[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier
Bauteile mittels einer Stanznietvorrichtung, eine Recheneinheit zu dessen Durchführung
sowie eine Fertigungseinrichtung mit einer Stanznietvorrichtung.
Stand der Technik
[0002] Verfahren zum Stanznieten dienen zum Verbinden mindestens zweier in einem Verbindungsbereich
insbesondere eben ausgebildeter Bauteile (Fügepartner). Ein Stanznietverfahren zeichnet
sich dadurch aus, dass ein Vorlochen der miteinander zu verbindenden Bauteile nicht
erforderlich ist. Vielmehr wird ein Niet mittels eines Stempels oder eines Stempelwerkzeugs
in die wenigstens zwei Bauteile eingedrückt, wobei durch einen entsprechend geformten
Gegenhalter, bspw. in Form einer Matrize, der mit dem Stempelwerkzeug zusammenwirkt,
sichergestellt ist, dass der Niet sich in einer bestimmten Art und Weise innerhalb
der miteinander zu verbindenden Bauteile verformt, um eine kraft- und formschlüssige
Verbindung zwischen den Bauteilen herzustellen und gleichzeitig ein Durchdringen des
dem Niet abgewandten Bauteils zu vermeiden.
[0003] Weiterhin sind bspw. aus der
EP 2 318 161 B1 oder der
DE 10 2014 203 357 A1 sog. Ultraschall-Stanznietverfahren bekannt, bei denen ein Schwingungserzeuger, wie
bspw. ein Ultraschall-Generator verwendet wird, um ein oder mehrere Komponenten beim
Verbinden der Bauteile in Schwingung zu versetzen. Durch diese Schwingung wird bspw.
die aufzuwendende Kraft zum Eindrücken des Niets reduziert.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile mittels
einer Stanznietvorrichtung, eine Recheneinheit zu dessen Durchführung sowie eine Fertigungseinrichtung
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Vorteile der Erfindung
[0005] Ein erfindungsgemäßes Verfahren dient zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile mittels
einer Stanznietvorrichtung. Dabei werden die wenigstens zwei Bauteile zwischen einem
Stempel und einem Gegenhalter angeordnet, ein zwischen dem Stempel und einem dem Stempel
zugewandten Bauteil der wenigstens zwei Bauteile angeordneter Niet wird mittels des
Stempels in die wenigstens zwei Bauteile eingedrückt, indem der Stempel mit einer
Kraft beaufschlagt wird und es wird wenigstens eine beim Eindrücken des Niets beteiligte
Komponente beim Eindrücken mittels eines Schwingungserzeugers in Schwingung versetzt.
Dabei wird ein Verlauf einer Leistung des Schwingungserzeugers während des Eindrückens
des Niets ermittelt. Als Verlauf der Leistung kann dabei insbesondere ein zeitlicher
Verlauf und/oder ein örtlicher Verlauf ermittelt werden, z.B. die Leistung als Funktion
der Zeit und/oder die Leistung als Funktion einer Position des Stempels. Als Niet
kann hierbei sowohl ein sog. Halbhohlniet als auch ein sog. Vollniet verwendet werden.
[0006] Bei herkömmlichen Stanznietverfahren kann eine Kraft als Funktion der Position des
Stempels für eine Qualitätsbewertung des Stanznietprozesses herangezogen werden. Dabei
kann bspw. untersucht werden, ob sich der Kraftverlauf innerhalb gewisser Grenzwerte,
bspw. einer sog. Hüllkurve, bewegt. Bei einem Stanznietverfahren, bei dem eine Schwingung
in den Verbindungsbereich einbracht wird, bspw. indem der Stempel in Schwingung versetzt
wird, kann ein solcher Kraftverlauf meist nicht mehr so einfach für eine Qualitätsbewertung
herangezogen werden, da die Kraft auf den Stempel durch die Schwingung oszilliert.
Je nach Messposition für die Kraft, der Art der Messung und der Abtastrate bzw. Sensibilität
der Messeinrichtung kann der Kraftverlauf dabei mehr oder weniger stark oszillieren.
Dies verhindert eine für viele Anwendungen in der Industrie nötige Qualitätsbewertung,
da die üblicherweise verwendeten Grenzwerte hier nicht sinnvoll sind.
[0007] Durch die Erfassung des Verlaufs der Leistung des Schwingungserzeugers und insbesondere
dem Ermitteln eines Zusammenhangs dieser Leistung mit der Position des Stempels und/oder
der Zeit hingegen kann auch für Stanznietverfahren mit Schwingungseinkopplungen eine
Möglichkeit zur Qualitätsbewertung zur Verfügung gestellt werden. Der Grund hierfür
liegt darin, dass - im Gegensatz zur Kraft - die Leistung des Schwingungserzeugers
keine bzw. nur geringe Oszillationen aufweist. Verschiedene relevante Punkte im Verlauf
des Nietvorgangs sind dabei ebenso gut, teilweise sogar besser, erkennbar wie bei
einem Kraftverlauf bei einem konventionellen Stanznietverfahren. Zweckmäßig ist dabei,
wenn die Ermittlung des Verlaufs online bzw. in Echtzeit erfolgt, da dann sogar während
des Nietvorgangs ggf. Maßnahmen zur Behebung eines Fehlers erfolgen können.
[0008] Allgemein gültige Prozess- und Qualitätsbewertungskriterien, wie sie mit einem erfindungsgemäßen
Verfahren zur Verfügung gestellt werden können, sind zudem oftmals eine Grundvoraussetzung
für eine Einführung einer neuen Technologie in eine Serienanwendung.
[0009] Vorzugsweise wird der Verlauf der Leistung auf Anzeigemitteln, insbesondere graphisch,
dargestellt. Hierbei kann es sich bevorzugt bspw. um ein Display handeln, auf dem
der Verlauf graphisch dargestellt wird. Dies ermöglicht eine besonders einfache und
anschauliche Darstellung des Verlaufs bspw. für einen Bediener der Stanznietvorrichtung,
der den Nietvorgang somit sehr schnell beurteilen kann.
[0010] Vorteilhafterweise wird der Verlauf der Leistung mit einem zugehörigen Stanznietvorgang
verknüpft und auf einem Speichermedium abgespeichert. Damit ist eine Dokumentation
des Nietvorgangs und dessen Qualität möglich ("Logbuchfunktion"). Bspw. können auf
diese Weise später fehlerhafte Nietverbindungen leicht aufgefunden oder erklärt werden.
Zudem ist eine solche Dokumentation für industrielle Anwendungen oftmals vorgeschrieben.
[0011] Es ist von Vorteil, wenn der Verlauf der Leistung für eine Qualitätsbewertung eines
zugehörigen Stanznietvorgangs und/oder einer in diesem Stanznietvorgang erzeugten
Verbindung der wenigstens zwei Bauteile verwendet wird. Wie bereits erwähnt, ist durch
die Ermittlung des Verlaufs der Leistung einfache Qualitätsbewertung möglich. Eine
solche Qualitätsbewertung kann dabei bspw. auch wenigstens zum Teil automatisch erfolgen,
so dass bspw. ein Bediener der Stanznietvorrichtung automatisch darauf hingewiesen
wird, wenn eine schlechte oder fehlerhafte Nietverbindung erzeugt worden ist.
[0012] Besonders bevorzugt ist es dabei, wenn für die Qualitätsbewertung die Leistung des
Schwingungserzeugers mit Grenzwerten, die insbesondere in Abhängigkeit von den wenigstens
zwei Bauteilen vorgegeben werden, verglichen wird. Diese Grenzwerte können bspw. als
sog. Hüllkurve vorliegen, innerhalb welcher die Funktion verlaufen soll. Je nach zu
verbindenden Bauteilen, insbesondere deren Material, und/oder je nach verwendetem
Niet können die Grenzwerte dabei entsprechend vorgegeben werden. Diese Grenzwerte
können dabei bspw. auf Testmessungen beruhen.
[0013] Es ist von Vorteil, wenn eine während des Eindrückens des Niets benötigte Arbeit
des Schwingungserzeugers ermittelt und insbesondere auf Anzeigemitteln, insbesondere
graphisch, dargestellt wird. Die Arbeit entspricht dabei bspw. dem zeitlichen Integral
über die Leistung vom Nietbeginn bis zum Nietende. Damit ist eine einfache Überprüfung
und Beurteilung des Energieverbrauchs des Nietvorgangs möglich.
[0014] Vorzugweise werden weiterhin eine Gesamtdicke der wenigstens zwei Bauteile und eine
Länge des Niets erfasst. Damit kann zum einen bereits vor Beginn des Nietvorgangs
der Vorgang gestoppt werden, wenn bspw. der Niet zu lang ist. Zum anderen kann jedoch
bspw. auch im Zusammenhang mit dem Verlauf der Leistung erkannt werden, an welcher
relativen Stelle der Bauteile sich der Niet bzw. dessen Spitze gerade befindet.
[0015] Vorteilhafterweise werden die Gesamtdicke der wenigstens zwei Bauteile und/oder die
Länge des Niets anhand des Verlaufs der Leistung ermittelt. Während dies bislang bspw.
anhand der Kraft als Funktion der Position des Stempels erfolgen konnte, ist dies
nunmehr sehr einfach auch über einen Leistungsanstieg, welcher sich bereits beim ersten
Kontakt des Stempels mit dem Nietelement zeigt, möglich.
[0016] Es ist von Vorteil, wenn als Schwingungserzeuger ein Schall-Generator, insbesondere
ein Ultraschall-Generator, verwendet wird. Hierbei handelt es sich um eine einfache
Methode zur Schwingungserzeugung. Zudem ist bei einem Schall- bzw. Ultraschall-Generator
eine einfache Erfassung der Leistung möglich.
[0017] Vorteilhafterweise umfasst die wenigstens eine beim Eindrücken des Niets beteiligte
Komponente der Stanznietvorrichtung den Niet, den Stempel, den Gegenhalter und/oder
wenigstens eines der wenigstens zwei Bauteile. Durch die Einkopplung einer Schwingung
über verschiedene Komponenten kann sowohl Wärme erzeugt werden, die den Nietvorgang
vereinfacht, als auch eine nötige Kraft auf den Niet zum Eindrücken in die Bauteile
verringert werden. Insbesondere für letzteres ist es zweckmäßig, den Stempel in Schwingung
zu versetzen. Hierzu kann bspw. der Stempel direkt an den Schwingungserzeuger angekoppelt
sein bzw. sogar Teil des Schwingungserzeugers sein. Nichtsdestotrotz können auch zusätzlich
oder alternativ andere der genannten Komponenten in Schwingung versetzt werden, um
den Nietvorgang zu verbessern.
[0018] Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. eine Steuereinheit oder ein Steuergerät
für eine Stanznietvorrichtung, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet,
ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
[0019] Eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung weist eine Stanznietvorrichtung mit einem
Stempel, einem Gegenhalter und einem Schwingungserzeuger, und eine erfindungsgemäße
Recheneinheit auf. Vorzugsweise weist die Fertigungseinrichtung auch Anzeigemittel
auf, die dazu eingerichtet sind, den Verlauf der Leistung, insbesondere graphisch,
darzustellen.
[0020] Bezüglich der Vorteile einer erfindungsgemäßen Fertigungseinrichtung sei an dieser
Stelle zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen zum erfindungsgemäßen
Verfahren verwiesen.
[0021] Auch die Implementierung des Verfahrens in Form eines Computerprogramms ist vorteilhaft,
da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein ausführendes Steuergerät
noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete
Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere magnetische,
optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs,
DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet
usw.) ist möglich.
[0022] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0023] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0024] Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch
dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0025]
- Figur 1
- zeigt vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung in einer
bevorzugten Ausführungsform.
- Figuren 2a bis 2d
- zeigen eine Stanznietvorrichtung bei verschiedenen Phasen der Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform.
- Figur 3
- zeigt einen Kraft-Positions-Verlauf bei einem Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung.
- Figur 4
- zeigt Kraft-Positions-Verläufe und Leistungs-Positions-Verläufe bei einem Stanznietverfahren
ohne Schwingungseinkopplung und bei einem erfindungsgemäßen Verfahren in einer bevorzugten
Ausführungsform.
- Figur 5
- zeigt weitere Kraft-Positions-Verläufe und Leistungs-Positions-Verläufe bei einem
Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung und bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
in einer bevorzugten Ausführungsform.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0026] In Figur 1 ist vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung
100 in einer bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Bei der Fertigungseinrichtung 100
kann es sich bspw. um einen Industrieroboter in einer Fertigungshalle, bspw. für einen
automobilen Karosseriebau, handeln.
[0027] Die Fertigungseinrichtung 100 weist dabei eine auf einem Boden angeordnete Trägerstruktur
3 und zwei daran angeordnete, miteinander verbundene und bewegliche Arme 4 und 5 auf.
Am Ende des Armes 5 ist eine Stanznietvorrichtung 10 angeordnet, welche in den Figuren
2a bis 2d detaillierter beschrieben wird.
[0028] Weiterhin ist eine Recheneinheit 80 gezeigt, bei der es sich bspw. um eine Steuereinheit
für die Stanznietvorrichtung 10 handelt. Die Recheneinheit 80 kann zudem auch als
Steuereinheit für die gesamte Fertigungseinrichtung, d.h. neben der Stanznietvorrichtung
insbesondere auch für die Ansteuerung der beweglichen Arme vorgesehen sein. Weiterhin
sind Anzeigemittel 90, bspw. ein Display, vorgesehen, auf denen bspw. aktuelle Betriebsparameter
der Stanznietvorrichtung angezeigt werden können.
[0029] In den Figuren 2a bis 2d ist die Stanznietvorrichtung 10 bei verschiedenen Phasen
der Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform
dargestellt. Die Stanznietvorrichtung 10 weist einen Stempel 15 auf, der beispielhaft
einen runden Querschnitt aufweist.
[0030] Der Stempel 15 ist von einem hülsenförmigen Niederhalter 16 radial umgeben und relativ
zu diesem in Längsrichtung beweglich angeordnet. Insbesondere ist der Stempel 15 mit
einem hier nicht dargestellten Antrieb, bspw. einem hydraulischen oder pneumatischen
Antrieb, gekoppelt, der dazu dient, eine zum Eindrücken eines Niets 20 in die beiden
Bauteile 11, 12 benötigte Kraft F aufzubringen.
[0031] Ebenfalls ist der Niederhalter 16 dazu eingerichtet, gegen die Oberfläche des dem
Stempel 15 zugewandten Bauteils 11 mit einer Niederhaltekraft zu drücken. Hierzu kann
bspw. ein eigener Antrieb vorgesehen sein. Jedoch kann der Niederhalter auch an den
Antrieb des Stempels 15 gekoppelt sein, bspw. mittels einer Feder.
[0032] Auf der dem Stempel 15 und dem Niederhalter 16 gegenüberliegenden Seite der beiden
Bauteile 11, 12 ist eine als Gegenhalter wirkende Matrize 18 angeordnet. Die Matrize
18 ist ebenfalls in Richtung einer Längsachse 19, in deren Richtung auch der Stempel
15 und der Niederhalter 16 beweglich angeordnet sind, heb- und senkbar. Der Niederhalter
16 und die Matrize 18 dienen dazu, die beiden Bauteile 11, 12 zwischen dem Niederhalter
16 und der Matrize 18 während der Bearbeitung durch den Stempel 15 einzuspannen bzw.
zusammenzudrücken. Die Matrize 18 weist auf der dem Bauteil 12 zugewandten Seite eine
ebene Oberseite 21 auf, von der eine mulden- bzw. kuhlenförmige Ausnehmung 22 ausgeht.
[0033] Der Niet 20, hier beispielhaft ein Halbhohlniet, besteht bevorzugt aus einem gegenüber
den Werkstoffen der beiden Bauteile 11, 12 härteren Material, zumindest im Bereich
des Nietschaftes 24. Die dem Bauteil 11 abgewandte, ebene Oberseite 26 ist in Wirkverbindung
mit dem Stempel 15 angeordnet, der an der Oberseite 26 der Niet 20 flächig anliegt.
[0034] Der Stempel 15 ist mit einem Schwingungserzeuger 30 zur Erzeugung von Schwingungen
bzw. Vibrationen wirkverbunden. Insbesondere werden mittels des Schwingungserzeugers
30 Ultraschallschwingungen mit einer Schwingweite (Abstand zwischen maximaler positiver
und negativer Amplitude einer Schwingung) zwischen 10 µm und 110 µm (bzw. einer Amplitude
zwischen 5 µm und 55 µm) und einer Frequenz zwischen 15 kHz und 35 kHz erzeugt.
[0035] Diese Schwingungen 15 werden von dem Schwingungserzeuger 30 über den Stempel 15 in
den Niet 20 eingekoppelt. Die Einkopplungsrichtung der Vibrationen des Schwingungserzeugers
30 kann dabei bspw. parallel zur Längsachse 19, das heißt parallel zur Fügerichtung
der Niet 20 in die Bauteile 11, 12 erfolgen. Der Schwingungserzeuger 30 ist an die
Recheneinheit 80 angebunden, so dass eine Leistung des Schwingungserzeugers 30 an
die Recheneinheit 80 übermittelt werden kann bzw. dass die Leistung von der Recheneinheit
80 erfasst werden kann.
[0036] Weiterhin ist beispielhaft ein Positionssensor 40 gezeigt, der dazu eingerichtet
ist, eine Position x des Stempels 15 zu erfassen. Diese Position x kann dabei an die
Recheneinheit 80 übermittelt werden.
[0037] Die in Figur 2a gezeigte Phase des erfindungsgemäßen Verfahrens stellt einen Beginn
des Stanznietverfahrens dar, bei dem der Nietschaft 24 in Wirkverbindung mit der Oberseite
des Bauteils 11 gelangen. Dabei wird der Stempel 15 mit der Kraft F gegen das dem
Stempel 15 zugewandte Bauteil 11 gedrückt.
[0038] In einer in Figur 2b gezeigten weiteren Phase, d.h. während des weiteren Verlaufs
des Nietvorgangs und unter Unterstützung der in die Bauteile 11, 12 eingekoppelten
Schwingungen schneidet bzw. stanzt der Nietschaft 24 sich zunächst in das Bauteil
11 ein. Dabei werden die beiden Bauteile 11, 12 plastisch verformt, wobei das der
Ausnehmung 22 zugewandte Bauteil 12 in den entsprechenden Bereichen in die Ausnehmung
22 eingedrückt wird.
[0039] Während des weiteren Bewegungswegs bzw. der weiteren Abwärtsbewegung des Niets 20
entsprechend der Figur 2c wird der Nietschaft 24 im Bereich der Ausnehmung 22 nach
außen gespreizt, wodurch die beiden Bauteile 11, 12 in Axialrichtung sicher form-
und kraftschlüssig miteinander verbunden werden.
[0040] Wesentlich dabei ist, dass entsprechend der Figur 2d, die die Endposition des Niets
20 zeigt, der Nietschaft 24 nicht aus dem Bauteil 12 herausragt bzw. dieses nicht
vollständig durchdringt.
[0041] Nachdem der Niet 20 die in der Figur 2d dargestellte Endposition erreicht hat, bei
der die Oberseite 26 des Niets 20 zumindest in etwa bündig mit der Oberseite des Bauteils
11 abschließt, wird anschließend der Stempel 15 wieder von den Bauteilen 11, 12 in
entgegengesetzter Richtung nach oben bewegt.
[0042] In Figur 3 ist ein beispielhafter Kraft-Positions-Verlauf bei einem Stanznietverfahren
ohne Schwingungseinkopplung gezeigt. Dabei ist eine Kraft F gegenüber einer Zeit t
aufgetragen. Mit F(x) ist dabei ein Verlauf einer Kraft F, die zum Eindrücken des
Niets auf den Stempel ausgeübt wird, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels
beim Eindrücken angegeben. Hierzu sein angemerkt, dass hierbei lediglich eine relative
Position x des Stempels relevant ist.
[0043] Weiterhin ist eine Hüllkurve mit den Grenzwerten G
11 und G
21 eingezeichnet, die maximal bzw. minimal zulässige Werte für die Kraft F bzw. die
Funktion F(x) kennzeichnen. Bspw. können Nietvorgänge, bei denen die Funktion F(x)
die Grenzwerte unter- bzw. überschreitet, als von zu geringer Qualität aussortiert
werden.
[0044] Weiterhin sind weitere Grenzwerte G
12 und G
22 gezeigt, die innerhalb der Hüllkurve mit den Grenzwerten G
11 und G
21 liegen. Diese Grenzwerte können bspw. als Warnkurve dienen, so dass bspw., wenn diese
Grenzwerte unter- bzw. überschritten werden, eine Korrekturmaßnahme eingeleitet werden
kann oder aber die zugehörige Nietverbindung als problematisch eingestuft werden kann.
[0045] Weiterhin ist ein Fenster 301 gezeigt, das beispielhaft eine prozessrelevante Stelle,
hier eine Endposition, angibt. In einem solchen Fenster können weitere, einzuhaltende
Grenzwerte festgelegt werden.
[0046] In Figur 4 sind Kraft-Positions-Verläufe und Leistungs-Positions-Verläufe bei einem
Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung und bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
in einer bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Dabei sind in den links gezeigten Diagrammen
eine Kraft F bzw. eine Leistung P gegenüber einer Position x aufgetragen.
[0047] Mit F(x) ist dabei ein Verlauf einer Kraft F, die zum Eindrücken des Niets auf den
Stempel ausgeübt wird, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels beim Eindrücken
bei einem Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung angegeben. Mit P(x) ist dabei
ein Verlauf einer Leistung P eines Schwingungserzeugers, die beim Eindrücken des Niets
auftritt, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels beim Eindrücken bei einem
Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung angegeben.
[0048] Mit F'(x) ist dabei ein Verlauf einer Kraft F, die zum Eindrücken des Niets auf den
Stempel ausgeübt wird, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels beim Eindrücken
bei einem erfindungsgemäßen Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform angegeben.
Mit P'(x) ist dabei ein Verlauf einer Leistung P eines Schwingungserzeugers, die beim
Eindrücken des Niets auftritt, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels
beim Eindrücken bei einem erfindungsgemäßen Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform
angegeben.
[0049] Im oberen Diagramm mit den Kraftverläufen ist deutlich zu sehen, dass bei einem konventionellen
Stanznietverfahren die Kraft deutlich über der bei einem erfindungsgemäßen Verfahren
in einer bevorzugten Ausführungsform, hier mit einem Ultraschall-Generator, liegt.
Insbesondere gegen Ende des Nietvorgangs, d.h. in dem oberen, linken Diagramm am rechten
Ende, ist der Unterschied zwischen F(x) und F'(x) sehr deutlich.
[0050] Weiterhin ist auch zu sehen, dass bei einem Verfahren mit Ultraschall-Generator der
Kraftverlauf F'(x) sehr stark oszilliert. Dies ist in dem vergrößert dargestellten
Ausschnitt 401 noch deutlicher zu erkennen. Eine Qualitätsbewertung anhand einer Hüllkurve
ist hier kaum zuverlässig möglich.
[0051] Im unteren Diagramm mit den Leistungsverläufen ist zu sehen, dass bei einem erfindungsgemäßen
Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform der Leistungsverlauf P'(x) einen kaum
oszillierenden Verlauf aufweist. Dies ist besonders deutlich in dem vergrößert dargestellten
Ausschnitt 402 zu erkennen.
[0052] In dem Ausschnitt 402 sind zudem beispielhaft zwei Grenzwerte G'
11 und G'
12' im Sinne einer Hüllkurve eingezeichnet, die zur Bewertung des Verlaufs P'(x) herangezogen
werden können.
[0053] Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass der ebenfalls gezeigte Leistungsverlauf
P(x) bei einem konventionellen Stanznietverfahren verständlicherweise immer gleich
Null ist, da kein Schwingungserzeuger vorhanden ist.
[0054] Anhand bzw. mittels des Leistungsverlaufs P'(x) können nun Qualitätsbewertungen des
zugehörigen Nietvorgangs vorgenommen werden. Bspw. kann auch hier eine Hüllkurve mit
Grenzwerten, vergleichbar zu der Hüllkurve in Figur 3 bei dem Kraftverlauf, festgelegt
werden.
[0055] In Figur 5 sind weitere Kraft-Positions-Verläufe und Leistungs-Positions-Verläufe
bei einem Stanznietverfahren ohne Schwingungseinkopplung und bei einem erfindungsgemäßen
Verfahren in einer bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Dabei sind eine Kraft F bzw.
eine Leistung P gegenüber einer Position x aufgetragen.
[0056] Dabei sind jeweils mehrere, vergleichbare Kraftverläufe mit Fs(x) für ein konventionelles
Stanznietverfahren und mit Fs'(x) für ein erfindungsgemäßes Verfahren bezeichnet.
Ebenso sind jeweils mehrere, vergleichbare Leistungsverläufe mit Ps(x) für ein konventionelles
Stanznietverfahren und mit P
S'(x) für ein erfindungsgemäßes Verfahren bezeichnet.
[0057] An den Verläufen P
S'(x) ist zu erkennen, dass relevante Prozesspunkte sich in dem Leistungsverlauf bemerkbar
machen. So ist mit 501 ein Einschwingpunkt des Stempels, der bspw. auch als Sonotrode
verwendet werden kann, und mit 502 eine Materialtrennung bezeichnet. Als Materialtrennung
wird in der Regel die Stelle, an der der Niet das stempelseitig angeordnete Bauteil
durchtrennt bzw. durchstanzt, bezeichnet. Des Weiteren ist es möglich, über die Auswertung
der Generatorleistung Risse, Brüche oder andere Unstetigkeitsstellen im Fügepartner
zu erkennen. Solche können beispielsweise bei spröden Werkstoffen (z.B. Mg-Druckguss)
auftreten. Der Leistungsverlauf kann somit auch für eine Qualitätsbewertung hinsichtlich
relevanter Prozesspunkte verwendet werden und zusätzlich kann die Qualität des Fügepartners
überprüft werden. Hierzu können auch Fenster für eine detailliertere Analyse der Leistung,
bspw. vergleichbar zu dem in Figur 3 gezeigten Fenster, mit zusätzlichen Grenzwerten
verwendet werden.
[0058] Im Vergleich der Kraft- und Leistungsverläufe ist auch zu sehen, dass die genannten
relevanten Prozesspunkte im Kraftverlauf - im Gegensatz zum Leistungsverlauf - nicht
oder nur kaum zu erkennen sind.
[0059] Weiterhin sei erwähnt, dass die Erfassung der Leistung bzw. die Ermittlung des Leistungsverlauf
auch eine Überprüfung und Absicherung einer Funktionsfähigkeit des Schwingungserzeugers
und des Schwingsystems, d.h. aller in Schwingung versetzten Komponenten, ermöglicht.
1. Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile (11, 12) mittels einer Stanznietvorrichtung
(10), wobei die wenigstens zwei Bauteile (11, 12) zwischen einem Stempel (15) und
einem Gegenhalter (18) angeordnet werden, wobei ein zwischen dem Stempel (15) und
einem dem Stempel zugewandten Bauteil (11) der wenigstens zwei Bauteile angeordneter
Niet (20) mittels des Stempels (15) in die wenigstens zwei Bauteile (11, 12) eingedrückt
wird, indem der Stempel (15) mit einer Kraft (F) beaufschlagt wird, wobei wenigstens
eine beim Eindrücken des Niets (20) beteiligte Komponente (11, 12, 15, 18, 20) beim
Eindrücken mittels eines Schwingungserzeugers (30) in Schwingung versetzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass ein Verlauf einer Leistung (P) des Schwingungserzeugers (30) während des Eindrückens
des Niets (20) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei ein örtlicher Verlauf und/oder ein zeitlicher Verlauf
der Leistung (P) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Verlauf der Leistung (P) für eine Qualitätsbewertung
eines zugehörigen Stanznietvorgangs und/oder einer in diesem Stanznietvorgang erzeugten
Verbindung der wenigstens zwei Bauteile (11, 12) verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei für die Qualitätsbewertung die Leistung (P) des Schwingungserzeugers
mit Grenzwerten (G'11, G'12), die insbesondere in Abhängigkeit von einer Beschaffenheit der wenigstens zwei Bauteile
(11, 12) vorgegeben werden, verglichen wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei eine während des Eindrückens
des Niets (20) benötigte Arbeit des Schwingungserzeugers (30) ermittelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei weiterhin eine Gesamtdicke
der wenigstens zwei Bauteile (11, 12) und eine Länge des Niets (20) ermittelt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Gesamtdicke der wenigstens zwei Bauteile (11,
12) und/oder die Länge des Niets (20) anhand des Verlaufs der Leistung (P) ermittelt
werden.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Verlauf der Leistung (P)
und/oder, in Rückbezug auf Anspruch 5, die benötigte Arbeit auf Anzeigemitteln (90),
insbesondere graphisch, dargestellt werden.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Verlauf der Leistung (P)
und/oder, in Rückbezug auf Anspruch 5, die benötigte Arbeit mit einem zugehörigen
Stanznietvorgang verknüpft und auf einem Speichermedium abgespeichert wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei als Schwingungserzeuger (30)
ein Schall-Generator, insbesondere ein Ultraschall-Generator, verwendet wird.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die wenigstens eine beim Eindrücken
des Niets (20) beteiligte Komponente der Stanznietvorrichtung den Niet (20), den Stempel
(15), der Gegenhalter (18) und/oder wenigstens eines der wenigstens zwei Bauteile
(11, 12) umfasst.
12. Recheneinheit (80) für eine Stanznietvorrichtung (10), die dazu eingerichtet ist,
ein Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche durchzuführen.
13. Fertigungseinrichtung (100) aufweisend eine Stanznietvorrichtung (10) mit einem Stempel
(15), einem Gegenhalter (18) und einem Schwingungserzeuger (30), und eine Recheneinheit
(80) nach Anspruch 12, und vorzugsweise weiterhin aufweisend Anzeigemittel (90).
14. Computerprogramm, das eine Recheneinheit (80) veranlasst, ein Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 11 durchzuführen, wenn es auf der Recheneinheit (80) ausgeführt
wird.
15. Maschinenlesbares Speichermedium mit einem darauf gespeicherten Computerprogramm nach
Anspruch 14.