[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Druckmaschine,
die eine Rasterwalze, eine Zuführeinrichtung zum Zuführen eines Fluids zu der Rasterwalze,
eine Abnahmeeinrichtung zum Abnehmen des Fluids von der Rasterwalze und eine Reiterwalze
umfasst, wobei die Rasterwalze eine Rasterfläche hat, die aus einem erhabenen Flächenanteil
und einem vertieften Flächenanteil besteht, die Abnahmeeinrichtung eine Walze oder
ein Zylinder ist und die Reiterwalze in Drehrichtung der Rasterwalze nach der Zuführeinrichtung
und vor der Abnahmeeinrichtung angeordnet ist.
[0002] In der
DE 10 2006 004 568 A1 ist ein Anilox-Farbwerk beschrieben, bei dem in Drehrichtung der Rasterwalze nach
einer Kammerrakel und vor einer Farbauftragwalze eine Egalisierwalze an die Rasterwalze
angestellt ist. Durch die Egalisierwalze wird Druckfarbe aus Näpfchen der Rasterwalze
zum Teil aufgenommen und wieder auf Stegen der Rasterwalze abgelegt. Dadurch werden
die vorher durch eine Arbeitsrakel der Kammerrakel farbfrei gerakelten Stege wieder
mit Druckfarbe belegt, so dass ein gleichmäßiger Farbfilm über die gesamte Mantelfläche
der Rasterwalze entsteht. Von farbfreien Stellen auf den Stegen verursachte Störungen
bei der Farbübertragung, die sonst auftreten würden, werden durch den gleichmäßigen
Farbfilm vermieden. Die Näpfchen bilden in ihrer Gesamtheit einen vertieften Flächenanteil
der Rasterfläche der Rasterwalze und die zwischen den Näpfchen liegenden Stege bilden
in ihrer Gesamtheit einen erhabenen Flächenanteil der Rasterfläche. In der genannten
Druckschrift ist keine Aussage zur Größe des erhabenen Flächenanteils getroffen.
[0004] Ein vom genannten Stand der Technik - der Offenlegungsschrift und dem Internet-Artikel
- nicht behandeltes Problem ist der sehr eng begrenzte Stellbereich der Farbdichte
bei Anilox-Farbwerken. Manche Druckaufträge erfordern eine vergleichsweise hohe Farbdichte.
In solchen Fällen wird die Farbübertragung verstärkt, indem die Temperatur der Rasterwalze
erhöht wird, die an eine Temperiereinrichtung angeschlossen ist. Die Temperatur der
Rasterwalze kann aber nur bis zu einer oberen Grenze erhöht werden, weil bei einem
Überschreiten der oberen Grenze die Gefahr der Selbstentzündung von in dem Anilox-Farbwerk
verwendeten Waschmitteln bestehen würde. Deshalb bleibt als einzige Möglichkeit, die
in der Druckmaschine eingesetzte Rasterwalze durch eine andere zu ersetzen, welche
ein größeres Schöpfvolumen hat. Dieser Rasterwalzenwechsel ist aber mit Maschinenstillstandszeiten
verbunden.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben
einer Druckmaschine anzugeben, bei dem durch Rasterwalzenwechsel bedingte Maschinenstillstandszeiten
seltener erforderlich sind.
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben einer Druckmaschine, die eine Rasterwalze,
eine Zuführeinrichtung zum Zuführen eines Fluids zu der Rasterwalze, eine Abnahmeeinrichtung
zum Abnehmen des Fluids von der Rasterwalze und eine Reiterwalze umfasst, wobei die
Rasterwalze eine Rasterfläche hat, die aus einem erhabenen Flächenanteil und einem
vertieften Flächenanteil besteht, die Abnahmeeinrichtung eine Walze oder ein Zylinder
ist und die Reiterwalze in Drehrichtung der Rasterwalze nach der Zuführeinrichtung
und vor der Abnahmeeinrichtung angeordnet ist, ist dadurch gekennzeichnet, dass als
die Rasterwalze eine Rasterwalze verwendet wird, bei welcher der erhabene Flächenanteil
mindestens 10% der Rasterfläche beträgt.
[0007] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass sich der Dichtestellbereich eines
Anilox-Farbwerks durch das Zusammenwirken der Reiterwalze mit einem hinreichend großen
erhabenen Flächenanteil erweitern lässt. Wenn der erhabene Flächenanteil hinreichend
groß ist, bewirkt die Reiterwalze nicht nur eine Egalisierung der Farbübertragung,
sondern auch eine Erhöhung der Farbübertragung und somit eine Erweiterung des Dichtestellbereichs.
Untersuchungen haben ergeben, dass unter praktischen Bedingungen der erhabene Flächenanteil
mindestens 10% der Rasterfläche betragen sollte. Dies bedeutet zum Beispiel, dass
das Öffnungsbreite-Stegbreite-Verhältnis der Rasterfläche höchstens 9:1 betragen sollte.
Das Öffnungsbreite-Stegbreite-Verhältnis wird insbesondere im Falle einer Näpfchen-Rasterung
auch als sogenanntes Napf-Steg-Verhältnis bezeichnet.
[0008] Beispielsweise kann die Rasterwalze mit einer Lineatur von 90 Linien pro Zentimeter
graviert sein und die Gravur eine sogenannte Haschur sein, bei welcher statt der Näpfchen
eine oder mehrere in Schraubenlinienform um die Rasterwalze verlaufende Rillen vorhanden
sind. Bei der genannten Lineatur beträgt der Rasterabstand bzw. die sogenannte Zellbreite
0,11 mm. Aufgrund unvermeidlicher Fertigungstoleranzen liegt die Rillenbreite (Öffnungsbreite)
zwischen 80 µm und 90 µm und liegt die Stegbreite zwischen 20 µm und 30 µm. Das heißt,
wenn an einer bestimmten Stelle die Rillenbreite 80 µm beträgt, dann beträgt die zugehörige
Stegbreite 30 µm, und wenn an einer anderen Stelle die Rillenbreite 90 µm beträgt,
dann beträgt an der zugehörigen Stelle die Stegbreite 20 µm.
[0009] In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
genannt.
[0010] Bei einer Weiterbildung beträgt der erhabene Flächenanteil 15% bis 35% der Rasterfläche.
Bei einer weiteren Weiterbildung wird als die Rasterwalze eine Rasterwalze verwendet,
bei welcher die Rasterfläche eine Lineatur von höchstens 135 Linien pro Zentimeter
aufweist. Bei einer weiteren Weiterbildung wird als die Rasterwalze eine Rasterwalze
verwendet, deren Rasterfläche eine Haschurenfläche ist, bei welcher der erhabene Flächenanteil
durch einen Steg oder mehrere Stege gebildet wird und der vertiefte Flächenanteil
durch eine Rille oder mehrere Rillen gebildet wird und jeder Steg und jede Rille schraubenlinienförmig
verläuft.
Bei einer weiteren Weiterbildung wird die Reiterwalze beim Drucken in einem ersten
Druckbetriebsmodus in Abrollkontakt und beim Drucken in einem zweiten Druckbetriebsmodus
außer Abrollkontakt mit der Rasterwalze gehalten.
[0011] Bei einer weiteren Weiterbildung wird die Reiterwalze in dem ersten Druckbetriebsmodus
ausschließlich mit der Rasterwalze in Abrollkontakt gehalten.
Bei einer weiteren Weiterbildung wird die Reiterwalze in dem ersten Druckbetriebsmodus
durch eine Feder in Abrollkontakt mit der Rasterwalze gehalten.
Bei einer weiteren Weiterbildung wird in dem ersten Druckbetriebsmodus die Rotation
der Reiterwalze ausschließlich von der Rasterwalze angetrieben, wobei die Rasterwalze
die Reiterwalze über Umfangsflächenreibung antreibt.
Bei einer weiteren Weiterbildung wird als die Reiterwalze keine Changierwalze und
keine Reiterwalze verwendet, sondern eine axial stillstehende Walze.
[0012] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich auch aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels und der dazugehörigen Zeichnung, in welcher
zeigt:
- Figur 1
- eine Druckmaschine in einem ersten Druckbetriebsmodus mit Abrollkontakt zwischen Reiterwalze
und Rasterwalze,
- Figur 2
- die Druckmaschine aus Figur 1 in einem zweiten Druckbetriebsmodus ohne Abrollkontakt
zwischen Reiterwalze und Rasterwalze,
- Figur 3
- ein Schema der Wirkungsweise der Reiterwalze bei der Entnahme von Farbe aus Haschur-Rillen
der Rasterwalze,
- Figur 4
- ein Schema der Rasterwalze mit auf Haschur-Stegen abliegender Farbe nach der in Figur
3 dargestellten Phase,
- Figur 5
- ein Diagramm mit Dichtestellbereichen des Anilox-Farbwerks im ersten und zweiten Druckbetriebsmodus
und
- Figur 6
- einen Programmablaufplan zur Steuerung des Anilox-Farbwerks.
[0013] In den Figuren 1 und 2 ist eine Druckmaschine 1 mit einem Anilox-Farbwerk dargestellt,
das eine Rasterwalze 2 und eine daran anliegende Farbauftragwalze 3 umfasst. Die Farbauftragwalze
3 rollt auf einem Druckformzylinder 4 ab, der durch ein Feuchtwerk 5 eingefeuchtet
wird und an einem Gummituchzylinder anliegt, welcher in der Zeichnung nicht mit dargestellt
ist. Die Druckmaschine 1 ist eine Anilox-Offset-Bogendruckmaschine. An der Rasterwalze
2 liegt eine Zuführeinrichtung 6 zum Zuführen des Fluids - hier speziell der Farbe
- zur Rasterwalze 2 an. Die Zuführeinrichtung 6 umfasst einen schalenförmigen Behälter
7 mit einem Rakelmesser 8 und einer Schwenkrückwand 9. Durch das Schwenken der Schwenkrückwand
9 wird der Pegel der Farbe im Behälter 7 wahlweise bis über eine Schneide des Rakelmessers
8 angehoben, was für den Druckbetrieb erforderlich ist, und unter die Schneide abgesenkt,
um die Zuführeinrichtung 6 nach dem Druckbetrieb von der Rasterwalze 2 abstellen zu
können, ohne dass die Farbe aus dem Behälter 7 überläuft. Die Farbauftragwalze 3 bildet
eine Abnahmeeinrichtung, welche die Farbe von der Rasterwalze 2 abnimmt.
[0014] Die Erfindung ist nicht nur in einem Anilox-Offset-Druckwerk anwendbar, sondern auch
in einem Flexodruckwerk. Ein solches Flexodruckwerk kann zum Beispiel als Lackierwerk
Bestandteil einer Offsetdruckmaschine sein, die außer dem Flexodruckwerk eine Reihe
von Offset-Druckwerken aufweist. Bei dem Flexodruckwerk ist statt der Farbauftragwalze
3 ein Druckformzylinder angeordnet, mit dem die Rasterwalze 2 beim Drucken in Abrollkontakt
steht, und bildet dieser Druckformzylinder die Abnahmeeinrichtung. Die Farbauftragwalze
3 und der im Zusammenhang mit dem Offsetdruck genannte Gummituchzylinder entfallen
bei dem Flexodruckwerk.
[0015] Die Rasterwalze 2 und die Farbauftragwalze 3 werden so aufeinander abgestimmt rotiert,
wie es dem in
EP 1 291 176 B1 beschriebenen Verfahren eigen ist, welches hiermit in die vorliegende Beschreibung
einbezogen wird. Ebenfalls einbezogen werden die zur Durchführung dieses Verfahrens
erforderlichen Vorrichtungen, welche in
EP 1 291 176 B1 beschrieben sind. Durch Anwendung der technischen Maßnahmen aus
EP 1 291 176 B1 im Rahmen vorliegender Erfindung wird verhindert, dass sich eine besonders grobe
Lineatur der Rasterwalze 2 im Druckbild negativ auswirkt und dort in Form einer ungleichmäßigen
Färbung zeigt. Durch die versetzte Überlagerung der Farbanhäufungen auf der Farbauftragwalze
3 wird sozusagen die Feinheit der Rasterung verdoppelt und werden im Druckbild geschlossene
Flächen erzielt, wie dies sonst nur mit einer Rasterwalze 2 mit feinerer Lineatur
möglich wäre. Beispielsweise kann eine Rasterwalze 2, deren Lineatur kleiner als 135
Linien pro Zentimeter ist, problemlos verwendet werden, zum Beispiel eine Rasterwalze
2 mit einer 110 Linien pro Zentimeter betragenden Lineatur.
[0016] Im Druckbetrieb dreht sich die Rasterwalze 2 in die Drehrichtung 10. In dieser Drehrichtung
nach der Zuführeinrichtung 6 und vor der Farbauftragwalze 3 ist eine Reiterwalze 11
angeordnet. Nach der Farbauftragwalze 3 und vor der Zuführeinrichtung 6 ist eine Walzengruppe
12 angeordnet. Die Reiterwalze 11 hat eine Umfangsfläche aus einem weichen und farbfreundlichen
Gummiwerkstoff und ist an ihren beiden Enden jeweils in einem Walzenschloss 13 gelagert,
das an einem Lagerhebel 14 angeordnet ist, der durch einen Stellantrieb 15 schwenkbar
ist, zum Beispiel durch einen Pneumatikzylinder. Eine Steuereinrichtung 24 steuert
den Stellantrieb 15 entsprechend eines in der Steuereinrichtung 24 ablaufenden Programms
an.
[0017] Jedes Walzenschloss 13 umfasst eine Feder 16 zum Andrücken der Reiterwalze 11 an
die Rasterwalze 2. Dieses Federsystem ist hinsichtlich seiner Nachstellwirkung vorteilhaft,
durch welche Durchmesserveränderungen der Reiterwalze 11 kompensiert werden, die durch
deren Alterung oder durch einen Walzenwechsel bedingt sind. Der aus Gummi oder einem
gummiartigen Kunststoff bestehende Walzenbezug der Reiterwalze 11 kann im Laufe der
Zeit schrumpfen oder aufquellen, wodurch sich der Walzendurchmesser ändern kann. Die
Reiterwalze 11 kann verschleißbedingt durch eine Ersatzwalze ersetzt werden, deren
Durchmesser toleranzbedingt geringfügig von jenem der ursprünglichen Reiterwalze 11
abweicht. Der Walzenbezug der Ersatzwalze kann geringfügig weicher oder härter als
der Walzenbezug der ursprünglichen Reiterwalze 11 sein, auch solche Unterschiede in
der Kompressibilität der Walzen werden durch das Federsystem ausgeglichen. Die Reiterwalze
11 steht im Druckbetrieb ausschließlich mit der Rasterwalze 2 in Abrollkontakt, das
heißt, es liegt keine andere Walze oder kein anderer Zylinder an der Reiterwalze 11
an.
[0018] Figur 1 zeigt einen ersten Druckbetriebsmodus, in welchem auf jeder Maschinenseite
(Antriebsseite, Bedienungsseite) der Lagerhebel 14 mit dem Walzenschloss 13 und der
darin drehbar gelagerten Reiterwalze 11 zur Rasterwalze 2 hin geschwenkt ist und die
jeweilige Feder 16 die Reiterwalze 11 gegen die Rasterwalze 2 presst. Der Stellantrieb
15 ist dementsprechend ausgefahren.
[0019] In Figur 3 ist in stark vereinfachter Darstellung das Abrollen der Reiterwalze 11
auf der Rasterwalze 2 dargestellt, wobei zum besseren Verständnis die beteiligten
Bauteile nicht in ihrem wahren Größenverhältnis zueinander dargestellt sind. Die Rasterwalze
2 hat eine Rasterfläche 17, welche sich kreisringförmig über den gesamten Umfang der
Rasterwalze 2 erstreckt, was in dem dargestellten Ausschnitt nicht zu sehen ist. Die
Rasterfläche 17 muss sich nicht über die gesamte axiale Länge der Rasterwalze 2 erstrecken.
Die Rasterfläche 17 besteht aus einer Rille 18 und einem Steg 19, der die Rille 18
begrenzt und deren Seitenwände bilden. Die Rille 18 und der Steg 19 verlaufen miteinander
parallel in Schraubenlinienform bzw. helixförmig um die Rotationsachse der Rasterwalze
2, welche Rotationsachse senkrecht zur Bildebene der Figur 3 orientiert ist. Die Verlaufsrichtung
der Rille 18 und des Steges 19 ist schräg relativ zur Bildebene der Figur 3. Die von
der Rille 18 und dem Steg 19 zusammen gebildete Rasterstruktur ähnelt einem Gewinde,
wobei in Figur 3 drei Gänge dieses "Gewindes" dargestellt sind. Eine solche Rasterstruktur
wird auch als Haschur bezeichnet. Der Steg 19 bildet einen erhabenen Flächenanteil
20 der Rasterfläche 17 und die Rille 18 einen vertieften Flächenanteil 21 und beide
Flächenanteile 20, 21 zusammen ergeben die gesamte Rasterfläche 17.
[0020] Würden zwei Stege 19 und zwei Rillen 18 parallel miteinander verlaufen, was ebenfalls
möglich wäre, hätte die Rasterstruktur die Form eines mehrgängigen Gewindes und würde
der erhabene Flächenanteil 20 durch die beiden Stege 19 zusammen gebildet und der
vertiefte Flächenanteil 21 durch die beiden Rillen 18 zusammen gebildet.
[0021] Der erhabene Flächenanteil 20 beträgt mindestens 10% der gesamten Rasterfläche 17,
so dass der vertiefte Flächenanteil 21 höchstens 90% der Rasterfläche 17 beträgt.
Beispielsweise kann der erhabene Flächenanteil 20 - der sogenannte Traganteil - mehr
als 15% und weniger als 35% der gesamten Rasterfläche 17 betragen, wobei eine Stegbreite
S des Steges 15% bis 35% einer Zellbreite Z entspricht, welche die Summe der Stegbreite
S und einer Rillenbreite R der Rille 18 ist.
[0022] Figur 3 zeigt, dass die Reiterwalze 11 beim Überrollen der Rille 18 aus dieser Farbe
entnimmt und nach einigen Umdrehungen auf ihrer Umfangsfläche einen geschlossenen
Farbfilm 22 aufweist. Die Reiterwalze 11 entnimmt aber nicht nur Farbe aus der Rille
18, sondern legt die entnommene Farbe aufgrund der Rückspaltung danach wieder auf
der Dachfläche des Steges 19 ab, so dass die gesamte Rasterfläche 17 einschließlich
ihres erhabenen Flächenanteils 20 nach der Überrollung durch die Reiterwalze 11 eingefärbt
ist, wie dies in Figur 4 dargestellt ist. Die auf dem Steg 19 abgelegte Farbmenge
23 bewirkt, dass die Rasterfläche 17 der Rasterwalze 2 im Prinzip vollständig mit
Farbe bedeckt ist und dementsprechend mehr Farbe an die Farbauftragwalze 3 abgibt.
Pro Flächeneinheit der Rasterfläche 17 kann die Rasterwalze 2 somit mehr Farbe auf
die Farbauftragwalze 3 übertragen, als dies ohne Reiterwalze 11 möglich wäre.
[0023] In dem ersten Druckbetriebsmodus wird die Reiterwalze 11 ausschließlich von der Rasterwalze
2 rotativ angetrieben, das heißt, es ist kein extra für die Reiterwalze 11 vorgesehener
Hilfsantrieb vorhanden und es ist außer der Rasterwalze 2 keine andere Walze vorhanden,
die an der Reiterwalze 11 anliegt und diese über Umfangsflächenreibung antreibt. Der
Gummibezug der Reiterwalze 11 drückt sich aufgrund der Walzenpressung im Walzenspalt
der beiden Walzen 2, 11 in die Rasterstruktur der Rasterwalze 2 etwas hinein, wodurch
die Reibung erhöht wird und die Reiterwalze 11 mit der Rasterwalze 2 quasi schlupffrei
mitläuft. Die Reiterwalze 11 führt keine axiale Hin- und Herbewegung aus, weil ein
solches Changieren den erwünschten Farbaufbau auf der Dachfläche des Steges 19 beeinträchtigen
würde.
[0024] In Figur 5 ist ein Diagramm dargestellt, dessen Ordinate die Farbdichte der Farbe
Schwarz im Druckbild verkörpert. Der linke Balken in dem Diagramm gibt den Dichtestellbereich
wieder, der im ersten Druckbetriebsmodus unter Einsatz der Reiterwalze 11 erzielt
wird und von 1,82 bis 2,41 reicht. Innerhalb dieses Bereiches kann die Farbdichte
allein durch eine Verstärkung oder Abschwächung der Temperierung der Rasterwalze 2
verstellt werden. Eine zur Temperierung der Rasterwalze 2 vorhandene Temperiereinrichtung
mit einem Temperiermittelkreislauf, in welchen die Rasterwalze 2 eingebunden ist,
ist aus Gründen der zeichnerischen Vereinfachung in den Figuren 1 und 2 nicht mit
dargestellt.
[0025] In Figur 2 ist ein zweiter Druckbetriebsmodus dargestellt, in welchem die Reiterwalze
11 von der Rasterwalze 2 abgestellt und passiv ist. Der am Lagerhebel 14 angelenkte
Stellantrieb 15 ist soweit eingefahren, dass die Feder 16 die Reiterwalze 11 nicht
mehr an die Rasterwalze 2 anzupressen vermag und die beiden Walzen 2, 11 außer Kontakt
miteinander sind. Der zweite Druckbetriebsmodus ist für einen Druckauftrag vorgesehen,
der eine niedrigere Farbdichte als jener Druckauftrag erfordert, für den der erste
Druckbetriebsmodus vorgesehen ist.
[0026] Der rechte Balken in dem Diagramm gemäß Figur 5 gibt den Dichtestellbereich im zweiten
Druckbetriebsmodus wieder, wobei dieser Dichtestellbereich von 1,48 bis 2,06 reicht.
Der Dichtestellbereich im zweiten Druckbetriebsmodus (rechter Balken) reicht bis zu
niedrigeren Farbdichtewerten als der Dichtestellbereich im ersten Druckbetriebsmodus
(linker Balken). Innerhalb des Dichtestellbereichs für den zweiten Druckbetriebsmodus
lässt sich die Farbübertragung von der Rasterwalze 2 auf die Farbauftragwalze 3 allein
durch eine Änderung der Rasterwalzentemperierung justieren. Durch eine Erhöhung der
Rasterwalzentemperatur wird die Farbviskosität herabgesetzt und dementsprechend mehr
Farbe von der Rasterwalze 2 auf die Abnahmeeinrichtung (Farbauftragwalze 3) übertragen.
Durch eine Absenkung der Rasterwalzentemperatur wird die Viskosität des Fluids (Farbe)
heraufgesetzt und dementsprechend weniger Fluid auf die Abnahmeeinrichtung übertragen.
[0027] Durch das Abschalten der Reiterwalze 11 im zweiten Druckbetriebsmodus können in diesem
Druckaufträge gedruckt werden, die eine so geringe Farbdichte erfordern, dass der
erste Druckbetriebsmodus nicht mehr geeignet ist, und zwar aus folgendem Grund: Im
ersten Druckbetriebsmodus müsste die Temperatur der Rasterwalze 2 so weit abgesenkt
werden, um die geringe Farbdichte zu erreichen, dass an der Rasterwalze 2 Kondensatbildungsprobleme
auftreten würden, durch welche die Druckqualität beeinträchtigt werden würde. Deshalb
ist es vorteilhaft, dass durch das Abschalten der Reiterwalze 11 die Rasterwalzentemperatur
über der kritischen unteren Grenze gehalten werden kann. Die Menge des übertragenen
Fluids bestimmt die im Druckbild auf dem Bedruckstoff messbare Farbdichte.
[0028] Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, dass der durch den rechten Balken
repräsentierte Dichtestellbereich durch das Zuschalten der Reiterwalze 11 um den durch
den linken Wertebalken repräsentierten Dichtestellbereich erweitert wird, wodurch
Wechsel der Rasterwalze 2 zwecks Veränderung des wirksamen Schöpfvolumens der Rasterwalze
2 seltener erforderlich sind und die mit den Rasterwalzenwechseln verbundenen Maschinenstillstandszeiten
minimiert werden.
[0029] In Figur 6 ist der Ablaufplan des Betriebsverfahrens der Druckmaschine 1 dargestellt,
wobei diesem Ablaufplan entsprechend die Schritte des in der Steuereinrichtung 24
ablaufenden Programms beschaffen sind.
[0030] In einem ersten Verfahrensschritt 101 wird die Farbdichte oder Färbung gemessen.
[0031] In einem zweiten Verfahrensschritt 102 wird entschieden, ob die Färbung zu gering
ist oder nicht. Falls die Färbung zu gering ist, wird in einem dritten Schritt 103
entschieden, ob die obere Stellgrenze der Rasterwalzentemperatur bereits erreicht
ist oder nicht. Ist die obere Stellgrenze bereits erreicht, wird in einem vierten
Schritt 104 entschieden, ob die Reiterwalze 11 bereits an der Rasterwalze 2 anliegt
oder nicht. Falls die Reiterwalze 11 bereits an die Rasterwalze 2 angestellt ist,
das heißt im ersten Druckbetriebsmodus betrieben wird, wird in einem fünften Schritt
die Rasterwalze ausgetauscht (gegen eine Ersatzrasterwalze mit einem höheren Schöpfvolumen)
und/oder die verwendete Druckfarbe ausgetauscht, zum Beispiel gegen eine Druckfarbe
mit einer höheren Pigmentierung. Wird in dem vierten Schritt 104 festgestellt, dass
die Reiterwalze 11 noch nicht an der Rasterwalze 2 anliegt, dann wird in einem sechsten
Schritt 106 die Reiterwalze 11 an die Rasterwalze 2 angestellt und die Rasterwalzentemperatur
reduziert. Danach wird in einem siebten Schritt 107 mit dem Fortdruck begonnen.
[0032] Wird in dem zweiten Schritt 102 festgestellt, dass die Färbung nicht zu gering ist,
dann wird in einem achten Schritt 108 entschieden, ob die Färbung zu hoch ist oder
nicht. Ist die Färbung nicht zu hoch, dann wird mit dem Fortdruck im siebten Schritt
107 begonnen. Ergibt die Messung im achten Schritt 108 jedoch, dass die Färbung zu
hoch ist, dann wird in einem neunten Schritt geprüft bzw. entschieden, ob die aktuelle
Rasterwalzentemperatur bereits der unteren Stellgrenze für die Rasterwalzentemperatur
entspricht oder noch nicht. Ist die untere Stellgrenze bereits erreicht, dann wird
in einem zehnten Schritt 110 geprüft, ob die Reiterwalze 11 bereits an der Rasterwalze
2 anliegt oder nicht. Wird bei dieser Prüfung festgestellt, dass die Reiterwalze 11
an der Rasterwalze 2 anliegt, dann wird in einem elften Schritt 111 die Reiterwalze
11 von der Rasterwalze 2 abgestellt, das heißt, vom ersten Druckbetriebsmodus (Figur
1) auf den zweiten Druckbetriebsmodus (Figur 2) gewechselt und wird die Rasterwalzentemperatur
an der Temperiereinrichtung erhöht. Danach wird mit dem Fortdruck 107 begonnen.
[0033] Ergibt die im neunten Schritt 109 erfolgende Prüfung, dass die untere Stellgrenze
der Rasterwalzentemperatur noch nicht erreicht ist, dann wird in einem zwölften Schritt
112 die Rasterwalzentemperatur angepasst, indem die Rasterwalzentemperatur abgesenkt
wird. Danach wird mit dem Fortdruck 107 begonnen.
[0034] Ergibt die in dem dritten Schritt 103 erfolgende Prüfung, dass die obere Stellgrenze
der Rasterwalzentemperatur noch nicht erreicht ist, dann wird in dem zwölften Schritt
112 die Temperatur der Rasterwalze angepasst, indem die Rasterwalzentemperatur erhöht
wird. Auch danach wird mit dem Fortdruck 107 begonnen. Falls in dem zehnten Schritt
110 festgestellt wird, dass die Reiterwalze 11 nicht an der Rasterwalze 2 anliegt,
das heißt, dass das Anilox-Farbwerk im zweiten Druckbetriebsmodus betrieben wird,
dann wird in einem dreizehnten Schritt 113 die Rasterwalze ausgewechselt (gegen eine
Ersatzrasterwalze mit einem geringeren Schöpfvolumen) und/oder die Farbe angepasst,
zum Beispiel durch eine andere Farbe mit einer anderen Pigmentierung ersetzt. Danach
wird der Fortdruck 107 begonnen.
Bezugszeichenliste
[0035]
- 1
- Druckmaschine
- 2
- Rasterwalze
- 3
- Farbauftragwalze
- 4
- Druckformzylinder
- 5
- Feuchtwerk
- 6
- Zuführeinrichtung
- 7
- Behälter
- 8
- Rakelmesser
- 9
- Schwenkrückwand
- 10
- Drehrichtung
- 11
- Reiterwalze
- 12
- Walzengruppe
- 13
- Walzenschloss
- 14
- Lagerhebel
- 15
- Stellantrieb
- 16
- Feder
- 17
- Rasterfläche
- 18
- Rille
- 19
- Steg
- 20
- Erhabener Flächenanteil
- 21
- Vertiefter Flächenanteil
- 22
- Farbfilm
- 23
- Farbmenge
- 24
- Steuereinrichtung
- 25 bis 100
- -
- 101 bis 113
- Verfahrensschritt
- R
- Rillenbreite
- S
- Stegbreite
- Z
- Zellbreite
1. Verfahren zum Betreiben einer Druckmaschine (1), die eine Rasterwalze (2), eine Zuführeinrichtung
(6) zum Zuführen eines Fluids zu der Rasterwalze (2), eine Abnahmeeinrichtung zum
Abnehmen des Fluids von der Rasterwalze (2) und eine Reiterwalze (11) umfasst, wobei
die Rasterwalze (2) eine Rasterfläche (17) hat, die aus einem erhabenen Flächenanteil
(20) und einem vertieften Flächenanteil (21) besteht, die Abnahmeeinrichtung eine
Walze (3) oder ein Zylinder ist und die Reiterwalze (11) in Drehrichtung (10) der
Rasterwalze (2) nach der Zuführeinrichtung (6) und vor der Abnahmeeinrichtung angeordnet
ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die Rasterwalze (2) eine Rasterwalze (2) verwendet wird, bei welcher der erhabene
Flächenanteil (20) mindestens 10% der Rasterfläche (17) beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erhabene Flächenanteil (20) 15% - 35% der Rasterfläche (17) beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die Rasterwalze (2) eine Rasterwalze (2) verwendet wird, bei welcher die Rasterfläche
(17) eine Lineatur von höchstens 135 Linien pro Zentimeter aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die Rasterwalze (2) eine Rasterwalze (2) verwendet wird, deren Rasterfläche (17)
eine Haschurenfläche ist, bei welcher der erhabene Flächenanteil (20) durch einen
oder mehrere Stege (19) und der vertiefte Flächenanteil (21) durch eine oder mehrere
Rillen (18) gebildet wird und jeder Steg (19) und jede Rille (18) schraubenlinienförmig
verläuft.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Reiterwalze (11) beim Drucken in einem ersten Druckbetriebsmodus in Abrollkontakt
mit der Rasterwalze (2) und beim Drucken in einem zweiten Druckbetriebsmodus außer
Abrollkontakt mit der Rasterwalze (2) gehalten wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Reiterwalze (11) in dem ersten Druckbetriebsmodus ausschließlich mit der Rasterwalze
(2) in Abrollkontakt gehalten wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Reiterwalze (11) in dem ersten Druckbetriebsmodus durch eine Feder (16) in Abrollkontakt
mit der Rasterwalze (2) gehalten wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass in dem ersten Druckbetriebsmodus die Rotation der Reiterwalze (11) ausschließlich
von der Rasterwalze (2) angetrieben wird, wobei die Rasterwalze (2) die Reiterwalze
(11) über Umfangsflächenreibung antreibt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die Reiterwalze (11) keine Changierwalze oder Reiberwalze, sondern eine axial
stillstehende Walze (11) verwendet wird.