[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung eines flüssigen und eines gasförmigen,
sauerstoffreichen Luftprodukts in einer Luftzerlegungsanlage und eine zur Durchführung
eines derartigen Verfahrens eingerichtete Luftzerlegungsanlage.
Stand der Technik
[0003] Für eine Reihe industrieller Anwendungen wird zumindest nicht ausschließlich reiner
Sauerstoff benötigt. Dies eröffnet die Möglichkeit, Luftzerlegungsanlagen hinsichtlich
ihrer Erstellungs- und Betriebskosten, insbesondere ihres Energieverbrauchs, zu optimieren.
Für Details sei auf Fachliteratur, z.B.
F.G. Kerry, Industrial Gas Handbook: Gas Separation and Purification, CRC Press, 2006,
Kapitel 3.8, "Development of Low Oxygen-Purity Processes", verwiesen.
[0004] Zur Gewinnung von gasförmigem Drucksauerstoff geringerer Reinheit können unter anderem
Luftzerlegungsanlagen mit sogenannten Mischsäulen eingesetzt werden, wie sie seit
längerem bekannt und in einer Reihe von Druckschriften, z.B.
DE 2 204 376 A1 (entspricht
US 4 022 030 A)
US 5 454 227 A,
US 5 490 391 A,
DE 198 03 437 A1,
DE 199 51 521 A1,
EP 1 139 046 B1 (
US 2001/052244 A1),
EP 1 284 404 A1 (
US 6 662 595 B2),
DE 102 09 421 A1,
DE 102 17 093 A1,
EP 1 376 037 B1 (
US 6 776 004 B2),
EP 1 387 136 A1 und
EP 1 666 824 A1 beschrieben sind. Auch in der
FR 2 895 068 A1 ist eine Luftzerlegungsanlage mit einer Mischsäule offenbart.
[0005] In eine Mischsäule werden kopfnah eine sauerstoffreiche Flüssigkeit und sumpfnah
gasförmige Druckluft, sogenannte Mischsäulenluft, eingespeist und einander entgegengeschickt.
Durch den intensiven Kontakt geht ein gewisser Anteil des leichter flüchtigen Stickstoffs
aus der Mischsäulenluft in die sauerstoffreiche Flüssigkeit über. Die sauerstoffreiche
Flüssigkeit wird dabei in der Mischsäule verdampft und kann am Kopf der Mischsäule
als sogenannter "unreiner" Sauerstoff abgezogen werden. Der unreine Sauerstoff kann
der Luftzerlegungsanlage als Gasprodukt entnommen werden. Die Mischsäulenluft ihrerseits
wird beim Durchlaufen der Mischsäule verflüssigt, in gewissem Umfang mit Sauerstoff
angereichert, und kann aus dem Sumpf der Mischsäule abgezogen werden. Dieser verflüssigte
Strom kann anschließend an energetisch und/oder trenntechnisch geeigneter Stelle in
das verwendete Destillationssäulensystem eingespeist werden. Durch die Verwendung
einer Mischsäule kann die für die Stofftrennung erforderliche Energie auf Kosten der
Reinheit des gasförmigen Sauerstoffprodukts beträchtlich reduziert werden.
[0006] Nachteilig an bekannten Luftzerlegungsanlagen, auch solchen die mit Mischsäulen arbeiten,
ist die eingeschränkte Flexibilität im Betrieb. Der Kältebedarf wird in derartigen
Anlagen i.d.R. durch die Entspannung von Luft in einer sogenannten Einblaseturbine
gedeckt. Eine derartige Einblaseturbine entspannt Luft von einem Druckniveau von beispielsweise
5,0 bis 6,0 bar auf ein Druckniveau von beispielsweise 1,2 bis 1,6 bar (es handelt
sich jeweils um Absolutdrücke; im Rahmen der vorliegenden Erfindung eingesetzte spezifische
Druckniveaus sind unten angegeben). In entsprechenden Anlagen ist ein Destillationssäulensystem
mit (mindestens) einer Hochdrucksäule und einer Niederdrucksäule vorgesehen. Die Hochdrucksäule
wird im erläuterten Beispielfall auf dem erwähnten Druckniveau von 5,0 bis 6,0 bar,
die Niederdrucksäule auf dem erwähnten Druckniveau von 1,2 bis 1,6 bar betrieben.
Die in der Einblaseturbine entspannte Luft wird in die Niederdrucksäule eingespeist.
Die Entspannung ist durch den angegebenen Druckunterschied zwischen Hochdrucksäule
und Niederdrucksäule möglich. Die auf diese Weise in die Niederdrucksäule entspannte
Luft stört jedoch die Rektifikation, weshalb die Menge der in der Einblaseturbine
entspannbaren Luft und damit die Kälteleistung der Anlage insgesamt stark begrenzt
sind. Daher können Anlagen mit derartigen Verschaltungen keine nennenswerten Mengen
an Flüssigprodukten entnommen werden.
[0007] Die maximale Entnahmemenge von Flüssigstickstoff und Flüssigsauerstoff in herkömmlichen
Anlagen mit Mischsäulen ist daher, wie bei anderen typischen Luftzerlegungsanlagen
zur Bereitstellung von gasförmigen Luftprodukten (sogenannten Gasanlagen) auch, auf
höchstens ca. 0,5% der eingesetzten Luftmenge begrenzt.
[0008] Ein Verfahren, wie es in der
WO 2014/037091 A2 beschrieben ist, erlaubt zwar eine Erhöhung der Flüssigkeitsproduktion, bietet jedoch
aus den auch unten noch erläuterten Gründen nicht immer ausreichend Flexibilität bei
schwankendem Bedarf an flüssigen und gasförmigen sauerstoffreichen Luftprodukten
[0009] Es besteht daher der Bedarf nach verbesserten Möglichkeiten zur effizienten und flexiblen
Erzeugung flüssiger und gasförmiger sauerstoffreicher Luftprodukte in Luftzerlegungsanlagen
mit entsprechenden Mischsäulen.
Offenbarung der Erfindung
[0010] Die vorliegende Erfindung schlägt vor diesem Hintergrund ein Verfahren zur Gewinnung
eines flüssigen und eines gasförmigen, sauerstoffreichen Luftprodukts in einer Luftzerlegungsanlage
und eine zur Durchführung eines derartigen Verfahrens eingerichtete Luftzerlegungsanlage
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vor. Bevorzugte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0011] In Luftzerlegungsanlagen kommen zur Verdichtung der Luft Turboverdichter zum Einsatz.
Dies gilt beispielsweise für den "Hauptluftverdichter", der sich dadurch auszeichnet,
dass durch diesen die gesamte in das Destillationssäulensystem eingespeiste Luftmenge,
also die gesamte Einsatzluft, verdichtet wird. Entsprechend kann auch ein "Nachverdichter"
vorgesehen sein, in dem ein Teil der im Hauptluftverdichter verdichteten Luftmenge
auf einen nochmals höheren Druck gebracht wird, Auch dieser kann als Turboverdichter
ausgebildet sein. Zur Verdichtung von Teilluftmengen sind typischerweise weitere Turboverdichter
vorgesehen, die auch als Booster bezeichnet werden, im Vergleich zu dem Hauptluftverdichter
oder dem Nachverdichter jedoch nur eine Verdichtung in relativ geringem Umfang vornehmen.
[0012] An mehreren Stellen in Luftzerlegungsanlagen kann ferner Luft entspannt werden, wozu
unter anderem Entspannungsmaschinen in Form von Turboexpandern, hier auch kurz als
"Turbinen" bezeichnet, zum Einsatz kommen können. Turboexpander können auch mit Turboverdichtern
gekoppelt sein und diese antreiben. Werden ein oder mehrere Turboverdichter ohne extern
zugeführte Energie, d.h. nur über einen oder mehrere Turboexpander, angetrieben, wird
für eine derartige Anordnung auch der Begriff "Turbinenbooster" verwendet. In einem
Turbinenbooster sind der Turboexpander und der Turboverdichter mechanisch gekoppelt.
[0013] Die vorliegende Anmeldung verwendet zur Charakterisierung von Drücken und Temperaturen
die Begriffe "Druckniveau" und "Temperaturniveau", wodurch zum Ausdruck gebracht werden
soll, dass Drücke und Temperaturen in einer entsprechenden Anlage nicht in Form exakter
Druck- bzw. Temperaturwerte verwendet werden müssen, um das erfinderische Konzept
zu verwirklichen. Jedoch bewegen sich derartige Drücke und Temperaturen typischerweise
in bestimmten Bereichen, die beispielsweise ± 1%, 5%, 10%, 20% oder sogar 50% um einen
Mittelwert liegen. In der Regel liegen Werte innerhalb eines "Niveaus" nicht mehr
als 5 % oder 10 % auseinander. Entsprechende Druckniveaus und Temperaturniveaus können
dabei in disjunkten Bereichen liegen oder in Bereichen, die einander überlappen. Insbesondere
schließen beispielsweise Druckniveaus unvermeidliche Druckverluste oder zu erwartende
Druckverluste, beispielsweise aufgrund von Abkühlungseffekten oder Leitungsverlusten,
ein. Entsprechendes gilt für Temperaturniveaus. Bei hier in bar angegebenen Druckniveaus
handelt es sich um Absolutdrücke.
[0014] Im Rahmen dieser Anmeldung ist von der Gewinnung von Luftprodukten, insbesondere
von sauerstoffreichen und stickstoffreichen Luftprodukten bzw. Sauerstoff- und Stickstoffprodukten,
die Rede. Ein "Produkt" verlässt die erläuterte Anlage und wird beispielsweise in
einem Tank eingelagert oder verbraucht. Es nimmt also nicht mehr nur ausschließlich
an den anlageninternen Kreisläufen teil, kann jedoch vor dem Verlassen der Anlage
entsprechend verwendet werden, beispielsweise als Kälteträger in einem Wärmetauscher.
Der Begriff "Produkt" umfasst also nicht solche Fraktionen oder Ströme, die in der
Anlage selbst verbleiben und ausschließlich dort, beispielsweise als Rücklauf, Kühlmittel
oder Spülgas, verwendet werden.
[0015] Der Begriff "Produkt" beinhaltet ferner eine Mengenangabe. Ein "Produkt" entspricht
mindestens 1%, insbesondere mindestens 2%, beispielsweise mindestens 5% oder mindestens
10% der in einer entsprechenden Anlage eingesetzten Luftmenge. Geringere Mengen auch
herkömmlicherweise in ausgesprochenen Gasanlagen anfallender und einer solchen Anlage
gegebenenfalls entnehmbarer Flüssigfraktionen stellen damit keine "Produkte" im Sinne
dieser Anmeldung dar. Beispielsweise werden in bekannten Destillationssäulensystemen
der Niederdrucksäule stets geringe Mengen einer sich im Sumpf abscheidenden Flüssigfraktion
entnommen, um eine Anreicherung unerwünschter Komponenten wie Methan zu vermeiden.
Hierbei handelt es sich aber schon aufgrund der Menge nicht um "Produkte" im Sinne
dieser Anmeldung. Durch die Entnahme von Flüssigprodukten wird einer Luftzerlegungsanlage
eine beträchtliche Kältemenge "entzogen", die sonst durch Verdampfung dieser Flüssigprodukte
zum Teil zurückgewonnen werden könnte. Eine derartige Entnahme wirkt sich jedoch erst
ab einer bestimmten Entnahmemenge, also erst dann, wenn tatsächlich ein "Produkt"
im Sinne der oben getroffenen Definition entnommen wird, aus.
[0016] Ein flüssiges oder gasförmiges "sauerstoffreiches Luftprodukt" ist im Sprachgebrauch
dieser Anmeldung ein Fluid in entsprechendem Aggregatzustand, das einen Sauerstoffgehalt
von mindestens 75%, insbesondere mindestens 80%, auf molarer, Gewichts- oder Volumenbasis
aufweist. Auch der "Unreinsauerstoff", der der Mischsäule entnommen wird, ist damit
ein sauerstoffreiches Luftprodukt.
Vorteile der Erfindung
[0017] Die vorliegende Erfindung schlägt ein Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft
vor, bei dem eine Luftzerlegungsanlage mit einem Hauptwärmetauscher und einem Destillationssäulensystem
verwendet wird, das eine auf einem ersten Druckniveau betriebene Hochdrucksäule, eine
auf einem zweiten Druckniveau betriebene Niederdrucksäule und eine Mischsäule umfasst.
Das zweite Druckniveau ist geringer als das erste.
[0018] Wie beispielsweise bereits aus der eingangs erwähnten
WO 2014/037091 A2 bekannt, kann in einem derartigen Verfahren der Niederdrucksäule ein sauerstoffreicher
Strom mit einem ersten Sauerstoffgehalt flüssig entnommen werden, der nicht direkt
flüssig oder verdampft aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet wird, sondern, insbesondere
nach Erwärmung, mit dem ersten Sauerstoffgehalt flüssig in die Mischsäule eingespeist
wird, insbesondere in den oberen Bereich, zum Beispiel am Kopf. In die Mischsäule
wird ferner ein erster Druckluftstrom gasförmig eingespeist und in der Mischsäule
dem sauerstoffreichen Strom mit dem ersten Sauerstoffgehalt entgegengeschickt. Die
Einspeisung des ersten Druckluftstroms in die Mischsäule erfolgt vorzugsweise direkt
oberhalb des Sumpfs.
[0019] Durch einen derartigen Betrieb der Mischsäule kann dieser kopfseitig ein sauerstoffreicher
Strom mit einem zweiten Sauerstoffgehalt unterhalb des ersten Sauerstoffgehalts entnommen
und als gasförmiges sauerstoffreiches Luftprodukt aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet
werden. Bei dem sauerstoffreichen Strom mit dem zweiten Sauerstoffgehalt handelt es
sich um den erwähnten "unreinen" Sauerstoff, dessen (zweiter) Sauerstoffgehalt jedoch
für bestimmte Anwendungen ausreichend ist und die erwähnte energetische Optimierung
ermöglicht.
[0020] In einer entsprechenden Anlage kann der Niederdrucksäule, insbesondere deren Sumpf,
ein Reinsauerstoffstrom flüssig entnommen und mit seinem Sauerstoffgehalt als flüssiges
sauerstoffreiches Luftprodukt flüssig aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet werden.
Entsprechendes ist in der
WO 2014/037091 A2 gezeigt. Der Reinsauerstoffstrom weist einen Sauerstoffgehalt oberhalb des ersten
Sauerstoffgehalts auf. Es wird also in diesem Fall ein weiteres flüssiges sauerstoffreiches
Luftprodukt bereitgestellt, das einen hohen Sauerstoffgehalt aufweist. Die damit erfolgende
Entnahme von zwei sauerstoffreichen Strömen aus der Niederdrucksäule (nämlich des
sauerstoffreichen Stroms mit dem ersten Sauerstoffgehalt und zusätzlich des Reinsauerstoffstroms)
ist eine verfahrenstechnische Option, falls zusätzlich zu dem gasförmigen sauerstoffreichen
Luftprodukt ein flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt in Form reinen Flüssigsauerstoffs
gefordert ist. Ist kein derartiges flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt in Form
reinen Flüssigsauerstoffs gefordert, oder liegt die geforderte Reinheit für ein flüssiges
sauerstoffreiches Luftprodukt ca. ein bis zwei Prozentpunkte über der gewünschten
Reinheit des gasförmigen sauerstoffreichen Luftprodukts, so kann auch nur ein sauerstoffreicher
Strom flüssig aus der Niederdrucksäule entnommen werden. Hiervon kann dann beispielsweise
ein Teil, wie zuvor erläutert, in die Mischsäule eingespeist und ein Teil in flüssiger
Form aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet, d.h. als flüssiges sauerstoffreiches
Luftprodukt verwendet werden.
[0021] In jedem Fall wird auch in der vorliegenden Erfindung aus der Luftzerlegungsanlage
ein flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt zumindest zeitweise flüssig ausgeleitet,
beispielsweise ein entsprechendes flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt aus der
Niederdrucksäule mit dem ersten Sauerstoffgehalt oder entsprechender Reinsauerstoff.
Es können auch andere sauerstoffreiche Luftprodukte flüssig aus der Luftzerlegungsanlage
ausgeleitet werden. Als Produkt umfasst deren Menge zumindest die oben hinsichtlich
"Produkten" angegebenen Werte. Die Menge, in der ein entsprechendes flüssiges sauerstoffreiches
Luftprodukt flüssig aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet werden kann, ist aufgrund
der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Maßnahmen sehr flexibel.
[0022] Ist vorstehend von sauerstoffreichen Strömen, nämlich insbesondere dem sauerstoffreichen
Strom mit dem ersten Sauerstoffgehalt und ggf. dem Reinsauerstoffstrom mit dem höheren
Sauerstoffgehalt und weiteren sauerstoffreichen Strömen, die Rede, die der Niederdrucksäule
flüssig entnommen werden, handelt es sich hierbei um Ströme, die zur Herstellung entsprechender
sauerstoffreicher Luftprodukte verwendet werden. Sie werden daher, wie oben zum Begriff
"Produkte" erwähnt, in einer Menge aus der Niederdrucksäule ausgeleitet, die sich
deutlich von Strömen unterscheidet, die nicht als Produkte bereitgestellt werden,
beispielsweise Spülströmen, die lediglich zur Entfernung von Verunreinigungen, beispielsweise
aus einem Sumpf der Niederdrucksäule, verwendet werden. Der sauerstoffreiche Strom
mit dem ersten Sauerstoffgehalt und ggf. der Reinsauerstoffstrom und andere sauerstoffreiche
Ströme werden also jeweils in einer Menge aus der Niederdrucksäule entnommen, die
im oben bezüglich eines "Produkts" erwähnten Bereich liegt.
[0023] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird der erste Druckluftstrom, der in Mischsäule
eingespeist wird, unter Verwendung von Luft gebildet, die auf ein Ausgangsdruckniveau
oberhalb des ersten Druckniveaus verdichtet und danach, insbesondere in dem Hauptwärmetauscher,
auf ein erstes Temperaturniveau abgekühlt und in einer ersten Turbine entspannt wird.
Wie auch nachfolgend erläutert, kommt die vorliegende Erfindung insbesondere bei sogenannten
HAP-Verfahren ("High Air Pressure") zum Einsatz, also Verfahren, bei denen die gesamte
Luftmenge, die einem Destillationssäulensystem zugeführt wird, auf einen Druck verdichtet
wird, der deutlich oberhalb des höchsten in dem Destillationssäulensystem verwendeten
Betriebsdrucks liegt. Unter "deutlich oberhalb" ist dabei im vorliegenden Fall ein
Druckunterschied von mindestens 1,0 bar, insbesondere mehr, zu verstehen. Durch die
Verwendung einer entsprechenden ersten Turbine kann zusätzliche Kälte generiert werden,
die Kälteverluste, insbesondere durch die Entnahme flüssiger sauerstoffreicher Luftprodukte,
aus der Luftzerlegungsanlage, ausgleicht. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird
also ein Teil des Kältebedarfs durch die Entspannung der für die Bereitstellung des
ersten Druckluftstroms verwendeten Luft, die in der ersten Turbine entspannt wird,
gedeckt.
[0024] Die vorliegende Erfindung schlägt ferner vor, in die Hochdrucksäule einen zweiten
Druckluftstrom einzuspeisen, der ebenfalls unter Verwendung der auf das Ausgangsdruckniveau
verdichteten und danach, insbesondere in dem Hauptwärmetauscher, auf das erste Temperaturniveau
abgekühlten und in der ersten Turbine entspannten Luft gebildet wird. Ein Teil der
in der ersten Turbine entspannten Luft wird also nach ihrer Entspannung in der ersten
Turbine in die Mischsäule, ein weiterer Teil in die Hochdrucksäule eingespeist.
[0025] Ferner schlägt die vorliegende Erfindung vor, in die Niederdrucksäule einen dritten
Druckluftstrom einzuspeisen, der unter Verwendung von Luft gebildet wird, die auf
das Ausgangsdruckniveau verdichtet und danach, insbesondere in dem Hauptwärmetauscher,
auf ein zweites Temperaturniveau abgekühlt, in einer zweiten Turbine entspannt, und
danach in dem Hauptwärmetauscher weiter auf ein drittes Temperaturniveau abgekühlt
wird.
[0026] Die Luft wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung in der ersten Turbine auf das
erste, d.h. das Druckniveau der Hochdrucksäule, und in der zweiten Turbine auf das
zweite, d.h. das Druckniveau der Niederdrucksäule, entspannt. Die Mischsäule wird
im Rahmen der vorliegenden Erfindung auf dem ersten Druckniveau, d.h. dem Druckniveau
der Hochdrucksäule, oder auf einem dritten Druckniveau, das sich um höchstens 1 bar
von dem ersten Druckniveau unterscheidet, betrieben.
[0027] Die in der ersten Turbine und die in der zweiten Turbine entspannte Luft wird im
Rahmen der vorliegenden Erfindung der ersten Turbine auf dem ersten Temperaturniveau
und der zweiten Turbine auf dem zweiten Temperaturniveau zugeführt, wobei das erste
Temperaturniveau mindestens 20 K, insbesondere mindestens 30 K oder mindestens 40
K, unterhalb des zweiten Temperaturniveaus liegt. Insbesondere kann das erste Temperaturniveau
25 bis 35 K oder 28 bis 32 K, weiter insbesondere ca. 30 K, unterhalb des zweiten
Temperaturniveaus liegen. Zu den jeweiligen Temperaturniveaus sei auch auf die untenstehenden
Erläuterungen verwiesen. Bei der ersten Turbine handelt es sich dabei um eine "kalte"
Turbine, bei der zweiten Turbine um eine "warme" Turbine.
[0028] Wollte man in herkömmlichen Verfahren bzw. Anlagen, in denen ein HAP-Verfahren der
zuvor erläuterten Art realisiert ist und eine Mischsäule eingesetzt wird, die Flüssigproduktion,
d.h. die Menge, in der flüssige Luftprodukte flüssig aus der Luftzerlegungsanlage
ausgeleitet werden, reduzieren, müsste der Druck des Hauptluftverdichters bei konstanter,
durch den Hauptluftverdichter fließender Luftmenge abgesenkt werden. Ein entsprechend
reduzierter Druck bei konstanter Luftmenge vergrößert jedoch das Realvolumen der verdichteten
Luft. Daher müssten in herkömmlichen Anlagen die im warmen Teil angeordneten Apparate,
insbesondere die Luftreinigungs- und Vorkühleinheiten, deutlich größer dimensioniert
werden. Dies ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht wünschenswert. Ferner ist eine
Druckabsenkung bei konstanter Luftmenge hinsichtlich des Wirkungsgrads des verwendeten
Hauptluftverdichters typischerweise nicht optimal.
[0029] Für ein Verfahren, in dem der Mischsäulendruck, der sich nach dem geforderten Druck
des gasförmigen Sauerstoffprodukts richtet, deutlich unterhalb oder oberhalb des Drucks
der Hochdrucksäule liegt, bietet sich ein Prozess an, wie er in der zuvor erläuterten
WO 2014/037091 A2 beschrieben ist.
[0030] Liegt hingegen der geforderte Druck des Druckprodukts auf oder nahe dem Druckniveau
der Hochdrucksäule von ca. 5 bar, d.h. auf dem ersten Druckniveau oder auf einem dritten
Druckniveau, das sich um höchstens 1 bar von dem ersten Druckniveau unterscheidet,
wie im Rahmen der vorliegenden Erfindung, so bietet ein HAP-Verfahren unter Verwendung
einer Mitteldruck- sowie einer Einblaseturbine Vorteile hinsichtlich der Anlagenflexibilität
zur Bereitstellung des flüssigen Sauerstoffprodukts und der Betriebskosten, wie erfindungsgemäß
erkannt wurde.
[0031] Bei der "Mitteldruckturbine" handelt es sich um die erwähnte erste Turbine, die "Einblaseturbine"
wird im Rahmen der vorliegenden Anmeldung durch die zweite Turbine gebildet. Weil
das erfindungsgemäße Verfahren als HAP-Verfahren ausgebildet ist, ist lediglich eine
ein einziger Hauptluftverdichter erforderlich, was die Investitionskosten deutlich
reduziert. Die Eintrittsdrücke beider Turbinen liegen vorzugsweise auf dem gleichen
Niveau, insbesondere auf demjenigen des Austrittsdrucks des Hauptluftverdichters.
[0032] Soll eine vergleichsweise große Menge des flüssigen Sauerstoffprodukts bereitgestellt
werden ("höhere Flüssigproduktion"), können im Rahmen der vorliegenden Erfindung das
Ausgangsdruckniveau (also das durch den Hauptluftverdichter bereitgestellte Druckniveau)
und gleichzeitig dazu die Menge der Luft, die in Form des dritten Druckluftstroms
in die Niederdrucksäule eingespeist wird (also der "Einblaseluft", die in der zweiten
Turbine entspannt wird, also der "Einblaseturbine"), angehoben werden. Die erhöhte
Menge der in der zweiten Turbine entspannten Luft erhöht damit den sogenannten "Luftfaktor",
also die insgesamt zur Rektifikation benötigte Luftmenge.
[0033] Die erwähnte gleichzeitige Druck- und Mengenerhöhung führen der Anlage mehr Exergie
zu, der Hauptluftverdichter liefert mehr Leistung und die Flüssigproduktion kann angehoben
werden. Gleichzeitig bleibt das Realvolumen der Luft im warmen Teil im Rahmen der
vorliegenden Erfindung annähernd konstant, da sowohl Druck als auch Menge gestiegen
sind. Im Kennfeld des Hauptluftverdichters hat man auf diese Weise sowohl die Menge
als auch den Druck der verdichteten Luft erhöht, was sich i.d.R. vorteilhaft auf den
Wirkungsgrad des Hauptluftverdichters auswirkt.
[0034] Soll hingegen eine vergleichsweise geringe Menge des flüssigen Sauerstoffprodukts
bereitgestellt werden ("niedrigere Flüssigproduktion"), werden das Ausgangsdruckniveau
und gleichzeitig dazu die Menge der Luft, die in Form des dritten Druckluftstroms
in die Niederdrucksäule eingespeist wird, hingegen reduziert. Die reduzierte Menge
der in der zweiten Turbine entspannten Luft reduziert den Luftfaktor.
[0035] Die gleichzeitige Druck- und Mengenabsenkung führen der Anlage also weniger Exergie
zu, der Hauptluftverdichter liefert weniger Leistung und die Flüssigproduktion sinkt.
Gleichzeitig bleibt wiederum das Realvolumen der Luft im warmen Teil annähernd konstant.
Im Kennfeld des Hauptluftverdichters hat man auf diese Weise sowohl die Menge als
auch den Druck der verdichteten Luft reduziert, was sich i.d.R. vorteilhafter auf
den Wirkungsgrad des Hauptluftverdichters auswirkt als eine reine Druckabsenkung.
[0036] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird vorteilhafterweise ein vierter Druckluftstrom
verwendet, der in die Hochdrucksäule eingespeist und unter Verwendung von Luft gebildet
wird, die auf das Ausgangsdruckniveau verdichtet und danach auf ein drittes Temperaturniveau
abgekühlt und mittels einer Drossel entspannt wird. Ein entsprechender vierter Druckluftstrom
entspricht einem Drosselstrom eines herkömmlichen Luftzerlegungsverfahrens.
[0037] Vorteilhafterweise umfasst das erfindungsgemäße Verfahren einen ersten Verfahrensmodus
und einen zweiten Verfahrensmodus, wobei in dem ersten Verfahrensmodus aus der Luftzerlegungsanlage
das flüssige sauerstoffreiche Luftprodukt in einer größeren Menge flüssig ausgeleitet
wird als in dem zweiten Verfahrensmodus, und wobei in dem ersten Verfahrensmodus eine
größere Luftmenge in der zweiten Turbine entspannt wird als in dem zweiten Verfahrensmodus
und hierdurch zugleich der dritte Druckluftstrom in dem ersten Verfahrensmodus dieselbe
größere Luftmenge umfasst als in dem zweiten Verfahrensmodus. Mit anderen Worten wird
zur Entnahme einer größeren Menge eines flüssigen sauerstoffreichen Luftprodukts im
Rahmen der vorliegenden Erfindung die Einblaseluftmenge, die durch die zweite Turbine
entspannt und in die Niederdrucksäule eingespeist wird, erhöht. Hierdurch kann ein
zusätzlicher Kältebedarf, der aufgrund der Entnahme des flüssigen Sauerstoffprodukts
besteht, gedeckt werden.
[0038] Das flüssige sauerstoffreiche Luftprodukt, das jeweils aus der Luftzerlegungsanlage
ausgeleitet wird, wird der Niederdrucksäule entnommen. Hierbei kann entweder der Reinsauerstoff,
wie oben erläutert, oder ein flüssiges Sauerstoffprodukt mit einem niedrigeren Sauerstoffgehalt
verwendet werden. Wird ein derartiges flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt "flüssig
ausgeleitet", bedeutet dies, dass keine Verdampfung innerhalb der Luftzerlegungsanlage
erfolgt. Ist oben angegeben, dass in dem ersten Verfahrensmodus aus der Luftzerlegungsanlage
das flüssige sauerstoffreiche Luftprodukt in einer größeren Menge flüssig ausgeleitet
wird als in dem zweiten Verfahrensmodus, kann dies auch umfassen, dass in dem zweiten
Verfahrensmodus kein flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt ausgeleitet wird. Die
Menge des flüssigen sauerstoffreichen Luftprodukts, die in dem ersten Verfahrensmodus
flüssig aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet wird, kann beispielsweise das 1,5-fache,
2-fache, 3-fache, 4-fache oder 5-fache der entsprechenden Menge in dem zweiten Verfahrensmodus
umfassen.
[0039] Die Erhöhung der in der zweiten Turbine entspannten und zugleich von dem dritten
Druckluftstrom umfassten Luftmenge erfolgt vorteilhafterweise unter Berücksichtigung
eines sogenannten Einblaseäquivalents. Das Einblaseäquivalent umfasst zunächst die
Menge der durch die zweite Turbine entspannten Luftmenge, die zugleich der von dem
dritten Druckluftstrom umfassten Luftmenge entspricht, und zusätzlich die Menge von
stickstoffreichen Strömen, die ebenfalls der Hochdrucksäule entnommen werden. Bei
diesen stickstoffreichen Strömen handelt es sich um flüssigen Stickstoff und um Druckstickstoff,
die als stickstoffreiche Luftprodukte einer entsprechenden Luftzerlegungsanlage zur
Verfügung gestellt werden. Diese stickstoffreichen Ströme werden nicht als flüssiger
Rücklauf auf die Hochdrucksäule und die Niederdrucksäule verwendet. Vorteilhafterweise
umfasst die Summe der in der zweiten Turbine entspannten und zugleich von dem dritten
Druckluftstrom umfassten Luftmenge und der Menge solcher stickstoffreicher Ströme
in dem ersten Verfahrensmodus 12 bis 18% und in dem zweiten Verfahrensmodus 0 bis
8% der in das Destillationssäulensystem insgesamt eingespeisten Gesamtluftmenge. Diese
in das Destillationssäulensystem insgesamt eingespeiste Gesamtluftmenge umfasst auch
die in der zweiten Turbine entspannte Luft.
[0040] Eine derartige Variabilität ist insbesondere dadurch zu bewerkstelligen, dass die
erste Turbine drehzahlvariabel ausgebildet ist bzw. betrieben wird, so dass in den
unterschiedlichen Betriebsmodi ein entsprechend unterschiedlicher Luftdurchsatz erzielt
werden kann. Der Begriff der "drehzahlvariablen" Turbine wird im Rahmen dieser Anmeldung
lediglich als Abgrenzung gegenüber Turbinen verwendet, deren Drehzahl, beispielsweise
mittels entsprechend geregelter Bremsen, auf einen festen Drehzahlwert eingestellt
wird. Entsprechendes gilt auch für die zweite Turbine.
[0041] Wie bereits erwähnt, kommt das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhafterweise im Zusammenhang
mit sogenannten HAP-Verfahren zum Einsatz, bei denen die gesamte, in das Destillationssäulensystem
eingespeiste Luft unter Verwendung eines Hauptluftverdichters auf ein Druckniveau
verdichtet wird, das oberhalb des Druckniveaus der Hochdrucksäule liegt. Es wird also
vorteilhafterweise die gesamte, in das Destillationssäulensystem eingespeiste Luft
unter Verwendung eines Hauptluftverdichters auf das Ausgangsdruckniveau gebracht.
[0042] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist, wie bereits oben mit anderen Worten erläutert,
in dem ersten Verfahrensmodus der Luftfaktor, d.h. die zur Gewinnung einer fixen Produktmenge
eingesetzte Luftmenge, deutlich größer als in dem zweiten Verfahrensmodus, weil die
in der zweiten Turbine entspannte und zugleich von dem dritten Druckluftstrom umfasste
und in die Niederdrucksäule eingespeiste Luftmenge größer als in dem zweiten Verfahrensmodus
ist. In dem ersten Verfahrensmodus wird, wie erwähnt, eine größere Flüssigproduktmenge
entnommen als in dem zweiten Verfahrensmodus. Es muss auch daher eine größere Luftmenge
durch den Hauptluftverdichter geführt werden als in dem zweiten Verfahrensmodus. Aufgrund
des größeren Luftfaktors bleibt hierbei der Enddruck des Hauptluftverdichters, also
das hier als "Ausgangsdruckniveau" bezeichnete Druckniveau, aber noch immer geringer
als bei geringerem Luftfaktor.
[0043] In dem zweiten Verfahrensmodus ist der Luftfaktor hingegen deutlich geringer als
in dem ersten Verfahrensmodus, weil die in der zweiten Turbine entspannte und zugleich
von dem dritten Druckluftstrom umfasste und in die Niederdrucksäule eingespeiste Luftmenge
geringer als in dem ersten Verfahrensmodus ist. In dem zweiten Verfahrensmodus wird,
wie erwähnt, eine geringere Flüssigproduktmenge entnommen als in dem ersten Verfahrensmodus.
Dies führt zu einer Verringerung der durch den Hauptluftverdichter geführten Luftmenge
bei gleichzeitig geringerem Enddruck (also dem hier als "Ausgangsdruckniveau" bezeichneten
Druckniveau) gegenüber dem ersten Verfahrensmodus. Wie erwähnt, muss hingegen bei
herkömmlichen Verfahren die durch den Hauptluftverdichter geführte Luftmenge bei verringertem
Druck gleichgehalten werden, was zu einem erhöhten Realvolumen dieser Luftmenge führt.
Dies ist im Rahmen der Erfindung nicht mehr der Fall, der Lastfall in dem zweiten
Betriebsmodus also nicht mehr dimensionierend für den warmen Teil der Luftzerlegungsanlage.
Gleichzeitig ist der Druckunterschied bezüglich des Enddrucks des Hauptluftverdichters
(also dem "Ausgangsdruckniveau") in dem ersten und zweiten Verfahrensmodus geringer
als dies in herkömmlichen Verfahren der Fall wäre, weil, wie erwähnt, aufgrund des
größeren Luftfaktors der Enddruck des Hauptluftverdichters in dem ersten Verfahrensmodus
geringer bleibt als bei einem geringeren Luftfaktor. Da sowohl die im Hauptluftverdichter
verdichtete Luftmenge als auch der dort verwendete Druck sinken, liegt dieser Lastfall
in der Regel besser im Kennfeld als bei konstanter verdichteter Luftmenge und stärker
gesenktem Druck.
[0044] Vorteilhafterweise wird die in der ersten Turbine und der zweiten Turbine entspannte
Luft der ersten Turbine und der zweiten Turbine auf dem demselben Druckniveau, insbesondere
dem Ausgangsdruckniveau, zugeführt. Vorteilhafterweise liegt im Rahmen der vorliegenden
Erfindung dabei das Ausgangsdruckniveau in dem ersten Verfahrensmodus um 1 bis 10
bar oberhalb des Ausgangsdruckniveaus in dem zweiten Verfahrensmodus. Insgesamt können
im Rahmen der vorliegenden Anmeldung des Ausgangsdruckniveau bei 6 bis 15 bar, das
erste Druckniveau bei 4,3 bis 6,9 bar, insbesondere bei ca. 5,4 bar, und das zweite
Druckniveau bei 1,3 bis 1,7 bar, insbesondere bei ca. 1,4 bar, liegen. Das dritte
Druckniveau, falls die Mischsäule nicht auf dem ersten Druckniveau betrieben wird,
unterscheidet sich, wie erwähnt, um höchstens 1 bar von dem ersten. Das erste Temperaturniveau
beträgt vorzugsweise 110 bis 140 °C, das zweite Temperaturniveau 130 bis 240 °C und
das dritte Temperaturniveau 97 bis 102 °C.
[0045] Die im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendeten Turbinen können auf unterschiedliche
Weise gebremst werden. Insbesondere können ein Generator, ein Booster und/oder eine
Ölbremse zum Einsatz kommen.
[0046] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für Fälle, in denen der erste
Sauerstoffgehalt unterhalb von 99 Molprozent, beispielsweise bei 98 bis 99 Molprozent,
und der zweite Sauerstoffgehalt bei 80 bis 98 Molprozent liegt. Der Sauerstoffgehalt
des Reinsauerstoffstroms, falls gebildet, liegt vorteilhafterweise bei 99 bis 100
Molprozent. Ein Verfahren unter Verwendung einer Mischsäule erweist in diesen Fällen
als besonders energieeffizient.
[0047] Die vorliegende Erfindung erstreckt sich ferner auf eine Luftzerlegungsanlage mit
einem Hauptwärmetauscher und einem Destillationssäulensystem, das eine für einen Betrieb
auf einem ersten Druckniveau eingerichtete Hochdrucksäule, eine für einen Betrieb
auf einem zweiten, geringeren Druckniveau eingerichtete Niederdrucksäule und eine
Mischsäule umfasst.
[0048] In einer entsprechenden Anlage sind Mittel vorgesehen, die dafür eingerichtet sind,
der Niederdrucksäule einen sauerstoffreichen Strom mit einem ersten Sauerstoffgehalt
flüssig zu entnehmen und mit dem ersten Sauerstoffgehalt flüssig in die Mischsäule
einzuspeisen, insbesondere in den oberen Bereich, ferner einen ersten Druckluftstrom
gasförmig in die Mischsäule einzuspeisen, insbesondere in der Nähe des Sumpfes, und
in der Mischsäule dem sauerstoffreichen Strom mit dem ersten Sauerstoffgehalt entgegenzuschicken,
der Mischsäule kopfseitig einen sauerstoffreichen Strom mit einem zweiten Sauerstoffgehalt
unterhalb des ersten Sauerstoffgehalts zu entnehmen und aus der Luftzerlegungsanlage
auszuleiten, und den ersten Druckluftstrom unter Verwendung von Luft zu bilden, die
auf ein Ausgangsdruckniveau oberhalb des ersten Druckniveaus verdichtet und danach
auf ein erstes Temperaturniveau abgekühlt und in einer ersten Turbine entspannt wird.
[0049] Wie erwähnt, kann auch ein Reinsauerstoffstrom flüssig der Niederdrucksäule entnommen
und flüssig aus der Luftzerlegungsanlage ausgeleitet werden. In einem derartigen Fall
sind hierzu eingerichtete Mittel vorhanden. In jedem Fall sind Mittel bereitgestellt,
die dafür eingerichtet sind, aus der Luftzerlegungsanlage zumindest zeitweise ein
flüssiges, sauerstoffreiches Luftprodukt in flüssigem Zustand auszuleiten.
[0050] Erfindungsgemäß sind Mittel vorgesehen, die dazu eingerichtet sind, in die Hochdrucksäule
einen zweiten Druckluftstrom einzuspeisen und diesen ebenfalls unter Verwendung der
auf das Ausgangsdruckniveau verdichteten und danach auf das erste Temperaturniveau
abgekühlten und in der ersten Turbine entspannten Luft zu bilden, in die Niederdrucksäule
einen dritten Druckluftstrom einzuspeisen und diesen unter Verwendung von Luft zu
bilden, die auf das Ausgangsdruckniveau verdichtet und danach auf ein zweites Temperaturniveau
abgekühlt, in einer zweiten Turbine entspannt und in dem Hauptwärmetauscher weiter
auf ein drittes Temperaturniveau abgekühlt wird, und die Luft in der ersten Turbine
auf das erste und in der zweiten Turbine auf das zweite Druckniveau zu entspannen
und die Mischsäule auf dem ersten Druckniveau oder einem dritten Druckniveau zu betreiben,
das sich um höchstens 1 bar von dem ersten Druckniveau unterscheidet.
[0051] Diese Mittel sind erfindungsgemäß ferner dazu eingerichtet, die in der ersten Turbine
und die in der zweiten Turbine entspannte Luft der ersten Turbine auf dem ersten Temperaturniveau
und der zweiten Turbine auf dem zweiten Temperaturniveau zuzuführen, wobei das erste
Temperaturniveau mindestens 20 K unterhalb des zweiten Temperaturniveaus liegt.
[0052] Insbesondere ist eine derartige Luftzerlegungsanlage für einen Betrieb in einem ersten
Verfahrensmodus und einem zweiten Verfahrensmodus eingerichtet, indem Mittel vorgesehen
sind, die dafür eingerichtet sind, in dem ersten Verfahrensmodus aus der Luftzerlegungsanlage
das sauerstoffreiche flüssiges Luftprodukt in einer größeren Menge flüssig auszuleiten
als in dem zweiten Verfahrensmodus, und in dem ersten Verfahrensmodus eine größere
Luftmenge in der zweiten Turbine zu entspannen als in dem zweiten Verfahrensmodus,
so dass hierdurch der dritte Druckluftstrom in dem ersten Verfahrensmodus dieselbe
größere Luftmenge umfasst als in dem zweiten Verfahrensmodus.
[0053] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher
erläutert, die bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung veranschaulichen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0054] Figur 1 zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung
in Form eines schematischen Anlagendiagramms.
Ausführliche Beschreibung der Zeichnungen
[0055] In Figur 1 ist eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung dargestellt und insgesamt mit 100 bezeichnet.
[0056] Der Luftzerlegungsanlage 100 wird mittels eines Hauptluftverdichters 2 über ein Filter
1 ein Einsatzluftstrom a angesaugt und im dargestellten Bespiel auf ein Druckniveau
von 6 bis 15 bar (abs.) verdichtet. Der Verdichtung können sich Trocknungs-, Kühl-
und Aufreinigungsschritte bekannter Art anschließen, die der Übersichtlichkeit halber
in Figur 1 nicht veranschaulicht sind.
[0057] Ein entsprechend verdichteter und aufgereinigter Luftstrom b wird in zwei Teilströme
c und d aufgeteilt, die auf dem genannten Druckniveau einem Hauptwärmetauscher 3 warmseitig
zugeführt, in diesem abgekühlt und auf unterschiedlichen Temperaturniveaus entnommen
werden.
[0058] Aus dem Teilstrom c werden durch eine Entnahme aus dem Hauptwärmetauscher 3 auf unterschiedlichen
Temperaturniveaus zwei Teilströme e und f gebildet. Der Teilstrom e wird in einer
Entspannungsmaschine 4, der Teilstrom f in einer Entspannungsmaschine 5 entspannt.
Da der Teilstrom e auf eine tiefere Temperatur als der Teilstrom f abgekühlt wird,
wird die Entspannungsmaschine 4 auch als "kalte" Entspannungsmaschine, die Entspannungsmaschine
5 hingegen als "warme" Entspannungsmaschine bezeichnet.
[0059] Die Entspannung der beiden Teilströme e und f erfolgt jeweils ausgehend von dem erwähnten
Druckniveau von 5 bis 15 bar (abs.). Der Teilstrom e wird im dargestellten Beispiel
auf ein Druckniveau von ca. 5,4 bar (abs.), der Teilstrom f hingegen auf ein Druckniveau
von ca. 1,4 bar (abs.) entspannt. Mit den Entspannungsmaschinen 4 und 5 sind jeweils
Generatoren 41 bzw. 51 gekoppelt.
[0060] Der Teilstrom e wird nach seiner Entspannung in der Entspannungsmaschine 4 nochmals
in zwei Teilströme g und h aufgeteilt. Der Teilstrom g wird sumpfnah einer Hochdrucksäule
61 zugeführt, die als Teil einer Doppelsäule 6 ausgebildet ist. Der Teilstrom h wird
sumpfnah in eine Mischsäule 7 entspannt. Die Hochdrucksäule 61 wird auf dem erwähnten
Druckniveau von ca. 5,4 bar (abs.), die Mischsäule 7 auf einem etwas geringeren Druckniveau
von ca. 5,0 bar (abs.) betrieben.
[0061] Der Teilstrom f wird nach seiner Entspannung in der Entspannungsmaschine 5 auf einem
Zwischentemperaturniveau in den Hauptwärmetauscher 3 zurückgeführt, diesem kaltseitig
entnommen, und in eine Niederdrucksäule 62 eingespeist, die ebenfalls als Teil der
Doppelsäule 6 ausgebildet ist. Die Niederdrucksäule 62 wird auf dem erwähnten Druckniveau
von ca. 1,4 bar (abs.) betrieben.
[0062] Der Teilstrom d wird dem Hauptwärmetauscher 3 kaltseitig entnommen und, ausgehend
von dem erwähnten Druckniveau von 6 bis 15 bar (abs.) in die Hochdrucksäule 61 entspannt.
[0063] In der Hochdrucksäule 61 wird eine flüssige, sauerstoffangereicherte Fraktion sumpfseitig
abgeschieden und in Form des Stroms i abgezogen. Der Strom i wird durch einen Unterkühlungsgegenströmer
8 geführt und anschließend in die Niederdrucksäule 62 entspannt.
[0064] Ein stickstoffreiches Kopfprodukt vom Kopf der Hochdrucksäule 61 wird abgezogen und
zu einem Teil in Form des Stroms k durch einen Hauptkondensator 63 der Doppelsäule
6 geführt und dort zumindest teilweise verflüssigt. Ein Teil des flüssigen, stickstoffreichen
Kopfprodukts der Hochdrucksäule 61 wird (siehe Verknüpfung A) in Form des Stroms I
durch den Unterkühlungsgegenströmer geführt und als flüssiges stickstoffreiches Luftprodukt
an der Anlagengrenze abgegeben. Ein weiterer Teil des verflüssigten, stickstoffreichen
Kopfprodukts der Hochdrucksäule 61 wird als Rücklauf auf die Hochdrucksäule 61 zurückgeführt.
[0065] Von einem Zwischenboden der Hochdrucksäule 61 wird ein stickstoffangereicherter Strom
m abgezogen, ebenfalls durch den Unterkühlungsgegenströmer 8 geführt und kopfnah in
die Niederdrucksäule 62 entspannt.
[0066] Im Sumpf der Niederdrucksäule wird eine flüssige, sauerstoffreiche Fraktion gebildet,
die (siehe Verknüpfung B) in Form des Stroms n abgezogen, teilweise durch den Unterkühlungsgegenströmer
8 geführt und als flüssiges sauerstoffreiches Luftprodukt an der Anlagengrenze abgegeben
wird.
[0067] Von einem Zwischenboden der Niederdrucksäule 62 wird ein sauerstoffangereicherter
Strom o abgezogen, mittels einer Pumpe 9 in flüssigem Zustand druckbeaufschlagt, durch
den Unterkühlungsgegenströmer 8 geführt, in dem Hauptwärmetauscher 3 erwärmt und kopfnah
in die Mischsäule 7 eingespeist. Die Mischsäule 7 wird wie mehrfach erläutert betrieben.
Vom Kopf der Mischsäule 7 wird ein gegenüber dem Strom o an Sauerstoff abgereicherter
Strom p abgezogen, im Hauptwärmetauscher 3 erwärmt und als gasförmiges Sauerstoffprodukt
an der Anlagengrenze abgegeben.
[0068] Vom Kopf der Niederdrucksäule 62 wird ein unreiner Stickstoffstrom q abgezogen, durch
den Unterkühlungsgegenströmer 8 und den Hauptwärmetauscher 3 geführt und beispielsweise
in einer Aufreinigungseinrichtung für den Strom a eingesetzt.
[0069] Ein stickstoffreicher Strom r wird aus nicht durch den Hauptkondensator 63 geführtem,
stickstoffangereichertem Kopfprodukt der Niederdrucksäule 61 gebildet.
[0070] Die in der Figur 1 veranschaulichte Luftzerlegungsanlage 100 ist für zwei Verfahrensmodi
eingerichtet, die zuvor erläutert wurden. In einem ersten Verfahrensmodus ist die
Menge des hier in Form des Stroms n aus der Luftzerlegungsanlage 100 flüssig ausgeleiteten
flüssigen Luftprodukts größer als in dem zweiten Verfahrensmodus. Gleichzeitig wird
in dem ersten Verfahrensmodus über die Turbine 5 eine größere Luftmenge entspannt
als in dem zweiten Verfahrensmodus, so dass der Luftfaktor sich erhöht. In dem zweiten
Verfahrensmodus sinken aufgrund des verringerten Luftfaktors der Druck und die Menge
des Stroms b, also der Enddruck des Hauptluftverdichters 2 und die Menge der durch
diesen geführten Luft.
1. Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, bei dem eine Luftzerlegungsanlage
(100) mit einem Hauptwärmetauscher (3) und einem Destillationssäulensystem (6, 7)
verwendet wird, das eine auf einem ersten Druckniveau betriebene Hochdrucksäule (61),
eine auf einem zweiten, geringeren Druckniveau betriebene Niederdrucksäule (62) und
eine Mischsäule (7) umfasst, und bei dem
- der Niederdrucksäule (62) ein sauerstoffreicher Strom (n) mit einem ersten Sauerstoffgehalt
flüssig entnommen und mit dem ersten Sauerstoffgehalt flüssig in die Mischsäule (7)
eingespeist wird,
- ferner ein erster Druckluftstrom (h) gasförmig in die Mischsäule (7) eingespeist
und in der Mischsäule (7) dem sauerstoffreichen Strom (n) mit dem ersten Sauerstoffgehalt
entgegengeschickt wird,
- der Mischsäule (7) kopfseitig ein sauerstoffreicher Strom (o) mit einem zweiten
Sauerstoffgehalt unterhalb des ersten Sauerstoffgehalts entnommen und aus der Luftzerlegungsanlage
(100) ausgeleitet wird,
- der erste Druckluftstrom (h) unter Verwendung von Luft gebildet wird, die auf ein
Ausgangsdruckniveau oberhalb des ersten Druckniveaus verdichtet und danach auf ein
erstes Temperaturniveau abgekühlt, auf dem ersten Temperaturniveau einer ersten Turbine
(4) zugeführt und in der ersten Turbine (4) entspannt wird, und
- aus der aus der Luftzerlegungsanlage (100) zumindest zeitweise ein flüssiges sauerstoffreiches
Luftprodukt flüssig ausgeleitet wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- in die Hochdrucksäule (61) ein zweiter Druckluftstrom (g) eingespeist wird, der
ebenfalls unter Verwendung der auf das Ausgangsdruckniveau verdichteten und danach
auf das erste Temperaturniveau abgekühlten und in der ersten Turbine (4) entspannten
Luft gebildet wird,
- in die Niederdrucksäule (62) ein dritter Druckluftstrom (f) eingespeist wird, der
unter Verwendung von Luft gebildet wird, die auf das Ausgangsdruckniveau verdichtet
und danach auf ein zweites Temperaturniveau abgekühlt, auf dem zweiten Temperaturniveau
einer zweiten Turbine (5) zugeführt, in der zweiten Turbine (5) entspannt und in dem
Hauptwärmetauscher (3) weiter auf ein drittes Temperaturniveau abgekühlt wird,
- die Luft in der ersten Turbine (4) auf das erste und in der zweiten Turbine (5)
auf das zweite Druckniveau entspannt wird und die Mischsäule (7) auf dem ersten Druckniveau
oder einem dritten Druckniveau betrieben wird, das sich um höchstens 1 bar von dem
ersten Druckniveau unterscheidet, und
- dass das erste Temperaturniveau mindestens 20 K unterhalb des zweiten Temperaturniveaus
liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem in die Hochdrucksäule (62) ein vierter Druckluftstrom
(f) eingespeist wird, der unter Verwendung von Luft gebildet wird, die auf das Ausgangsdruckniveau
verdichtet und danach auf ein drittes Temperaturniveau abgekühlt und mittels einer
Drossel entspannt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, das einen ersten Verfahrensmodus und einen zweiten
Verfahrensmodus umfasst, wobei
- in dem ersten Verfahrensmodus das flüssige sauerstoffreiche Luftprodukt in einer
größeren Menge aus der Luftzerlegungsanlage (100) ausgeleitet wird als in dem zweiten
Verfahrensmodus, und
- in dem ersten Verfahrensmodus eine größere Luftmenge in der zweiten Turbine (5)
entspannt wird als in dem zweiten Verfahrensmodus und hierdurch zugleich der dritte
Druckluftstrom (f) in dem ersten Verfahrensmodus dieselbe größere Luftmenge umfasst
als in dem zweiten Verfahrensmodus.
4. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem der Hochdrucksäule (61) ein oder mehrere stickstoffreiche
Ströme (I, q) entnommen und aus der Luftzerlegungsanlage (100) ausgeleitet werden,
wobei die in der zweiten Turbine (4) entspannte und zugleich von dem dritten Druckluftstrom
(f) umfasste Luftmenge derart eingestellt wird, dass eine Summe aus der Menge der
durch die zweite Turbine (4) entspannten und zugleich von dem dritten Druckluftstrom
(f) umfassten Luftmenge und der von dem oder den stickstoffreichen Strömen (I, q)
umfassten Menge in dem ersten Verfahrensmodus 12 bis 18 Prozent und in dem zweiten
Verfahrensmodus 0 bis 8 Prozent der in das Destillationssäulensystem (6, 7) eingespeisten
Gesamtluftmenge entspricht.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, bei dem die gesamte, in das Destillationssäulensystem
(6, 7) eingespeiste Luft unter Verwendung eines Hauptluftverdichters (2) auf das Ausgangsdruckniveau
gebracht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem in dem ersten Verfahrensmodus eine größere Luftmenge
bei höherem Druck durch den Hauptluftverdichter (2) geführt wird als in dem zweiten
Verfahrensmodus.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die in der ersten Turbine
(4) und der zweiten Turbine (5) entspannte Luft der ersten Turbine (4) und der zweiten
Turbine (5) auf dem demselben Druckniveau zugeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, bei dem der Ausgangsdruck in dem ersten
Verfahrensmodus um 1 bis 10 bar oberhalb des Ausgangsdrucks in dem zweiten Verfahrensmodus
liegt.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das Ausgangsdruckniveau bei
6 bis 15 bar (abs.), das erste Druckniveau bei 4,3 bis 6,9 bar (abs.) und das zweite
Druckniveau bei 1,3 bis 1,7 bar (abs.) liegt.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das erste Temperaturniveau
bei 110 bis 140 °C, das zweite Temperaturniveau bei 130 bis 240 °C und das dritte
Temperaturniveau bei 97 bis 102 °C liegt
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die erste Turbine (4) und/oder
die zweite Turbine (5) unter Verwendung eines Generators, eines Boosters und/oder
einer Ölbremse gebremst werden.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem der erste Sauerstoffgehalt
99 bis 100 Molprozent und der zweite Sauerstoffgehalt 80 bis 98 Molprozent beträgt.
13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die erste Turbine (4) und
die zweite Turbine (5) drehzahlvariable Turbinen sind.
14. Luftzerlegungsanlage (100) mit einem Hauptwärmetauscher (3) und einem Destillationssäulensystem
(6, 7), das eine für einen Betrieb auf einem ersten Druckniveau eingerichtete Hochdrucksäule
(61), eine für einen Betrieb auf einem zweiten, geringeren Druckniveau eingerichtete
Niederdrucksäule (62) und eine Mischsäule (7) umfasst, und bei der Mittel vorgesehen
sind, die dafür eingerichtet sind,
- der Niederdrucksäule (62) einen sauerstoffreichen Strom (n) mit einem ersten Sauerstoffgehalt
flüssig zu entnehmen und mit dem ersten Sauerstoffgehalt flüssig in die Mischsäule
(7) einzuspeisen,
- ferner einen ersten Druckluftstrom (h) gasförmig in die Mischsäule (7) einzuspeisen
und in der Mischsäule (7) dem sauerstoffreichen Strom (n) mit dem ersten Sauerstoffgehalt
entgegenzuschicken,
- der Mischsäule (7) kopfseitig einen sauerstoffreichen Strom (o) mit einem zweiten
Sauerstoffgehalt unterhalb des ersten Sauerstoffgehalts zu entnehmen und aus der Luftzerlegungsanlage
(100) auszuleiten,
- den ersten Druckluftstrom (h) unter Verwendung von Luft zu bilden, die auf ein Ausgangsdruckniveau
oberhalb des ersten Druckniveaus verdichtet und danach auf ein erstes Temperaturniveau
abgekühlt, auf dem ersten Temperaturniveau einer ersten Turbine (4) zugeführt und
in der ersten Turbine (4) entspannt wird, und
- aus der Luftzerlegungsanlage (100) zumindest zeitweise ein flüssiges sauerstoffreiches
Luftprodukt flüssig auszuleiten,
gekennzeichnet durch Mittel, die dafür eingerichtet sind,
- in die Hochdrucksäule (62) einen zweiten Druckluftstrom (g) einzuspeisen und diesen
ebenfalls unter Verwendung der auf das Ausgangsdruckniveau verdichteten und danach
auf das erste Temperaturniveau abgekühlten und in der ersten Turbine (4) entspannten
Luft zu bilden,
- in die Niederdrucksäule (62) einen dritten Druckluftstrom (f) einzuspeisen und diesen
unter Verwendung von Luft zu bilden, die auf das Ausgangsdruckniveau verdichtet und
danach auf ein zweites Temperaturniveau abgekühlt, auf dem zweiten Temperaturniveau
einer zweiten Turbine (5) zugeführt, in der zweiten Turbine (4) entspannt und in dem
Hauptwärmetauscher (3) weiter auf ein drittes Temperaturniveau abgekühlt wird,
- die Luft in der ersten Turbine (4) auf das erste und in der zweiten Turbine (5)
auf das zweite Druckniveau zu entspannen und die Mischsäule (7) auf dem ersten Druckniveau
oder einem dritten Druckniveau zu betreiben, das sich um höchstens 1 bar von dem ersten
Druckniveau unterscheidet, und
- dass das erste Temperaturniveau mindestens 20 K unterhalb des zweiten Temperaturniveaus
liegt.
15. Luftzerlegungsanlage (100) nach Anspruch 14, die für einen Betrieb in einem ersten
Verfahrensmodus und einem zweiten Verfahrensmodus eingerichtet ist, indem Mittel vorgesehen
sind, die dafür eingerichtet sind,
- in dem ersten Verfahrensmodus das flüssige sauerstoffreiche Luftprodukt in einer
größeren Menge aus der Luftzerlegungsanlage (100) auszuleiten als in dem zweiten Verfahrensmodus,
und
- in dem ersten Verfahrensmodus eine größere Luftmenge in der zweiten Turbine (5)
zu entspannen als in dem zweiten Verfahrensmodus, so dass hierdurch der dritte Druckluftstrom
(f) in dem ersten Verfahrensmodus dieselbe größere Luftmenge umfasst als in dem zweiten
Verfahrensmodus.