[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Stanznietvorrichtung zum Verbinden wenigstens
zweier Bauteile sowie eine Fertigungsvorrichtung mit einer solchen Stanznietvorrichtung.
Stand der Technik
[0002] Verfahren und Vorrichtungen zum Stanznieten dienen zum Verbinden mindestens zweier
in einem Verbindungsbereich insbesondere eben ausgebildeter Bauteile (Fügepartner).
Ein Stanznietverfahren zeichnet sich dadurch aus, dass ein Vorlochen der miteinander
zu verbindenden Bauteile nicht erforderlich ist. Vielmehr wird ein Niet mittels eines
Stempels oder eines Stempelwerkzeugs in die wenigstens zwei Bauteile eingedrückt,
wobei durch einen entsprechend geformten Gegenhalter, bspw. in Form einer Matrize,
der mit dem Stempelwerkzeug zusammenwirkt, sichergestellt ist, dass der Niet sich
in einer bestimmten Art und Weise innerhalb der miteinander zu verbindenden Bauteile
verformt, um eine kraft- und formschlüssige Verbindung zwischen den Bauteilen herzustellen
und gleichzeitig ein Durchdringen des dem Niet abgewandten Bauteils zu vermeiden.
[0003] Weiterhin sind bspw. aus der
EP 2 318 161 B1 oder der
DE 10 2014 203 357 A1 sog. Ultraschall-Stanznietverfahren bzw. -vorrichtungen bekannt, bei denen ein Schwingungserzeuger,
wie bspw. ein Ultraschall-Generator verwendet wird, um ein oder mehrere Komponenten
beim Verbinden der Bauteile in Schwingung zu versetzen. Durch diese Schwingung wird
bspw. die aufzuwendende Kraft zum Eindrücken des Niets reduziert.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Erfindungsgemäß werden eine Stanznietvorrichtung und eine Fertigungseinrichtung mit
den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Vorteile der Erfindung
[0005] Eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung dient zum Verbinden wenigstens zweier
Bauteile und weist einen Stempel, einen Gegenhalter, einen Niederhalter und einen
Schwingungserzeuger auf. Dabei sind der Stempel, der Niederhalter und der Gegenhalter
derart zueinander angeordnet, dass die wenigstens zwei Bauteile zwischen dem Stempel
und dem Gegenhalter und zugleich zwischen dem Niederhalter und dem Gegenhalter anordenbar
sind. Der Stempel und der Schwingungserzeugers sind miteinander gekoppelt und bilden
ein Schwingsystem und es ist ein Antrieb vorgesehen, an den der Stempel und der Niederhalter
derart gekoppelt sind, dass mittels des Antriebs eine Kraft auf den Stempel und auf
den Niederhalter in Richtung der Bauteile ausübbar ist. Dabei ist der Niederhalter
derart mit dem Schwingsystem gekoppelt, dass eine Schwingungsamplitude des Niederhalters
im Kontaktbereich mit einem der Bauteile höchstens 25%, insbesondere höchstens 10%,
einer Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich mit einem Niet aufweist.
Mit anderen Worten ist der Niederhalter somit derart mit dem Schwingsystem gekoppelt,
dass vom Schwingsystem auf den Niederhalter nur eine möglichst geringe, vorzugsweise
gar keine, Schwingung übertragbar ist. Bevorzugt beträgt die Schwingungsamplitude
des Niederhalters im Kontaktbereich mit einem der Bauteile 0% (d.h. Schwingungsknoten)
der Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich mit dem Niet bzw. es ist vom
Schwingsystem auf den Niederhalter keine Schwingung übertragbar. Als Niet kann hierbei
sowohl ein sog. Halbhohlniet als auch ein sog. Vollniet verwendet werden.
[0006] Bei herkömmlichen Stanznietvorrichtungen ohne Schwingungserzeuger kann auf einfache
Weise ein Antrieb vorgesehen sein, der zugleich eine Kraft auf den Stempel zum Eindrücken
eines Niets in die Bauteile und eine Kraft auf den Niederhalter zum Andrücken der
Bauteile an den Gegenhalter ausüben kann. Bei einer Stanznietvorrichtung mit Schwingungserzeuger,
bei der während des Eindrückens des Niets der Stempel in Schwingung versetzt wird,
kann hierbei auch der Niederhalter in Schwingung versetzt werden, wodurch die gewünschte
Andrückkraft durch den Niederhalter auf die Bauteile gemindert wird. Dies kann zu
schlechten Nietergebnissen führen bzw. den Effekt der Schwingungseinkopplung mindern
oder gar vollständig behindern. Während zur Lösung dieses Problems für den Stempel
und den Niederhalter zwar separate Antriebe vorgesehen sein können, kommt eine erfindungsgemäße
Stanznietvorrichtung mit nur einem Antrieb aus. Dies ist möglich, da der Niederhalter
auf geeignete Weise mit dem von Schwingungserzeuger und Stempel gebildeten Schwingsystem
gekoppelt ist, wodurch zwar der Stempel wie gewünscht in Schwingung versetzt wird,
der Niederhalter jedoch nicht. Auf diese Weise kann eine Stanznietvorrichtung mit
nur einem Antrieb zur Verfügung gestellt werden, welche daher einfach und kostengünstig
ist.
[0007] Vorzugsweise ist der Niederhalter in einem Bereich des Schwingungssystems, in welchem
eine Schwingungsamplitude des Schwingsystem höchstens 10%, insbesondere höchstens
5%, der Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich mit dem Niet aufweist,
an das Schwingsystem gekoppelt. Mit anderen Worten ist der Niederhalter in einem Bereich
des Schwingungssystems, in welchem eine Schwingung des Schwingsystems eine möglichst
geringe Amplitude aufweist, an das Schwingsystem gekoppelt. Bevorzugt beträgt die
Schwingungsamplitude des Schwingsystems in diesem Bereich 0% (d.h. Schwingungsknoten)
der Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich mit dem Niet. Ein solches
Schwingsystem weist in der Regel weiterhin einen Booster und/oder eine Sonotrode,
insbesondere auch nur eine Sonotrode, auf, über welche der Stempel mit dem Schwingungserzeuger
gekoppelt ist. Insbesondere kann der Stempel dabei auch als ein Teil der Sonotrode
ausgebildet sein. Eine Schwingung wird dabei von dem Schwingungserzeuger erzeugt und
über den Booster wird die Amplitude der Schwingung übersetzt. In Anhängigkeit von
der geometrischen Auslegung kann die Amplitude untersetzt, gleichbleibend weitergeleitet,
aber in der Regel übersetzt und demzufolge vergrößert werden. Wie auch der Booster
bildet die Sonotrode einen Resonanzkörper, bei dem die Amplitude in der Regel weiter
vergrößert wird. Insgesamt bildet sich dabei eine stehende longitudinale Schwingung
im Schwingsystem aus. Diese stehende Schwingung weist somit auch Stellen oder Bereiche
auf, in denen die Amplitude Null oder zumindest nahezu Null ist. Wird nun der Niederhalter
in einem solchen Bereich des Schwingsystems an das Schwingsystem gekoppelt, wird keine
oder nahezu keine Schwingung auf den Niederhalter übertragen. Somit kann eine gleichmäßige
Kraft auf die Bauteile ausgeübt werden. Es versteht sich, dass die entsprechenden
Bereiche von der Ausgestaltung des Schwingsystems abhängen.
[0008] Vorteilhafterweise ist eine Haltevorrichtung vorgesehen, die an dem Antrieb befestigt
ist, und an welcher das Schwingsystem befestigt ist. Insbesondere umgibt die Haltevorrichtung
den Schwingungserzeuger wenigstens teilweise. Durch eine solche Haltevorrichtung ist
eine besonders einfache und platzsparende Anordnung des Schwingsystems in der Stanznietvorrichtung
möglich. Insbesondere kann auf diese Weise auch das Schwingsystem weitgehend von dem
Antrieb bezüglich Schwingungsübertragungen abgekoppelt werden.
[0009] Es ist von Vorteil, wenn der Niederhalter an der Haltevorrichtung getrennt von dem
Schwingsystem befestigt ist. Somit sind sowohl das Schwingsystem und der Niederhalter
an der Haltevorrichtung und über die Haltevorrichtung an dem Antrieb befestigt. Damit
ist eine Kraftübertragung vom Antrieb auf den Stempel und den Niederhalter möglich.
Allerdings ist durch die getrennte Befestigung von Schwingsystem und Niederhalter
an der Haltevorrichtung kein unmittelbarer Kontakt zwischen Schwingsystem und Niederhalter
gegeben, sondern es besteht lediglich ein mittelbarer Kontakt über die Haltevorrichtung,
welcher zudem bei geeigneter Ausgestaltung der Haltevorrichtung gering gehalten werden
kann. Auf diese Weise wird eine Schwingungsübertragung vom Schwingsystem auf den Niederhalter
weitgehend vermieden. Wird das Schwingsystem zudem in einem Bereich des Schwingsystems,
in welchem eine Schwingung des Schwingsystems eine möglichst geringe, insbesondere
keine, Amplitude aufweist, an der Haltevorrichtung befestigt, wird eine Schwingungsübertragung
auf den Niederhalter weiter reduziert. Alternativ oder zusätzlich kann darauf geachtet
werden, dass das Schwingsystem nahe dem Schwingungserzeuger bzw. fern von dem Stempel
an der Haltevorrichtung befestigt wird, da hier eine Amplitude in der Regel deutlich
geringer als im Bereich des Stempels ist.
[0010] Alternativ ist bevorzugt, dass der Niederhalter in einem Bereich des Stempels, in
welchem eine Schwingungsamplitude des Schwingsystems höchstens 10%, insbesondere höchstens
5%, der Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich des Niets aufweist, an
das Schwingsystem gekoppelt ist. Mit anderen Worten ist der Niederhalter in einem
Bereich des Stempels, in welchem eine Schwingung des Schwingsystems eine möglichst
geringe Amplitude aufweist, an das Schwingsystem gekoppelt. Bevorzugt beträgt die
Schwingungsamplitude des Schwingsystems in diesem Bereich 0% (d.h. Schwingungsknoten)
der Schwingungsamplitude des Stempels im Kontaktbereich mit dem Niet. Dies ist möglich,
da in der Regel auch im Stempel ein Bereich auftritt, in dem die bereits erwähnte
stehende Schwingung keine oder zumindest nahezu keine Amplitude aufweist. Wird der
Niederhalter hier angekoppelt, kann der Niederhalter sehr kompakt ausgeführt werden,
da der Stempel nahe an den Bauteilen liegt.
[0011] Vorzugsweise weist der Niederhalter eine Federeinheit auf, über welche er mit dem
Schwingsystem gekoppelt ist. Auf diese Weise kann der Relativbewegung zwischen Stempel
und Niederhalter aufgrund des Absenkens des Stempels beim Eindrücken des Niets Rechnung
getragen werden, während gleichzeitig die Kraft vom Antrieb auf den Niederhalter wirkt.
Im Falle einer geeigneten Ankopplung des Niederhalters an die Haltevorrichtung oder
an den Stempel, kann die Federeinheit dabei bspw. eine zylindrische Schraubendruckfeder
oder Tellerfedern oder eine Elastomerfeder aufweisen. Es kann auch eine schwingungs-
bzw. schalldämmende Beschichtung wie bspw. ein geeigneter Lack am Niederhalter vorgesehen
sein, insbesondere in einem Bereich, an dem der Niederhalter an das Schwingsystem
oder andere Komponenten angekoppelt ist. Damit können Schwingungen des Niederhalters
reduziert werden. Über eine Federsteifigkeit bzw. eine Federkonstante kann eine Niederhaltekraft
währen des Eindrückens des Niets angepasst werden. Unter Berücksichtigung der vom
Antrieb aufgebrachten Kraft kann die Federkonstante geeignet gewählt werden, so dass
bspw. Niederhaltekräfte zwischen 2 kN und 8 kN erhalten werden. Insbesondere kann
beim Verlauf der Niederhaltekraft während des Eindrückens auch berücksichtigt werden,
dass die Federkonstante bspw. linear bei einer zylindrischen Schraubendruckfeder,
degressiv bei Tellerfedern oder progressiv bei druckbelasteten Elastomerfedern verläuft.
[0012] Vorteilhafterweise weist die Federeinheit ein Dämpfungsmaterial auf, das dazu geeignet
ist, eine Amplitude der vom Schwingungserzeuger erzeugten Schwingungen wenigstens
auf die Hälfte zu reduzieren. Insbesondere kann es sich bei der Federeinheit bspw.
um eine Elastomerfeder handeln, d.h. ein elastisches Material, das zwar die lineare
Bewegung des Antriebs überträgt, nicht jedoch die in der Regel hochfrequente, vom
Schwingungserzeuger erzeugte Schwingung. Anstatt einer Elastomerfeder kann auch nur
zusätzlich zu einer konventionellen Feder ein Dämpfungsmaterial, bspw. ein Elastomer,
verwendet werden.
[0013] Es ist von Vorteil, wenn der Schwingungserzeuger als Schall-Generator, insbesondere
als Ultraschall-Generator, weiter insbesondere eine Piezokonverter, ausgebildet ist.
Hierbei handelt es sich um eine einfache Methode zur Schwingungserzeugung.
[0014] Zweckmäßigerweise weist das Schwingsystem weiterhin einen Booster und/oder eine Sonotrode
auf, über welche der Stempel mit dem Schwingungserzeuger gekoppelt ist. Insbesondere
ist der Stempel als ein Teil der Sonotrode ausgebildet. Hierbei handelt es sich um
eine übliche und einfach zu verwendete Anordnung für ein Schwingsystem für eine Stanznietvorrichtung.
[0015] Zweckmäßigerweise weist die Stanznietvorrichtung weiterhin einen Rahmen auf, der
eine Schnittstelle für eine Anbringung der Stanznietvorrichtung an einer Fertigungseinrichtung,
wie bspw. einem Industrieroboter, aufweist. Dies ermöglicht eine sehr einfache Montage
bspw. im Rahmen eines Austauschs.
[0016] Eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung weist eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung
auf.
[0017] Zur Vermeidung von Wiederholungen sei bezüglich weiterer Vorteile einer erfindungsgemäßen
Fertigungsvorrichtung auf die obigen Ausführungen zur erfindungsgemäßen Stanznietvorrichtung
verwiesen.
[0018] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0019] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0020] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0021]
- Figur 1
- zeigt vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung in einer
bevorzugten Ausführungsform.
- Figuren 2a bis 2d
- zeigen eine Stanznietvorrichtung bei verschiedenen Phasen der Durchführung eines Stanznietverfahrens.
- Figur 3
- zeigt schematisch eine Stanznietvorrichtung ohne Schwingungserzeuger.
- Figuren 4a und 4b
- zeigen schematisch erfindungsgemäße Stanznietvorrichtungen in verschiedenen bevorzugten
Ausführungsformen.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0022] In Figur 1 ist vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung
100 in einer bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Bei der Fertigungseinrichtung 100
kann es sich bspw. um einen Industrieroboter in einer Fertigungshalle, bspw. für einen
automobilen Karosseriebau, handeln.
[0023] Die Fertigungseinrichtung 100 weist dabei eine auf einem Boden angeordnete Trägerstruktur
3 und zwei daran angeordnete, miteinander verbundene und bewegliche Arme 4 und 5 auf.
Am Ende des Armes 5 ist eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung 10' angeordnet,
welche in den Figuren 3a bis 3d detaillierter beschrieben wird.
[0024] Weiterhin ist eine Recheneinheit 80 gezeigt, bei der es sich bspw. um eine Steuereinheit
für die Stanznietvorrichtung 10' handelt. Die Recheneinheit 80 kann zudem auch als
Steuereinheit für die gesamte Fertigungseinrichtung, d.h. neben der Stanznietvorrichtung
insbesondere auch für die Ansteuerung der beweglichen Arme vorgesehen sein. Weiterhin
sind Anzeigemittel 90, bspw. ein Display, vorgesehen, auf denen bspw. aktuelle Betriebsparameter
der Stanznietvorrichtung angezeigt werden können.
[0025] In den Figuren 2a bis 2d ist schematisch und vereinfacht eine nicht erfindungsgemäße
Stanznietvorrichtung 10 bei verschiedenen Phasen Stanznietverfahrens dargestellt.
Die Stanznietvorrichtung 10 weist einen Stempel 15 auf, der beispielhaft einen runden
Querschnitt aufweist.
[0026] Der Stempel 15 ist von einem hülsenförmigen Niederhalter 16 radial umgeben und relativ
zu diesem in Längsrichtung beweglich angeordnet. Insbesondere ist der Stempel 15 mit
einem hier nicht dargestellten Antrieb, bspw. einem hydraulischen oder pneumatischen
Antrieb, gekoppelt, der dazu dient, eine zum Eindrücken eines Niets 20 in die beiden
Bauteile 11, 12 benötigte Kraft F aufzubringen.
[0027] Ebenfalls ist der Niederhalter 16 dazu eingerichtet, gegen die Oberfläche des dem
Stempel 15 zugewandten Bauteils 11 mit einer Niederhaltekraft zu drücken. Hierzu kann
bspw. ein eigener Antrieb vorgesehen sein. Jedoch kann der Niederhalter auch an den
Antrieb des Stempels 15 gekoppelt sein, bspw. mittels einer Feder.
[0028] Auf der dem Stempel 15 und dem Niederhalter 16 gegenüberliegenden Seite der beiden
Bauteile 11, 12 ist eine als Gegenhalter wirkende Matrize 18 angeordnet. Die Matrize
18 ist ebenfalls in Richtung einer Längsachse 19, in deren Richtung auch der Stempel
15 und der Niederhalter 16 beweglich angeordnet sind, heb- und senkbar. Der Niederhalter
16 und die Matrize 18 dienen dazu, die beiden Bauteile 11, 12 zwischen dem Niederhalter
16 und der Matrize 18 während der Bearbeitung durch den Stempel 15 einzuspannen bzw.
zusammenzudrücken. Die Matrize 18 weist auf der dem Bauteil 12 zugewandten Seite eine
ebene Oberseite 21 auf, von der eine mulden- bzw. kuhlenförmige Ausnehmung 22, ausgeht.
Die Matrizenausnehmung kann dabei flach, kegel- oder kugelförmig sein oder einen Dom
oder. Dorn in der Mitte der Ausnehmung besitzen.
[0029] Der Niet 20, hier beispielhaft ein Halbhohlniet, besteht bevorzugt aus einem gegenüber
den Werkstoffen der beiden Bauteile 11, 12 härteren Material, zumindest im Bereich
des Nietschafts 24. Die dem Bauteil 11 abgewandte, ebene Oberseite 26 ist in Wirkverbindung
mit dem Stempel 15 angeordnet, der an der Oberseite 26 des Niets 20 flächig anliegt.
Somit stellt die die Oberseite 26 des Niets eine Kontaktstelle 27 zwischen dem Niet
und dem Stempel dar.
[0030] Der Stempel 15 ist mit einem Schwingungserzeuger 30 zur Erzeugung von Schwingungen
bzw. Vibrationen wirkverbunden. Insbesondere werden mittels des Schwingungserzeugers
30 Ultraschallschwingungen mit einer Schwingweite (Abstand zwischen maximaler positiver
und negativer Amplitude einer Schwingung) zwischen 10 µm und 110 µm (entspricht einer
Amplitude von 5 µm bis 55 µm) und einer Frequenz zwischen 15 kHz und 35 kHz oder ggf.
auch höher erzeugt.
[0031] Diese Schwingungen 15 werden von dem Schwingungserzeuger 30 über den Stempel 15 in
den Niet 20 eingekoppelt. Die Einkopplungsrichtung der Vibrationen des Schwingungserzeugers
30 kann dabei bspw. parallel zur Längsachse 19, das heißt parallel zur Fügerichtung
des Niets 20 in die Bauteile 11, 12 erfolgen. Der Schwingungserzeuger 30 ist an die
Recheneinheit 80 angebunden, und kann von dieser angesteuert werden.
[0032] Die in Figur 2a gezeigte Phase stellt einen Beginn des Stanznietverfahrens dar, bei
dem der Nietschaft 24 in Wirkverbindung mit der Oberseite des Bauteils 11 gelangt.
Dabei wird der Stempel 15 mit der Kraft F gegen das dem Stempel 15 zugewandte Bauteil
11 gedrückt.
[0033] In einer in Figur 2b gezeigten weiteren Phase, d.h. während des weiteren Verlaufs
des Nietvorgangs und unter Unterstützung der in die Bauteile 11, 12 eingekoppelten
Schwingungen schneidet bzw. stanzt der Nietschaft 24 sich zunächst in das Bauteil
11 ein. Dabei werden die beiden Bauteile 11, 12 plastisch verformt, wobei das der
Ausnehmung 22 zugewandte Bauteil 12 in den entsprechenden Bereichen in die Ausnehmung
22 eingedrückt wird.
[0034] Während des weiteren Bewegungswegs bzw. der weiteren Abwärtsbewegung des Niets 20
entsprechend der Figur 2c werden die Vorsprünge bzw. der Nietschaft 24, im Bereich
der Ausnehmungen 22, nach außen gespreizt, wodurch die beiden Bauteile 11, 12 in Axialrichtung
sicher form- und kraftschlüssig miteinander verbunden werden.
[0035] Wesentlich dabei ist, dass entsprechend der Figur 2d, die die Endposition des Niets
20 zeigt, der Nietschaft 24 nicht aus dem Bauteil 12 herausragt bzw. dieses nicht
vollständig durchdringt.
[0036] Nachdem der Niet 20 die in der Figur 2d dargestellte Endposition erreicht hat, bei
der die Oberseite 26 des Niets 20 zumindest in etwa bündig mit der Oberseite des Bauteils
11 abschließt, wird anschließend der Stempel 15 wieder von den Bauteilen 11, 12 in
entgegengesetzter Richtung nach oben bewegt.
[0037] In Figur 3 ist schematisch und vereinfacht eine Stanznietvorrichtung ohne Schwingungserzeuger
gezeigt. Im Vergleich zu den in den Figuren 2a bis 2d gezeigten Stanznietvorrichtung
ist hier die Kopplung des Niederhalters 16 an den Stempel 15 gezeigt.
[0038] Der Stempel 15 weist dabei an dem hier gezeigten oberen Ende einen radialen Vorsprung
auf. An diesem radialen Vorsprung ist eine Federeinheit 41, bspw. in Form einer zylindrischen
Schraubendruckfeder, angebracht, über welche der Niederhalter 16 an den Stempel 15
gekoppelt ist.
[0039] Wird nun über einen geeigneten Antrieb eine Kraft F auf den Stempel 15 zum Eindrücken
des Niets 20 ausgeübt, so wird die Kraft gleichzeitig auch auf den Niederhalter 16
ausgeübt, mittels welchem die Bauteile 11, 12 an den Gegenhalter bzw. die Matrize
18 gedrückt werden, wobei durch die Federeinheit 41 der Relativbewegung zwischen Stempel
15 und Niederhalter 16 Rechnung getragen wird.
[0040] An der gezeigten Anordnung von Stempel und Niederhalter ist zu erkennen, dass diese
Anordnung für eine Stanznietvorrichtung mit Schwingungserzeuger ungeeignet ist, da
die Schwingungen nicht nur auf den Stempel, sondern auch auf den Niederhalter übertragen
würden. Die Bauteile 11, 12 würden mit einem schwingenden Niederhalter nicht zufriedenstellend
an den Gegenhalter 18 gedrückt.
[0041] In Figur 4a ist nun eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung 10' in einer bevorzugten
Ausführungsform gezeigt. Die Stanznietvorrichtung 10' weist einen Rahmen 60 auf, der
vorzugsweise in Form eines C-Rahmen oder C-Bügels vorliegt, an welchem die einzelnen
Komponenten bei einer Stanznietvorrichtung in der Regel angeordnet sind, um die gewünschte
Position zueinander einnehmen zu können. Über den Rahmen 60 kann die Stanznietvorrichtung
10' bspw. an dem in Figur 1 gezeigten Arm 3 befestigt sein. Es versteht sich, dass
auch bei den in den Figuren 2a bis 2d und 3 gezeigten Stanznietvorrichtungen in der
Regel ein solcher Rahmen vorhanden sein kann.
[0042] Weiterhin ist ein Antrieb 50 gezeigt, bei dem es sich bspw. um einen Spindelantrieb
oder dergleichen handeln kann, der dazu geeignet ist, eine Kraft F zum Eindrücken
des Niets 20 in die Bauteile 11, 12 aufzubringen. An dem Antrieb 50 ist eine Haltevorrichtung
35, bspw. in Form eines Rahmens oder eines Gestells, angebracht. An der Haltevorrichtung
35 ist ein Schwingsystem 39, das vorliegend einen Schwingungserzeuger 30, bspw. einen
Ultraschall-Generator, einen Booster 31, eine Sonotrode 32 sowie einen Stempel 15
aufweist, angeordnet.
[0043] Wie der Figur zu entnehmen ist, ist das Schwingsystem 39 in etwa in der Mitte des
Boosters 31, der einen oberen, breiteren und einen unteren, schmäleren Teil aufweist,
an der Haltevorrichtung 35 angeordnet bzw. befestigt. Hierbei sei angemerkt, dass
der Stempel 15 bspw. Teil der Sonotrode 32 sein kann, d.h. dass beide Komponenten
eine bauliche Einheit bilden können. Der Booster 31 ist zwar mit der Haltevorrichtung
35 verbunden, jedoch weist der Booster 31 in dem Bereich, an dem er mit der Haltevorrichtung
35 verbunden ist, keine (d.h. Schwingungsknoten) oder nur eine kleine Schwingungsamplitude
auf.
[0044] Weiterhin ist ein Niederhalter 16' gezeigt, der mittels einer Federeinheit 41, bspw.
in Form einer zylindrischen Schraubendruckfeder, an die Haltevorrichtung 35 gekoppelt
ist. Der Niederhalter 16' ist somit getrennt von dem Schwingsystem 39 an die Haltevorrichtung
35 gekoppelt, d.h. der Niederhalter 16' ist nur mittelbar mit dem Schwingsystem 39
gekoppelt. Eine Schwingung des Schwingsystems 39 wird durch diese Art der Kopplung
gar nicht oder zumindest nur unwesentlich auf den Niederhalter 16' übertragen.
[0045] Weiterhin ist auf der rechten Seite der Figur ein Diagramm gezeigt, in dem ein Verlauf
einer Schwingungsamplitude A einer sich in dem Schwingsystem 39 ausbildenden Schwingung
über der Position λ gezeigt. Dabei ist zu sehen, dass der Bereich, an der das Schwingsystem
39 an die Haltevorrichtung 35 gekoppelt ist, eine Stelle geringer Schwingungsamplitude
ist. Zudem ist in diesem, hier dem oberen, Bereich des Schwingsystems 39 die Schwingungsamplitude
generell geringer als im unteren Bereich des Stempels 15. Insofern wirkt sich eine
möglicherweise dennoch übertragbare Schwingung kaum auf den Niederhalter aus, da die
Schwingungsamplitude sehr gering wäre.
[0046] In Figur 4b ist eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung 10' in einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Gegenüber der in Figur 4a gezeigten Stanznietvorrichtung
10' ist der Niederhalter 16' nicht an die Haltevorrichtung 35 gekoppelt, sondern an
das Schwingsystem 39 im Bereich des Stempels 15 bzw. der Sonotrode 32.
[0047] An dem Diagramm an der rechten Seite in der Figur, in welchem wiederum ein Verlauf
einer Schwingungsamplitude A einer sich in dem Schwingsystem 39 ausbildenden Schwingung
über der Position λ gezeigt ist, ist zu erkennen, dass der Niederhalter 16' mittels
der Federeinheit 41 in einem Bereich, hier am oberen Ende des Stempels 15, des Schwingsystems
39 angekoppelt ist, in dem die Schwingungsamplitude sehr gering, möglichst Null, ist.
Vorliegend ist die Federeinheit 41 dazu an einer Komponente 42 angebracht, welche
wiederum in dem betreffenden Bereich des Stempels 15 angebracht ist.
[0048] Ein solcher geeigneter Bereich mit geringer bzw. keiner Schwingungsamplitude kann
dabei bspw. anhand der Auslegung des Schwingsystems 39 oder mittels Tests ermittelt
werden. Durch eine solche Kopplung des Niederhalters 16' an das Schwingsystem 39 kann
erreicht werden, dass keine oder zumindest nahezu keine Schwingungen vom Schwingsystem
39 an den Niederhalter 16' übertragen werden.
1. Stanznietvorrichtung (10') zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile (11, 12), mit
einem Stempel (15), einem Gegenhalter (18), einem Niederhalter (16') und einem Schwingungserzeuger
(30), wobei der Stempel (15), der Niederhalter und der Gegenhalter (18) derart zueinander
angeordnet sind, dass die wenigstens zwei Bauteile (11, 12) zwischen dem Stempel (15)
und dem Gegenhalter (18) und zugleich zwischen dem Niederhalter (16') und dem Gegenhalter
(18) anordenbar sind, wobei der Stempel (15) und der Schwingungserzeugers (30) miteinander
gekoppelt sind und ein Schwingsystem (39) bilden, dadurch gekennzeichnet, dass ein Antrieb (50) vorgesehen ist, an den der Stempel (15) und der Niederhalter (16')
derart gekoppelt sind, dass mittels des Antriebs (50) eine Kraft (F) auf den Stempel
(15) und auf den Niederhalter (16') in Richtung der Bauteile (11, 12) ausübbar ist,
wobei der Niederhalter (16') derart mit dem Schwingsystem (39) gekoppelt ist, dass
eine Schwingungsamplitude (A) des Niederhalters (16') im Kontaktbereich mit einem
der Bauteile höchstes 25%, insbesondere höchstens 10%, einer Schwingungsamplitude
(A) des Stempels (15) im Kontaktbereich mit einem Niet (20) aufweist.
2. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 1, wobei der Niederhalter (16') in einem
Bereich des Schwingungssystems (39), in welchem eine Schwingungsamplitude (A) des
Schwingsystem (39) höchstens 10%, insbesondere höchstens 5%, der Schwingungsamplitude
(A) des Stempels (15) im Kontaktbereich mit dem Niet (20) aufweist, an das Schwingsystem
(39) gekoppelt ist.
3. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine Haltevorrichtung (35)
vorgesehen ist, die an dem Antrieb (50) befestigt ist, und an welcher das Schwingsystem
(39) befestigt ist.
4. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 3, wobei die Haltevorrichtung (35) den Schwingungserzeuger
(30) wenigstens teilweise umgibt.
5. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 3 oder 4, wobei der Niederhalter (16') an
der Haltevorrichtung (35) getrennt von dem Schwingsystem (39) befestigt ist.
6. Stanznietvorrichtung (10') nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der Niederhalter
(16') in einem Bereich des Stempels (15), in welchem eine Schwingungsamplitude (A)
des Schwingsystems (39) höchstens 10%, insbesondere höchstens 5%, der Schwingungsamplitude
(A) des Stempels (15) im Kontaktbereich mit dem Niet (20) aufweist, an das Schwingsystem
(39) gekoppelt ist.
7. Stanznietvorrichtung (10') nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Niederhalter
(16') eine Federeinheit (41) aufweist, über welche er mit dem Schwingsystem (39) gekoppelt
ist.
8. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 7, wobei die Federeinheit (41) ein Dämpfungsmaterial,
insbesondere ein Elastomer, aufweist, das dazu geeignet ist, eine Amplitude der vom
Schwingungserzeuger erzeugten Schwingungen wenigstens auf die Hälfte zu reduzieren.
9. Stanznietvorrichtung (10') nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Schwingungserzeuger
(30) als Schall-Generator, insbesondere als Ultraschall-Generator, weiter insbesondere
als Piezokonverter, ausgebildet ist.
10. Stanznietvorrichtung (10') nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das Schwingsystem
(39) weiterhin einen Booster (31) und/oder eine Sonotrode (32) aufweist, über welche
der Stempel (15) mit dem Schwingungserzeuger (30) gekoppelt ist.
11. Stanznietvorrichtung (10') nach Anspruch 10, wobei der Stempel (15) als ein Teil der
Sonotrode (32) ausgebildet ist.
12. Stanznietvorrichtung (10') nach einem der vorstehenden Ansprüche, weiterhin mit einem
Rahmen (60), der eine Schnittstelle für eine Anbringung der Stanznietvorrichtung (10')
an einer Fertigungseinrichtung (100) aufweist.
13. Fertigungseinrichtung (100) mit einer Stanznietvorrichtung (10') nach einem der vorstehenden
Ansprüche.