[0001] Die Erfindung betrifft eine textile Bewehrung mittels Garn, so dass ein ein Matrixmaterial
und die Bewehrung umfassendes Bauteil gebildet wird. Als Matrixmaterial kommt auch
ein wässriges, mineralisches Matrixmaterial, beispielsweise Beton, in Betracht. Die
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Vorbereitung eines Garns, insbesondere
Multifilamentgarn, das als textile Bewehrung insbesondere in einem wässrigen, mineralischen
Matrixmaterial zum Einsatz kommen kann.
[0002] Der Baustoff Beton ist sehr gut geeignet zur Aufnahme von Druckbelastungen. Er besitzt
jedoch nur ein geringes Aufnahmevermögen hinsichtlich einer Zugbeanspruchung und zeigt
ein ausgeprägt sprödes Materialversagen. Daher benötigen Betonbauteile zur Aufnahme
von Zugspannungen, beispielsweise resultierend aus Biegemomenten oder aus Zwangsspannungen
(z. B. Schwinden, Temperatur), eine Bewehrung. Durch die Kombination von Beton und
zugkraftaufnehmender Bewehrung entsteht ein hochleistungsfähiger Baustoff. Die Bewehrung
kann hierbei in verschiedenen geometrischen Anordnungen eingebaut werden, wobei meistens
gitterförmige Strukturen oder Stäbe zur Anwendung kommen. Als Material wird bisher
Baustahl eingesetzt, der in Abhängigkeit vorliegender Expositionen mit Betonüberdeckungen
von bis zu 5,5 cm gegen Korrosion geschützt werden muss. Zur Reduzierungen der Betonüberdeckungen
wird deshalb seit mehreren Jahren an korrosionsunempfindlichen Materialien wie Carbon
oder alkaliresistentem Glas (AR-Glas) geforscht und es werden Bewehrungen aus diesen
Materialien für eine breite baupraktische Anwendung vorbereitet. Ein erster Schritt
wurde mit dem Verbundmaterial Textilbeton erreicht.
[0003] Textilbeton oder auch textilbewehrter Beton ist ein Verbundwerkstoff aus Beton und
einem textilen Flächengebilde (Gelege). Das als Bewehrung dienende Textilgelege besteht
bevorzugt aus Multifilamentgarnen, wobei als Werkstoffe AR-Glas, Carbon und/oder Basalt
eingesetzt werden. Die einzelnen Multifilamentgarne, nachfolgend als Roving bezeichnet,
sind aus mehreren tausend Filamenten zusammengesetzt. Die Filamentdurchmesser liegen
in einem Bereich zwischen ca. 7 µm (Carbon) und 20 µm (AR-Glas). Würde man die Rovings
unbeschichtet in den Beton einlegen, würden sich lediglich die äußeren Filamente der
Rovings mit dem Beton verbinden. Die inneren Filamente haben regelmäßig keine Verbindung
zur Betonmatrix. Somit werden sich in erster Linie nur die äußeren Filamente an der
Lastabtragung beteiligen und die potenzielle Tragfähigkeit der Garne wird nicht ausgenutzt.
[0004] Zur gewünschten Beteiligung aller Filamente am Lastabtrag wird der Roving bzw. das
Textil mit einer Polymerbeschichtung bezüglich der Filamente bzw. einer Imprägnierung
des gesamten Rovings versehen, die in die Struktur infiltriert. Als Beschichtungsmaterialien
kommen heute überwiegend Stryrolbutadien und Epoxidharz zum Einsatz. Das Verbundverhalten
zwischen den inneren Filamenten der Garne wird verbessert und damit werden die Tragreserven
des Garnmaterials stärker ausgenutzt. Gleichzeitig wird auch der Verbund zwischen
Garn und umgebendem Feinbeton gesteigert. Die Tragfähigkeit der beschichteten Strukturen
ist damit deutlich höher als die der unbeschichteten Rovings bzw. Textilien. In gleicher
Weise erfolgt die Lastabtragung auch bei stabförmigen Bewehrungen aus faserverstärktem
Kunststoff.
[0005] Die typischerweise verwendeten Bewehrungsmaterialien, wie beispielsweise Carbon,
und auch der Beton als Matrixmaterial sind deutlich temperaturbeständiger und dauerhafter
als die Kunststoffbeschichtung, die das Bewehrungsmaterial umhüllt und untereinander
und mit dem Matrixmaterial verbindet. Die Beschichtung, die als Grenzschicht insbesondere
für den entscheidenden Verbund zur umgebenden Matrix des Bauteils maßgebend ist, bestimmt
daher wesentlich das Temperatur- bzw. Brandverhalten, das Dauerstandverhalten und
das zeitabhängige Verformungsverhalten von Textilbeton unter Last (Kriechen). Deshalb
kommt den Eigenschaften des Beschichtungsmaterials eine hohe Bedeutung zu.
[0006] Neben den vielen herstellungstechnologischen und gebrauchstechnischen Vorteilen besitzen
die aktuellen Bewehrungen, vergleichbar mit faserverstärkten Kunststoffen, in flächiger
oder stabförmiger Form eine Beschichtung bzw. eine Bindematrix, welche allerdings
weder sehr temperaturbeständig noch dauerhaft ist. Das Problem der bisher verwendeten
Kunststoffe ist, dass diese in Abhängigkeit des verwendeten Systems zumeist sehr temperaturanfällig
sind. Ab Temperaturen zwischen 40 °C und 120 °C lässt die positive Wirkung der Beschichtung
nach. Durch Erweichen wird ihre Funktion erheblich gemindert. Bei einem Bauteilnachweis
für den Brandfall ist meist eine Temperaturbeständigkeit der Beschichtung von bis
zu 600 °C erforderlich. Des Weiteren kann eine andauernde Belastung der Kunststoffe
zum ausgeprägten Kriechen der Beschichtung und damit zur ungewollten, sehr deutlichen
Verformungszunahme des Verbundbauteils führen. Die Dauerhaftigkeit, die bei Kunststoffen
für eine begrenzte Zeit gegeben ist, kann insbesondere durch das alkalische Milieu
im Beton zu einer Versprödungen und/oder Alterung führen.
[0007] Die zur Erhöhung der Ausnutzung der theoretischen Garnfestigkeit eingesetzten Polymerdispersionen
lassen sich herstellungstechnologisch relativ günstig auf die Garnstrukturen auftragen
und sind auch in der Lage, die Strukturen leichter zu infiltrieren. Durch Modifikation
und Anpassung der Polymere können die Eigenschaften der beschichteten Bewehrungsstrukturen
gezielt an die Erfordernisse des Handlings eingestellt werden. Dies betrifft beispielsweise
die Verformbarkeit. Die Polymere werden meist in Form von Dispersionen über Beschichtungswalzen
auf flächige textile Strukturen aufgetragen und mittels Infrarotstrahlung thermisch
getrocknet und vernetzt. Stabförmige Faserbewehrungen werden durch Pultrudieren mit
geeigneten Systemen aus thermoplastischen oder duroplastischen Harzen hergestellt.
Ein solches Verfahren beschreibt beispielhaft die Druckschrift
US 4 728 387 A.
[0008] Während die nach dem Stand der Technik genutzten Polymere eine gute Beschichtung
auch von Rovings zulassen, ist dies bei alternativen Materialien, die sehr temperaturbeständig
und dauerhaft sind und auch im alkalischen Milieu im Beton nicht zu einer Versprödungen
oder Alterung, nicht der Fall. Hinsichtlich ihrer Eigenschaften im Beton gut geeignete
Beschichtungsmaterialien sind beispielsweise wässrige Suspensionen mineralischer anorganischer
Bindemittel.
[0009] Es wäre somit sinnvoll eine Methode zu entwickeln, mit der auf die polymere Kunststoffbeschichtung
verzichtet werden kann und die Bindung der einzelnen Filamente durch temperaturbeständige
Matrices, beispielsweise auf mineralischer Basis, erfolgt. Dies ist vor allem für
die Sicherstellung des Hochtemperaturverhaltens (Feuerwiderstand) von hoher Bedeutung.
Wenn dazu Multifilamentgarne in kompakter Form durch eine mineralische Bindemittelsuspension
geführt werden, erfolgt aufgrund der Partikelgröße der Bindemittelbestandteile eine
Infiltrierung nur im äußeren Bereich des Garns, so dass die inneren Filamente unbenetzt
bleiben. Ein Lösungsversuch wird mit der Druckschrift
US 6 174 5959 B1 angeboten, mit der eine nichtrostende Umhüllung von Stäben, Leitungen oder Rohren
erreicht werden soll und die auch als mineralisches Matrixmaterial Zement (vgl. Sp.
8, Z. 63) vorsieht. Dabei kommt es nicht auf statische Aspekte, sondern auf die Dichtheit
der Umhüllung an. Dafür werden die Filamentbündel jedoch verdrillt oder nochmals quer
zur Hauptfaserrichtung umwickelt. Beides würde Carbonfasern angesichts der geringen
Festigkeit quer zur Längsrichtung zerstören. Zweifel an der Ausführbarkeit bleiben
daher bestehen, soweit die Offenbarung auf mineralisches Matrixmaterial bzw. auf Carbonfasern
(vgl. Sp. 14, Z. 14 - 17) abstellt. Wie hingegen eine für statische Anwendungen wichtige
sichere Anbindung zwischen den Fasern und der umgebenden Matrix erreicht werden soll,
wird nicht dargelegt, sondern nur behauptet (vgl. Sp. 8, Z. 38 - 39; Sp. 10, Z. 16
- 17). Tatsächlich wird es bisher ungelöste Probleme damit geben, eine angemessene
Benetzung der Fasern mit dem Matrixmaterial zu erreichen, sofern ein wässriges, mineralisches
Matrix- bzw. Beschichtungsmaterial Verwendung finden soll.
[0010] Ein technologisches Problem bei dem zuvor genannten Lösungsansatz besteht folglich
darin, dass die unbeschichteten Faseroberflächen von Multifilamentgarnen (beispielsweise
Carbon) sich nicht affin gegenüber den wässrigen Suspensionen mineralischer anorganischer
Bindemittel verhalten. Die bekannten Lösungen zum Auftrag der polymeren Beschichtungen
können daher insbesondere nicht ohne Anpassungen und/oder Erweiterungen der Technologie
auf wässrige mineralische Beschichtungen und Matrixsysteme übertragen werden. Auf
Grund der wenig affinen Eigenschaften der Multifilamentgarne gegenüber den Suspensionen
wird eine nur unzureichende Umhüllung und/oder Einbettung in die mineralische Matrix
erzielt. Durch den verminderten Verbund werden die Tragreserven der Faserstrukturen
nur unzureichend ausgenutzt.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die Benetzbarkeit von Multifilamentgarnen auf
einfache und kostengünstige Weise zu verbessern, vor allem für wässrige mineralische
Beschichtungen, damit auf die Faseroberfläche zusätzliche mineralische oder metallische
Schichten aufgetragen werden können. Es soll eine Methode oder ein Verfahren zur Verfügung
gestellt werden, womit die Faseroberfläche von Bewehrungsstrukturen affiner bzw. hydrophiler
gegenüber wässrigen Suspensionen von mineralischen, anorganischen Bindemittelmatrices
gestaltet werden kann. Weiterhin sollen eine textile Bewehrung mit verbesserter Benetzbarkeit
und ein bewehrtes Bauteil angeboten werden.
[0012] Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1. Vorteilhafte
Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0013] Zwar sind plasmachemische bzw. plasmaphysikalische Prozesse an sich bekannt aus dem
Stand der Technik:
[0014] Käppler, Iris; Hund, Rolf-Dieter, Cherif, Chokri: Surface modification of carbon fibres
using plasma technique. Autex Research Journal, Band 14, Heft 1, Seiten 34-38, ISSN
(Print) 1470-9589, 001: 10.2478/v10304-012-0048-y, March 2014.
Hier werden jedoch nur die Oberflächeneigenschaften mittels Plasma manipuliert mit
dem Ziel einer besseren Benetzbarkeit der Filamente zum Kleben der Garne, was als
Ersatz für die textiltechnische Bindung dienen soll.
[0016] Überraschend zeigte sich nach der erfindungsgemäßen Anpassung und Anwendung derartiger
Prozesse auf Garne, insbesondere Multifilamentgarne, für den Einsatz als textile Bewehrung,
dass ein verbesserter Verbund der Fasern zur Beschichtung oder zur umgebenden (insbesondere
mineralischen) Matrix durch eine Vorbehandlung der Fasern, die eine Modifizierung
der Oberfläche zum Ergebnis hat, erreicht werden konnte. Der Ansatz der vorliegenden
Erfindung besteht darin, an sich bekannte Methoden und Verfahren auf Basis plasmachemischer
und -physikalischer Prozesse zur Verfügung zu stellen und derart zu modifizieren,
so dass mit ihnen:
- die Faseroberfläche von Multifilamentgarnen affiner/hydrophiler gegenüber den wässrigen
Suspensionen von mineralischen anorganischen Bindemittelmatrices gestaltet werden
kann,
- auf der Faseroberfläche von Multifilamentgarnen zusätzliche mineralische Schichten
(beispielsweise Keramik) zur Steigerung des Verbundes aufgetragen werden können,
- auf der Faseroberfläche von Multifilamentgarnen zusätzliche elektrisch leitfähige
Schichten zur Kontaktierung aufgetragen werden können (beispielsweise für Heizgelege,
Sensorik etc.).
[0017] Durch die verbesserte Benetzbarkeit der Filamente oder das Auftragen mineralischer
Schichten kann das Verbundverhalten bzw. der Lastabtrag von Bewehrungsstrukturen aus
Multifilamentgarnen generell entscheidend gesteigert werden.
[0018] Einen vielversprechenden positiven Effekt im Hinblick auf die Steigerung des Verbundverhaltens
zeigte sich bei der Plasmabehandlung von Carbongarnen zur Oberflächenmodifizierung
(Hydrophilierung), welche nachfolgend in mineralischen Matrices eingebettet wurden.
Für die technologische Umsetzung zeigte sich als besonders vorteilhaft, dass sich
auf der Faseroberfläche und zwischen den Filamenten im Faserbündel leichter kristalline
Strukturen herausbilden können.
[0019] Zur Verbesserung der Verbundeigenschaften können zusätzliche Maßnahmen, beispielweise
durch Profilierung der Garne bzw. Strukturen ausgeführt werden. Diese können durch
einen lokalen Auftrag mit Harzsystemen ausgeführt werden, welche sich wiederum problematisch
in Bezug auf höhere Temperaturen und/oder Brandeinwirkung verhalten.
[0020] Die Aufgabe der Erfindung wird weiterhin gelöst durch einen plasmachemischen Prozess.
Dabei wird eine gezielte Modifizierung der Faseroberfläche (beispielsweise Carbon,
AR-Glas, Basalt) für einen nachfolgenden Auftrag mit einem weiteren Stoff, hier beispielsweise
in Form einer wässrigen Suspension mit mineralischen Feinststoffen, ausgeführt. Im
Rahmen der plasmabasierten Modifizierung erfolgt eine Wechselwirkung des Plasmas mit
den Faseroberflächen bzw. mit der herstellungstechnologisch aufgebrachten Faserschlichte.
In Abhängigkeit der gewählten Prozessparameter (Zusammensetzung der Prozessgase, Prozesszeit,
Anregungsfrequenz und -leistung, Druck und Gasdurchsatz) kann durch die Interaktion
Plasma - Oberfläche in Form von Änderung der Molekülstrukturen an der Oberfläche und
der damit verbundenen Erhöhung des polaren Bindungsanteils die Oberflächenenergie
gezielt eingestellt werden, was zu einer Verbesserung der Benetzungsfähigkeit bzw.
Reaktionsfähigkeit mit dem Beschichtungs-/ Imprägnierungsmaterial führt.
[0021] Neben der erwähnten wässrigen mineralischen Suspension sind durch Anpassungen der
Prozessbedingungen und der technologischen Randbedingungen auch andere Arten von Beschichtungs-/
Matrixmaterialien denkbar. Solche Randbedingungen sind vor allem Prozessparameter,
wie Zusammensetzung der Prozessgase, Prozesszeit, Anregungsfrequenz und -leistung,
Druck und Gasdurchsatz.
[0022] Der Ansatz zur Aktivierung der Faseroberflächen kann somit neben mineralisch basierten
Systemen wie bewehrten Beton auch auf andere Matrixsysteme, wie beispielsweise Polymerdispersionen
oder verschiedene Harzsysteme übertragen werden.
[0023] Weiterhin kann das Verbundverhalten der Bewehrungsstrukturen durch die Abscheidung
von keramischen Lagen verbessert werden. Der Prozess des Schichtauftrags basiert auf
plasmachemischen Prozessen (PECVD-Verfahren, englisch: plasma-enhanced chemical vapour
deposition), bei denen ein dem keramischen Material entsprechender Präkursor, z.B.
HMDSO (Hexamethyldisiloxan) oder TEOS (Tetraethylorthosilicat), zur Anwendung kommt.
Der Auftrag kann abschnittsweise bzw. lokal begrenzt erfolgen (beispielsweise Knoten),
so dass der Vorteil der Flexibilität der Bewehrungsstrukturen aus Multifilamentgarnen
erhalten bleibt.
[0024] Elektrisch leitfähige Kontaktierungen von Carbonstrukturen (Heizgelegen) werden,
soweit bekannt, bisher durch Aufpressen von metallischen Hülsen oder Bändern hergestellt.
Durch den Auftrag von metallischen Schichten, der mittels PVD-Verfahren erfolgt, können
elektrische leitende Garne (Carbon) dauerhaft kontaktiert werden. Das PVD- Verfahren
basiert auf der Zerstäubung von leitendem Material, welches im Laufe des Beschichtungsprozesses
auf der Garnstruktur kondensiert und somit dort abgeschieden wird. Als Zerstäubungsprozess
kommt das Magnetronsputtern mit Argon als Arbeitsgas zum Einsatz.
[0025] Der Kern der Erfindung liegt vor allem in der Möglichkeit der Plasmatechnologie zur
Modifikation der Oberflächeneigenschaften von Materialien, die an sich zwar seit mehreren
Jahrzehnten bekannt ist. Die praktische und kommerzielle Anwendung für industrielle
Problemlösungen ist mit der Zeit deutlich angestiegen. Die Anwendungsfelder sind dabei
sehr verschieden. Neben der Oberflächenmodifikation zum Fügen verschiedener Materialien
spielt auch die Oberflächenmodifikation (u. a. mittels Schichtauftrag) zur Verbesserung
der Gebrauchseigenschaften eine große Rolle, beispielsweise Kratzschutz, Verspiegelung,
Bedruckbarkeit, Barriereschutz etc. Demgegenüber ist der Einsatz der Plasmatechnologie
zur Modifikation von Faseroberflächen in Multifilamentgarnen mit dem Ziel einer besseren
Benetzbarkeit (Hydrophilierung) mit wässrigen mineralischen Suspensionen trotz der
langen Bekanntheit der zugrundeliegenden Technologie nicht bekannt und stellt mit
seinem überraschenden Effekt das Wesentliche der vorliegenden Erfindung dar.
[0026] Das finale Ziel für den vorrangigen Anwendungszweck ist die Erhöhung der Verbundeigenschaften
zwischen den einzelnen Filamenten und der mineralischen Matrix sowohl innerhalb der
Garne als auch außerhalb zur umgebenden mineralischen Matrix in zementgebundenen Bauteilen.
Anstelle der mineralischen Matrix sind auch andere Matrixsysteme denkbar.
[0027] Eine weitere Neuheit besteht in dem Auftrag mineralischer Schichten (Keramik) mittels
PECVD-Verfahren auf (Carbon-) Bewehrungsstrukturen. Die plasmaunterstützte chemische
Gasphasenabscheidung (englisch plasma-enhanced chemical vapour deposition, PECVD;
auch engl. plasma-assisted chemical vapour deposition, PACVD, genannt) ist eine Sonderform
der chemischen Gasphasenabscheidung (CVD), bei der die chemische Abscheidung durch
ein Plasma unterstützt wird. Das Plasma kann direkt beim zu beschichtenden Substrat
(Direktplasma-Methode) oder in einer getrennten Kammer (Remote-Plasma-Methode) brennen.
[0028] Der Auftrag kann vollflächig oder graduell erfolgen. Der graduelle bzw. abschnittsweise
Auftrag ermöglicht eine dosierte Einleitung der Verbundkräfte, um das Last-Verformungsverhalten
und Versagensverhalten des Materials den jeweiligen Anforderungen entsprechend zu
steuern.
[0029] Ebenso können Endverankerungen von vorgespannten Bewehrungsstrukturen (beispielsweise
Carbon, AR-Glas, Basalt) durch den Auftrag von keramischen Schichten hergestellt werden.
Bei Carbon haben diese den zusätzlichen Vorteil, dass die Querdruckempfindlichkeit
zum Fassen der Bewehrungen reduziert wird.
[0030] Die elektrische Kontaktierung von Carbon durch Auftragen von Metallen ermöglicht
eine widerstandsarme und dauerhafte Verbindung.
[0031] Die Aufgabe der Erfindung wird auch gelöst durch eine textile Bewehrung gemäß Anspruch
8 und ein derart bewehrtes Bauteil gemäß Anspruch 13.
[0032] Wesentliche Vorteile sind beispielsweise:
- bessere Benetzbarkeit der Filamentoberflächen von Multifilamentgarnen mit wässrigen
mineralischen Suspensionen (Hydrophilierung);
- keine chemische Behandlung zur Aktivierung der Faseroberflächen erforderlich;
- Anwendbarkeit in einem großtechnischen Herstellungsprozess;
- eine zusätzliche Kunststoffbeschichtung zwischen Beton und Garnen oder Filamenten
ist nicht notwendig;
- die Bewehrungsstrukturen sind damit temperaturbeständiger und dauerhafter als bisherige
Lösungen;
- durch vollständiges oder graduelles Auftragen keramischer Schichten kann das Verbundverhalten
gesteuert werden;
- eine gradueller Schichtauftrag ermöglicht den Erhalt der Flexibilität der Bewehrung
beim Handling;
- durch Abscheidung metallischer Schichten können Carbonstrukturen leitfähig kontaktiert
werden (beispielsweise Heizmatten);
- die Bewehrungsstrukturen besitzen einen hervorragenden Verbund zum später umgebenden
Beton (chemisch kompatible Matrices von Bewehrung und Beton).
[0033] Durch die verbesserte Benetzbarkeit der einzelnen Filamente werden das Verbundverhalten
bzw. der Lastabtrag der finalen Bewehrungsstruktur entscheidend gesteigert. Hierdurch
ist eine hohe Ausnutzung der Tragreserven der Garnstrukturen bei der Einbettung in
mineralischen Matrixsystemen insbesondere im Hinblick auf das Verhalten von Verbundbauteilen
(z. B. aus Textilbeton) bei erhöhten Temperaturen (einschließlich Brandbeanspruchung)
erreichbar. Als Bewehrungsstrukturen sind sowohl Stäbe als auch gitterförmigen Strukturen
vorgesehen.
[0034] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen mit Bezugnahme auf die zugehörigen Zeichnungen.
[0035] Fig. 1 zeigt schematisch eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Bewehrung umfassend
ein Garn 1 sowie ein Detail des Garns 1, insbesondere eines Multifilamentgarns. Die
Multifilamentgarne bzw. Rovings, bilden ein Gelege. Die erfindungsgemäße Behandlung
des Rovings erfolgt nur als partielle Modifikation 2, um an den Knotenpunkten des
Geleges, um dort den Auftrag von mineralischen Schichten, hier einer Keramik als zusätzlicher
mineralischer Schicht 3, zu ermöglichen.
[0036] Fig. 2 zeigt schematisch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Garns 1, das
anstelle einer vollflächigen Modifikation 2, also Behandlung der Oberfläche oder Auftrag
eines weiteren Materials, auch abschnittsweise oder nur am Ende die Modifikation 2
aufweist. Dabei ist von Bedeutung, wie die Kräfte auf das Matrixmaterial übertragen
werden, v. a. unter Vermeidung eines Herausreißens von Matrixmaterial durch Überlast.
Die Behandlung im Endbereich sorgt für eine verbesserte Endverankerung 4. Dargestellt
ist der beschichtende Auftrag einer Keramik als zusätzlicher mineralischer Schicht
3.
1. Verfahren zur Vorbereitung eines Garns, insbesondere ein Multifilamentgarn, für einen
Einsatz als textile Bewehrung in einem Matrixmaterial, insbesondere einem mineralischen
Matrixmaterial, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des Garns (1) mittels eines plasmachemischen und/oder plasmaphysikalischen
Prozesses in der Weise modifiziert wird, dass durch die resultierende Modifikation
(2) zumindest die Benetzbarkeit verbessert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Faseroberfläche des Garns (1) affiner und/oder
hydrophiler gegenüber wässrigen Suspensionen von mineralischen anorganischen Bindemittelmatrices
gestaltet wird, indem durch einen plasmachemischen und/oder plasmaphysikalischen Prozess
die Oberflächenenergie der Filamente im Garn so beeinflusst wird, dass eine verbesserte
Durchdringung einer wässrigen mineralischen Beschichtung innerhalb des Garns (1) erfolgt
und damit eine sichere Anbindung an ein mineralisches Matrixmaterial möglich ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Faseroberfläche des Garns (1) affiner und/oder
hydrophiler gegenüber Polymerdispersionen oder Harzsystemen gestaltet wird, indem
durch einen plasmachemischen und/oder plasmaphysikalischen Prozess die Oberflächenenergie
der Filamente im Garn (1) so beeinflusst wird, dass eine verbesserte Durchdringung
von Polymerdispersionen oder Harzsystemen innerhalb des Garns erfolgt und damit eine
sichere Anbindung an das Matrixmaterial möglich ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Faseroberfläche des Garns (1) derart vorbereitet
wird, dass vollflächig oder graduell wenigstens eine zusätzliche mineralische Schicht
(3) zur Steigerung des Verbundes mit der Beschichtung und/oder dem Matrixmaterial
aufgetragen werden können, wobei der Auftrag durch das PECVD-Verfahren erfolgt und
ein dem mineralischen Material entsprechender Präkursor zur Anwendung kommt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei als zusätzliche mineralische Schicht (3) eine Keramik
vorgesehen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei als Präkursor HMDSO oder TEOS vorgesehen sind.
7. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Faseroberfläche des Garns (1) derart vorbereitet
wird, dass auf der Faseroberfläche des Garns (1) wenigstens eine zusätzliche elektrisch
leitfähige Schicht, geeignet zur elektrischen Kontaktierung, aufgetragen werden können,
indem der Auftrag von metallischen Schichten mittels PVD-Verfahrens erfolgt, wobei
als Zerstäubungsprozess das Magnetronsputtern mit Argon als Arbeitsgas vorgesehen
ist.
8. Textile Bewehrung, umfassend ein Garn, insbesondere Multifilamentgarn, dadurch gekennzeichnet, dass das Multifilamentgarn mit einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 behandelte
Filamente umfasst.
9. Bewehrung nach Anspruch 8, wobei auf die Faseroberfläche des Garns (1) wenigstens
eine zusätzliche mineralische Schicht (3) zur Steigerung des Verbundes mit der Beschichtung
und/oder dem Matrixmaterial auftragen ist.
10. Bewehrung nach Anspruch 9, wobei als zusätzliche mineralische Schicht (3) eine Keramik
vorgesehen ist.
11. Bewehrung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei auf die Faseroberfläche des Garns
(1) wenigstens eine zusätzliche elektrisch leitfähige Schicht (3), geeignet zur elektrischen
Kontaktierung, aufgetragen ist.
12. Bewehrung nach Anspruch 11, wobei das als Bewehrung dienende Garn (1) zusätzlich als
elektrisch aktives Bauteil eines Heizgeleges oder einer Sensoranordnung eingesetzt
wird.
13. Bauteil, umfassend ein Matrixmaterial und ein Garn, insbesondere Multifilamentgarn,
als Bewehrung, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewehrung ein Garn (1) nach einem der Ansprüche 8 bis 12 umfasst.
14. Bauteil nach Anspruch 13, wobei das Bauteil als ein Betonbauteil, umfassend Beton
als Matrixmaterial, ausgeführt ist.