20 % vermindert ist im Vergleich zur Farbstoffaufnahmefähigkeit der Cellulosefasern
vor dem Hydrophobieren. Dieser Wert kann etwa durch Messungen der Farbdifferenz "Delta
E" und der sogenannten K/S-Werte nach Kubelka-Munk (K = Absorptionskomponente und
S = abstrakte Streukomponente) zwischen Mustern aus hydrophoben Fasern und Mustern
aus hydrophilen Fasern, welche jeweils nach demselben Verfahren gefärbt wurden, überprüft
werden.
[0030] Ferner weist gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung die komplette
Oberfläche der so hydrophobierten Cellulosefasern im Vergleich zu Cellulosefasern
in Produkten, die nicht auf der Fertigungsstufe von Fasern, sondern auf der Fertigungsstufe
von Garnen, Geweben oder Gestricken hydrophobiert wurden, eine gleichmässige Beschichtung
bzw. Anlagerung aus dem Hydrophobierungsmittel auf. Durch entsprechende analytische
Techniken, z.B. Elektronenmikroskopie, kann eine direkte Unterscheidung der auf den
unterschiedlichen Fertigungsstufen durchgeführten Hydrophobierung erfolgen.
[0031] Da die Hydrophobierungsbehandlung gemäss der vorliegenden Erfindung vor allem die
Faseroberfläche betrifft, zeichnen sich die so hydrophobierten Cellulosefasern und
daraus gewonnenen Textilprodukte u.a. dadurch aus, dass das Innere einer jeden Cellulosefaser
im Wesentlichen frei von Hydrophobierungsmittel ist. Die behandelten Fasern sind zwar
von Wasser noch benetzbar, die Wasseraufnahme in das Faserinnere erfolgt jedoch im
Vergleich zu unbehandelten Fasern stark verzögert. Damit zeigen die erfindungsgemäss
hydrophobierten Fasern ähnliche Transporteigenschaften wie hydrophobe Synthesefasern
oder Wolle. Im Gegensatz dazu erhalten sie jedoch die vorteilhafte Klimapufferungs-
und Feuchtabsorptionsfähigkeit unbehandelter Cellulosefasern im Wesentlichen bei.
[0032] Die Erfindung betrifft ferner ein Textilprodukt, insbesondere ein Gewebe, ein Gestrick,
ein sogenanntes Non-Woven, ein Garn oder einen Zwirn, die aus wenigstens einer oder
mehreren erfindungsgemässen Cellulosefasern hergestellt sind. So können beispielsweise
Non-Wovens oder Vliese aus derartigen hydrophobierten Cellulosefasern für Hygieneprodukte,
wie etwa Einlagen und Windeln, verwendet werden.
[0033] Weitere Ziele, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels der Erfindung sowie
anhand der beigefügten Figur, wobei
- Fig. 1
- als Blockdiagramm die Schritte einer beispielhaften Ausführungsform des erfindungsgemässen
Verfahrens illustriert.
[0034] Bei dem vorliegend gezeigten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemässen Verfahrens
wird als Cellulosefasermaterial Mikromodal verwendet. Das Rohmaterial wird in Flockenform
als Faserballen einem Ausziehbad aus einer wässrigen Emulsion, das als Hydrophobierungsmittel
ein handelsübliches C6-Flurocarbonprodukt, d.h. ein Hydrophobierungsmittel mit Fluorcarbonen
als hydrophobierend wirkende Aktivsubstanz, enthält, zugeführt und im Ausziehverfahren
für 2 Stunden bei einer Ausziehbadtemperatur von 60 °C behandelt (100). Die Auftragsmenge
der hydrophobierend wirkenden Aktivsubstanz beträgt 5 Gew.-% der Warenmasse. Das Flöttenverhältnis
beträgt 1:8, d.h. das Verhältnis des Volumens der wässrigen Emulsion zur Gesamtmasse
der zu behandelnden Cellulosefasern beträgt 8 l/kg.
[0035] Nach 2 Stunden wird das Ausziehbad abgelassen (200).
[0036] Im Anschluss daran werden die Cellulosefasern bei 120 °C getrocknet (300) und für
5 Minuten einer thermischen Fixierung (400) mittels Heissluft bei 140 °C unterzogen.
[0037] Aus den so behandelten Fasermaterialien wird nach den üblichen Verfähren der Baumwollspinnerei
ein Garn mit der metrischen Nummer 100 (100 m/g) hergestellt, aus welchem durch Rundstricken
ein Interlock-Material hergestellt wird. Nach dem Waschen und Färben des Gestricks
mit Reaktivfärbstoff wird ein rotes Funktionsgestrick (Material A) erhalten. Zu Vergleichszwecken
wird dasselbe Material aus unbehandelten, hydrophilen Fasern hergestellt (Material
B). Die beiden Textilien weisen folgende Eigenschaften auf:
|
Material A |
Material B |
Wasserrückhaltevermögen (Schleuderwert) |
31 % |
38 % |
Feuchtesorption (65 % rel. Luftfeuchte, 20 °C) |
8,3 % |
9,3 % |
Wasseraufnahme im Wasserverteilungstest, 5x gewaschen |
0,0152 g |
0,0489 g |
Wasseraufnahme im Wasserverteilungstest, 15x gewaschen |
0,0222 g |
0,0554 g |
[0038] Dabei ist das Wasserrückhaltevermögen durch das Verhältnis der der von der Probe
aufgenommenen und nach Entfernen des überschüssigen Wassers durch Abschleudern verbliebenen
Wassermenge und dem Gewicht der Probe im normalklimatisierten Zustand gegeben, wobei
das Gewicht der verbliebenen Wassermenge der Differenz aus dem Gewicht der Probe im
nassen Zustand und dem Gewicht der Probe im klimatisierten Zustand entspricht.
[0039] Die Wasseraufnahme wurde durch folgenden Wasserverteilungstest bestimmt: Auf die
hydrophobe Probe wird 0,1 ml Wasser pipettiert. Als Unterlage dient eine Maschenware
aus saugfähigem Cellulosematerial. Nach 30 s wird eine obere Lage ebenfalls aus saugfähigem
Cellulosematerial aufgelegt und die nasse Fläche mit einem Gewicht für 60 s belastet
(Fläche: 26,4 cm
2, Auflagemasse: 250,1 g). Die Wasserverteilung wird anschließend durch Wägen der unterschiedlichen
Teile bestimmt. Bei Verwendung von erfindungsgemäss ausgerüstetem Material (Material
A) als Mittellage erfolgt die weitgehende Abgabe des Wassers an die saugfähigen Ober-
und Unterschichten.
[0040] Wie die Versuche zeigen sind Wasserrückhaltevermögen und Feuchtesorption für Material
A und Material B sehr ähnlich. Jedoch zeigen sich große Unterschiede im dynamischen
Wasserverteilungstest, welcher die Wassertransporteigenschaft charakterisiert. Diese
Unterschiede bleiben in vorteilhafter Weise auch nach mehrfachen Wäschen erhalten.
1. Verfahren zum Erzeugen einer waschbeständigen Hydrophobierung von Cellolusefasern,
umfassend die folgenden Schritte:
a. Aufbringen (100) eines Hydrophobierungsmittels auf die Cellulosefasern in einem
diskontinuierlichen Ausziehprozess durch Eintauchen der Cellulosefasern in ein Ausziehbad
aus einer wässrigen Emulsion, die das Hydrophobierungsmittel enthält, wobei das Hydrophobierungsmittel
als hydrophobierend wirkende Aktivsubstanz wenigstens einen der folgenden Stoffe enthält:
wenigstens ein Derivat der langkettigen Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens ein
Derivat der langkettigen teilhalogenierten Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens
ein Derivat der langkettigen vollhalogenierten Kohlenwasserstoffe und/oder wenigstens
ein siloxan- oder silikonbasiertes Polymer und/oder wenigstens ein Fettalkoholderivat
und/oder wenigstens ein Fettaminderivat und/oder wenigstens ein Derivat einer Fettsäure;
b. Ablassen (200) des Ausziehbades oder Herausnehmen der Cellulosefasern aus dem Ausziehbad;
c. Trocknen (300) der Cellulosefasern.
2. Verfahren nach Anspruch 1, ferner umfassend den Schritt des thermischen Fixierens
(400) des Hydrophobierungsmittels auf den Cellulosefasern nach dem Trocknen (300).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Cellulosefasern als Flockfasern ausgebildet sind und/oder dass die Cellulosefasern
als Faserballen gebündelt dem Ausziehbad zugeführt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausziehbad eine Temperatur von 20°C bis 110°C, bevorzugt von 30°C bis 80°C, besonders
bevorzugt zwischen 40°C und 60°C, aufweist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der hydröphobierend wirkenden Aktivsubstanz zwischen 0,1 Gew.-% und 10
Gew.-%, bevorzugt zwischen 0,2 Gew.-%. und 8 Gew.-%, besonders bevorzugt zwischen
0,3 Gew.-%. und 4 Gew.-%., der Gesamtmasse der zu behandelnden Cellulosefasern beträgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem wenigstens einen Derivat der langkettigen Kohlenwasserstoffe und/oder dem
wenigstens einen Fettsäurederivat und/oder dem wenigstens einen Fettalkoholderivat
und/oder dem wenigstens einen Fettaminderivat bei wenigstens 90 % der jeweils davon
vorhandenen Moleküle in der hydrophobierend wirkenden Aktivsubstanz die Anzahl der
Kohlenstoffatome in der hydrophoben Kette wenigstens 12, insbesondere wenigstens 16,
bevorzugt wenigstens 20, ganz besonders bevorzugt wenigstens 24 Kohlenstoffatome beträgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis des Volumens der wässrigen Emulsion zur Gesamtmasse der zu behandelnden
Cellulosefasern zwischen 0,4 1/kg und 40 l/kg, bevorzugt 1 1/kg bis 20 l/kg, besonders
bevorzugt 5 1/kg bis 15 1/kg, beträgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Trocknen (300) der Cellulosefasern bei einer Temperatur von wenigstens 100 °C,
insbesondere zwischen 105 °C und 140 °C, bevorzugt zwischen 110 °C und 120 °C, erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das thermische Fixieren (400) des Hydrophobierungsmittels auf den Cellulosefasern
bei einer Temperatur zwischen 110 °C und 190 °C, bevorzugt zwischen 130 °C und 170
°C , besonders bevorzugt zwischen 140 °C und 160 °C, erfolgt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verweildauer der Cellulosefasern im Behandlungsbad zwischen 0,5 min und 180 min,
bevorzugt 20 min und 120 min, besonders bevorzugt zwischen 60 min und 120 min, beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorgehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausziehbad während des Aufbringens (100) des Hydrophobierungsmittels auf die
Cellulosefasern umgewälzt, umgepumpt und/oder umgerührt wird, wobei das Umwälzen,
Umpumpen und/oder Umrühren bevorzugt derart scherkraftreduziert erfolgt, dass die
Emulsion nicht zerstört wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Cellolusefasern man-made Cellolusefasern aufweisen, insbesondere Viskosefasern,
Modalfasern und/oder Lyocellfasern.
13. Cellulosefasern, waschbeständig hydrophobiert nach einem Verfahren gemäss einem der
Ansprüche 1 bis 12, wobei die Cellulosefasern nach dem Hydrophobieren eine Farbstoffaufnahmefähigkeit
aus einem wässrigen Medium aufweisen, die um nicht mehr als 20% vermindert ist im
Vergleich zur Farbstoffaufnahmefähigkeit der Cellulosefasern vor dem Hydrophobieren.
14. Cellulosefasern nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die komplette Oberfläche einer jeden Cellulosefaser eine gleichmässige Beschichtung
aus dem Hydrophobierungsmittel aufweist und/oder dass das Innere einer jeden Cellulosefaser
im Wesentlichen frei von Hydrophobierungsmittel ist.
15. Textilprodukt, insbesondere Gewebe, Gestrick, Non-Woven, Garn oder Zwirn, hergestellt
aus wenigstens einer oder mehreren Cellulosefasern nach einem der Ansprüche 13 bis
14.