[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Niederdrucksystem für eine Dampfturbine. Ferner
betrifft die Erfindung eine Dampfturbine, die ein erfindungsgemäßes Niederdrucksystem
aufweist.
[0002] Turbinen sind Strömungsmaschinen, die zur Umwandlung innerer Energie eines strömenden
Fluids in mechanische Energie ausgebildet sind. Bekannte Turbinen weisen eine in einem
Turbinengehäuse drehbar gelagerte Turbinenwelle mit einer Vielzahl von Laufschaufeln
auf. Moderne Turbinen weisen in dem Turbinengehäuse Leitschaufeln auf, die zum Umlenken
des strömenden Fluids ausgebildet sind, um eine effizientere Anströmung der Laufschaufeln
zu erzielen. Durch dieses Anströmen der Laufschaufeln wird ein Drehmoment erzeugt,
das die Turbinenwelle in Drehung versetzt. Diese mechanische Energie ist beispielsweise
über einen Generator in elektrische Energie umwandelbar.
[0003] Zur effizienten Umwandlung der inneren Energie in mechanische Energie weisen moderne
Dampfturbinen eine Hochdruckstufe sowie eine Niederdruckstufe auf. In der Hochdruckstufe
wird ein erster Dampfdruck auf einen zweiten Dampfdruck entspannt, wobei die innere
Energie des Dampfstroms über die Laufschaufeln der Hochdruckstufe in Rotationsenergie
der Turbinenwelle umgewandelt wird. In der Niederdruckstufe wird der zweite Dampfdruck
auf einen dritten Dampfdruck entspannt, wobei die innere Energie des Dampfstroms über
die Laufschaufeln der Niederdruckstufe ebenfalls in Rotationsenergie der Turbinenwelle
umgewandelt wird. Der Dampfstrom verlässt die Niederdruckstufe mit einer relativ moderaten
Abströmgeschwindigkeit und einem geringen Drall in Umfangsrichtung der Dampfturbine.
[0004] Zur Reduzierung von Investitionskosten sowie eines Platzbedarfs weisen kostenoptimierte
Dampfturbinen im Gegensatz zu herkömmlichen Dampfturbinen bei gleicher bzw. nahezu
gleicher Leistung eine relativ stark reduzierte Aufstellfläche bzw. ein relativ stark
reduziertes Volumen auf. Zur Erzielung der gleichen Leistung ist eine stärkere Umlenkung
des Dampfstroms in der kostenoptimierten Dampfturbine erforderlich. Abströmflächen
am Ende der Niederdruckstufe sind bei kostenoptimierten Dampfturbinen somit relativ
klein ausgebildet. Ferner werden derartige Dampfturbinen mit Überlast, also oberhalb
ihrer Nennlast betrieben, um die gleiche Leistung zu erzielen. Nennlast ist ein Lastzustand
bei dem die Turbine mit ihrer Schluckfähigkeit betrieben wird. Dies führt zu einer
Vergrößerung der Abströmgeschwindigkeit sowie einer Vergrößerung einer Geschwindigkeitskomponente
des Dampfstroms in Umfangsrichtung. In anderen Worten weist ein Abdampfstrom einer
kostenoptimierten Dampfturbine einen stärkeren Drall als eine herkömmliche, insbesondere
eine wirkungsgradoptimierte, Dampfturbine auf. Ein solcher Drall wirkt sich insbesondere
negativ auf einen Wirkungsgrad der Dampfturbine aus.
[0005] Ein weiterer negativer Effekt des Dralls ist dessen Auswirkung auf eine Schaufeldynamik
der Niederdruckstufe aufgrund einer aerodynamischen Rückkopplung. Dies wird insbesondere
durch eine radiale Strömungskomponente der Abdampfströmung bewirkt und betrifft insbesondere
eine in Durchströmrichtung der Dampfturbine letzte Laufbeschaufelung der Niederdruckstufe.
Eine somit bewirkte variierende Druckverteilung über den Umfang der Laufbeschaufelung
versetzt die Laufschaufeln in Schwingungen, die sich ebenfalls wirkungsgradreduzierend
sowie verschleißfördernd auswirken und zu einer verstärkten Geräuschbildung führen.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Niederdrucksystem für eine
Dampfturbine sowie eine Dampfturbine bereitzustellen, die die Nachteile des Stands
der Technik beheben oder zumindest teilweise beheben. Es ist insbesondere die Aufgabe
der vorliegenden Erfindung, ein Niederdrucksystem für eine Dampfturbine sowie eine
Dampfturbine zu schaffen, die auf kostengünstige sowie einfache Weise den Wirkungsgrad
verbessert, wobei Verschleiß und Geräuschemissionen der Dampfturbine reduziert sind.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Patentansprüche gelöst. Insbesondere
wird die Aufgabe gelöst durch ein Niederdrucksystem mit den Merkmalen gemäß dem unabhängigen
Patentanspruch 1 sowie eine Dampfturbine mit den Merkmalen gemäß dem unabhängigen
Patentanspruch 10. Weitere Merkmale und Details der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen, der Beschreibung sowie den Zeichnungen. Dabei gelten Merkmale und
Details, die im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Niederdrucksystem für eine
Dampfturbine beschrieben sind, selbstverständlich auch im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen
Dampfturbine und jeweils umgekehrt, so dass bezüglich der Offenbarung zu den einzelnen
Erfindungsaspekten stets wechselseitig Bezug genommen werden kann bzw. genommen wird.
[0008] Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch
ein Niederdrucksystem für eine Dampfturbine, das zur Erzeugung einer Rotationsbewegung
von einem Dampfstrom in einer Durchströmrichtung durchströmbar ist. Das Niederdrucksystem
weist eine Niederdruckstufe mit einem Turbinengehäuse, mindestens einem am Turbinengehäuse
angeordneten Leitschaufelkranz, einer Turbinenwelle mit einer Wellenlängsachse, wobei
die Turbinenwelle um die Wellenlängsachse drehbar relativ zum Turbinengehäuse gelagert
ist, und mindestens einen Laufschaufelkranz, der auf der Turbinenwelle angeordnet
ist, auf. Dem Laufschaufelkranz benachbart ist in Durchströmrichtung hinter der Niederdruckstufe
ein erstes Umlenkgitter angeordnet, wobei das erste Umlenkgitter eine Mehrzahl von
Umlenkelementen aufweist, die derart angeordnet sind, dass ein in Durchströmrichtung
durch das erste Umlenkgitter strömender Dampfstrom mit einer in Umfangsrichtung wirkenden
Strömungskomponente durch die Umlenkelemente in eine erste Umlenkrichtung umgelenkt
wird.
[0009] Ein Niederdrucksystem ist eine Kombination aus einer Niederdruckstufe und einem in
Durchströmrichtung nachgeschalteten ersten Umlenkgitter. Die Niederdruckstufe ist
beispielsweise gemäß einer herkömmlichen Niederdruckstufe einer kostenoptimierten
Dampfturbine ausgebildet, die vorzugsweise eine Mehrzahl von Leitschaufelkranz-Laufschaufelkranz-Paaren
aufweist, wobei ein Leitschaufelkranz jeweils einem zugehörigen Laufschaufelkranz
vorgeschaltet ist.
[0010] Das erste Umlenkgitter weist eine Anordnung von Umlenkelementen auf, die beispielsweise
turbinenschaufelartig geformt sind. Die Umlenkelemente sind ausgebildet, einen Abdampfstrom
nach dem Verlassen der letzten Stufe der Niederdruckstufe umzulenken. Das Umlenken
erfolgt vorzugsweise durch laminares bzw. im Wesentlichen laminares An- und Abströmen
der Umlenkelemente. Das erste Umlenkgitter ist vorzugsweise wie ein Leitschaufelkranz
der Niederdruckstufe starr bzw. im Wesentlichen starr relativ zu den Laufschaufelkränzen
gehalten und somit vorzugsweise nicht um die Turbinenlängsachse rotierbar. Die Umlenkelemente
weisen vorzugsweise einen Werkstoff auf, der einem Werkstoff der Leitschaufeln bzw.
Laufschaufeln entspricht bzw. im Wesentlichen entspricht.
[0011] Eine optimale erste Umlenkrichtung ist insbesondere abhängig von einem Lastzustand
der Dampfturbine. Bei mittlerer oder hoher Last ist eine erste Umlenkrichtung einer
Richtung der Wellenlängsachse angenähert, insbesondere parallel zur Wellenlängsachse.
Hierbei wird durch das Umlenkgitter ein Druckaufbau bewirkt. Bei niedriger Last weist
die erste Umlenkrichtung vorzugsweise von der Richtung der Wellenlängsachse weg. Hierbei
wird durch das Umlenkgitter ein Druckabfall bewirkt. Im Folgenden wird im Wesentlichen
auf eine mittlere bis höhere Last eingegangen, da diese Betriebszustände für einen
Betrieb einer Dampfturbine von besonderer Bedeutung sind. Bei einem starr ausgebildeten
Umlenkgitter ist die erste Umlenkrichtung daher vorzugsweise der Richtung der Wellenlängsachse
angenähert.
[0012] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, dass das Turbinengehäuse der Niederdruckstufe das
komplette Niederdrucksystem in radialer Richtung umgibt und somit radial nach außen
abdichtet. Das Turbinengehäuse der Niederdruckstufe bzw. des Niederdrucksystems bildet
vorzugsweise einen Abschnitt eines Dampfturbinengehäuses einer Dampfturbine.
[0013] Das erfindungsgemäße Niederdrucksystem hat gegenüber herkömmlichen Niederdruckstufen
den Vorteil, dass ein Abdampfstrom des Niederdrucksystems eine geringere Drallkomponente
in Umfangsrichtung als eine herkömmliche Niederdruckstufe aufweist. Hierfür weist
das Niederdrucksystem das erste Umlenkgitter auf, mittels dessen der Dampfstrom, in
eine erste Umlenkrichtung umlenkbar ist. Die erste Umlenkrichtung ist vorzugsweise
eine Richtung, die einer Richtung der Wellenlängsachse angenähert ist. Durch das Umlenken
des Dampfstroms wird die in Umfangsrichtung wirkende Drallkomponente verringert. Auf
diese Weise sind der Wirkungsgrad sowie eine Leistung der Dampfturbine, insbesondere
einer kostenoptimierten Dampfturbine mit im Verhältnis zur Leistung kleinen Abmessungen,
mit einfachen Mitteln sowie kostengünstig deutlich verbesserbar. Mit anderen Worten
weist das erfindungsgemäße Niederdrucksystem eine höhere Schluckfähigkeit und somit
eine höhere Nennlast als eine herkömmliche, ansonsten baugleiche Niederdruckstufe
auf.
[0014] Ein weiterer Vorteil ist, dass eine aerodynamische Rückkopplung durch das erste Umlenkgitter
reduzierbar ist, da dieses durch Verringern der in Umfangsrichtung wirkenden Drallkomponente
harmonisierend auf den Dampfstrom wirkt. Im Betrieb der Dampfturbine werden somit
weniger Schwingungen vom Abdampfstrom auf die Laufschaufeln, insbesondere die in Durchströmrichtung
letzten Laufschaufeln, der Niederdruckstufe übertragen. Dies führt zu einem verbesserten
Wirkungsgrad sowie zu verringertem Verschleiß und reduzierten Geräuschemissionen.
Das erfindungsgemäße Niederdrucksystem ermöglicht somit eine Verbesserung von kostenoptimierten
Dampfturbinen in Bezug auf Wirkungsgrad, Verschleiß, Leistung sowie Geräuschemissionen.
[0015] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist das erste Umlenkgitter derart
ausgebildet, den Dampfstrom bzw. Abdampfstrom parallel oder im Wesentlichen parallel
zur Wellenlängsachse umzulenken. Ein parallel bzw. im Wesentlichen parallel zur Wellenlängsachse
umgelenkter Dampfstrom bzw. Abdampfstrom hat den Vorteil, dass dieser keine bzw. nur
eine verhältnismäßig geringe Drallkomponente in Umfangsrichtung - z.B. verglichen
mit Niederdruckstufen kostenoptimierter Dampfturbinen, denen kein erfindungsgemäßes
Umlenkgitter nachgeschaltet ist - aufweist. Ferner ist die die aerodynamische Rückkopplung
auf diese Weise weiter reduzierbar.
[0016] Vorzugsweise ist das erste Umlenkgitter entsprechend einer Beschaufelung einer Verdichterstufe
ausgebildet, so dass der Dampfstrom beim Durchströmen des ersten Umlenkgitters in
Durchströmrichtung verdichtet wird. Hierbei entsprechen die Umlenkelemente den Verdichterschaufeln
der Verdichterstufe. Demnach sind die Umlenkelemente im Gegensatz zu Leitschaufeln
bzw. Laufschaufeln schlanker ausgebildet und weisen vorzugsweise eine geringere Krümmung
auf. Das Umlenkgitter ist somit derart ausgebildet, dass ein durch das Umlenkgitter
strömender Abdampfstrom zur Wellenlängsachse hin umgelenkt und dabei verdichtet wird.
[0017] Es ist bevorzugt, dass das Niederdrucksystem einen Diffusor aufweist, der dem Laufschaufelkranz
benachbart in Durchströmrichtung hinter dem Laufschaufelkranz angeordnet ist. Ein
Diffusor bewirkt eine Verlangsamung sowie einen Druckanstieg der Abdampfströmung,
so dass in einer Dampfturbine mit einer Hochdruckstufe und einer Niederdruckstufe
ein größerer Druck abbaubar ist. Hierdurch ist der Wirkungsgrad einer Dampfturbine
verbesserbar.
[0018] In einer weiter bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das erste Umlenkgitter
im Diffusor angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass das Niederdrucksystem besonders
kompakt aufgebaut ist. Ferner ist auf diese Weise ein besonders effizienter Druckaufbau
im Diffusor erzielbar, da ein Druckaufbau durch das erste Umlenkgitter und den Diffusor
im selben Abschnitt in Durchströmrichtung der Dampfturbine erfolgt.
[0019] Es ist bevorzugt, dass die Umlenkelemente um eine sich radial oder im Wesentlichen
radial zur Wellenlängsachse erstreckenden Umlenkelementachse verschwenkbar sind. Die
erste Umlenkrichtung ist somit durch Verschwenken bzw. Verdrehen der Umlenkelemente
um die Umlenkelementachse beeinflussbar bzw. veränderbar. Somit können Abdampfströmungen
in Abhängigkeit eines Lastzustands der Dampfturbine umgelenkt werden. Dies hat den
Vorteil, dass die positiven Effekte des Umlenkgitters durch bedarfs- bzw. lastgerechtes
Ausrichten der Umlenkelemente optimierbar sind.
[0020] Weiter bevorzugt sind die Umlenkelemente als Umlenkschaufeln ausgebildet. Derartige
Umlenkelemente weisen einen tragflächenförmigen Querschnitt mit einer abgerundeten
ersten Spitze, einer zweiten Spitze sowie einer zwischen den Spitzen ausgebildeten
Krümmung auf. In Durchströmrichtung weist der Querschnitt in einem ersten Abschnitt
von der ersten Spitze ausgehend eine relativ starke Vergrößerung und in einem zweiten
Abschnitt eine bis zur zweiten Spitze des Querschnitts ausgebildete, leichte Verjüngung
auf. Der zweite Abschnitt weist vorzugsweise eine Breite auf, die ein Vielfaches einer
Breite des ersten Abschnitts beträgt. Die Krümmung erstreckt sich vorzugsweise zwischen
25° und 50°, insbesondere zwischen 30° und 45°. Eine maximale Dicke des Umlenkelements
beträgt vorzugsweise zwischen 1/10 und 1/20, insbesondere zwischen 1/14 und 1/16 einer
Breite des Umlenkelements. Eine Länge des Umlenkelements erstreckt sich entlang der
Umlenkelementachse. Derartige Umlenkelemente haben den Vorteil, dass diese für eine
zuverlässige Umlenkung des Abdampfstroms besonders ausgebildet sind.
[0021] Vorzugsweise weist das Niederdrucksystem ein zweites Umlenkgitter auf, das in Durchströmrichtung
hinter dem ersten Umlenkgitter angeordnet ist und zum Umlenken des Dampfstroms in
eine zweite Umlenkrichtung ausgebildet ist. Das zweite Umlenkgitter weist vorzugsweise
eines der Merkmale auf, die voranstehend zum ersten Umlenkgitter beschrieben sind.
Dabei kann das zweite Umlenkgitter wie das erste Umlenkgitter oder dem ersten Umlenkgitter
ähnlich ausgebildet sein. Ein zweites bzw. weiteres Umlenkgitter hat den Vorteil,
dass ein Umlenken des Abdampfstroms in zwei Stufen erfolgen kann. Über das zweite
Umlenkgitter ist beispielsweise ein zu schwach umgelenkter Abdampfstrom weiter, insbesondere
in eine Richtung parallel zur Turbinenlängsachse, umlenkbar. Auf diese Weise ist eine
Feinjustierung des Umlenkens des Abdampfstroms des Niederdrucksystems auf vorteilhafte
Weise möglich.
[0022] Weiter bevorzugt ist das zweite Umlenkgitter ausgebildet, den Dampfstrom in die zweite
Umlenkrichtung umzulenken, wobei die zweite Umlenkrichtung der ersten Umlenkrichtung
des ersten Umlenkgitters entgegengesetzt ist. Das erste Umlenkgitter ist dabei vorzugsweise
ausgebildet, den Abdampfstrom in die erste Umlenkrichtung umzulenken, wobei die erste
Umlenkrichtung eine Richtung parallel zur Turbinenlängsachse kreuzt. Durch das zweite
Umlenkgitter ist der Abdampfstrom wieder einer Richtung parallel zur Turbinenlängsachse
annäherbar. Auf diese Weise ist beispielsweise in Abhängigkeit eines Lastzustands
einer Dampfturbine eine besonders günstige Druckverteilung im Niederdrucksystem erzielbar.
[0023] Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst
durch eine Dampfturbine mit einer Hochdruckstufe sowie einer Niederdruckstufe. Die
Dampfturbine weist ein erfindungsgemäßes Niederdrucksystem auf, wobei die Niederdruckstufe
als Teil des Niederdrucksystems ausgebildet ist. Die erfindungsgemäße Dampfturbine
ist vorzugsweise als kostenoptimierte Dampfturbine ausgebildet und weist bei möglichst
hoher Leistung eine geringe Baugröße sowie kleine Abströmflächen der Niederdruckstufe
auf. Die erfindungsgemäße Dampfturbine weist dieselben Vorteile wie das erfindungsgemäße
Niederdrucksystem auf.
[0024] Die Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die
beiliegenden Zeichnungen näher erläutert. Dabei sind gleiche Merkmale mit gleichen
Funktionen jeweils mit denselben Bezugszeichen versehen. Es zeigen jeweils schematisch:
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer bevorzugten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Niederdrucksystems;
- Figur 2
- eine Draufsicht eines erfindungsgemäßen Niederdrucksystems in einem ersten Lastzustand;
- Figur 3
- eine Draufsicht eines erfindungsgemäßen Niederdrucksystems in einem zweiten Lastzustand;
- Figur 4
- eine Draufsicht eines erfindungsgemäßen Niederdrucksystems in einem dritten Lastzustand;
und
- Figur 5
- einen Aufbau einer erfindungsgemäßen Dampfturbine.
[0025] In Fig. 1 ist ein Ausschnitt eines Niederdrucksystems 1 dargestellt. Das Niederdrucksystem
1 weist eine Niederdruckstufe 3 mit einem Turbinengehäuse 4 sowie einer in dem Turbinengehäuse
4 angeordneten Turbinenwelle 6 mit einer Wellenlängsachse 7 auf. Die Turbinenwelle
6 ist um die Wellenlängsachse 7 rotierbar relativ zum Turbinengehäuse 4 gelagert.
Die Niederdruckstufe 3 weist einen Leitschaufeln 5a aufweisenden Leitschaufelkranz
5 auf, der am Turbinengehäuse 4 gehalten ist. Ferner weist die Niederdruckstufe 3
in Durchströmrichtung D hinter dem Leitschaufelkranz 5 einen Laufschaufeln 8a aufweisenden
Laufschaufelkranz 8 auf, der auf der Turbinenwelle 6 gehalten ist. Ein in Durchströmrichtung
D eines Dampfstroms liegendes Ende der Niederdruckstufe 3 ist durch eine gestrichelte
Linie gekennzeichnet.
[0026] In Durchströmrichtung D hinter der Niederdruckstufe 3 weist das Niederdrucksystem
1 ein erstes Umlenkgitter 9 mit einer Vielzahl von Umlenkelementen 9a auf, die gleichmäßig
über den Umfang des ersten Umlenkgitters 9 verteilt sind. Die Umlenkelemente 9a sind
um eine Umlenkelementachse 9b relativ zum Turbinengehäuse 4 drehbar. Eine der Turbinenwelle
6 abgewandte Seite des ersten Umlenkgitters 9 ist am Turbinengehäuse 4 gehalten, an
einer der Turbinenwelle 6 zugewandten Seite des ersten Umlenkgitters 9 ist eine Diffusorinnenwand
11 angeordnet. Das Turbinengehäuse 4 und die Diffusorinnenwand 11 bilden einen Diffusor
10 des Niederdrucksystems 1. Durch die Umlenkelemente 9a ist ein Dampfstrom, der in
Durchströmrichtung D durch das Niederdrucksystem 1 strömt derart umlenkbar, dass eine
Drallkomponente des Dampfstroms in Umfangsrichtung reduziert wird. Somit sind der
Wirkungsgrad des Niederdrucksystems 1 verbesserbar und aerodynamische Rückkopplungen
des Dampfstroms mit der Niederdruckstufe 3 reduzierbar.
[0027] Fig. 2 zeigt schematisch in einer Draufsicht das erfindungsgemäße Niederdrucksystem
1 in einem ersten Lastzustand. In dem ersten Lastzustand wird die Dampfturbine 2 mit
Nennlast oder geringer Überlast betrieben. Bei Nennlast weist ein Dampfstrom eine
Größe auf bei der eine Schluckfähigkeit der Dampfturbine 2 erreicht ist. Bei Überlast
ist die Schluckfähigkeit der Dampfturbine 2 überschritten. Der Dampfstrom weist am
Ende der Niederdruckstufe 3 eine hohe Drallkomponente auf, die durch das nachgeschaltete
Umlenkgitter 9 reduziert wird. Ein Betreiben einer herkömmlichen, baugleichen Niederdruckstufe
3 mit einem derartigen Dampfstrom ist durch hohe Austrittsverluste am Ende der Niederdruckstufe
3 gekennzeichnet, da kein Umlenkgitter 9 zur Reduzierung der Drallkomponente vorhanden
ist. Ein Wirkungsgrad des erfindungsgemäßen Niederdrucksystems 1 ist bei dem Dampfstrom
des ersten Lastzustands somit höher als ein Wirkungsgrad einer herkömmlichen, ansonsten
baugleichen Niederdruckstufe 3, die mit einem gleichgroßen Dampfstrom beaufschlagt
wird.
[0028] Der Dampfstrom verlässt den Leitschaufelkranz 5 mit einer ersten absoluten Geschwindigkeit
c1, die sich aus einer ersten relativen Geschwindigkeit w1 und einer ersten Umfangsgeschwindigkeit
u1 zusammensetzt, und trifft auf den Laufschaufelkranz 8, wodurch dieser in Rotation
versetzt wird. Der Dampfstrom verlässt den Laufschaufelkranz 8 mit einer zweiten absoluten
Geschwindigkeit c2, die sich aus einer zweiten relativen Geschwindigkeit w2 und einer
zweiten Umfangsgeschwindigkeit u2 zusammensetzt. Der Dampfstrom weist nach dem Laufschaufelkranz
8 und vor dem ersten Umlenkgitter 9 somit eine hohe Drallkomponente entgegen der Umfangsrichtung
auf, dies wird auch als Gegendrall bezeichnet.
[0029] Die Umlenkelemente 9a des ersten Umlenkgitters 9 sind für den ersten Lastzustand
derart ausgerichtet, dass der Dampfstrom in die erste Umlenkrichtung R1 abgelenkt
wird, wobei die erste Umlenkrichtung R1 der Durchströmrichtung D angenähert ist. Demnach
weist der Dampfstrom nach dem ersten Umlenkgitter 9 eine geringere Drallkomponente
in Umfangsrichtung als unmittelbar vor dem ersten Umlenkgitter 9 auf. Ein dritter
Druck p3 unmittelbar nach dem ersten Umlenkgitter 9 ist höher als ein zweiter Druck
p2 unmittelbar vor dem ersten Umlenkgitter 9.
[0030] Fig. 3 zeigt schematisch in einer Draufsicht das erfindungsgemäße Niederdrucksystem
1 in einem zweiten Lastzustand. In dem zweiten Lastzustand wird die Dampfturbine 2
mit mittlerer Last betrieben. Bei mittlerer Last ist ein Dampfstrom in einem Bereich,
der unterhalb der Schluckfähigkeit der Dampfturbine 2 und oberhalb einer schwachen
Last liegt. Der Wirkungsgrad des erfindungsgemäßen Niederdrucksystems 1 ist bei dem
Dampfstrom des zweiten Lastzustands geringer als bei Nennlast aber höher als bei einer
herkömmlichen, ansonsten Baugleichen Niederdruckstufe 3, die mit einem gleichgroßen
Dampfstrom beaufschlagt wird.
[0031] Der Dampfstrom verlässt den Leitschaufelkranz 5 mit einer ersten absoluten Geschwindigkeit
c1, die sich aus einer ersten relativen Geschwindigkeit w1 und einer ersten Umfangsgeschwindigkeit
u1 zusammensetzt, und trifft auf den Laufschaufelkranz 8, wodurch dieser in Rotation
versetzt wird. Der Dampfstrom verlässt den Laufschaufelkranz 8 mit einer zweiten absoluten
Geschwindigkeit c2, die sich aus einer zweiten relativen Geschwindigkeit w2 und einer
zweiten Umfangsgeschwindigkeit u2 zusammensetzt. Der Dampfstrom weist nach dem Laufschaufelkranz
8 und vor dem ersten Umlenkgitter 9 somit eine geringe Drallkomponente entgegen der
Umfangsrichtung auf (Gegendrall).
[0032] Die Umlenkelemente 9a des ersten Umlenkgitters 9 sind für den zweiten Lastzustand
derart ausgerichtet, dass der Dampfstrom in die erste Umlenkrichtung R1 abgelenkt
wird, wobei die erste Umlenkrichtung R1 der Durchströmrichtung D stark angenähert
bzw. parallel oder nahezu parallel zu dieser verläuft. Demnach weist der Dampfstrom
nach dem ersten Umlenkgitter 9 eine deutlich geringere Drallkomponente in Umfangsrichtung
als unmittelbar vor dem ersten Umlenkgitter 9 auf. Ein dritter Druck p3 unmittelbar
nach dem ersten Umlenkgitter 9 ist höher als ein zweiter Druck p2 unmittelbar vor
dem ersten Umlenkgitter 9.
[0033] Fig. 4 zeigt schematisch in einer Draufsicht das erfindungsgemäße Niederdrucksystem
1 in einem dritten Lastzustand. In dem dritten Lastzustand wird die Dampfturbine 2
mit schwachen Last betrieben. Bei schwacher Last ist ein Dampfstrom in einem Bereich,
der weit unterhalb der Schluckfähigkeit der Dampfturbine 2 liegt. Der Wirkungsgrad
des erfindungsgemäßen Niederdrucksystems 1 ist bei dem Dampfstrom des dritten Lastzustands
wesentlich geringer als bei Nennlast aber höher als bei einer herkömmlichen, ansonsten
Baugleichen Niederdruckstufe 3, die mit einem gleichgroßen Dampfstrom beaufschlagt
wird.
[0034] Der Dampfstrom verlässt den Leitschaufelkranz 5 mit einer ersten absoluten Geschwindigkeit
c1, die sich aus einer ersten relativen Geschwindigkeit w1 und einer ersten Umfangsgeschwindigkeit
u1 zusammensetzt, und trifft auf den Laufschaufelkranz 8, wodurch dieser in Rotation
versetzt wird. Der Dampfstrom verlässt den Laufschaufelkranz 8 mit einer zweiten absoluten
Geschwindigkeit c2, die sich aus einer zweiten relativen Geschwindigkeit w2 und einer
zweiten Umfangsgeschwindigkeit u2 zusammensetzt. Der Dampfstrom weist nach dem Laufschaufelkranz
8 und vor dem ersten Umlenkgitter 9 somit eine geringe Drallkomponente in Umfangsrichtung
auf, dies wird auch als Mitdrall bezeichnet.
[0035] Die Umlenkelemente 9a des ersten Umlenkgitters 9 sind für den dritten Lastzustand
derart ausgerichtet, dass der Dampfstrom in die erste Umlenkrichtung R1 abgelenkt
wird, wobei die erste Umlenkrichtung R1 von der Durchströmrichtung D weiter weg weist
als die zweite absolute Geschwindigkeit c2. Ein dritter Druck p3 unmittelbar nach
dem ersten Umlenkgitter 9 ist geringer als ein zweiter Druck p2 unmittelbar vor dem
ersten Umlenkgitter 9.
[0036] Fig. 5 zeigt schematisch den Aufbau einer erfindungsgemäßen Dampfturbine 2. Die Dampfturbine
2 weist eine Hochdruckstufe 12 auf, neben der in Durchströmrichtung D ein erfindungsgemäßes
Niederdrucksystem 1 mit einer Niederdruckstufe 3 und einem Diffusor 10 angeordnet
ist. Im Diffusor 10 ist ein erstes Umlenkgitter 9 angeordnet. Alternativ kann vorgesehen
sein, dass das erste Umlenkgitter 9 zwischen der Niederdruckstufe 3 und dem Diffusor
10 angeordnet ist. Zusätzlich kann erfindungsgemäß ein in dieser Abbildung nicht dargestelltes
zweites Umlenkgitter in Durchströmrichtung D hinter dem ersten Umlenkgitter 9 angeordnet
sein.
1. Niederdrucksystem (1) für eine Dampfturbine (2), das zur Erzeugung einer Rotationsbewegung
von einem Dampfstrom in einer Durchströmrichtung (D) durchströmbar ist, aufweisend
eine Niederdruckstufe (3) mit einem Turbinengehäuse (4), mindestens einem am Turbinengehäuse
(4) angeordneten Leitschaufelkranz (5), einer Turbinenwelle (6) mit einer Wellenlängsachse
(7), wobei die Turbinenwelle (6) um die Wellenlängsachse (7) drehbar relativ zum Turbinengehäuse
(4) gelagert ist, und mindestens einen Laufschaufelkranz (8), der auf der Turbinenwelle
(6) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
dem Laufschaufelkranz (8) benachbart in Durchströmrichtung (D) hinter der Niederdruckstufe
(3) ein erstes Umlenkgitter (9) angeordnet ist, wobei das erste Umlenkgitter (9) eine
Mehrzahl von Umlenkelementen (9a) aufweist, die derart angeordnet sind, dass ein in
Durchströmrichtung (D) durch das erste Umlenkgitter (9) strömender Dampfstrom mit
einer in Umfangsrichtung wirkenden Strömungskomponente durch die Umlenkelemente (9a)
in eine erste Umlenkrichtung (R1) umgelenkt wird.
2. Niederdrucksystem (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das erste Umlenkgitter (9) derart ausgebildet ist, den Dampfstrom parallel oder im
Wesentlichen parallel zur Wellenlängsachse (7) umzulenken.
3. Niederdrucksystem (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das erste Umlenkgitter (9) entsprechend einer Beschaufelung einer Verdichterstufe
ausgebildet ist, so dass der Dampfstrom beim Durchströmen des ersten Umlenkgitters
(9) in Durchströmrichtung (D) verdichtet wird.
4. Niederdrucksystem (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Niederdrucksystem (1) einen Diffusor (10) aufweist, der dem Laufschaufelkranz
(8) benachbart in Durchströmrichtung (D) hinter dem Laufschaufelkranz (8) angeordnet
ist.
5. Niederdrucksystem (1) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
das erste Umlenkgitter (9) im Diffusor (10) angeordnet ist.
6. Niederdrucksystem (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Umlenkelemente (9a) um eine sich radial oder im Wesentlichen radial zur Wellenlängsachse
(7) erstreckenden Umlenkelementachse (9b) verschwenkbar sind.
7. Niederdrucksystem (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Umlenkelemente (9a) als Umlenkschaufeln ausgebildet sind.
8. Niederdrucksystem (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Niederdrucksystem (1) ein zweites Umlenkgitter aufweist,
das in Durchströmrichtung (D) hinter dem ersten Umlenkgitter (9) angeordnet ist und
zum Umlenken des Dampfstroms in eine zweite Umlenkrichtung ausgebildet ist.
9. Niederdrucksystem (1) nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
das zweite Umlenkgitter ausgebildet ist, den Dampfstrom in
die zweite Umlenkrichtung umzulenken, wobei die zweite Umlenkrichtung der ersten Umlenkrichtung
(R1) des ersten Umlenkgitters (9) entgegengesetzt ist.
10. Dampfturbine (2) aufweisend eine Hochdruckstufe (12) und eine Niederdruckstufe (3),
dadurch gekennzeichnet, dass
die Dampfturbine (2) ein Niederdrucksystem (1) aufweist, das gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 ausgebildet ist.