[0001] Die Erfindung betrifft ein System für die aktive Einstellung einer radialen Spaltgröße
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und ein Flugzeugtriebwerk mit den Merkmalen des
Anspruchs 10.
[0002] Für den effizienten Betrieb eines Flugzeugtriebwerks ist es sinnvoll, den Spalt zwischen
den Spitzen der rotierenden Turbinen- oder Kompressorschaufeln und dem umgebenden
Gehäuse möglichst klein zu halten. So ist zum Beispiel aus der
GB 2417762 A ein Verfahren zur aktiven Spaltkontrolle (Tip Clearance Control, TCC) bekannt. Dabei
wird das Gehäuse mittels Kühlluft einstellbar so gekühlt, dass sich zwischen den rotierenden
Laufschaufelspitzen und dem Gehäuse (oder den daran angeordneten Deckbändern oder
Linern) ein definierter Spalt einstellt.
[0003] Die Einstellung, d.h. die Regelung oder Steuerung der Kühlung wird dabei vom Triebwerkscomputer
(EEC) übernommen, der ein entsprechendes Ventil ansteuert. Ziel ist dabei die Einstellung
eines möglichst kleinen Spaltes, wobei jedoch ein Anstreifverschleiß, d.h. ein Anlaufen
der Schaufelspitze in das Gehäuse oder das Deckband vermieden werden muss.
[0004] Vollmodular modulierbare Systeme arbeiten mit einem Verfahren, bei dem der Ist-Spalt
entweder gemessen oder durch den Triebwerkscomputer berechnet wird. Der so bestimmte
Ist-Spalt wird dann mit einem Soll-Spalt verglichen und die Gehäusekühlung wird durch
das Regelungssystem entsprechend angepasst.
[0005] Üblicherweise wird der Soll-Spalt auf Null gesetzt, wenn das Flugzeugtriebwerk den
maximalen Schub liefert. Der Wert für den Soll-Spalt kann größer Null sein, wenn das
Flugzeugtriebwerk im Teillastbereich läuft. In diesem Fall führt eine plötzliche Schuberhöhung
zu einer Spaltschließung, welche nicht schnell genug durch eine verringerte Gehäusekühlung
- und damit ein Konstanthalten des Spaltes - kompensiert werden kann. Ein zu kleiner
Soll-Spalt würde in diesem Fall zu einem Anlaufen führen.
[0006] Es besteht daher die Aufgabe, effiziente Systeme für die Einstellung des radialen
Spaltes für den Betrieb von Flugzeugtriebwerken und entsprechende Flugzeugtriebwerke
zu schaffen.
[0007] Die Aufgabe wird durch das Reglungssystem mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0008] Dazu weist das System eine modellbasierte Stellvorrichtung auf, wobei die zeitabhängige
Spaltgröße durch die modellbasierte Stellvorrichtung approximierbar ist und bei der
nur Einflussgrößen berücksichtigt werden, deren zeitabhängiges Verformungsverhalten
(z.B. Dehnungsverhalten) gleich oder langsamer ist als das zeitabhängige Verformungsverhalten
des Gehäuses (z.B. Dehnungsverhalten), wobei als Sollwert die Spaltgröße im kalten
Zustand dient, diese verringert um mindestens einen vorabgespeicherten Wert eines
Spaltanteils bestimmt bei maximalem Schub des Flugzeugtriebwerkes, und durch die modellbasierte
Stellvorrichtung eine Stellgröße für ein Kühlungssystem des Gehäuses ermittelbar ist.
[0009] Durch die Modellierung allein der langsameren Anteile in der modellbasierten Stellvorrichtung
kann eine der Gesamtdynamik angemessene, effiziente Einstellung der Spaltgröße erhalten
werden.
[0010] In einer vorteilhaften Ausgestaltung weist die modellbasierte Stellvorrichtung für
die Einflussgrößen eine Beziehung für das thermische Verhalten mindestens einer Rotorscheibe
einer Kompressorstufe und / oder Turbinenstufe und eine Beziehung für das thermische
Verhalten des Gehäuses auf. Insbesondere umfasst die modellbasierte Stellvorrichtung
für die Einflussgrößen nur Beziehungen für das thermische Verhalten mindestens einer
Rotorscheibe einer Kompressorstufe und / oder Turbinenstufe und das thermische Verhalten
des Gehäuses.
[0011] Eine effiziente Ausführungsform für die modellbasierte Stellvorrichtung bildet das
dynamische Verformungsverhalten von Bauteilen durch Sprungantworten erster Ordnung
ab.
[0012] Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Sollwert der Spaltgröße ausschließlich aus Werten
ermittelbar ist, die unabhängig vom aktuellen Schubzustand des Flugzeugtriebwerks
sind. Diese Unabhängigkeit kann insbesondere dadurch erreicht werden, dass die Spaltanteile
hervorgerufen durch das mechanische und thermische Verformungsverhalten einer Schaufel,
das mechanische Verformungsverhalten einer Rotorscheibe, das thermische Verformungsverhalten
einer Einlaufvorrichtung (z.B. einem Liner oder einem Segment mit einem Liner) und
/ oder das mechanische Verformungsverhalten eines Gehäuses jeweils bei maximalem Schub
ermittelt werden.
[0013] In einer Ausführungsform weist das Gehäuse mindestens eine Einlaufvorrichtung, insbesondere
einen Liner oder ein Segment mit einem Liner auf.
[0014] In einer weiteren Ausführungsform werden berechnete und / oder gemessene Werte für
die Temperatur, den Druck, die Geschwindigkeit und / oder die Drehzahl bei der Bestimmung
der Stellgröße verwendet. Damit stehen weitere Werte für die Bestimmung der Stellgröße
bereit.
[0015] Wenn die Spaltgröße bei den Eingangsgrößen der modellbasierten Stellvorrichtung berücksichtigt
wird, liegt eine Regelung mit Rückkopplung vor. Anderenfalls kann das System auch
ohne Rückkopplung arbeiten.
[0016] Die Aufgabe wird auch durch ein Flugzeugtriebwerk mit den Merkmalen des Anspruchs
10 gelöst.
[0017] In Zusammenhang mit den in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen wird die
Erfindung erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Flugzeugtriebwerkes;
Fig. 2 eine schematische Darstellung eines Spaltes und der Einstellung der Spaltgröße;
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des Systems zur Einstellung
der Spaltgröße;
Fig. 4 eine schematische Darstellung möglicher oder tatsächlicher radialer Positionen
der rotor- und gehäuseseitigen Spaltänderungen:
Fig. 5 eine schematische Darstellung unterschiedlicher Betriebszustände.
[0018] In Fig. 1 ist in schematischer Weise ein an sich bekanntes Flugzeugtriebwerk 100
dargestellt, bei dem Luft L von vorne in das Flugzeugtriebwerk 100 einströmt. Der
größere Teil der einströmenden Luft L wird durch einen Nebenstromkanal 101 geführt
und beschleunigt am hinteren Ende des Flugzeugtriebwerks 100 ausgestoßen.
[0019] Ein kleinerer Anteil der einströmende Luft L gelangt in das Kerntriebwerk 102 und
wird dort in einem Kompressor mit mehreren Kompressorstufen 11 komprimiert. Die komprimierte
Luft wird Brennkammern 103 zugeführt, wobei die komprimierte und erhitzte Luft dann
einer Turbine mit Turbinenstufen 12 zugeführt wird, wobei die Luft dann am hinteren
Ende des Flugzeugtriebwerks 100 beschleunigt ausströmt.
[0020] Die rotierenden Laufschaufeln 13 der Kompressorstufen 11 und der Turbinenstufen 12
werden von einem Gehäuse 10 umgeben, wobei die Details in Fig. 2 näher dargestellt
sind. Die Darstellung der Fig. 1 ist lediglich beispielhaft zu verstehen. Die im Folgenden
beschriebenen Ausführungsformen sind auch im Zusammenhang mit anderen Triebwerkbauformen
anwendbar.
[0021] In Fig. 2 ist ein Ausschnitt des Gehäuses 10 dargestellt. Innerhalb des Gehäuses
10 ist eine Laufschaufel 15 auf einer Rotorscheibe angeordnet, wobei die Laufschaufelspitze
13 radial zum Gehäuse 10 orientiert ist. Gegenüber der Laufschaufelspitze 13 ist im
Gehäuse 10 ein Liner 14 angeordnet. Bei einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
in einer Turbinenstufe 12 wird der Liner 14 in einem Segment angeordnet, dass dann
mit dem Gehäuse verbunden wird.
[0022] Zwischen der Laufschaufelspitze 13 und dem Gehäuse 10, und hier insbesondere dem
Liner 14, befindet sich der radiale Spalt mit der Spaltgröße S.
[0023] Zur Einstellung der Spaltgröße S wird in an sich bekannter Weise ein Kühlsystem 200
verwendet mit dem Kühlluft K auf die Außenseite des Gehäuses 10 aufgebracht werden
kann. Ein System 1 zur aktiven Einstellung der radialen Spaltgröße stellt ein Ventil
201 des Kühlsystems 200 so ein, dass die Spaltgröße S den jeweiligen Erfordernissen
angepasst wird. Wichtig ist dabei, dass die Laufschaufelspitze 13 nicht in Kontakt
mit dem Gehäuse 10 oder dem Liner 14 gerät. Im kalten Zustand kann eine radiale relative
Spalthöhe (Spalt / Länge der Laufschaufel) von 3 bis 4 % angestrebt werden. Im warmen
Zustand ist eine relative Spalthöhe von 1% oder weniger erstrebenswert.
[0024] In Fig. 3 ist ein Schema mit einer bespielhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Systems 1 zur aktiven Einstellung der radialen Spaltgröße S dargestellt, mit dem das
Kühlsystem 200 einstellbar ist. Zur Vereinfachung wurden Störgrößen hier weggelassen.
[0025] Das System 1 weist eine modellbasierte Stellvorrichtung M auf, die als Eingangsgröße
den Sollwert w erhält. Der Sollwert w ist hier die Spaltgröße Sk im kalten Zustand
verringert um mindestens einen vorabgespeicherten Wert eines Spaltanteils Sm bestimmt
bei maximalem Schub des Flugzeugtriebwerkes 100. Dies bedeutet, dass der Sollwert
w sich in einfacher Weise aus einmal ermittelten und dann fest gespeicherten Werten
bestimmen lässt.
[0026] In einer Ausführungsform wird der Spaltanteil Sm bei maximalen Schub in Abhängigkeit
des thermischen Verhaltens einer Laufschaufel 15, des Verformungsverhaltens eines
Rotors (z.B. dem Dehnungsverhalten), des thermischen Verhaltens des Liners 14 und
/ oder des druckabhängigen Verhaltens des Gehäuses 10 ermittelt. Diese Einflussgrößen
reagieren dynamisch schneller als andere Bauteile, was im Folgenden noch näher erläutert
wird. Durch die Bestimmung (und Festsetzung) der Werte bei maximalem Schub können
diese Einflüsse unabhängig vom jeweiligen Schub gemacht werden. Somit wirkt sich eine
Änderung des Schubes nicht auf die Sollwerte w aus.
[0027] Die Bauteile im Kerntriebwerk 102 weisen dabei unterschiedliche Zeitkonstanten T
in ihrem Verformungsverhalten (z.B. Ausdehnung in radialer Richtung) auf. Beanspruchungen
auf Grund der Drehzahl wirken schneller auf die Bauteile als thermische Einflüsse,
da der Wärmetransport langsamer ist. Bei einer Beschleunigung nehmen dünne Gehäuse
10 die thermischen Dehnungen schneller an als massive Rotorscheiben. In einigen Ausführungsformen
kann eine schnelle Reaktion Zeitkonstanten von deutlich unterhalb von 60 Sekunden,
insbesondere unterhalb von 30 Sekunden aufweisen.
[0028] Bei einem Verzögerungsvorgang unterliegen die Bauteile unterschiedlicher thermischer
Trägheit, was zu einer schnellen Verkleinerung der Spaltgröße S führen kann. Dabei
besteht dann die Gefahr des Anlaufens der Laufschaufelspitzen 13 an die Wandung des
Gehäuses 10 oder des Liners 14, z.B. bei einer Wiederbeschleunigung bei noch heißen
Rotorscheiben (hot re-slam). Somit liegt eine Überlagerung von unterschiedlichen mechanischen
(z.B. drehzahlabhängigen) oder thermischen Dynamikeffekten vor; d.h. es gibt schnellere
und langsamere Einflussgrößen.
[0029] Für eine effiziente Einstellung weist das System 1 die modellbasierte Stellvorrichtung
M auf, deren Modell nur Einflussgrößen berücksichtigt, deren zeitabhängiges, Verformungsverhalten
(z.B. mit Zeitkonstanten T
i) langsamer sind als das zeitabhängige Verformungsverhalten des Gehäuses 10 (z.B.
mit der Zeitkonstanten T
Gehäuse) ist. Das Verformungsverhalten bezeichnet hier insbesondere das Dehnungsverhalten
der Bauteile unter Belastung.
[0030] Damit dient das zeitabhängige, Verformungsverhalten des Gehäuses 10 als Referenz
für die dynamischen Vorgänge, die im Modell M berücksichtigt oder eben auch nicht
berücksichtigt werden.
[0031] In einer bestimmten Ausführungsform des Systems 1 mit der modellbasierten Stellvorrichtung
M werden z.B. das thermale Verhalten der Turbinen-Rotorscheiben (d.h. das Material
von der Welle bis zum Fuß der Laufschaufeln 15) und das thermale Verhalten des Gehäuses
10 berücksichtigt. Diese dynamischen Einflussgrößen sind vergleichsweise langsam.
Schnellere Einflüsse, wie z.B. das thermale Verhalten der Laufschaufeln 15, der Einfluss
der Zentrifugalkraft auf die Laufschaufeln 15 oder der Einfluss des Drucks auf das
Gehäuse 10 werden von der modellbasierten Stellvorrichtung M nicht berücksichtigt.
[0032] Die in der modellbasierten Stellvorrichtung M wesentlichen thermalen Einflussgrößen
für die Turbinen-Rotorscheiben und das Gehäuse 10 werden in geeigneter Form mathematischer
Beziehungen (z.B. Differentialgleichung, Differenzengleichung, Übertragungsfunktion)
in der modellbasierten Stellvorrichtung M gespeichert. Dabei ist es das Ziel, mit
der Stellgröße y für das Kühlungssystem 200 den besten Wert für die Spaltgröße S einzustellen.
[0033] Eine Möglichkeit für die Modellierung besteht darin, das zeitliche Verformungsverhalten,
wie z.B. das dynamische Dehnungsverhalten
xi(t) für ein Bauteil
i durch Sprungfunktionen erster Ordnung zu approximieren:

[0034] Dabei können Klassen von Sprungantworten x
i(t) für Bauteile mit schnellen und langsamen Dehnungsverhalten gebildet werden, wobei
die Klasseneinteilung anhand der Zeitkonstanten
Ti geschehen kann. Außerdem wird in dem Modell für die Sprungantwort noch eine Konstante
xi,∞ für den stationären Wert des Dehnungsverhaltens verwendet.
[0035] Die Sprungfunktionen für alle Bauteile
i (z.B. Laufschaufel 15, Segment mit Liner, Gehäuse 10, Rotorscheibe), deren Zeitkonstanten
Ti oberhalb einer bestimmten Grenze liegen, werden für die modellbasierte Stellvorrichtung
M verwendet.
[0036] Zusätzlich zu diesen langsamen Einflussgrößen können noch Werte (berechnet und /
oder gemessen) für die Temperatur, den Druck, die Geschwindigkeit und / oder der Drehzahl
bei der Bestimmung der Stellgröße y verwendet werden. In Fig. 3 wird dies durch eine
zweite Modellkomponente M' dargestellt.
[0037] Eine modellbasierte Stellvorrichtung M, die sich auf die langsameren Einflussgrößen
stützt, ist effizienter als ein Modell, das schnelle und langsame Einflussgrößen gemeinsam
berücksichtigt. Die schnellen Änderungen in den Einflussgrößen können durch das Kühlsystem
200 in der Regel nicht schnell genug kompensiert werden, so dass die ausschließliche
Berücksichtigung der langsameren Einflussgrößen zu einer ruhigeren Einstellung der
Spaltgrößen führt. Die Stellgröße y wird nicht so starken Schwankungen unterworfen.
[0038] In Fig. 3 ist eine Steuerung ohne Rückkopplung dargestellt, d.h. die Werte für die
Spaltgröße S (d.h. der Regelgröße) fließen nicht in die Bestimmung der Stellgröße
y ein. Es ist aber durchaus auch möglich die Spaltgröße S direkt oder über davon abhängige
Größen in die Bestimmung der Stellgröße y einzubeziehen, so dass ein Regelkreis mit
Rückkopplung vorliegt. Die Spaltgröße S würde dann mit dem Sollwert w verknüpft werden.
[0039] In Fig. 4 ist das zeitabhängige Verhalten der unterschiedlichen Bauteile bei variierender
Belastung in schematischer Weise dargestellt. Im oberen Teil ist das Band 20 dargestellt,
in dem sich die innere Wandung des Gehäuses 10 bewegen kann. Im unteren Teil ist das
Band 21 darstellt, in dem sich die Rotorscheibe bewegen kann.
[0040] Die dicke durchgezogene Linie 22 stellt die radialen Änderungen an Laufschaufelspitze
13 dar, die relativ hochfrequent sind. Die tatsächliche Position der inneren Gehäusewandung
23 ist in Fig. 4 durch eine durchgezogene Linie dargestellt.
[0041] Bei minimaler Kühlung (Min TCC) nimmt die Wandung 23 des Gehäuses 10 radial eine
weit außenstehende Position ein. Bei maximaler Kühlung (Max TCC) zieht sich das Gehäuse
10 relativ weit zusammen, so dass der Radius kleiner geworden ist. In diesem Fall
würde der Rotor bei hoher Drehzahl in das Gehäuse eindringen und dieses beschädigen.
[0042] Damit es nicht zum Anlaufen der Laufschaufelspitze 13 in das Gehäuse 10 kommt, muss
die Wandung des Gehäuses 10 so positioniert sein, dass die maximal mögliche Position
der Laufschaufel 14 radial kleiner ist, als die Position des Gehäuses 10, in Fig.
4 die durchgezogene Line 23.
[0043] Durch die in Zusammenhang mit Fig. 3 beschriebene modellbasierte Stellvorrichtung
M werden die thermischen Ausdehnungen der Rotorscheibe und des Gehäuses 10 gemeinsam
berücksichtigt; in einer Ausführungsform auch genau nur diese.
[0044] In Fig. 5 sind die Ausdehnungen der unterschiedlichen Bauteile für zwei unterschiedliche
Lastfälle in schematischer Weise dargestellt. Es geht dabei jeweils um die Ausfüllung
der Spaltgröße im kalten Zustand Sk.
[0045] Im linken Teil der Fig. 5 sind in zwei Balken die Dehnungsanteile der Bauteile dargestellt,
die bei maximaler Leistung, aber jeweils unterschiedlicher Kühlung auftreten.
[0046] Das linke Balkendiagramm zeigt den thermischen Dehnungsanteil der Rotorscheibe D
und den Anteil der Zentrifugalkraft CF bei abgeschalteter Kühlung (0%). Dies bedeutet,
dass das Gehäuse 10 keinen nennenswerten Anteil an der Spaltschließung hat.
[0047] Wird die Kühlung von 0% auf 40% erhöht, was im mittleren Balkendiagramm dargestellt
ist, so wirkt sich die Verformung C des Gehäuses 10 auf die Spaltschließung aus. Somit
setzt sich die Schließung aus drei Anteilen zusammen, nämlich den beiden relativ langsamen
thermische Anteilen der Rotorscheibe D, des Gehäuses C und dem schnellen Anteil CF.
Die langsamen Anteile finden Eingang in den modellbasierten Regler M.
[0048] Der Rest der Spaltschließung bei maximaler Leistung und 40% Kühlung fast dann die
schnellen Anteile Sm zusammen. Dieser Betrag kann einmal ermittelt werden und kann
dann immer wieder verwendet werden, wie dies im Rahmen der Sollwertvorgabe in der
oben beschriebenen (siehe Fig. 3) Ausführungsform der Fall ist.
[0049] Das rechte Balkendiagramm zeigt den Fall mittlerer Leistungsaufnahme, aber höherer
Kühlung (60%). Die langsameren Anteile der Spaltschließung, d.h. der Anteil D der
Rotorscheibe und der Anteil C der Gehäusedehnung entsprechen in der Summe den beiden
Anteilen bei maximaler Leistung, aber geringerer Kühlung im mittleren Balkendiagram.
[0050] Der Anteil CF der zentrifugalen Dehnung ist kleiner, da die Drehzahlen bei mittlerer
Leistung geringer ist. Wenn die Sollwertberechnung mittels der schnellen Dehnungsanteile
bei maximalem Schub erfolgt (mittleres Balkendiagramm), so bleibt im rechten Balkendiagramm
eine kleine Lücke, die als Sicherheitsabstand notwendig ist, wenn von mittlerer Leistung
auf maximale Leistung umgeschaltet wird. Dies zeigt, dass die Sollwertbestimmung im
Sinne der Fig. 3 sinnvoll ist.
Bezugszeichenliste
[0051]
- 1
- System für die aktive Einstellung einer radialen Spaltgröße
- 10
- Gehäuse
- 11
- Kompressorstufe
- 12
- Turbinenstufe
- 13
- Schaufelspitzen
- 14
- Einlaufvorrichtung, Liner
- 15
- Laufschaufel
- 20
- Band der Gehäusepositionen
- 21
- Band der Schaufelspitzenposition
- 22
- Tatsächliche Schaufelspitzenposition
- 23
- Tatsächliche Gehäuseposition
- 100
- Flugzeugtriebwerk
- 101
- Nebenstromkanal
- 102
- Kerntriebwerk
- 103
- Brennkammer
- 200
- Kühlsystem
- 201
- Ventil
- C
- thermischer Dehnungsanteil Gehäuse auf Grund von Kühlung
- CF
- Dehnungsanteil auf Grund von Zentrifugalkräften
- D
- thermischer Dehnungsanteil der Rotorscheibe
- L
- einströmende Luft
- K
- einströmende Kühlluft
- M
- modellbasierte Stellvorrichtung
- S
- Spaltgröße, radial (Einstellgröße, Regelgröße)
- Sk
- Spaltgröße im kalten Zustand
- Sm
- Spaltanteil bei maximalem Schub
- T
- Zeitkonstante
- w
- Sollwert
- y
- Stellgröße
1. System für die aktive Einstellung einer radialen Spaltgröße (S) zwischen einer Schaufelspitze
(13) mindestens einer Kompressorstufe (11) und / oder mindestens einer Turbinenstufe
(12) eines Flugzeugtriebwerks (100) und einem Gehäuse (10), das die mindestens eine
Kompressorstufe (11) und / oder mindestens eine Turbinenstufe (12) umgibt,
gekennzeichnet durch
a) eine modellbasierte Stellvorrichtung (M), wobei die zeitabhängige Spaltgröße (S)
durch die modellbasierte Stellvorrichtung (M) approximierbar ist und bei der nur Einflussgrößen
berücksichtigt werden, deren zeitabhängiges Verformungsverhalten gleich oder langsamer
ist als das zeitabhängige Verformungsverhalten des Gehäuses (10), wobei
b) als Sollwert (w) die Spaltgröße im kalten Zustand (Sk) dient, diese verringert
um mindestens einen vorabgespeicherten Wert eines Spaltanteils (Sm) bestimmt bei maximalem
Schub des Flugzeugtriebwerkes (100), und
c) durch die modellbasierte Stellvorrichtung (M) eine Stellgröße (y) für ein Kühlungssystem
(200) des Gehäuses (10) ermittelbar ist.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die modellbasierte Stellvorrichtung (M) für die Einflussgrößen eine Beziehung für
das thermische Verhalten mindestens einer Rotorscheibe einer Kompressorstufe (11)
und / oder Turbinenstufe (12) und eine Beziehung für das thermische Verhalten des
Gehäuses (10) umfasst.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die modellbasierte Stellvorrichtung (M) für die Einflussgrößen nur Beziehungen für
das thermische Verhalten mindestens einer Rotorscheibe einer Kompressorstufe (11)
und / oder Turbinenstufe (12) und das thermische Verhalten des Gehäuses (10) umfasst.
4. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die modellbasierte Stellvorrichtung (M) das dynamische Verformungsverhalten von Bauteilen
durch Sprungantworten erster Ordnung abbildet.
5. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch h gekennzeichnet, dass der Sollwert (w) der Spaltgröße (S) ausschließlich aus Werten ermittelbar ist, die
unabhängig vom aktuellen Schubzustand des Flugzeugtriebwerks (100) sind.
6. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch h gekennzeichnet, dass der Spaltanteil (Sm) bestimmt bei maximalen Schub in Abhängigkeit des thermischen
Verhaltens einer Schaufel, des Verformungsverhaltens eines Rotors, des thermischen
Verhaltens einer Einlaufvorrichtung und / oder des druckabhängigen Verhaltens des
Gehäuses (10) ermittelt wird.
7. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch h gekennzeichnet, dass das Gehäuse (10) mindestens eine Einlaufvorrichtung, insbesondere einen Liner (14)
oder ein Segment mit einem Liner aufweist.
8. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch h gekennzeichnet, dass berechnete und / oder gemessene Werte für die Temperatur, den Druck, die Geschwindigkeit
und / oder die Drehzahl bei der Bestimmung der Stellgröße (y) verwendet werden.
9. System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch h gekennzeichnet, dass die Spaltgröße (S) bei den Eingangsgrößen der modellbasierten Stellvorrichtung (M)
berücksichtigt wird.
10. Flugzeugtriebwerk mit mindestens einem System nach den Ansprüchen 1 bis 9.