[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Anpassung der Fahrpedalcharakteristik bei
einem Kraftfahrzeug, bei dem während eines Fahrbetriebs eine den Zusammenhang zwischen
Fahrpedalweg und einem angeforderten Motorsolldrehmoment beschreibende Fahrpedalkennlinie
angepasst wird. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung, die zur Durchführung
des Verfahrens ausgebildet ist.
[0002] Bei heutigen Kraftfahrzeugen wird die Drehmomentansteuerung des Antriebsmotors üblicherweise
elektronisch geregelt. Eine mechanische Kopplung zwischen Fahrpedal und Antriebsmotor
entfällt. Hierzu ist, wie in Figur 4 dargestellt, das Fahrpedal mit einem Pedalwertgeber
1 ausgerüstet, der den Fahrpedalweg 2 ermittelt und einer Recheneinheit 40 zur weiteren
Verarbeitung zur Verfügung stellt. Diese Recheneinheit 40 bestimmt mit zusätzlichen
Fahrzeugdaten 3 (z. B. einer aktuellen Motordrehzahl) das Motorsolldrehmoment 8, das
vom Antriebsmotor 9 angefordert wird.
[0003] Typischerweise sind auf der Recheneinheit 40 vorab bestimmte Fahrpedalkennlinien
abgelegt, die dem Fahrpedalweg 2 ein Motorsolldrehmoment 8 zuordnen. Die Fahrpedalkennlinien
können dabei situationsabhängig oder fahrerinitiiert an Zielkriterien hinsichtlich
Agilität, Dosierbarkeit, Sicherheit und Kraftstoffverbrauch angepasst werden. Ein
entsprechendes Verfahren ist beispielsweise aus der
EP 1 334 862 A2 bekannt.
[0004] Die Offenlegungsschrift
DE 10 2010 041 544 A1 schlägt für einen kraftstoffeffizienten Fahrzeugbetrieb vor, die Fahrpedalkennlinie
bei kleinen Fahrpedalwegen degressiv auszulegen. Dadurch wird das Fahrzeug weniger
beschleunigt. Die Fahrweise wird beruhigt, und anschließende Bremsmanöver werden reduziert.
[0005] Ist der Antriebsmotor als Verbrennungskraftmaschine ausgeführt, geht dieses Verfahren
zu Lasten des Motorwirkungsgrads. Insbesondere für schwere Nutzfahrzeuge, die ein
deutlich geringes Verhältnis von Motorleistung zur Fahrzeugmasse aufweisen, zeichnet
sich eine wirtschaftliche Fahrweise durch Beschleunigungsmanöver mit hohem Motorwirkungsgrad
aus. Da Verbrennungskraftmaschinen typischerweise einen hohen Motorwirkungsgrad bei
hohen Motordrehmomenten nahe der Volllastkennlinie erreichen, wäre in diesem Fall
eine progressivere Fahrpedalkennlinie sinnvoller.
[0006] Aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2008 011 607 A1 ist ein weiteres Verfahren zur situationsabhängigen Anpassung der Fahrpedalcharakteristik
in einem Fahrzeug bekannt, bei dem in Abhängigkeit von das Umfeld des Fahrzeugs beschreibenden
Informationen der Zusammenhang zwischen Fahrpedalstellung und angefordertem Motormoment
modifiziert wird. Insbesondere wird vorgeschlagen, dass die Änderung des Motormoments
gegenüber einem linearen Zusammenhang von Fahrpedalstellung und angefordertem Motormoment
progressiv oder degressiv modifiziert wird.
[0007] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren zur Anpassung der Fahrpedalcharakteristik
in einem Fahrzeug bereitzustellen, mit dem Nachteile herkömmlicher Techniken vermieden
werden können. Die Aufgabe der Erfindung ist es insbesondere, ein derartiges Verfahren
bereitzustellen, das eine verbrauchsoptimale und/oder motorwirkungsgradoptimale Fahrweise
unterstützt bzw. mit dem der Antriebsmotor bei manueller Fahrweise in einem möglichst
effizienten Kennfeldbereich betrieben werden kann.
[0008] Diese Aufgaben werden durch Verfahren und Vorrichtungen mit den Merkmalen der unabhängigen
Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen und werden in der folgenden Beschreibung unter
teilweiser Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
[0009] Gemäß einem ersten Gesichtspunkt der Erfindung wird ein Verfahren zur Anpassung der
Fahrpedalcharakteristik bei einem Kraftfahrzeug bereitgestellt, bei dem während eines
Fahrbetriebs eine den Zusammenhang zwischen Fahrpedalweg und einem angeforderten Motorsolldrehmoment
des Antriebsmotors beschreibende Fahrpedalkennlinie angepasst wird.
[0010] Das Verfahren umfasst die Bestimmung eines Motorwunschdrehmoments, insbesondere eines
Motorwunschdrehmoments, das einen verbrauchsoptimierten Betrieb des Kraftfahrzeugs
und/oder einen hohen Motorwirkungsgrad ermöglicht, falls es als Motorsolldrehmoment
momentan angefordert werden würde. Das Motorwunschdrehmoment entspricht daher einem
momentanen Wert für ein Motorsolldrehmoment, der als Motordrehmomentvorgabe für den
Antriebsmotor aus Motorwirkungsgrad- und/oder Verbrauchsgesichtspunkten erwünscht,
d. h. besonders vorteilhaft wäre. Das momentane Motorwunschdrehmoment ist von dem
momentanen Motorsolldrehmoment, das durch den aktuellen Fahrpedalweg und die aktuelle
Kennlinie festgelegt ist, zu unterscheiden. Die Bestimmung des Motorwunschdrehmoments
erfolgt vorzugsweise fortlaufend im Fahrbetrieb, so dass in kurzen Zeitabständen jeweils
ein momentanes Motorwunschdrehmoment ermittelt wird.
[0011] Um es dem Fahrer des Kraftfahrzeugs bei manueller Fahrweise, bei der der Fahrer durch
Vorgabe eines Fahrpedalwegs ein Motorsolldrehmoment anfordert, zu erleichtern, das
Kraftfahrzeug verbrauchsoptimiert und/oder motorwirkungsgradoptimiert zu betreiben,
kann die Fahrpedalkennlinie in Abhängigkeit von dem bestimmten Motorwunschdrehmoment
angepasst werden. Die Anpassung erfolgt dabei derart, dass die angepasste Fahrpedalkennlinie
in einem Bereich der Kennlinie, der ein dem bestimmten Motorwunschdrehmoment entsprechendes
Motorsolldrehmoment enthält, einen im Vergleich zur unangepassten Fahrpedalkennlinie
abgeflachten Verlauf aufweist bzw. in diesem Bereich degressiv modifiziert ist. Mit
anderen Worten ist eine durchschnittliche Steigung der modifizierten Kennlinie in
einem den Wert des Motorwunschdrehmomentes umgebenden Bereich geringer als die Steigung
der ursprünglichen (nicht angepassten) Kennlinie in diesem Bereich. Durch diese Anpassung
der Kennlinie vergrößert sich der Bereich des Fahrpedalwegs, dem die Fahrpedalkennlinie
ein Motorsolldrehmoment zuordnet, das dem Motorwunschdrehmoment entspricht oder nahe
an diesem liegt. Der Fahrer kann so leichter einen Betriebspunkt des Antriebsmotors
ansteuern, indem dieser mit hohem Wirkungsgrad und/oder einer hohen Verbrauchseffizienz
betrieben wird.
[0012] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahren wird die Kennlinie somit im Fahrbetrieb fortlaufend
oder zumindest regelmäßig so angepasst, dass über einen weiten Fahrpedalweg, d. h.
zumindest über einen weiteren Fahrpedalweg als bei unangepasster Kennlinie, ein Motorsolldrehmoment
gestellt wird, das zu einem hohen Motorwirkungsgrad und/oder einer hohen Verbrauchseffizienz
führt.
[0013] Das Motorwunschdrehmoment kann in Abhängigkeit von mindestens einem Betriebsparameter
des Kraftfahrzeugs, insbesondere in Abhängigkeit von dem Wirkungsgrad des Antriebsmotors,
vorzugsweise mit Hilfe vorab bestimmter Kennfelder ermittelt werden.
[0014] Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform wird das Motorwunschdrehmoment
in Abhängigkeit von einer momentanen Motordrehzahl und einer vorab bestimmten Kennlinie
bestimmt, wobei die Kennlinie jeder Motordrehzahl dasjenige Motordrehmoment zuordnet,
für das der spezifische Verbrauch minimal und/oder der Motorwirkungsgrad maximal ist.
Diese Kennlinie wird im Stand der Technik auf als B
emin-Linie bezeichnet. Diese Variante bietet den Vorteil, dass das für den jeweiligen
Betriebszustand aktuelle Motorwunschdrehmoment mit geringem rechnerischen Aufwand
bestimmt werden kann und mittels einer derart angepassten Kennlinie es dem Fahrer
erleichtert wird, über den Fahrpedalweg ein Motorsolldrehmoment anzufordern, das zu
einem hohem Motorwirkungsgrad führt.
[0015] Das Motorwunschdrehmoment kann jedoch auch in Abhängigkeit von einer Streckeninformation
betreffend einen vorausliegenden Streckenabschnitt des Kraftfahrzeugs bestimmt werden.
Die Streckeninformation kann beispielsweise ein Höhenprofil oder einen erwarteten
Geschwindigkeitsverlauf auf dem vorausliegenden Streckenabschnitt angeben.
[0016] Beispielsweise kann in Abhängigkeit von einer vorausschauenden Streckeninformation
für einen vorausliegenden Streckenabschnitt des Kraftfahrzeugs eine Motorsolldrehmomenttrajektorie
für den vorausliegenden Streckenabschnitt und/oder Zeithorizont bestimmt werden, die
unter Berücksichtigung vorgegebener Randbedingungen den Kraftstoffverbrauch minimiert.
Gemäß dieser Variante wird das Motorwunschdrehmoment in Abhängigkeit von der bestimmten
Motorsolldrehmomenttrajektorie festgelegt. Das momentane Motorwunschdrehmoment entspräche
dann jeweils dem Wert der Motordrehmomenttrajektorie, die der aktuellen Fahrposition
zugeordnet ist. Eine Randbedingung kann beispielsweise eine zeitliche Randbedingung
sein, z. B. in Form einer Mindestzeit, in der der vorausliegende Streckenabschnitt
durchfahren werden soll.
[0017] Diese Variante bietet den Vorteil, dass vorausliegende Streckeninformationen berücksichtigt
werden, so dass der Gesamtverbrauch über den vorausliegenden Streckenabschnitt besser
optimiert werden kann. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Motorwunschdrehmoment
vorgegeben werden, das aus Motorwirkungsgradgesichtspunkten zum aktuellen Zeitpunkt
zwar nicht optimal ist, aber im Hinblick auf den prädizierten optimalen Motordrehmomentverlauf
beim Durchfahren der Strecke insgesamt zu einem verbrauchsoptimalen Betrieb des Antriebsmotors
führen würde.
[0019] Gemäß einem weiteren Aspekt kann die angepasste Kennlinie im Bereich des abgeflachten
Verlaufs einen plateauartigen Verlauf aufweisen. Die Kennlinie weist somit in dem
Bereich um das Motorwunschdrehmoment keine oder nur eine kleine Steigung auf.
[0020] Ferner kann zumindest ein Teil des abgeflachten Verlaufs in einem Bereich zwischen
30 % und 80 % des Fahrpedalwegs liegen. Ferner kann der abgeflachte Verlauf zumindest
einen Bereich von 50 % bis 60 % des Fahrpedalwegs umfassen und/oder nicht den Bereich
von 0 % bis 30 % umfassen, so dass der Fahrer bei geringen Fahrpedalauslenkungen weiterhin
die Möglichkeit hat, die Fahrzeugbeschleunigung gefühlvoll zu dosieren. Ferner kann
der Bereich des abgeflachten Verlaufs mindestens 15 %, weiter vorzugsweise mindestens
30 % des Fahrpedalwegs umfassen.
[0021] Insgesamt kann die angepasste Kennlinie einen S-förmigen Verlauf aufweisen, insbesondere
mit einem degressiv ausgelegten ersten Abschnitt bei kleinen Fahrpedalwegen, einem
mittleren progressiv ausgelegten Abschnitt und einem plateauartigen Endabschnitt,
der den Wert des Fahrerwunschmoments umfasst.
[0022] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsvariante erstreckt sich der abgeflachte
Bereich, insbesondere der plateauartige Verlauf, bis zum Endbereich des Fahrpedalwegs,
d. h. bis zu 100 % des Fahrpedalwegs, so dass das Motorsolldrehmoment auf das Motorwunschdrehmoment
begrenzt ist. Diese Variante bietet den Vorzug, dass der Motor auch bei hoher Fahrpedalauslenkung
mit hohem Motorwirkungsgrad betrieben wird.
[0023] Die Anpassung der Fahrpedalkennlinie muss dabei nicht kontinuierlich wirksam sein,
sondern kann in geeigneten Situationen aktiviert werden und wieder deaktiviert werden,
wenn keine geeignete Situation mehr vorliegt.
[0024] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist die Anpassung der Fahrpedalkennlinie
in Abhängigkeit von einer Situationserkennung des Fahrzeugs und/oder der Umgebung
aktivierbar und/oder deaktivierbar. Generell soll die Anpassung der Fahrpedalkennlinie
nicht in Fahrsituationen erfolgen, in denen eine stärkere Beeinträchtigung des Fahrverhaltens
vermieden werden soll, z. B. in kritischen Fahrsituationen.
[0025] Es ist insbesondere vorteilhaft, die Fahrpedallinie in Beschleunigungssituationen,
nicht jedoch bei Konstantfahrt oder Verzögerungsfahrt anzupassen. Eine vorteilhafte
Variante dieser Ausführungsform sieht daher vor, dass die Situationserkennung ermittelt,
ob eine Beschleunigungssituation vorliegt und/oder ob eine Beschleunigungssituation
bevorsteht, d. h. wahrscheinlich in Kürze erfolgt. Die Anpassung der Fahrpedalkennlinie
wird gemäß dieser Variante aktiviert, falls eine Beschleunigungssituation vorliegt
oder bevorsteht.
[0026] Beispielsweise kann eine Beschleunigungssituation vorliegen bzw. erkannt werden,
wenn eine Fahrzeuglängsbeschleunigung einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitet
und eine Fahrzeuggeschwindigkeit eine vorgegebene Mindestgeschwindigkeit, z. B. 30
km/h, überschreitet. Die Mindestgeschwindigkeit stellt hierbei sicher, dass eine Kennlinienanpassung
nicht bei Beschleunigungsvorgängen beim Anfahren, Rangieren etc. vorgenommen wird,
da hier eine möglichst hohe Dosierbarkeit über das Fahrpedal erwünscht ist.
[0027] Ferner kann eine bevorstehende Beschleunigungssituation daran erkannt werden, dass
eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit um mehr als einen vorgegebenen Differenzschwellenwert
unterhalb einer Richtgeschwindigkeit oder Höchstgeschwindigkeit für einen Straßentyp,
auf dem das Kraftfahrzeug momentan fährt, liegt. In diesem Fall ist es wahrscheinlich,
dass der Fahrer zeitnah versuchen wird, auf die Richtgeschwindigkeit oder Höchstgeschwindigkeit
zu beschleunigen.
[0028] Gemäß einem zweiten Gesichtspunkt der Erfindung wird eine Vorrichtung zur Anpassung
der Fahrpedalcharakteristik bei einem Kraftfahrzeug bereitgestellt, die ausgebildet
ist, während eines Fahrbetriebs eine den Zusammenhang zwischen Fahrpedalweg und einem
angeforderten Motorsolldrehmoment beschreibende Fahrpedalkennlinie anzupassen. Erfindungsgemäß
ist die Vorrichtung ausgebildet, das Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche
auszuführen. Zur Vermeidung von Wiederholungen sollen rein verfahrensgemäß offenbarte
Merkmale auch als funktionale Merkmale der Vorrichtung und somit als vorrichtungsgemäß
offenbart gelten und beanspruchbar sein.
[0029] Die Erfindung betrifft ferner ein Kraftfahrzeug, insbesondere ein Nutzfahrzeug, mit
einer Vorrichtung wie in diesem Dokument offenbart.
[0030] Die zuvor beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen und Merkmale der Erfindung
sind beliebig miteinander kombinierbar. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung
werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- ein schematisches Blockdiagramm zur Illustration einer Vorrichtung und eines Verfahrens
gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung;
- Figur 2
- die Bestimmung des Motorwunschdrehmoments anhand eines Verbrauchskennfeldes und eine
angepasste Fahrpedalkennlinie gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung;
- Figur 3
- eine angepasste Fahrpedalkennlinie gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung;
und
- Figur 4
- ein schematisches Blockdiagram zur Illustration einer aus dem Stand der Technik bekannten
Anpassung der Fahrpedalcharakteristik.
[0031] Gleiche oder funktional äquivalente Elemente sind in allen Figuren mit denselben
Bezugszeichen bezeichnet.
[0032] Figur 1 illustriert anhand eines schematischen Blockdiagramms die Anpassung der Fahrpedalkennlinie.
[0033] Das Fahrpedal ist in an sich bekannter Weise mit einem Pedalwertgeber 1 ausgerüstet,
der den vom Fahrer eingestellten Fahrpedalweg 2 ermittelt. Eine programmtechnisch
eingerichtete Steuereinheit 40 empfängt fortlaufend im Fahrbetrieb den aktuell gestellten
Fahrpedalweg 2 und steuert die Drehmomentansteuerung des Antriebsmotors elektronisch.
In der Recheneinheit ist mindestens eine vorab bestimmte Fahrpedalkennlinie hinterlegt,
die jedem Wert des Fahrpedalwegs ein entsprechendes Motorsolldrehmoment 8 zuordnet,
das als Momentsolldrehmomentanforderung an den Antriebsmotor 9 übermittelt wird. Hierzu
können noch zusätzliche Fahrzeugdaten 3 verwendet werden.
[0034] Die Steuereinheit 40 kann die mindestens eine hinterlegte Fahrpedalkennlinie anpassen.
Die Anpassung der Fahrpedalkennlinie ist jedoch nur in geeigneten Fahrsituationen
aktiviert, ansonsten deaktiviert. Hierzu ist die Steuereinheit 40 eingerichtet, entsprechend
geeignete Fahrsituationen zu erkennen und die Anpassung der Fahrpedalkennlinie zu
aktivieren, solange eine geeignete Fahrsituation vorliegt, und zu deaktivieren, falls
keine geeignete Fahrsituation mehr vorliegt. Diese Funktionalität ist mit dem Bezugszeichen
6 gekennzeichnet und wird weiter unten noch detaillierter beschrieben.
[0035] Ist die Anpassung der Fahrpedalkennlinie durch die Situationserkennung 6 aktiviert,
ist die Steuereinheit 40 eingerichtet, im Fahrbetrieb fortlaufend einen aktuellen
Wert für ein Motorwunschdrehmoment 12 zu bestimmen. Diese Funktionalität der Steuereinheit
ist in Figur 1 mit dem Bezugszeichen 5 bezeichnet und im linken Diagramm der Figur
2 näher erläutert.
[0036] Das Verbrauchskennfeld 10 in Form eines Motordrehmoment/Motordrehzahl-Diagramms zeigt
die dem spezifischen Kraftstoffverbrauch entsprechenden sogenannten "Muschelkurven"
B
e, die Volllastkennlinie 11 und die sog. sog. B
emin-Kennlinie B
emin. Zur Bestimmung des Motorwunschdrehmoments ist in der Steuervorrichtung eine sog.
B
emin-Kennlinie B
emin hinterlegt, die einer Motordrehzahl jeweils dasjenige Motordrehmoment zuordnet, für
das der spezifische Verbrauch minimal bzw. der Motorwirkungsgrad maximal ist.
[0037] Im Fahrbetrieb empfängt die Steuereinheit 40 über die Eingangsdaten 3 fortlaufend
die aktuelle Motordrehzahl n und bestimmt aus der Motordrehzahl n den zugeordneten
Punkt P auf der B
emin-Kennlinie 11 bzw. das entsprechende aktuelle Motorwunschdrehmoment 12.
[0038] Anschließend erfolgt eine Anpassung der hinterlegten Fahrpedalkennlinie in Abhängigkeit
von dem bestimmten Motorwunschdrehmoment 12. Diese Funktionalität der Steuereinheit
ist mit dem Bezugszeichen 7 bezeichnet. Hierbei wird die ursprüngliche, d. h. nicht
angepasste hinterlegte Fahrpedalkennlinie (nicht gezeigt) im Fahrbetrieb so angepasst,
der der Bereich der Kennlinie um den Wert des Motorwunschdrehmoments einen im Vergleich
zur unangepassten Fahrpedalkennlinie abgeflachten Verlauf 15 aufweist. Das rechte
Diagramm der Figur 2 zeigt die angepasste Kennlinie. Das bestimmte Motorwunschdrehmoment
12 liegt mittig in einem Bereich b1, der nun einen im Vergleich zur unangepassten
Kennlinie abgeflachten Verlauf 15 der Kennlinie 14 aufweist. Der dem Motorwunschdrehmoment
12 zugeordnete Fahrpedalweg ist mit dem Bezugszeichen 13 bezeichnet. Die Bereich b1
links und rechts vom Motorwunschdrehmoment 12 zeichnet sich durch eine geringe Steigung
aus, insbesondere durch eine geringere Steigung als vor der Anpassung der Kennlinie.
Der dem bestimmten Motorwunschdrehmoment 12 zugeordnete Fahrpedalweg 13 ist ca. mittig
im abgeflachten Bereich b1 angeordnet. Dadurch kann der Fahrer über einen weiten Fahrpedalwegbereich
b1 eine Motorsolldrehmomentvorgabe 8 erzeugen, die nahe am Motorwunschdrehmoment 12
ist. Dadurch wird eine motorwirkungsgradoptimierte Fahrweise unterstützt. Bei hohen
Fahrpedalwegen steigt die Kennlinie wieder stärker an, so dass hier das volle Motordrehmoment
(100 %) angefordert werden kann.
[0039] Alternativ kann die Fahrpedalkennlinienanpassung auch so ausgelegt sein, dass das
maximal anforderbare Motorsolldrehmoment 8 auf das Motorwunschdrehmoment 12 begrenzt
ist, was in Figur 3 dargestellt ist. Hier weist die Kennlinie 14a nach Erreichen des
Motorwunschdrehmoments einen geraden Verlauf 15a bis zum maximalen Fahrpedalweg (100
%) auf. Der Bereich b2 des abgeflachten Verlaufs erstreckt sich somit bis zu 100 %
des Fahrpedalwegs. Gemäß dieser Variante wird auch bei hoher Fahrpedalauslenkung der
Motor mit hohem Motorwirkungsgrad betrieben.
[0040] Da fortlaufend eine aktuelle Motordrehzahl n ermittelt wird und damit fortlaufend
ein neues Motorwunschdrehmoment 12, wird somit die Fahrpedalkennlinie 14 bzw. 14a
fortlaufend angepasst, so dass sich der abgeflachte Bereich 15, 15a der Kennlinie
fortlaufend verschiebt.
[0041] Vorstehend wurde bereits erwähnt, dass die Fahrpedalkennlinienanpassung nur während
bestimmter Fahrsituationen erfolgt, die mittels einer Situationserkennung 6 erkannt
werden. Die Situationserkennung 6 ermöglicht die gezielte Anpassung der Fahrpedalkennlinie
während besonders vorteilhaften Situationen und verhindert, dass die Fahrpedalkennlinie
in Situationen angepasst wird, bei denen eine Beeinträchtigung des Fahrverhaltens
zu erwarten ist.
[0042] Insbesondere ist es vorteilhaft, die Fahrpedalkennlinie in Beschleunigungssituationen
anzupassen. Die Erkennung der Beschleunigungssituation kann direkt aus Fahrzeugdaten
erfolgen. Beispielsweise kann die zeitliche Entwicklung der Fahrzeuggeschwindigkeit
beobachtet oder/und die Bedieneingaben des Fahrers ausgewertet werden, um z. B. daraus
abzuleiten, dass eine Fahrzeuglängsbeschleunigung vorliegt, die einen vorgegebenen
Beschleunigungsschwellenwert überschreitet.
[0043] Alternativ können aus Umgebungsbedingungen Wahrscheinlichkeiten für eine zukünftige
Beschleunigungssituation abgeleitet werden. Wird beispielsweise der Straßentyp bestimmt,
auf dem sich das Fahrzeug aktuell befindet, kann eine für diesen Straßentyp typische
Richtgeschwindigkeit mit der aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit verglichen werden.
Weichen die beiden Geschwindigkeiten erheblich voneinander ab, so ist eine Beschleunigungssituation
wahrscheinlich.
[0044] Ebenfalls kann die Begrenzung des Motorsolldrehmoments auf das Motorwunschdrehmoment
gemäß dem in Figur 3 gezeigten Beispiel mit einem solchen straßentypbasierten Verfahren
in vorteilhaften Situationen erfolgen. Ist beispielsweise der Unterschied zwischen
straßentypischer Richtgeschwindigkeit und Fahrzeuggeschwindigkeit klein, so kann anstatt
einer Kennlinienanpassung gemäß Figur 2 eine Kennlinienanpassung gemäß Figur 3 erfolgen,
bei der das maximal anforderbare Motorsolldrehmoment auf das Motorwunschdrehmoment
gemäß der Kennlinie 14a begrenzt wird. In einer solchen Situation ist nur eine kleine
Geschwindigkeitsdifferenz zur Richtgeschwindigkeit zu überbrücken, so dass eine Begrenzung
der maximal anforderbaren Motorleistung auf das Motorwunschdrehmoment keine großen
Komforteinbußen erzeugt.
[0045] Obwohl die Erfindung unter Bezugnahme auf bestimmte Ausführungsbeispiele beschrieben
worden ist, ist es für einen Fachmann ersichtlich, dass verschiedene Änderungen ausgeführt
werden können und Äquivalente als Ersatz verwendet werden können, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen. Zusätzlich können viele Modifikationen ausgeführt werden,
ohne den zugehörigen Bereich zu verlassen. Folglich soll die Erfindung nicht auf die
offenbarten Ausführungsbeispiele begrenzt sein, sondern soll alle Ausführungsbeispiele
umfassen, die in den Bereich der beigefügten Patentansprüche fallen. Insbesondere
beansprucht die Erfindung auch Schutz für den Gegenstand und die Merkmale der Unteransprüche
unabhängig von den in Bezug genommenen Ansprüchen.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Fahrpedal mit Pedalwertgeber
- 2
- Fahrpedalweg (Ausgabewert des Pedalwertgebers)
- 3
- Eingangsdaten
- 4, 40
- Steuereinheit (Recheneinheit)
- 5
- Funktion zur Bestimmung Motorwunschdrehmoment
- 6
- Funktion zur Situationserkennung
- 7
- Funktion zur Fahrpedalkennlinienanpassung
- 8
- Motorsolldrehmoment
- 9
- Antriebsmotor
- 10
- Verbrauchskennfeld
- 11
- Volllastkennlinie
- 12
- Motorwunschdrehmoment
- 13
- Fahrpedalweg, der Motorwunschdrehmoment anfordert
- 14, 14a
- Angepasste Fahrpedalkennlinie
- 15, 15a
- Abgeflachter Bereich
- Bemin
- Bemin-Kennlinie
1. Verfahren zur Anpassung der Fahrpedalcharakteristik bei einem Kraftfahrzeug, bei dem
während eines Fahrbetriebs eine den Zusammenhang zwischen Fahrpedalweg (2) und einem
angeforderten Motorsolldrehmoment (8) beschreibende Fahrpedalkennlinie angepasst wird,
gekennzeichnet durch
(a) eine Bestimmung eines Motorwunschdrehmoments (12), insbesondere eines Motorwunschdrehmoments,
welches einen verbrauchsoptimierten Betrieb des Kraftfahrzeugs ermöglichen würde;
und
(b) eine Anpassung der Fahrpedalkennlinie in Abhängigkeit von dem bestimmten Motorwunschdrehmoment
(12), derart, dass die angepasste Fahrpedalkennlinie (14; 14a) in einem Bereich (b1;
b2), der ein dem bestimmten Motorwunschdrehmoment (12) entsprechendes Motorsolldrehmoment
(13) enthält, einen im Vergleich zur unangepassten Fahrpedalkennlinie abgeflachten
Verlauf (15; 15a) aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
(a) dass das Motorwunschdrehmoment (12) in Abhängigkeit vom Wirkungsgrad des Antriebsmotors,
vorzugsweise mit Hilfe vorab bestimmter Kennfelder, ermittelt wird; und/oder
(b) dass das Motorwunschdrehmoment (12) in Abhängigkeit von einer momentanen Motordrehzahl
(n) und einer Kennlinie (Bemin) bestimmt wird, wobei die Kennlinie (Bemin) jeder Motordrehzahl dasjenige Motordrehmoment zuordnet, für das der spezifische
Verbrauch minimal und/oder der Motorwirkungsgrad maximal ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
(a) dass in Abhängigkeit von einer vorausschauenden Streckeninformation für einen vorausliegenden
Streckenabschnitt des Kraftfahrzeugs eine Motorsolldrehmomenttrajektorie für den vorausliegenden
Streckenabschnitt und/oder Zeithorizont bestimmt wird, die unter Berücksichtigung
vorgegebener Randbedingungen den Kraftstoffverbrauch minimiert; und
(b) dass das Motorwunschdrehmoment in Abhängigkeit von der bestimmten Motordrehmomenttrajektorie
festgelegt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
(a) dass die angepasste Kennlinie (14; 14a) im Bereich (b1; b2) des abgeflachten Verlaufs
einen plateauartigen (15a) Verlauf aufweist; und/oder
(b) dass zumindest ein Teil des abgeflachten Verlaufs innerhalb eines Bereichs zwischen 30
% und 80 % des Fahrpedalwegs (p) liegt; und/oder
(c) dass der abgeflachte Verlauf (15; 15a) zumindest einen Bereich von 50 % bis 60 % des Fahrpedalwegs
(p) umfasst; und/oder
(d) dass der Bereich (b1; b2) des abgeflachten Verlaufs mindestens 15 %, weiter vorzugsweise
mindestens 30 %, des Fahrpedalwegs umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich der abgeflachte Bereich (15a), insbesondere der plateauartige Verlauf, bis zum
Endbereich des Fahrpedalwegs erstreckt, so dass das Motorsolldrehmoment (8) auf das
Motorwunschdrehmoment (12) begrenzt ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anpassung der Fahrpedalkennlinie in Abhängigkeit von einer Situationserkennung
des Fahrzeugs und/oder der Umgebung aktivierbar ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Situationserkennung ermittelt, ob eine Beschleunigungssituation vorliegt und/oder
ob eine Beschleunigungssituation bevorsteht, und die Anpassung der Fahrpedalkennlinie
aktiviert wird, falls eine Beschleunigungssituation vorliegt oder bevorsteht.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
(a) dass eine Beschleunigungssituation vorliegt, wenn eine Fahrzeuglängsbeschleunigung einen
vorgegebenen Schwellenwert überschreitet und eine Fahrzeuggeschwindigkeit eine vorgegebene
Mindestgeschwindigkeit überschreitet; und/oder
(b) dass eine Beschleunigungssituation bevorsteht, wenn eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit
um mehr als einen vorgegebenen Differenzschwellenwert unterhalb einer Richtgeschwindigkeit
oder Höchstgeschwindigkeit für einen Straßentyp, auf dem das Kraftfahrzeug momentan
fährt, liegt.
9. Vorrichtung (4) zur Anpassung der Fahrpedalcharakteristik bei einem Kraftfahrzeug,
die ausgebildet ist, während eines Fahrbetriebs eine den Zusammenhang zwischen Fahrpedalweg
(2) und einem angeforderten Motorsolldrehmoment (8) beschreibende Fahrpedalkennlinie
anzupassen, dadurch kennzeichnet, dass die Vorrichtung (4) ausgebildet ist, das Verfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche auszuführen.
10. Kraftfahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einer Vorrichtung (4) nach Anspruch
9.