[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Nachschmieren von Seilen in Aufzugsanlagen.
[0002] Seile in Aufzugsanlagen müssen von Zeit zu Zeit nachgeschmiert werden, um eine Betriebssicherheit
einer Aufzugsanlage langfristig sicherzustellen. Dabei muss ein Nachschmierstoff dünnflüssig
und kriechfähig sein, um in das Seilinnere eindringen zu können. Gleichzeitig muss
gewährleistet sein, dass der Nachschmierstoff beim Laufe des Seiles über die jeweiligen
Treib-, Ablenk- oder Umlenkscheiben durch die hohen radialen Beschleunigungen nicht
vom Seil abgeschleudert wird. In der Praxis wird dieser Zielkonflikt derzeit so gelöst,
dass die Nachschmierstoffe mit einem Lösungsmittel versetzt werden. Dieses Lösungsmittel
garantiert während einem Auftragen des Nachschmierstoffes die notwendige Dünnflüssigkeit.
Nach dem Auftragen des Nachschmierstoffes verdunstet das Lösungsmittel, so dass der
Nachschmierstoff dickflüssiger wird und somit eine höhere Haftung des Nachschmierstoffes
am Seil ermöglicht.
[0003] Nachteilig an der oben beschriebenen Methode ist es, dass der Verdunstungsvorgang
des Lösungsmittels lange dauert, so dass die Aufzugsanlage nach dem Nachschmieren
der Seile nicht sofort wieder einem normalen Betrieb übergeben werden kann.
[0004] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, welches erlaubt, eine Aufzugsanlage nach einem Nachschmieren der Seile
schneller wieder einem normalen Betrieb übergeben zu können. Das Verfahren soll zudem
effizient durchführbar sein und soll eine möglichst vollständige Durchdringung des
Nachschmierstoffes in das Seil ermöglichen.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren zum Nachschmieren von Seilen in Aufzugsanlagen
vorgeschlagen, welches die folgenden Schritte umfasst: Aufbringen eines Schmiermittels
auf das Seil; und Erwärmen des Schmiermittels.
[0006] Ein solches Verfahren zum Nachschmieren von Seilen in Aufzuganlagen bietet den Vorteil,
dass auf Lösungsmittel im Schmiermittel verzichtet werden kann. Durch das Erwärmen
des Schmiermittels wird das Schmiermittel dünnflüssig genug gemacht, so dass das Schmiermittel
das Seil vollständig durchdringen kann. Sobald sich das Schmiermittel wieder abgekühlt
hat, wird das Schmiermittel dickflüssiger, so dass es so stark am Seil haftet, dass
das Schmiermittel nicht vom Seil abgeschleudert werden kann. Durch das Verzichten
auf das Lösungsmittel wird erreicht, dass die Aufzugsanlage nach dem Nachschmiervorgang
schneller einem normalen Betrieb übergeben werden kann. Der Erfindung liegt die Erkenntnis
zugrunde, dass ein Abkühlen des erwärmten Schmiermittels schneller vonstatten geht
als ein Verdunsten eines Lösungsmittels aus dem Seilnachschmierstoff.
[0007] Das hier beschriebene Verfahren kann bezüglich des Erwärmens des Schmiermittels auf
unterschiedliche Art und Weise durchgeführt werden. So kann beispielsweise das Schmiermittel
zuerst erwärmt werden und erst dann auf das Seil aufgebracht werden, oder aber das
Schmiermittel kann zuerst auf das Seil aufgebracht werden, um dann später erwärmt
zu werden. Das Erwärmen an sich kann dabei beispielsweise direkt erfolgen, wie etwa
durch eine wärmende Düse, welche das Schmiermittel vor dem Aufbringen auf das Seil
auf die gewünschte Temperatur bringt, oder durch eine Wärmvorrichtung in der Nähe
des Seiles, welche das bereits auf das Seil aufgebrachte Schmiermittel am Seil erwärmt.
Alternativ kann das Erwärmen an sich auch indirekt erfolgen, wie etwa durch das Erwärmen
des Seiles, bevor das Schmiermittel auf das Seil aufgebracht wird. In diesem Fall
wird das Schmiermittel indirekt durch das von einer Wärmvorrichtung erwärmte Seil
auf die gewünschte Temperatur gebracht.
Es sind hier viele weitere direkte und indirekte Verfahren möglich, um das Schmiermittel
zu Erwärmen. Wichtig ist es, dass das Schmiermittel im erwärmten Zustand mit dem Seil
in Kontakt kommt, so dass das im erwärmten Zustand dünnflüssige Schmiermittel das
Seil durchdringen kann.
[0008] Das hier beschriebene Verfahren kann weiterhin bezüglich des Aufbringens des Schmiermittels
auf das Seil verschiedenartig ausgeführt werden. So kann das Schmiermittel beispielsweise
von Hand auf das Seil aufgebracht werden, oder aber es kann durch eine Schmiervorrichtung
auf das Seil aufgebracht werden. Schmiervorrichtungen können wiederum automatisiert
oder nicht automatisiert ausgeführt sein. Bei automatisiert ausgeführten Vorrichtungen
wird bei Bedarf die Schmiervorrichtung aktiv und bringt Schmierstoff auf das Seil
auf. Bei nicht automatisiert ausgeführten Vorrichtungen wird die Schmiervorrichtung
bei Bedarf vom Servicepersonal aktiviert, worauf die Schmiervorrichtung Schmierstoff
auf das Seil aufbringt.
[0009] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel wird das Schmiermittel auf zumindest 40°C,
insbesondere zumindest 50°C, weiter insbesondere zumindest 60°C, weiter insbesondere
zumindest 70°C erwärmt. Je nach Zusammensetzung des Schmiermittels kann eine andere
Zieltemperatur des Erwärmvorgangs vorteilhaft sein.
[0010] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel ist das Schmiermittel bei Raumtemperatur
so dickflüssig, dass es im Wesentlichen nicht in das Seil eindringen kann. Dies ist
vorteilhaft, weil dadurch gewährleistet wird, dass das Schmiermittel bei einer normalen
Betriebstemperatur der Aufzugsanlage so dickflüssig ist, dass es beim Umlaufen des
Seiles von Rollen in der Aufzugsanlage nicht weggeschleudert werden kann.
[0011] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel ist das Schmiermittel in einem erwärmten
Zustand so dünnflüssig, dass es im Wesentlichen vollständig in das Seil eindringen
kann. Ein derart gewähltes Schmiermittel ist vorteilhaft, weil dadurch eine möglichst
gute Durchdringung des Seiles mit dem Schmierstoff gewährleistet werden kann.
[0012] Dadurch wird eine bessere Schmierung und somit eine bessere Lebensdauer des Seiles
erwirkt.
[0013] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel enthält das Schmiermittel im Wesentlichen
keine Lösungsmittel. Demzufolge enthält das Schmiermittel lediglich Spuren des Lösungsmittels
oder kleine Anteile Lösungsmittel oder gar kein Lösungsmittel. Dies ist vorteilhaft,
weil dadurch auf das zeitintensive Verdunsten des Lösungsmittels verzichtet werden
kann. Dadurch kann die Aufzugsanlage nach dem Nachschmiervorgang schneller wieder
einem normalen Betrieb übergeben werden.
[0014] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel enthält das Schmiermittel zumindest eine
Komponente aus der Gruppe bestehend aus Mineralöl, Wachs und Vaseline.
[0015] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel umfasst das Verfahren den Schritt: Abkühlen
des Schmiermittels nach dem Aufbringen und dem Erwärmen des Schmiermittels. Dieses
Abkühlen kann dabei aktiv oder passiv ausgeführt werden, das heißt, es kann eine Abkühlvorrichtung
vorgesehen sein, oder aber das Abkühlen geschieht durch einen passiven Temperaturaustausch
des Schmiermittels mit seiner Umgebung.
[0016] Dabei hat das Vorsehen einer Abkühlvorrichtung den Vorteil, dass die Aufzugsanlage
noch schneller einem normalen Betrieb nach dem Nachschmiervorgang übergeben werden
kann. Das passive Abkühlen hat hingegen den Vorteil, dass keine weiteren Vorrichtungen
benötigt werden. Je nach Art des Schmiermittels und dessen Temperatur beim Erwärmen
kann hier eine geeignete Lösung gewählt werden.
[0017] In einem vorteilhaften Ausführungsbeispiel umfasst das Verfahren weiterhin den Schritt:
Inbetriebnehmen der Aufzugsanlage nach dem Abkühlen des Schmiermittels. Einzelheiten
und Vorteile der Erfindung werden im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen und
mit Bezug auf schematische Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine beispielhafte Ausführungsform einer Aufzugsanlage mit einer Schmiervorrichtung
und einer Wärmvorrichtung; und
- Fig. 2
- eine beispielhafte Ausführungsform einer Aufzugsanlage mit einer Schmiervorrichtung
und einer Wärmvorrichtung.
[0018] Die in Fig. 1 schematisch und beispielhaft dargestellte Aufzugsanlage 40 beinhaltet
eine Aufzugskabine 41, ein Gegengewicht 42 und ein Seil 1 sowie eine Treibscheibe
43 mit zugeordnetem Antriebsmotor 44. Die Treibscheibe 43 treibt das Seil 1 an und
bewegt damit die Aufzugskabine 41 und das Gegengewicht 42 gegengleich. Der Antriebsmotor
44 ist von einer Aufzugssteuerung 45 gesteuert. Die Kabine 41 ist gestaltet, um Personen
und/oder Güter aufzunehmen und zwischen Etagen eines Gebäudes zu transportieren. Kabine
41 und Gegengewicht 42 sind entlang von Führungen geführt (nicht dargestellt). Im
Beispiel sind die Kabine 41 und das Gegengewicht 42 jeweils an Umlenkrollen 46 aufgehängt.
Das Seil 1 ist dabei an einer ersten Seilbefestigungsvorrichtung 47 festgemacht und
dann zunächst um die Umlenkrolle 46 des Gegengewichts 42 geführt. Sodann ist das Seil
1 über die Treibscheibe 43 gelegt, um die Umlenkrolle 46 der Kabine 41 geführt und
schließlich durch eine zweite Seilbefestigungsvorrichtung 47 mit einem Fixpunkt verbunden.
Dies bedeutet, dass das Seil 1 mit einer entsprechend einem Umhängefaktor höheren
Geschwindigkeit über den Antrieb 43, 44 läuft, als sich Kabine 41 bzw. Gegengewicht
42 bewegen. Im Beispiel beträgt der Umhängefaktor 2:1.
[0019] In der Nähe der Treibscheibe 43 ist eine Schmiervorrichtung 6 und eine Wärmvorrichtung
7 bei dem Seil 1 angeordnet. Die Schmiervorrichtung 6 ist zudem mit der Aufzugssteuerung
45 verbunden. Dadurch kann eine Aktivität der Schmiervorrichtung 6 in Abhängigkeit
von Gebrauchsparametern, welche von der Aufzugssteuerung 45 verarbeitet werden, erfolgen.
Beispielsweise kann als Gebrauchsparameter eine Anzahl der Fahrten der Kabine 41 herangezogen
werden. In einer beispielhaften Ausführungsform wird das Seil 1 nach tausend Fahrten
der Kabine 41 in einer Schmierfahrt, in welcher die Kabine 41 auf einer gesamten befahrbaren
Höhe der Aufzugsanlage 40 verfahren wird, nachgeschmiert. In diesem Ausführungsbeispiel
ist der Schmiervorrichtung 6 eine Wärmvorrichtung 7 nachgelagert. Dadurch wird das
Schmiermittel vor dem Aufbringen auf das Seil 1 durch die Wärmvorrichtung 7 erwärmt.
Durch das Erwärmen wird das Schmiermittel ausreichend dünnflüssig gemacht, so dass
es das Seil 1 in ausreichendem Maße durchdringen kann. Bei einem anschließenden Abkühlen
des Schmiermittels an dem Seil 1 wird das Schmiermittel wieder dickflüssiger, so dass
es in einem normalen Betrieb der Aufzugsanlage 40 nicht vom Seil 1 weggeschleudert
wird, wenn es über die Treibscheibe 43 oder über Umlenkrollen 46 läuft.
[0020] Die gezeigte Aufzugsanlage 40 in Fig. 1 ist beispielhaft. Andere Umhängefaktoren
und Anordnungen, wie beispielsweise Aufzugsanlagen ohne Gegengewicht, sind ebenso
möglich. Zudem sind andere Anordnungen der Schmiervorrichtung 6 und der Wärmvorrichtung
7 in der Aufzugsanlage 40 möglich.
[0021] In Fig. 2 ist wiederum eine Aufzugsanlage 40 dargestellt, wie sie zu Fig. 1 beschrieben
wurde. Im Unterschied zur Aufzugsanlage in Fig. 1 sind die Schmiervorrichtung 6 und
die Wärmvorrichtung 7 nicht hintereinander angeordnet, sondern die Schmiervorrichtung
6 und die Wärmvorrichtung 7 sind an separaten Stellen des Seiles 1 positioniert. In
diesem Ausführungsbeispiel wird also das Schmiermittel durch die Schmiervorrichtung
6 in einem nicht erwärmten Zustand auf das Seil 1 aufgebracht und anschließend durch
die Wärmvorrichtung 7 erwärmt. Auch in diesem Ausführungsbeispiel wird das Schmiermittel
durch die Wärmvorrichtung 7 ausreichend dünnflüssig gemacht, so dass es in ausreichendem
Maße das Seil 1 durchdringen kann.
[0022] Durch das anschließende Abkühlen des Schmiermittels am Seil 1 wird das Schmiermittel
wieder ausreichend dickflüssig, so dass es in einem normalen Gebrauch der Aufzugsanlage
40 nicht von der Treibscheibe 43 oder den Umlenkrollen 46 beim Laufen über die Treibscheibe
43 oder die Umlenkrollen 46 weggeschleudert wird.
[0023] Auch diese dargestellte Aufzugsanlage 40 in Fig. 2 ist wiederum beispielhaft. Andere
Konfigurationen und Anordnungen der einzelnen Elemente der Aufzugsanlage 40 sind möglich.
1. Verfahren zum Nachschmieren von Seilen (1) in Aufzugsanlagen (40), umfassend die Schritte:
Aufbringen eines Schmiermittels auf das Seil (1); und
Erwärmen des Schmiermittels.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Schmiermittel auf zumindest 40°C, insbesondere
zumindest 50°C, weiter insbesondere zumindest 60°C, weiter insbesondere zumindest
70°C erwärmt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schmiermittel bei Raumtemperatur
so dickflüssig ist, dass es im Wesentlichen nicht in das Seil (1) eindringen kann.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schmiermittel in einem
erwärmten Zustand so dünnflüssig ist, dass es im Wesentlichen vollständig in das Seil
(1) eindringen kann.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schmiermittel im Wesentlichen
keine Lösungsmittel enthält.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schmiermittel zumindest
eine Komponente aus der Gruppe bestehend aus Mineralöl, Wachs und Vaseline enthält.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend den Schritt:
Abkühlen des Schmiermittels nach dem Aufbringen und nach dem Erwärmen des Schmiermittels.
8. Verfahren nach Anspruch 7, umfassend den Schritt: Inbetriebnehmen der Aufzugsanlage
(40) nach dem Abkühlen des Schmiermittels.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Schmiermittel vor dem
Aufbringen auf das Seil (1) erwärmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei das Schmiermittel durch eine Wärmvorrichtung (7),
insbesondere eine wärmende Düse, erwärmt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die Wärmvorrichtung (7) einer Schmiervorrichtung
(6) nachgelagert ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Schmiermittel nach dem Aufbringen
auf das Seil (1) erwärmt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, wobei das Seil (1) durch eine Wärmvorrichtung (7) erwärmt
wird, bevor das Schmiermittel auf das Seil (1) aufgebracht wird, sodass das Schmiermittel
indirekt durch das erwärmte Seil (1) erwärmt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12, wobei das Seil (1) durch eine Wärmvorrichtung (7) erwärmt
wird, nachdem das Schmiermittel auf das Seil (1) aufgebracht wird, sodass das Schmiermittel
direkt durch die Wärmvorrichtung (7) erwärmt wird.