[0001] Verfahren zur Erzeugung einer strukturierten Oxidschicht auf einem Substrat aus einer
Silizium-haltigen Aluminiumlegierung durch Laservorbehandlung und Anodisieren sowie
ein dadurch erzeugtes Substrat.
Stand der Technik
[0002] Durch Anodisieren wird die Oberfläche eines Substrates aus einer Aluminiumlegierung
in eine Aluminiumoxidschicht konvertiert. Bauteile aus anodisiertem Aluminium weisen
demnach an der Oberfläche eine Oxidschicht auf. Oxidfreie Oberflächenbereiche können
aufgrund des Tauchbadprozesses nur durch Maskierungen oder ein nachträgliches Abtragen
der Oxidschicht realisiert werden. Durch eine Laserbearbeitung kann die Oxidschicht
eines Bauteils aus anodisiertem Aluminium beispielsweise lokal entfernt werden.
[0003] Für den Druckguss von Gehäusegeometrien eignet sich eine Aluminiumlegierung mit einem
Siliziumanteil von z.B. 12%. Da die Löslichkeit von Silizium in einer Aluminiumlegierung
begrenzt ist, liegen nach dem Guss Siliziumausscheidungen vor. Diese Siliziumausscheidungen
weisen eine Plättchenform und eine charakteristische Korngröße auf. Es ist bekannt,
dass für solche Legierungen die mechanische Festigkeit durch Lösungsglühen und Abschrecken
gesteigert werden kann. Es ist des Weiteren bekannt, dass diese Art der Festigkeitssteigerung
eine Oxidbildung durch Anodisieren behindert.
[0004] Alternativ ist in
DE 4326430 A1 eine Möglichkeit beschrieben, wie ein Elektrolyt zu abgegrenzten Oberflächenbereichen
des Substrates gepumpt und somit lokal begrenzt anodisiert werden kann.
[0005] Die Schriften
DE 10 2006 051 709 A1 und
DE 10 2013 110 659 A1 beschreiben eine weitere Alternative, wobei in einer Sauerstoff-Atmosphäre mithilfe
eines Lasers ein Substrat aus einer Aluminiumlegierung lokal aufgeschmolzen wird und
die Aufschmelzzone mit Sauerstoff reagiert, d.h. Aluminiumoxid in einem abgegrenzten
Bereich durch eine Laserbearbeitung gebildet wird.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer strukturierten
Oxidschicht auf einem Substrat aus einer Silizium-haltigen Aluminiumlegierung durch
eine Laservorbehandlung und Anodisieren sowie ein durch das Verfahren erzeugtes Substrat.
Die Erfindung ist prinzipiell auch auf Magnesium- oder Titanlegierungen übertragbar.
[0007] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird in einem ersten Schritt ein Substrat aus einer
Aluminiumlegierung mit einem Siliziumanteil von 5 - 15 % bereitgestellt. Anschließend
wird auf dem Substrat in einem zweiten Schritt ein zweiter Oberflächenbereich mit
einem Laser aufgeschmolzen. Im zweiten Oberflächenbereich wird bis zur Eindringtiefe
des Lasers durch das Aufschmelzen eine kleinere Korngröße der Siliziumausscheidungen
als in der Legierung im ersten Oberflächenbereich erzeugt. In einem dritten Schritt
wird das Substrat durch einen Tauchbadprozess anodisiert, wodurch im ersten Oberflächenbereich
eine ersten Oxidschicht mit einer ersten Schichtdicke gebildet wird und im zweiten
Oberflächenbereich keine Oxidschicht oder eine zweite Oxidschicht mit einer niedrigeren
zweiten Schichtdicke als der ersten Schichtdicke der ersten Oxidschicht entsteht.
[0008] In einer alternativen Ausgestaltung der Erfindung kann im zweiten Schritt des Verfahrens
im zweiten Oberflächenbereich eine Maske während der Laserbearbeitung zur weiteren
Strukturierung eingesetzt werden.
[0009] Die vorliegende Erfindung betrifft außerdem ein Substrat aus einer Aluminiumlegierung
mit einem Siliziumanteil von 5 - 15 %. Das Substrat weist in einem ersten Oberflächenbereich
auf der Oberfläche eine erste Oxidschicht mit einer ersten Schichtdicke auf. In einem
zweiten Oberflächenbereich liegt keine Oxidschicht oder eine niedrigere zweite Schichtdicke
einer zweiten Oxidschicht als die erste Schichtdicke der ersten Oxidschicht im ersten
Oberflächenbereich vor. Außerdem weist der zweite Oberflächenbereich an der Oberfläche
bis zur Eindringtiefe des Lasers innerhalb der Aluminiumlegierung eine kleinere Korngröße
der Siliziumausscheidungen als im ersten Oberflächenbereich auf. Im zweiten Oberflächenbereich
liegt deshalb an der Oberfläche bis zur Eindringtiefe des Lasers innerhalb der Aluminiumlegierung
auch eine höhere Härte als innerhalb der Aluminiumlegierung im ersten Oberflächenbereich
vor. Vorteilhafterweise weist der zweite Oberflächenbereich durch das Anodisieren
keine Oxidschicht oder eine um mindestens eine Größenordnung niedrigere zweite Schichtdicke
der zweiten Oxidschicht als die erste Schichtdicke der ersten Oxidschicht im ersten
Oberflächenbereich auf.
Vorteile der Erfindung
[0010] Die Erfindung ermöglicht die Herstellung einer strukturierten Oxidschicht auf einem
Substrat aus einer Silizium-haltigen Aluminiumlegierung durch einen Tauchbadprozess
ohne Maskierung, d.h. es können Oberflächenbereiche mit deutlich unterschiedlicher
Schichtdicke und daraus resultierenden unterschiedlichen mechanischen und elektrischen
Eigenschaften in einem günstigen Verfahren realisiert werden. So kann beispielsweise
im Bereich der hohen Schichtdicke ein hoher Korrosionsschutz und im Bereich der niedrigen
Schichtdicke einen niedriger ohmscher Widerstand zur elektrischen Erdung eines Bauteils
realisiert werden. Außerdem kann die Haftung einer Dichtung oder eines Klebers bei
niedrigerer Oxidschichtdicke verbessert sein. Des Weiteren erleichtern niedrigere
Oxidschichtdicken beispielsweise nachträgliche spannende Bearbeitungs- oder Schweißprozesse.
[0011] Gegenüber dem Stand der Technik kann durch das erfindungsgemäße Verfahren auf ein
lokales Entfernen der Oxidschicht eines anodisierten Bauteils und auf einen gegebenenfalls
damit verbundenen zusätzlichen Reinigungsschritt verzichtet werden, wodurch die Herstellung
vereinfacht wird.
Zeichnungen
[0012]
Fig. 1 zeigt ein erfindungsgemäßes Ablaufdiagramm mit den Prozessschritten des Verfahrens.
Fig. 2 zeigt eine Aufsicht auf ein erfindungsgemäßes Substrat.
Fig. 3 zeigt den Querschnitt A-A' aus Fig. 2 eines erfindungsgemäßen Substrates.
Fig. 4 zeigt den Querschnitt eines weiteren Ausführungsbeispiels, wobei ein erfindungsgemäßes
Substrates Kontakt zu einem Fügepartner aufweist.
Fig. 5 zeigt einen Querschnitt eines als Kappe ausgeformten erfindungsgemäßen Substrates
aus einer Aluminiumlegierung zur Realisierung eines Gehäuses.
Ausführungsbeispiele
[0013] Das Verfahren zur Erzeugung einer strukturierten Oxidschicht auf einem Substrat aus
einer Silizium-haltigen Aluminiumlegierung durch Laservorbehandlung ist in Fig. 1
beschrieben. In einem ersten Schritt 101 erfolgt eine Bereitstellung eines Substrates
201 (siehe Fig. 2) aus einer Aluminiumlegierung mit einem Siliziumanteil zwischen
5 - 15 %. In einem zweiten Schritt 102 wird ein zweiter Oberflächenbereich 204 auf
der Oberfläche 202 des Substrates 201 (siehe Fig.2 und Fig. 3) mit einem Laser bis
zu einer Eindringtiefe 305 (siehe Fig. 3) aufgeschmolzen. Eine solche Laserbearbeitung
kann beispielsweise gepulst und mit einem Neodym-dotierten Yttrium-Aluminium-Granat-Laser
erfolgen. Im zweiten Schritt 102 wird durch die Laserbearbeitung im zweiten Oberflächenbereich
204 des Substrates 201 von der Oberfläche 202 (siehe Fig. 2) bis zur Eindringtiefe
305 (siehe Fig. 3) eine Korngröße von Siliziumausscheidungen innerhalb der Aluminiumlegierung
reduziert und damit in diesem zweiten Oberflächenbereich 204 auch eine höhere Härte
als innerhalb der Aluminiumlegierung im ersten Oberflächenbereich 203 (siehe Fig.
2) erreicht. In einem dritten Schritt 103 wird das Substrat 201 anodisiert (siehe
Fig. 2). Durch das Anodisieren wird auf der Oberfläche 202 des Substrates 201 im ersten
Oberflächenbereich 203 eine erste Oxidschicht 301 mit einer ersten Schichtdicke 302
gebildet (siehe Fig. 3). Im zweiten Oberflächenbereich 204 entsteht durch das Anodisieren
keine Oxidschicht oder eine zweite Oxidschicht 303 mit einer zweiten Schichtdicke
304 (siehe Fig. 3). Vorteilhafterweise weist die erste Oxidschicht 301 eine erste
Schichtdicke 302 von 3 - 40 µm auf. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die
Oxidbildung im zweiten Oberflächenbereich vermieden oder die zweite Oxidschicht 303
weist eine zweite Schichtdicke 304 von 0 - 3 µm auf (siehe Fig. 3).
[0014] In Fig. 2 ist eine Aufsicht auf ein erfindungsgemäßes Substrat 201 mit einer Oberfläche
202 dargestellt. Die Oberfläche 202 ist durch den ersten Oberflächenbereich 203 und
den zweiten Oberflächenbereich 204 strukturiert, wobei im ersten Oberflächenbereich
203 eine erste Oxidschicht 301 mit einer ersten Schichtdicke 302 und durch das Aufschmelzen
während der Laserbehandlung im zweiten Oberflächenbereich 204 keine Oxidschicht oder
eine zweite Oxidschicht 303 mit einer zweiten Schichtdicke 304 vorliegt (siehe Fig.
3).
[0015] In Fig. 3 ist ein in Fig. 2 dargestellter Querschnitt entlang der Strecke A-A' abgebildet.
Zusätzlich zu den oben beschriebenen Darstellungen ist in Fig. 3 auch die Eindringtiefe
305 des Laserstrahls in das Substrat eingezeichnet. Im zweiten Oberflächenbereich
204 liegen von der Oberfläche 202 bis zur Eindringtiefe 305 innerhalb der Aluminiumlegierung
Siliziumausscheidungen mit einer geringeren Korngröße als innerhalb der Aluminiumlegierung
im zweiten Oberflächenbereich 203 vor.
[0016] In Fig. 4 ist ein Querschnitt eines erfindungsgemäßen Substrates dargestellt, wobei
im ersten Oberflächenbereiches 402 eine Oxidschicht 404 vorliegt. Im zweiten Oberflächenbereiches
403 liegt in diesem Ausführungsbeispiel kein Oxid vor. Im zweiten Oberflächenbereiches
403 ist allerdings ein Fügepartner 406 angeordnet. Der Fügepartner 406 kann dabei
an das Substrat 401 im zweiten Oberflächenbereich 403, wie in Fig. 4 dargestellt,
anliegen und dort beispielsweise auch mit Schrauben, mit Kleber oder durch Schweißen
fixiert sein (die Fixierungen sind nicht dargestellt). Die erste Schichtdicke 405
der ersten Oxidschicht 404 beträgt z.B. 20µm. Der elektrische Widerstand zwischen
dem Fügepartner 406 und dem Substrat 401 ist aufgrund der fehlenden Oxidschicht im
zweiten Oberflächenbereich 403 niedrig, weshalb das Substrat 401 durch den Kontakt
zu dem Fügepartner 406 elektrisch kontaktiert werden kann. Außerdem ist in einer solchen
Ausgestaltung die Wärmeleitfähigkeit zwischen dem Fügepartner 406 und dem Substrat
401 hoch, weshalb durch einen Kontakt zu dem Fügepartner 406 im zweiten Oberflächenbereich
403 auch Wärme vom Substrat 401 abgeleitet werden kann.
[0017] In Fig. 5 ist ein Querschnitt eines erfindungsgemäßen Substrates 501 dargestellt,
wobei das Substrat 501 als Kappe ausgeformt ist. Durch einen Laser wird in einem zweiten
Oberflächenbereich 503 des Substrates 501 eine Oberfläche 505 des Fügerands am Kappenende
aufgeschmolzen und somit innerhalb der Aluminiumlegierung im zweiten Oberflächenbereich
503 eine geringere Korngröße von Siliziumausscheidungen als innerhalb der Aluminiumlegierung
im ersten Oberflächenbereich 503 realisiert. Durch Anodisieren wird im ersten Oberflächenbereich
502 eine erste Oxidschicht 504 mit einer ersten Schichtdicke 505 realisiert. Die Oxidbildung
im zweiten Oberflächenbereich 503 wird vermieden. Dies ermöglicht im zweiten Oberflächenbereich
503 eine bessere Haftung eines Klebers 504 oder einer Dichtung als im ersten Oberflächenbereich
502. In einer möglichen Ausgestaltung ist der Kleber durch Ausgestaltung als Verbundmaterial
mit metallischen Partikeln elektrisch leitfähig, so dass die Klebeverbindung außerdem
einen gut leitfähigen, elektrischen Kontakt zum Substrat ermöglicht. Das aus einem
Druckguss-Prozess hergestellte und als Kappe ausgestaltete Substrat 501 kann zusammen
mit einem Deckel ein Gehäuse für eine elektrische Schaltung realisieren.
1. Verfahren zur Herstellung einer strukturierten Oxidschicht umfassend
• einen ersten Schritt (101), in dem ein Substrat (201, 401, 501) aus einer Aluminiumlegierung
mit einem Siliziumanteil von 5 - 15 % bereitgestellt wird, und
• einen dritten Schritt (103), wobei an einer Oberfläche (202, 507) des Substrates
(201, 401, 501) in einem ersten Oberflächenbereich (203, 402, 502) eine erste Oxidschicht
(301, 404, 504) mit einer ersten Schichtdicke (302, 405, 505) durch Anodisieren in
einem Tauchbad gebildet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
• in einem zweiten Schritt (102) vor dem dritten Schritt (103) in einem zweiten Oberflächenbereich
(204, 403, 503) auf dem Substrat (201, 401, 501) die Oberfläche (202, 507) mit einem
Laser bis zu einer Eindringtiefe (305) aufgeschmolzen wird,
wodurch im dritten Schritt (103) im zweiten Oberflächenbereich (204, 403, 503) durch
das Anodisieren keine Oxidschicht oder eine niedrigere zweite Schichtdicke (304) einer
zweiten Oxidschicht (303) als die erste Schichtdicke (302, 405, 505) der ersten Oxidschicht
(301, 404, 504) im ersten Oberflächenbereich (203, 402, 502) gebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten Schritt (102) das Aufschmelzen der Oberfläche (202, 507) des Substrates
(201, 401, 501) im zweiten Oberflächenbereiches (204, 403, 503) mit einem Laser erfolgt,
wobei eine Aluminiumoxidbildung im zweiten Schritt (102) vermieden wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, dass im dritten Schritt (103) im zweiten Oberflächenbereich (204, 403, 503) die zweite
Schichtdicke (304) um mindestens eine Größenordnung niedriger als die ersten Schichtdicke
(302, 405, 505) der ersten Oxidschicht (301, 404, 504) ist.
4. Substrat mit einer strukturierten Oxidschicht, umfassend
• ein Substrat (201, 401, 501) aus einer Aluminiumlegierung mit einem Siliziumanteil
von 5 - 15 %, und
• ein erster Oberflächenbereich (203, 402, 502) an der Oberfläche (202, 507) des Substrates
(201, 401, 501) mit einer ersten Oxidschicht (301, 404, 504), welche eine erste Schichtdicke
(302, 405, 505) aufweist, und
• ein zweiter Oberflächenbereich (204, 403, 503) an der Oberfläche (202, 507) des
Substrates (201, 401, 501), welcher kein Oxid oder eine niedrigere zweite Schichtdicke
(304) einer zweiten Oxidschicht (303) als die erste Schichtdicke (302, 405, 505) der
ersten Oxidschicht (301, 404, 504) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass im zweiten Oberflächenbereich (204, 403, 503) unterhalb der Oberfläche (202, 507)
des Substrates (201, 401, 501) in der Aluminiumlegierung im Bereich einer Eindringtiefe
(305) des Lasers eine kleinere Korngröße von Siliziumausscheidungen als im ersten
Oberflächenbereich (203, 402, 502) vorliegt.
5. Substrat nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass an der Oberfläche (202, 507) im zweiten Oberflächenbereich (204, 403, 503) durch
die kleinere Korngröße der Siliziumausscheidungen innerhalb der Eindringtiefe (305)
eine höhere Härte der Aluminiumlegierung als an der Oberfläche (202, 507) im ersten
Oberflächenbereich (203, 402, 502) vorliegt.