[0001] Die Erfindung betrifft eine Schmiervorrichtung für einen Zylinderliner einer Hubkolbenbrennkraftmaschine,
insbesondere langsam laufender Zweitakt-Grossdieselmotor, ein Schmierverfahren zur
Schmierung eines Zylinderliners, sowie einen Zylinderliner gemäss dem Oberbegriff
des unabhängigen Anspruchs der jeweiligen Kategorie.
[0002] Grossdieselmotoren werden häufig als Antriebsaggregate für Schiffe oder auch im stationären
Betrieb, z.B. zum Antrieb grosser Generatoren zur Erzeugung elektrischer Energie eingesetzt.
Dabei laufen die Motoren in der Regel über beträchtliche Zeiträume im Dauerbetrieb,
was hohe Anforderungen an die Betriebssicherheit und die Verfügbarkeit stellt. Daher
sind für den Betreiber insbesondere lange Wartungsintervalle, geringer Verschleiss
und ein wirtschaftlicher Umgang mit Brenn- und Betriebsstoffen zentrale Kriterien
für den Betrieb der Maschinen. Unter anderem ist das Kolbenlaufverhalten solcher grossbohrigen
langsam laufenden Dieselmotoren ein bestimmender Faktor für die Länge der Wartungsintervalle,
die Verfügbarkeit und über den Schmiermittelverbrauch auch unmittelbar für die Betriebskosten
und damit für die Wirtschaftlichkeit. Damit kommt der komplexen Problematik der Schmierung
von Grossdieselmotoren eine immer grössere Bedeutung zu.
[0003] Bei Grossdieselmotoren, jedoch nicht nur bei diesen, erfolgt die Kolbenschmierung
durch Schmiereinrichtungen im sich hin und her bewegenden Kolben oder in der Zylinderwand,
durch die Schmieröl auf die Lauffläche der Zylinderwand aufgebracht wird, um die Reibung
zwischen Kolben und Lauffläche und damit die Abnützung der Lauffläche und der Kolbenringe
zu minimieren. So liegt heute bei modernen Motoren die Abnutzung der Lauffläche bei
weniger als 0.05 mm bei einer Betriebsdauer von 1000 Stunden. Die Schmiermittelfördermenge
liegt bei solchen Motoren bei ca. 1.3 g/kWh und weniger und soll nicht zuletzt aus
Kostengründen möglichst noch weiter reduziert werden, wobei gleichzeitig der Verschleiss
minimiert werden soll.
[0004] Als Schmiersysteme zur Schmierung der Laufflächen sind ganz verschiedene Lösungen
bekannt, sowohl was die konkrete Ausführung der Schmiereinrichtungen selbst, als auch
was die Verfahren zur Schmierung angeht. So sind Schmiereinrichtungen bekannt, bei
denen das Schmieröl durch mehrere Schmiermittelöffnungen, die in Umfangsrichtung und
/ oder in axialer Richtung in der Zylinderwand verteilt untergebracht sind, auf den
an der Schmiermittelöffnung vorbeilaufenden Kolben aufgebracht werden, wobei das Schmiermittel
durch die Kolbenringe sowohl in Umfangsrichtung als auch in axialer Richtung verteilt
wird. Dadurch, dass das Schmiermittel bei dieser Methode nicht grossflächig auf die
Lauffläche der Zylinderwand, sondern mehr oder weniger punktuell zwischen die Kolbenringe
auf die Seitenflächen des Kolbens aufgebracht wird, ist die Verteilung des Schmieröls
auf der Lauffläche häufig nur ungenügend gewährleistet, was zu überhöhter Hitzeentwicklung
infolge übermässiger Reibung und in letzter Konsequenz lokal zu einem Verschweissen
der Kontaktflächen von Kolben und Lauffläche mit darauf folgendem Materialausbruch,
also zu einem Kolbenfresser führen kann.
[0005] Um eine bessere Verteilung des Schmieröls, d.h. um einen gleichmässigeren Schmierölfilm
auf der Lauffläche zu gewährleisten, wird beispielsweise in der
WO 00/28194 ein Schmiersystem vorgeschlagen, bei welchem das Schmieröl unter hohem Druck mittels
Zerstäubungsdüsen, die in den Zylinderwänden untergebracht sind, im wesentlichen tangential
zur Zylinderwand in die im Brennraum befindliche Spülluft gesprüht wird, wobei das
Schmieröl zu kleinen Partikeln zerstäubt wird. Dadurch wird das zerstäubte Schmieröl
in der Spülluft fein verteilt und durch die Zentrifugalkraft des Dralls, den die Spülluft
und damit auch die fein darin verteilten Schmierölpartikel tragen, gegen die Lauffläche
der Zylinderwand geschleudert. Bei diesem Verfahren wird zwar ein deutlich gleichmässigerer
Schmierölfim auf der Lauffläche erzeugt als bei radialer Schmieröleinspritzung; ein
gravierender Nachteil dieses Verfahrens besteht allerdings darin, dass ein nicht unerheblicher
Teil des eingesetzten Schmieröls mit der Spülluft weggetragen bzw. beim folgenden
Verbrennungstakt mit verbrannt wird. Dadurch entsteht ein unnötig hoher Schmierölverbrauch,
was sich deutlich negativ auf die Betriebskosten auswirkt.
[0006] Bei einem anderen Verfahren sind im sich bewegenden Kolben bevorzugt mehrere Schmiermitteldüsen
untergebracht, so dass das Schmiermittel im wesentliche über die gesamte Höhe der
Lauffläche an beliebigen Stellen aufgebracht werden kann.
[0007] Dabei ist neben der Art und Weise wie das Schmiermittel auf die Lauffläche der Zylinderwand
aufgebracht wird auch die Dosierung des Schmiermittels ein zentraler Punkt. Die pro
Zeit- und Flächeneinheit auf die Lauffläche aufzubringende Menge an Schmiermittel
kann im Betrieb der Hubkolbenbrennkraftmaschine von vielen verschiedenen Parametern
abhängig sein. So spielt beispielsweise die chemische Zusammensetzung des verwendeten
Treibstoffs, insbesondere dessen Schwefelgehalt eine bedeutende Rolle. Neben der Schmierung
des Zylinders, also der Herabsetzung der Reibung zwischen Kolben und Zylinderlauffläche,
genauer zwischen den Kolbenringen und der Lauffläche der Zylinderwand, dient das Schmiermittel
unter anderem auch zur Neutralisation aggressiver Säuren, insbesondere von schwefelhaltigen
Säuren, die beim Verbrennungsvorgang im Brennraum des Motors entstehen. Daher können
je nach verwendetem Treibstoff unterschiedliche Sorten von Schmiermittel zum Einsatz
kommen, die sich unter anderem in ihrer Neutralisationsfähigkeit, für die der sogenannte
BN-Wert des Schmiermittels ein Mass ist, unterscheiden. So kann es von Vorteil sein
bei einem hohem Schwefelgehalt im Brennstoff ein Schmiermittel mit einem höheren BN-Wert
zu verwenden, als bei einem Brennstoff mit einem niedrigeren Schwefelgehalt, weil
ein Schmiermittel mit einem höheren BN-Wert eine stärkere Neutralisationswirkung gegenüber
Säuren aufweist.
[0008] Oft ist es jedoch auch möglich, dass für Treibstoffe unterschiedlicher Qualität die
gleiche Schmiermittelsorte verwendet werden muss. In solchen Fällen kann dann beispielsweise
durch entsprechende Erhöhung oder Erniedrigung der eingesetzten Menge an Schmiermittel
ein höherer oder niedrigerer Säuregehalt in den Verbrennungsprodukten kompensiert
werden.
[0009] Ein weiteres Problem bei der Dosierung der aufzutragenden Schmiermittelmenge stellen
zeitliche und / oder örtliche Schwankungen des Zustands des Schmiermittelfilms, insbesondere
der Dicke des Schmiermittelfilms im Betriebszustand der Hubkolbenbrennkraftmaschine
dar.
[0010] Selbstverständlich kann die notwendige Menge an Schmiermittel beispielsweise auch
von unterschiedlichsten Betriebsparametern, wie der Drehzahl, der Verbrennungstemperatur,
der Motortemperatur, der Kühlleistung zur Kühlung des Motors, der Last und vielen
anderen Betriebsparametern mehr abhängig. So kann es möglich sein, dass bei gegebener
Drehzahl und höherer Last eine andere Menge an Schmiermittel auf die Lauffläche des
Zylinders aufgebracht werden muss, als bei gleicher Drehzahl und niedrigerer Last.
[0011] Des weiteren kann auch der Zustand der Verbrennungsmaschine an sich einen Einfluss
auf die Schmiermittelmenge haben. So ist es beispielsweise bekannt, dass je nach Verschleisszustand
von Zylinderlauffläche, Kolbenringen, Kolben und so weiter die einzusetzende Schmiermittelmenge
stark variieren kann. So ist bei einem Zylinder mit einer neuen, noch nicht eingefahren
Zylinderlauffläche und / oder bei neuen Kolbenringen in der Einlaufphase eine erhöhte
Reibung in gewissem Umfang durchaus erwünscht, damit sich die Gegenlaufpartner, also
z.B. Kolbenringe und Lauffläche, einschleifen und so optimal aufeinander einstellen
können. Das kann unter anderem dadurch erreicht werden, dass in der Einlaufphase eines
Zylinders pauschal mit einer anderen Schmiermittelmenge gearbeitet wird, als bei einem
Zylinder, der bereits eine beachtliche Zahl von Betriebsstunden in Betrieb ist. Daher
ist bei einer Maschine mit mehreren Zylindern die Schmiermittelmenge insbesondere
für jeden Zylinder häufig separat einstellbar.
[0012] Auch wird im allgemeinen die Zylinderlauffläche sowohl in Umfangsrichtung als auch
in Längsrichtung in Abhängigkeit von der Zahl der geleisteten Betriebsstunden unterschiedlich
verschleissen. Das gilt analog beispielsweise auch für die Kolbenringe und die Kolben
selbst.
[0013] Somit muss die Schmiermittelmenge bei einer Hubkolbenbrennkraftmaschine nicht nur
in Abhängigkeit von der Zahl der geleisteten Betriebsstunden eingestellt werden, sondern
die Schmiermittelmenge sollte auch innerhalb ein und desselben Zylinders an unterschiedlichen
Stellen der Lauffläche der Zylinderwand je nach Anforderungen zeitabhängig und örtlich
verschieden dosierbar sein.
[0014] Daher ist es seit langem bekannt in einer Lauffläche eines Zylinders oder im sich
bewegenden Kolben in unterschiedlichen Bereichen Schmiermitteldüsen vorzusehen, die
bevorzugt alle einzeln ansteuerbar sind, so dass die Schmiermittelmenge je nach Anforderung
sowohl zeitlich als auch örtlich flexibel variiert werden kann.
[0015] Um die von einer bestimmten Schmiermitteldüse zu einem bestimmten Zeitpunkt einzubringende
Menge an Schmiermittel zu ermitteln sind verschiedene Verfahren bekannt. In einfachen
Fällen wird die Schmiermittelmenge, eventuell unter Berücksichtigung der Qualität
des verwendeten Treibstoffs und des Schmiermittels selbst, einfach in Abhängigkeit
vom Betriebszustand der Hubkolbenbrennkraftmaschine gesteuert, zum Beispiel als Funktion
der Last oder der Drehzahl, wobei aufgrund von bereits geleisteten Betriebsstunden
auch der Verschleisszustand der Gegenlaufpartner Berücksichtigung finden kann.
[0016] Dabei sind durchaus auch differenziertere Methoden zur Regulierung der Schmiermittelmenge
bekannt. So wird beispielsweise in der
CH 613 495 eine Zylindervorrichtung für eine Kolbenbrennkraftmaschine offenbart, die zur Verhütung
des Fressens von Kolbenringen während des Betriebs abnormale Reibungszustände der
Kolbenringe mittels eines Temperatur- oder Vibrationsfühlers detektiert und beim Auftreten
solcher Störungen die Schmierölmenge, die von einer bestimmten Schmierstelle abgegeben
wird, erhöht. Die
EP 0 652 426 zeigt ein Verfahren, bei welchem durch zyklisches Messen der Temperatur in der Zylinderwand
das Auftreten von Scuffing bzw. Verschleissfressen anhand eines dafür charakteristischen
Temperaturverlaufs erkannt wird und einer entsprechenden Schädigung durch eine automatische
Leistungsreduzierung und / oder durch Erhöhung der Schmiermittelzufuhr entgegengewirkt
wird. Eine weitere bekannte Methode zum frühzeitigen Erkennen von kritischen Betriebszuständen
einer Brennkraftmaschine ist die in der
EP 1 006 271 gezeigt Ultraschallmethode, bei welcher mittels in einem Zylinder angeordneten Ultraschallwandlers
der Gegenlaufpartner mit Ultraschallsignalen beaufschlagt wird und die reflektierten
Echosignale zur Bestimmung des Zustandes des Gegenlaufpartners herangezogen wird.
[0017] Wird beispielsweise bei einer aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtung in
einem bestimmten Zylinder das Auftreten von Kolbenfressen oder Scuffing detektiert,
so wird für diesen Zylinder die Schmiermittelmenge so lange erhöht, bis der detektierte
abnormale Betriebszustand wieder verschwindet und die diesem Zylinder pro Zeiteinheit
zugeführte Schmiermittelmenge wieder reduziert werden kann.
[0018] So unterscheidet der Fachmann den Bereich der sogenannten hydrodynamischen Schmierung,
vom Zustand der Mangelschmierung und der Mischschmierung. Von hydrodynamischer Schmierung
spricht man, wenn sich zwischen den Gegenlaufpartnern, also zum Beispiel zwischen
der Lauffläche einer Zylinderwand und dem Kolbenring eines Kolbens ein Schmiermittelfilm
von solcher Dicke ausgebildet ist, dass die Oberflächen der Gegenlaufpartner durch
den Schmiermittelfilm voneinander wohlgetrennt sind, so dass diese sich nicht berühren.
Einen anderen Grenzfall stellt der sogenannte Zustand der Mischreibung oder Mischschmierung
dar. Im Falle der Mischreibung ist der Schmiermittelfilm zwischen den Gegenlaufpartner,
zumindest teilweise, so dünn, dass sich die Gegenlaufpartner unmittelbar berühren.
In diesem Fall besteht die Gefahr von Scuffing und letztlich der Ausbildung eines
Kolbenfressers. Zwischen diesen beiden Grenzfällen ist die sogenannte Mangelschmierung
angesiedelt. Im Zustand der Mangelschmierung ist der Schmiermittelfilm gerade noch
so dick, dass sich die Gegenlaufpartner nicht mehr berühren; die Schmiermittelmenge
zwischen den Gegenlaufpartnern reicht jedoch nicht aus, dass sich eine hydrodynamische
Schmierung aufbauen könnte. Im Stand der Technik wird sowohl der Zustand der Mischschmierung,
als auch der Mangelschmierung möglichst verhindert. Das heisst, die Dicke des Schmiermittelfilms
wird bevorzugt so gewählt, dass sich ein Zustand der hydrodynamischen Schmierung zwischen
den Gegenlaufpartnern einstellt.
[0019] Der Betrieb im Bereich der hydrodynamischen Schmierung hat natürlich einen entsprechend
hohen Schmiermittelverbrauch zur Folge. Das ist einerseits nicht nur ausgesprochen
unwirtschaftlich, sondern es hat sich überraschenderweise auch gezeigt, dass nicht
nur ein Schmiermittelmangel, sondern auch ein Schmiermittelüberschuss zu Schädigungen
der Gegenlaufpartner im Zylinder führen kann.
[0020] Traditionell wird dabei die gesamte Zylinderlauffläche eines Motors, z.B. die eines
Zweitakt-Grossdieselmotors mit nur einem Typ Öl geschmiert. Damit das verwendete Schmieröl
für alle im Betrieb möglicherweise auftretenden Schmierbedingungen seine Funktion
erfüllen muss, nämlich den Motor vor Schädigungen ausreichend zu schützen, wird ein
Schmierölverwendet, das auch für die extremsten im Brennraumbereich zu erwartenden
Situationen optimiert wurde. Es liegt auf der Hand, dassein solches Schmieröl wesentlich
teurer ist als ein Schmieröl, das für weniger extreme Situationen ausgelegt ist, also
z.B. weniger teure Additive enthält. Die Optimierung des Schmieröls auf die am extremsten
zu erwartenden Bedingungen führt somit zwangsläufig zu sehr hohen Kosten, im Prinzip
unnötig hohen Kosten für das Schmieröl.
[0021] Dazu kommt, dass die Motoren immer komplexer werden. So werden am Markt auch im Grossdieselmotor
Sektor neben den klassischen Zweitakt-Grossdieselmotoren, die z.B. Schweröl oder Dieselöl
verbrennen, neben reinen Gasmotoren zunehmend auch sogenannte Dual-Fuel Motoren nachgefragt,
die gleichzeitig oder alternativ flüssige und / oder gasförmige Treibstoffe verbrennen
können, also z.B. gleichzeitig und / oder alternativ Dieselöl und / oder Schweröl
und / oder Gas wie Erdgas, Methan oder anderes Gas verbrennen können.
[0022] Die damit einhergehende im komplexer werdende Motorentechnik stellt dementsprechend
auch immer komplexere Anforderungen an das zu verwendende Schmieröl. Aber auch an
sich ständig verschärfende Emissionsvorschriften oder z.B. aber auch an immer schärfere
Partikelgesetze werden die Zylinderschmierung in Zukunft immer komplexere Anforderungen
stellen.
[0023] Bei den heute aus dem Stand der Technik bekannten Zweitakt-Grossdieselmotoren sind
typischerweise bei ca. 20 - 30% des Kolbenhubes, gemessen vom oberen Totpunkt OT des
Kolbens, meist mehrere, in Umfangsrichtung verteilte Schmieröldüsen vorgesehen, über
welche das Schmieröl in die Zylinderliner bzw. auf die Lauffläche der Zylinderliner
aufbringbar ist. Zum Teil werden dabei auch Schmieröldüsen an zwei verschiedenen Niveaus
vorgesehen. Die Schmieröldüsen des oberen Niveaus befinden sich dabei z.B. im Bereich
von ca. 10% des Kolbenhubes gemessen von OT, während die Schmieröldüsen des unteren
Niveaus bei ca. 30% des Kolbenhubes gemessen von OT angeordnet sind. Beiden Niveaus
wird dabei wie oben erwähnt dasselbe sehr hochwertige und teure Schmieröl zugeführt.
[0024] Korrosiver Verschleiss findet dabei dominant hauptsächlich im Bereich des oberen
Totpunkts OT statt. Dort ist die Lauffläche der Zylinderliner nämlich den konzentrierten
Verbrennungsgasen ausgesetzt. Andererseits lastet aber auch der höchste Druck auf
den Kolbenringen und die geringe Geschwindigkeit der Kolbenringe lässt hier nur schwer
oder gar keinen zuverlässigen Aufbau eines Schmierölfilms zu. In den tieferen Regionen
von OT her gemessen nehmen dagegen erfahrungsgemäss Verschleiss und auch die korrosiven
Angriffe auf die Graugusslauffläche der Zylinderliner eher ab.
[0025] Die Anforderungen an das Schmier- und Neutralisationsmittel im Schmieröl sind also
vielfältig. Somit ist es bis heute letztlich so, dass die Schmierung eines Zylinderliners,
insbesondere bei einem Zweitakt-Grossdieselmotor, ganz gleich ob klassischer Dieselmotor,
reiner Gasmotor oder Dual-Fuel-Motor bis heute immer nur ein Kompromiss ist, der zudem
wie oben erläutert durch die Verwendung von qualitativ sehr hochwertigem Schmieröl
auch noch teuer erkauft werden muss. Nämlich durch ein Schmieröl, welches für die
kritischsten Situationen im Zylinderliner ausgelegt, aber zur Schmierung der ganzen
Lauffläche verwendet werden muss, also auch dort, wo keine sehr hohen Anforderungen
an die Qualität des Schmieröls gestellt sind. Dabei verschärft der Trend zu sehr langhubigen
Motoren mit immer höheren Zünddrücken die angesprochenen Probleme noch zusätzlich.
[0026] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher eine verbesserte Vorrichtung und ein verbessertes
Verfahren zum Schmieren einer Hubkolbenbrennkraftmaschine vorzuschlagen, wodurch die
aus dem Stand der Technik bekannten oben angesprochenen Probleme vermieden werden
und den immer komplexeren Anforderungen an die Zylinderschmierung auch zukünftig Rechnung
getragen werden kann. Dabei soll durch die Erfindung die Schmierung in jedwedem Typ
von Motor, also z.B. sowohl in klassischen Diesel oder Schwerölbetriebenen Motoren,
als auch in reinen Gasmotoren und insbesondere auch in den modernen Dual-Fuel Motoren
nicht nur entscheidend verbessert werden, sondern letztlich auch die Kosten für die
Schmierung der Laufflächen der Zylinderliner deutlich reduziert werden.
[0027] Die diese Aufgaben in apparativer und verfahrenstechnischer Hinsicht lösenden Gegenstände
der Erfindung sind durch die Merkmale des unabhängigen Anspruchs der jeweiligen Kategorie
gekennzeichnet.
[0028] Die abhängigen Ansprüche beziehen sich auf besonders vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung.
[0029] Die Erfindung betrifft somit eine Schmiervorrichtung für einen Zylinderliner einer
Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere langsam laufender Zweitakt-Grossdieselmotor,
in welchem Zylinderliner ein Kolben entlang einer Längsachse zwischen einem unteren
Totpunkt und einem oberen Totpunkt an einer Lauffläche einer Zylinderwand hin- und
her bewegbar anordenbar ist, wobei eine erste Schmiermittelöffnung der Schmiervorrichtung
derart in einem ersten axialen Abstand vom oberen Totpunkt in der Zylinderwand vorgesehen
ist, dass im Betriebszustand ein erstes Schmiermittel mittels der ersten Schmiermittelöffnung
in den Zylinderliner einbringbar ist und die Schmiervorrichtung eine zweite Schmiermittelöffnung
umfasst, die in einem zweiten axialen Abstand vom oberen Totpunkt derart in der Zylinderwand
vorgesehen ist, dass im Betriebszustand ein zweites Schmiermittel mittels der zweiten
Schmiermittelöffnung in den Zylinderliner einbringbar ist. Erfindungsgemäss ist das
durch einen Schmiermittelvorrat der Schmiervorrichtung an der zweiten Schmiermittelöffnung
im Betriebszustand bereitgestellte zweite Schmiermittel verschieden von dem an der
ersten Schmiermittelöffnung bereitgestellten ersten Schmiermittel.
[0030] Der Erfindung liegt die wesentliche Erkenntnis zugrunde, dass zum Erreichen eines
optimalen Betriebszustands der Hubkolbenbrennkraftmaschine ein Zustandsparameter,
im Speziellen der BN-Wert des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche des Zylinders,
bevorzugt lokal optimiert werden sollte.
[0031] Das heisst, primär entscheidend ist nicht wie früher davon ausgegangen wurde, die
zugeführte Menge an Schmiermittel als solches oder zum Beispiel nur die aktuelle bzw.
lokale Dicke des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche des Zylinders zu optimieren,
sondern es hat sich durch die vorliegende Erfindung erstmals gezeigt, dass der BN-Wert
des Schmiermittels und damit des Schmiermittelfilms auf der Zylinderlauffläche in
Anhängigkeit vom Abstand vom oberen Totpunkt des Kolbens auf der Zylinderlauffläche,
je nach Betriebszustand bzw. je nach Typ der Hubkolbenbrennkraftmaschine, lokal zu
optimieren ist. Dabei wird bevorzugt ein Sollwert für einen Zustandsparameter, der
unter anderem vom Betriebszustand der Brennkraftmaschine, den Eigenschaften der verwendeten
Betriebsmittel wie Treibstoff usw. abhängen kann, zur Optimierung des BN-Wertes herangezogen.
[0032] Die Erfindung stellt daher ein Schmierkonzept bereit, bei welchem entlang der Lauffläche
eines Zylinders einer Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere eines Zweitakt-Motors,
unterschiedliche Typen von Schmierstoffen vorgesehen werden. Beispielweise im Bereich
des oberen Totpunktes einen Schmierstoff mit hoher Additivierung und sehr hoher thermischen
Stabilität, z.B. ein BN160, SAE 80 Öl mit 0.2g/kWh Schmiermenge. Für Gasmotoren kann
beispielweise ein spezielles Schmiermittel eingebracht werden, das unter Umständen
die nicht vorhandene Schmierwirkung der Russpartikel ergänzt oder weniger Ablagerungen
verursacht welche Frühzündungen verursachen könnten.
[0033] Im Bereich der höheren Kolbengeschwindigkeit könnte ein günstigeres niedriger viskoses
Schmieröl eingespritzt werden mit angepasster Additivierung, wie z.B. ein BN 70, SAE50
Öl und 0.4g/kWh Schmiermenge. Diese Schmierstoffe könnten im Speziellen auch komplett
unterschiedlicher Natur sein. Sie können aber auch beispielweise aus einem günstigen
Basis Zylinder Öl wie z.B aus einem BN70 durch Zugabe von Additiven und anderen Stoffen
verändertwerden, um ein z.B. ein BN160 zu erhalten.
[0034] Die Schmierniveaus können auch im Besonderen nur bei Bedarf zugeschaltet werden,
um beispielweise das Umschalten in und aus den "Emission Control Area" (ECA) Gebieten,
in welchen auf See z.B. besondere Abgasvorschriften für Schiffe gelten, so einfach
wie möglich für die Besatzung zu gestallten.
[0035] Zusammengefasst ist es das Ziel der vorliegenden Erfindung, die Schmierung einer
Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere langsam laufender Zweittakt-Grossdieselmotor,
mit jeweils den Anforderungen gerechten Schmiermitteln zu optimieren und dadurch die
Betriebskosten bei gleichzeitig gesteigerter Zuverlässigkeit und reduzierten Wartungsintervallen
also bei höheren Standzeiten zu reduzieren.
[0036] Gemäss der vorliegenden Erfindung können dem Motor anstelle von nur einem Schmier-
und / oder Neutralisationsmittel, über den Hub verteilt, mehrere Schmiermittel, die
für die vorherrschenden Zustände optimiert wurden, zugeführt werden. Im Bereich des
oberen Totpunkts beispielweise ein Schmiermittel, das extremen Temperaturen, Drücken
und Schwefelsäure Korrosion trotzen kann, und im tieferen Bereich, weiter entfernt
vom oberen Totpunkt, ein für die vorherrschende Kolbengeschwindigkeit optimiertes
Schmiermittel, das die Kolbenringe sicher auf der Lauffläche aufschwimmen lässt.
[0037] Oder im Bereich der Spühlschlitze ein Schmiermittel, das nicht abtropft und die Kolbenringe
im Mischreibungsbereich nicht mit der Lauffläche in Berührung kommen lässt. Diese
Mittel müssten also auf diversen Niveaus in den Zylinder eingebracht werden. Möglich
sind bevorzugt zwei bis drei, oder auch mehr unterschiedliche Niveaus für die Schmiermittelöffnungen.
Dazu können an sich bekannte Düsen oder Fördervorrichtungen verwendetwerden.
[0038] Bevorzugt werden Schmieröl Fördervorrichtungen verwendet, mit welchen flexibel die
verschiedenen Einspritzniveaus zu- bzw. abgeschaltet werden können. Besonders vorteilhaft
braucht ein Zylinder nur eine Schmiermittel Pumpe welche mehrere Schmiermittel fördern
kann und dieunabhängig voneinander gefördert werden können. Die Verteilung auf der
Lauffläche des Zylinderliners kann durch ebenfalls an sich bekannte Nutenformen oder
entsprechend profilierte Kolbenringe erfolgen.
[0039] Der Einspritzzeitpunkt der unteren Niveaus kann zum Beispiel aber nicht notwendig
bei noch geöffnetem Auspuffventil, der der oberen Niveaus bei geschlossenem Ventil
erfolgen. Im Bereich des oberen Totpunkts kann das Schmiermittel z.B. vor oder in
das Kolbenringpaket gespritzt werden. Die unteren Niveaus könnten das Schmiermittel
oberhalb, direkt in das Ringpacket, aber auch unterhalb des Kolbens spritzen.
[0040] Auch ist es möglich, in ECA Gebieten, in welchen z.B. Brennstoffe mit sehr tiefem
Schwefel Gehalt bevorzugt verwendet werden, ein zweites Niveau alleine mit Schmieröl
zu versorgen und beim Umschalten auf Schweröl mit höherem Schwefelgehalt das oberste
Niveau zuschalten. Weiter kann bei speziellen Motorbelastungen oder Zuschalten von
Abgasnachbehandlungs- Systemen oder Abgas Bypass Ventilen dem obersten Niveau eine
höhere Menge zugeführt werden. Für sehr tiefe Lastbereiche kann auch nur z.B. das
zweitoberste Niveau zur Schmierung der Zylinderlauffläche verwendet werden. Ein solche
"Multi Lube" Schmiervorrichtung gemäss der vorliegenden Erfindung bietet somit viele
neue Möglichkeiten, die Zylinderliner mit der kleinsten nötigen Schmiermittelmenge
bei einem exakt abgestimmten BN-Wert zu betrieben. Und das bei massiv verbesserter
Zuverlässigkeit.
[0041] Wie dem Fachmann wohlbekannt, ist das Schmier- und Neutralisationsmittel heute traditionell
ein Schmieröl mit einem fixen BN Gehalt. In manchen Fällen lässt sich auch ein Basis
System Öl mit sehr tiefem von z.B. BN 5-10 und SAE30 Wert verwenden unddieses mittels
Additiven auf einen höheren BN Wert verändern. Ebenfalls ist es bekannt, BN Werte
von BN100 Ölen durch Zumischung von System Öl zu reduziert.
[0042] Weil das Mitführen von mehreren Schmierölen an Bord oftmals nicht einfach zu bewerkstelligen
ist, kann beispielweise das vorhandene Zylinder Öl_(nicht System Öl) auch mittels
Zugabe von entsprechenden Additiven_auf ein höheres BN- und / oder Viskositätsniveau
gebracht werden, in der Regel jedoch nicht umgekehrt.
[0043] So ist es möglich, für das Schmierniveau im Bereich des oberen Totpunkts, wo der
Kolben eine Geschwindigkeit von z.B. zwischen 0 - 2m/s aufweist ein Schmiermittel
zu verwenden, dass einen sehr hohen BN Wert aufweist, z.B. zwischen 70 - 250 aber
auch eine hohe Viskosität zwischen SAE 50 und 180, bei Schmiermengen dieses sicherlich
teureren Produktes von z.B. 0.1 - 0.6g/kWh. Auch können die unteren Schmierniveaus
mit Zylinder Ölen mit BN Werten zwischen 15 - 100 abhängig von der Treibstoff Qualität
versorgt werden. Diese Niveaus können bevorzugt in einem Bereich mit Kolbengeschwindigkeit
von ca. 2-15m/s platziert werden. Bei Verwendung eines günstigeren Schmieröles können
auch Schmierölmengen von z.B. 0.2 - 0.9g/kWh in der Praxis akzeptiert werden.
[0044] Auch ist es möglich, dass gemäss der sogenannten "Stribeck Kurve" ein erster Schmierstoff
für einen ersten Bereich mit Haftreibung bis Grenzreibung, ein zweiter Schmierstoff
für einen zweiten Bereich mit Mischreibung und ein dritter Schmierstoff für einen
dritten Bereich mit Flüssigkeitsreibung verwendet wird. Mischformen sind natürlich
auch möglich.
[0045] In speziellen Fällen ist es sogar vorstellbar, dass im Bereich des Zünd OT's, also
im Bereich des oberen Totpunkts wor die Zündung des Brennstoffs einsetzt, anstelle
von klassischem Schmieröl alternative Stoffe auf die Lauffläche zu fördern. Beispielweise
Stoffe, die der Korrosion aber auch dem Anfressen der Kolbenringe bei höchsten Drücken
und Temperaturen entgegenwirken. Denkbar sind hier z.B. trockene Stoffe oder pastenförmige
Stoffe, die bei höheren Temperaturen flüssig und damit förderbar werden.
[0046] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist die zweite Schmiermittelöffnung im Bereich
von Spülschlitzen des Zylinderliners angeordnet, wobei in der Praxis eine dritte Schmiermittelöffnung
in Bezug auf die Längsachse zwischen der ersten Schmiermittelöffnung und der zweiten
Schmiermittelöffnung in der Zylinderwand vorgesehen sein kann.
[0047] Dabei kann zum Beispiel ein durch den Schmiermittelvorrat der Schmiervorrichtung
an der dritten Schmiermittelöffnung im Betriebszustand bereitgestelltes drittes Schmiermittel
verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung bereitgestellten ersten Schmiermittel
und / oder verschieden von dem an der zweiten Schmiermittelöffnung bereitgestellten
zweiten Schmiermittel sein. Dabei ist in der Praxis häufig mindestens eine Schmiermittelpumpe
zur Förderung des ersten Schmiermittels und / oder des zweiten Schmiermittels und
/ oder des dritten Schmiermittels vorgesehen, wobei besonders bevorzugt mindestens
zwei verschiedene Schmiermittel, bevorzugt alle verwendeten Schmiermittel durch ein
und dieselbe Schmiermittelpumpe förderbar sind.
[0048] In einem für die Praxis wichtigen Ausführungsbeispiel ist mittels einer Ansteuereinheit
die Zufuhr des ersten Schmiermittels zur ersten Schmiermittelöffnung und / oder die
Zufuhr des zweiten Schmiermittels zur zweiten Schmiermittelöffnung und / oder die
Zufuhr des dritten Schmiermittels zur dritten Schmiermittelöffnung, im Speziellen
unter Verwendung von geeigneten Sensoren, Betriebszuständen und / oder durch Verwendung
von "Look-Up Tabellen" in an sich bekannter Weise steuer- und / oder regelbar.
[0049] Das heisst, eine erfindungsgemässe Schmiervorrichtung kann einen geeigneten Sensor,
der z.B. die Messung einer charakteristischen Kenngrösse des Schmiermittelfilms auf
der Lauffläche der Zylinderwand gestattet, umfassen, so dass mit Hilfe einer Ansteuereinheit
die meist als Schmiermitteldüsen ausgestalteten Schmiermittelöffnungen derart angesteuert
werden können, dass der Zustandsparameter des Schmiermittelfilms, insbesondere der
BN-Wert des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche optimierbar ist.
[0050] Dabei kann der Zustand des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche der Zylinderwand
durch unterschiedliche Parameter bestimmt sein. So kann die charakteristische Kenngrösse
neben dem BN-Wert unter anderem die Dicke des Schmiermittelfilms und / oder die Temperatur
und / oder die Viskosität und / oder der Wassergehalt und / oder der Säuregehalt des
Schmiermittelfilms sein und somit den Ist-Zustand des Schmiermittelfilms bestimmen.
Daher kann durch Messung von einer oder mehrerer dieser charakteristischen Kenngrössen
der Zustand des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche der Zylinderwand bestimmt werden.
[0051] Während bei den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren die zugeführte Schmiermittelmenge
beim Auftreten von erhöhter Reibung zwischen den Gegenlaufpartnern im Zylinder, z.B.
beim Auftreten von Scuffing, zur Verbesserung der Reibeigenschaften einfach erhöht
wird, wird bei dem erfindungsgemässen Verfahren die Zufuhr durch die Schmiermitteldüse
derart gesteuert und / oder geregelt, dass sich ein optimaler Wert des BN-Werts des
Schmiermittelfilms einstellt, wodurch die tribologischen Laufeigenschaften optimiert
werden. Selbstverständlich kann der Zustandsparameter ausser dem BN-Wert auch die
Dicke des Schmiermittelfilms und / oder die Temperatur und / oder die Viskosität und
/ oder der Wassergehalt und / oder der Säuregehalt des Schmiermittelfilms sein.
[0052] Daher ist es gemäss der vorliegenden Erfindung auch möglich, dass neben dem BN-Wert
entweder nur einer dieser Zustandsparameter optimiert wird, oder zwei oder mehrere
dieser Zustandsparameter gleichzeitig optimiert werden.
[0053] Insbesondere ist weder die Liste der zuvor genannten Kenngrössen noch die Liste der
genannten Zustandsparameter abschliessend zu verstehen. Auch andere Eigenschaften
des Schmiermittelfilms können vorteilhaft als charakteristische Kenngrössen des Schmiermittelfilms
herangezogen werden und entsprechend als Zustandsparameter optimiert werden. Es versteht
sich darüber hinaus, dass zur Optimierung eines bestimmten Zustandsparameters, insbesondere
zur Optimierung des BN Wertes oder der Dicke des Schmiermittelfilms auf der Lauffläche
der Zylinderwand, unter Heranziehung jeder geeigneten Kenngrösse erfolgen kann.
[0054] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Schmierverfahren zur Schmierung eines Zylinderliners
mittels einer Schmiervorrichtung einer Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere langsam
laufender Zweitakt-Grossdieselmotor, in welchem Zylinderliner ein Kolben entlang einer
Längsachse zwischen einem unteren Totpunkt und einem oberen Totpunkt an einer Lauffläche
hin- und her bewegt wird. Dabei ist eine erste Schmiermittelöffnung der Schmiervorrichtung
in einem ersten axialen Abstand vom oberen Totpunkt in einer Zylinderwand vorgesehen
und ein erstes Schmiermittel wird mittels der ersten Schmiermittelöffnung in den Zylinderliner
eingebracht, wobei die Schmiervorrichtung eine zweite Schmiermittelöffnung umfasst,
die in einem zweiten axialen Abstand vom oberen Totpunkt in der Zylinderwand vorgesehen
ist und ein zweites Schmiermittel mittels der zweiten Schmiermittelöffnung in den
Zylinderliner eingebracht wird. Gemäss der vorliegenden Erfindung wird das durch einen
Schmiermittelvorrat der Schmiervorrichtung an der zweiten Schmiermittelöffnung bereitgestellte
zweite Schmiermittel verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung bereitgestellten
ersten Schmiermittel gewählt.
[0055] Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist die zweite Schmiermittelöffnung im
Bereich von Spülschlitzen des Zylinderliners angeordnet ist, wobei eine dritte Schmiermittelöffnung
in Bezug auf die Längsachse zwischen der ersten Schmiermittelöffnung und der zweiten
Schmiermittelöffnung in der Zylinderwand vorgesehen sein kann.
[0056] Dabei kann durch den Schmiermittelvorrat der Schmiervorrichtung an der dritten Schmiermittelöffnung
ein drittes Schmiermittel bereitgestellt wird, das verschieden von dem an der ersten
Schmiermittelöffnung bereitgestellten ersten Schmiermittel und / oder verschieden
von dem an der zweiten Schmiermittelöffnung bereitgestellten zweiten Schmiermittel
ist, und / oder wobei das erste Schmiermittel und / oder des zweite Schmiermittel
und / oder das dritte Schmiermittel durch mindestens eine Schmiermittelpumpe gefördert
wird, wobei vorteilhaft mindestens zwei verschiedene Schmiermittel, im Speziellen
alle verwendeten Schmiermittel durch ein und dieselbe Schmiermittelpumpe gefördert
werden.
[0057] Bei einem für die Praxis besonders wichtigen Ausführungsbeispiel kann mittels einer
Ansteuereinheit die Zufuhr des ersten Schmiermittels zur ersten Schmiermittelöffnung
und / oder die Zufuhr des zweiten Schmiermittels zur zweiten Schmiermittelöffnung
und / oder die Zufuhr des dritten Schmiermittels zur dritten Schmiermittelöffnung
gesteuert- und / oder geregelt werden.
[0058] Dabei kann beispielsweise ein Istwert eines Zustandsparameters, insbesondere in an
sich bekannter Weise mittels eines Sensors erfasst werden und / oder ein Sollwert
eines Zustandsparameters in Abhängigkeit von einem Betriebsparametern der Hubkolbenbrennkraftmaschine,
insbesondere in Abhängigkeit von einer Drehzahl und / oder einer Last und / oder einer
Zylindertemperatur und / oder eines anderen Betriebsparameters und / oder in Abhängigkeit
von einer Zusammensetzung eines Brennstoffs, des Schmiermittels und / oder anderer
Betriebsstoffe, insbesondere mit Hilfe einer Lookup-Table, die im Speziellen in Form
eines mehrdimensionalen Datenfeldes vorliegt, bestimmt werden. Dabei ist der Zustandsparameter
besonders bevorzugt ein BN-Wert eines Schmiermittelfilms auf den zum Beispiel ein
vorgegebener Sollwert, im Speziellen lokal optimiert wird.
[0059] Der Sensor kann beispielweise im Kolben und / oder in einem Kolbenring und / oder
in der Zylinderwand und / oder in einem Zylinderdeckel des Zylinderliners und / oder
in einem anderen Bauteil der Hubkolbenbrennkraftmaschine angeordnet sein.
[0060] Bei einem für die Praxis immer wichtiger werdenden Ausführungsbeispiel wird der ersten
Schmiermittelöffnung und / oder der zweiten Schmiermittelöffnung und / oder der dritten
Schmiermittelöffnung das Schmiermittel nach einem vorgegebenen Schema zugeführt oder
nicht zugeführt wird, insbesondere in Abhängigkeit von einer aktuell einzuhaltenden
Umweltschutzvorschrift zugeführt oder nicht zugeführt wird.
[0061] Das erfindungsgemässe Verfahren kann dabei eine oder mehrere der charakteristischen
Kenngrössen, wie den BN-Wert oder zum Beispiel die tatsächliche Dicke des Schmiermittelfilms
berücksichtigen und kann durch geeignete Steuerung der Schmiermittelzufuhr einen oder
mehrere Zustandsparameter, z.B. den BN-Wert oder die optimale Dicke des Schmiermittelfilms
einregeln.
[0062] Dadurch wird nicht nur die Schmierung optimiert, sondern der Schmiermittelverbrauch
wird darüber hinaus automatisch bei gleichzeitiger Optimierung der Laufeigenschaften
minimiert.
[0063] Bevorzugt wird dabei der Zustandsparameter, insbesondere der BN-Wert oder die Dicke
des Schmiermittelfilms lokal optimiert. Dazu können, zum Beispiel in der Zylinderwand
oder im Kolben der Hubkolbenbrennkraftmaschine, eine oder mehrere, meist in Form von
Schmiermitteldüsen ausgestaltete Schmierölöffnungen vorgesehen sein, die entweder
einzeln oder in Gruppen durch die Ansteuereinheit angesteuert werden und vorteilhaft
an verschiedenen Positionen sowohl in Umfangsrichtung als auch in axialer Richtung
über die Zylinderwand verteilt oder sogar im sich bewegenden Kolben vorgesehen sein
können.
[0064] Somit kann insbesondere in ein und demselben Zylinder an einem und / oder verschiedenen
Orten der Lauffläche zur gleichen Zeit und / oder zu verschiedenen Zeiten durch zwei
oder mehr verschiedene Schmiermitteldüsen jeweils verschiedene Schmiermittel oder
jeweils eine unterschiedliche Menge an Schmiermittel zugeführt werden, so dass unabhängig
voneinander an verschiedenen Orten auf der Lauffläche der Zylinderwand der Schmiermittelfilm
bzw. ein Zustandsparameter optimiert wird. Insbesondere kann durch geeignete Wahl
des Zeitpunktes und / oder des Ortes der Schmiermittelzufuhr das Schmiermittel beispielsweise
in Laufrichtung des Kolbens auf der Lauffläche des Zylinderliners besser verteilt
werden, indem das Schmiermittel kurz bevor oder genau wenn der Kolben eine bestimmte
Schmiermitteldüse passiert, durch diese bestimmte Schmiermitteldüse zugeführt wird.
Das heisst, je nach Bewegung des Kolbens in Richtung zum oberen Totpunkt oder davon
weg ist so das Schmiermittel auf der Lauffläche des Zylinders in der jeweiligen Richtung
optimal verteilbar und der BN-Wert optimal einstellbar.
[0065] Schliesslich betrifft die Erfindung auch einen Zylinderliner für eine Hubkolbenbrennkraftmaschine,
insbesondere langsam laufender Zweitakt-Grossdieselmotor, im Speziellen Dieselmotor
oder Gasmotor oder Dula-Fuel Motor mit einer Schmiervorrichtung gemäss der vorliegenden
Erfindung bzw. ist betreibbar gemäss einem Schmierverfahren der Erfindung.
[0066] Die Erfindung wird im Folgenden an Hand der schematischen Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Zylinderliner mit einer erfindungsgemässen Schmiervorrichtung;
- Fig. 2
- schematisch ein erfindungsgemässes Schmierverfahren unter Verwendung einer Lookup-Table;
- Fig. 2a
- eine Lookup-Table zur Ermittlung eines Sollwerts für den BN-Wert oder anderer Betriebsparameter
des Schmiermittelfilms;
- Fig. 3
- mehrerer in Umfangsrichtung verteilte Schmiermitteldüsen.
[0067] In Fig. 1 ist schematisch ein Zylinderliner 4 eines Zweitakt-Grossdieselmotors mit
einer erfindungsgemässen Schmiervorrichtung 1 im Schnitt dargestellt. Der Zweitakt-Grossdieselmotor
der Fig. 1 umfasst eine Mehrzahl von Zylinderlinern 4, wobei aus Gründen der Übersichtlichkeit
exemplarisch nur ein Zylinderliner 4 dargestellt ist. Der Zylinderliner 4 umfasst
eine Zylinderwand 3, die einen Innenraum 43 des Zylinders 4 in an sich bekannter Weise
in Umfangsrichtung begrenzt. Innerhalb des Zylinderliners 4 ist ein Kolben 5 vorgesehen,
der bezüglich einer Längsachse A des Zylinderliners 4 entlang einer Lauffläche 2 an
der Zylinderwand 3 hin- und herbewegbar angeordnet ist. Die Lauffläche 2 ist auf einer
inneren Oberfläche 42 der Zylinderwand 3 vorgesehen. In der Zylinderwand 3 ist eine
erste Schmiermittelöffnung 61, eine zweite Schmiermittelöffnung 62 und eine dritte
Schmiermittelöffnung angeordnet, die von einer Dosiereinrichtung 6 in an sich bekannter
Weise mit Schmiermittel 7 gespeist werden, so dass im Betriebszustand ein Schmiermittelfilm
auf die Lauffläche 2 der Zylinderwand 3 aufgebracht werden kann.
[0068] Weiterhin ist eine Sensoreinrichtung 8 mit einer Ansteuereinheit 81 vorgesehen, und
die Ansteuereinheit 81 steht mit der Dosiereinrichtung 6 eines Schmiermittelvorrats
60 und einem Sensor 82 in Verbindung, welcher Ssensor 82 im Betriebszustand mit dem
Innenraum 43 des Zylinders 4 messtechnisch kommunizierend in Verbindung steht und
derart mit der Dosiereinrichtung 6 signalverbunden ist, dass im Betriebszustand in
Bezug auf die Längsachse A des Zylinderliners 4 eine Position X des Kolbens 5 mittels
des Positionssensors 82 detektierbar ist, und das Schmiermittel 7 in Abhängigkeit
von der detektierten Position X des Kolbens 5 durch die Schmiermitteldüse 61 in den
Zylinder 3 einbringbar ist. In einem anderen Ausführungsbeispiel sind in axialer Höhe
und / oder in Umfangsrichtung weitere Sensoren vorgesehen, die ebenfalls Positionssensoren
sein können aber im Speziellen Sensoren sind, mit welchen ein Zustandsparameter des
Schmiermittelfilms, insbesondere der BN-Wert des Schmiermittelfilms 41 bestimmt werden
kann.
[0069] Die Ansteuereinheit 81 umfasst dabei bevorzugt eine hier nicht explizit dargestellte
Datenverarbeitungsanlage, mit welcher die Signale des Sensors 82 ausgewertet werden
können, so dass die Schmiermitteldüsen 61, 63, 62 derart angesteuerbar sind, dass
das Schmiermittel 7 zu einem optimalen Zeitpunkt und in optimaler chemischer Zusammensetzung,
also z.B. mit einem optimalen BN-Wert in den Zylinderliner 4 einbringbar ist. Im speziellen
Beispiel der Fig. 1 ist die Schmiervorrichtung 1 so ausgestaltet und wird so betrieben,
dass das Schmiermittel auf das Kolbenhemd des Kolbens 5, bevorzugt in die Kolbenringpackung
gespritzt wird. In einem anderen Ausführungsbeispiel kann die Einspritzung des Schmieröls
auch bei einem anderen Kurbelwinkel erfolgen.
[0070] Dabei ist die erste Schmiermittelöffnung 61 der Schmiervorrichtung 1 derart in einem
ersten axialen Abstand X1 vom oberen Totpunkt OT in der Zylinderwand 3 vorgesehen,
dass im Betriebszustand ein erstes Schmiermittel mittels der ersten Schmiermittelöffnung
61 in den Zylinderliner 4 einbringbar ist. Dabei umfasst die Schmiervorrichtung 1
eine zweite Schmiermittelöffnung 62, die in einem zweiten axialen Abstand X2 vom oberen
Totpunkt OT derart in der Zylinderwand 3 vorgesehen ist, dass im Betriebszustand ein
zweites Schmiermittel mittels der zweiten Schmiermittelöffnung 2 in den Zylinderliner
4 einbringbar ist. Gemäss der Erfindung ist das durch den Schmiermittelvorrat 60 der
Schmiervorrichtung 1 an der zweiten Schmiermittelöffnung 62 im Betriebszustand bereitgestellte
zweite Schmiermittel verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung 61 bereitgestellten
ersten Schmiermittel.
[0071] Im speziellen Ausführungsbeispiel der Fig. 1 ist die zweite Schmiermittelöffnung
62 im Bereich von Spülschlitzen 40 des Zylinderliners 4 angeordnet, wobei eine dritte
Schmiermittelöffnung 63 in Bezug auf die Längsachse A zwischen der ersten Schmiermittelöffnung
61 und der zweiten Schmiermittelöffnung 62 in der Zylinderwand 3 vorgesehen ist.
[0072] Das durch den Schmiermittelvorrat 60 der Schmiervorrichtung 1 an der dritten Schmiermittelöffnung
63 bereitgestellte dritte Schmiermittel ist dabei verschieden von dem an der ersten
Schmiermittelöffnung 61 bereitgestellten ersten Schmiermittel und / oder verschieden
von dem an der zweiten Schmiermittelöffnung 62 bereitgestellten zweiten Schmiermittel.
Das über die zweite Schmiermittelöffnung 62 bereitgestellte zweite Schmiermittel ist
dabei wie oben erläutert für den Einsatz im bereich der Spülschlitze 40 optimiert.
[0073] Die Schmiermittel werden durch eine nicht näher dargestellte, an sich bekannte Schmiermittelpumpe
zu den Schmiermittelöffnungen 61, 62, 63 gefördert, wobei mindestens zwei verschiedene
Schmiermittel, bevorzugt alle verwendeten Schmiermittel durch ein und dieselbe Schmiermittelpumpe
gefördert werden.
[0074] In Fig. 2 ist schematisch eine besonders bevorzugte Ausführungsvariante mit zwei
an unterschiedlichen axialen Höhen angeordneten Sensoren 82 zur Durchführung eines
erfindungsgemässen Verfahrens dargestellt, wobei ein Sollwert für den Zweitpunkt und
/ oder für die Zeitdauer und / oder die Menge an Schmiermittel des Einspritzens und
oder für die chemische Zusammensetzung, insbesondere BN-Wert des Schmiermittels 7
in den Zylinderliner 4 in Abhängigkeit von verschiedenen Betriebsparametern B der
Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere in Abhängigkeit von der Drehzahl und / oder
der Last und / oder der Zylindertemperatur und / oder eines anderen Betriebsparameters
B und / oder in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des verwendeten Brennstoffs und
/ oder des Schmiermittels und / oder anderer Betriebsstoffe, mit Hilfe einer Look-up
Table LT, die hier im speziellen Beispiel in Form eines mehrdimensionalen Datenfeldes
vorliegt, bestimmt wird. Der Zeitpunkt und / oder die Dauer und / oder die Menge und
/ oder die chemische Zusammensetzung der Schmiermitteleinspritzung wird dabei im Betriebszustand
der Hubkolbenbrennkraftmaschine zum Beispiel auf den mit Hilfe der Look-Up Tabelle
LT ermittelten Sollwert optimiert.
[0075] Mittels des Sensors 8, der zum Beispiel ein passiver Körperschallsensor zur Detektion
von Körperschallwellen aus der Hubkolbenbrennkraftmaschine, chemischer Sensor oder
jeder andere geeignete Sensor sein kann und der selbstverständlich auch z.B. in einem
hier nicht dargestellten Zylinderdeckel und / oder in einem dem Zylinderliner 4 benachbarten
Bauteil der Hubkolbenbrennkraftmaschine angeordnet sein kann, wird zum Beispiel eine
mit der aktuellen Position X des Kolbens 5 bzw. eine mit dem zeitlichen Verlauf der
Position X korrespondierende Messgrösse oder eine andere oben bereits erläuterte Messgrösse
bestimmt und der gemessene Wert der Ansteuereinheit 81, die insbesondere eine Datenverarbeitungsanlage
sowie Regelmittel umfassen kann, zugeführt. Dabei sind bevorzugt, wie in Fig. 2 schematisch
dargestellt, mehrere in axialer Richtung A, oder auch in Umfangsrichtung zueinander
versetzte Positionssensoren 82 zur Bestimmung der Position X des Kolbens 5 vorgesehen.
[0076] Es versteht sich, dass in der Praxis vorteilhaft auch andere Typen von Sensoren 82
einsetzbar sind. Besonders bevorzugt kommen wie in Fig. 3 beschrieben auch Drucksensoren
82 zum Einsatz, mit welchen dsich er Gasdruck bzw. die Zeitabhängigkeit des Gasdrucks
im Inneren des Zylinders 4 messen lässt, Druckkenngrössen, die in charakteristischer
Weise mit der Position X des Kolbens 5 oder der chemischen Zusammensetzung des Schmiermittelfilms
im Zylinder 4 zusammenhängen oder andere Kenngrössen ermitteln.
[0077] Zusätzlich können noch weitere, in den Figuren nicht dargestellte Messeinrichtungen
vorgesehen sein, die verschiedene Betriebsparameter B, wie zum Beispiel unter anderem
die Drehzahl, die Last oder die Zylindertemperatur der Hubkolbenbrennkraftmaschine
ermitteln und diese gegebenenfalls zusätzlich der Ansteuereinrichtung 81 zuführen.
[0078] Zur Ermittlung eines Sollwerts für den Zeitpunkt und / oder die Zeitdauer und / oder
die chemische Zusammensetzung, insbesondere BN-Wert des Schmiermittelfilms 41 zur
korrekten Einspritzung des Schmiermittels 7 in den Zylinderliner 4 kann wie bereits
erwähnt eine Look-UpTabelle LT herangezogen, die in schematischer Weise beispielhaft
in Fig. 2a dargestellt ist. Die Look-UpTabelle LT ist dabei ein zwei- oder mehrdimensionales
Datenfeld, mit dessen Hilfe zum Beispiel aus verschiedenen relevanten aktuellen und
/ oder für die Hubkolbenbrennkraftmaschine spezifischen globalen Betriebsparametern
B und / oder in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der verwendeten Betriebsstoffe,
insbesondere dem Treibstoff oder dem eingesetzten Schmiermittel, und / oder unter
Berücksichtigung anderer relevanter Faktoren, wie zum Beispiel spezieller Umwelt-
oder Abgasvorschriften in speziellen Betriebszuständen oder Betriebsorten ein aktueller
Zeitpunkt und / oder die Zeitdauer der Einspritzung und / oder die chemische Zusammensetzung
des Schmiermittels 7 in den Zylinderliner 4 ermittelt wird. Der so ermittelte Sollwert
wird mit den durch den Sensor 82 Messwerten in Beziehung gesetzt. Daraus wird sodann
mit Hilfe der Ansteuereinheit 81 ein Signal an die Dosiereinrichtung 6 zur Ansteuerung
der Schmiermitteldüse 61 generiert, so dass die Schmiermitteldüse 61 zum richtigen
Zeitpunkt und für die richtige Zeitdauer und in der gewünschten chemischen Zusammensetzung
Schmiermittel 7 in den Zylinderliner 4 einbringt.
[0079] Das heisst, in der Look-UpTabelle LT sind verschiedene, für die Ermittlung eines
optimalen Schmiermitteleintrags in den Zylinderliner 4 relevanten Daten gespeichert.
Zusätzlich werden bevorzugt mit geeigneten Einrichtungen, die im wesentlichen für
Hubkolbenbrennkraftmaschinen bereits bekannt sind, aktuelle Betriebsparameter B wie
beispielsweise Drehzahl und / oder Last und / oder Zylindertemperatur und / oder die
Temperatur im Brennraum und / oder andere aktuelle Betriebsparameter B bestimmt, aus
denen dann gemeinsam mit den in der Lookup-Table LT hinterlegten Daten der Sollwert
für einen optimalen Schmiermitteleintrag in den Zylinder 4 für jeden Betriebszustand
immer wieder neu bestimmt wird. Da insbesondere unter anderem auch die verwendeten
Betriebsmittel und deren Eigenschaften, zum Beispiel der verwendete Treibstoff, vor
allem dessen Schwefelgehalt und / oder die Art des verwendeten Schmiermittels und
/ oder der BN-Wert des Schmiermittels selbst, für den optimalen Schmiermitteleintrag
eine zentrale Rolle spielen können, können auch diese zur Ermittlung des Sollwerts
vorteilhaft herangezogen und im Betrieb durch geeignete Messeinrichtung ständig überwacht
werden.
[0080] In Fig. 3 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemässen Schmiervorrichtung
schematisch dargestellt. Die Fig. 3 zeigt einen Querschnitt durch einen Zylinder 4
gemäss Fig. 2 entlang der Schnittlinie I-I. Aus der Darstellung der Fig. 3 ist ersichtlich,
dass auf der axialen Höhe des darstellungsgemäss unteren Sensors 82 mehrere Schmiermitteldüsen
61, im vorliegenden Fall vier Schmiermittelöffnung 61 auf einer gemeinsamen axialen
Position in der Zylinderwand 3 vorgesehen sind, wodurch die Schmierung in Umfangsrichtung
optimiert werden kann. Die Darstellung der Schmiermittelöffnung 61 ist dabei exemplarisch
analog auch für die Schmiermittelöffnungen 62, 63 oder weitere Schmiermittelöffnungen
zu verstehen, wie es dem Fachmann auch ohne Weiteres klar ist. Es versteht sich dabei
von selbst, dass auch in axialer Richtung zueinander versetze Schmiermitteldüsen 61
vorgesehen sein können.
[0081] Durch die erfindungsgemässe Schmiervorrichtung und das Verfahren der vorliegenden
Erfindung wird nicht nur die Lebensdauer von Kolben, Kolbenringen und Zylinderlauffläche
signifikant erhöht, sondern der Schmiermittelverbrauch wird auch gleichzeitig minimiert
und die Wartungsintervalle werden merklich verlängert.
1. Schmiervorrichtung für einen Zylinderliner (4) einer Hubkolbenbrennkraftmaschine,
insbesondere langsam laufender Zweitakt-Grossdieselmotor, in welchem Zylinderliner
(4) ein Kolben (5) entlang einer Längsachse (A) zwischen einem unteren Totpunkt (UT)
und einem oberen Totpunkt (OT) an einer Lauffläche (2) einer Zylinderwand (3) hin-
und her bewegbar anordenbar ist, wobei eine erste Schmiermittelöffnung (61) der Schmiervorrichtung
(1) derart in einem ersten axialen Abstand (X1) vom oberen Totpunkt (OT) in der Zylinderwand
(3) vorgesehen ist, dass im Betriebszustand ein erstes Schmiermittel mittels der ersten
Schmiermittelöffnung (61) in den Zylinderliner (4) einbringbar ist und die Schmiervorrichtung
(1) eine zweite Schmiermittelöffnung (62) umfasst, die in einem zweiten axialen Abstand
(X2) vom oberen Totpunkt (OT) derart in der Zylinderwand (3) vorgesehen ist, dass
im Betriebszustand ein zweites Schmiermittel mittels der zweiten Schmiermittelöffnung
(2) in den Zylinderliner (4) einbringbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass das durch einen Schmiermittelvorrat (60) der Schmiervorrichtung (1) an der zweiten
Schmiermittelöffnung (62) im Betriebszustand bereitgestellte zweite Schmiermittel
verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung (61) bereitgestellten ersten
Schmiermittel ist.
2. Schmiervorrichtung nach Anspruch 1, wobei die zweite Schmiermittelöffnung (62) im
Bereich von Spülschlitzen (40) des Zylinderliners (4) angeordnet ist.
3. Schmiervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei eine dritte Schmiermittelöffnung
(63) in Bezug auf die Längsachse (A) zwischen der ersten Schmiermittelöffnung (61)
und der zweiten Schmiermittelöffnung (62) in der Zylinderwand (3) vorgesehen ist.
4. Schmiervorrichtung nach Anspruch 3, wobei ein durch den Schmiermittelvorrat (60) der
Schmiervorrichtung (1) an der dritten Schmiermittelöffnung (63) im Betriebszustand
bereitgestelltes drittes Schmiermittel verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung
(61) bereitgestellten ersten Schmiermittel und / oder verschieden von dem an der zweiten
Schmiermittelöffnung (62) bereitgestellten zweiten Schmiermittel ist und / oder wobei
mindestens eine Schmiermittelpumpe zur Förderung des ersten Schmiermittels und / oder
des zweiten Schmiermittels und / oder des dritten Schmiermittels vorgesehen ist.
5. Schmiervorrichtung nach Anspruch 4, wobei mindestens zwei verschiedene Schmiermittel,
bevorzugt alle verwendeten Schmiermittel durch ein und dieselbe Schmiermittelpumpe
förderbar sind.
6. Schmiervorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei mittels einer Ansteuereinheit
(81) die Zufuhr des ersten Schmiermittels zur ersten Schmiermittelöffnung (61) und
/ oder die Zufuhr des zweiten Schmiermittels zur zweiten Schmiermittelöffnung (62)
und / oder die Zufuhr des dritten Schmiermittels zur dritten Schmiermittelöffnung
(63) steuer- und / oder regelbar ist.
7. Schmierverfahren zur Schmierung eines Zylinderliner (4) mittels einer Schmiervorrichtung
(1) einer Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere langsam laufender Zweitakt-Grossdieselmotor,
in welchem Zylinderliner (4) ein Kolben (5) entlang einer Längsachse (A) zwischen
einem unteren Totpunkt (UT) und einem oberen Totpunkt (OT) an einer Lauffläche (2)
hin- und her bewegt wird, wobei eine erste Schmiermittelöffnung (61) der Schmiervorrichtung
(1) in einem ersten axialen Abstand (X1) vom oberen Totpunkt (OT) in einer Zylinderwand
(3) vorgesehen ist und ein erstes Schmiermittel mittels der ersten Schmiermittelöffnung
(61) in den Zylinderliner (4) eingebracht wird, und die Schmiervorrichtung (1) eine
zweite Schmiermittelöffnung (62) umfasst, die in einem zweiten axialen Abstand (X2)
vom oberen Totpunkt (OT) in der Zylinderwand (3) vorgesehen ist und ein zweites Schmiermittel
mittels der zweiten Schmiermittelöffnung (62) in den Zylinderliner (4) eingebracht
wird, dadurch gekennzeichnet, dass das durch einen Schmiermittelvorrat (60) der Schmiervorrichtung (1) an der zweiten
Schmiermittelöffnung (62) bereitgestellte zweite Schmiermittel verschieden von dem
an der ersten Schmiermittelöffnung (61) bereitgestellten ersten Schmiermittel gewählt
wird.
8. Schmierverfahren nach Anspruch 7, wobei die zweite Schmiermittelöffnung (62) im Bereich
von Spülschlitzen (40) des Zylinderliners (4) angeordnet ist.
9. Schmierverfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8, wobei eine dritte Schmiermittelöffnung
(63) in Bezug auf die Längsachse (A) zwischen der ersten Schmiermittelöffnung (61)
und der zweiten Schmiermittelöffnung (62) in der Zylinderwand (3) vorgesehen ist.
10. Schmierverfahren nach Anspruch 9, wobei durch den Schmiermittelvorrat (60) der Schmiervorrichtung
(1) an der dritten Schmiermittelöffnung (63) ein drittes Schmiermittel bereitgestellt
wird, das verschieden von dem an der ersten Schmiermittelöffnung (61) bereitgestellten
ersten Schmiermittel und / oder verschieden von dem an der zweiten Schmiermittelöffnung
(62) bereitgestellten zweiten Schmiermittel ist, und / oder wobei das erste Schmiermittel
und / oder des zweite Schmiermittel und / oder das dritte Schmiermittel durch mindestens
eine Schmiermittelpumpe gefördert wird, wobei bevorzugt mindestens zwei verschiedene
Schmiermittel, im Speziellen alle verwendeten Schmiermittel durch ein und dieselbe
Schmiermittelpumpe gefördert werden.
11. Schmierverfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, wobei mittels einer Ansteuereinheit
(81) die Zufuhr des ersten Schmiermittels zur ersten Schmiermittelöffnung (61) und
/ oder die Zufuhr des zweiten Schmiermittels zur zweiten Schmiermittelöffnung (62)
und / oder die Zufuhr des dritten Schmiermittels zur dritten Schmiermittelöffnung
(63) gesteuert- und / oder geregelt wird.
12. Schmierverfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, wobei ein Istwert eines Zustandsparameters
insbesondere mittels eines Sensors (82) erfasst wird und ein Sollwert eines Zustandsparameters
in Abhängigkeit von einem Betriebsparametern (B) der Hubkolbenbrennkraftmaschine,
insbesondere in Abhängigkeit von einer Drehzahl und / oder einer Last und / oder einer
Zylindertemperatur und / oder eines anderen Betriebsparameters und / oder in Abhängigkeit
von einer Zusammensetzung eines Brennstoffs, des Schmiermittels und / oder anderer
Betriebsstoffe, insbesondere mit Hilfe einer Lookup-Table (LT), die im Speziellen
in Form eines mehrdimensionalen Datenfeldes vorliegt, bestimmt wird, und der Zustandsparameter
insbesondere ein BN-Wert eines Schmiermittelfilms (7) auf den Sollwert, im Speziellen
lokal optimiert wird.
13. Schmierverfahren nach Anspruch 12, wobei der Sensor (82) im Kolben (5) und / oder
in einem Kolbenring (51) und / oder in der Zylinderwand (3) und / oder in einem Zylinderdeckel
des Zylinderliners (4) und / oder in einem anderen Bauteil der Hubkolbenbrennkraftmaschine
angeordnet ist.
14. Schmierverfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 13, wobei der ersten Schmiermittelöffnung
(61) und / oder der zweiten Schmiermittelöffnung (62) und / oder der dritten Schmiermittelöffnung
(63) das Schmiermittel nach einem vorgegebenen Schema zugeführt oder nicht zugeführt
wird, insbesondere in Abhängigkeit von einer aktuell einzuhaltenden Umweltschutzvorschrift
zugeführt oder nicht zugeführt wird.
15. Zylinderliner für eine Hubkolbenbrennkraftmaschine, insbesondere langsam laufender
Zweitakt-Grossdieselmotor, im Speziellen Dieselmotor oder Gasmotor oder Dula-Fuel
Motor mit einer Schmiervorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6 und / oder
betreibbar nach einem Schmierverfahren der Ansprüche 7 bis 14.