[0001] Die Erfindung betrifft eine Hubvorrichtung für eine industrielle Bearbeitungsstation
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Die verfügbare Technologie im Bereich der Hebetechnik ist breit gefächert und bietet
je nach Applikationsfall unterschiedlichste Realisierungsmodelle. Speziell die hohen
Anforderungen an die Zuverlässigkeit einer Hubvorrichtung in rauen Fertigungsumgebungen,
wie sie beispielsweise in Schweißstationen einer automobilen Fertigungslinie vorzufinden
sind, verlangen vorzugsweise einfache und robuste Systemlösungen. Dies betrifft insbesondere
Hubtische, die in der Serienfertigung von Kraftfahrzeugen zur vertikalen Förderung
von Rohkarossen an Bearbeitungsstationen eingesetzt werden.
[0004] Beispielsweise ist ein nachteiliges Systemmerkmal des in der Druckschrift
DE 10 2008 036 288 A1 genannten Hubtisches in der dort verwendeten Vertikalführung begründet, die aus zwei
Hebertürmen besteht. Zum Einen können im Stand der Technik durch die Hebertürme fallweise
Störkonturen zu peripheren Anlagenkomponenten oder zum Transportgut selbst entstehen,
und zum Anderen kann es zu einer Beschränkung der Bauhöhe des Hubtisches kommen.
[0005] Weiterhin können sich in einem weiteren Stand der Technik, beschrieben in der Druckschrift
DE 202 09 407 U1, durch die räumliche Anordnung des Exzenterhebels der Hubvorrichtung sowie durch
die Wahl bzw. Anordnung der Lagerstellen hohe Drehmomente und Querkräfte über den
Lasthub an der Abtriebsseite des Antriebselementes, also des Getriebemotors, ergeben.
[0006] Es ist somit eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Hubvorrichtung bzw. einen
Hubtisch vorzuschlagen, welche ein zeitgemäß energieeffizientes und leistungsfähiges
Antriebskonzept aufweist, geringe Bauhöhen ermöglicht und darüber hinaus ökonomische
Attraktivität bietet. Es wird ferner angestrebt, das maximale Drehmoment an der Abtriebsseite
des Getriebemotors über den Lasthub zu reduzieren, ohne etwaigen fertigungstechnischen
Mehraufwand betreiben zu müssen.
[0007] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0008] Dabei wird eine Hubvorrichtung für eine industrielle Bearbeitungsstation, insbesondere
ein Hubtisch für die Förderung einer Rohkarosse in der Kraftfahrzeug-Serienfertigung,
vorgeschlagen, wobei die Hubvorrichtung zur Förderung eines Werkstücks auf einem in
rein vertikaler Richtung bewegten Oberrahmen ausgestaltet ist. Dabei weist die Hubvorrichtung
zumindest eine mit einem motorischen Antriebselement betätigte gleichschenklige Geradschubkurbel
als erste Vertikalführung auf. Insbesondere durch den Einsatz einer gleichschenkligen
Geradschubkurbel, die in der Literatur auch als "Scott-Russel-Mechanismus" bekannt
ist, ist eine einfache und effektive Variante eines vertikalen Führungssystems gegeben,
welche geringe Bauhöhen bei minimalem Fertigungsaufwand ermöglicht.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Lösung sind in den abhängigen
Patentansprüchen angegeben. Die dabei beschriebenen Merkmale und deren Vorteile können
sowohl einzeln, als auch in sinnvoller Kombination miteinander realisiert sein.
[0010] Vorteilhaft ist zur Erreichung einer hohen mechanischen Stabilität zumindest eine
zweite Vertikalführung vorgesehen, wobei als die zweite Vertikalführung besonders
vorteilhaft eine Loslagerschwinge vorgesehen sein kann. Alternativ kann zur Erhöhung
der Führungsgenauigkeit als die zweite Vertikalführung eine weitere gleichschenklige
Geradschubkurbel vorgesehen werden. Dabei ist vorteilhaft auch die zweite Vertikalführung
von demselben motorischen Antriebselement betätigt, wie die erste.
[0011] Die Stabilität in Querrichtung wird erhöht, indem vorteilhaft als die erste Vertikalführung
zwei parallel angeordnete gleichschenklige Geradschubkurbeln mit koaxialer Anordnung
der Gelenke vorgesehen sind. Ebenso können vorteilhaft zumindest zwei parallel angeordnete
zweite Vertikalführungen mit koaxialer Anordnung der Gelenke vorgesehen sein. Dabei
sind in einer vorteilhaften Variante die erste und die zweite Vertikalführung mittels
einer Zugstange zur synchronisierten Vertikalbewegung miteinander verbunden und vorzugsweise
ist das motorische Antriebselement mittels einer Antriebsstange über eine der Vertikalführungen
mit der Zugstange verbunden.
[0012] Eine geringe Bauhöhe ergibt sich, indem das motorische Antriebselement in horizontaler
Richtung außerhalb einer von dem Oberrahmen abgedeckten Grundfläche angeordnet ist.
[0013] Wegen der Einfach- und Robustheit sowie der Wartungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit
kommt vorzugsweise eine Exzenter-Antriebsscheibe in Verbindung mit einem Synchron-
oder Asynchron- Getriebemotor zum Einsatz, wobei dieser vorzugsweise über eine mechanische
Haltebremse verfügt.
[0014] Das erforderliche Drehmoment des Antriebs und die Belastung der lastführenden Elemente
kann vorteilhaft weiter verringert werden, indem zumindest ein Massenausgleichssystem
vorgesehen ist. Dabei kann das Massenausgleichssystem als Energiespeicher eine mechanische
Feder oder eine pneumatische oder hydropneumatische Speichereinrichtung umfassen.
[0015] Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Hubvorrichtung werden nachfolgend anhand
der Zeichnungen erläutert.
[0016] Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Schnittzeichnung einer ersten Variante einer erfindungsgemäßen Hubvorrichtung,
- Figur 2
- eine schematische Schnittzeichnung einer zweiten Variante der erfindungsgemäßen Hubvorrichtung,
und
- Figur 3
- eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Hubvorrichtung.
[0017] Die Figur 1 zeigt schematisch eine erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen Hubvorrichtung
in einer oberen Stellung.
[0018] Die Bezugszeichen sind dabei wie folgt definiert:
1 |
Festlagergelenk |
8 |
Oberrahmen |
2 |
Lenkermittengelenk |
9 |
Zugstange |
3 |
Lenker |
10 |
Loslagerführung |
4 |
Schwingenlager |
11 |
Loslagerschwinge |
5 |
Lenkerführung |
12 |
Antriebsstange |
6 |
Festlagerschwinge |
13 |
Antriebseinheit |
7 |
Lagerstelle |
14 |
Massenausgleichselement |
[0019] Je nach Ausführung kann die Befestigung der Fest- und Loslageranordnung samt der
Antriebseinheit mit Massenausgleichselement direkt auf dem Fundament oder zusätzlich
auf einem gemeinsamen Grundrahmen (in der Figur 1 nicht dargestellt - siehe Figur
3) erfolgen.
[0020] Eine erste Vertikalführung ist in der linken Hälfte der Figur 1 zu sehen und verkörpert
die Festlagerseite der Hubvorrichtung. Sie besteht aus einem Lenker 3, welcher über
das Festlagergelenk 1 mit dem Oberrahmen 8 und über eine Lenkerführung 5 mit dem Grundrahmen
verbunden ist, wobei der Oberrahmen vorzugsweise als Rollenbahn mit Laufrollen zum
Fördern eines Transportguts ausgebildet ist.
[0021] Der Lenker wiederum interagiert über das mittig zwischen Festlagergelenk und Lenkerführung
sitzende Lenkermittengelenk 2 mit der Festlagerschwinge 6. Die Schwingenlager 4 bilden
dabei den Drehpunkt für die Fest- als auch für die Loslagerschwinge 11.
[0022] Das Loslager besteht aus einer Loslagerschwinge 11, an deren oberem Ende eine Loslagerführung
10 ausgebildet ist, die den Kontakt zum Oberrahmen herstellt. An der Loslagerschwinge
sind mehrere Lagerstellen 7 vorhanden, die eine koaxiale Anordnung zum Drehpunkt 4
der Schwinge 11 aufweisen. Dadurch kann einerseits die Anbindung der Zugstange 9,
welche eine Verbindung zur gleichschenkligen Geradschubkurbel herstellt, und andererseits
der Anschluss einer Antriebsstange 12 und ggf. eines optionalen Massenausgleichselements
14 an die Hebelmechanik realisiert werden.
[0023] Dabei kann das Massenausgleichselement unterschiedlich ausgeprägt sein. Denkbare,
technisch in Erwägung zu ziehende Arten von Energiespeichern stellen hier mechanische
Federn und pneumatische bzw. hydropneumatische Massenausgleichssysteme dar. Diese
können nochmals in ziehend und in drückend wirkende Elemente unterschieden werden.
Sollte ein drückend wirkendes Element mit der Loslagerschwinge verbunden werden, so
erfolgt dessen Anordnung, anders als in Figur 1 gezeigt, in Richtung der gegenüberliegenden
Vertikalführung. Eine vertikale Anordnung von mindestens einem drückend wirkenden
Massenausgleichselement, welches zwischen Grundrahmen bzw. Boden und Oberrahmen platziert
und mit diesen kontaktiert ist, zeigt eine weitere Variante auf.
[0024] In primärer Abhängigkeit von den zu bewegenden Massen, dem vertikalen Hub und den
Bauraumabmessungen der Hubvorrichtung (Hubtisches), ist ein geeigneter Energiespeicher
zu wählen.
[0025] Die aktive Komponente des erfindungsgemäßen Hubtisches bildet die elektromotorische
Antriebseinheit 13. Zur Realisierung der von dieser Antriebseinheit ausgehenden Vorschubbewegung
stehen verschiedene technische Lösungen zur Verfügung. Zu erwähnen sind an dieser
Stelle Lineareinheiten in Form von Gewinde-, Riemen,- und Zahnstangentrieben bzw.
Hubwalzen, aber auch die oben bereits genannte, am Getriebemotor befestigte Exzenter-
Antriebsscheibe.
[0026] Aufgrund der Einfach- und Robustheit sowie der Wartungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit
kommt vorzugsweise eine Exzenter- Antriebsscheibe in Verbindung mit einem Synchron-
oder Asynchron- Getriebemotor zum Einsatz, wobei dieser über eine mechanische Haltebremse
verfügt.
[0027] Die Figur 2 zeigt schematisch eine alternative Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Hubvorrichtung in einer oberen Stellung. Dabei gelten für die Bezugszeichen dieseleben
Definitionen, die schon anhand der Figur 1 eingeführt wurden.
[0028] Im Unterschied zu der anhand der Figur 1 erläuterten Variante wird hier auch für
die zweite Vertikalführung - siehe rechte Seite der Figur 2 - eine gleichschenklige
Geradschubkurbel verwendet. Diese konstruktiv etwas aufwendigere Lösung zeichnet sich
durch ein besseres Führungsverhalten, insbesondere beim Auftreten von Querkräften
in der oberen Hubstellung und während des Hubvorgangs, aus.
[0029] Die Figur 3 zeigt eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Hubvorrichtung
in einer oberen Stellung. Auch hier gelten für die Bezugszeichen dieselben Definitionen,
die schon anhand der Figur 1 eingeführt wurden. Zusätzlich ist mit dem Bezugszeichen
15 ein Grundrahmen der Hubvorrichtung dargestellt.
[0030] Zusammengefasst ist festzustellen, dass durch die Integration von einem Energiespeicher
in Form eines hydropneumatischen Massenausgleichssystems eine erhebliche Energieeinsparung
und eine Entlastung des Getriebemotors erzielt werden konnte, was sich in Verbindung
mit einer optimierten Hebelmechanik positiv auf die zu konzipierende Getriebe- und
Motorgröße auswirkt. Weithin ist mittels einer gleichschenkligen Geradschubkurbel
eine einfache und effektive Variante eines vertikalen Führungssystems angegeben, welche
geringe Bauhöhen bei minimalem Fertigungsaufwand ermöglicht.
[0031] Aus dem Zusammenspiel aller genannten Systemmerkmale lassen sich zusammengefasst
die folgenden signifikanten Vorteile ableiten: Hohe Energieeffizient und Performance,
flache, kompakte und robuste Bauweise, einfache und kostengünstige Fertigung, hohe
Anlagenverfügbarkeit, Wartungsfreundlichkeit, geringer Geräuschpegel, kompakte und
robuste Antriebseinheit, geringer Verschleiß und Betriebskosten sowie minimaler Wartungs-
und Instandhaltungsaufwand.
1. Hubvorrichtung für eine industrielle Bearbeitungsstation,
insbesondere ein Hubtisch für die Förderung einer Rohkarosse in der Kraftfahrzeug-Serienfertigung,
wobei die Hubvorrichtung zur Förderung eines Werkstücks auf einem in rein vertikaler
Richtung bewegten Oberrahmen ausgestaltet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hubvorrichtung zumindest eine mit einem motorischen Antriebselement betätigte
gleichschenklige Geradschubkurbel als erste Vertikalführung aufweist.
2. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest eine zweite Vertikalführung vorgesehen ist.
3. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die zweite Vertikalführung eine Loslagerschwinge vorgesehen ist.
4. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die zweite Vertikalführung eine weitere gleichschenklige Geradschubkurbel vorgesehen
ist.
5. Hubvorrichtung nach einem der Patentansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zweite Vertikalführung von dem motorischen Antriebselement betätigt ist.
6. Hubvorrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die erste Vertikalführung zwei parallel angeordnete gleichschenklige Geradschubkurbeln
mit koaxialer Anordnung der Gelenke vorgesehen sind.
7. Hubvorrichtung nach einem der Patentansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest zwei parallel angeordnete zweite Vertikalführungen mit koaxialer Anordnung
der Gelenke vorgesehen sind.
8. Hubvorrichtung nach einem der Patentansprüche 2 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste und die zweite Vertikalführung mittels einer Zugstange zur synchronisierten
Vertikalbewegung miteinander verbunden sind.
9. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das motorische Antriebselement mittels einer Antriebsstange über eine der Vertikalführungen
mit der Zugstange verbunden ist.
10. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das motorische Antriebselement in horizontaler Richtung außerhalb einer von dem Oberrahmen
abgedeckten Grundfläche angeordnet ist.
11. Hubvorrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das motorische Antriebselement eine Exzenter-Antriebsscheibe zur Kraftübertragung
zu der Vertikalführung aufweist.
12. Hubvorrichtung nach einem der vorhergehenden Patentansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zumindest ein Massenausgleichssystem vorgesehen ist.
13. Hubvorrichtung nach Patentanspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Massenausgleichssystem als Energiespeicher eine mechanische Feder oder eine pneumatische
oder hydropneumatische Speichereinrichtung umfasst.