Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein faseriges Trägermaterial gemäß Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung. Weiterhin betrifft die
Erfindung ein aus dem erfindungsgemässen Trägermaterial gebildetes Beschichtungsrohpapier
bzw. Vorimprägnat. Die erfindungsgemässen Erzeugnisse sind für die Herstellung von
Beschichtungsmaterialien für Möbeloberflächen und Möbelfolien, aber ebenso für Wände,
Fußböden und Raumdecken vorgesehen.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Die Hauptziele bei der Herstellung solcher Papiere sind die qualitativen Eigenschaften
im Hinblick auf Festigkeit, Imprägnierverhalten, Lackierbarkeit und Bedruckbarkeit
welche für die Weiterverarbeitung notwendig sind, sowie die optischen Ziele, um die
geforderte und spezifizierte Farbgebung zu erreichen. In allen Fällen muss das Papier
durchgefärbt sein. Beschichtungsrohpapiere werden in allen Farben/Sättigungen/Helligkeiten
hergestellt, die sich aus dem gesamten Farbspektrum messtechnisch ergeben können.
[0003] Beschichtungsrohpapiere, teilweise auch als Dekorrohpapiere bezeichnet, sind hochtechnische
Spezialpapiere, welche mit wässrigen oder lösungsmittelhaltigen Farbsystemen bedruckt
werden oder unbedruckt, einfarbig weiterverarbeitet werden. Die Weiterverarbeitung
gliedert sich im Wesentlichen in die Prozesse der Imprägnierung, der Lackierung, der
Verpressung auf Holzwerkstoffe oder der Kaschierung auf Holzwerkstoffen oder anderen
plattenförmigen Materialien.
[0004] Holzwerkstoffe sind Spanplatten, Faserplatten, mitteldichte Faserplatten (MDF) und
hochverdichtete Faserplatten. Gleichwohl können aber auch Platten beschichtet beziehungsweise
laminiert werden, welche aus einer Vielzahl von Materialien wie insbesondere mineralische
Materialien, Kunststoffe oder Metalle hergestellt sein können.
[0005] Eine weitere Weiterverarbeitung dieser Papiere ist die Herstellung von dekorativen
Schichtstoffplatten, welche aus imprägnierten, bedruckten und/oder durchgefärbten
Beschichtungsrohpapieren und Kernpapieren zu einer homogenen Platte verpresst oder
in einem endlosen Prozess hergestellt werden [1].
[0006] Beschichtungsrohpapiere müssen in allen Farben des Farbspektrums, welche über das
menschliche Auge wahrgenommen werden können, hergestellt werden, inbegriffen die höchste
Helligkeit (weiß) und die höchste Dunkelstufe (schwarz). Um eine bestimmte Farbe und
den festgelegten Farbort und die physikalischen Eigenschaften zu erreichen, werden
organische und anorganische Pigmente unterschiedlichster Teilchengröße in unterschiedlicher
Abmischung und Konzentration eingesetzt. Um alle physikalischen Bedingungen und Anforderungen
einzuhalten und zu erfüllen, werden auch Füllstoffe eingesetzt.
[0007] Ein wichtiges Pigment, das zur Verbesserung der Helligkeit und Opazität des Papiers
verwendet wird, ist Titandioxid (TiO
2). In der Regel wird Titandioxid in das faserige Papier in einem "Wet End Process"
zugesetzt (siehe beispielsweise
WO 2013/109441 A1).
[0008] Beschichtungsrohpapier als faseriges Trägermaterial ist die wirtschaftlichste, flexibelste
und funktionalste Lösung zur Darstellung von gestalteten und gestaltenden Oberflächen
für unterschiedlichste Anwendungen wie Möbel für Wohn- und Schlafbereiche, Küchen,
Büros, Bäder, Fußböden, Innenausstattungen für Großobjekte wie Flughäfen, Hotels,
Bürogebäude, Gebäude des öffentlichen Interesses wie Museen, Galerien (siehe beispielsweise
WO 2013/109441 A1).
[0009] Beschichtungsrohpapier benötigt eine sehr hohe, der Möglichkeit nach bis gegen 100%-ige
Opazität. Das Abdeckvermögen gegenüber dem Untergrund, also der Farbe des Trägermaterials,
muss ohne Verlust des Farbeindruckes gewährleistet sein. Entscheidend dafür sind der
Gehalt (Menge) und die Verteilung an Pigmenten und Füllstoffen im Papierkörper. Die
Grenzmenge ist durch die Anforderung an Festigkeit des Papiers vorgegeben.
[0010] Die Grenzmenge kann in an sich bekannter Weise erhöht werden durch die Erhöhung der
Flächenmasse des Papiers. Wenn also die Flächenmasse des Papieres hoch genug ist,
kann die erwünschte 100%-ige Opazität annähernd erreicht werden. Der heutige Stand
der Technik setzt dem sinnvollen Einsatz von Pigmenten und Füllstoffen wirtschaftliche
Grenzen.
[0011] Die am häufigsten eingesetzten Pigmente, weiß (Titandioxid) und farbig (Eisenoxide),
stellen einen hohen Wert dar und unterliegen immensen, konjunkturell bedingten Preisschwankungen.
Daher ist eine maximale Ausbeute von sehr hoher Bedeutung. Dies wiederum heißt, dass
die Pigmente/Füllstoffe im Papierkörper eine maximale Teilchenverteilung haben müssen,
um die bestmögliche Opazität und das beste Deckvermögen zu erreichen. Bis heute ist
es nicht gelungen, diesen Standard zu erreichen. Die Pigmente/Füllstoffe liegen im
Papierkörper als Agglomerate vor. Dabei überlappen sich die lichtstreuenden Schichten
und reduzieren die Opazitätseffekte und bilden eine andere Farbwahrnehmung.
[0012] Zur Verminderung der Agglomerationsphänomene werden bestimmte Bindemittel, Füllstoffe
oder Dispergiermittel verwendet, wodurch eine Verbesserung der Lichtstreuungseffizienz
erzielt wird [2]. Allerdings wird angesichts der zunehmenden Bedeutung ökologischer
Bedenken und auch wegen der zunehmenden Kosten des Rohstoffes an neuen Lösungen gearbeitet,
die durch den Einsatz von Biomaterialien zu einer Reduktion des Titandioxid-Bedarfes
führen sollen.
[0013] Demnach liegt eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein faseriges Trägermaterial,
insbesondere ein Beschichtungsrohpapier, bereit zu stellen, das sich durch hohe Qualität,
insbesondere durch hohe Opazität, geringeren Bedarf an Pigmenten und gute mechanische
Stabilität auszeichnet. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur
Herstellung des erfindungsgemässen Trägermaterials anzugeben. Als weitere Aufgabe
der Erfindung wird ein Beschichtungsrohpapier bzw. ein Vorimprägnat mit verbesserten
Eigenschaften bereitgestellt.
Darstellung der Erfindung
[0014] Die oben erwähnten Aufgaben werden erfindungsgemäss gelöst durch das faserige Trägermaterial
nach Anspruch 1, durch das Herstellungsverfahren nach Anspruch 5 sowie durch das poröse
Beschichtungsrohpapier bzw. das Vorimprägnat nach den Ansprüchen 8 bzw. 9.
[0015] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.
[0016] Das erfindungsgemässe faserige Trägermaterial umfasst in bekannter Weise eine flächige
Struktur aus Cellulosefasern, welche zudem mindestens eine Pigmentspezies und optional
weitere papierübliche Zusatzstoffe enthält. Weiterhin enthalten die Cellulosefasern
einen Anteil von 1 bis 20 Gew.-% an nanofibrillierter Cellulose, wobei hier die prozentuale
Angabe auf das Gesamtgewicht aller Cellulosefasern zu verstehen ist. Wie weiter unten
noch näher ausgeführt, sind im vorliegenden Zusammenhang unter dem Begriff "nanofibrillierte
Cellulose", hier auch als "NFC" abgekürzt, Cellulosefasern mit einem Durchmesser von
ungefähr 3 nm bis ungefähr 200 nm und einer Länge von mindestens 500 nm sowie einem
Aspektverhältnis (Länge : Durchmesser) von mindestens 100 zu verstehen.
[0017] Typischerweise haben die NFC Fasern einen Durchmesser von 10 bis 100 nm, durchschnittlich
50 nm und eine Länge von mindestens einigen Mikrometern, und das Aspektverhältnis
kann auch 1'000 oder mehr betragen.
[0018] Gemäss einer Ausführungsform der Erfindung (Anspruch 2) beträgt der NFC-Anteil 5
bis 10 Gew.-%.
[0019] Überraschend wurde gefunden, dass das Einbetten eines Anteils an NFC in die flächige
Struktur aus Cellulosefasern verschiedene vorteilhafte Wirkungen auf ein damit hergestelltes
faseriges Trägermaterial, welches insbesondere zur Herstellung eines porösen Beschichtungsrohpapiers
oder Vorimprägnates vorgesehen ist, hat.
[0020] Bislang war bekannt, dass die Zugabe von NFC zu einer Verdichtung des Papiers führt.
Dies hat normalerweise zur Folge, dass die Luftdurchlässigkeit schlechter bzw. der
zugehörige Gurley-Wert höher wird. Überraschend wurde jedoch festgestellt, dass beim
erfindungsgemäss hergestellten Beschichtungsrohpapier trotz höherer Gurley-Werte eine
sehr gute Harzimprägnierbarkeit erreicht wird.
[0021] Ohne an eine bestimmte Theorie gebunden zu sein, scheint die Zugabe von NFC zu einer
Erhöhung der wirksamen Oberfläche der Matrix aus Cellulosefasern zu führen, wodurch
ein besserer mechanischer Zusammenhalt und namentlich eine bessere Reissfestigkeit
der Struktur erreicht wird. Überdies wird eine deutlich homogenere Aufnahme der Pigmentspezies
im Fasernetzwerk ermöglicht, die sehr vorteilhafte Auswirkungen hat. Als unmittelbarer
Vorteil ergibt sich, dass bei einem vorgegebenen Pigmentgehalt eine signifikant höhere
Opazität resultiert bzw. dass eine vorgegebene Opazität sich mit einem geringeren
Pigmentgehalt erzielen lässt. Dadurch ergeben sich klare ökonomische wie auch ökologische
Vorteile. Ein direkt ersichtlicher Vorteil folgt aus der Einsparung an Pigmentmaterial,
mit einhergehender Kostenreduktion, aber auch mit verringerter Staubbildung bei der
Verarbeitung. Darüber hinaus kann in vorteilhafter Weise auf Chemikalien verzichtet
bzw. deren erforderliche Menge reduziert werden, die gegenwärtig zur Verbesserung
der Pigmentretention verwendet werden. Ein weiterer, sehr bedeutender Vorteil des
geringeren Pigmentgehalts bei einer vorgegebenen Opazität liegt in einer weiteren
Verbesserung der strukturellen Integrität, insbesondere der Reißfestigkeit der faserigen
Trägerstruktur, d.h. des Beschichtungsrohpapiers. Dies gilt in allen Richtungen innerhalb
der Trägerstruktur und sowohl im trockenen wie auch im nassen Zustand.
[0022] Offenbar liegt ein synergistischer Effekt der Zugabe von NFC vor: einerseits scheint
sie durch Bildung zusätzlicher Wasserstoffbrückenbindungen einen besseren mechanischen
Zusammenhalt zu bewirken, und andererseits scheint sie durch die Möglichkeit der Reduktion
des Pigmentgehalts sowie auch durch eine homogenere Verteilung des Pigments in Form
von vergleichsweise kleinen Agglomeraten bzw. der Vermeidung von grösseren Klumpen,
einen zusätzlichen Beitrag zum mechanischen Zusammenhalt zu leisten. Grössere Agglomerate
würden als Schwachstellen wirken und die Reissfestigkeit des faserigen Trägermaterials
herabsetzen.
[0023] Ein weiterer, überraschender Vorteil des erfindungsgemässen faserigen Trägermaterials
bei dessen Verwendung als Beschichtungsrohpapier ergibt sich aus einer Verbesserung
der Oberflächentopographie, die zu einer besseren Bedruckbarkeit und Farbannahme mit
einhergehender Einsparmöglichkeit für die üblicherweise verwendeten Druckfarben führt.
[0024] Nanofasern aus Cellulose (engl.: "cellulose nanofibres", im Folgenden weiterhin als
NFC abgekürzt) sind in den vergangenen 20 Jahren intensiv untersucht und in der Literatur
beschrieben worden. Auch auf dem Gebiet der allgemeinen Papierherstellung wurden solche
Nanofasern als möglicher "Wet End" Zusatz vorgeschlagen, um gewisse Eigenschaften
des Papiers zu verbessern. Allerdings ist auch bekannt, dass die Zugabe erheblicher
Mengen von NFC im Allgemeinen zu einem Verlust an Opazität führt [3], was insbesondere
für Beschichtungsrohpapiere in höchstem Maße unerwünscht ist.
[0025] NFC wird allgemein durch ein mechanisches Zerkleinerungsverfahren aus Holz- und anderen
Pflanzenfasern gewonnen; erste Beschreibungen gehen auf Herrick et al. [4] sowie Turback
et al. [5] im Jahr 1983 zurück. Das neue Material wurde anfänglich als mikrofibrillierte
Cellulose (MFC) bezeichnet. Heutzutage sind jedoch neben dem Begriff MFC unterschiedliche
Bezeichnungen wie Cellulose-Nanofasern (CNF), nanofibrillierte Cellulose (NFC) sowie
Cellulose Nano- oder Mikrofibrillen gebräuchlich. Es handelt sich dabei um ein semikristallines
cellulosehaltiges Material aus Cellulosefasern mit hohem Aspektverhältnis (= Verhältnis
von Länge zu Durchmesser), geringerem Polymerisationsgrad verglichen mit intakten
Pflanzenfasern und entsprechend stark erhöhter Oberfläche, das beispielsweise durch
einen Homogenisierungs- oder Mahlprozess gewonnen wird [6].
[0026] Im Gegensatz zu den geradlinigen "Cellulose-Whiskern", welche auch als "Cellulose-Nanokristalle"
bezeichnet werden und die eine stabförmige Gestalt mit einer Länge von meist 100 bis
500 nm (je nach Cellulosequelle gibt es auch bis zu 1 µm lange Kristalle) haben, sind
Cellulose-Nanofasern lang und biegsam. Die daraus gebildete NFC enthält in der Regel
kristalline und amorphe Domänen und weist aufgrund starker Wasserstoffbrückenbindungen
eine Netzwerkstruktur auf [7, 8, 9].
[0027] Unter "papierübliche Zusatzstoffe" sind insbesondere Füllstoffe zu verstehen.
[0028] Die im erfindungsgemässen Trägermaterial enthaltenen Pigmente und Füllstoffe sind
vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe der Metalloxide, Oxide und/oder gemischte Oxide
eines Halbmetalls/Halbleiters oder Mischungen derselben. Vorzugsweise können die Pigmente/Füllstoffe
ausgewählt sein aus einer Gruppe, aber nicht beschränkt darauf, enthaltend Silicium,
Magnesium, Calcium, Aluminium, Zink, Chrom, Eisen, Kupfer, Zinn, Blei oder Mischungen
derselben. Bevorzugte Pigmente/Füllstoffe sind Kieselsäuren, Aluminiumoxide, Eisenoxide,
Magnesiumsilicat, Magnesiumcarbonat, Titandioxid, Zinnoxid, Aluminiumsilicat, Calciumcarbonat,
Talcum, Clay, Siliciumdioxid, anorganische Stoffe wie Diatomit, organische Stoffe
wie z.B. Melamin-Formaldehydharze, Harnstoff-Formaldehydharze, Acrylate, Polyvinylalkohol,
modifizierter Polyvinylalkohol, Polyvinylacrylate, Polyacrylate, synthetische Bindemittel,
Bindemittel natürlichen Ursprungs wie Stärke, modifizierte Stärke, Carboxymethylcellulose
oder Mischungen daraus.
[0029] Eine besonders bevorzugte Pigmentspezies zur Bildung einer weißen Färbung ist Titandioxid
(Anspruch 3). Eine weitere, für manche Anwendungen eingesetzte Pigmentspezies ist
das Eisenoxid (Anspruch 4).
[0030] Gemäß einem weiteren Aspekt (Anspruch 5) umfasst ein Verfahren zur Herstellung des
erfindungsgemässen Trägermaterials die folgenden Schritte:
- Bereitstellen einer wässrigen Suspension, welche ein cellulosehaltiges Material sowie
eine Beimengung der besagten Pigmentspezies und optional weitere papierübliche Zusätze
enthält,
- Blattbildung,
- Trocknung,
wobei das cellulosehaltige Material einen Anteil von 1 bis 20 Gew.-% an NFC enthält.
[0031] Gemäss einer Ausführungsform des Verfahrens (Anspruch 6) beträgt der NFC-Anteil 5
bis 10 Gew.-%
[0032] Die für das obige Verfahren verwendete NFC soll eine spezifische Oberfläche (SSA)
von mindestens 125 m
2/g, insbesondere von mindestens 175 m
2/g, vorzugsweise mindestens 225 m
2/g aufweisen (Anspruch 7).
[0033] Vorteilhafterweise kommt beim erfindungsgemässen Verfahren ein Papierherstellungsverfahren
zum Einsatz, das für die Herstellung von Beschichtungsrrohpapier geeignet und optimiert
ist. Derartige Verfahren sind grundsätzlich bekannt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
wird das Verfahren dahingehend abzuwandeln sein, dass dem cellulosehaltigen Material
entweder unmittelbar vor Bildung einer wässrigen Suspension oder im Anschluss daran
der besagte Anteil von 1 bis 20 Gew.-% an NFC zugesetzt wird. Wiederum bezieht sich
diese prozentuale Angabe auf das Gesamtgewicht aller Cellulosefasern.
[0034] Gemäß einem weiteren Aspekt (Anspruch 8) wird ein poröses Beschichtungsrohpapier
bereitgestellt, welches sich durch eine erhöhte Opazität bei vorgegebenem Pigmentgehalt
bzw. durch einen geringeren Pigmentbedarf bei vorgegebener Opazität auszeichnet und
gleichzeitig mit marktüblichen Verfahren wie beispielsweise in der
WO 2013/109441 A1 beschrieben weiter verarbeitbar sind.
[0035] Gemäß noch einem weiteren Aspekt (Anspruch 9) wird ein Vorimprägnat bereitgestellt,
wobei das erfindungsgemässe Trägermaterial mit einer geeigneten Kunstharzdispersion
imprägniert wird. Vorimprägnate werden in an sich bekannter Weise durch Imprägnierung
eines faserigen Trägermaterials mit einer Tränkharzlösung hergestellt (siehe beispielsweise
EP 0648248 B1). Dieser Imprägnierungsschritt erfolgt bereits in der Papiermaschine. In der Folge
können die Vorimprägnate noch mit einem Druckmotiv versehen werden. Die erfindungsgemässen
Vorimprägnate zeichnen sich durch die bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemässen
Beschichtungsrohpapier erwähnten Vorteile aus.
[0036] Die erfindungsgemässen Erzeugnisse werden als Oberflächenschichten für verschiedenartigste
plattenförmige Materialien, insbesondere Schichtpressstoffe verwendet. Derartige Schichtstoffe
sind insbesondere als "High Pressure Laminates (HPL)" und "Low Pressure Laminates"
bekannt. Diese könne im Innenbereich sowohl für Böden, Wände und Decken und sämtliche
Möbelflächen verwendet werden. Es versteht sich, dass je nach Einsatzbereich die Oberflächenschicht
noch mit einer zusätzlichen Schutzschicht (Overlay) versehen oder lackiert wird.
Literatur:
[0037]
- 1. Istek, A.; Aydemir, D.; Asku, S. The effect of decor paper and resin type on the physical,
mechanical, and surface quality properties of particleboards coated with impregnated
decor papers. Bioresources 2010, 5, 1074-1083.
- 2. Bardet, R.; Belgacem, M.N.; Bras, J. Different strategies for obtaining high opacity
films of MFC with TiO2 pigment. Cellulose 2013, 20, 3025-3037.
- 3. Herrick, F.W.; Casebier, R.L.; Hamilton, J.K.; Sandberg, K.R. Microfibrillated cellulose:
Morphology and accessibility. J. Appl. Polym. Sci. Appl. Polym. Symp. 1983, 37, 797-813.
- 4. Turbak, A.F.; Snyder, F.W.; Sandberg, K.R. Microfibrillated cellulose, a new cellulose
product: Properties, uses, and commercial potential. J. Appl. Polym. Sci. Appl. Polym.
Symp. 1983, 37, 815-827.
- 5. Nakagaito, A.N.; Yano, H. Novel high-strength biocomposites based on microfibrillated
cellulose having nano-order-unit web-like network structure. Appl. Phys. A-Mat. Sci.
Process. 2005, 80, 155-159.
- 6. Andresen, M.; Johansson, L.S.; Tanem, B.S.; Stenius, P. Properties and characterization
of hydrophobized microfibrillated cellulose. Cellulose 2006, 13, 665-677.
- 7. Lu, J.; Askeland, P.; Drzal, L.T. Surface modification of microfibrillated cellulose
for epoxy composite applications. Polymer 2008, 49, 1285-1298.
- 8. Zimmermann, T.; Pöhler, E.; Geiger, T. Cellulose fibrils for polymer reinforcement.
Adv. Eng. Mat. 2004, 6, 754-761.
- 9. Iwamoto, S.; Kai, W.; Isogai, A.; Iwata, T. Elastic modulus of single cellulose microfibrils
from tunicate measured by atomic force microscopy. Biomacromolecules 2009, 10, 2571-2576.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0038] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher
beschrieben, dabei zeigen:
- Fig. 1
- die spezifische Oberfläche SSA (engl. "Specific Surface Area") in m2/g von NFC-haltiger Cellulose als Funktion des Gewichtsanteils an NFC; und
- Fig. 2
- die Lichtreflexion (Mittelwert im Band 360 bis 740 nm) auf schwarzem Hintergrund als
Funktion des TiO2-Gehaltes in Gew.-%, für Verpressungen mit Papieren ohne NFC (Dreiecke) sowie mit
Papieren mit 5 Gew.-% NFC (Quadrate).
Wege zur Ausführung der Erfindung
Beispiel
[0040] Zur vergleichenden Beurteilung der Eigenschaften von herkömmlichen Beschichtungsrohpapieren
ohne NFC sowie von solchen mit NFC wurden Papierzuschnitte mit einer konstanten Zellstoffdichte
von 50 g/m
2 und steigenden TiO
2 Gehalten mittels eines Blattbildners hergestellt (Estanit, Mülheim an der Ruhr, Deutschland,
in Anlehnung an DIN EN ISO 5269-2 - DIN 54358).
[0041] Gebleichter Zellstoff aus Holzfasern wurde nach einem Standardverfahren zu einem
Schopper-Riegler Wert von 35 SR° gemahlen.
[0042] Eine erste 1 Gew.-%ige Suspension dieses Zellstoffes wurde vorbereitet, um Standardpapierzuschnitte
herzustellen.
[0044] Für die Blätterherstellung wurden jeweils 150 mL einer Suspension auf 4 L verdünnt
(entspricht 50m
2/g Zellstoff im Endpapier). Zu diesem Zellstoff wurde TiO
2 in steigenden Mengen (0.1 g bis 2.0g, aus einer 10 Gew.-%igen Suspension) zugegeben.
Jede Mischung wurde mittels Al
2SO
4 auf einen pH-Wert von ca. 6,3 eingestellt und mittels eines Homogenisiersystems (Ultraturrax)
30 Sekunden bei 15'000 upm behandelt. Die Blätter wurden dann mittels Vakuumfiltration
(nach DIN EN ISO 5269-2) produziert und anschliessend vakuumgetrocknet. Von jedem
Blatt wurde eine Probe entnommen, um dessen TiO
2 Gehalt mittels Veraschung zu bestimmen (900°C, 10 min).
[0045] Das übrige Material wurde auf einem schwarzen Hintergrund mit wässrigem Melaminharz
imprägniertem Overlaypapier zu einem Hochglanzkomposit verpresst (60 bar, 2 min bei
150°C, Rückkühlung: 5 min, bis ca. 45°- 50C°). Die durchschnittliche Lichtreflexion
dieser Verpressungen wurde mittels eines Spektrophotometers (Konika Minolta, CM-2500D)
zwischen 360 und 740 nm ermittelt.
[0046] Wie aus der Fig. 2 hervorgeht, bewirkt die Zugabe von 5 Gew.-% NFC eine erhebliche
Zunahme des Lichtreflexionsvermögens. Beispielsweise nimmt die Lichtreflexion bei
einem TiO
2-Gehalt von ca. 17 Gew.-% von ca. 49% (ohne NFC) auf ca. 54% (mit NFC) zu. Bemerkenswert
ist insbesondere auch das Verhalten im abflachenden Bereich der Kurven bei höheren
TiO
2-Gehalten. Um beispielsweise eine Reflexion von 54% zu erreichen, wird mit herkömmlichem
Papier ein TiO
2-Gehalt von ca. 22 Gew.-% erforderlich, der sich im Falle eines Zusatzes von 5 Gew.-%
NFC auf ca. 17 Gew.-% senken lässt. Dies entspricht einer über 22%-igen Einsparung
an TiO
2.
1. Faseriges Trägermaterial zur Herstellung eines porösen Beschichtungsrohpapiers oder
Vorimprägnates, umfassend eine flächige imprägnierbare Struktur aus Cellulosefasern,
welche mindestens eine Pigmentspezies und optional weitere papierübliche Zusatzstoffe
enthält, dadurch gekennzeichnet, dass die Cellulosefasern einen Anteil von 1 bis 20 Gew.-% an nanofibrillierter Cellulose
(NFC) enthalten.
2. Faseriges Trägermaterial nach Anspruch 1, wobei der NFC-Anteil 5 bis 10 Gew.-% beträgt.
3. Faseriges Trägermaterial nach Anspruch 1 oder 2, wobei die besagte Pigmentspezies
Titandioxid ist.
4. Faseriges Trägermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die besagte Pigmentspezies
Eisenoxid ist.
5. Verfahren zur Herstellung des faserigen Trägermaterials nach Anspruch 1, umfassend
die Schritte:
- Bereitstellen einer wässrigen Suspension, welche ein cellulosehaltiges Material
sowie eine Beimengung der besagten Pigmentspezies und optional weitere papierübliche
Zusätze enthält,
- Blattbildung,
- Trocknung,
dadurch gekennzeichnet, dass das cellulosehaltige Material einen Anteil von 1 bis 20 Gew.-% an NFC enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 4, wobei der NFC-Anteil 5 bis 10 Gew.-% beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, wobei die NFC eine spezifische Oberfläche (SSA)
von mindestens 125 g/m2, insbesondere mindestens175 g/m2, vorzugsweise mindestens 225 g/m2 aufweist.
8. Poröses Beschichtungsrohpapier, hergestellt aus einem faserigen Trägermaterial nach
einem der Ansprüche 1 bis 4.
9. Vorimprägnat, gebildet durch Imprägnierung eines faserigen Trägermaterials nach einem
der Ansprüche 1 bis 4 mit einer Kunstharzdispersion.