[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Segmentierung der Daten eines 3D-Sensors,
erzeugt in Gegenwart von Aerosol-Wolken, zur Erhöhung des Situationsbewusstseins und
der Lageerkennung von Hindernissen, um einen Verlust der räumlichen Orientierung im
Falle einer Sichtbehinderung durch die Aerosol-Wolke zu verhindern.
[0002] In ariden, wüstenartigen Gebieten, wie z.B. Afghanistan, Irak oder Syrien, kommt
es bei Außenlandungen von Drehflüglern wie z.B. Hubschraubern häufig zu einer starken
Aufwirbelung von Sand- und Staubpartikeln, somit einer Form einer Aerosol-Wolke. Dieser
Effekt wird durch den sogenannten Downwash des Hauptrotors oder der Rotoren des Luftfahrzeugs
verursacht. Die chaotischen Sand- und Staubaufwirbelungen führen dazu, dass der Pilot
die Cockpit-Außensicht ganz oder teilweise verliert - dem sogenannten Brownout. Auch
andere Formen von Aerosolwolken wie Whiteouts (Schneeaufwirbelungen während der Landung),
Rauch oder Nebel behindern die Sicht und können das Situationsbewusstsein des Piloten
in gefährlicher Weise erheblich einschränken. Durch die fehlende oder eingeschränkte
Cockpit-Außensicht besteht die Gefahr des Verlustes der räumlichen Orientierung über
Grund, insbesondere hinsichtlich Nick- und Rollwinkel sowie ungewollter seitlicher
Drifts des landenden Luftfahrzeugs. Darüber hinaus wird die Lageerkennung von Hindernissen
in der Landezone stark eingeschränkt. All dies führt immer wieder zu Flugunfällen.
[0003] Um dem Piloten eine synthetische räumliche Sicht und Orientierungshilfe zur Aufrechterhaltung
des Situationsbewusstseins und der Lage von Hindernissen zu ermöglichen, werden Sensordaten
der Landezone benötigt. Hierfür kommen unterschiedliche Systeme (z.B. Radar-, Laser-,
Kamerasysteme, GPS etc.) zum Einsatz.
[0004] Die Verwendung eines Radarsensors ist in der
DE 102009035191 A1 beschrieben. Dabei wird auf einer synthetischen Umgebungsanzeige aufgesetzt, die
im Falle eines Brownouts mit zusätzlichen Daten eines dazu aktivierten Radar-Sensors
versorgt wird.
[0005] Bei Radar-Systemen können jedoch erhebliche Probleme durch sogenanntes Übersprechen
bei der Vermessung der nur wenige Meter entfernten Landefläche bei sich gleichzeitig
stark ändernden Nickwinkeln während des finalen Landevorgangs sowie durch Echos von
Nebenkeulen auftreten.
[0006] Laser-Sensoren haben aufgrund ihrer kurzen Wellenlänge von z.B. 1.5 µm im Verhältnis
zu Radar-Systemen eine sehr viel höhere räumliche Auflösung und sind deshalb deutlich
besser geeignet, wichtige Details des Situationsumfeldes sowie gefährliche Hindernisse
(wie z.B. Hochspannungsleitungen) in der Landezone eines Hubschraubers zu erfassen.
Jedoch können Laser-Sensoren als optische Systeme im Gegensatz zu Radar-Systemen eine
Brownout-Wolke oft nicht vollständig durchdringen, da die Laser-Pulse bereits von
Teilen der aufgewirbelten Staubwolke zum Sensor zurückreflektiert, gestreut oder absorbiert
werden. In den aufgenommenen Laser-Messdaten verdecken im allgemeinen Teile der Brownout-Wolke
die freie Sicht auf die dahinterliegende Landefläche und eventuell vorkommende Hindernisse.
[0007] Diese physikalische Eigenschaft von Laser-Sensoren lässt sie vordergründig als weniger
geeignet für die Pilotenunterstützung bei Brownout-Landungen erscheinen.
[0008] US 2011/0313722 A1 beschreibt ein Verfahren basierend auf Laser-Sensor Daten bei dem eine Korrelation
der abfallenden Flanke "falling edge" eines Laser-Echos mit einem Schwellwert stattfindet,
wobei eine messtechnische Unterscheidung zwischen Hindernissen und Aerosol-Wolke erfolgt.
[0009] In bekannten numerischen Berechnungsverfahren, mit deren Hilfe man aufgewirbelten
Staub einer Brownout-Wolke segmentieren kann, wird eine globale Akkumulation von allen
Sensor-Messdaten aus einer Vielzahl an vollständigen (Laser-) Sensor Aufnahme-Zyklen
(sogenannte Sensor-Frames) durchgeführt. Dabei werden sehr große Datenmengen akkumuliert.
Nach der Akkumulation wird versucht, statistische Eigenschaften der Messpunkte zu
bestimmen, die es ermöglichen sollen, Staubmesspunkte von realen, statischen Messpunkten
zu unterscheiden.
[0010] Der Nachteil dieser Art von Verfahren ist, dass, mittels der Akkumulation aller Messpunkte
mehrerer Sensor-Frames von einer sehr umfangreichen, globalen Datenbasis ausgehend,
versucht wird, auf lokale Eigenschaften einzelner, isolierter Staubmesspunkte zu schließen.
[0011] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur effizienteren und präziseren
Erkennung von Messpunkten einer Aerosol-Wolke in Echtzeit basierend auf Laser-Sensor-Daten
zur (deutlichen) Erhöhung des Situationsbewusstseins und der Lageerkennung von realen
Hindernissen zu bestimmen.
[0012] Diese Aufgabe wird mit dem Verfahren gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungen der Erfindung sind Gegenstand von Unteransprüchen.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Segmentierung der Daten eines 3D-Sensors, erzeugt
in Gegenwart von Aerosolwolken, um eine Erhöhung des Situationsbewusstseins und der
Lageerkennung von Hindernissen zu erreichen, beinhaltet die folgenden Verfahrensschritte
/ Verarbeitungsschritte:
- 1. Transformation der Sensordaten in eine 3D-Messpunktwolke,
- 2. Ermittlung von zusammenhängenden Untermengen der 3D-Messpunktwolke, sogenannte
Messpunkt-Cluster, basierend auf der lokalen Messpunktdichte. Dieser Schritt erfolgt
auf Basis der Sensordaten eines einzelnen Messzyklus des 3D-Sensors,
- 3. Bestimmung mindestens einer der folgenden charakteristischen Kenngrößen der einzelnen
Messpunkt-Cluster:
- Position,
- Orientierung im Raum,
- Form,
- 4. Ermittlung der zeitlichen Veränderung dieser charakteristischen Kenngrößen anhand
der in nachfolgenden Messzyklen aufgenommenen Sensordaten, aus der sich die Zugehörigkeit
eines Messpunkt-Clusters zu einem realen Hindernis oder zu der Aerosolwolke ergibt.
[0014] Das vorliegende Verfahren zur Segmentierung von Sensordaten zur Erhöhung des Situationsbewusstseins,
insbesonders eines Fahrzeugführers, und der Lageerkennung von Hindernissen innerhalb
einer Aerosol-Wolke (z.B. einer Brownout-Wolke) wird bevorzugt in Verbindung mit dem
Einsatz eines Laser-Sensor System ausgeführt, wobei ein solches System beispielsweise
folgende Komponenten umfassen kann: einen 3D-Laser-Sensor zur Hindernisdetektion,
eine elektronische Datenauswertung für die aufgenommenen Messzyklen (sogenannte Sensor-Frames)
sowie eine Ausgabeeinrichtung (z.B. Anzeigedisplay), wobei das System bzw. Teile davon
in andere Systeme integriert sein können oder mit anderen Systemen kollaborieren können,
indem entsprechende Daten übertragen und ausgetauscht werden.
[0015] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die zuverlässige Erkennung von realen Hindernissen
innerhalb der gescannten Aerosol-Wolke / -Aufwirbelung ermöglicht.
[0016] Die Anwendung der Erfindung ist für alle genannten Situationen möglich, bei denen
eine Sichtbehinderung / Einschränkung der Cockpit-Außensicht durch Staub, Rauch oder
Nebel bzw. eine Aufwirbelung dieser Elemente, darunter fallen beispielsweise bekannte
Phänomene wie Brownouts (Staub-/ Sandaufwirbelungen) oder Whiteouts (Schneeaufwirbelungen),
vorliegt.
[0017] Dabei ist es unerheblich, ob die Brownout-Situation durch den Rotor-Downwash eines
landenden Drehflüglers bzw. Flugzeugs mit Senkrechtstart-/Landefähigkeit erzeugt wird
oder durch Naturphänomene (d.h. Brownout ähnliche Verhältnisse), wie z.B. Wind oder
sonstige Wettereinflüsse oder auch durch die Bewegung anderer (Luft-)Fahrzeuge verursacht
wird.
[0018] Im Folgenden wird die Erfindung an Hand einer Brownout-Situation stellvertretend
für alle Formen von Aerosol-Wolken erläutert.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren basiert auf der numerischen Analyse von hochauflösenden
3D-Daten. Diese 3D-Daten werden vorteilhaft in Echtzeit von einem typischerweise am
Hubschrauber montierten Laser-Sensor (wie z.B. SferiSense® der Airbus Defence and
Space GmbH, Ottobrunn, Deutschland) vor und während der Brownout-Landung aufgenommen,
wobei sich der Einsatz nicht auf die Anwendung in fliegenden oder fahrenden Fahrzeugen
beschränkt, sondern auch in stationären Anlagen möglich ist.
[0020] Durch das vorliegende Berechnungsverfahren ist es möglich, aus den 3D-Messdaten eines
Laser-Sensors den aufgewirbelten Staub bzw. Sand der Brownout-Wolke zuverlässig zu
erkennen und damit von realen Hindernissen zu segmentieren, wobei die Segmentierung
mit Hilfe der Clusterbildung und über charakteristische Kenngrößen der Cluster erfolgt.
Die Unterscheidung der Zugehörigkeit eines Messpunktes zur Brownout-Wolke erfolgt
durch die Analyse der zeitlichen Änderung dieser Cluster-Kenngrößen. Durch diese spezielle
Verarbeitungsform bei der Staub-Segmentierung wird der Nachteil von Laser-Sensoren
bei Brownout-Landungen negiert und man kann praktisch durch die Staubwolke hindurchschauen,
was auf vorteilhafte Art zu einer deutlichen Erhöhung des Situationsbewusstseins insbesonders
für einen Piloten und der Lageerkennung von Hindernissen führt.
[0021] Das erfindungsgemäß und in den Figuren detailliert erläuterte Berechnungsverfahren
kehrt die Logik bekannter Verfahren, deren Grundlage eine globale Akkumulation von
allen Sensor-Messdaten aus einer Vielzahl an vollständigen Aufnahme-Zyklen des Sensorgesichtsfelds
FOV (Field-of-view) ist, um. Durch die Umkehrung der Verarbeitungslogik bisheriger
Berechnungsverfahren und -Systeme von global → lokal hin zu lokal → global eines Staub-Clusters,
ergibt sich ein signifikanter Effizienzgewinn bei der Verarbeitung der 3D-Daten.
[0022] Diese Vorgehensweise ermöglicht, sehr recheneffizient zu arbeiten und präzise, praktisch
frame-genaue Berechnungsergebnisse zu erhalten, wohingegen die bekannten Verfahren
zur mathematischen Auswertung die vollständige Akkumulation der 3D-Daten einer Vielzahl
von Sensor-Frames benötigen. Insofern stellt die vorliegende Erfindung einen völlig
neuartigen Ansatz zur Lösung des Problems der Aerosol / Staubwolken-Detektion und
-Segmentierung durch Laser-Sensoren dar. Damit kann ein echtzeitfähiges, operationell
einsatztaugliches Avionik-System zur Pilotenunterstützung geschaffen werden, das Hubschrauberlandungen
speziell unter Brownout-/Whiteout-Bedingungen erleichtert und die Gefahr von Unfällen
deutlich senkt.
[0023] Der Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens beschränkt sich allerdings nicht auf
Luftahrzeuge. Auch in anderen Fahrzeugen oder auch an stationären Positionen kann
ein entsprechendes System vorteilhaft implementiert werden. Die Nutzung der mit dem
Verfahren gewonnen Informationen kann durch einen Fahrzeugführer oder eine Maschine
z.B. ein autonomes System erfolgen.
[0024] Die Erfindung wird unter anderem anhand konkreter numerischer Beispielberechnungen
auf Basis realer Messdaten mit Bezug zu den Figuren 1 bis 15 beschrieben.
[0025] Es zeigen:
- Fig. 1
- den minimalen Scan-Bereich eines Laser-Sensor zur Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
- Fig. 2
- die inhomogene Partikeldichte innerhalb einer Brownout-Staubwolke,
- Fig. 3
- die Intensität des rückreflektierten Lichts eines einzelnen Laser-Pulses aus einer
Brownout-Staubwolke in Abhängigkeit der Eindringtiefe,
- Fig. 4
- die Wahrscheinlichkeitsverteilung eines Messwertes aus einer Brownout-Staubwolke,
- Fig. 5
- das Abbildungsverhalten eines Multi-Puls Laser-Sensors bei einer Brownout-Landung,
- Fig. 6
- das zeitliche Verhalten des geometrischen Schwerpunktes einer Brownout-Staubwolke
und eines dahinter liegenden statischen Hindernisses in der Draufsicht,
- Fig. 7
- das Wahrscheinlichkeitsmaß Pl,i in Abhängigkeit der Streuung einer Cluster-Kenngröße in Bezug auf deren mittlere
quadratische Abweichung vom jeweiligen Mittelwert,
- Fig. 8
- ein exemplarisches Berechnungsergebnis für eine 3D-Anordnung mehrerer Staub-Cluster
mit ihren Hauptachsen und jeweiligen Schwerpunkten bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
- Fig. 9
- eine Momentaufnahme des typischen zeitlichen Verhaltens der Schwerpunkte und Hauptachsen-Orientierung
von flüchtigen Staub-Clustern im 3D-Raum,
- Fig. 10
- das zeitliche Verhalten der Schwerpunkte und Hauptachsen realer, statischer Hindernisse,
- Fig. 11
- die Projektionsmenge T(ΣPi) einer segmentierten Staubwolke aus einer realen Brownout-Landung
bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig. 12
- eine perspektivische 3D-Ansicht der segmentierten Brownout-Staubwolke aus Fig. 11
bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig. 13
- eine weitere 3D-Ansicht der segmentierten Brownout-Staubwolke aus Fig. 11 bei Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- Fig. 14
- eine segmentierte Brownout-Wolke in perspektivischer 3D-Ansicht und das Foto der zugehörigen
Szene mit realen Hindernissen hinter der Brownout-Wolke bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
- Fig. 15
- die rückwärtige 3D-Ansicht der Szene aus Fig. 14.
[0026] Das im Folgenden erläuterte Ausführungsbeispiel geht konkret auf den Fall einer Hubschrauberlandung
bei auftretendem Brownout ein. Sinngemäß gilt die nachfolgende Erläuterung für alle
genannten Aerosol-Wolken sowie Anwendungsfälle (mobil, stationärer Einsatz).
[0027] Die vorliegende Erfindung ist durch ein Berechnungsverfahren gekennzeichnet, welches
auf Basis hochauflösender 3D-Laser-Daten in der Lage ist, den aufgewirbelten Staub
zu detektieren, segmentieren und aus der synthetischen Anzeige des Piloten (z.B. Helmvisier,
HUD oder Monitor) zu entfernen. Mit Hilfe dieses Verfahrens wird es für den Anwender,
insbesondere für einen Piloten, möglich, praktisch durch den Staub hindurchzuschauen
und so einen räumlichen Orientierungsverlust im Brownout-Fall zu verhindern. Selbst
die Erkennung von relativ kleinen Hindernissen, z.B. in der Landezone eines Hubschraubers,
durch die Brownout-Wolke hindurch, ist realisierbar.
[0028] Um Sand- und Staubaufwirbelungen im Sinne der Erfindung algorithmisch detektieren
zu können, sollte der verwendete Laser-Sensor bevorzugt ein hinreichend großes horizontales
und vertikales Field-of-View (FOV) vor dem Hubschrauber in Richtung seines momentanen
Flugpfades abtasten. Die geforderten 3D-Daten des Sensors liegen vorteilhaft in Echtzeit
vor. Diese können beispielsweise mit einem typischerweise am Hubschrauber montierten
SferiSense® Laser-Sensor, gewonnen werden.
[0029] Hierzu ist es besonders vorteilhaft, wenn die 3D-Daten pro Aufnahme-Zyklus (einem
sog. Frame) des Laser-Sensors mehrere Messdatenechos pro Laser-Puls (sog. Multi-Puls-Daten)
umfassen.
[0030] Die Reichweite des verwendeten Laser-Sensors sollte bevorzugt mindestens 50 m betragen
und die Entfernung bei der Erfassung des ersten Messpunktes vor dem Hubschrauber sollte
bevorzugt nicht größer als 25 m sein, d.h. darf sich nicht weiter als 25m vor dem
Hubschrauber befinden, um Berechnungen im Sinne der vorliegenden Erfindung in optimaler
Weise durchführen zu können. Damit ergeben sich in einer bevorzugten Ausführung folgende
Mindestanforderungen in Bezug auf das "forward-looking" Field-of-View (FOV) des verwendeten
Laser-Sensors:
- minimales horizontales Field-of-View: ϕmin := ±15°
- minimales vertikales Field-of-View: ϑmin:=±15°
- minimales Entfernungsmessintervall: Rmin:= [25m, 50m]
[0031] Fig. 1 zeigt den minimalen horizontalen Scan-Bereich eines für das Verfahren einsetzbaren
Laser-Sensors. Die Bezugszeichen zeigen die Sensor-Position 101 über der Landefläche
ξη c
R2, das Blickfeld von ±15°, sowie schraffiert den Mindest-Detektionsbereich "horizontales
FOV" 106 des Laser-Sensors, der innerhalb des kleinsten Entfernungs-Intervalls von
[25m, 50m] liegt. Dieses Feld erstreckt sich bei Anwendung in einem Hubschrauber in
Flugrichtung, bzw. in Fahrtrichtung oder in Blickrichtung bei anderen Einsatzbereichen.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren macht sich die vermeintliche Schwäche von Laser-Sensoren
vorteilhaft zunutze, indem es die natürliche Verdichtung der Sensor-Messwerte an der
Vorderseite einer Brownout-Wolke analysiert. Dadurch wird ein scheinbarer Nachteil
der physikalischen Detektionseigenschaften von Laser-Sensoren in einen algorithmischen
Vorteil umgewandelt, der es ermöglicht, Brownout-Staubaufwirbelungen vor dem Hubschrauber
zu detektieren und damit von realen Hindernissen und dem Erdboden dahinter zu segmentieren.
Die Segmentierung des Staubs wiederum erlaubt es, mit Multi-Puls Laser-Sensoren praktisch
durch die dichte Brownout-Wolke hindurchzuschauen - analog zu Radar-Systemen, ohne
jedoch deren prinzipielle Nachteile - insbesondere im Hinblick auf die deutlich schlechtere
räumliche Auflösung.
[0033] Hierzu werden zunächst - unter vorteilhafter Ausnutzung der physikalischen Abbildungseigenschaften
einer Brownout-Wolke - auf Basis der 3D-Informationen eines einzigen Sensor-Frames
gewisse Teilmengen bestimmt, die bereits Hinweise auf die potentielle Zugehörigkeit
zur Brownout-Wolke enthalten.
[0034] Für die im weiteren vorgestellte mathematischen Verarbeitung werden charakteristische
Eigenschaften der 3D-Messdaten während einer Brownout-Landung bestimmt. Hierzu werden
die Messrohdaten des Laser-Sensors, typischerweise bestehend aus Azimut
ϕ, Elevation
ϑ und Messentfernung r, mittels einer geeigneten Transformation
fP in eine Punktewolke im
R3 überführt:

[0035] Damit erhält man die Punktewolke P :

[0036] Sei
m die Anzahl der Laser-Pulse pro Sensor-Frame und
n die Anzahl der Messwerte pro Laser-Puls, dann bezeichne ∑
Pi die Vereinigung der Punktewolken
Pk aller Messwerte des i-ten Frames des Laser-Sensors über alle Pulse:

[0037] Betrachtet man einen einzelnen Messwert der Punktewolke ∑
Pi als Ausprägung der Zufallsvariable
X mit einer von der Entfernung abhängigen
[0038] Eintrittswahrscheinlichkeit
p(
r), dann entspricht die physikalische Laser-Vermessung eines ausgedehnten, nicht massiven
räumlichen Objekts, wie es eine Brownout-Wolke darstellt, einem Bernoulli-Prozess
oder dichotomen Versuchsschema. Somit liegt der Akkumulation der Messwerte in ∑
Pi eine Binomialverteilung zugrunde.
[0039] Für eine isolierte Brownout-Wolke ergeben sich, aufgrund der physikalischen Detektionseigenschaften
von Laser-Sensoren sowie der Verteilung der aufgewirbelten Partikel innerhalb der
Staubwolke, qualitativ folgende charakteristische Eigenschaften:
- Die Partikeldichte ρ(r) innerhalb der Staubwolke ist über die gesamte, räumliche Tiefe der Wolke nicht homogen,
sondern variiert mit der Entfernung r (in Fig. 2 wird dies veranschaulicht):
- Je weiter ein Laser-Strahl in die Staubwolke eindringt, desto größer ist sein bereits
gestreuter Anteil an Lichtenergie. Daraus folgt, dass die Intensität I(r) des vom Staub rückreflektierten Lichts mit zunehmender Eindringtiefe r merklich abnimmt, genauer gesagt mit einem Lambert-Beer'schen Absorptionsprofil gefaltet
wird (in Fig. 3 wird dies veranschaulicht):
- Aufgrund der Intensitätsabnahme mit zunehmender Eindringtiefe nimmt auch die Eintrittswahrscheinlichkeit
p(r) für einen einzelnen Messwert der Punktewolke ∑Pi mit zunehmender Eindringtiefe in die Brownout-Wolke merklich ab (in Fig. 4 wird dies
veranschaulicht):
[0040] Aus der qualitativen Wahrscheinlichkeitsverteilung der Staub-Messwerte in Fig.4 ergibt
sich das folgende physikalische Abbildungsverhalten von Laser-Sensoren:
- An der dem Hubschrauber zugewandten Vorderseite der Brownout-Wolke kommt es zu einer
Häufung von Messwerten aus der Punktewolke ∑Pi - es entsteht hier eine natürliche Messwertverdichtung. Im Gegensatz dazu wird die
dem Hubschrauber abgewandte Hinterseite der Brownout-Wolke aufgrund der Intensitätsabnahme
des rückreflektierten Lichts (vgl. Fig. 3) durch einen Laser-Sensor praktisch nicht
erfasst. Die Messung der Punktewolke ∑Pi Liefert demnach räumlich eine Art Hohlfigur der Staubwolke, von der nur die Vorderseite
existiert.
[0041] In Fig. 5 wird dieses Verhalten in der
ξ,ζ -Ebene prinzipiell veranschaulicht. Es zeigt das physikalische Abbildungsverhalten
eines Multi-Puls Laser-Sensors bei einer Brownout-Landung.
[0042] Ausgehend von der Sensorposition 101 in Flugrichtung kommt es zu einer Messwertverdichtung
an der Staubwolkenvorderseite 103, jedoch zeigen praktische Messungen bei Brownout-Landungen
mit Laser-Sensoren wie z.B. SferiSense®, dass insbesondere der letzte Messwert 104
eines Laser-Pulses die Brownout-Wolke 102 häufig vollständig durchdringt und damit
reale Hindernisse 105 bzw. der Erdboden hinter der Staubwolke teilweise erkannt werden
können.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren macht sich die im vorangegangenen Abschnitt erläuterten,
allgemeinen, physikalischen Abbildungseigenschaften von Laser-Sensoren vorteilhaft
zunutze - insbesondere die typische Verdichtung der Messwerte aus ∑
Pi an der dem Sensor zugewandten Seite einer Brownout-Wolke. Der vordergründige Nachteil
von Laser-Sensoren bezüglich der beschriebenen Messwertverdichtung aufgrund physikalischer
Abbildungseigenschaften wird im Folgenden durch das erfindungsgemäße Verfahren als
ein Detektionsvorteil im mathematisch-algorithmischen Sinne genutzt, indem zusammenhängende
Untermengen von ∑
Pi (sog. Cluster) bestimmt werden. Der Cluster-Zusammenhang ist über die lokale Punktdichte
in ∑
Pi auf natürliche Art und Weise gegeben. Aufgrund der physikalisch bedingten ausgeprägten,
vertikalen Struktur und gehäuften Anordnung der Messwerte aus ∑
Pi an der Vorderseite der Brownout-Wolke verstärkt sich die lokale Punktdichte nochmals,
wenn man ∑
Pi in eine zur Landefläche parallele
ξη -Ebene projiziert:

[0044] Die Menge der projizierten Messwerte aus ∑
Pi sei definiert als:

[0045] Ein lokales Punktdichtemaß in
U kann z.B. mit Hilfe der Tschebyscheff-Metrik leicht ermittelt werden (wobei auch
andere Metriken, wie z.B. die Euklidische Metrik Anwendung finden können).

[0046] Dabei sind
a, b jeweils Punkte aus der Menge
U und
d(
a,b) definiert den Abstand zwischen den Punkten
a und
b.
[0047] Die Grundidee der Clusterbildung auf Basis der lokalen Punktdichte in
U besteht darin, dass in einer wohldefinierten, minimalen Umgebung
Bdmin mit:

(wobei
Bdmin (
a) eine Umgebung um den Punkt
a bezeichnet, bei der der Abstand zu einem gegebenen Nachbarpunkt
b unter dem festgelegten Schwellwert
dmin liegt) eine minimale Anzahl
nmin von Nachbarpunkten enthalten sein muss. Ergo muss die Punktedichte in
Bdmin größer sein als eine gegebene Untergrenze:

[0048] Wie man leicht zeigen kann, ist Kriterium (8) für eine Clusterbildung in
U notwendig jedoch nicht hinreichend, da man i.a. zwischen Kernpunkten im Innern eines
Clusters und Punkten am bzw. auf dem Rand des Clusters bei der Bildung von Zusammenhangskomponenten
differenzieren muss. Es ist unmittelbar einsichtig, dass i.d.R. die lokale Punktdichte
in der Umgebung
Bdmin eines Randpunktes kleiner ist als die entsprechende Punktdichte eines Kernpunktes.
Die nachfolgend gegebene rekursive Definition eines dichteabhängigen Clusters
C über
U berücksichtigt in üblicher Weise die Ungleichheit der lokalen Punktdichte zwischen
Kern- und Randpunkten und bildet gleichzeitig die Basis für die hier verwendete Art
der Bildung von Zusammenhangskomponenten:

[0049] Die aus der Graphentheorie entlehnte intuitive Schreibweise aus Definition (9) ist
folgendermaßen zu verstehen:

[0050] Definition (10) beschreibt den Zusammenhang zwischen zwei Clusterpunkten
a, b ∈
C über die Existenz eins dritten benachbarten Clusterpunktes
c ∈
C.

[0051] Definition (11) beschreibt zwei Clusterpunkte
a,b ∈
C als indirekt benachbart, wenn sie über einen Pfad bestehend aus endlich vielen direkten
Nachbarn miteinander verbunden sind.

[0052] Definition (12) beschreibt
a ∈
C als direkt benachbart zu
b ∈
C, wenn
a ∈
C innerhalb der Umgebung
Bdmin von
b ∈
C liegt und diese Umgebung aus mindestens
nmin Punkten besteht - einschließlich
a,b ∈
C (vgl. (8)).
[0053] Die mit Hilfe der Definition (9) gebildeten Cluster können aufgrund der Transformation
T aus (4) einige Messpunkte vom Erdboden enthalten. Deshalb ist es notwendig eine
cluster-lokale Bodensegmentierung durchzuführen.
[0054] Unter Berücksichtigung der stets gegebenen, vollständigen 3D-Information eines Messpunktes
aus ∑
Pi sei hierzu:

ein Punkt des Clusters
C über
U, welcher innerhalb der Umgebung
Bdmin aus (7) liegt. Falls nun:

mit einem geeigneten
ε>0, dann liegen die Punkte aus
Bdmin praktisch in einer lokalen Ebene, deren Normalenvektor in der Richtung nur wenig
von der Vertikalen abweicht. Liegen zusätzlich die Punkte aus
Bdmin an der unteren Basis des Clusters
C, so handelt es sich um Bodenpunkte, die lokal zu
C sind. Diese lokalen Bodenpunkte werden aus der weiteren Rechnung entfernt, da sie
die Erkennung von Staub-Clustern verfälschen würden.
[0055] Aufgrund der physikalischen Abbildungseigenschaften von Laser-Sensoren ist es möglich,
aus einem einzigen Sensor-Frame, ohne die Notwendigkeit weiterer Messdaten-Akkumulation,
mit Hilfe der Clusterbildung auf Basis der lokalen Punktdichte über der Projektionsmenge
U alle Brownout-Staubmessdaten zu identifizieren. Nach der gleichen Logik bekommt man
auch alle Punkte-Cluster, die zu realen Hindernissen in der Landezone gehören.
Vermittels der beschriebenen cluster-lokalen Bodensegmentierung besteht das Ergebnis
der Einzel-Frame Berechnung aus zwei disjunkten Punktemengen:
- 1) Menge aller m punktdichtebasierter Cluster des i-ten Sensor-Frames:

- 2) Rest an verbliebenen Sensor-Messdaten:

[0056] Wegen der Konstruktion des Verfahrens besteht die Menge
Ri praktisch nur aus den Boden-Messwerten der Landefläche. Die Menge ∑
Ci hingegen umfasst sowohl alle Staub-Cluster als auch alle Cluster, die zu realen Hindernissen
gehören.
[0057] In einem weiteren Verfahrensschritt wird jedes Cluster
Ck ⊆ ∑
Ci ,k ∈ {1,
...,m} in eine zur Landefläche orthogonale Ebene projiziert, welche zusätzlich um den Winkel
ψ der horizontalen Hauptblickrichtung des Sensors-FOV rotiert wird und ergo orthogonal
zur Blickrichtung des Sensors aufgespannt ist. Hierbei werden wieder die vollen 3D-Informationen
eines Punktes des Clusters
Ck benutzt:

[0058] Damit kann die Menge der projizierten Cluster-Punkte definiert werden als:

[0059] Mit Hilfe der Transformation (17) erhält man eine aufrechte Projektion jedes individuellen
Clusters
Ck. Auf der Projektionsmenge
V können lokale Sub-Komponenten des Clusters
Ck bestimmt werden, die ihrerseits als eigenständige Cluster behandelt oder rekursiv
in weitere Sub-Sub-Komponenten unter Einbeziehung der vollen 3D-Informationen zerlegt
werden können. Das Ergebnis ist ein erweiterter Satz von
m̂i ∈
N disjunkten, eindeutig identifizierbaren Punkte-Clustern
Ĉl des i-ten Sensor-Frames:

[0060] Die Größe von
m̂i hängt sowohl vom räumlichen Auflösungsvermögen des verwendeten Laser-Sensors und
der Messentfernung ab als auch von einem parametrisierbaren "Level-of-Detail", den
man bei der Cluster-Bildung erreichen möchte. Eine individuelle Feinabstimmung diesbezüglich
erfolgt sinnvoll über eine Heuristik auf Basis realer Messdaten von Brownout-Landungen.
[0061] Im Anschluss an die Cluster-Bildung werden für jedes Cluster
Ĉl ⊆ ∑
Ĉi , l ∈ {1,...,
m̂i} eindeutige, charakteristische Merkmale berechnet. Hierbei sind u.a. folgende Cluster-Merkmale
von besonderer Bedeutung:
a) geometrischer Cluster-Schwerpunkt als Positionsmerkmal:
Sei n = |Ĉl| die Anzahl der Punkte des Clusters Ĉl ∈ ∑Ĉi, dann ist der zugehörige Cluster-Schwerpunkt definiert als der Vektor:

b) räumliche Ausrichtung der Hauptachse des Clusters als Lage- bzw. Orientierungsmerkmal:
Bezeichnen λ1, λ2, λ3 ∈ R die reellwertigen Eigenwerte des Trägheitstensors T(Ĉl) zum Cluster Ĉl ⊆ ∑Ĉi, dann ist die Richtung der Hauptachse v ∈ R3 des Clusters als Eigenvektor zum betragsmäßig kleinsten Eigenwert λmin über:

mit der Einheitsmatrix I eindeutig bestimmbar.
c) Cluster-Exzentrizität als Formmerkmal:
Die Exzentrizität ε eines Clusters Ĉl ist über die zentrierten Momente 2. Ordnung µ2,0, µ1,1, µ0,2 leicht zu berechnen:

Hierbei wird vorteilhaft die Berechnung der Exzentrizität sowohl über T(Ĉl) (vgl. (4)) als auch über Sψ(Ĉl) (vgl. (17)) durchgeführt. Dadurch gewinnt man zwei getrennte Formmerkmale εξη und εuv zur eindeutigen Charakterisierung für ein und dasselbe Cluster Ĉl ⊆ ∑Ĉi.
[0062] Bis zu diesem Punkt erfolgte die erfindungsgemäße Berechnung auf einem einzigen Sensor-Frame.
Über die disjunkte Restmenge
Ri (vgl. (16)) wurden alle Bodenpunkte von den erhabenen Clustern getrennt. Die 3D-Cluster
wiederum wurden durch Zurückführung auf Operationen im
R2 bestimmt und in Abhängigkeit von Sensorauflösung und Messentfernung gemäß einem parametrisierbaren
"Level-of-Detail" hinreichend verfeinert. Anschließend wurden für jedes Cluster eindeutige,
charakteristische Merkmale für Position, räumliche Orientierung und Form abgeleitet.
Im weiteren werden nun Informationen aus einer Abfolge von mehreren Sensor-Frames
herangezogen. Aufgrund der Berechnungsergebnisse aus der Einzel-Frame Verarbeitung
ist es hier jedoch - im Gegensatz zum Stand der Technik - vorteilhaft möglich, nur
noch mit den frame-basierten, charakteristischen Cluster-Merkmalen weiterzurechnen.
[0063] Die Menge ∑
Ĉi ⊆ ∑
Pi ⊂
R3 enthält sowohl alle Staub-Messwerte als auch all jene Messwerte, die zu realen Hindernissen
gehören. Im Folgenden wird gezeigt, wie man einfach und elegant die Staub-Messwerte
von den Hindernis-Messwerten unterscheiden kann:
Eine wesentliche Eigenschaft von Brownout-Wolken bzw. Teilmengen davon ist es, dass
sie sich aufgrund der Eigenbewegung des Hubschraubers und des Luftstroms seines Hauptrotors
über die Zeit t in ihrer Position über Grund kontinuierlich verändern. Eine Brownout-Wolke ist per
se ein flüchtiges, nicht ortsfestes Objekt. Aus diesem Grunde wird sich auch der geometrische
Schwerpunkt der Wolke, im Gegensatz zu realen Hindernissen, über die Zeit t nicht ortsfest verhalten, wie in Fig.6 in der Draufsicht (ξη -Ebene) veranschaulicht.
[0064] Die vom Laser-Sensor detektierte Vorderseite 201 der Brownout-Wolke ändert sich kontinuierlich
über die Zeit
t. Man erkennt, die Änderung der Position des Schwerpunktes 202 derselben Brownout-Wolke
zu den Zeiten t
0, t
1, t
2, dagegen bleibt das reale Hindernis 105 und dessen zugehöriger Schwerpunkt 203 ortsunveränderlich.
Die zeitliche Änderung der Position des Schwerpunktes der Brownout-Wolke oder Teilmengen
derselben korreliert mit einer analogen zeitlichen Änderung der zugehörigen Orientierung
der Hauptachse und der Exzentrizität.
[0065] Für reale Hindernisse bestehen auf natürliche Art folgende Zusammenhänge, wobei
l das Cluster und
i den Frame bezeichnet:
Sei

die Ortsvektorfunktion des Schwerpunktes s zu einem Cluster
Ĉl ⊆ ∑Ĉi ,l ∈ {1,..., m̂i}, i ∈ {1,..., n} in Abhängigkeit von t, dann gilt für ein reales Hindernis-Cluster:

Sei

die Richtungsvektorfunktion der Hauptachse v zu einem Cluster Ĉl ⊆ ∑Ĉi, ,l ∈ {1,...,m̂i}, i ∈ {1,..., n} in Abhängigkeit von t, dann gilt für ein reales Hindernis-Cluster:

Seien

die Cluster-Exzentrizität bezüglich der Transformationen T und Sψ (vgl. (4), (17)) zu einem Cluster Ĉl ⊆ ∑Ĉi, l ∈ {1,...,m̂i},i ∈ {1,... ,n} in Abhängigkeit von t, dann gilt für ein reales Hindernis-Cluster:

[0066] Mit Hilfe der Gleichungen (23), (25) und (27) lassen sich die zeitlichen Änderungen
für Schwerpunkt, Hauptachse und Exzentrizität eines Clusters vorteilhaft beschreiben.
[0067] Zur weiteren Auswertung wird vorteilhaft für jede dieser Kenngrößen zu einem Cluster
Ĉl ⊆ ∑
Ĉi ein Wahrscheinlichkeitsmaß
Pl,i in Abhängigkeit der Streuung in Bezug auf deren mittlere quadratische Abweichung
vom jeweiligen Mittelwert über
n ∈
N Sensor-Frames eingeführt - wobei Entartungen, bei denen die empirische Streuung einer
Kenngröße größer ist als der zugehörige Mittelwert, aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen
werden:
Sei hierzu D ein geeigneter Definitionsbereich und

für i ∈ {1,...,n} und l ∈ {1,...,m̂i}, mit der Substitution des zufälligen Ereignisses A(l,i):

[0068] Fig. 7 veranschaulicht das Wahrscheinlichkeitsmaß
Pl,i über D:
[0069] Das Wahrscheinlichkeitsmaß
Pl,i ist so konstruiert, dass mit zunehmender Streuung einer Kenngröße um ihren jeweiligen
Mittelwert die Wahrscheinlichkeit für einen statischen Zustand quadratisch abnimmt.
[0070] Über die Substitution (30) werden vier Einzelwahrscheinlichkeiten zu den Kenngrößen
(23), (25) und (27) für jedes Cluster
Ĉl ⊆ ∑
Ĉi ,
l ∈ {1,...,
m̂i},
i ∈ {1,...,
n} über n-Sensor-Frames definiert. Für die Charakterisierung eines Clusters werden
diese Einzelwahrscheinlichkeiten zu einer gewichteten Gesamtwahrscheinlichkeit zusammengefasst.
[0071] Seien hierzu
κ1,..., κ4 ∈
R geeignete Gewichte, dann ist die Gesamtwahrscheinlichkeit
P̂l,i dafür, dass es sich bei einem Cluster
Ĉl ⊆ ∑
Ĉi um ein statisches, reales Hindernis handelt, definiert durch:

[0072] Mit Hilfe der Gesamtwahrscheinlichkeit
P̂l,i kann man nun leicht validieren, ob ein Cluster innerhalb sinnvoller Zuverlässigkeitsgrenzen
ein statisches, reales Hindernis repräsentiert. Wegen der Konstruktion von
P̂l,i und der damit zusammenhängenden charakteristischen Kenngrößenanalyse über n-Sensor-Frames,
ist es sogar vorteilhaft möglich, ein entsprechendes Ergebnis für den jeweils letzten,
aktuellen Sensor-Frame zu berechnen, ohne das hierzu die Gesamtmenge aller Messpunkte
aus n-Sensor-Frames nochmals benötigt wird. Dies stellt ein sehr recheneffizientes
Verhalten des erfindungsgemäßen Verfahrens im Vergleich zu bekannten Berechnungsverfahren
dar.
[0073] Aufgrund des frei parametrisierbaren "Level-of-Detail" bei der Cluster-Bildung lässt
sich stets erreichen, dass Bestandteile der Brownout-Wolke und reale Hindernisse paarweise
disjunkte Teilmengen von ∑
Pi bilden. Deshalb sind die Staub-Cluster am Ende der vorgestellten Rechnung leicht
durch die Negation:

identifizierbar.
[0074] Darüber hinaus können zur Verfeinerung der beschriebenen Cluster-Validierung vorteilhaft
weitere spezifische Kenngrößen, wie z.B.: Anzahl der Messwerte pro Cluster, relative
Benachbartheit, Cluster von Clustern oder Untergliederung in formabhängige Sub-Komponenten
(sog. Formprimitive) in die Berechnung einbezogen werden.
[0075] Der besondere Ansatz des vorgestellten Verfahrens bei der Verarbeitung der 3D-Daten
zur Segmentierung einer Brownout-Wolke über die Wahrscheinlichkeit
P̂l,i liegt in der Charakterisierung der zeitlichen Veränderung von dichteabhängigen Messpunkte-Clustern
über n-Sensor-Frames mittels abstrakter, diskreter Kenngrößen für Position, räumliche
Orientierung und Form - und damit nicht über eine rechenintensive Akkumulation einer
sehr großen Anzahl isolierter Einzelmesspunkte über mehrere Sensor-Frames und deren
globaler mathematischer Auswertung, wie nach dem derzeitigen Stand der Technik üblich.
[0076] An Hand einer Reihe von Graphiken wird die Funktionsweise der erfindungsgemäßen Datenverarbeitung,
insbesondere die Bildung von Clustern aus Brownout-Staubwolken auf Basis realer Messdaten
von Brownout-Versuchen, beispielhaft demonstriert.
[0077] Hierbei wird beispielhaft deutlich gemacht, wie aus einem einzigen Sensor-Frame unter
Ausnutzung der natürlichen Messpunktedichte und der lokalen Messpunktverteilung innerhalb
der Brownout-Wolke aufgrund der physikalischen Abbildungseigenschaften von Laser-Sensoren
Messpunkt-Cluster gebildet werden. Durch die Berechnung von charakteristischen Eigenschaften
für Ort, räumlicher Orientierung und Form der Messpunkt-Cluster sowie der Analyse
und Validierung der zeitlichen Änderungen dieser Kenngrößen über mehrere Sensor-Frames
ist es möglich, die Brownout-Wolke zuverlässig aus der Menge der Messdaten zu segmentieren
und damit schlussendlich herauszufiltern. Die nachfolgenden Graphiken demonstrieren,
wie dadurch die Orientierung des Piloten und sein Situationsbewusstseins erhöht sowie
die Lageerkennung von realen Hindernissen in Brownout-Situationen signifikant verbessert
werden kann.
[0078] Ein beispielhaftes Berechnungsergebnis der erfindungsgemäßen Clusterung einer Brownout-Wolke
ist in Fig. 8 dargestellt. Man erkennt eine perspektivische, 3-dimensionale Anordnung
mehrerer Staub-Cluster 501 (das Beispiel zeigt 8 Cluster, die sich aus realen Messpunkten
eines Laser-Sensors zusammensetzen) mit ihren unterschiedlichen Orientierungen der
Hauptachsen 502 und den jeweiligen Schwerpunkten 503.
[0079] Weil diese Staub-Cluster auf natürliche Art und Weise zeitlich veränderlich sind,
verändern sich gleichermaßen die entsprechenden charakteristischen Merkmale über der
Zeit. Fig.9 zeigt beispielhaft eine Momentaufnahme des typischen zeitlichen Verhaltens
der Schwerpunkte 601 und der Hauptachsen-Orientierung 603 von flüchtigen Staub-Clustern
im 3-dimensionalen Raum (hier in der orthographischen Projektion in die
ξη -Ebene) basierend auf realen Berechnungsergebnissen aus mehreren Sensor-Frames.
[0080] Hierin kennzeichnet 602 ein Cluster, dessen Schwerpunkt zwar über die Zeit von zwei
Sensor-Frames praktisch ortsfest bleibt, dessen Hauptachsen-Orientierungen sich jedoch
deutlich voneinander unterscheiden. 604 zeigt die Veränderung der Schwerpunktslage
und Hauptachsen-Orientierung eines weiteren Staub-Clusters zu den diskreten Zeiten
t
0,..., t
3.
[0081] Die wichtigen und für den Anwender relevanten Daten bilden reale, ortsfeste Hindernisse.
In Fig. 10 sieht man zwei Berechnungsbeispiele für das zeitliche Verhalten von realen,
statischen Hindernissen. Die Schwerpunkte 701, 702 und 703 bleiben über die Zeit praktisch
ortsfest. Die Hauptachsen (gestrichelte Linien) dieser Hindernis-Cluster zeigen alle
innerhalb enger numerischer Grenzen entweder in praktisch die gleiche Richtung oder
in die dazu entgegengesetzte Richtung, was wiederum gleichbedeutend ist hinsichtlich
der grundsätzlichen Ausrichtung des Hindernisses. Vereinzelte Ausreißer in der Hauptachsen-Orientierung
bei der Betrachtung einer Mehrzahl an Sensor-Frames fallen nicht ins Gewicht und können
vernachlässigt werden.
[0082] Betrachten wir beispielhaft nun in Fig. 11 die Projektionsmenge
T(∑
Pi) aus (5) mit der segmentierten Staubwolke aus einer realen Brownout-Landung über
der
ξη - Ebene. Man erkennt nach Abschluss der erfindungsgemäßen Staub-Segmentierung Boden-Messpunkte
301 vor der Staubwolke, die Messpunkte der segmentierten Brownout-Wolke 302 selbst
und wiederum Boden-Messpunkte 303, hier hinter der Wolke.
[0083] Die Punktemenge derselben Szene aus Fig. 11 wird in Fig. 12 in einer perspektivischen
3D-Ansicht gezeigt. Man erkennt hierbei wieder die Boden-Messpunkte 301 vor der Staubwolke,
die Messpunkte der segmentierten Brownout-Wolke 302 und die Boden-Messpunkte 303 hinter
der Wolke. Fig. 13 zeigt eine analoge Darstellung derselben Szene aus einem anderen
Blickwinkel, wobei jeweils die Darstellung aus einer Position stattfindet, die nicht
der ursprünglichen Laser-Sensor-Position entspricht.
[0084] Um zu verdeutlichen, dass die segmentierten Messdaten mit der Realität korrelieren,
ist in Fig. 14 beispielhaft eine reale Umgebung mit Hindernissen in der Landezone
dargestellt. Dabei sieht man ein photographisches Abbild der Landezone vor dem Einsetzen
des Brownouts (kleines Foto im oberen Bildrand), sowie die zugehörige erfindungsgemäß
segmentierte Staubwolke (als Ergebnis der beschriebenen Datenverarbeitung) im Brownout
während des Hubschrauberlandevorgangs in perspektivischer 3D-Ansicht.
[0085] Hier sind die Boden-Messpunkte 401, die segmentierte Staubwolke 402 sowie eine Anordnung
von drei Hindernissen 403 im Hintergrund und ein isoliertes Hindernis 404 in geringerer
Entfernung zu erkennen. An Hand von Fig. 14 zeigt sich deutlich der Vorteil der vorliegenden
Erfindung; es wird eine klare und deutliche Unterscheidung der Messwertezugehörigkeit
zwischen Staubwolke, Boden bzw. Hindernissen erreicht.
[0086] Fig. 15 zeigt die rückwärtige 3D-Ansicht der Szene aus Fig. 14 mit Hindernissen 403
und 404 hinter der Brownout-Wolke 402 über den Boden-Messpunkten 401.
[0087] Hieraus ist ersichtlich, dass das erfindungsgemäße Verfahren eine zuverlässige und
sehr effiziente Segmentierung der Staubwolke erlaubt, und damit praktisch ein Hindurchschauen
durch den aufgewirbelten Staub ermöglicht, was einen räumlichen Orientierungsverlust
des Piloten im Brownout-Fall verhindert.
[0088] Selbst die Erkennung von relativ kleinen Hindernissen in der Landezone eines Hubschraubers
durch die Brownout-Wolke hindurch ist, wie Fig. 14 und Fig. 15 beispielhaft an Hand
realer 3D-Messdaten zeigen, mit dem erfindungsgemäßen Segmentierungsverfahren möglich.
[0089] Weiterhin ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, ein echtzeitfähiges
operationell einsatztaugliches Avionik-Systems zur Pilotenunterstützung von Hubschrauberlandungen
speziell unter Brownout-Bedingungen zu entwickeln. Wobei sich der Einsatz nicht notwendig
auf Luftahrzeuge beschränkt, da auch in anderen mobilen Fahrzeugen oder auch an stationären
Positionen ein Einsatz der beschriebenen Staubsegmentierung sinnvoll sein könnte.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere in einem System, das einen Laser-Sensor,
eine Datenverarbeitungseinheit sowie eine Ausgabeeinrichtung umfasst, vorteilhaft
implementiert werden.
[0090] Die Datenverarbeitungseinheit segmentiert und filtert die physikalisch gemessenen
3D-Daten mit Hilfe des erfindungsgemäßen Berechnungsverfahrens derart, dass auf der
Ausgabeeinrichtung (z.B. in einer synthetischen Sicht der Umgebung beispielsweise
auf einem Helmvisier, HUD oder Monitor) nur noch die relevanten Informationen, d.h.
Boden- und reale Hindernisdaten, angezeigt werden; ergo die zugehörigen Brownout-Staubdaten
ausgeblendet werden. In den Figuren 11 bis 15 z.B. bedeutet dies, dass die segmentierten
Staubwolken 302, 402 aus den Anzeigedaten der Ausgabeeinrichtung entfernt werden,
was insbesondere für die räumliche Orientierung und das Situationsbewusstsein des
Piloten sowie für die Beurteilung der Hindernissituation von großer Bedeutung ist,
da sich ohne das beschriebene Verfahren die Brownout-Wolke im direkten Sichtfeld des
Piloten befindet.