[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bereitstellung eines bahnlängenbezogenen
Materialbahndatensatzes einer in einem Walzwerk hergestellten Materialbahn für eine
vom Walzwerk unabhängige Verarbeitungseinrichtung, in der die im Walzwerk hergestellte
und zu einem Walzwerkcoil gewickelte Materialbahn ausgehend von einem Verarbeitungscoil,
das aus einer Teillänge der im Walzwerk hergestellten Materialbahn gebildet ist, abgewickelt
und weiterverarbeitet wird, wobei während der Herstellung der Materialbahn im Walzwerk
in Abhängigkeit von einer Bahnlängenkoordinate X ein Materialbahnparameter Y mittels
einer Parameterdetektoreinrichtung erfasst und ein aus Bahnlängenkoordinaten X und
zugeordneten Materialbahnparametern Y gebildeter Materialbahndatensatz in einem Speichermedium
gespeichert wird, bei dem ein am Verarbeitungscoil fehlendes Materialbahnsegment ermittelt
und ein der Länge und der Relativanordnung des Materialbahnsegments im Walzwerkcoil
entsprechender Bahnlängenkorrekturwert bestimmt wird, und der Materialbahndatensatz
des Walzwerkcoils unter Berücksichtigung des Bahnlängenkorrekturwertes in einen Materialbahndatensatz
des Verarbeitungscoils umgewandelt wird.
[0002] Bei der Herstellung von Materialbahnen definierter Dicke und Qualität in Kalt- und
Warmwalzwerken entspricht es dem Stand der Technik, Materialbahndaten während des
Prozesses zu messen und im Falle von ermittelten Abweichungen der gemessenen Materialbahndaten
von den Zieldaten Regelgrößen in den Prozess zur Korrektur einzuführen. Hierbei werden
unterschiedliche Materialbahnparameter, wie beispielsweise die Planheit der Materialbahn,
Dicke oder andere Prozess- und qualitätsrelevante Daten sowohl in einer Richtung quer
zur Materialbahn als auch in einer Richtung längs zur Materialbahn erfasst. Im laufenden
Prozess, also während sich die etwa in einem Reversier- oder Einweg-Betrieb in einer
Abfolge von Stichen durch das Walzwerk geführte Materialbahn hin- und herbewegt, wobei
vor jedem Stich ein oder mehrere Materialbahnsegmente vom abzuwickelden Walzwerkcoil
entfernt werden, ist dabei stets eine eindeutige Zuordnung zwischen einer Bahnlängenkoordinate
und dem ermittelten Materialbahnparameter gegeben. Am Ende des Walzprozesses wird
die Materialbahn zu einem nachfolgend als Walzwerkcoil bezeichneten Coil aufgewickelt,
das zur Weiterverarbeitung an eine geeignete Verarbeitungseinrichtung, also beispielsweise
eine Schneideinrichtung zur Längsteilung der Materialbahn in eine Mehrzahl von Materialbahnen
mit definierter Breite, die beispielsweise als Ausgangsmaterial für die Herstellung
von Folienbeuteln dienen, übergeben.
[0003] Insbesondere vor der eigentlichen Weiterverarbeitung in der Verarbeitungseinrichtung
werden regelmäßig mehr oder weniger lange Materialbahnsegmente von der zu dem Walzwerkcoil
aufgewickelten Materialbahn entfernt, da die Materialbahnenden in der Regel nicht
die gewünschten Qualitätsvorgaben erfüllen. Aufgrund eines fehlenden Materialbahnsegmentes
ergibt sich beim Verarbeitungscoil eine der Länge und der Relativanordnung des fehlenden
Materialbahnsegmente entsprechende Änderung in der Zuordnung eines während der Herstellung
der Materialbahn im Walzwerk gemessenen Materialbahnparameter zur Bahnlängenkoordinate,
so dass bezogen auf den Bahnanfang der zum Verarbeitungscoil aufgewickelten Materialbahn
ein während der Herstellung der Materialbahn im Walzwerk gemessener Materialbahnparameter
nun nicht mehr einer Bahnlängenkoordinate X1, sondern nunmehr einer Bahnlängenkoordinate
X2 zuzuordnen ist, wobei die Differenz zwischen X2 und X1 der Länge des von der Materialbahn
entfernten Materialbahnsegments entspricht.
[0004] Auch ist es möglich, dass aufgrund eines Materialbahnrisses während der Herstellung
der Materialbahn im Walzwerk und ein aufgrund des Risses im Walzwerkcoil ausgebildeter
Anwickelbereich sich nach Entfernung der Materialbahnendsegmente des Walzwerkcoils
nicht mehr in dem Abstand vom Materialbahnende des Coils befindet, der der im Verlauf
des Walzwerkprozesses ermittelten Bahnlängenkoordinate der Materialbahn entspricht.
[0005] Da die Entfernung eines Materialbahnsegments am Ende der im Walzwerk hergestellten
Materialbahn erst nach Aufwicklung der Materialbahn zum Walzwerkcoil erfolgt, erweist
es sich als sehr aufwendig, die Länge der entfernten Materialbahnsegmente nachträglich
zu ermitteln, um eine korrekte Zuordnung zwischen den während des Walzprozesses gemessenen
Materialbahnparametern und der Bahnlängskoordinate des Verarbeitungscoils herzustellen.
Diese Zuordnung ist notwendig, um die im Walzprozess ermittelten Materialbahnparameter
auch für den Weiterverarbeitungsprozess nutzen zu können, also beispielsweise ein
im Walzprozess ermitteltes Materialbahnsegment, das eine ungenügende Planheit aufweist,
auch noch nach Längsteilung der Materialbahn in der Verarbeitungseinrichtung nachträglich
aus der Materialbahn heraustrennen zu können, um zu verhindern, dass aus dem fehlerhaften
Materialbahnsegment Folienbeutel oder dergleichen hergestellt werden.
[0006] Aus dem Vorstehenden wird deutlich, dass es bislang nicht ohne Weiteres möglich ist,
während des Walzprozesses ermittelte Materialbahnparameter bei einem dem Walzprozess
nachfolgenden und unabhängig davon ablaufenden Prozess, also etwa der Weiterverarbeitung
der Materialbahn in einer Verarbeitungseinrichtung, zu nutzen. Um dennoch die Weiterverarbeitung
fehlerhafter Materialbahnsegmente ausschließen zu können, ist man daher bislang entweder
gezwungen, einen erhöhten Aufwand zur nachträglichen Längenermittlung von Materialbahnsegmenten
zu treiben, die vom Walzwerkcoil abgetrennt werden, oder basierend auf der Kenntnis,
dass Fehlstellen in der Materialbahn vorhanden sind, großzügige Toleranzbereiche für
nachträglich herauszutrennende Materialbahnsegmente anzunehmen, so dass an sich unnötig
große Materialmengen von der Weiterverarbeitung zum Endprodukt als Ausschuss ausgeschlossen
werden.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Bereitstellung
eines bahnlängenbezogenen Materialbahnsatzes einer in einem Walzwerk hergestellten
Materialbahn bereitzustellen, das die Verwendung des Materialbahndatensatzes in einer
vom Walzwerk unabhängigen Verarbeitungseinrichtung ermöglicht.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe weist das erfindungsgemäße Verfahren die Merkmale des Anspruchs
1 auf.
[0009] Erfindungsgemäß erfolgt zur Ermittlung des fehlenden Materialbahnsegmentes ein Vergleich
des Weiterverarbeitungscoils mit dem Walzwerkcoil.
[0010] Damit erfolgt die Ermittlung des fehlenden Materialbahnsegments hinsichtlich seiner
Relativanordnung und seiner Länge unmittelbar an dem Walzwerkcoil, also ohne einen
die Ermittlung des fehlenden Materialbahnsegments voraussetzenden Abwickelvorgang
des Walzwerkcoils. Die Ermittlung des fehlenden Materialbahnsegmentes erfordert daher
keinen zusätzlichen Handhabungsaufwand, insbesondere muss das fehlende Materialbahnsegment
zur Ermittlung dessen Länge nicht vermessen werden.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt der Vergleich mittels eines bildverarbeitenden
Verfahrens, wobei mittels eines bildgebenden Verfahrens eine erste Abbildung eines
an einer stirnseitigen Oberfläche des Walzwerkcoils ausgebildeten Wickelspiegels mit
einer zweiten Abbildung eines an einer stirnseitigen Oberfläche des Verarbeitungscoils
ausgebildeten Wickelspiegels erfolgt. Somit setzt die Ermittlung des fehlenden Materialbahnsegments
keine physikalische Präsenz am Ort des Walzwerkes oder der Verarbeitungseinrichtung
voraus. Vielmehr ist es ausreichend, durch geeignete, vor Ort installierte bildgebende
Einrichtungen Abbildungen des Wickelspiegels des Walzwerkcoils und des Verarbeitungscoils
zu erzeugen, so dass nach Übertragung der entsprechenden Bildinformationen die Auswertung,
also der Vergleich der Abbildungen in einem bildverarbeitenden Verfahren an einem
sowohl vom Walzwerk als auch von der Verarbeitungseinrichtung unabhängigen Ort erfolgen
kann
[0012] Wenn die Speicherung des korrigierten Materialbahndatensatzes in einem örtlich vom
Walzwerk unabhängigen Speichermedium erfolgt, wird ein Zugriff auf den Materialbahndatensatz
ermöglicht, ohne dass eine direkte physikalische oder informationstechnische Verbindung
zum Walzwerk Voraussetzung wäre. Insbesondere besteht in diesem Fall keine Notwendigkeit,
als Voraussetzung für die Nutzung des Materialbahndatensatzes beim Betrieb einer Verarbeitungseinrichtung
letztere am Ort des Walzwerkes zu installieren.
[0013] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Speichermedium zur Speicherung des korrigierten
Materialbahndatensatzes auf einem Netzwerk-Server installiert ist, so dass, insbesondere
bei einer Ausbildung des NetzwerkServers als Cloud-Server, über eine Internetverbindung
ein Multiuserzugriff auf den Netzwerk-Server erfolgen kann und eine grundsätzlich
unbeschränkte Anzahl von Nutzern die Materialbahninformationen von dem Netzwerk-Server
abrufen kann. Dies kommt der mittlerweile geübten Praxis, dass eine Mehrzahl von Verarbeitungseinrichtungen
unterschiedlicher Walzwerkkunden, die Abnehmer von in einem Walzwerk für die Weiterverarbeitung
vorbereiteten Weiterverarbeitungscoils sind, Zugriff auf die Materialbahndaten haben,
die sie zur effektiven Weiterverarbeitung und insbesondere zur möglichst großen Materialausnutzung
des vom Walzwerk erhaltenen Verarbeitungscoils haben.
[0014] Ergänzend zu der Bereitstellung von im Walzprozess ermittelten Materialbahndaten
für die Weiterverarbeitung der Verarbeitungscoils ist es auch möglich, dass während
der Verarbeitung der Materialbahn des Verarbeitungscoils in der Verarbeitungseinrichtung
in Abhängigkeit von der Bahnlängenkoordinate ein Materialbahnparameter mittels einer
Parameterdetektoreinrichtung erfasst und ein aus Bahnlängenkoordinaten und Materialbahnparametern
gebildeter Materialbahndatensatz in einem Speichermedium gespeichert und zur Definition
von Betriebsparametern für die Steuerung des Walzwerkes verwendet wird. Somit ist
es möglich, dass bei der Weiterverarbeitung in der Verarbeitungseinrichtung ermittelte
Materialbahnparameter, die von entsprechenden Sollvorgaben des Weiterverarbeiters
abweichen, zur Definition und/oder Optimierung von Betriebsparametern des Walzwerks
verwendet werden, um durch entsprechende Änderung der Betriebsparameter die Sollvorgaben
des Weiterverarbeiters erfüllen zu können.
[0015] Weiterverarbeitungseinrichtungen in diesem Sinne können insbesondere alle in einer
verketteten Produktionsanlage nachgelagerte Maschinen aber auch standortübergreifend
verkettete Verarbeitungsmaschinen, wie beispielsweise Warm- und Kaltwalzwerke, Schneidmaschinen,
Banddurchlauföfen zur Wärmebehandlung, Biege-/Streckrichter, Lackier-, Beschichtungs-
und Laminiermaschinen, Pressen und alle Weiterverarbeitungsmaschinen sein, welche
die zu einem Coil gewickelte Materialbahn verarbeiten.
[0016] So kann in einer besonderen Ausführungsform in einer als Schneidvorrichtung ausgebildeten
Verarbeitungseinrichtung die Planheit und/oder die Oberflächenqualität und/oder die
Dicke ermittelt werden und in einem Betriebsparameterdatensatz zur statistischen Prozessoptimierung
dem Walzwerk zugeführt werden.
[0017] Die Planheit der Materialbahn ist hier beispielhaft genannt für qualitätsbestimmende
Parameter, bei denen zur Optimierung verketteter Produktionsprozesse die Kenntnis
und Zuordnung der Bandlängenkoordinate erforderlich ist. In entsprechender Weise können
in nachgelagerten Prozessen auch andere Parameter wie Dicke, Härte oder Restölgehalt
des bahnförmigen Materials erfasst und bei Kenntnis abgeschnittener Bandsegmente zur
Optimierung vorgelagerter Fertigungsprozesse verwendet werden.
[0018] Besonders vorteilhaft ist es auch, wenn das Speichermedium zur Speicherung des Materialbahndatensatzes
und/oder des Betriebsparameterdatensatzes auf einem Netzwerk-Server installiert ist,
so dass, nicht nur unabhängig von der örtlichen Zuordnung zwischen der Verarbeitungseinrichtung
und dem Walzwerk ein Zugriff auf die Betriebsparameter des Walzwerkes erfolgen kann,
sondern auch von einer beliebigen Mehrzahl von Weiterverarbeitern.
[0019] Nachfolgend wird eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung anhand der Zeichnung
näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- Ein Walzwerk mit einer im Walzwerk hergestellten und nachfolgend zu einem Walzwerkcoil
gewickelten Materialbahn und eine Weiterverarbeitungseinrichtung zur Weiterverarbeitung
einer von einem Verarbeitungscoil abgewickelten Materialbahn;
- Fig. 2
- in einer Vergleichsdarstellung das im Walzwerk hergestellte Walzwerkcoil und das zur
Weiterverarbeitung in der Weiterverarbeitungseinrichtung vorgesehene Verarbeitungscoil.
[0021] Fig. 1 zeigt ein Walzwerk 10 während der Herstellung einer durch einen Walzspalt 11 des
Walzwerks 10 hindurchgeführten Materialbahn 12, die in einem Warm- oder Kaltwalzverfahren
entweder im Reversierbetrieb zwischen zwei Wicklern 13, 14 bewegt wird und hierzu
wechselweise auf 13, 14 aufgewickelt und abgewickelt wird oder in einem Einwegbetrieb
in mehreren Walzvorgängen jeweils von einem Abwickler 13 zu einem Aufwickler 14 gewalzt
und für den Folgewalzvorgang wieder zum Abwickler umtransportiert wird, bis die gewünschte
Bahnstärke erreicht ist. Dabei erfolgt kontinuierlich die längenbezogene Erfassung
qualitäts- und prozess-relevanter Materialbahnparameter, beispielsweise wird die Bandplanheit
mittels einer Planheitsmessvorrichtung erfasst. Bei jedem dieser mehrfachen Walz-
und Wickelvorgänge verändert sich infolge der Dickenreduzierung und eventuell abgeschnittener
Bandsegmente die Bandlänge.
[0022] Nach dem sogenannten letzten Stich, nach dem die Materialbahn auf einen der Wickler
13, 14, also beispielsweise im vorliegenden Fall dem rechten Wickler 14, aufgewickelt
wird, erfolgt eine Entnahme eines im Walzwerk 10 gewickelten Walzwerkcoils 16, das
nachfolgend an eine Verarbeitungseinrichtung 17, also beispielsweise eine Einrichtung
zur Längsteilung der Materialbahn 12 in mehrere Materialbahnen 12a, 12b mit definierter
Breite, die beispielsweise als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Folienbeuteln
verwendet werden.
[0023] Da insbesondere im Anfangsbereich und Endbereichs des Walzwerkcoils 16 häufig Unregelmäßigkeiten
auftreten, wird ein entsprechendes Materialbahnsegment 26 vor der Weiterverarbeitung
der Materialbahn 12 in der Verarbeitungseinrichtung 17 vom Walzwerkcoil 16 abgetrennt.
Daher erfolgt eine, wie insbesondere aus
Fig. 2 ersichtlich, entsprechende Kürzung der Materialbahn 12 beziehungsweise Umfangsreduzierung
des Walzwerkcoils 16. Eine Kürzung der Materialbahn um ein Materialbahnsegment 26
erfolgt ebenso bei Materialentnahmen zwischen den verschiedenen Stichen im Walzwerk
oder bei einer Störung innerhalb eines Stichs. Dementsprechend kommt es dann zur Ausbildung
eines Verarbeitungscoils 18, das für die Weiterverarbeitung in der Verarbeitungseinrichtung
17 vorgesehen und in einem Wickler 36 der Verarbeitungseinrichtung 17, wie in
Fig. 1 dargestellt, aufgenommen wird.
[0024] Nachfolgend der Abwicklung und noch vor der eigentlichen Längsteilung der Materialbahn
12 in einen Längsteiler 19 mit nachfolgender Separierung in Materialteilbahnen 12a,
12b, 12c, 12d, 12e, 12f in einem Separator 20 und Wicklung der Materialteilbahnen
12a, 12b, 12c, 12d, 12e, 12f, auf Wicklern 21a, 21b, 21c, 22a, 22b, 22c , erfolgt
im vorliegenden Fall mittels einer Planheitsmesseinrichtung 23a eine Planheitsmessung
der Materialbahn 12. Ebenso können an geeigneter Stelle andere bahnlängenbezogene
Parameter wie beispielsweise die Oberflächenqualität mit einer Oberflächenmesseinrichtung
23b und die Banddicke mit einer Dickenmesseinrichtung 23c erfasst werden.
[0025] Die Planheitsmesseinrichtung 15 des Walzwerks 10 ermittelt in Abhängigkeit von einer
Bahnlängenkoordinate X die jeweils einer Bahnlängenkoordinate zugeordneten Planheitsdaten
Y, so dass aus der Bahnlängenkoordinaten X und den Planheitsdaten Y ein die Materialbahn
12 charakterisierender Materialbahndatensatz 24 gebildet wird, der an einen Netzwerkserver
25 übermittelt und im Speichermedium des Netzwerkservers 25 abgelegt wird. Der Zugriff
auf das Speichermedium des Netzwerkservers 25 kann beispielsweise über eine Datenleitung
oder auch über eine Internetverbindung erfolgen. Der Netzwerkserver kann sowohl ein
lokaler Server in einem Local Area Network oder Wide Area Network als auch ein virtueller
Server in einer Daten-Cloud, das heißt, ein Internet-Server, sein.
[0026] Wie bereits vorstehend ausgeführt, erfolgt vor der Weiterverarbeitung der Materialbahn
12 in der Verarbeitungseinrichtung 17 eine Umwandlung des Walzwerkcoils 16 in das
Verarbeitungscoil 18 durch Abtrennung eines Materialbahnsegments 26, wie etwa in
Fig. 2 durch die Trennlinien 27, 28 angedeutet. Wie ferner aus
Fig. 2 ersichtlich, bewirkt die Abtrennung des Materialbahnanfangssegments 26 von dem Walzwerkcoil
16 eine Umfangsreduzierung des Walzwerkcoils 16, wobei ein zwischen den Trennlinien
27, 28 ausgebildeter Innenteil des Walzwerkcoils 16 das Verarbeitungscoil 17 bildet.
[0027] Wie
Fig. 2 zeigt, ergibt sich aufgrund des Wickelvorgangs bei der Ausbildung des Walzwerkcoils
16 ein für jedes Walzwerkcoil 16 individueller Wickelspiegel 29, der insbesondere
durch Betriebsparameter bei der Herstellung der Materialbahn 12 im Walzwerk 10 und
Materialparameter der Materialbahn 12 bestimmt ist. Der Wickelspiegel 29 ist in etwa
vergleichbar mit einem Fingerabdruck, wobei der Verlauf und die Topographie eine Materialbahnlängskante
30 an der Stirnfläche des Walzwerkcoils 16 den Wickelspiegel 29 ausbildet, so dass
eine in einem bildgebenden Verfahren erzeugte Abbildung des Wickelspiegels 29 als
Bilddatei ein Identifikationsdokument zur Identifikation eines aus einer in einem
Walzwerk 10 hergestellten Materialbahn 12 individuell ausgebildeten Walzwerkcoil 16
darstellt.
[0028] Da, wie aus
Fig. 2 ersichtlich, auch nach Abtrennung des Materialbahnsegments 26 von dem Walzwerkcoil
16 ein Innenteil des Wickelspiegels 29 erhalten bleibt, ist die Abtrennung des Materialbahnanfangssegments
26 ohne Einfluss auf die Identifizierbarkeit des Coils.
Fig. 2 demonstriert deutlich, dass das Verarbeitungscoil 18, das einen Wickelspiegel 39
aufweist, hinsichtlich seiner Identität mit dem Walzwerkcoil 16 übereinstimmt.
[0029] Aufgrund eines Vergleichs des Wickelspiegels 29 des Walzwerkcoils 16 mit dem Wickelspiegel
39 des Verarbeitungscoils 17 lässt sich aufgrund der dabei ermittelten Wicklungsanzahl
des abgetrennten Materialbahnanfangssegments 26 nun ohne weiteres die Länge des abgetrennten
Materialbahnsegments 26 ermitteln ohne eine tatsächliche Längenmessung und Positionsbestimmung
durchzuführen.
[0030] Die bekannte Länge des Materialbahnanfangssegments 26 ermöglicht es nunmehr den im
Speichermedium des Netzwerkservers 25 abgespeicherten Materialbahndatensatz 24 des
Walzwerkcoils 16 mittels eines Bahnlängenkorrekturwertes in einen Materialbahndatensatz
35 umzuwandeln, ohne eine erneute Planheitsmessung an der Materialbahn 12 des Verarbeitungscoils
17 durchzuführen.
[0031] Der Materialbahndatensatz 35 steht über einen von der Verarbeitungseinrichtung 17
auf den Netzwerk-Server 25 erfolgenden Zugriff auch für die in der Verarbeitungseinrichtung
17 verarbeitete Materialbahn 12 zu Verfügung, so dass also Aussagen über die bahnlängenbezogene
Planheit der durch die Weiterverarbeitungseinrichtung geführten Materialbahn 12 aufgrund
einer im Walzwerk 10 durchgeführten Planheitsmessung gemacht werden können. Die Vernetzung
des Walzwerks 10 mit der Weiterverarbeitungseinrichtung über den Netzwerkserver 25
macht die Verwendung von im Walzwerk 10 ermittelten Materialbahndaten, also im vorliegenden
Fall die Planheitsdaten, unabhängig von der örtlichen Zuordnung des Walzwerks 10 zur
Verarbeitungseinrichtung 17 möglich. Natürlich kann auch eine direkte Datenverbindung
zwischen dem Walzwerk 10 und der Verarbeitungseinrichtung 17 vorgesehen werden.
[0032] Unabhängig oder zusätzlich zu dem vorstehend erläuterten Netzzugriff auf einen im
Walzwerk 10 ermittelten Materialbahndatensatz 24 ist es auch möglich, Materialbahndaten,
die in der Verarbeitungseinrichtung 17 mittels der Planheitsmesseinrichtung 23a oder
der Oberflächenmesseinrichtung 23b oder der Dickenmesseinrichtung 23c erfasst werden
als Materialbahndatensatz 37 im Speichermedium des Netzwerkservers 25 zu hinterlegen
und in einen Betriebsparameterdatensatz 38 zur statistischen Prozessoptimierung des
Walzprozesses im Walzwerk 10 zu verarbeiten. Mittels der Messung der Planheit im Weiterverarbeitungsprozess
kann beispielsweise derart optimierend auf den vorgelagerten Walzprozess im Walzwerk
10 Einfluss genommen werden, dass vergleichbare Produkte zukünftig mit Betriebsparametern
gewalzt werden, welche Verformungseffekte, die im Walzprozess nicht messbar und damit
nicht direkt regelbar sind, im Hinblick auf das weiterverarbeitete Produkt mittels
statistischer Prozesskontrolle und Verknüpfung komplexer Daten berücksichtigen und
somit zu einer effizienteren Produktion und besseren Produktqualität führen.
1. Verfahren zur Bereitstellung eines bahnlängenbezogenen Materialbahndatensatzes einer
in einem Walzwerk (10) hergestellten Materialbahn (12) für eine vom Walzwerk unabhängige
Verarbeitungseinrichtung (17), in der die im Walzwerk hergestellte und zu einem Walzwerkcoil
(16) gewickelte Materialbahn ausgehend von einem Verarbeitungscoil (17), das aus einer
Teillänge der im Walzwerk hergestellten Materialbahn gebildet ist, abgewickelt und
weiterverarbeitet wird, wobei während der Herstellung der Materialbahn im Walzwerk
in Abhängigkeit von einer Bahnlängenkoordinate X ein Materialbahnparameter Y mittels
einer Parameterdetektoreinrichtung erfasst und ein aus Bahnlängenkoordinaten X und
zugeordneten Materialbahnparametern Y gebildeter Materialbahndatensatz (24) in einem
Speichermedium gespeichert wird, bei dem ein am Verarbeitungscoil fehlendes Materialbahnsegment
(26) ermittelt und ein der Länge und der Relativanordnung des Materialbahnsegments
im Walzwerkcoil entsprechender Bahnlängenkorrekturwert bestimmt wird, und der Materialbahndatensatz
des Walzwerkcoils unter Berücksichtigung des Bahnlängenkorrekturwertes in einen Materialbahndatensatz
(35) des Verarbeitungscoils umgewandelt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Ermittlung der fehlenden Materialbahnsegmentes ein Vergleich des Verarbeitungscoils
mit dem Walzwerkcoil erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Vergleich mittels eines bildverarbeitenden Verfahrens erfolgt, wobei mittels
eines bildgebenden Verfahrens eine erste Abbildung eines an einer stirnseitigen Oberfläche
des Walzwerkcoils (16) ausgebildeten Wickelspiegels (29) mit einer zweiten Abbildung
eines an einer stirnseitigen Oberfläche des Verarbeitungscoils (18) ausgebildeten
Wickelspiegels (39) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Speicherung des Materialbahndatensatzes (24) in einem örtlich vom Walzwerk (10)
unabhängigen Speichermedium erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Speichermedium zur Speicherung des korrigierten Materialbahndatensatzes auf einem
Netzwerk-Server (25) installiert ist.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass während der Verarbeitung der Materialbahn (12) des Verarbeitungscoils (18) in der
Verarbeitungseinrichtung (17) in Abhängigkeit von der Bahnlängenkoordinate X ein Materialbahnparameter
Y mittels einer Parameterdetektoreinrichtung erfasst und ein aus Bahnlängenkoordinaten
X und Materialbahnparametern Y gebildeter Materialbahndatensatz (37) in einem Speichermedium
gespeichert und zur Definition von Betriebsparametern eines Betriebsparameterdatensatzes
(38) für die Steuerung des Walzwerks (10) verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einer als Schneideinrichtung ausgebildeten Verarbeitungseinrichtung (17) die Planheit
und/oder die Oberflächenqualität und/oder die Dicke als Materialbahnparameter eines
Materialbahndatensatzes (37) ermittelt und als Betriebsparameterdatensatz (38) zur
statistischen Prozessoptimierung des Walzprozesses verarbeitet und dem Walzwerk (10)
zugeführt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Speichermedium zur Speicherung des Materialbahndatensatzes (37) und/oder des
Betriebsparameterdatensatzes (38) auf einem Netzwerk-Server (25) installiert ist.