[0001] Die Erfindung betrifft eine Aluminiumlegierung zur Herstellung von Halbzeugen oder
Bauteilen von Kraftfahrzeugen, ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer
erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung, ein entsprechendes Aluminiumlegierungsband oder
-blech sowie ein Strukturteil eines Kraftfahrzeugs bestehend aus einem Aluminiumlegierungsblech.
[0002] Halbzeuge und Bauteile für Kraftfahrzeuge müssen abhängig von Ihrem Einsatzort und
Einsatzzweck im Kraftfahrzeug unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Während der
Herstellung der Halbzeuge und Bauteile für Kraftfahrzeuge sind die Umformeigenschaften
der Aluminiumlegierung bzw. der daraus hergestellten Bänder und Bleche entscheidend.
Beim späteren Einsatz im Kraftfahrzeug spielen die Festigkeitswerte aber auch insbesondere
die Korrosionseigenschaften eine erhebliche Rolle.
[0003] Beispielsweise werden bei Strukturteilen eines Kraftfahrzeugs, wie beispielsweise
Türinnenteilen, die mechanischen Eigenschaften vorwiegend durch die Steifigkeit bestimmt,
welche vor allem von der Formgebung der Türinnenteile abhängt. Demgegenüber hat beispielsweise
die Zugfestigkeit einen eher untergeordneten Einfluss. Allerdings dürfen die verwendeten
Werkstoffe für ein Türinnenteil auch nicht zu weich sein. Eine gute Umformbarkeit
ist dagegen für die Einführung von Aluminiumlegierungswerkstoffen in den Kraftfahrzeugbereich
besonders wichtig, da die Bauteile und Halbzeuge bei deren Herstellung besonders komplexe
Umformprozesse durchlaufen. Dies betrifft insbesondere Bauteile, die in einer einteiligen
Blechschalenbauweise hergestellt werden, wie z. B. Blechinnentürteile mit integriertem
Fensterrahmenbereich. Solche Bauteile haben durch die Einsparung von Fügeoperationen
erhebliche Kostenvorteile gegenüber einer beispielweise gefügten Aluminiumprofillösung
für den Fensterrahmen. Ziel ist es beispielsweise Halbzeuge oder Bauteile einteilig
aus einer Aluminiumlegierung herstellen zu können und dabei möglichst wenige Umformoperationen
anzuwenden. Dies erfordert eine Maximierung des Umformverhaltens der einzusetzenden
Aluminiumlegierung. Die für ähnliche Anwendungen gelegentlich eingesetzte Aluminiumlegierung
vom Typ AA5005 (AlMg1) erfüllt diese Voraussetzungen nicht, da diese aufgrund von
Verfestigungen beim Umformen kein ausreichendes Umformvermögen besitzt.
[0004] Eine weitere wichtige Rolle spielt die Korrosionsbeständigkeit, da Bauteile von Kraftfahrzeugen
häufig Schwitzwasser, Spritzwasser und Kondenswasser ausgesetzt sind. Die zu verwendende
Aluminiumlegierung sollte daher möglichst korrosionsbeständig, insbesondere im lackierten
Zustand gegenüber interkristalliner Korrosion und gegen Filiform-Korrosion sein. Unter
Filiform-Korrosion wird ein Korrosionstyp verstanden, der bei beschichteten Bauteilen
auftritt und ein fadenförmigen Verlauf aufzeigt. Die Filiform-Korrosion tritt bei
hoher Luftfeuchtigkeit in Gegenwart von Chlorid-Ionen auf. Die Aluminiumlegierung
vom Typ AA8006 (AlFe1,5Mn 0,5) weist zwar eine ausreichende Festigkeit und eine sehr
hohe Umformbarkeit auf, sie ist aber anfällig für Filiform-Korrosion. Die Legierung
AA8006 ist damit für beschichtete, insbesondere lackierte Bauteile wie Türinnenteile
weniger geeignet.
[0006] Rest Aluminium, unvermeidliche Begleitelemente einzeln < 0,05 %, in Summe < 0,15
%, wobei die Summe der Mg und Cu-Gehalte folgende Relation erfüllt:

[0007] Es hat sich gezeigt, dass auch diese Aluminiumlegierung insbesondere in Bezug auf
deren Umformverhalten noch verbesserungswürdig ist. Darüber hinaus kann der hohe Mn-Gehalt
zu Problemen beim Recycling dieser Aluminiumlegierung führen, wenn sie im Schrottkreislauf
mit den in Automobilanwendungen üblicherweise eingesetzten Al-Mg-Si-Legierungen vom
Legierungstyp AA6XXX vermischt werden.
[0008] Von diesem Stand der Technik ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung daher die
Aufgabe zugrunde, eine Aluminiumlegierung zur Herstellung von Halbzeugen oder Bauteilen
für Kraftfahrzeuge zur Verfügung zu stellen, die hoch-umformbar, mittelfest und sehr
korrosionsbeständig ist. Darüber hinaus soll ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes
aus einer entsprechenden Aluminiumlegierung, ein Aluminiumband oder -blech, dessen
Verwendung und ein Strukturteil eines Kraftfahrzeugs vorgeschlagen werden.
[0010] Rest Al und Verunreinigungen, einzeln maximal 0,05 Gew.-%, in Summe maximal 0,15
Gew.-%.
[0011] Anders als die bisherigen Ansätze geht die vorliegende Aluminiumlegierung von der
Erkenntnis aus, dass Al-Mg-Si-Legierungen vom Legierungstyp AA6XXX in weichgeglühtem
Zustand eine sehr gute Umformbarkeit aufweisen. Allerdings waren sie für die bisherigen
Anwendungen zu weich. Die Untergrenzen der zwangsweise vorgesehenen Legierungselemente
von 0,6 Gew.-% für Si, 0,6 Gew.-% für Fe, 0,6 Gew.-% für Mn und 0,5 Gew.-% für Mg
gewährleisten, dass die Aluminiumlegierung in weichgeglühtem Zustand ausreichende
Festigkeiten bereitstellen kann. Die Obergrenzen von 0,9 Gew.-% für Si, 1,0 Gew.-%
für Fe, 0,9 Gew.-% für Mn und 0,8 Gew.-% für Mg verhindern, dass die Bruchdehnung
sinkt und damit das Umformverhalten verschlechtert wird. Aus dem gleichen Grund werden
auch die Legierungselemente Cu auf maximal 0,1 Gew.-% und Cr auf maximal 0,05 Gew.-%
begrenzt. Durch die Kombination der vorgesehenen Legierungsbestandteile an Si, Fe,
Mg und Mn wird damit sichergestellt, dass einerseits das sehr gute Umformverhalten
der Al-Mg-Si-Legierungen mit einer erhöhten Festigkeit kombiniert wird, ohne zu starke
Einbußen in der Duktilität zu besitzen. Die Untersuchungen zeigten, dass die angegebene
Aluminiumlegierung in weichgeglühtem Zustand die Anforderungen an die Umformbarkeit
und insbesondere an die Korrosionsbeständigkeit erfüllen und damit für die Herstellung
von Halbzeugen oder Bauteilen in Kraftfahrzeugen geeignet ist. Mit den genannten Bereichen
der zwangsweise vorgesehenen Legierungselemente Si, Fe, Mn und Mg fällt die erfindungsgemäße
Aluminiumlegierung in die Klasse der Al-Mg-Si-Legierungen vom Legierungstyp AA6XXX.
Das ermöglicht eine verbesserte Rezyklierbarkeit dieser Aluminiumlegierung, wenn sie
im Schrottkreislauf mit den in Automobilanwendungen üblicherweise eingesetzten Al-Mg-Si-Legierungen
vom Legierungstyp AA6XXX vermischt werden.
[0013] Durch die Anhebung der unteren Grenzen für Si, Fe, Mn und Mg wird erreicht, dass
die Festigkeit der Aluminiumlegierung noch weiter zunimmt, ohne das Umformverhalten
bzw. die Bruchdehnung der aus Aluminiumlegierung hergestellten, weichen Bleche oder
Bänder zu verschlechtern.
[0015] Es hat sich herausgestellt, dass durch diesen engen Korridor an Zwangsgehalten in
Bezug auf die Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg ein sehr guter Kompromiss zwischen
erzielter Festigkeit und Bruchdehnungseigenschaften, d. h. Umformeigenschaften der
Aluminiumlegierung erzielt wird.
[0016] Zwar hat die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung gute Korrosionseigenschaften, allerdings
kann gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Aluminiumlegierung die Beständigkeit gegen
interkristalline Korrosion dadurch weiter verbessert werden, dass der Si-Gehalt der
Legierung den Mg-Gehalt um maximal 0,2 Gew.-%, vorzugsweise maximal 0,1 Gew.-% übersteigt.
[0017] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung kann
die Bruchdehnung der Aluminiumlegierung dadurch weiter verbessert werden, dass der
Cr-Gehalt weiter reduziert wird, auf einen Wert von maximal 0,01 Gew.-%, vorzugsweise
auf maximal 0,001 Gew.-%. Es hat sich gezeigt, dass Chrom sich bereits in sehr geringen
Konzentrationen negativ auf die Bruchdehnungseigenschaften auswirkt.
[0018] Einen ähnlichen Effekt hat auch die Reduzierung der Cu-Gehalte auf maximal 0,05 Gew.-%,
vorzugsweise maximal 0,01 Gew.-%, wobei gleichzeitig die Neigung zur Filiform-Korrosion
bzw. interkristallinen Korrosion durch die Reduzierung der Cu-Gehalte allgemein zurückgeht.
[0019] Gemäß einer zweiten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die oben aufgezeigte Aufgabe
durch ein Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
mit folgenden Verfahrensschritten gelöst:
- Gießen eines Walzbarrens,
- Homogenisieren bei einer Temperatur zwischen 500°C und 600°C für mindestens 0,5 h
- Warmwalzen des Walzbarrens bei Temperaturen von 280°C bis 500° C, vorzugsweise bei
Temperaturen von 300°C bis 400°C auf eine Dicke von 3 mm bis 12 mm,
- Kaltwalzen mit oder ohne Zwischenglühung mit einem Abwalzgrad von mindestens 50%,
bevorzugt mindestens 70% auf eine Enddicke von 0,2 mm bis 5 mm und
- Schlussweichglühung bei 300°C bis 400°C, bevorzugt 330°C bis 370°C für mindestens
0,5 h, vorzugsweise mindestens 2 h in einem Kammerofen.
[0020] Nach dem Gießen sorgt die Homogenisierung bei einer Temperatur von 500°C bis 600°C
für mindestens 0,5 h, bevorzugt mindestens 2 h dafür, dass ein homogenes Gefüge für
die weitere Verarbeitung des Walzbarrens bereitgestellt wird. Die Warmwalztemperaturen
ermöglichen dabei eine gute Rekristallisation während des Warmwalzens, sodass das
Gefüge nach dem Warmwalzen möglichst feinkörnig ist. Durch das Kaltwalzen wird dieses
feinkörnige Gefüge lediglich gestreckt und im Schlussweichglühen erneut rekristallisiert.
Bei einer Fertigung ohne Zwischenglühung wird durch das Kaltwalzen eine besonders
hohe Anzahl an Versetzungen in dem Gefüge erzeugt, welches bei der Schlussweichglühung
ein sehr feinkörniges durchrekristallisiertes Gefüge erzeugt. Hierzu muss der Abwalzgrad
an Enddicke vor der Schlussweichglühung mindestens 50%, bevorzugt mindestens 70 %
auf die angestrebte Enddicke aufweisen.
[0021] Einen weiterer positiver Einfluss auf die Feinkörnigkeit des Gefüges kann dadurch
erreicht werden, dass gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Homogenisierung zweistufig erfolgt, wobei der Walzbarren zunächst auf 550°C bis
600°C für mindestens 0,5 h erwärmt wird und anschließend der Walzbarren auf 450°C
bis 550° für mindestens 0,5 h, bevorzugt mindestens 2 h gehalten wird. Anschließend
wird der Walzbarren warmgewalzt.
[0022] Die Korrosionseigenschaften können dadurch verbessert werden, dass der Walzbarren
nach dem Gießen oder nach dem Homogenisieren auf der Ober- und Unterseite gefräst
wird, um Verunreinigungen von der Ober- und Unterseite des Walzbarrens, welche die
Korrosionsbeständigkeit negativ beeinflussen können, auszuschließen.
[0023] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird mindestens
eine Zwischenglühung nach einem ersten Kaltwalzen bei einer Temperatur von 300°C bis
400°C, vorzugsweise bei einer Temperatur von 330°C bis 370°C für mindestens 0,5 h
erfolgt, wobei vor und nach der Zwischenglühung der Abwalzgrad mindestens 50 %, bevorzugt
mindestens 70 % beträgt. Durch die gewählten Abwalzgrade vor der Zwischenglühung bzw.
nach der Zwischenglühung wird erreicht, dass das Gefüge während der Zwischenglühung
ausreichend durchrekristallisiert. Die Zwischenglühungsdauer beträgt mindestens 0,5
h, bevorzugt mindestens 2 h.
[0024] Findet die Zwischenglühung bei einer Temperatur bei 330°C bis 370°C statt, wird sichergestellt,
dass aufgrund der angehobenen unteren Temperatur von 330°C eine ausreichende Rekristallisation
stattfindet und gleichzeitig durch die Verringerung der Obergrenze eine effiziente
Zwischenglühung durchgeführt wird, welche möglichst wenig Wärmeenergie benötigt.
[0025] Gemäß einer dritten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die oben aufgezeigte Aufgabe
durch ein Aluminiumlegierungsband oder -blech hergestellt aus einer erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung gelöst, wobei das Band eine Dicke von 0,2 mm bis 5 mm besitzt und
im weichgeglühten Zustand eine Streckgrenze R
p0.2 von mindestens 45 MPa sowie eine Gleichmaßdehnung Ag von mindestens 23 % und eine
Bruchdehnung A
80mm von mindestens 35 % aufweist. Insbesondere bei der angegebenen Dicke des Bandes in
Verbindung mit der Legierungszusammensetzung und den daraus resultierenden mechanischen
Eigenschaften im weichgeglühten Zustand sind die Voraussetzungen gegeben, dass das
Aluminiumlegierungsband bzw. -blech für Bauteile im Kraftfahrzeug verwendet werden
kann, welche neben sehr guten Umformeigenschaften auch eine sehr gute Beständigkeit
gegen interkristalline Korrosion bzw. Filiform-Korrosion aufweisen. Dies gilt insbesondere
auch für lackierte bzw. beschichtete Bauteile.
[0026] Insofern löst auch die Verwendung des erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungsbandes
zur Herstellung von Halbzeugen oder Bauteilen eines Kraftfahrzeugs, insbesondere Strukturteile
eines Kraftfahrzeugs, die oben genannte Aufgabe. Insbesondere Strukturteile können
mit sehr großen Umformgraden hergestellt werden und sehr komplexe Formen annehmen
ohne besonders komplizierte Umformoperationen zu benötigen. Insbesondere sind diese
auch in lackierter Form besonders korrosionsbeständig, insbesondere gegen interkristalline
Korrosion und Filiform-Korrosion.
[0027] Gemäß einer weiteren Lehre der vorliegenden Erfindung wird die aufgezeigte Aufgabe
durch ein Strukturteil eines Kraftfahrzeugs, insbesondere ein Türinnenteil eines Kraftfahrzeugs
aufweisend mindestens ein umgeformtes Blech aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
gelöst. Wie bereits zuvor ausgeführt, haben die Untersuchungen gezeigt, dass die erfindungsgemäße
Aluminiumlegierung nicht nur die erforderlichen Umformeigenschaften in weichgeglühtem
Zustand bereitstellt, sondern auch gleichzeitig die notwendige Korrosionsbeständigkeit
und Festigkeit der Strukturteile gewährleistet.
[0028] Um die optimalen Umformgrade zu erzielen, wird das erfindungsgemäße Strukturteil
aus einem Band hergestellt, welches mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt
worden ist. Es hat sich gezeigt, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die Umformeigenschaften
sowie auch die Festigkeitseigenschaften des Strukturteils auf prozesssichere Weise
erreicht werden können, sodass eine wirtschaftliche Produktion der Strukturteile,
welche die genannten Voraussetzungen erfüllen, möglich ist.
[0029] Im Weiteren soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit
der Zeichnung näher erläutert werden. Die Zeichnung zeigt in
Fig.1 ein Ablaufdiagramm eines ersten Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung eines Aluminiumlegierungsbandes,
Fig. 2 ein Ablaufdiagramm für ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens und
Fig. 3 ein schematisch dargestelltes Ausführungsbeispiel eines Strukturteils eines
Kraftfahrzeugs.
[0030] Ein erstes Ausführungsbeispiel in einem schematischen Ablaufdiagramm zeigt nun Fig.
1. In einem ersten Schritt 2 wird der Walzbarren gegossen, beispielsweise im DC-Stranggussverfahren
oder im Bandgussverfahren. Im Verfahrensschritt 4 wird der Barren dann auf eine Temperatur
von 500°C bis 600°C erwärmt und für mindestens 0,5 h, bevorzugt mindestens 2 h auf
dieser Temperatur zur Homogenisierung gehalten. Der so homogenisierte Walzbarren wird
anschließend bei einer Temperatur von 280°C bis 500°C, bevorzugt 300°C bis 400°C bis
auf eine Enddicke von 3 bis 12 mm warmgewalzt. Anschließend erfolgt im Schritt 8 ein
Kaltwalzen an Enddicke, an welches sich eine rekristallisierende Schlussweichglühung
gemäß Schritt 10 anschließt. Beim Kaltwalzen an Enddicke in einem oder mehreren Stichen
muss der Abwalzgrad mindestens 50%, bevorzugt mindestens 70 % betragen, um bei der
Schlussweichglühung ein ausreichend feinkörniges Gefüge zu erzeugen. Die Schlussweichglühung,
bei welcher das Band erneut rekristallisiert, erfolgt im Kammerofen bei 300°C bis
400°C, bevorzugt bei 330°C bis 370°C im Schritt 10. Trotz der erfindungsgemäßen Legierungskomponenten
von Mg, Si, Fe und Mn ist der Einsatz eines Durchlaufofens zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierungsbandes nicht möglich, da aufgrund der unterschiedlichen Aufheiz-
und Abkühlgeschwindigkeiten andere Gefüge bereit gestellt würden.
[0031] Alternativ zur Fertigung des Aluminiumlegierungsbandes ohne Zwischenglühung kann
gemäß Schritt 14 auch eine Zwischenglühung in einem Kammerofen bei 300°C bis 400°C,
vorzugsweise bei 330°C bis 370°C erfolgen, wobei sowohl vor der Zwischenglühung als
auch nach der Zwischenglühung ein Abwalzgrad von mindestens 50%, bevorzugt mindestens
70% gewährleistet werden sollte, um die Feinkörnigkeit des Gefüges nach der rekristallisierenden
Schlussweichglühung positiv zu beeinflussen. Optional kann nach dem Gießen des Walzbarrens
in Schritt 2 auch ein Fräsen gemäß Schritt 12 der Ober- und Unterseite des Walzbarrens
erfolgen, um den Einfluss von Verunreinigungen an den Rändern der Barren bei der Walzbarrenherstellung
auf das fertige Produkt zu minimieren. Insbesondere hat dies einen positiven Einfluss
auf die Korrosionsbeständigkeit der Bauteile.
[0032] Fig. 2 zeigt nun ein weiteres Ablaufdiagramm, welches alternativ zum Schritt 4 den
Schritt 16 der Homogenisierung zeigt. Die Homogenisierung hat einen Einfluss auf die
Feinkörnigkeit des angestrebten Endgefüge des Bandes oder fertigen Bauteils. Um die
Feinkörnigkeit des Gefüges weiter zu verbessern, wird das Homogenisieren mehrstufig
ausgeführt. So wird anstelle des Schrittes 4 in Fig. 1 in Fig. 2 ein Homogenisierungsschritt
16 durchgeführt. Der Homogenisierungsschritt 16 weist zunächst eine erste Homogenisierungsphase,
Schritt 18, auf, bei welcher der gefräste oder ungefräste Walzbarren auf eine Temperatur
von 550°C bis 600°C für mindestens 0,5 h, bevorzugt mindestens 2 h erhitzt wird. In
einem nächsten Schritt 20 wird der so aufgeheizte Walzbarren auf eine Temperatur von
450°C bis 550°C abgekühlt und für mindestens 0,5 h, bevorzugt mindestens 2 h auf dieser
Temperatur gehalten, was in Fig. 2 im Schritt 22 dargestellt ist.
[0033] Alternativ kann der Walzbarren nach dem ersten Homogenisierungsschritt 18 auch in
einem Schritt 24 auf Raumtemperatur abgekühlt und in einem nachfolgenden Schritt 26
auf die Temperatur für das zweite Homogenisieren angewärmt werden. Dies ist beispielsweise
notwendig, wenn der Walzbarren zwischen dem Homogenisierungsschritt gelagert werden
muss. Optional kann diese Phase bei Raumtemperatur dazu verwendet werden, den Walzbarren
an Ober- und Unterseite zu fräsen, Schritt 28. Nach dem zweiten Homogenisierungsschritt
22 erfolgt das Warmwalzen wie in Fig. 1 dargestellt mit den dort angegebenen Parametern.
Es hat sich gezeigt, dass die mehrstufige Homogenisierung, insbesondere die zweistufige
Homogenisierung zu einem feineren Gefüge im Endprodukt führt.
[0034] Der erfindungsgemäße Effekt der Bereitstellung einer mittelfesten und sehr hoch umformbaren
Aluminiumlegierung bzw. eines Aluminiumlegierungsbandes wurde anhand von 10 Ausführungsbeispielen
nachgewiesen.
[0035] Zunächst wurden 10 verschiedene Walzbarren bestehend aus unterschiedlichen Legierungen
im DC-Strangguss gegossen. Die Ober- und Unterseiten der Walzbarren wurden nach dem
Gießen entsprechend dem Schritt 12 gefräst. Anschließend erfolgte eine zweistufige
Homogenisierung, bei welcher zunächst die Walzbarren für 3,5 h bei 600°C und anschließend
für 2 h bei 500°C gehalten wurden. Unmittelbar nach dem Homogenisieren wurden die
Walzbarren direkt bei ca 500°C zu einem Aluminiumlegierungswarmband mit einer Dicke
von 8 mm warmgewalzt. Das 8 mm dicke Warmband wurde schließlich ohne Zwischenglühung
jeweils auf eine Enddicke von 1,5 mm kaltgewalzt, d. h. mit einem Abwalzgrad von mehr
als 70%. Die rekristallisierende Schlussweichglühung der kaltgewalzten Aluminiumlegierungsbänder
mit einer Dicke von 1,5 mm erfolgte für 1 h bei 350°C in einem Kammerofen. Die verschiedenen,
getesteten Aluminiumlegierungen zeigt Tabelle 1.
Tabelle 1
|
(V):Vergleich |
Aluminiumlegierungsbestandteile in Gew.-%, |
|
(E):Erfindung |
Variante |
|
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Cr |
1 |
V |
0,66 |
0,66 |
0,26 |
0,7 |
0,62 |
0,14 |
2 |
V |
0,53 |
0,46 |
0,19 |
0,52 |
0,44 |
0,13 |
3 |
V |
0,67 |
0,66 |
0,27 |
0,69 |
0,61 |
0,0005 |
4 |
V |
0,73 |
0,68 |
0,0016 |
1,0 |
0,67 |
0,0002 |
5 |
E |
0,72 |
0,69 |
0,0016 |
0,74 |
0,66 |
0,0006 |
6 |
E |
0,67 |
0,65 |
0,07 |
0,69 |
0,61 |
0,0005 |
7 |
E |
0,72 |
1,0 |
0,0017 |
0,72 |
0,66 |
0,0004 |
8 |
E |
0,8 |
0,68 |
0,0015 |
0,72 |
0,63 |
0,0003 |
9 |
V |
0,4 |
0,41 |
0,004 |
0,47 |
0,41 |
0,001 |
10 |
V |
0,5 |
0,27 |
0,0013 |
0,66 |
0,42 |
0,0008 |
[0036] Die Varianten 1 bis 4 sowie 9 und 10 sind Vergleichsbeispiele, welche nicht der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung entsprechen. Die Ausführungsbeispiele 5 bis 8 entsprechen dagegen
der erfindungsgemäß beanspruchten Aluminiumlegierungszusammensetzungen.
[0037] An den so hergestellten, kalt gewalzten Aluminiumlegierungsbändern wurden sowohl
die Streckgrenze R
p0,2, die Zugfestigkeit R
m, die Gleichmaßdehnung Ag, die Bruchdehnung A
80mm und die beim Streckziehen erreichte Tiefung SZ 32 in Millimeter gemessen. Die Werte
für die Dehngrenze R
p0,2 sowie die Zugfestigkeit R
m wurden im Zugversuch senkrecht zur Walzrichtung des Blechs nach DIN EN ISO 6892-1:2009
gemessen. Gemäß derselben Norm wurden die Gleichmaßdehnung Ag sowie die Bruchdehnung
Asomm in Prozent gemessen jeweils senkrecht zur Walzrichtung des Blechs mit einer
Flachzug-Probe nach DIN EN ISO 6892-1:2009, Anhang B, Form 2. Das Umformverhalten
kann darüber hinaus beispielsweise in einem Streckziehversuch SZ 32 durch eine Tiefungsprüfung
nach Erikson (DIN EN ISO 20482) gemessen werden, bei welcher ein Prüfkörper gegen
das Blech gedrückt wird, so dass es zu einer Kaltverformung kommt. Während der Kaltverformung
werden die Kraft sowie der Stempelweg des Prüfkörpers gemessen, bis es zu einem Lastabfall,
welcher die Bildung eines Risses als Ursache hat, kommt. In den vorliegenden Ausführungsbeispielen
wurde die Tiefungsprüfung mit einem auf die Blechdecke abgestimmten Stempelkopfdurchmesser
von 32 mm und Matrizendurchmesser von 35,4 mm unter Zuhilfenahme einer Teflon-Ziehfolie
zur Reduzierung der Reibung durchgeführt. Die Übersicht der Ergebnisse ist in Tabelle
2 dargestellt.
Tabelle 2
Variante |
(V):Vergleich |
Rp0,2 |
Rm |
Ag |
A80mm |
SZ 32 |
|
(E):Erfindung |
N/mm2 |
N/mm2 |
% |
% |
mm |
1 |
V |
65 |
145 |
19,6 |
26,5 |
15,8 |
2 |
V |
52 |
131 |
21,9 |
30,3 |
16,2 |
3 |
V |
60 |
135 |
22,7 |
30,3 |
16,4 |
4 |
V |
51 |
122 |
22,3 |
33,5 |
15,6 |
5 |
E |
48 |
112 |
23,1 |
35,3 |
16,0 |
6 |
E |
47 |
118 |
23,5 |
35,0 |
16,5 |
7 |
E |
50 |
120 |
23,4 |
36,2 |
16,1 |
8 |
E |
47 |
112 |
23,8 |
36,6 |
15,0 |
9 |
V |
41 |
98 |
23,6 |
37,9 |
16,5 |
10 |
V |
41 |
102 |
24,2 |
38,0 |
16,3 |
[0038] Die Ausführungsbeispiele zeigen durch den Vergleich beispielsweise der Variante 2
mit den erfindungsgemäßen Varianten 5 bis 8, dass eine zu starke Reduzierung der Gehalte
Si, Fe, Mn, Mg mit einer Anhebung der Gehalte für Cu und Cr dazu führt, dass zwar
die Streckgrenzwerte oberhalb von 45 MPa verbleibt, allerdings die Bruchdehnung deutlich
zurückgeht auf etwa 30 %. Dieser Effekt lässt sich auch nachweisen, wenn allein der
Mn-Gehalt beispielsweise 1,0 % beträgt, was bereits die Bruchdehnung A
80mm auf unter 35 % drückt, Variante 4. Die Varianten 9 und 10 zeigen den Effekt reduzierter
Gehalte an Si, Fe, Mn und Mg. Die Vergleichsbeispiele 9 und 10 zeigen zwar eine sehr
gute Bruchdehnung A
80mm mit mehr als 35 %, allerdings liegt die Streckgrenze mit 41 MPa unterhalb der der
erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele 5 bis 8.
[0039] Die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele zeigten insbesondere bei starken Umformungen
ein sehr gutes Umformverhalten, was an den sehr guten Streckziehergebnissen SZ 32
und den hohen Dehnungswerten sowohl bei der Gleichmaßdehnung Ag als auch bei der Bruchdehnung
A
80mm abgelesen werden kann.
[0040] Hieran lässt sich erkennen, dass es insgesamt auf das Zusammenspiel der Legierungsgehalte
Si, Fe, Mn, Mg ankommt, wobei die Komponenten Cr und Cu besonders niedrig gehalten
werden müssen, vorzugsweise ist der Cu-Gehalt ≤ 0,05 Gew.-%, bevorzugt ≤ 0,01 Gew.-%
und der Chromgehalt ≤ 0,01 Gew.-%, bevorzugt ≤ 0,001 Gew.-%. Gekoppelt mit der sehr
guten Korrosionsbeständigkeit der Ausführungsbeispiele können für Fahrzeuge Halbzeuge
und Bauteile, insbesondere Strukturbauteile wie Türinnenteile bereitgestellt werden,
welche nicht nur die Spezifikationen des Anwendungsgebietes hinsichtlich mechanischer
und chemischer Eigenschaften gewährleistet, sondern noch durch wenige Umformoperationen
wirtschaftlich hergestellt werden können.
[0041] Die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungsbänder sind daher ideal geeignet, beispielsweise
Strukturteile eines Kraftfahrzeugs, wie das in Fig. 3 dargestellte Türinnenteile 30
bereitzustellen bzw. für deren Herstellung verwendet zu werden. Das Türinnenteil ist
aus einem Blech aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung mit einer Dicke 1,5
mm gefertigt, welches lediglich durch Umformoperationen, jedoch ohne Fügeoperationen
einen Fensterrahmen bereitstellt.
2. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg die folgenden Anteile in Gew.-% aufweisen:

und
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierungsbestandteile Si, Fe, Mn und Mg die folgenden Anteile in Gew.-% aufweisen:

und
4. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aluminiumlegierung folgenden Cr-Gehalt in Gew.-% aufweist:
5. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aluminiumlegierung folgenden Cu-Gehalt in Gew.-% aufweist:
6. Verfahren zur Herstellung eines Bandes aus einer Aluminiumlegierung nach einem der
Ansprüche 1 bis 5 mit folgenden Verfahrensschritten:
- Gießen eines Walzbarrens,
- Homogenisieren bei einer Temperatur zwischen 500 °C und 600 °C für mindestens 0,5
h,
- Warmwalzen des Walzbarrens bei Temperaturen von 280 °C bis 500 °C auf eine Dicke
von 3 mm bis 12 mm,
- Kaltwalzen mit oder ohne Zwischenglühung mit einem Abwalzgrad von mindestens 50
%, bevorzugt mindestens 70 % auf eine Enddicke von 0,2 mm bis 5 mm und
- Schlussweichglühung bei 300°C bis 400 °C für mindestens 0,5h in einem Kammerofen.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Homogenisierung mindestens zweistufig erfolgt, wobei der Walzbarren zunächst auf
550 °C bis 600 °C für mindestens 0,5h erwärmt wird und anschließend der Walzbarren
auf 450 °C bis 550 °C abgekühlt wird, für mindestens 0,5 h auf dieser Temperatur gehalten
wird und anschließend warmgewalzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Walzbarren nach dem Gießen oder nach dem Homogenisieren auf der Ober-und Unterseite
gefräst wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Zwischenglühung nach einem ersten Kaltwalzen bei einer Temperatur von 300°C bis
400 °C für mindestens 0,5h erfolgt, wobei vor und nach der Zwischenglühung der Abwalzgrad
mindestens 50% bevorzugt mindestens 70% beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Zwischenglühung bei einer Temperatur von 330 °C bis 370 °C durchgeführt wird.
11. Aluminiumlegierungsband oder -blech hergestellt aus einer Aluminiumlegierung nach
einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Band eine Dicke von 0,2 mm bis 5 mm hat und im weichgeglühtem Zustand eine Streckgrenze
Rp0,2 von mindestens 45 MPa und eine Bruchdehnung A80mm von mindestens 35 % aufweist.
12. Verwendung eines Aluminiumlegierungsbandes nach Anspruch 11 zur Herstellung von Halbzeugen
oder Bauteilen für Kraftfahrzeuge, insbesondere eines Strukturteile eines Kraftfahrzeugs.
13. Strukturteil, insbesondere Türinnenteil (30) eines Kraftfahrzeugs aufweisend mindestens
ein umgeformtes Blech aus einer Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis
5.
14. Strukturteil nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Blech aus einem Band zugeschnitten ist, welches mit einem Verfahren nach einem
der Ansprüche 6 bis 10 hergestellt ist.