[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vorbereiten eines Garnendes
zum Anspinnen an einer Rotorspinnvorrichtung einer Rotorspinnmaschine, wobei die Rotorspinnmaschine
ein mit einem Deckel verschließbares und über einen Unterdruckkanal mit einem Unterdruck
beaufschlagbares Rotorgehäuse, einen in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten und während
des Spinnbetriebs mit einer Betriebsdrehzahl umlaufenden Spinnrotor sowie eine Abzugsdüse
aufweist. Bei den Verfahren wird das vorzubereitende Garnende in den Unterdruckkanal
der Rotorspinnvorrichtung eingeführt und durch eine Trennstruktur des offenen Randes
des sich drehenden Spinnrotors unterbrochen und dadurch zum Anspinnen vorbereitet.
Weiterhin betrifft die Erfindung eine entsprechende Rotorspinnmaschine mit wenigstens
einer derartigen Rotorspinnvorrichtung.
[0002] Um beim Spinnen an einer Rotorspinnmaschine den Spinnprozesses starten zu können
oder nach einer Unterbrechung des Spinnprozesses, beispielsweise aufgrund eines Fadenbruches,
eines Qualitätsschnittes oder nach dem Herunterfahren der Rotorspinnmaschine den Spinnprozess
wieder aufnehmen zu können, muss stets ein Garnende für den Anspinnvorgang vorbereitet
werden. Hierfür ist es erforderlich, das Garnende aufzufasern, um die einzelnen Fasern
des Garnendes für den Anspinnvorgang auszurichten und von Kurzfasern zu befreien.
Das zum Anspinnen vorbereitete Garnende muss dann mit einer möglichst exakt bemessenen
Länge wieder in den Spinnrotor zurückgeführt werden, um sich mit dem dort abgelegten
Fasermaterial wieder verbinden zu können.
[0003] Zum Vorbereiten von Garnenden für das Anspinnen ist es im Stand der Technik beispielsweise
bekannt geworden, das Garnende pneumatisch aufzubereiten. Dabei wird das Garnende
einer Luftströmung, die in tangentialer, axialer und oder radialer Richtung des Garnendes
wirkt, ausgesetzt.
[0004] Aus der
DE 196 53 389 A1 ist es weiterhin bekannt geworden, das Garnende mittels einer mit Nadeln oder Sägezähnen
besetzten, rotierenden Walze vorzubereiten. Mittels einer derartigen Walze ist es
möglich, im Rotorgarn typischerweise vorhandene Bauchbinden zu öffnen, welche die
pneumatische Garnendenpräparation behindern können. Im Anschluss an das Öffnen der
Bauchbinden wird wiederum eine pneumatische Garnendenpräparation durchgeführt.
[0005] Aus der
DE 10 2012 110 926 A1 ist es weiterhin bekannt geworden, das Garnende mittels des Randbereichs des sich
drehenden Spinnrotors aufzubereiten. Das Garn wird hierzu bei zumindest teilweise
geöffnetem Rotorgehäuse in die Nähe des offenen Randes des Spinnrotors gebracht. Der
Spinnrotor wird nun in Drehung versetzt und der Deckel des Rotorgehäuses geschlossen,
so dass das Garnende nun gegen den offenen Rand des Rotors gedrückt und durchtrennt
wird. Der Rand des Spinnrotors ist hierzu mit einer Aufrauhung oder einem Schleifmittel
versehen. Nach einer anderen Ausführung wird das Garn in das geschlossene Rotorgehäuse
eingebracht, wobei ein einzelner angetriebener Rotor in seiner Achsrichtung verschoben
wird. Nachdem Einführen des Garnendes wird der Rotor wiederum in seine Betriebsposition
zurück verschoben und in Drehung versetzt, so dass es durch das Hochlaufen des Rotor
zu einer Unterbrechung des Garnendes kommt. Mittels dieser Art der Garnendenvorbereitung
können störende Bauchbinden geöffnet werden und die Garnendenpräparation kann direkt
an der Spinnstelle durchgeführt werden. Es kann dabei jedoch zu Unterschieden in der
Qualität der Garnendenaufbereitung hinsichtlich Länge und Auffaserung des Garnendes
kommen.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Garnendenpräparation
sowie eine entsprechende Rotorspinnmaschine vorzuschlagen, mittels welcher auch bei
verschiedenen Anwendungen eine gute und gleichmäßige Garnendenvorbereitung erzielbar
ist.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche.
[0008] Bei einem Verfahren zum Vorbereiten eines Garnendes zum Anspinnen an einer Rotorspinnvorrichtung,
wobei die Rotorspinnvorrichtung ein mit einem Deckel verschließbares und über einen
Unterdruckkanal mit einem Unterdruck beaufschlagbares Rotorgehäuse, einen in dem Rotorgehäuse
drehbar gelagerten und während des Spinnbetriebs mit einer Betriebsdrehzahl umlaufenden
Spinnrotor sowie eine Abzugsdüse aufweist, wird das vorzubereitende Garnende in den
Unterdruckkanal der Rotorspinnvorrichtung eingeführt und durch eine Trennstruktur
des offenen Randes des sich drehenden Spinnrotors unterbrochen und dadurch zum Anspinnen
vorbereitet. Der Spinnrotor wird dabei während der Unterbrechung des Garnendes mit
einer definierten Garnendenvorbereitungsdrehzahl angetrieben. Die Garnendenvorbereitungsdrehzahl
ist entweder gleich der Betriebsdrehzahl des Spinnrotors oder geringer als die Betriebsdrehzahl
des Spinnrotors.
[0009] Durch das Antreiben des Spinnrotors während der Unterbrechung des Garnendes mit einer
definierten Drehzahl wird erreicht, dass die Garnenden stets unter jeweils gleichen
Bedingungen mit einer definierten Trenngeschwindigkeit unterbrochen werden, so dass
auch bei verschiedenen Anwendungen die Garnenden mit einer weitgehend konstanten Garnendenlänge
vorbereitet und aufgefasert werden. Durch den Antrieb des Spinnrotors mit einer gegenüber
der Betriebsdrehzahl reduzierten Garnendenvorbereitungsdrehzahl kommt es darüber hinaus
zu einer sehr schonenden Durchtrennung des Garnendes, welches hierdurch sehr gleichmäßig
aufgefasert wird. Aufgrund der gleichmäßigen, reproduzierbar guten Auflösung der Garnenden
kann die Erfolgsquote des Anspinnvorganges erhöht werden, so dass insgesamt auch der
Maschinennutzeffekt steigt. Zugleich wird durch das in optimaler Weise aufbereitete
Garnende auch eine gute und reproduzierbare Qualität des Anspinners erhalten, so dass
die Garnqualität insgesamt verbessert werden kann.
[0010] Eine Rotorspinnmaschine mit wenigstens einer Rotorspinnvorrichtung mit einem mit
einem Deckel verschließbaren und über einen Unterdruckkanal mit einem Unterdruck beaufschlagbaren
Rotorgehäuse, mit einem in dem Rotorgehäuse drehbar gelagerten Spinnrotor sowie mit
einer Abzugsdüse, wobei ein Rand des Spinnrotors eine Trennstruktur zum Unterbrechen
und Vorbereiten eines in den Unterdruckkanal eingeführten Garnendes zum Anspinnen
aufweist, beinhaltet zur Durchführung des Verfahrens zur Garnendenvorbereitung eine
entsprechende Steuereinheit. Mittels der Steuereinheit ist es möglich, den Spinnrotor
während der Unterbrechung des Garnendes mit einer definierten Garnendenvorbereitungsdrehzahl
anzutreiben, die geringer ist als die Betriebsdrehzahl des Spinnrotors.
[0011] Vorteilhaft ist es dabei, wenn die Garnendenvorbereitungsdrehzahl weniger als 80
%, vorzugsweise weniger als 65 % und besonders bevorzugt weniger als 55 % der Betriebsdrehzahl
beträgt und vorzugsweise geringer ist als eine Anspinndrehzahl des Spinnrotors. Ein
zu schnelles Durchtrennen des Garnendes, bei welchem keine ausreichende Auffaserung
erzielt werden kann, wird hierdurch vermieden. Daneben kann insbesondere mit einer
Garnendenvorbereitungsdrehzahl von weniger als 55 % der Betriebsdrehzahl auch Sicherheitsaspekten
Rechnung getragen werden, wenn die Garnendenvorbereitung bei teilweise geöffnetem
Rotorgehäuse durchgeführt wird.
[0012] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist es vorteilhaft, wenn der Deckel des Rotorgehäuses
vor dem Einführen des Garnendes in den Unterdruckkanal in eine Zwischenstellung, insbesondere
eine Halboffenstellung, überführt wird und das vorzubereitende Garnende bei stehendem
Spinnrotor und halboffenem Rotorgehäuse in den Unterdruckkanal eingeführt wird. Anschließend
wird der Spinnrotor in Drehung versetzt und mit der Garnendenvorbereitungsdrehzahl
für die vorbestimmte Zeitdauer angetrieben, wobei das Garn unterbrochen wird. Erst
nach dem Unterbrechen des Garnendes wird der Deckel schließlich in eine Geschlossenstellung
überführt. Der Deckel des Rotorgehäuses ist hierzu zumindest in eine Geschlossenstellung,
eine Offenstellung sowie eine Zwischenstellung, insbesondere eine Halboffenstellung,
bringbar bzw. zwischen diesen Stellungen hin und her überführbar.
[0013] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens wird das zum Anspinnen vorbereitete
Garnende bereits durch das Schließen des Deckels bzw. das Bewegen des Deckels aus
der Zwischenstellung in die Geschlossenstellung in die Fasersammelrille des Spinnrotors
rückgeführt. Es ist jedoch ebenso möglich, die in den Spinnrotor zurückzuliefernde
Garnlänge in üblicher Weise durch einen kurzzeitigen Antrieb der Abzugsrichtung der
Rotorspinnvorrichtung entgegen der regulären Abzugsrichtung zur Verfügung zu stellen.
[0014] Für eine gute und reproduzierbare Garnendenvorbereitung ist es weiterhin vorteilhaft,
wenn zur Garnendenvorbereitung der Spinnrotor jeweils für eine vorbestimmte Zeitdauer
mit der definierten Garnendenvorbereitungsdrehzahl angetrieben wird. Die vorbestimmte
Zeitdauer wird dabei derart festgelegt, dass einerseits von einer zuverlässigen Durchtrennung
des Fadenendes innerhalb dieses Zeitraumes ausgegangen werden kann und andererseits
der Anspinnvorgang schnell fortgesetzt werden kann, um den Maschinennutzeffekt nicht
nachteilig zu beeinflussen. Um für alle Applikationen auf der Rotorspinnmaschine eine
optimale Garnendenvorbereitung zu erreichen, ist es weiterhin vorteilhaft, wenn die
vorbestimmte Zeitdauer in Abhängigkeit von einer Art des produzierten Garns und/oder
einer Art des Spinnrotors eingestellt wird.
[0015] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens werden im Falle einer planbaren
Unterbrechung des Spinnbetriebs an der Garnherstellung beteiligte Vorrichtungen, zumindest
eine Speisevorrichtung und eine Spulvorrichtung, derart kontrolliert bis zum Stillstand
abgebremst, dass das Garnende sich nach dem kontrollierten Abbremsen innerhalb der
Rotorspinnvorrichtung, insbesondere innerhalb der Abzugsdüse befindet. Es kann somit
im Falle einer planbaren Unterbrechung des Spinnbetriebs das Auflaufen des Garnendes
auf die Spule mit dem folgenden aufwändigen Fadensuchen vermieden werden. Das kontrollierte
Herunterfahren der Rotorspinnvorrichtung ist insbesondere in Verbindung mit der Garnendenvorbereitung
durch den offenen Rand des Spinnrotors vorteilhaft, da das Garn vollständig in seinem
regulären Fadenlauf verbleibt und direkt aus seiner Endposition innerhalb der Rotorspinnvorrichtung
bzw. innerhalb der Abzugsdüse in den Unterdruckkanal eingesaugt werden kann, was weiterhin
zu einer Steigerung des Maschinennutzeffekts beiträgt.
[0016] Eine vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht dabei vor, dass das Garnende
nach dem kontrollierten Abbremsen entgegen seiner regulären Abzugsrichtung von einer
Spule abgewickelt, in den Unterdruckkanal der Rotorspinnvorrichtung eingeführt und
rückgespult wird, bis ein fehlerhaftes Garnstück vollständig in den Unterdruckkanal
eingesaugt ist, und anschließend das Garnende zum Anspinnen vorbereitet wird. Im Falle
eines Qualitätsschnittes kann das fehlerhafte Garnstück somit direkt durch den Unterdruckkanal
hindurch eingesaugt, abgetrennt und entsorgt werden. Dabei kann zugleich mit dem Trennen
des fehlerhaften Garnstücks bereits die Garnendenvorbereitung für das Wiederanspinnen
erfolgen.
[0017] Zum Rückspulen des Garnendes werden vorteilhafterweise die Spulvorrichtung und die
Abzugsvorrichtung entgegen ihrer regulären Drehrichtung angetrieben, wobei die Abzugsvorrichtung
mit einer höheren Geschwindigkeit als die Spulvorrichtung angetrieben wird. Die Höhe
der Geschwindigkeit bezieht sich dabei auf die Umfangsgeschwindigkeit der Abzugsvorrichtung
bzw. der Spulvorrichtung und somit auf die Geschwindigkeit, mit welcher das Garn transportiert
wird. Durch den schnelleren Antrieb der Abzugsvorrichtung wird das zu spulende Garn
mit einem Anspannverzug beaufschlagt, wodurch ein Haften des Garnes auf der Spule
und hierdurch bedingte eventuelle Back-Loops vermieden werden können. Bei einer Rotorspinnmaschine
ist es dabei vorteilhaft, wenn die Spulvorrichtung zum Rückspulen mit einer Sanftanlaufsteuerung
versehen ist.
[0018] Zum kontrollierten Abbremsen der an der Garnherstellung beteiligten Vorrichtungen
ist es weiterhin vorteilhaft, wenn der Spinnrotor zunächst von seiner Betriebsdrehzahl
auf eine Abbremsdrehzahl, welche geringer ist als die Betriebsdrehzahl, gebracht wird
und für eine vorbestimmte Zeitdauer mit der Abbremsdrehzahl angetrieben wird. Erst
anschließend wird der Spinnrotor bis zum Stillstand abgebremst. Es kann somit auch
während des kontrollierten Abbremsens noch ein reguläres Garn erzeugt werden bzw.
zumindest die Länge eines während des kontrollierten Abbremsens produzierten, fehlerhaften
Garnstückes reduziert werden. Besonders vorteilhaft ist es dabei, wenn die Abbremsdrehzahl
gleich groß wie oder geringer als die Anspinndrehzahl des Spinnrotors ist, da hierdurch
im Wesentlichen die gleichen Betriebsbedingungen wie während des Anspinnens herrschen.
[0019] Daneben ist es vorteilhaft, wenn nach dem Überführen des Deckels in die Zwischenstellung
und vor dem Einführen des Garnendes in den Unterdruckkanal der Spinnrotor einer Reinigung,
insbesondere einer pneumatischen Reinigung, unterzogen wird. Vorteilhaft dabei ist
es, dass das Reinigen des Spinnrotors ebenfalls in der Zwischenstellung erfolgen kann
und somit Zeit eingespart werden kann, was wiederum dem Maschinennutzeffekt zugutekommt.
Neben einer pneumatischen Reinigung ist natürlich auch eine mechanische Reinigung
mittels einer Bürste oder eines Schabers möglich.
[0020] Nach einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der Rotorspinnmaschine ist das Unterdruckniveau
in dem Unterdruckkanal einstellbar. Bei dem Verfahren zur Garnendenvorbereitung kann
somit eine Anpassung des Unterdruckniveaus an die Art des produzierten Garnes vorgenommen
werden. Beispielsweise kann bei Garnen, welche schwieriger einzusaugen sind, das Unterdruckniveau
erhöht werden.
[0021] Ebenso ist es vorteilhaft, wenn das Unterdruckniveau in dem Unterdruckkanal vor dem
Einführen des Garnendes in den Unterdruckkanal zumindest kurzzeitig erhöht wird. Das
Einführen des Garnendes in den Unterdruckkanal kann hierdurch erleichtert werden.
[0022] Um die Unterbrechung des Garnendes zuverlässig durchführen zu können, ist es weiterhin
vorteilhaft, wenn das Garnende während seiner Unterbrechung mittels einer Abzugsvorrichtung
der Rotorspinnvorrichtung vorzugsweise oszillierend in seiner Längsrichtung bewegt
wird. Neben der Unterstützung des Trennvorganges kann mittels der Bewegung des Garnendes
auch die Länge des vorbereiteten Garnendes eingestellt werden.
[0023] Wird für eine planbaren Unterbrechung des Spinnbetriebs die Rotorspinnvorrichtung
bzw. die an der Garnherstellung beteiligten Vorrichtungen kontrolliert abgebremst,
so ist es vorteilhaft, wenn das Garnende bei Stillstand der Rotorspinnvorrichtung
mittels eines Abzugsröhrchen oder einer Klemmvorrichtung in der Spinnvorrichtung,
insbesondere in der Abzugsdüse, fixiert wird. Die Rotorspinnvorrichtung weist hierzu
vorzugsweise bezogen auf die reguläre Abzugsrichtung des Garnes ein der Abzugsdüse
nachgeordnetes Abzugsröhrchen und/oder eine der Abzugsdüse nachgeordnete Klemmvorrichtung
auf. Ein Herausrutschen des Garnendes aus der Rotorspinnvorrichtung kann somit auch
bei abgestellter Spinnvorrichtung und nicht wirksamem Unterdruck vermieden werden.
[0024] Nach einer Weiterbildung der Rotorspinnmaschine ist es vorteilhaft, wenn an dem Rotorgehäuse
ein Abdeckelement angeordnet ist, welches in der Zwischenstellung des Deckels einen
Spalt zwischen dem Rotorgehäuse und dem Deckel zumindest teilweise bedeckt. Es ist
hierdurch möglich, auch bei teilweise geöffnetem Deckel in dem Rotorgehäuse ein Unterdruckniveau
aufrechtzuerhalten.
[0025] Für eine zuverlässige Unterbrechung des Garnendes sowie die Vorbereitung des Garnendes
zum Anspinnen ist es weiterhin vorteilhaft, wenn der Spinnrotor der Rotorspinnvorrichtung
in wenigstens einem Teilbereich seines Randes, vorzugsweise in zwei einander gegenüberliegenden
Teilbereichen seines Randes, mit einer Zahnung oder einer Rändelung versehen ist.
Aufgrund dessen, dass lediglich kleine Teilbereiche des Randes mit der Trennstruktur
versehen sind, können eventuelle negative Einflüsse der Trennstruktur auf das Spinnergebnis
sowie auf den Energiebedarf des Spinnrotors weitgehend vermieden werden.
[0026] Nach einer anderen vorteilhaften Ausführung der Rotorspinnmaschine ist der Eingangsbereich
des Unterdruckkanals mit wenigstens einer Verschleißschutzeinrichtung, insbesondere
einem Verschleißschutzring, versehen. Verschleißspuren durch die Einwirkung des eingesaugten
Garnendes können hierdurch vermieden werden.
[0027] Weitere Vorteile der Erfindung werden anhand der nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispiele
beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Rotorspinnvorrichtung einer Rotorspinnmaschine in einer schematischen, geschnittenen
Übersichtsdarstellung,
- Figur 2
- eine Detaildarstellung eines Rotorgehäuses der Rotorspinnvorrichtung in einer schematischen,
geschnittenen Darstellung nach einer Unterbrechung des Spinnprozesses,
- Figur 3
- das Rotorgehäuse der Figur 2 nach dem Einsaugen eines Garnendes,
- Figur 4
- eine Detaildarstellung des Rotorgehäuses nach der Garnendenvorbereitung,
- Figur 5
- eine Detaildarstellung des Rotorgehäuses nach dem Rückliefern des Garnendes in die
Fasersammelrille und
- Figur 6
- eine Draufsicht auf den offenen Rand eines Spinnrotors mit einer Trennstruktur.
[0028] Figur 1 zeigt eine Rotorspinnvorrichtung 2 einer Rotorspinnmaschine 1 in einer schematischen
Schnittdarstellung. Die Rotorspinnvorrichtung 2 weist in üblicher Weise ein Rotorgehäuse
3 auf, in welchem ein Spinnrotor 5 drehbar gelagert ist und während des Betriebs der
Rotorspinnvorrichtung 2 mit einer Betriebsdrehzahl umläuft. Dem Spinnrotor 5 wird
ein zu verspinnendes Fasermaterial F über eine Speisevorrichtung 12 und eine Auflösevorrichtung
21, wo es in Einzelfasern aufgelöst wird, zugeführt und in einer Fasersammelrille
6 des Spinnrotors 5 in Form eines Faserringes abgelegt. Von dort wird es in das Ende
des in der Rotorspinnvorrichtung 2 produzierten Garnes G eingebunden. Dass im Spinnrotor
5 produzierte Garn wird in ebenfalls bekannter Weise über eine Abzugsdüse 7 mittels
einer Abzugsvorrichtung 11, welche vorliegend durch zwei Abzugswalzen gebildet ist,
abgezogen und mittels einer Spulvorrichtung 13 auf eine Spule 14 aufgewickelt. Das
Rotorgehäuse 3 ist über einen Unterdruckkanal 8 an einen zentralen Unterdruckkanal
22 der Rotorspinnmaschine 1 angeschlossen und wird hierdurch mit einem Spinnunterdruck
beaufschlagt. Das Rotorgehäuse 3 ist während des Spinnbetriebs mittels eines Deckels
4 verschlossen.
[0029] In dem Deckel 4 ist die Abzugsdüse 7 sowie gemäß der vorliegenden Darstellung auch
ein Abzugsröhrchen 16 angeordnet. Das Abzugsröhrchen 16 ist jedoch nicht unbedingt
erforderlich, ebenso kann anstelle des Abzugsröhrchens 16 auch nur ein Drallstauelement
vorgesehen sein, welches auch einteilig mit der Abzugsdüse 7 ausgebildet sein kann.
Das Abzugsröhrchen 16 ist jedoch vorteilhaft, um das Garn G bei einer Unterbrechung
des Spinnbetriebs innerhalb der Rotorspinnvorrichtung 2 zu fixieren, wie im Folgenden
noch erläutert wird. Nach vorliegender Darstellung ist der Deckel 4 des Rotorgehäuses
3 Bestandteil eines Schwenkgehäuses, welches auch die Auflösevorrichtung 21 und gegebenenfalls
noch weitere Vorrichtungen der Rotorspinnvorrichtung 2 bedeckt. Es kann jedoch auch,
wie in den Fig. 2 - 5 gezeigt, ein separater Deckel 4 für das Rotorgehäuse 3 vorgesehen
sein.
[0030] Der Deckel 4 ist vorliegend in durchgezogenen Linien in einer Geschlossenstellung
I gezeigt. Aus dieser ist der Deckel in eine Zwischenstellung II (gestrichelt dargestellt)
überführbar, in welcher sowohl eine Reinigung des Spinnrotors 5 als auch eine Garnendenvorbereitung
sowie ein Rückspulen eines fehlerhaften Garnstücks stattfinden kann. Weiterhin kann
der Deckel 4 in eine Offenstellung III überführt werden, in welcher es möglich ist,
den Spinnrotor 5 manuell zu reinigen oder aus der Rotorspinnvorrichtung 2 zu entfernen.
[0031] Die vorliegend gezeigte Rotorspinnvorrichtung 2 weist außerdem noch eine Garnüberwachungseinrichtung
15 auf, mittels welcher zumindest ein Parameter des fertig gesponnen Garns G überwacht
wird. Wird durch die Garnüberwachungseinrichtung 15 ein Garnfehler detektiert, so
wird der Spinnprozess unterbrochen und das bereits produzierte Garn G ein Stück weit
rückgespult, um das fehlerhafte Garnstück entfernen zu können.
[0032] Weiterhin weist die Rotorspinnvorrichtung 2 oder auch die Rotorspinnmaschine 1 eine
Steuereinheit 17 auf, mittels welcher die verschiedenen Vorrichtungen der Rotorspinnvorrichtung
2 sowohl während des Normalbetriebs als auch beim Anspinnen ansteuerbar sind. Vorliegend
sind die Spulvorrichtung 13, die Garnüberwachungseinrichtung 15, die Abzugsvorrichtung
11, der Spinnrotor 5 sowie die Speisevorrichtung 12 signalübertragend mit der Steuereinheit
17 verbunden, wie durch die punktierten Linien dargestellt.
[0033] Das Vorbereiten eines Garnendes 9 zum Anspinnen wird nun anhand der Figuren 2 - 5
dargestellt. Das Verfahren zum Vorbereiten eines Garnendes 9 wird zunächst für ein
Anspinnen nach einer geplanten Unterbrechung des Spinnbetriebs mit einem kontrollierten
Herunterfahren der Rotorspinnvorrichtung 2 geschildert. Derartige geplante Unterbrechungen
erfolgen beispielsweise zu Wartungszwecken, zum Spulenwechsel, vor dem Herunterfahren
der Rotorspinnmaschine 1 oder im Falle der Detektion eines Garnfehlers. Dabei werden
die an der Garnherstellung beteiligten Vorrichtungen der Rotorspinnvorrichtung 2,
welche vorliegend die Speisevorrichtung 12, die Abzugsvorrichtung 11 sowie die Spulvorrichtung
13 umfassen, derart kontrolliert bis zum Stillstand abgebremst, dass das Garn G nicht
reißt und auf die Spule 14 aufläuft, sondern bis zur Unterbrechung des Spinnprozesses
weiter produziert wird. Das Garnende 9 befindet sich somit nach der Unterbrechung
des Spinnprozesses an einer definierten Position. Um die Vorbereitung des Garnendes
9 zum Anspinnen zu erleichtern, werden vorliegend die Vorrichtungen 11, 12, 13 derart
abgebremst, dass sich das Garnende 9 innerhalb der Abzugsdüse 7 befindet.
[0034] In Figur 2 ist die Rotorspinnvorrichtung 2 bzw. das Rotorgehäuse 3 in einer Situation
dargestellt, in der der Spinnprozess gerade unterbrochen wurde und sich das Garnende
9 innerhalb der Abzugsdüse 7 befindet. Der Deckel 4 des Rotorgehäuses 3 zu diesem
Zeitpunkt noch geschlossen. Das Verfahren zum Vorbereiten eines Garnendes 9 zum Anspinnen
ist jedoch auch im Falle einer nicht geplanten Unterbrechung des Spinnbetriebs, beispielsweise
durch einen Fadenbruch, anwendbar. In diesem Falle läuft das Garnende 9 auf die Spule
14 auf und muss von dort entweder durch einen Bediener oder durch eine automatische
Wartungsvorrichtung, welche verfahrbar oder stationär an der Rotorspinnmaschine 1
angeordnet sein kann, aufgesucht und in die Rotorspinnvorrichtung 2, vorliegend durch
das Abzugsröhrchen 16, zurückgeführt werden. Nachdem das Garnende 9 in die Rotorspinnvorrichtung
2 eingesaugt wurde befindet es sich ebenfalls in etwa in der gezeigten Position. Sowohl
nach einer geplanten als auch nach einer ungeplanten Unterbrechung des Spinnbetriebs
ist es natürlich auch möglich, dass sich das Garnende 9 an einer anderen Stelle innerhalb
der Rotorspinnvorrichtung 2 beispielsweise innerhalb des Abzugsröhrchens 16, befindet.
Besonders vorteilhaft für das folgende Einsaugen des Garnendes 9 ist jedoch die Position
innerhalb der Abzugsdüse 7.
[0035] Nachdem nun das Garnende 9 sich an der definierten Position innerhalb der Abzugsdüse
7 befindet, kann es in den Unterdruckkanal 8 eingeführt werden, was in Figur 3 dargestellt
ist. Hierzu wird der Deckel 4 aus seiner Geschlossenstellung I in seine Zwischenstellung
II verbracht, so dass das Garnende 9 durch die Wirkung des Unterdrucks in dem Unterdruckkanal
8 in diesen eingesaugt werden kann. Um auch in der Zwischenstellung II noch einen
ausreichenden Unterdruck in dem Rotorgehäuse 3 vorzuhalten, ist vorliegend ein Abdeckelement
18 an dem Rotorgehäuse 3 angeordnet, welches den Spalt 19 zwischen dem Rotorgehäuse
3 und dem sich in der Zwischenstellung II befindenden Deckel 4 zumindest teilweise
abdeckt. Weiterhin ist an dem in Figur 3 dargestellten Unterdruckkanal 8 eine Verschleißschutzeinrichtung
20 erkennbar. Diese ist vorliegend als Verschleißschutzring aus einem Metall ausgebildet,
der in den Eingangsbereich des Unterdruckkanals 8 am Übergang zum Rotorgehäuse 3 eingesetzt
ist, um diesen vor Einschnitten durch das Garn G beim Einsaugen zu schützen.
[0036] Um die für das Einsaugen erforderliche zusätzliche Garnlänge bereitzustellen, wird
das Garn G währenddessen von der Spule 14, in vorliegendem Fall mittels der Abzugsvorrichtung
11, entgegen der regulären Abzugsrichtung AR (s. Fig. 1) rückgeliefert. Das Garnende
9 nimmt nun den in Figur 3 dargestellten Verlauf ein, in welchem es aufgrund des Unterdrucks
in dem Unterdruckkanal 8 sicher gehalten ist. Das Garnende 9 liegt dabei unmittelbar
neben dem offenen Rand des Spinnrotors 5 oder berührt diesen gerade, so dass nun die
Garnendenvorbereitung vorgenommen werden kann.
[0037] Gegebenenfalls kann vor dem Einsaugen des Garnendes 9 noch eine Rotorreinigung durchgeführt
werden. Hierzu kann beispielsweise durch den offenen Spalt 19 zwischen dem Deckel
4 und dem Rotorgehäuse 3 eine Blasdüse (nicht gezeigt) in das Rotorgehäuse 3 eingebracht
werden, um die Fasersammelrille 6 des Spinnrotors 5 auszublasen. Insbesondere im Falle
einer kontrollierten Unterbrechung des Spinnprozesses ist dies jedoch nicht unbedingt
erforderlich, da aufgrund der allmählichen Reduzierung der Speisung sich kaum Fasern
in der Fasersammelrille 6 ablagern können.
[0038] Um das Garnende 9 zu unterbrechen und zum Anspinnen vorzubereiten, wird nun der Spinnrotor
5 in Drehung versetzt und für eine bestimmte Zeitdauer mit einer definierten Garnendenvorbereitungsdrehzahl
angetrieben. Während der Spinnrotor 5 mit einer Betriebsdrehzahl zwischen etwa 80.000
1/min und 170.000 1/min betrieben wird, ist es für die Garnendenvorbereitung vorteilhaft,
eine wesentlich niedrigere Garnendenvorbereitungsdrehzahl zwischen 20.000 und 50.000
1/min pro Minute vorzusehen. Hierdurch kann einerseits eine sichere Unterbrechung
des Garnendes 9 und andererseits eine ausreichende Auffaserung und Ausrichtung der
Fasern sichergestellt werden. Demgegenüber kann es bei einer zu schnellen Garnendenvorbereitungsdrehzahl
zu einem zu schnellen Durchtrennen des Garnendes 9 und somit einer unzureichenden
Garnendenvorbereitung kommen. Die Zeitdauer, während der der Spinnrotor 5 zur Garnendenvorbereitung
angetrieben wird, kann vorzugsweise abhängig von der Art des verwendeten Fasermaterials
F sowie der Art des erzeugten Garns G voreingestellt werden. Üblicherweise liegt die
Zeitdauer für das erfolgreiche Vorbereiten des Garnendes 9 bei etwa 5 Sekunden, bei
schwieriger zu durchtrennenden Garnen G wie Grobgarnen kann die Zeitdauer jedoch mehr
als 5 Sekunden betragen.
[0039] Gemäß dem vorliegend gezeigten Beispiel ist weiterhin vorgesehen, das Garnende 9
zumindest kurzzeitig während der Garnendenvorbereitung in seiner Längsrichtung mittels
der Abzugsvorrichtung 11 hin und her zu bewegen, um einerseits das Unterbrechen des
Garnendes 9 zu unterstützen und andererseits eine ausreichende Länge des vorbereiteten
Garnendes 9 sicherzustellen. Die Abzugsvorrichtung 11 wird hierzu oszillierend angetrieben,
wobei je nach Art des Garnes G und der gewünschten Länge des vorbereiteten Garnendes
9 eine Bewegung zwischen 2 mm und 10 mm durchgeführt werden kann.
[0040] Nachdem nun das Garnende 9 erfolgreich durch den offenen Rand des Spinnrotors 5 unterbrochen
und zum Anspinnen vorbereitet wurde, nimmt es die in Figur 4 dargestellte Position
ein. Das abgetrennte Garnende 9 wurde dabei durch den Unterdruckkanal 8 und den zentralen
Unterdruckkanal 22 der Rotorspinnmaschine 1 abgesaugt und entsorgt, während das neu
entstandene Garnende 9 nun bereit zum Anspinnen ist, welches später anhand der Figur
5 beschrieben wird.
[0041] In ähnlicher Weise erfolgt die Garnendenvorbereitung nach einer Detektion eines Garnfehlers
durch die Garnüberwachungseinrichtung. Hierbei wird, wie zuvor anhand der Figur 2
beschrieben, die Rotorspinnvorrichtung 2 kontrolliert stillgesetzt, so dass sich das
Garnende 9 in der in Figur 2 dargestellten Position befindet. Ebenso wie zuvor beschrieben
wird unter Rücklieferung des Garnes G das Garnende 9 in den Unterdruckkanal 8 eingesaugt
und befindet sich in der in Figur 3 dargestellten Position. Um nun das fehlerhafte
Garnstück aus dem Garn G herauszutrennen, wird das Garn G weiterhin entgegen der regulären
Abzugsrichtung AR (siehe Figur 1) von der Spule 14 abgewickelt und kontinuierlich
in den Unterdruckkanal 8 eingesaugt, bis das fehlerhafte Garnstück vollständig in
den Unterdruckkanal 8 eingesaugt ist. Das sichere Einsaugen des vollständigen, fehlerhaften
Garnstücks kann dabei beispielsweise durch die Anzahl der Umdrehungen der Abzugswalzen
der Abzugsvorrichtung 11 sichergestellt werden.
[0042] Zum Rückspulen des fehlerhaften Garnstücks wird dabei vorzugsweise die Abzugsvorrichtung
11 etwas schneller bezogen auf die Umfangsgeschwindigkeit bzw. die Transportgeschwindigkeit
des Garnes G angetriebenen als die Spulvorrichtung 13, so dass das Garn G unter Spannung
gehalten wird und so genannte Back-Loops, eine rückwärtiges Aufwickeln des Garnes
G beim Rückspulen, vermieden werden können. Um das sichere Einsaugen des Garnendes
9 in den Unterdruckkanal 8 zu unterstützen, ist die Spulvorrichtung 13 vorzugsweise
mit einer Sanftanlaufsteuerung versehen, so dass die Spule 14 und damit das Garn G
nicht ruckartig, sondern allmählich beschleunigt wird. Vorteilhaft ist es daher auch,
wenn die Geschwindigkeit des Garnes G beim Rückspulen einstellbar ist. Hierdurch können
Garne G, welche aufgrund ihrer Struktur oder ihres Durchmessers schwieriger in den
Unterdruckkanal 8 einzuführen sind, mit einer langsameren Geschwindigkeit rückgespult
werden. Es kann daher auch sinnvoll sein, dass das Unterdruckniveau in dem Unterdruckkanal
8 einstellbar ist. Hierdurch ist es möglich, das Unterdruckniveau beispielsweise zum
Einsaugen der Garnenden 9 sowohl zur Garnendenvorbereitung als auch zum Rückspulen
zur Beseitigung eines Garnfehlers, kurzfristig zu erhöhen oder auch an die Art des
Garnes G anzupassen. So kann beispielsweise bei Garnen, welche vergleichsweise schwer
zu durchtrennen sind, das Unterdruckniveau erhöht werden, um diese Garne straff zu
halten und das Unterbrechen mittels des offenen Randes des Spinnrotors zu erleichtern.
[0043] Nachdem nun das fehlerhafte Garnstück vollständig in den Unterdruckkanal 8 eingesaugt
ist, werden die Abzugsvorrichtung 11 sowie die Spulvorrichtung 13 gestoppt und der
Spinnrotor 5 wiederum mit der Garnendenvorbereitungsdrehzahl angetrieben, um das Garnende
9 vorzubereiten. Das Garnende 9 nimmt nun wiederum den in Figur 4 dargestellten Verlauf
ein.
[0044] Um nun das Garnende 9 wieder anzuspinnen, ist es nach einer besonders vorteilhaften
Ausführung lediglich erforderlich, den Deckel 4 aus der Zwischenstellung II wieder
in die Geschlossenstellung I zu überführen. Das Garnende 9 wird hierdurch in die Fasersammelrille
6 des Spinnrotors 5 abgeworfen und kann sich mit den dort aufgrund der bereits wieder
einsetzenden Einspeisung vorhandenen Fasern verbinden. Die eventuell erforderliche
zusätzliche Länge des Garnendes 9 kann dabei durch die Änderung der Position des Garnendes
9 beim Schließen des Deckels 4 bereitgestellt werden. Ebenso ist es jedoch auch möglich,
eine erforderliche, zusätzliche Garnlänge durch einen kurzzeitigen Antrieb der Abzugsvorrichtung
11 entgegen der regulären Abzugsrichtung AR bereitzustellen.
[0045] Zum Anspinnen wird der Spinnrotor 5 in üblicher Weise mit einer gegenüber der regulären
Betriebsdrehzahl reduzierten Anspinndrehzahl betrieben, welche beispielsweise bei
etwa 60 % bis 80 % der Betriebsdrehzahl liegen kann. Hierdurch können während des
Hochlaufens der Antriebe die Faserzuspeisung, die Garnbildung sowie der Garnabzugs
besser aufeinander abgestimmt werden. Nach dem erfolgreichen Anspinnen kann schließlich
der reguläre Spinnprozesses aufgenommen werden, wobei der Spinnrotor 5 auf seine reguläre
Betriebsdrehzahl beschleunigt wird.
[0046] Figur 6 zeigt schließlich noch eine Draufsicht auf den offenen Rand eines Spinnrotors
5, der mit Trennstrukturen 10 zum Unterbrechen und Vorbereiten eines Garnendes 9 zum
Anspinnen ausgestattet ist. Vorliegend weist der Rand des Spinnrotors 5 einander gegenüberliegend
angeordnet zwei Teilbereiche seines s auf, die mit einer Trennstruktur 10 versehen
sind. Die Trennstruktur 10 ist dabei jeweils durch eine Rändelung mit mehreren nebeneinanderliegenden
Kerben ausgebildet. Andere Ausführungen der Trennstruktur 10 sind jedoch ebenso möglich.
[0047] Mittels des beschriebenen Verfahrens ist es möglich, eine sehr gute Garnendenvorbereitung
auch bei verschiedenen Anwendungen sowie verschiedenen Rotortypen reproduzierbar zu
erreichen. Dabei ist insbesondere die Länge des vorbereiteten Garnendes 9 nur äußerst
geringen Schwankungen unterworfen. Zudem kann durch die Trennstruktur 10 insbesondere
in Verbindung mit der Bewegung des Garnendes 9 in seiner Längsrichtung eine sehr gleichmäßige
Auflösung des Garnendes und Ausrichtung der Fasern erzielt werden, so dass Anspinner
von hoher Qualität erzeugt werden können. Besonders vorteilhaft ist es dabei, dass
sämtliche der geschilderten Vorgänge vom Rotorreinigen, dem Einsaugen des Garnendes
9 bis zum Rückspulen eines fehlerhaften Garnstücks in der Zwischenstellung II des
Deckels 4 durchgeführt werden können, wodurch eine erhebliche Zeitersparnis erreicht
werden kann.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 1
- Rotorspinnmaschine
- 2
- Rotorspinnvorrichtung
- 3
- Rotorgehäuse
- 4
- Deckel
- 5
- Spinnrotor
- 6
- Fasersammelrille des Spinnrotors
- 7
- Abzugsdüse
- 8
- Unterdruckkanal
- 9
- Garnende
- 10
- Trennstruktur
- 11
- Abzugsvorrichtung
- 12
- Speisevorrichtung
- 13
- Spulvorrichtung
- 14
- Spule
- 15
- Garnüberwachungseinrichtung
- 16
- Abzugsröhrchen
- 17
- Steuereinheit
- 18
- Abdeckelement
- 19
- Spalt
- 20
- Verschleißschutzeinrichtung
- 21
- Auflösevorrichtung
- 22
- zentraler Unterdruckkanal
- I
- Geschlossenstellung
- II
- Halboffenstellung
- II
- Offenstellung
- AR
- Abzugsrichtung
- DR
- reguläre Drehrichtung
- F
- Fasermaterial
- G
- Garn
1. Verfahren zum Vorbereiten eines Garnendes (9) zum Anspinnen an einer Rotorspinnvorrichtung
(2) einer Rotorspinnmaschine (1) mit einem mit einem Deckel (4) verschließbaren und
über einen Unterdruckkanal (8) mit einem Unterdruck beaufschlagbaren Rotorgehäuse
(3), mit einem in dem Rotorgehäuse (3) drehbar gelagerten und während des Spinnbetriebs
mit einer Betriebsdrehzahl umlaufenden Spinnrotor (5) sowie mit einer Abzugsdüse (7),
wobei bei dem Verfahren das vorzubereitende Garnende (9) in den Unterdruckkanal (8)
eingeführt wird und durch eine Trennstruktur (10) des offenen Randes des sich drehenden
Spinnrotors (5) unterbrochen und dadurch zum Anspinnen vorbereitetet wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Spinnrotor (5) während der Unterbrechung des Garnendes (9) mit einer definierten
Garnendenvorbereitungsdrehzahl angetrieben wird, wobei die Garnendenvorbereitungsdrehzahl
gleich der Betriebsdrehzahl des Spinnrotors (5) oder geringer als die Betriebsdrehzahl
des Spinnrotors (5) ist, wobei vorzugsweise die Garnendenvorbereitungsdrehzahl weniger
als 80 %, vorzugsweise weniger als 65 % und besonders bevorzugt weniger als 55 % der
Betriebsdrehzahl beträgt und vorzugsweise geringer ist als eine Anspinndrehzahl des
Spinnrotors (5).
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Deckel (4) des Rotorgehäuses (3) vor dem Einführen des Garnendes (9) in den Unterdruckkanal
(8) in eine Zwischenstellung (II) überführt wird, das vorzubereitende Garnende (9)
bei stehendem Spinnrotor (5) in den Unterdruckkanal (8) eingeführt wird, der Spinnrotor
(5) in Drehung versetzt und für eine vorbestimmte Zeitdauer mit der Garnendenvorbereitungsdrehzahl
angetrieben wird, wobei das Garnende (9) unterbrochen wird, und erst nach dem Unterbrechen
des Garnendes (9) der Deckel (4) in eine Geschlossenstellung (I) überführt wird, wobei
vorzugsweise die vorbestimmte Zeitdauer, während welcher der Spinnrotor (5) mit der
Garnendenvorbereitungsdrehzahl angetrieben wird, in Abhängigkeit von einer Art des
produzierten Garnes (G) und/oder des Spinnrotors (5) eingestellt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle einer planbaren Unterbrechung des Spinnbetriebs an der Garnherstellung beteiligte
Vorrichtungen, zumindest eine Speisevorrichtung (12) und eine Spulvorrichtung (13),
derart kontrolliert bis zum Stillstand abgebremst werden, dass das Garnende (9) sich
nach dem kontrollierten Abbremsen der Vorrichtungen innerhalb der Rotorspinnvorrichtung
(2), insbesondere innerhalb der Abzugsdüse (7), befindet.
4. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass das Garnende (9) nach dem kontrollierten Abbremsen entgegen seiner regulären Abzugsrichtung
(AR) von einer Spule (14) abgewickelt, in den Unterdruckkanal (8) der Rotorspinnvorrichtung
(2) eingeführt und rückgespult wird, bis ein fehlerhaftes Garnstück vollständig in
den Unterdruckkanal (8) eingesaugt ist, und anschließend das Garnende (9) zum Anspinnen
vorbereitet wird, wobei vorzugsweise zum Rückspulen des Garnendes (9) die Spulvorrichtung
(13) und die Abzugsvorrichtung (11) entgegen ihrer regulären Drehrichtung (DR) bzw.
entgegen der regulären Abzugsrichtung (AR) angetrieben werden und die Abzugsvorrichtung
(11) mit einer höheren Geschwindigkeit als die Spulvorrichtung (13) angetrieben wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zum kontrollierten Abbremsen der Spinnrotor (5) zunächst von seiner Betriebsdrehzahl
auf eine Abbremsdrehzahl, welche geringer ist als die Betriebsdrehzahl, gebracht wird
und für eine vorbestimmte Zeitdauer mit der Abbremsdrehzahl angetrieben wird und erst
anschließend bis zum Stillstand abgebremst wird, wobei vorzugsweise die Abbremsdrehzahl
gleich groß wie oder geringer als eine Anspinndrehzahl des Spinnrotors (5) ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Überführen des Deckels (4) in die Zwischenstellung (II) und vor dem Einführen
des Garnendes (9) der Spinnrotor (5) einer Reinigung, insbesondere einer pneumatischen
Reinigung, unterzogen wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Unterdruckniveau in dem Unterdruckkanal (8) während des Vorbereitens des Garnendes
(9) eingestellt wird, insbesondere in Abhängigkeit von einer Art des produzierten
Garnes (G) eingestellt wird und/oder das Unterdruckniveau in dem Unterdruckkanal (8)
vor dem Einführen des Garnendes (9) in den Unterdruckkanal (8) zumindest kurzzeitig
erhöht wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Garnende (9) während seiner Unterbrechung mittels einer Abzugsvorrichtung (11)
in seiner Längsrichtung bewegt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Garnende (9) bei Stillstand der Rotorspinnvorrichtung (2) nach dem kontrollierten
Abbremsen mittels eines Abzugsröhrchens (16) oder einer Klemmvorrichtung in der Rotorspinnvorrichtung
(2), insbesondere in der Abzugsdüse (7), fixiert wird.
10. Rotorspinnmaschine (1) mit wenigstens einer Rotorspinnvorrichtung (2) mit einem mit
einem Deckel (4) verschließbaren und über einen Unterdruckkanal (8) mit einem Unterdruck
beaufschlagbaren Rotorgehäuse (3), mit einem in dem Rotorgehäuse (3) drehbar gelagerten
Spinnrotor (5) sowie mit einer Abzugsdüse (7), wobei ein Rand des Spinnrotors (5)
eine Trennstruktur (10) zum Unterbrechen und Vorbereiten eines in den Unterdruckkanal
(8) eingeführten Garnendes (9) zum Anspinnen aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorspinnmaschine (1) und/oder die Rotorspinnvorrichtung (2) eine Steuereinheit
(17) aufweist, mittels welcher die Rotorspinnvorrichtung (2) gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche betreibbar ist.
11. Rotorspinnmaschine nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Deckel (4) des Rotorgehäuses (3) in eine Geschlossenstellung (I), eine Offenstellung
(III) und eine Zwischenstellung (II) bringbar ist, wobei vorzugsweise an dem Rotorgehäuse
(3) ein Abdeckelement (18) angeordnet ist, welches in der Zwischenstellung (II) des
Deckels einen Spalt (19) zwischen dem Rotorgehäuse (3) und dem Deckel zumindest teilweise
bedeckt.
12. Rotorspinnmaschine nach einem der beiden vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Unterdruckniveau in dem Unterdruckkanal (8) einstellbar ist.
13. Rotorspinnmaschine nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass ein Eingangsbereich des Unterdruckkanals (8) mit wenigstens einer Verschleißschutzeinrichtung
(20), insbesondere einem Verschleißschutzring, versehen ist.
14. Rotorspinnmaschine nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Spinnrotor (5) in wenigstens einem Teilbereich seines Randes, vorzugsweise in
zwei einander gegenüberliegenden Teilbereichen seines Randes, mit einer Zahnung oder
einer Rändelung als Trennstruktur (10) versehen ist.
15. Rotorspinnmaschine nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorspinnvorrichtung (2) bezogen auf die reguläre Abzugsrichtung (AR) des Garnes
ein der Abzugsdüse (7) nachgeordnetes Abzugsröhrchen (16) und/oder eine der Abzugsdüse
(7) nachgeordnete Klemmvorrichtung für das Garn aufweist.