GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines bedruckten dekorativen
Verbundkörpers. Der Verbundkörper ist aus mehreren Schichten aufgebaut. Die Schichtfolge
zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie ein bedrucktes Trägermaterial sowie
bedruckte Schmucksteine enthält.
STAND DER TECHNIK
[0002] Oberflächen von Textilien, Handtaschen, Schuhen, Möbeln und sonstigen Gegenständen
werden häufig aus ästhetischen Gründen verziert. Schmucksteine eignen sich auf vielfältige
Art und Weise zur Verzierung. Verbundkörper, die Schmucksteine und bedruckte Motive
enthalten, eröffnen viele ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten. Eine Kombination von
bedrucktem Trägermaterial und bedruckten Schmucksteinen ermöglicht neue Effekte.
[0003] In der
US 7,931,954 B2 (DAI NIPPON) werden Verbundkörper beschrieben, die wenigstens eine bedruckte Schicht
enthalten. Sie dienen dazu, beispielsweise bei Möbeln eine Holzmaserung künstlich
nachzubilden. Verbundkörper mit Schmucksteinen werden in der
US 7,931,954 B2 nicht beschreiben. In der
US 6,450,540 B1 (TECHNOLOGY TREE) wird ein bedruckter Verbundkörper mit dreidimensionalem Effekt
beschrieben. Dieser Effekt wird durch ein bedrucktes Trägermaterial und einen linsenartigen
Aufbau realisiert. Es werden drei unterschiedliche Farben verwendet, die in Abhängigkeit
vom Betrachtungswinkel zu sehen sind. Es ist nicht Gegenstand der
US 6,450,540 B1, einen Verbundkörper bereitzustellen, der mehr als eine bedruckte Schicht sowie Schmucksteine
enthält, und der einen dreidimensionalen Effekt mit Tiefenwirkung hervorruft.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen bedruckten dekorativen Verbundkörper
zu realisieren, der Schmucksteine enthält und bei dem das bedruckte Motiv eine dreidimensionale
Tiefenwirkung hat.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0005] Überraschenderweise wurde gefunden, dass durch das erfindungsgemäße Verfahren ein
bedruckter dekorativer Verbundkörper hergestellt werden kann, dessen dreidimensionale
Wirkung durch Überlagerung eines bedruckten Trägermaterials und bedruckter Schmucksteine
gebildet wird. Die Kombination von einem dreidimensional wirkenden Motiv und Schmucksteinen
eröffnet eine Vielzahl von ästhetischen Gestaltungsmöglichkeiten.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Anmeldung ist daher ein Verfahren zur Herstellung eines
dekorativen Verbundköpers, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Druck eines vorgegeben Motivs auf ein Trägermaterial,
- (b) Aufbringen einer Klebstoffschicht,
- (c) Aufbringen einer Vielzahl von Schmucksteinen,
- (d) Druck eines zweiten vorgegeben Motivs und
- (e) optionales Aufbringen einer Schutzschicht.
SCHRITT A
[0007] In
Abbildung 1 ist der schematische Aufbau des bedruckten dekorativen Verbundkörpers dargestellt:
Der Verbundkörper enthält eine optionale Klebstoffschicht (A1), ein Trägermaterial
(A), ein gedrucktes Motiv auf dem Trägermaterial (B), eine Klebstoffschicht (C), Schmucksteine
(D), ein zweites gedrucktes Motiv (E) und die optionale Schutzschicht (F).
[0008] Als Trägermaterial (A) in Abbildung 1 eignet sich eine Vielzahl von Materialien.
Die Trägermaterialien sind dem Fachmann hinlänglich bekannt. Das Trägermaterial kann
starr oder flexibel sein und kann je nach Anwendungsgebiet gewählt werden. Als Trägermaterial
eignet sich beispielsweise Holz, Kunststoff, Metall, Glas, Papier oder Keramik. Als
metallische Trägermaterialien sind beispielsweise Aluminium oder Stahl geeignet. Kunststoffe
werden erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzt.
[0009] Kunststoffe sind Werkstoffe, die hauptsächlich aus Makromolekülen bestehen. Als Trägermaterial
eignet sich beispielsweise: Acrylglas (Polymethylmetacrylate), Polycarbonat, Polyvinylchlorid,
Polystyrol, Polyphenylenether, Polyethylen, Poly(N-methylmethacrylimid).
[0010] Auch Glas, eine eingefrorene unterkühlte Flüssigkeit, die einen amorphen Festkörper
bildet, ist in verschiedenen Ausführungsformen als Trägermaterial möglich; sowohl
metallische als auch nichtmetallische Gläser eignen sich dafür.
[0011] Papier, das im Wesentlichen aus Fasern meist pflanzlicher Herkunft besteht und durch
Entwässerung einer Fasersuspension gebildet wird, ist als Trägermaterial ebenfalls
einsetzbar. Die Trägermaterialien sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
[0012] Als Trägermaterial wird erfindungsgemäß bevorzugt eine Kunststofffolie verwendet.
Auf einer Seite der Kunststofffolie befindet sich optional eine Klebstoffschicht (=
selbstklebende Kunststofffolie), siehe A1 in Abbildung 1. Die Klebstoffschicht dient
der Haftung an einem zu verzierenden Gegenstand. Die Kunststofffolie ist wegen ihrer
flexiblen Beschaffenheit vielfältig applizierbar. Folgende Kunststofffolien können
unter anderem verwendet werden: Kunststofffolien aus Polyolefinen wie Polyethylen
oder Polypropylen, Polyvinylchlorid, Polystyrol und dessen Coploymere, Polyester,
Polycarbonat, Cellophan und Polyamid. Auch bio-basierte Kunststoffe wie Polylactid
oder Celluloseacetat können zu Folien verarbeitet werden. Polyethylenterephthalat
eignet sich ebenfalls zur Herstellung von Folien.
[0013] Um Kunststofffolien auf den zu verzierenden Gegenstand applizieren zu können, werden
bei ihnen häufig synthetische Kautschuk- sowie Acrylat-Klebstoffe (vide infra) als
Haftschicht verwendet.
[0014] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt werden als Trägermaterial thermoplastische Kunststofffolien
verwendet. Thermoplastische Kunststofffolien sind flexible, insbesondere selbstklebende,
Kunststofffolien, die durch thermische Behandlung am zu verzierenden Gegenstand haften.
Als thermoplastische Kunststofffolien eignen sich beispielsweise thermoplastische
Polyurethanfolien. Polyurethane entstehen durch Polyaddition aus Isocyanaten und Polyolen.
Sie zeichnen sich durch eine hohe Elastizität aus, die in Abhängigkeit von der Zusammensetzung
veränderbar ist. Rein aliphatische Polyurethane sind resistent gegen Vergilben und
sind bevorzugt geeignet. Polyurethane zeichnen sich auch durch eine hohe chemische
Beständigkeit aus.
[0015] Thermoplastische Ethylenvinylacetat-Folien sind ebenfalls als Trägermaterial geeignet.
Ethylenvinylacetat ist ein Copolymer aus Polyethylen und Polyvinylacetat mit guter
Wärmebeständigkeit und Alterungsbeständigkeit. In Abhängigkeit vom Anteil des copolymerisierten
Vinylacetats lässt sich über einen weiten Bereich die Bruchdehnungseigenschaft des
Materials verändern. Als thermoplastische Ethylenvynilacetat-Trägerfolie können beispielsweise
die Folie 20.500 der Firma Collano sowie die Folie ev-guard transparent der Firma
Folienwerk Wolfen geeignet sein.
[0016] Alternativ sind auch thermoplastische Polyamid-Folien verwendbar. Folien auf Basis
von Polyamiden, welche Polykondensationsprodukte von Carbonsäuren und Aminen sind,
sind sehr abriebfest und chemisch beständig. Bei Textilanwendungen kann es durch wiederholte
Waschvorgänge allerdings zu einer Trübung des Polyamids kommen. Thermoplastische Polyamid-Folien
sind beispielsweise die Folie POLI-MELT 701 der Firma Polytape und die von Collano
vertriebene Folie 34.208.
[0017] Thermoplastische Polyester-Folien sind ebenfalls als Trägermaterial geeignet. Beispiele
dafür sind Polycarbonat, Polylactid oder Polyethylenterephthalat. Sie zeichnen sich
durch Beständigkeit gegen Wasser, verdünnte Mineralsäuren und aliphatische organische
Lösungsmittel aus. Polyester haben aber keine gute Beständigkeit gegenüber alkalischen
Lösungen und chlorierten Lösungsmitteln. Thermoplastische-Polyester-Folien, wie zum
Beispiel die Folie POLI-MELT 700 von der Firma Polytape sowie die Folie PKF 130 der
Firma Gluetex .sind als Trägerfolie einsetzbar.
[0018] Die thermoplastischen Folien sind nur beispielhaft angegeben und sind dem Fachmann
hinlänglich bekannt.
[0019] Erfindungsgemäß bevorzugt hat das Trägermaterial auf der sichtbaren Seite des dekorativen
Verbundkörpers eine weiße Deckschicht, um die Wirkung des Motivs hervorzuheben. Die
weiße Deckschicht kann beispielsweise durch Aufdrucken einer weißen Tinte (vide infra)
appliziert werden.
[0020] In Schritt (a) des Verfahrens wird auf das Trägermaterial ein Motiv (B) gedruckt
(Abb. 1). Als Druckmotive eignen sich beliebige Zeichen, Ziffern, Symbole oder sonstige
bildliche Darstellungen. Das Druckmotiv auf dem Trägermaterial ist ein Teilmotiv eines
Gesamtmotives, das mit dem zweiten Teilmotiv in Verfahrensschritt (d) ein Gesamtmotiv
bildet.
[0021] Für den Druck wird bevorzugt Tinte verwendet. Als Tinte bezeichnet man eine gefärbte
Flüssigkeit. Tinte umfasst meist eine Lösung oder Dispersionen von Farbstoffen oder
Pigmenten in Wasser oder anderen Lösungsmitteln, die wenig oder keine Bindemittel
enthalten. Für den Druck eignen sich beispielsweise UV-Tinten, Solvent-Tinten, Harz-Tinten
auf Wasserbasis oder sogenannte Nanotinten.
[0022] UV-Tinten trocknen nicht an der Umgebungsluft, sondern werden direkt nach dem Auftrag
mit ultraviolettem Licht gehärtet. Bei UV-Tinten sind die Farbpigmente in einer Mischung
aus Acrylatmonomeren, Oligomeren und Fotoinitiatoren gebunden. Beim Einwirken der
UV-Strahlen auf Fotoinitiatoren wird eine Polymerisation ausgelöst und dadurch wird
die aufgetragene UV-Tinte ausgehärtet. Beim Druck auf Glas sind Haftvermittler notwendig.
UV-Tinten haben den Vorteil, dass sie durch die UV-Aushärtung eine hohe Produktionsgeschwindigkeit
ermöglichen.
[0023] Alternativ ist wasserbasierte Harztinte einsetzbar. Die Tinte ist mit Harz vermischt
und in Wasser gelöst. Das Harz bindet die Farbpigmente und sorgt für die Haftung auf
der Oberfläche des bedruckten Materials. Das Wasser verdunstet während und nach dem
Auftragen der wasserbasierten Harztinte.
[0024] Electro Inc Tinten sind ebenfalls verwendbar. Diese Tinten enthalten elektrisch geladene
Teilchen. Eine Walze wird an vorgegebenen Stellen elektrisch aufgeladen und bewegt
sich an einem Tintenspeicher vorbei. Die Walze nimmt an den aufgeladenen Stellen die
Tinte auf, bewegt sich weiter und gibt die Tinte auf das zu bedruckende Material ab.
Diese Tinten können nur auf ebenen Substraten gedruckt werden.
[0025] Solvent-Tinten sind bevorzugt einsetzbar. Unter Solvent-Tinten versteht man Lösungsmitteltinten,
die keine Wasserbasis haben. Sie sind beständig gegen mechanische Abtragungen (Kratzer)
und Wasser. Die Solvent-Tinten enthalten Lösungsmittel wie Alkohol, Ethylacetat oder
andere Carbonsäureester, Toluol oder Xylol. Diese Lösungsmittel verdunsten beim Drucken
sehr schnell. Dadurch wird eine schnelle Trocknung und Festigkeit erreicht. Solvent-Tinten
haben üblicherweise eine sehr gute Beständigkeit.
[0026] Bevorzugt ist auch eine Mischung aus UV-Tinten und Solvent-Tinten, UV-Solvent-Tinten,
verwendbar. UV-Solvent Tinten haben im Vergleich zu UV-Tinten eine höhere Beständigkeit
gegen mechanische Abtragungen (Kratzer).
[0027] Weitere bevorzugte Tinten sind Nanotinten. Nanotinten sind Lösungsmitteltinten die
Partikel enthalten, deren Größe im Nanometerbereich liegt. Dadurch hat diese Tinte
eine hervorragende Haftung an der Oberfläche des bedruckten Materials. Nanotinten
sind beispielsweise bei der Firma ESC erhältlich.
[0028] Als Tinten eignen sich beispielsweise auch ECO Solvent Tinten der Firma Contento,
UV-Tinten der Firma Swissqprint oder Eco UV-Tinten der Firma Contento. Die Tinten
sind nur beispielhaft angegeben und sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
[0029] Vorzugsweise werden Tinten und Drucker vom selben Hersteller verwendet, da diese
aufeinander abgestimmt sind.
[0030] Verschiedenste Druckverfahren eignen sich für das Bedrucken des Trägermaterials mit
einer Tinte, beispielsweise Siebdruck oder generell ein Druck mit Schablonen. Schablonen
geben als Maskierung das Motiv für den Druck vor. Erfindungsgemäß bevorzugt erfolgt
der Druck mittels Digitaldrucker. Digitaldrucker sind Druckgeräte bei denen das Druckbild
direkt von einem Computer in das Druckgerät übertragen wird, ohne dass eine statische
Druckform benutzt wird. Das hat den Vorteil, dass sehr flexibel und sehr effizient
verschiedenste Motive gedruckt werden können. Für das Bedrucken werden besonders bevorzugt
Tintenstrahldrucker eingesetzt. Tintenstrahldrucker sind Matrixdrucker, bei denen
durch den gezielten Abschuss oder das Ablenken kleiner Tintentröpfchen ein Druckbild
erzeugt wird. Ein Matrixdrucker erzeugt sein Druckbild durch das Setzen von einzelnen
kleinen Bildpunkten. Die Tintenstrahldrucker gehören zur Gruppe der Non-Impact-Drucker.
Non-Impact-Drucker haben den Vorteil, dass sie anschlagsfrei arbeiten und keinen mechanischen
Druck auf das zu bedruckende Material ausüben. Dieser Vorteil ist insbesondere beim
Bedrucken der Schmucksteine von Bedeutung (vide infra). Die Drucktechniken sind dem
Fachmann hinlänglich bekannt.
[0031] Im Sinne der Erfindung eignet sich als Tintenstrahldrucker beispielsweise von der
Firma Contento der Flachbettdrucker CPD 640 - 1,4 XJ oder der Flachbettdrucker CDP
640 - 1,4 LEJ oder der Rollendrucker RHO 1012 der Firma Durst, der Rollendrucker GS3250
der Firma EFI, der Flachbettdrucker Impala 2 der Firma Swissprint, der Muchcolours
MIG 64 der Firma ESC oder der HP Indigo der Firma HP. Die Drucker sind nur beispielhaft
angegeben und sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
SCHRITT B
[0032] Auf das bedruckte Trägermaterial, beispielsweise eine thermoplastische Folie, wird
in Verfahrensschritt (b) auf die bedruckte Seite des Trägermaterials eine Klebstoffschicht
(C) aufgebracht (Abb. 1). Der Klebstoff ist essentiell für die Haftung der Schmucksteine
in Verfahrensschritt (c). Die Klebstoffschicht ist vorzugsweise transparent und hat
bevorzugt eine Transparenz von mindestens 50%, besonders bevorzugt von mindestens
80%, ganz besonders bevorzugt von wenigstens 90%. Durch die Transparenz der Klebstoffschicht
kommt das aufgedruckte Motiv besser zur Geltung.
[0033] Es wird zwischen physikalisch und chemisch aushärtenden Klebstoffen unterschieden.
Physikalisch härtende Systeme sind Lösungsmittelklebstoffe und Schmelzklebstoffe.
Lösungsmittelklebstoffe sind in einem Lösungsmittel gelöste Polymere, die durch das
Verdunsten des Lösungsmittels eine bei Raumtemperatur feste Schicht bilden. Schmelzklebstoffe
sind lösungsmittelfreie und bei Raumtemperatur feste Klebstoffe, die im geschmolzenen
Zustand auf eine zu beklebende Fläche aufgetragen werden, und auf die noch im geschmolzenen
Zustand die Schmucksteine appliziert werden. Beim Abkühlen bildet sich eine feste,
nicht klebrige Schicht, welche die Schmucksteine formschlüssig oder stoffschlüssig
umschließt. Sogenannte Haftklebstoffe können als lösungsmittelbasierte Klebstoffe
oder auch als Schmelz-Haftklebstoffe auf das Trägermaterial appliziert werden, auf
welche dann die Schmucksteine aufgebracht werden. Chemisch härtende Klebstoffe nennt
man Reaktionsklebstoffe. Die chemischen Reaktionen können Polymerisations-, Polykondensations-
oder Polyadditionsreaktionen sein. Grundsätzlich unterscheidet man bei chemisch härtenden
Klebstoffen zwischen Zweikomponentenklebstoffen oder Einkomponentenklebstoffen. Die
genannten Klebstoffe sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
[0034] Als Klebstoffe eignen sich erfindungsgemäß bevorzugt Epoxidklebstoffe. Sie sind durch
Polyaddition zwischen Oxiranen und Nucleophilen, zum Beispiel Aminen, Sulfiden oder
Anhydriden, erhältlich. Sie sind als Ein- oder Zweikomponentenklebstoffe verfügbar
und zeichnen sich durch eine hohe chemische und mechanische Beständigkeit aus. Von
Nachteil kann die bekannte Vergilbungsneigung vieler Epoxidverbindungen sein. Als
Epoxidklebstoff eignet sich beispielsweise Uhu
® Plus Endfest 300 der Firma Uhu
® oder DP190 transparent der Firma 3M.
[0035] Bevorzugt verwendbar ist die Verbindungsklasse der Acrylatklebstoffe. Sie entstehen
u.a. durch radikalische Polymerisation. Acrylatklebstoffe verfügen je nach Zusammensetzung
über eine sehr hohe Transparenz. Acrylatklebstoffe, wie beispielsweise PMMA oder Cyanacrylate,
werden häufig flüssig aufgetragen.
[0036] Als Klebstoff ist ebenso Ethylenvinylacetat verwendbar. Ethylenvinylacetat ist ein
Copolymer aus Polyethylen und Polyvinylacetat mit guter Wärmebeständigkeit und Alterungsbeständigkeit.
In Abhängigkeit vom Anteil des copolymerisierten Vinylacetats lässt sich über einen
weiten Bereich die Bruchdehnungseigenschaft des Materials verändern. Ethylenvinylacetat
wird vor allem als wässrige Haftklebstoffdispersion oder Schmelzklebstoff eingesetzt.
[0037] Ebenso sind Polyamide verwendbar. Sie werden häufig als Folie oder Granulat eingesetzt.
Polyamide sind Polykondensationsprodukte von Carbonsäuren und Aminen. Polyamide sind
sehr abriebfest und chemisch beständig. Bei Textilanwendungen kann es durch wiederholte
Waschvorgänge zu einer Trübung des Polyamids kommen.
[0038] Polyester ist eine weitere Klasse erfindungsgemäß einsetzbarer Klebstoffe. Beispiele
sind Polycarbonat, Polylactid oder Polyethylenterephthalat. Sie zeichnen sich durch
Beständigkeit gegen Wasser, verdünnte Mineralsäuren und aliphatische organische Lösungsmittel
aus.
[0039] Silicone sind bei bestimmten Applikationen gegebenenfalls als Klebstoffe verwendbar.
Sie sind Polykondensationsprodukte verschiedener, geschützter Siloxan Oligomerer.
Silicone werden bevorzugt flüssig aufgetragen und härten zu einem Feststoff aus.
[0040] Auch Polyolefine sind gegebenenfalls zum Verkleben einsetzbar. Sie werden insbesondere
in Form von Schmelzklebefolien appliziert. Polyolefine sind zum Beispiel Polyethylen
oder Polypropylen und Polyisopren. Als Klebstoffe können auch Polystyrol und dessen
Copolymere/Blockcopolymere sowie Polybutadiene oder Celluloseacetat verwendet werden.
[0041] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt werden Klebstoffe aus der Gruppe der Polyurethane
verwendet. Polyurethane entstehen durch Polyaddition aus Isocyanaten und Polyolen.
Sie zeichnen sich durch eine hohe Elastizität aus. Rein aliphatische Polyurethane
sind resistent gegen Vergilben, können aber im nicht ausgehärteten Zustand aufgrund
der Reaktivität der Isocyanate empfindlich gegen Feuchtigkeit sein. Polyurethanklebstoffe
werden bevorzugt flüssig aufgetragen, können aber auch je nach Zusammensetzung als
zusätzliche Folienschicht aufgeschmolzen werden. Als Polyurethanklebstoff eignet sich
beispielsweise Kleiberit 701.6 der Firma Kleiber, Sikamelt 9675 der Firma Sika, DP610
der Firma 3M oder Araldite 2028 der Firma Huntsman.
[0042] Vorzugsweise hat die Klebstoffschicht eine Schichtdicke von ca. 50 bis 500 µm, um
eine gute Einbettung der Schmucksteine in die Klebstoffschicht zu erreichen. Für das
Auftragen des Klebstoffs eignen sich je nach Klebstofftyp unterschiedlichste Verfahren,
beispielsweise das Aufstreichen mittels Rakel, welche einer rechteckigen Spachtel
ähnelt. Der Klebstoff wird mit der Rakel auf das Trägermaterial gestrichen. Eine weitere
Möglichkeit ist das Aufsprühen mit Hilfe von Spritzdüsen. Für Klebstoffe, die in Form
von Folien verwendet werden, eignet sich beispielsweise die Laminierung. Bei der Laminierung
wird ein Trägermaterial meist thermisch oder auch mittels Presse mit einer Klebstofffolie
verbunden. Ein alternatives Verfahren für das Auftragen des Klebstoffs ist das Dip-Coating,
bei dem die bedruckte Seite des das Trägermaterials in den Klebstoff getaucht wird.
Klebstoffe können aber auch mittels Druckverfahren, zum Beispiel Jet-Printing, aufgetragen
werden. Bevorzugt wird die Extrusion angewendet, um den Klebstoff aufzutragen. Bei
der Extrusion werden viskose Klebstoffe unter Druck kontinuierlich aus einer formgebenden
Öffnung, zum Beispiel einer Breitschlitzdüse, herausgepresst und auf das Trägermaterial
aufgetragen. Die Verfahren sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
SCHRITT C
[0043] In Schritt (c) des Verfahrens wird auf die unausgehärtete bzw. erweichte thermoplastische
Klebstoffschicht eine Vielzahl von Schmucksteinen aufgebracht, siehe Schicht (D) in
Abbildung 1. Die Schmucksteine können auf die Klebstoffschicht beispielsweise aufgestreut
werden und sind dabei häufig eng aneinander angeordnet. Vorzugsweise sind die Schmucksteine
aus transparentem oder transluzentem Glas oder Kunststoff gefertigt. Glas ist insbesondere
bevorzugt. Andere Materialien, beispielsweise Cubic Zirkonia oder sonstige Edelsteine,
eignen sich ebenfalls. Die Schmucksteine können verspiegelt oder beschichtet sein,
um zusätzliche optische Effekte zu ermöglichen.
[0044] Die Schmucksteine sind bezüglich ihrer Form nicht limitiert, sie können beispielsweise
rund oder eckig sein. Erfindungsgemäß bevorzugt sind die Schmucksteine facettiert.
Facettierte Schmucksteine unterstützen das dekorative Aussehen.
[0045] Schmucksteine können sich auch in ihrer Größe unterscheiden. Die Verwendung unterschiedlich
großer Schmucksteine ergibt ein verbessertes dekoratives Erscheinungsbild, das die
dreidimensionale Wirkung des bedruckten Motivs unterstützt. Erfindungsgemäß bevorzugt
werden daher auf der Klebstoffschicht Schmucksteine aufgetragen, die unterschiedliche
Größen aufweisen.
[0046] Als Schmucksteine eignen sich unter anderem Produkte der Firma D. Swarovski KG, zum
Beispiel der facettierte Artikel A.3498 aus Glas mit ca. 1 mm, mit ca. 2 mm oder mit
ca. 2,8 mm Durchmesser. Aus Kunststoff gefertigte Schmucksteine mit einem Durchmesser
von ca. 2.8 mm sind als Artikel 5355-28 von der Firma Pracht
® erhältlich. Unter der Artikelnummer A.3499 erhält man von der Firma D. Swarovski
KG eine Mischung von Schmucksteinen unterschiedlicher Form: ca. 10 % des facettierten
Artikels A.3498 mit ca. 1 mm Durchmesser und ca. 90% der Ballotini
® Glaskugel A.3497 mit ca. 1 mm Durchmesser.
SCHRITT D
[0047] In Verfahrensschritt (d) werden die Schmucksteine und gegebenenfalls die Klebstoffschicht
in den Zwischenräumen der Schmucksteine mit einem Motiv bedruckt (Schicht E in Abbildung
1). Das Teildruckmotiv auf dem Trägermaterial und das Teildruckmotiv auf den Schmucksteinen
bzw. der Klebstoffschicht bilden das Gesamtmotiv. Die Überlagerung der beiden Druckmotive
ergibt einen dreidimensionalen Effekt.
[0048] Erfindungsgemäß bevorzugt eignen sich Digitaldrucker für das Bedrucken der Schmucksteine,
besonders bevorzugt Tintenstrahldrucker. Die Vielzahl von Schmucksteinen auf der Klebstoffschicht
bildet häufig, beispielsweise durch die Schmucksteinform oder die unterschiedlichen
Schmucksteingrößen, eine unebene Oberfläche. Tintenstrahldrucker benötigen keinen
direkten Kontakt mit dem zu bedruckenden Material (vide supra) und sind daher für
das Bedrucken der Schmucksteine bevorzugt geeignet. Im Sinne der Erfindung sind auch
andere Druckverfahren, beispielsweise Siebdruck, geeignet. Erfindungsgemäß können
für den Druck auf das Trägermaterial in Verfahrensschritt (a) und auf die Schmucksteine
in Verfahrensschritt (d) unterschiedliche Druckertypen sowie unterschiedliche Tintentypen
eingesetzt werden.
[0049] Als Tintenstrahldrucker eignet sich beispielsweise der Flachbettdrucker CPD 640 -
1,4 XJ oder der Flachbettdrucker CDP 640 - 1,4 LEJ der Firma Contento oder der Rollendrucker
RHO 1012 der Firma Durst, der Rollendrucker GS3250 der Firma EFI, der Flachbettdrucker
Impala 2 der Firma Swissqprint, der Muchcolours MIG 64 der Firma ESC oder der HP Indigo
der Firma HP. Die Drucker sind nur beispielhaft angegeben und sind dem Fachmann hinlänglich
bekannt.
[0050] Als Tinten eignen sich beispielsweise ECO Solvent Tinten der Firma Contento, UV-Tinten
der Firma Swissqprint oder Eco UV-Tinten der Firma Contento. Die Tinten sind nur beispielhaft
angegeben und sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
[0051] Vorzugsweise werden Tinten und Drucker vom selben Hersteller verwendet, da diese
aufeinander abgestimmt sind.
SCHRITT E
[0052] In Verfahrensschritt (e) wird optional eine Schutzschicht, F in Fig. 1, aufgebracht,
um den dekorativen Verbundkörper vor Umwelteinflüssen, Hautschweiß oder mechanischen
Abtragungen, beispielsweise Kratzern, zu schützen. Als Schutzschicht wird ein Schutzlack
aufgetragen Die Schutzlacke haben bevorzugt eine Transparenz von mindestens 50%, besonders
bevorzugt von mindestens 80%, ganz besonders bevorzugt von mindestens 90%.
[0053] Unter Lack wird erfindungsgemäß ein flüssiger oder auch pulverförmiger Beschichtungsstoff
verstanden, der dünn auf Gegenstände aufgetragen wird und durch chemische oder physikalische
Vorgänge, beispielsweise Verdampfen des Lösungsmittels, zu einer durchgehenden, festen
Schicht aufgebaut wird. Lacke enthalten häufig Bindemittel, Füllstoffe, Pigmente,
Lösungsmittel, Harze und/oder Acrylate und Additive. Im Sinne der Erfindung sind beispielsweise
Acryllacke, Epoxidharzlacke oder Polyurethanlacke geeignet.
[0054] Acryllacke werden auf Basis von Acrylharzen hergestellt. Acrylharze sind Kunstharze
und gelten als besonders haltbar. Acrylharze basieren auf Polymerisaten oder Copolymerisaten
der Acrylsäure oder Methacrylsäure und deren Estern. Sie werden oft mit anderen ungesättigten
Monomeren, wie Styrol oder Acrylnitril, copolymerisiert. Acryllacke werden entweder
in Lösungsmitteln gelöst oder in Wasser dispergiert und auf die beschichtete Schmucksteinfassung
aufgetragen. Acryllacke haben eine hohe Witterungsbeständigkeit und sind UV-beständig
und sind daher bevorzugt geeignet. Als Acryllack eignet sich beispielsweise der 09852
Carbamid Clear der Firma Lächler.
[0055] Epoxidharzlacke enthalten häufig die beiden Komponenten Epoxidharz und Härter. Epoxidharze
sind Polyaddukte aus Epichlorhydrin mit Bisphenol-Derivaten, beispielsweise A, F oder
S. Diese werden mit einem Härter vernetzt. Üblicherweise werden erst kurz vor der
Verarbeitung die beiden Komponenten Epoxidharz und Härter gemischt. Epoxidharzlacke
zeichnen sich durch eine hohe chemische und mechanische Beständigkeit aus, sind aber
oft nicht ausreichend lichtbeständig.
[0056] Polyurethanlacke sind als Ein- und Mehrkomponentenlacke im Handel, beispielsweise
ist beim Einkomponentenlack der Härter bereits mit dem Stammlack vermischt, und beim
Zweikomponentenlack sind Härter und Stammlack getrennt. Polyurethanlacke sind abriebfest
und beständig gegen Wasser, Öle und Chemikalien. Bevorzugt werden daher Polyurethanlacke
als Schutzlack verwendet, beispielsweise Berlacryl 2K-PUR Klarlack 042.928.100 High
abrasion resist der Firma Berlac oder Pigmotop G100 der Firma Adler. Die Schutzlacke
werden beispielsweise durch Aufsprühen aufgetragen.
ALLGEMEINE VERFAHRENSBESCHREIBUNG
[0057] In Verfahrensschritt (a) wird auf eine thermoplastische Folie mit einem Tintenstrahldrucker
ein beliebiges Motiv gedruckt bzw. ein Teil eines Gesamtmotivs. Die thermoplastische
Folie hat eine Seite mit einer weißen Deckschicht, und das Motiv wird auf die weiße
Deckschicht gedruckt. Die Vorgabe des Motivs erfolgt mittels Computer.
[0058] In Schritt (b) des Verfahrens wird auf die bedruckte Seite des Trägermaterials eine
Klebstoffschicht aufgebracht. Die Klebstoffe werden mittels Rakel, Spritzdüse oder
Extrusion mit einer Schichtdicke von ca. 50 bis 500 µm aufgetragen.
[0059] Auf die unausgehärtete Klebstoffschicht wird in Schritt (c) des Verfahrens eine Vielzahl
von Schmucksteinen aufgebracht. Die Schmucksteine werden auf die Klebstoffschicht
aufgestreut und gegebenenfalls bei thermoplastischen Klebstoffen unter leichtem Druck
appliziert. Die Schmucksteine können unterschiedliche Form und unterschiedliche Größe
haben.
[0060] In Verfahrensschritt (d) wird auf die Schmucksteine bzw. auf die Schmucksteinschicht
mit einem Tintenstrahldrucker ein Motiv bzw. zweites Teilmotiv gedruckt. Das Druckmotiv
in Verfahrensschritt (a) und das Druckmotiv in Verfahrensschritt (d) ergeben das Gesamtmotiv.
Die Vorgabe des Druckmotivs erfolgt mittels Computer.
[0061] In Verfahrensschritt (e) wird optional als Schutzschicht ein Schutzlack aufgetragen.
Der Schutzlack wird durch Aufsprühen aufgetragen.
PRODUKTE UND DEREN VERWENDUNG
[0062] Ein weiterer Gegenstand der Anmeldung sind Produkte, speziell dekorative Verbundkörper,
die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhältlich sind. Die bevorzugten Ausführungsformen
des Verfahrens führen zu erfindungsgemäß bevorzugten Produkten. Erfindungsgemäß bevorzugt
sind dekorative Verbundkörper, umfassend
- (a) ein bedrucktes Trägermaterial,
- (b) eine Klebstoffschicht;
- (c) eine bedruckte Schmucksteinschicht und eine
- (d) optionale Schutzschicht.
[0063] Unter bedruckter Schmucksteinschicht wird erfindungsgemäß eine beliebige Anordnung
einer Vielzahl von Schmucksteinen auf der Klebstoffschicht verstanden, wobei sowohl
die Schmucksteine als auch die Klebstoffschicht in den Zwischenräumen bedruckt sein
können.
[0064] Ein weiterer Gegenstand der Anmeldung ist die Verwendung des erfindungsgemäßen dekorativen
Verbundkörpers zur Verzierung von Textilien, Handtaschen, Schuhen, Möbeln, Armbändern,
Brillenfassungen, Verpackungen oder Handycovers.
1. Verfahren zur Herstellung eines dekorativen Verbundköpers, umfassend die folgenden
Schritte
(a) Druck eines vorgegeben Motivs auf ein Trägermaterial,
(b) Aufbringen einer Klebstoffschicht,
(c) Aufbringen einer Vielzahl von Schmucksteinen,
(d) Druck eines zweiten vorgegeben Motivs und
(e) optionales Aufbringen einer Schutzschicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial aus einer Kunststofffolie gefertigt ist.
3. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die sichtbare Seite des Trägermaterials eine weiße Deckschicht enthält.
4. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmucksteine aus transparentem oder transluzentem Glas oder Kunststoff gefertigt
sind.
5. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmucksteine facettiert sind.
6. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmucksteine unterschiedliche Größen aufweisen.
7. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Klebstoffschicht einen Klebstoff ausgewählt aus der Gruppe der Polyurethane enthält.
8. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Druck mittels eines Digitaldruckers erfolgt.
9. Dekorativer Verbundkörper, erhältlich durch ein Verfahren gemäß wenigstens einem der
vorhergehenden Ansprüche.
10. Dekorativer Verbundkörper gemäß Anspruch 9, umfassend
(a) ein bedrucktes Trägermaterial,
(b) eine Klebstoffschicht;
(c) eine bedruckte Schmucksteinschicht und eine
(d) optionale Schutzschicht.
11. Verwendung des dekorativen Verbundkörpers gemäß Anspruch 10 zur Verzierung von Textilien,
Handtaschen, Schuhen, Möbeln, Armbändern, Brillenfassungen, Verpackungen oder Handycovers.