(19)
(11) EP 3 176 316 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.06.2017  Patentblatt  2017/23

(21) Anmeldenummer: 16201959.0

(22) Anmeldetag:  02.12.2016
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D06M 11/38(2006.01)
D06M 16/00(2006.01)
D06M 11/40(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(30) Priorität: 02.12.2015 DE 102015224029

(71) Anmelder: Feinjersey Group GmbH
6840 Götzis (AT)

(72) Erfinder:
  • Wehinger, Ewald
    6840 Götzis (AT)

(74) Vertreter: Greif, Thomas 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)

   


(54) VERFAHREN ZUR BEHANDLUNG EINES TEXTILEN FLÄCHENGEBILDES, INSBESONDERE FÜR DIE HERSTELLUNG VON BEKLEIDUNGSSTÜCKEN


(57) Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, insbesondere für die Herstellung von Bekleidungsstücken, wobei ein Ausgangsmaterial des textilen Flächengebildes bereitgestellt und dimensionsstabilisiert wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsmaterial einem Veredelungsschritt unterzogen und danach gewaschen und neutralisiert wird.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, insbesondere für die Herstellung von Bekleidungsstücken, wobei ein Ausgangsmaterial des textilen Flächengebildes bereitgestellt und dimensionsstabilisiert wird, gemäß den Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruches 1.

[0002] Ausgangsmaterial für die Herstellung des textilen Flächengebildes ist ein gewebtes oder gestricktes flächiges Ausgangsmaterial (Gewebe, Gestricke), welches zum Beispiel auf einer Rolle für die weitere Verarbeitung bereitgestellt wird. Bevor die weitere Verarbeitung beginnt, ist es erforderlich, dass das Ausgangsmaterial dimensionsstabilisiert wird. Dies bedeutet, dass das Ausgangsmaterial insbesondere abgequetscht wird, um es auf eine gewünschte Dimensionierung (insbesondere Dicke) und Feuchtigkeit zu bringen. Außerdem kann bei der Dimensionsstabilisierung das Ausgangsmaterial auf eine vorgebbare Temperatur gebracht werden.

[0003] Bei bekannten Verfahren zur Herstellung von textilen Flächengebilden, insbesondere für die Herstellung von Bekleidungsstücken, ist es bekannt, dass diese in weiteren Verfahrensschritten zum Beispiel kompaktiert, gefärbt, weichgemacht oder auch einer Enzymbehandlung unterzogen werden. Diese bekannten Verfahrensschritte dienen dazu, das Ausgangsmaterial für die weiter Verarbeitung haltbar zu machen, ihm einen gewünschten haptischen und optischen Effekt zu geben und für die weitere Verarbeitung, insbesondere Nähvorgänge, zugänglich zu machen.

[0004] Die bisher bekannten Verfahren haben jedoch den Nachteil, dass insbesondere Bekleidungsstücke, die nach derart vorbehandelten Ausgangsmaterialien hergestellt worden sind, nach mehrmaligem Tragen und entsprechend mehrmaligem Waschen und somit nach einer mechanischen und chemischen Beanspruchung verbleichen, Flusen bilden (auch als "Pilling" bezeichnet, weil die mechanische und thermische Belastung der Bekleidungsstücke in der Waschmaschine und im Wäschetrockner die Lösung von Fasern aus den Fäden begünstigt) und sich hinsichtlich der Optik und Haptik für den Träger deutlich verschlechtern. So kommt es beispielsweise bei seidig glänzenden Ausgangsmaterialien, aus denen Bekleidungsstücke hergestellt werden, nach mehrmaligem Waschen zu Abstumpfungseffekten, die unerwünscht sind.

[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, insbesondere für die Herstellung von Bekleidungsstücken, zu verbessern, um die eingangs geschilderten Nachteile zu vermeiden.

[0006] Diese Aufgabe ist durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.

[0007] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das bereitgestellte flächige Ausgangsmaterial einem Veredelungsschritt unterzogen und danach gewaschen und neutralisiert wird.

[0008] Der Veredelungsschritt hat den Vorteil, dass das Ausgangsmaterial durch mechanische und/oder chemische Einwirkung auf das Ausgangsmaterial hinsichtlich seiner haptischen und optischen Eigenschaften derart bearbeitet wird, was dazu führt, dass das derart behandelte Ausgangsmaterial, insbesondere nachdem es zu einem Bekleidungsstück verarbeitet worden ist, nach mehrmaligem Tragen und Waschen nicht seine ursprünglichen haptischen und optischen Eigenschaften verliert, sondern in besonders vorteilhafter Weise weitestgehend, wenn nicht sogar vollständig beibehält. Nach diesem Veredelungsschritt ist es erforderlich, dass die hierzu verwendeten Chemikalien ausgewaschen und das Ausgangsmaterial neutralisiert wird. Danach steht das veredelte Ausgangsmaterial entweder für die Herstellung von Bekleidungsstücken direkt zur Verfügung oder kann weiteren Verarbeitungsschritten unterzogen werden.

[0009] In Weiterbildung der Erfindung wird das Ausgangsmaterial in dem Veredelungsschritt zunächst mit einem Mittel zur Merzerisation gewaschen und anschließend gequetscht.

[0010] Die weitere Verarbeitung im Rahmen der Veredelung ist darin zu sehen, dass das Ausgangsmaterial mit einem Netzmittel, zum Beispiel Mercerol der Firma Sandoz, gewaschen wird. Dadurch vergleichmäßigen sich die optischen und haptischen Eigenschaften des derart behandelten Ausgangsmaterials, sodass insgesamt eine gleichmäßigere Oberschicht vor allen Dingen dann, wenn in dem Ausgangsmaterial Materialschwankungen gegeben sind, erzielt wird. Außerdem wird dadurch dem derart behandelten Ausgangsmaterial in vorteilhafter Weise der gewünschte Glanz verliehen und die Fähigkeit des Ausgangsmaterials, weitere Mittel, wie vor allen Dingen Färbemittel (da das Ausgangsmaterial in aller Regel eingefärbt wird), aufzunehmen, wesentlich erhöht. Durch den anschließenden Quetschvorgang wird eine definierte Dicke des Ausgangsmateriales und/oder eine definierte Restfeuchtigkeit eingestellt. Danach ist es denkbar, dass das derart behandelte Ausgangsmaterial entweder aufgewickelt wird, bevor es der weiteren Behandlung unterzogen wird oder direkt der weiteren Verarbeitung unterzogen wird.

[0011] In besonders vorteilhafter Weise wird in einem weiteren erfindungsgemäßen Schritt das derart behandelte Ausgangsmaterial dadurch weiter verarbeitet, dass dem Netzmittel Natronlauge beigegeben wird. Von besonderem Vorteil ist es, wenn das Netzmittel und die Natronlauge vermischt in einem Waschvorgang verwendet wird und diese Mischung danach ausgewaschen wird. Es ist auch alternativ denkbar, zunächst einen Waschvorgang mit dem Netzmittel durchzuführen, dieses auszuwaschen, danach einen Waschvorgang mit der Natronlauge durchzuführen und dann dieses auszuwaschen, bevor der Quetschvorgang durchgeführt wird. Durch die Verwendung von Natronlauge, insbesondere unter Einwirkung von Zugspannung, verändert sich die Struktur der Fasern des Ausgangsmaterials. Die Strukturänderung ist insbesondere darin zu sehen, dass sich der Querschnitt der Fasern ändern und auch die Länge der Fasern verringern kann. Dadurch erhält das derart behandelte Ausgangsmaterial in diesem Veredelungsschritt vor allen Dingen den gewünschten Glanz, insbesondere einen seidenartigen Glanz, wobei gleichzeitig auch die Färbbarkeit verbessert, die Festigkeit erhöht und die Dimensionsstabilität verbessert wird. Ein Einfluss auf diese vorstehend genannten Eigenschaften kann durch unterschiedliche Temperaturen (wie heiß oder kalt), durch Trocken-in-Nass- oder Nass-in-Nass-Verfahren genommen werden, wobei auch weiterhin durch Walzen- oderVakuumimprägnierung Einfluss auf diese Parameter genommen werden kann. Außerdem werden die genannten Eigenschaften durch Parameter wie Verweilzeiten, mechanische Spannung des Ausgangsmaterials sowie die Konzentration des Netzmittels bzw. der Natronlauge bestimmt. In besonders vorteilhafter Weise werden besonders gute optische und haptische Eigenschaften insbesondere hinsichtlich der Dauerhaltbarkeit erzielt, wenn dem Waschvorgang ein Netzmittel, insbesondere Mercerol, in einer Konzentration von 1 bis 10 Milliliter je Liter Waschwasser, vorzugsweise 3 bis 7 Milliliter, und eine Natronlauge mit einem Satz von 25% bis 40%, vorzugsweise eine 30 bis 35-prozentige Natronlauge, in einem Verhältnis von 500 bis 1000 Millilitern je Liter Waschwasser, vorzugsweise 700 bis 800 Millilitern, zugegeben wird.

[0012] Nach Durchführung des Veredelungsschrittes ist vorgesehen, dass das derart behandelte Ausgangsmaterial einer Enzymbehandlung unterzogen wird. Mittels einer solchen Enzymbehandlung wird in an sich bekannter Weise die Benetzbarkeit, insbesondere mit Farbstoffen, ermöglicht. Wenn das Ausgangsmaterial gefärbt werden soll, ist eine solche Enzymbehandlung erforderlich, da Fasern und Gewebe aus Baumwolle, aber auch synthetische Fasern, wie zum Beispiel Polyester, im Rohzustand nur eine geringe Benetzbarkeit aufweisen, weil sie im Ursprungszustand sehr hohe Wasserkontaktwinkel im Bereich von 90 bis 95 Grad aufweisen und nur eine geringe Wasserretention haben. Daher kann, muss aber nicht, die Enzymbehandlung des veredelten Materiales durchgeführt werden, insbesondere dann, wenn es einer anschließenden Färbebehandlung unterzogen wird. So ist auch in Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass das veredelte und der Enzymbehandlung unterzogene Ausgangsmaterial einer Färbebehandlung unterzogen wird. Hierzu werden gängige Färbematerialien und Färbeverfahren angewandt.

[0013] In einem weiteren Schritt ist vorgesehen, dass das zumindest veredelte, aber auch das veredelte und der Enzymbehandlung unterzogene und auch das veredelte, der Enzymbehandlung und einer Färbebehandlung unterzogene Material zumindest kompaktiert wird. Hierdurch wird das vorbehandelte Ausgangsmaterial auf die gewünschte Endmaßdicke gebracht, bevor es einer Kontrolle, insbesondere einer Qualitätskontrolle, unterzogen wird, um der weiteren Verarbeitung zugeführt zu werden. Allgemein wird das wie vorstehend beschrieben behandelte textile Flächengebilde auf seine erforderlichen Endmaße gebracht, wie nicht nur die Dicke, sondern auch die Länge bzw. Breite. Die weitere Verarbeitung kann zumindest darin gesehen werden, dass das veredelte Material aufgewickelt wird und einem weiteren Verarbeitungsschritt zugeführt wird. Dies kann ein Schneid- und Nähprozess sein, um aus dem veredelten Material Bekleidungsstücke vorzugsweise zu nähen. Andere Anwendungen, zum Beispiel im Bereich von Fahrzeugen, sind denkbar. Im Fahrzeugbereich können zum Beispiel Dachhimmel, Seitenverkleidungen, Armaturenbretter und dergleichen im Innenraum des Fahrzeuges mit dem veredelten Material verkleidet werden, wo die mittels des Veredelungsschrittes erzielte Dauerhaltbarkeit (kein Abstumpfen nach oftmaliger Fahrzeuginnenreinigung)und Oberflächenbeschaffenheit (Glanz, kein Ausbleichen) ebenfalls von besonderem Vorteil sind.

[0014] Schließlich ist es noch denkbar, das Ausgangsmaterial, nachdem es dem Veredelungsschritt unterzogen worden ist, einem Weichmachvorgang zu unterziehen, bevor es der Qualitätskontrolle unterzogen und der weiteren Verarbeitung bereitgestellt wird. Mit diesem Weichmachvorgang lässt sich die haptische Eigenschaft des Ausgangsmaterials gezielt beeinflussen, um dem fertigen Ausgangsmaterial den gewünschten haptischen Effekt zu geben.


Ansprüche

1. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes, insbesondere für die Herstellung von Bekleidungsstücken, wobei ein Ausgangsmaterial des textilen Flächengebildes bereitgestellt und dimensionsstabilisiert wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsmaterial einem Veredelungsschritt unterzogen und danach gewaschen und neutralisiert wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsmaterial in dem Veredelungsschritt zunächst mit einem Netzmittel gewaschen und anschließend gequetscht wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Netzmittel Natronlauge beigegeben wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das derart behandelte Ausgangsmaterial einer Enzymbehandlung unterzogen wird.
 
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das derart behandelte Ausgangsmaterial einer Färbebehandlung unterzogen wird.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsmaterial kompaktiert wird.
 
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsmaterial einem Weichmachvorgang unterzogen wird.
 





Recherchenbericht









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