[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung eines Zustands, wie zum Beispiel
einer Festigkeit einer Wärmetauschereinrichtung. Dabei werden zum Beispiel Plattenwärmetauscher
betrachtet und ferner Verfahren zur Herstellung eines Wärmetauschers und/oder einer
verfahrenstechnischen Anlage vorgeschlagen. Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Betreiben von Wärmetauschern bzw. Wärmeübertragern oder verfahrenstechnischen
Anlagen.
[0002] Es ist wünschenswert, die mechanische und thermische Beanspruchung von Elementen
in verfahrenstechnischen Anlagen, wie zum Beispiel Luftzerlegungs- oder Gasverflüssigungsanlagen,
zu prognostizieren, um deren Lebensdauer, Wartungsanfälligkeit oder Beständigkeit
abzuschätzen. Dazu werden Simulationsverfahren benötigt, die den Betrieb der Anlage
realistisch nachbilden und Zustandsgrößen der in der Anlage verbauten Elemente bereitstellen.
Meist sind diese Simulationsverfahren rechentechnisch äußerst aufwendig oder sie liefern
nicht ausreichend präzise Daten.
[0003] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, verbesserte Simulationsmöglichkeiten
bereitzustellen.
[0004] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Die abhängigen Ansprüche nennen optionale Weiterbildungen.
[0005] Demgemäß wird ein Verfahren zum Bestimmen eines Zustands einer Wärmetauschereinrichtung,
welche Mittel zum Wärmeübertragen mit Hilfe von Prozessströmen aufweist, vorgeschlagen.
Dabei erfolgt eine thermohydraulische Simulation eines oder mehrerer Prozessströme
durch eine oder mehrere Passagen in der Wärmetauschereinrichtung zur Bestimmung von
Temperatur- und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofilen der Mittel zum Wärmeübertragen.
[0006] Der oder die Prozessströme können Materialströme sein und insbesondere von Fluidströmen
eines jeweiligen Prozessfluids oder durch Energieströme gebildet sein. Insofern wird
bei einer Ausführungsform ein Verfahren zum Bestimmen eines Zustands einer Wärmetauschereinrichtung,
welche Mittel zum Wärmeübertragen mit Hilfe von Fluidströmen eines Prozessfluids aufweist,
vorgeschlagen, bei dem eine thermohydraulische Simulation der Fluidströme des Prozessfluids
durch Passagen in der Wärmetauschereinrichtung zur Bestimmung von Temperatur- und/oder
Wärmeübergangskoeffizientenprofilen der Mittel zum Wärmeübertragen erfolgt.
[0007] Das Prozessfluid ist insbesondere ein fluides Medium einer kryotechnischen Anlage,
wie Flüssigkeiten, verflüssigte Gase oder Gasgemische. Denkbar ist zum Beispiel Wasser,
Flüssiggas, verflüssigte Luft oder Luftzerlegungsprodukte.
[0008] Der zu bestimmende Zustand der Wärmetauschereinrichtung ist insbesondere ein thermohydraulischer
Zustand. Denkbar ist auch die Bestimmung eines Festigkeitszustands.
[0009] Der im Plural gebrauchte Begriff "Mittel" ist als Gattungsbezeichnung zu verstehen,
sodass nicht zwingend mehrere strukturelle Elemente zum Wärmeübertragen notwendig
sind.
[0010] Als Wärmetauschereinrichtung gilt üblicherweise eine Einrichtung, die geeignet ist,
Wärme von einer ersten zu einer zweiten Seite zu übertragen. Man kann auch von einer
Wärmeübertragereinrichtung, die strukturelle Mittel aufweist, sprechen. Streng genommen
erfolgt dabei kein "Austausch" von Wärme, vielmehr wird eine Wärmemenge übertragen,
weshalb im Folgenden auch von einem Wärmeübertrager gesprochen wird.
[0011] Grundsätzlich umfasst der Begriff "Wärmetauscher" im Sinne dieser Beschreibung auch
Einrichtungen, die Wärmemengen übertragen bzw. leiten. Insofern kann auch eine sogenannte
Heatpipe bzw. ein Wärmerohr als Wärmetauschereinrichtung aufgefasst werden. Auch ein
wärmeleitendes Element in einer Anlage, also ein Mittel zum Wärmeübertragen, kann
als Wärmetauschereinrichtung verstanden werden.
[0012] Als Wärmetauschereinrichtung gilt ferner ein sogenannter Regenerator, bei dem Wärme
zunächst - beispielsweise einem ersten Fluid entzogen und - gespeichert wird und die
Wärme anschließend - beispielsweise an ein zweites Fluid - abgegeben wird.
[0013] In Ausführungsformen ist die Wärmetauschereinrichtung eingerichtet, eine Wärmemenge
von einem ersten Fluid auf ein zweites Fluid zu übertragen. Man spricht auch von einem
Rekuperator.
[0014] Das vorgeschlagene Verfahren bezieht sich dabei allgemeine Einrichtungen, die Wärme
übertragen können,
[0015] Es erfolgt dabei eine thermohydraulische Bestimmung von Temperaturprofilen in Passagen
des Wärmetauschers, die zeitlich variieren können. Diese dynamischen Temperaturprofile
werden als Randbedingungen der strukturmechanischen Berechnung benötigt. Diese wird
z.B. mit Hilfe von Finite Elemente Methoden (FEM) durchgeführt. Die ermittelten Temperaturprofile
können dabei an Strukturelementen des Wärmetauschers vorliegen, welche das Prozessfluid
leiten. Mann kann jedoch auch von Temperatur- oder Wärmeübergangskoeffizientenprofilen
der jeweiligen Prozessfluidströme sprechen.
[0016] Bei der thermohydraulischen Simulation werden vorzugsweise zeitlich veränderliche
Temperaturrandbedingungen und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofile, insbesondere
an den Mitteln zum Wärmeübertragen, ermittelt. In Weiterbildungen des Verfahrens werden
ferner Konzentrations- und/oder Dampfanteilprofile des Prozessfluids ermittelt. Durch
die Ermittlung der vorgenannten Profile mit Hilfe der thermohydraulischen Simulation,
wobei die Profile als Randbedingungen für weitere Bestimmungsverfahren für den Wärmetauscher
oder Wärmeübertrager dienen, wird eine zuverlässige Zustandsbestimmung bei reduziertem
Rechenaufwand ermöglicht. Im Rahmen der Simulation werden somit thermodynamische Zustände
und fluiddynamische Zustände in der Wärmetauschereinrichtung oder einer verfahrenstechnischen
Anlage gleichzeitig ermittelt.
[0017] Die zeitlich veränderlichen Temperaturrandbedingungen werden in Ausführungsformen
mit Hilfe eines Modells für einen Phasenübergang des Prozessfluids, für eine Stofftrennung
von Bestandteilen des Prozessfluids bzw. eine Entmischung von Bestandteilen des Prozessfluids,
für einen Auffüllvorgang mit dem Prozessfluid und/oder für fluiddynamische Instabilitäten
des Prozessfluids ermittelt.
[0018] In Ausführungsformen wird zur thermohydraulischen Simulation eine jeweilige Passage
mit einem angekoppelten Mittel zum Wärmeübertragen auf ein eindimensionales Modellsystem
mit einer Prozessstromeinspeisung, einer Wärmeübertragungsstrecke und einer Prozessstromausspeisung
abgebildet, wobei entlang der Wärmeübertragungstrecke ein insbesondere eindimensional
ausgedehnter Körper mit einer Wärmekapazität anliegt.
[0019] Vorzugsweise werden bei der thermohydraulischen Simulation ein Wärmekapazitätswert
und/oder ein Wärmeübertragungswert für den eindimensionalen ausgedehnten Körper schrittweise
oder kontinuierlich erhöht, um ein numerisches Konvergieren des eindimensionalen Modellsystems
zu gewährleisten.
[0020] In Ausführungsformen umfasst das Verfahren wenigstens einen oder mehrere und vorzugsweise
alle der folgenden Schritte:
Erfassen mehrerer, vorzugsweise aller, Passagen eines Wärmetauschers und/oder einer
verfahrenstechnischen Anlage mit jeweils einem Anfangspunkt und einem Endpunkt, wobei
ein jeweiliger Anfangs- oder Endpunkt einer Prozessstromeinspeisung oder einer Prozesstromausspeisung
entspricht;
Erfassen von Knoten zwischen den erfassten Passagen, wobei an einem Knoten mehrere
Anfangs und/oder Endpunkte zusammenlaufen;
Zuordnen eines eindimensionalen Modells zu jeder erfassten Passage;
Festlegen von Drücken des Prozessfluids an Prozesstromausspeisungen und den Knoten;
und
Durchführen einer räumlich und zeitlich diskretisierten computerimplementierten Berechnung
der bzw. des eindimensionalen Modells zum Bestimmen der Temperatur- und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofile.
[0021] Vorzugsweise wird im Sinne einer Navier-Stokes'schen Beschreibung ein vollständiger
ortsaufgelöster thermodynamischer Zustand in einer Dimension simulationstechnisch
berücksichtigt. Dass hießt Masse-, Impuls- und Energiebilanzen werden eindimensional
betrachtet. Insofern kann man sagen, dass zur thermohydraulischen Simulation eine
jeweilige Passage mit Hilfe eindimensionaler Navier-Stokes-Gleichungen beschrieben
wird.
[0022] Vorzugsweise werden adiabatische Randbedingungen an den Anfangs- und Endpunkten einer
beispielsweise von Metallelementen begrenzten Passage bzw. an einer Prozessstromeinspeisung
und einer Prozessstromausspeisung am Metall verwendet. Da heißt, es wird angenommen,
dass innerhalb des Metalls in Strömungsrichtung des Prozessfluids kein Wärmetransport
erfolgt.
[0023] Bei der entsprechenden eindimensionale Simulation gehen in Varianten des Verfahrens
Terme ein, die beschreiben: eine zeitliche Masseanreicherung des Prozessfluids, einen
räumlichen Massetransport des Prozessfluids, eine Reaktionsrate, eine zeitliche Impulsanreicherung
des Prozessfluids, einen räumlichen Impulstransport des Prozessfluids, einen räumlichen
Druckgradienten, eine räumliche Reibung, Einflüsse der Schwerkraft auf das Prozessfluid,
eine zeitliche Energieanreicherung des Prozessfluids, einen räumlichen Enthalpietransport
des Prozessfluids, eine Ausdehnungsarbeit des Prozessfluids, Reibungsdissipation und/oder
einen Wärmeeintrag oder akustischen Eintrag von außen.
[0024] Ausführungsformen des Verfahrens dienen einer Prognose für eine Lebensdauer von Teilen
einer verfahrenstechnischen Anlage, wie beispielsweise eines Wärmetauschers, unter
dem Einfluss von thermischen Veränderungen während des Betriebs der Anlage. Man spricht
auch von einer Lebensdauerverbrauchsanalyse. Gemäß einer Variante des Verfahrens wird
der Zustand der Wärmetauschereinrichtung als ein Lebensdauerverbrauch in der Art einer
Wöhler-Kurve bestimmt, wobei eine Beanspruchung in Abhängigkeit von einer Anzahl von
Betriebszyklen der Wärmetauschereinrichtung bestimmt wird.
[0025] Die Mittel zum Wärmeübertragen können ein Rohr, eine Platte, ein Trennblech, ein
Profilteil, eine Lamelle oder eine Rippe umfassen.
[0026] Vorzugsweise berücksichtigt die Simulation einen Joule-Thompson-Effekt des Prozessstroms
in den Passagen.
[0027] Bei der Durchführung des Verfahrens erfolgt insbesondere eine zeitliche und örtliche
Diskretisierung.
[0028] Der Zustand der Wärmetauschereinrichtung wird optional mit Hilfe eines Finite Elemente
Verfahrens (FEM) für eine strukturmechanische Berechnung des Zustands in Abhängigkeit
von den veränderlichen Temperaturrandbedingungen bestimmt. Dabei können Spannungszustände
(örtlich und zeitlich verteilt) der Wärmeübertragereinrichtung bestimmt werden.
[0029] Es wird ferner ein Verfahren zum Herstellen einer Anlage oder Wärmetauschereinrichtung
vorgeschlagen, wobei strukturelle Parameter der Wärmetauschereinrichtung in Abhängigkeit
von einem bestimmten Zustand als Ergebnis des Verfahrens zum Bestimmen eines Zustands
der Wärmetauschereinrichtung des herzustellenden Typs festgelegt werden. Dabei ist
wenigstens ein struktureller Parameter insbesondere eine Lötstelle, eine Materialdicke
oder eine Materialauswahl.
[0030] Durch eine vorherige Simulation, beispielsweise bestimmter Betriebssituationen für
den Wärmetauscher, und eine entsprechende Zustandsermittlung als Lebensdauerverbrauchsanalyse,
kann das Design der Anlage bzw. des Wärmetauschers derart angepasst werden, dass eine
verbesserte Lebensdauererwartung eintritt. Beispielsweise können Fins, Längen- oder
Breitenangaben, Lagenmuster, Zweiphaseneinspeisungen oder weitere konstruktive Maßnahmen
ergriffen werden. Unter Herstellen ist insofern auch zu verstehen, dass bestehende
Anlagen mit zum Beispiel verbauten Wärmetauschern verändert werden, um verbesserte
simulierte bzw. prognostizierte Lebensdauern zu erreichen. Man kann insofern auch
von einem Verfahren zum Umbauen einer Anlage oder Wärmetauschereinrichtung sprechen,
wenn aufgrund durchgeführter Simulationen eine Veränderung der Anlage erfolgt.
[0031] Weiterhin wird ein Verfahren zum Betreiben einer Anlage oder Wärmetauschereinrichtung
vorgeschlagen, wobei Betriebsparameter in Abhängigkeit von einem bestimmten Zustand
als Ergebnis des vorgenannten Verfahrens zum Bestimmen eines Zustands der Wärmetauschereinrichtung
festgelegt werden, und wobei ein Betriebsparameter insbesondere ein Druck, ein Wartungsintervall
oder ein Austauschzeitpunkt von Mitteln zum Wärmeübertragen ist.
[0032] Durch eine Simulation, beispielsweise bestimmter Betriebssituationen oder Betriebsverläufe
für den Wärmetauscher oder der Anlage, und eine entsprechende Zustandsermittlung als
Lebensdauerverbrauchsanalyse, kann das Design oder der Betrieb der Anlage bzw. des
Wärmetauschers derart angepasst werden, dass eine verbesserte Lebensdauererwartung
eintritt. Die vorgenommene Simulation ermöglicht damit einen optimierten Betrieb von
Anlagen, die Wärmetauscher umfassen.
[0033] Weiterhin wird ein Computerprogrammprodukt vorgeschlagen, welches auf einer programmgesteuerten
Einrichtung die Durchführung des bzw. der wie oben erläuterten Verfahren veranlasst.
Denkbar ist zum Beispiel die Durchführung mit Hilfe eines Computers oder eines Leitwartenrechners
für eine verfahrenstechnische Anlage. Die Bestimmung des (thermohydraulischen) Zustands
des jeweiligen Wärmeübertragers kann in der Art eines Prozesssimulators implementiert
sein. Dadurch können, insbesondere modular, Wechselwirkungen des betrachteten Wärmetauschers
mit weiteren Anlagenteilen berücksichtigt werden. Der Prozesssimulator kann Teil einer
Simulationssoftware sein.
[0034] Ein Computerprogrammprodukt, wie z.B. ein Computerprogramm-Mittel, kann beispielsweise
als Speichermedium, wie z.B. Speicherkarte, USB-Stick, CD-ROM, DVD, oder auch in Form
einer herunterladbaren Datei von einem Server in einem Netzwerk bereitgestellt oder
geliefert werden. Dies kann zum Beispiel in einem drahtlosen Kommunikationsnetzwerk
durch die Übertragung einer entsprechenden Datei mit dem Computerprogrammprodukt oder
dem Computerprogramm-Mittel erfolgen.
[0035] Das bzw. die Verfahren sind insbesondere software-implementiert, und es wird im Folgenden
auch synonym von einer Simulationssoftware und/oder einem Prozesssimulator gesprochen.
[0036] Es wird darüberhinaus eine Benutzerschnittstelle für einen solchen Prozesssimulator
vorgeschlagen. Die Benutzerschnittstelle umfasst dann eine Anzeigeeinrichtung, die
eingerichtet ist, ein Netzwerk von Passagen visuell darzustellen, erste Auswahlmittel
zum Auswählen einer dargestellten Passage, zweite Auswahlmittel zum Zuweisen eines
eindimensionalen Modells zu einer ausgewählten Passage, und dritte Auswahlmittel zum
Zuweisen von Simulationsparametern zu dem der ausgewählten Passage zugewiesenen eindimensionalen
Modell, wobei die Benutzerschnittstelle kommunikativ an den Prozesssimulator gekoppelt
ist.
[0037] Vorzugsweise ist die Anzeigeeinrichtung der Benutzerschnittstelle ferner eingerichtet,
mehrere Varianten von eindimensionalen Modellen zur Auswahl anzuzeigen, wobei die
Varianten die Berücksichtigung einer zeitlichen Masseanreicherung des Prozessfluids,
eines räumlichen Massetransports des Prozessfluids, einer Reaktionsrate, einer zeitliche
Impulsanreicherung des Prozessfluids, eines räumlichen Impulstransportes des Prozessfluids,
eines räumlichen Druckgradienten, einer räumliche Reibung, von Einflüssen der Schwerkraft
auf das Prozessfluid, einer zeitliche Energieanreicherung des Prozessfluids, eines
räumlichen Enthalpietransports des Prozessfluids, einer Ausdehnungsarbeit des Prozessfluids,
von Reibungsdissipation und/oder eines Wärmeeintrags oder eines akustischen Eintrags
von außen für die jeweilige Passage erlauben.
[0038] Eine Simulationseinrichtung umfasst dann mindestens einen Prozesssimulator und eine
Benutzerschnittstelle, wie zuvor und im Folgenden beschrieben, und die Benutzerschnittstelle
übergibt die ausgewählten und zugewiesenen Angaben für die ausgewählten Passagen,
die jeweiligen zugewiesenen Varianten eindimensionaler Modelle und die zugewiesenen
Simulationsparameter an den Prozesssimulator.
[0039] Weitere mögliche Implementierungen der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte
Kombinationen von zuvor oder im Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen
Merkmale oder Ausführungsformen. Dabei wird der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen
oder Ergänzungen zu der jeweiligen Grundform der Erfindung hinzufügen.
[0040] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Aspekte der Erfindung sind Gegenstand der
Unteransprüche sowie der im Folgenden beschriebenen Ausführungsbeispiele der Erfindung.
Im Weiteren wird die Erfindung anhand von bevorzugten Ausführungsformen unter Bezugnahme
auf die beigelegten Figuren näher erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch und perspektivisch einen Plattenwärmeübertrager von außen
mit einigen Anbauten.
Fig. 2 zeigt den Plattenwärmeübertrager aus Figur 1 mit einem teilweise weggelassenen
Abdeckblech ohne die Anbauten.
Fig. 3 zeigt schematisch und perspektivisch eine Passage aus dem Plattenwärmeübertrager
der Fig. 1 und 2.
Fig. 4 zeigt eine Darstellung für ein Passagenmodell.
Fig. 5 zeigt Diagramme mit möglichen Start-Temperaturverteilungen in einer Passage.
Fig. 6 - 10 zeigen Simulationsergebnisse für verschiedene Ausführungsformen von Wärmeübertragern.
Fig. 11 zeigt ein Ablaufdiagramm für ein Ausführungsbeispiel eines Simulationsverfahrens
zum Bestimmen von Zuständen eines Wärmeübertragers.
Fig. 12 zeigt eine schematische Darstellung für ein Ausführungsbeispiel eines Prozesssimulators
zum Bestimmen von Zuständen eines Wärmeübertragers.
Fig. 13 zeigt eine schematische Darstellung für ein Ausführungsbeispiel einer Benutzerschnittstelle
für einen Prozesssimulator nach Fig. 12.
Fig. 14 zeigt ein Ablaufdiagramm für ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Simulationsverfahrens
zum Bestimmen von Zuständen eines Wärmeübertragers.
Fig. 15 zeigt ein Ablaufdiagramm für ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens zum
Betreiben einer verfahrenstechnischen Anlage.
[0041] In den Figuren sind gleiche oder funktionsgleiche Elemente mit denselben Bezugszeichen
versehen worden, sofern nichts anderes angegeben ist.
[0042] Fig. 1 zeigt als Beispiel für eine Wärmeübertragereinrichtung einen Plattenwärmeübertrager
10 von außen. Der Plattenwärmeübertrager 10 weist einen zentralen Quader 8 mit einer
Länge L von etwa 6 m und einer Breite bzw. Höhe B, H von jeweils 1,2 m auf. Oben auf
dem Quader 8, an dessen Seiten und unterhalb des Quaders 8 erkennt man Aufsätze 6
und 6a. Unterhalb des Quaders 8 und auf der der abgebildeten Seite abgewandten Seite
befinden sich auch solche Aufsätze 6 und 6a. Diese sind jedoch teilweise verdeckt.
Durch Stutzen 7 kann dem Plattenwärmeübertrager 10 ein Prozessfluid, zum Beispiel
Wasser, zugeführt bzw. diesem wieder entnommen werden. Man erhält beim Durchströmen
somit einen Prozessstrom. Die Aufsätze 6 und 6a dienen zur Verteilung des durch die
Stutzen 7 eingebrachten Wassers bzw. zum Sammeln und zur Konzentration des aus dem
Plattenwärmeübertrager 10 zu entnehmenden Wassers. Innerhalb des Plattenwärmeübertragers
10 tauschen dann die verschiedenen Wasserströme Wärme aus.
[0043] Der in Fig. 1 gezeigte Plattenwärmeübertrager 10 ist dazu ausgelegt, mehr als zwei
Prozessströme in getrennten Passagen zum Wärmeaustausch aneinander vorbeizuführen.
Ein Teil der Ströme kann gegensinnig aneinander vorbeigeführt werden, ein anderer
Teil über Kreuz. Zur weiteren Erläuterung wird die vereinfachte Situation betrachtet,
dass zwei Prozessströme in getrennten sich abwechselnden Passagen aneinander vorbeiströmen.
Grundsätzlich können auch größere Anzahlen von Prozessströmen behandelt werden und
im Rahmen einer Simulation berücksichtigt werden.
[0044] In Fig. 2 kann man erkennen, wie der Plattenwärmeübertrager 10 im Inneren aufgebaut
ist. Im Wesentlichen handelt es sich um einen Quader 8 aus Trennblechen 1 und Einbauten
zur Verbesserung des Wärmeübergangs 2, so genannten Fins 2, bzw. Verteilerprofilen
3. Trennbleche 1 und Profile 2 bzw. 3 aufweisende Schichten wechseln sich ab. Eine
ein Wärmeaustauschprofil 2 und Verteilerprofile 3 aufweisende Schicht wird Passage
14 genannt (eine solche Passage ist in Fig. 3 gezeigt und wird unten beschrieben).
[0045] Der Quader 8 weist also abwechselnd parallel zu den Strömungsrichtungen liegende
Passagen 14 und Trennbleche 1 auf. Sowohl die Trennbleche 1 als auch die Passagen
14 sind aus Aluminium gefertigt. Zu ihren Seiten sind die Passagen 14 durch Balken
4 aus Aluminium abgeschlossen, so dass durch die Stapelbauweise mit den Trennblechen
1 eine Seitenwand ausgebildet ist. Die außen liegenden Passagen 14 des Quaders 8 sind
durch eine parallel zu den Passagen und den Trennblechen 1 liegende Abdeckung 5 aus
Aluminium verdeckt.
[0046] Der Quader 8 ist durch Aufbringen eines Lots auf die Flächen der Trennbleche 1 und
anschließendes abwechselndes Aufeinanderstapeln der Trennbleche 1 und der Passagen
14 hergestellt. Die Abdeckungen 5 decken den Stapel 8 nach oben oder unten ab. Anschließend
ist der Stapel 8 durch Erhitzen in einem den Stapel 8 umfassenden Ofen verlötet worden.
Bei der Dimensionierung der Lötstellen oder der Materialdicken können insbesondere
Verfahren zum Einsatz kommen, die Festigkeitszustände der Elemente des Wärmeübertragers
10 prognostizieren bzw. berechnen. Bei der Herstellung können dann beispielsweise
Schwächen oder besonders stressbelastete Elemente verstärkt werden. Um insbesondere
Spannungsverteilungen an den Passagen 14 bestimmen zu können, ist es wünschenswert
die aufgrund der Prozessströme auftretenden dynamischen Temperaturverteilungen und/oder
-Profile der lokalen Wärmeübergangskoeffizientenprofile zu simulieren.
[0047] An den Seiten des Plattenwärmeübertragers 10 weisen die Verteilerprofile 3 Verteilerprofilzugänge
9 auf. Durch diese kann von außen das Wasser als Prozessfluid in die zugehörigen Passagen
14 über die Aufsätze 6 und 6a und Stutzen 7 eingebracht bzw. auch wieder entnommen
werden. Die in Figur 2 gezeigten Verteilerprofilzugänge 9 werden in Fig. 1 durch die
Aufsätze 6 bzw. 6a verdeckt.
[0048] Fig. 3 zeigt eine der Passagen 14 des in den Fig. 1 und 2 gezeigten Plattenwärmeübertragers.
Die Strömungsrichtung des Wassers ist durch Pfeile gekennzeichnet. An dem einen Verteilerprofilzugang
9 strömt das Wasser ein, um in dem zugehörigen Verteilerprofil 3 auf die gesamte Breite
der Passage 14 verteilt zu werden. Anschließend strömt das Wasser durch das Wärmeaustauschprofil
2 und wird nach erfolgtem Wärmeaustausch von dem anderen Verteilerprofil 3 auf den
ausgangsseitigen Verteilerprofilzugang 9 konzentriert. An ihren langen und kurzen
Seiten ist die Passage 14 eingegrenzt durch die Balken 4.
[0049] Um Verwirbelungen des Wassers zu fördern und damit den Wärmeübergang zu begünstigen,
sind in die Wärmeaustauschprofile 2 in dem Beispiel als geschnittene Profile (serrated
fins) ausgebildet.
[0050] Abhängig von den durch die während des Betriebes durch den Plattenwärmeübertrager
10 fließenden Prozessströme erzeugten Temperaturen vollziehen die Trennbleche 1 und
die Profile 2 bzw. 3 thermische Ausdehnungsänderungen. Dies kann zu Thermo-Spannungen
führen, welche den Plattenwärmeübertrager 10 ermüden und schließlich beschädigen können.
[0051] Durch eine thermohydraulische Simulation der auf diesen Wärmeströmungen basierenden
Temperaturverteilung in dem Plattenwärmeübertrager 10 wird die Spannungsverteilung
insbesondere mit Hilfe einer strukturmechanischen Berechnung bestimmt. Basierend auf
diesen simulierten Spannungsverteilungen lassen sich Ausfallrisiken abschätzen, verbesserte
Plattenwärmeübertrager 10 konstruieren und insbesondere auch Betriebsweisen optimieren.
[0052] Um die Spannungsverteilung in einem Plattenwärmeübertrager zu bestimmen, wird zunächst
die räumliche und zeitliche Temperaturverteilung anhand einer thermohydraulischen
Simulation bestimmt und aus dieser die Spannungsverteilung errechnet.
[0053] Um die zeitlich veränderlichen Temperaturrandbedingungen, insbesondere an den Mitteln
zum Wärmeübertragen, zu ermitteln, erfolgt im Wesentlichen eine Bestimmung der jeweiligen
Temperatur- und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofile. Als vereinfachende Annahmen
können in Ausführungsformen eindimensionale Navier-Stokes-Gleichungen für die Passagen
angenommen werden.
[0054] Ferner wird vorzugsweise berücksichtigt: eine Akkumulierung von Energie im Prozessfluid,
Dissipation, Korrelationen gemäß HTRI, HTFS, VDI etc. oder Korrelationen, die vom
Nutzer der entsprechenden Simulationssoftware definiert werden können, z.B.:
α =
α(
x(
z))
, α =
α(
ṁ(
z)) wobei x der Massenanteil an Dampf, z die Position in der Passage und m der Massenstrom
ist. Ferner kann nach Bedarf die Impulsdynamik berücksichtigt werden.
[0055] Zur Energiebilanz wird bei einer vereinfachten Variante des Simulationsverfahrens
für die 1-D Wärmekapazität angenommen:

[0056] Dabei sind c
p die spezifische Wärmekapazität, ρ die Prozessfluiddichte, T die Temperatur, v die
Geschwindigkeit des Prozessfluids, z die eindimensionale Position, und
q̇ ein Wärmeeintrag als Wärmestrom-Liniendichte. Die Gleichung (1) entspricht einem
beheizten Rohr oder einer Passage z.B. der Länge L.
[0057] Fig. 4 zeigt ein Beispiel für drei Passagen S1, S2, S3 und einer Trennwand 11 mit
einer Wärmekapazität CW. Eine jeweilige Passage, z.B. S3 hat einen Fluideintritt 13
und einen Fluidaustritt 12. Zwischen den Passagen S1, S2, S3 und der Wärmekapazität
CW (oder den Wärmekapazitäten) wird die Wärmeübertragung als ein eindimensionales
ausgedehntes Wärmestromdichteprofil beschrieben. Um eine Abzweigung beispielsweise
in der Art einer Zu- oder Ausspeisung 15 zu simulieren, strömen die beiden Passagen
S1 und S2 an der Stelle 15 aus bzw. ein. Für alle Passagen wird eine eindimensionale
Modellierung verwendet. Dabei kann die Start-Temperaturverteilung beliebig festgelegt
werden. Am Beispiel der Passage S2 ist die Länge L entlang der eindimensionalen Achse
z angedeutet. Bezüglich Gleichung (1) wäre der Wärmeeintrag für die Passage S2 mit
q̇CW, S2 zu bezeichnen.
[0058] Es können für die Wärmeleitung der eindimensional angenommenen Trennwand (zum Bespiel
aus Metall) adiabatische Randbedingungen verwendet werden, das heißt:

[0059] Insofern werden Temperaturveränderungen in der Trennwand 11 entlang den Strömungsrichtungen
der Fluide in den Passagen S1, S2, S3 vernachlässigt. In Varianten des vorgeschlagenen
Verfahrens können auch andere Randbedingungen verwendet werden oder ein Wärmetransport
in Trennwänden in die Simulation einbezogen werden.
[0060] Fig. 5 zeigt zwei Beispiele für eine Anfangstemperaturverteilung in Abhängigkeit
von der Position z. Links ist eine Start-Temperaturverteilung gezeigt, die aus einer
stationär angenommen Energiebilanz stammt und rechts eine beliebig angenommene Verteilung.
Die Anfangsverteilung kann z. B. für eine der Passagen verwendet werden.
[0061] In den folgenden Fig. 6 - 10 sind Simulationsergebnisse angegeben. Dazu wurde die
zu lösenden Differenzialgleichungen der hyperbolischen Erhaltungsgleichung (1) in
eine Integralgleichung der folgenden Form überführt:

wobei F eine Funktion gemäß dem zweiten Term aus Gleichung (1) ist, a, b entsprechende
Vorfaktoren und der hochgestellte Querstrich für das Integralmittel (integraler Mittelwert)
gemäß

steht. Die Stellen z
+ und z
- geben die Grenzen des Kontrollvolumens w an. Es erfolgt nun eine Diskretisierung
im Ortsraum z-Richtung der Passagenlänge L. Aufeinanderfolgende Punkte z
i und z
i+1 der Diskretisierung bilden den jeweiligen Kontrollraum z
+ und z
-. Bei der räumlichen Diskretisierung wird für den in eckigen Klammern angegebenen
Ausdruck in Gleichung (2) die Erfüllung einer Courant-Friedrichs-Levy-Bedingung verlangt.
Man erhält so ein quadratisches Gleichungssystem für Differenzialgleichungen in der
Zeit.
[0062] Die zeitliche Diskretisierung erfolgt zum Beispiel mit Hilfe eines BDF-Verfahren
(Backward Differentiation Formulae), auf das im Detail hier nicht eingegangen wird.
BDF-Verfahren zum Lösen von Differenzialgleichungen sind bekannt.
[0063] Die Fig. 6 und 7 zeigen Ergebnisse aus Untersuchungen der Anmelderin für einen sogenannten
Aluminium-Brazed Plate Fin Heat Exchanger (PFHE) in dessen Längsrichtung. Im linken
Teil von Figur 6 ist die z-Achse vertikal dargestellt. Simuliert wurde ein Szenario,
bei dem der warme Prozessfluidstrom (Einspeisung oben links 13, Ausspeisung unten
rechts 12) durch den Wärmeübertrager ausfällt. Zum Vergleich der Startbedingungen
(t=0 s) sind die Ergebnisse nach dem Stand der Technik gemäß der Simulationssoftware
Aspen MUSE aufgetragen. Man erkennt eine gute Übereinstimmung für die Startbedingung.
In Fig. 7 ist der zeitliche und örtliche Verlauf der Metalltemperaturen als 3D-Darstellung
wiedergegeben.
[0064] Die Fig. 8 und 9 zeigen Ergebnisse aus Untersuchungen der Anmelderin für einen sogenannten
Shell and Tube Heat Exchanger (STHE) 16. In derartigen Wärmeübertragern sind Rohrbündel
18 von einer äußeren Mantelwand 17 umschlossen. Die z-Achse verläuft horizontal, und
es wurde ein Szenario simuliert, bei der einer der beiden Prozessströme ausfällt (Fig.
8, Fig. 9). Zum Vergleich sind in Fig. 8 die Temperaturverläufe für t=0 s nach dem
Stand der Technik gemäß der Simulationssoftware HTRI Xist aufgetragen. In Fig. 9 zeigt
das rechte Diagramm die Temperaturdifferenz zwischen dem Rohrbündel und dem Wärmeübertragermantel
nach dem Ausfall des Prozessfluidstroms gemäß der eindimensionalen Modellierung bzw.
Simulation.
[0065] Die Fig. 10 zeigt Ergebnisse aus Untersuchungen der Anmelderin für einen sogenannten
Coil Wound Heat Exchanger (CWHE) 19. In derartigen Wärmeübertragern 19 sind gewickelte
Rohrbündel von einem äußeren Mantel (shell) umschlossen. Der linke obere Teil von
Fig. 10 zeigt ein Bild eines entsprechenden Wärmeübertragers. In Fig. 10 sind die
Temperaturverläufe für t=0 s für den warmen Prozessstrom (Mantelseite, (a)) und drei
kalte Rohrfraktionen (c)-(d) (durchgezogene Linien) gegen die Ergebnisse der Simulationssoftware
GENIUS (x) aufgetragen. Es zeigt sich für den stationären Ausgangszustand eine Übereinstimmung.
Des Weiteren ist für drei Zeitpunkte (t = 100 s, 200 s, 800 s) der Temperaturverlauf
der drei Prozessströme im gewickelten Wärmeübertrager 19 dargestellt.
[0066] Die zeitlichen Temperaturverlaufskurven und Wärmeübergangskoeffizientenprofile können
nun als Eingangsdaten für eine strukturmechanische Spannungsanalyse dienen, sodass
ein Festigkeitszustand des jeweiligen Wärmeübertragers unter Berücksichtigung thermohydraulischer
Eigenschaften ermittelt werden kann.
[0067] In Fig. 11 sind einige Verfahrensschritte für ein entsprechendes Verfahren zusammengefasst.
Das Verfahren wird beispielsweise mit Hilfe eines Prozesssimulators durchgeführt,
der als Computerprogramm auf einer rechentechnischen Anlage wie beispielsweise einem
PC implementiert sein kann. Die Fig. 12 illustriert ein mögliches Ausführungsbeispiel
für einen Prozesssimulator. Zur Bedienung des Prozesssimulators kann eine Benutzerschnittstelle
dienen. Ein Beispiel für eine entsprechende Schnittstelle ist ein der Fig. 13 gezeigt.
Im Weiteren wird eine Variante des Simulationsverfahrens anhand der Fig. 11 - 13 erläutert.
[0068] Der in der Fig. 12 angedeutete Prozesssimulator 20 weist ein Berechnungsmodul 21,
mehrere Modellmodule 22
1 - 22
N, ein Speichermodul 23 und Simulationsmodule 24
1 - 24
3 auf. Die Module 21 - 24 sind zum Beispiel als software-implementierte Routinen, Programmteile
oder Funktionen ausgeführt. Der Prozesssimulator 20 kann Teil einer Softwarebibliothek
sein. Denkbar ist auch eine hardwaremäßige Implementierung, bei der die im Folgenden
erläuterten Funktionen der Module oder Einheiten, festverdrahtet, als ASICs oder auch
FPGAs implementiert sind.
[0069] Zur Bedienung des Prozesssimulators 20 durch eine Bedienperson ist eine in der Fig.
13 angedeutete Benutzerschnittstelle 25 kommunikativ mit dem Prozesssimulator 25 gekoppelt.
Die Benutzerschnittstelle 25 und der Prozesssimulator 20 bilden eine Simulationseinrichtung,
um Zustände von Wärmeübertragern mit Hilfe einer thermohydraulischen Simulation zu
bestimmen.
[0070] Die Benutzerschnittstelle 25 umfasst eine Anzeigeeinrichtung 26, die eingerichtet
ist, ein Netzwerk von Passagen S
i eines Wärmetauschers visuell darzustellen, erste Auswahlmittel zum Auswählen einer
dargestellten Passage, zweite Auswahlmittel zum Zuweisen eines eindimensionalen Modells
zu einer ausgewählten Passage, und dritte Auswahlmittel zum Zuweisen von Simulationsparametern
zu dem der ausgewählten Passage zugewiesenen eindimensionalen Modell. Die Benutzerschnittstelle
25 zeigt zum Beispiel verschiedene Varianten von eindimensionalen Modellen 27
1 - 27
N zur Auswahl an und ermöglicht ferner, einem jeweiligen ausgewählten Modell für eine
Passage einen Satz von Simulationsparameter zuzuweisen, wobei der Prozesssimulator
20 durch das Simulationsmodul 24
1 dann entsprechende Simulationen durchführt.
[0071] Zunächst werden im ersten Schritt St1 die Passagen 14 in der Anlage, wie zum Beispiel
in dem Wärmetauscher der Fig. 1 - 3, identifiziert. Die jeweiligen Passagen werden
als eindimensionale Systeme mit einem Prozessfluideintritt, einer Wärmeübertragungsstrecke
und einem Prozessfluidaustritt abgebildet, wie es in Fig. 4 angedeutet ist. Dazu hat
die Benutzerschnittstelle 25 eine Anzeigeeinrichtung 26, die beispielsweise ein Display
in der Art eines Monitors oder Touchscreens umfasst. Das Display 26 zeigt ein Netzwerk
von Passagen S
i mit jeweils einem Anfangspunkt und einem Endpunkt, möglichen Knoten, an denen mehrere
Passagen aneinander anschließen, die Trennwände mit potenziellen Wärmekapazitäten
CW und weitere mögliche Elemente der zu betrachtenden verfahrenstechnischen Anlage
an. In der Fig. 12 sind vereinfacht Passagen S
i mit gestrichelten Pfeilen angedeutet, wobei Endpunkte oder Ausspeisungen der jeweiligen
Pfeilspitze entsprechen.
[0072] Der Benutzer kann nun eine Passage Auswählen (vgl. Pfeil P1 in Fig. 13) und ein geeignetes
eindimensionales Modell zuordnen. Das Auswählen erfolgt zum Beispiel durch eine Eingabe
eines Kommandos oder durch einen Mausklick als Auswahlmittel auf die dargestellte
Passage.
[0073] Die Benutzerschnittstelle 25 stellt mehrere mögliche Modelle 27
1 - 27
N zu Auswahl. Zum Beispiel kann das in Gleichung (1) angedeutete Modell für ein beheiztes
Rohr der ausgewählten Passage zugewiesen werden. Dies ist durch den Pfeil P2 angedeutet.
[0074] Anschließend kann der Benutzer Simulationsparameter festlegen, die für die jeweilige
ausgewählte Passage gelten. Dazu sind Auswahlmittel 29, beispielsweise anklickbare
Schaltflächen vorgesehen. Beispielsweise werden die Länge der Passage und der an der
Ausspeisung vorliegende Druck des Prozessfluids festgelegt (Pfeile P4 und P5). Weitere
mögliche Simulationsparameter sind zum Beispiel eine Prozessfluidgeschwindigkeit,
eine Wärmestrom-Liniendichte, eine Anzahl von Stützstellen entlang der Länge für die
räumliche Diskretisierung, eine Fluidtemperatur am Eintritt bzw. der Einspeisung oder
eine Wärmekapazität. Weitere Simulationsparameter sind denkbar, wobei die zuzuordnenden
Größen von dem gewählten eindimensionalen Modell abhängen.
[0075] Der Prozesssimulator 20 verfügt über entsprechende Modellmodule 22
1 - 22
N, wobei ein Modellmodul 22
i eingerichtet ist, unter Berücksichtigung von zugehörigen Simulationsparametern eine
eindimensionale, räumlich und zeitlich unabhängig voneinander erfolgende diskrete
numerische Berechnung gemäß dem Modell "i" durchzuführen. Die über die Benutzerschnittstelle
25 auswählbaren eindimensionalen Modelle 27
1 - 27
N werden insofern von den Modellmodulen 22
1 - 22
N rechentechnisch implementiert.
[0076] Die Benutzerschnittstelle 25 übergibt nun die jeweilige Modellauswahl zusammen mit
den zugehörigen festgelegten Simulationsparametern für die Passagen an den Prozesssimulator
20. Es kann dazu beispielsweise eine Beschreibungssprache oder ein Skript ähnlich
eines VHDL-Kodes verwendet werden. Die festgelegten Simulationsparameter werden in
dem Speichermodul 23 abgespeichert und können von dem Berechnungsmodul 21 angerufen
werden.
[0077] Im Schritt St2 (Fig. 11) erfolgt nun eine Simulation der Prozessfluidströmung und
der Temperaturverteilung auf der Basis von Navier-Stokes Gleichungen. Im Prozesssimulator
20 greift das Simulationsmodul 24
1 auf die Modellmodule 22
1 - 22
N und die im Speichermodul 23 vorliegenden Simulationsparameter zu und vollzieht die
jeweiligen numerischen Berechnungen. Als Ergebnis werden im Schritt St3 dynamische
Temperaturverteilungen an den Oberflächen der Wärmetauscherelemente, wie Platten,
Rohren, Aufsätzen, Trennblechen etc. erhalten.
[0078] Bei der Simulation im Schritt St2 gehen vorzugsweise Terme ein, die eine zeitliche
Masseanreicherung des Prozessfluids, einen räumlichen Massetransport des Prozessfluids,
eine Reaktionsrate, eine zeitliche Impulsanreicherung des Prozessfluids, einen räumlichen
Impulstransport des Prozessfluids, einen räumlichen Druckgradienten, eine positionsabhängige
Reibung, Einflüsse der Schwerkraft auf das Prozessfluid, eine zeitliche Enthalpieanreicherung
des Prozessfluids, einen räumlichen Enthalpietransport des Prozessfluids, eine Ausdehnungsarbeit
des Prozessfluids, Reibungsdissipation, und/oder einen Wärmeeintrag von außen beschreiben.
Dazu werden im Prozesssimulator 20 entsprechende Modellmodule 22
1 - 22
1, beispielsweise als Simulationsroutinen, vorgehalten, die von dem (ersten) Simulationsmodul
24
1 abruf- und nutzbar sind. Es werden dabei jeweils eindimensionale Erhaltungsgleichungen
(insbesondere für Masse, Impuls und Energie) und thermodynamische Zustandsgleichungen
(insbesondere für Dichte, Temperatur, Druck und Energie) angesetzt.
[0080] Dabei ist c
j = n
j/V die molare Dichte in mol/m
3 für den Fluidbestandteil j, nc die Anzahl der Fluidkomponenten (dimensionslos), ρ
die Dichte in kg/m
3, u die Geschwindigkeit in m/s, e die spezifische innere Energie in J/kg, pe die Energiedichte
in J/m
3, θ der Angriffswinkel in rad, ρ·g·sin(θ) die hydrostatische Spannung in Pa/m, σ der
Reibungstensor in N/m
2, p der Druck in Pa,

die Wärmeflussdicht in W/m
2, A die Querschnittsfläche in m
2 und U der Umfang. Die Dichte, Geschwindigkeit etc. sind dabei auf das Prozessfluid
als Ganzes bezogen. Insofern ist die Dichte ρ zum Beispiel die Mischdichte des gesamten
strömenden Fluids mit seinen Bestandteilen.
[0081] Die Größen können prinzipiell auch für jeden Fluidbestandteil j angegeben werden
und der Simulation zugrunde gelegt werden. Beispielsweise kann so auch eine Entmischung
der Komponenten bzw. Bestandteile des jeweiligen Prozessfluids erfasst werden.
[0082] Dabei steht der erste Term in der Massenerhaltungsgleichung (3) für eine Massenanreicherung,
der zweite für einen Massentransport, und die rechte Seite entspricht der Reaktionsrate.
In der Impulserhaltungsgleichung (4) steht der erste Term auf der linken Seite für
eine Impulsanreicherung, der zweite für einen Impulstransport. Auf der rechten Seite
der Gleichung (4) berücksichtigt der erste Term eine Beschleunigung wegen eines Druckgefälles,
der zweite Term Reibung und der Dritte Term Schwerkraftseinflüsse. Die in den Modellgleichungen
angegebenen Größen können insbesondere als Simulationsparameter verwendet werden.
[0083] Je nach gewünschter Genauigkeit der Simulation aber auch unter Berücksichtigung des
Rechenaufwandes können einige der Terme vernachlässigt werden. Es wird insbesondere
auch angenommen, dass das Prozessfluid homogen ist, bzw. Dampf (vap) und die Flüssigkeit
(liq) mit derselben Geschwindigkeit fließen:

wobei ε der volumetrische Dampfanteil ist.
[0084] Es wird zum Beispiel bei der Lösung der Gleichungen unabhängig voneinander zeitlich
diskretisiert und räumlich diskretisiert. Dadurch kann der entstehende Rechenaufwand
reduziert werden. In Zeitrichtung wird vorzugsweise ein BDF-Verfahren zur numerischen
Lösung eingesetzt. Örtlich kann ein Finite Volumen Verfahren verwendet werden.
[0085] Beim Starten der Simulation durch den Prozesssimulator 20 werden Wärmekapazitätswerte
und/oder ein Wärmeübertragungswert für den eindimensionalen ausgedehnten Körper zunächst
nicht berücksichtigt und nur langsam schrittweise oder kontinuierlich erhöht, um ein
numerisches Konvergieren des eindimensionalen Modellsystems, welches mit Hilfe der
Modellmodule 22
1 - 22
N realisiert wird, zu gewährleisten. Das heißt, es wird von einem nichtwärmegekoppelten
Modellsystem gestartet, und der Wärmetransport wird bis zu dem gewünschten Wert gemäß
dem jeweiligen Simulationsparameter hochgefahren.
[0086] Gegenüber üblichen CFD-Verfahren (computional fluid dynamics) ist der Aufwand wegen
der Vereinfachung auf eindimensionale Phänomene stark reduziert. Es kann aufwandsgünstig
eine Simulation erfolgen, die zuverlässige Werte liefert.
[0087] Die im Schritt St3 durch das Simulationsmodul 24
1 bereitgestellten Randbedingungen dienen nun der weiteren Berechnungen und Simulation
von strukturmechanischen Eigenschaften der im Wärmetauscher verbauten Mittel zur Wärmeübertragung.
Man erhält somit Temperatur- und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofile der Mittel
zum Wärmeübertragen, welche in nachfolgenden FEM-Rechnungen zugrunde gelegt werden
können (Schritt St4).
[0088] Das zweite Simulationsmodul 24
2 des Prozesssimulators 20 ist eingerichtet, ein entsprechendes FEM-Verfahren durchzuführen.
Beispielsweise führt das zweite Simulationsmodul 24
2 ein Verfahren gemäß der
EP 1 830 149 B1 durch, auf welche hiermit vollinhaltlich Bezug genommen wird (incorporated by reference).
[0089] Bei der strukturmechanischen Bestimmung von temperaturinduzierten Spannungen bzw.
der Festigkeit eines Wärmeübertragers können die folgenden Verfahrensschritte durchgeführt
werden, wobei zur Vereinfachung ein Plattenwärmetauschers 10 mit Trennblechen 1 und
Profilen 2 (vgl. Fig. 1) betrachtet wird:
Berechnen von Temperaturspannungen des Plattenwärmetauschers 10 im Inneren des Wärmetauschers
während dessen Betriebs mittels einer dreidimensionalen numerischen Simulation; und
Bestimmen der Festigkeit des Plattenwärmetauschers auf der Basis der berechneten Temperaturspannungen.
[0090] Bei der dreidimensionalen numerischen Simulation der Temperaturspannungen wird die
räumliche Temperaturverteilung in den Profilen 2 und in den Trennblechen 1 bestimmt,
indem ein Schichtmodell eines Teiles eines der Profile 2 im Kontakt mit einem der
Trennbleche 1 erstellt und verwendet wird. Die dreidimensionale numerische Simulation
umfasst dann die Schritte:
Modellieren des Profilteiles 2 als ein den Raum zwischen den Trennblechen 1 homogen
ausfüllender Metallblock, welcher sich an einer seiner Seiten in einem wärmeleitfähigen
Kontakt mit dem Trennblech 1 befindet;
Bestimmen des über das Prozessfluid vermittelten Gesamtwärmeeintrages in das Profilteil
2 und in das angrenzende Trennblech 1 mit einem Wärmeeintrag von dem Fluid in das
Profilteil 2 mit anschließender Wärmeleitung durch das Profilteil 2 und von dem Profilteil
2 in das angrenzende Trennblech 1; und
Einbringen einer dem ersten Wärmeeintrag entsprechenden Wärmemenge in eine erste Fläche
innerhalb des Metallblocks. Das Verfahren weist insbesondere Korrekturfaktoren zur
Anpassung des Schichtmodells.
[0091] Beispielsweise ergeben die FEM-Rechnungen Stress-Kurven, Daten über Vergleichsspannungen
oder ähnliche zustandsbestimmenden Größen, die einer Abschätzung für die Lebensdauer
bestimmter Elemente im Wärmetauscher dienen können.
[0092] Im optionalen Schritt St5 wird daher eine Lebensdauer, beispielsweise von einem Blech
im Wärmetauscher bestimmt. Das dritte Simulationsmodul 24
3 ist dazu eingerichtet, in Abhängigkeit von der strukturmechanischen Bestimmung von
temperaturinduzierten Spannungen einen Lebensdauerverbrauch der Anlage bzw. des Wärmetauschers
zu berechnen. Ein entsprechendes Simulationssystem, wie der Prozesssimulator 20, basiert
somit auf der Verknüpfung der thermo-fluiddynamischen Simulation mit einer Finiten-Elemente-Analyse
und Lebensdauerabschätzung.
[0093] Eine Finite-Elemente-Analyse zur Lebensdauerabschätzung, wie es in den Schritten
St4 und St5 bzw. durch die Simulationsmodule 24
2 und 24
3, erfolgt, ist zum Beispiel in
R. Hölzl: "Lifetime estimation of aluminum plate fin heat exchangers", Proceedings
of the ASME 2012 Pressure Vessels & Piping Division Conference (PVP2012), July 15-19,
2012, Toronto, Ontario, Canada [PVP2012-78343] erläutert, worauf hier vollinhaltlich Bezug genommen wird (incorporated
by reference).
[0094] In Fig. 14 ist ein Ablaufdiagramm für ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erweiterten
Simulationsverfahrens zum Bestimmen von Zuständen eines Wärmeübertragers dargestellt.
[0095] Im Schritt St21 werden im Hinblick auf thermische Spannungen und damit auf die erwartbare
Lebensdauer des Wärmeübertragers kritische Betriebsszenarien identifiziert und definiert.
Zum Beispiel können Anfahr- oder Shutdown-Szenarien bestimmt werden.
[0096] Im Schritt St22 bis St24 erfolgt auf Basis der Szenario-Definition die thermohydraulische
Modellierung, Validierung und Simulation des/der entsprechenden Wärmeübertrager(s).
Die bei der Simulation berücksichtigten Effekte entsprechen denen, die zu den Schritte
St2, St3 oben erläutert wurden.
[0097] Im Schritt St25 werden als Ergebnis der Simulationen dynamische Temperatur- und Wärmeübergangskoeffizientenprofile
erstellt. Diese stellen die Eingangsdaten für die nachfolgenden strukturmechanischen
Berechnungen dar, welche in Schritt St26 durchgeführt werden. Die strukturmechanischen
Berechnungen liefern zum Beispiel Ermüdungskurven für die berechneten Betriebsszenarien,
woraus die zu erwartenden Lebensdauerverbräuche für die einzelnen Szenarien (Schritt
St27) ermittelt werden. In der Folge kann für die Gesamtheit der definierten Betriebsszenarien
der sich daraus ergebende gesamte Lebensdauerverbrauch für den betrachteten Wärmtauscher
bestimmt werden (Schritt St28).
[0098] Die Simulationsergebnisse der vorgenannten Analysen können benutzt werden, um eine
hinreichende Langlebigkeit von Wärmeübertragern durch Anpassungen zu erreichen. Die
Erkenntnisse können zu einem veränderten Design eines Wärmeübertragers, zu veränderten
oder optimierten Regelkonzepten der Anlage, zu besonderen Betriebsanweisungen für
das Bedienpersonal, zur Implementierung von Alarmen oder zusätzlichen oder veränderten
prozesstechnischen Schaltungen führen.
[0099] Die Fig. 15 zeigt schematisch eine Anwendung eines Prozesssimulators 20 zur Unterstützung
einer Anlagensteuerung 30 bei einem Verfahren zum Betreiben einer verfahrenstechnischen
Anlage 40. Üblicherweise steuert die Anlagensteuerung 30 mit Hilfe von Steuersignalen
CT die Anlage, wie zum Beispiel eine kryotechnische Anlage zur Luftzerlegung, Gasverflüssigung
oder dergleichen. Die Anlagensteuerung 30 erhält Mess- oder Sensorsignale MS von Messsensoren
in der Anlage. Zum Beispiel werden Temperaturen, Drücke und Durchflüsse erfasst und
von der Anlagensteuerung 30 ausgewertet, damit vorgesehene Betriebsabläufe eingestellt
werden können.
[0100] In Fig. 15 ist ferner ein Prozesssimulator 20 vorgesehen, der eine Simulation der
vollzogenen Betriebsabläufe oder Abwandlungen der geplanten Betriebsabläufe durchführt.
Wie zu Fig. 11 erläutert, erfolgt eine Lebensdauerverbrauchsabschätzung (vgl. Schritt
St5), sodass ein Betriebsablauf oder ein Betriebsparameter von der Anlagensteuerung
30 derart verändert werden kann, dass eine verbesserte oder verlängerte Betriebsdauer,
beispielsweise mit einem verlängerten Wartungsintervall, ermöglicht werden. Dazu liefert
der Prozesssimulator 20 Lebensdauerabschätzungen LD an die Anlagensteuerung 30 oder
Bedienpersonal. Im Rahmen eines Wartungszyklus kann der weitere Betrieb mit den verbesserten
Betriebsparametern oder dem verbesserten Betriebsablauf erfolgen, Die Anlagensteuerung
30 gibt dann gegebenenfalls geänderte Steuersignale CT' aus. Folglich wird der Betrieb
der Anlage 40 in Abhängigkeit von der Simulation durch den Prozesssimulator 20 optimiert.
[0101] Der Prozesssimulator 20 kann beispielsweise in den Wartungsintervallen Hinweise für
zu verändernde Betriebsempfehlungen für das Bedienpersonal geben, Es jedoch auch denkbar,
dass aufgrund der Simulationsergebnisse LD die Anlagensteuerung 30 selbststätig Anpassungen
an den jeweiligen Betriebsablauf oder an den Betriebsparametern vornimmt.
[0102] Insofern können eine Herstellung, eine Planung, ein Entwurf, ein Umbau oder ein Betreiben
einer verfahrenstechnischen Anlage in Abhängigkeit von der thermohydraulischen Simulation,
wie es zuvor beschrieben wurde, erfolgen. Es können auch strukturelle Parameter, wie
eine Materialauswahl, Plattendicken, Rohrlängen oder dergleichen vor der Herstellung
der Anlage oder des Wärmetauschers bestimmt werden.
[0103] Obwohl die vorliegende Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen beschrieben wurde,
ist sie vielfältig modifizierbar. Es können z. B. Wärmeübertrager betrachtet werden,
die andere als die dargestellten Geometrien aufweisen.
[0104] Verwendete Bezugszeichen:
- 1
- Trennblech
- 2
- Wärmeaustauschprofil
- 3
- Verteilerprofil
- 4
- Balken
- 5
- Abdeckung
- 6,6a
- Aufsatz
- 7
- Stutzen
- 8
- zentraler Quader/Stapel
- 9
- Verteilerprofilzugang
- 10
- Plattenwärmetauscher
- 11
- Trennwand
- 12
- Austritt/Ausspeisung
- 13
- Eintritt/Zuspeisung
- 14
- Passage
- 15
- Abzweig/Ausspeisung
- 16
- PFHE-Wärmeübertrager
- 17
- Mantel
- 18
- Rohre
- 19
- STHE-Wärmeübertrager
- 20
- Prozesssimulator
- 21
- Berechnungsmodul
- 221 - 22N
- Modellmodul
- 23
- Speichermodul
- 241 - 243
- Simulationsmodul
- 25
- Benutzerschnittstelle
- 30
- Anlagensteuerung
- 40
- verfahrenstechnische Anlage
- CT
- Steuersignale
- CW
- Wärmekapazität
- MS
- Messdaten
- LD
- Simulationsergebnis
- S1 - S3
- Passage
- St1 - St28
- Verfahrensschritt
1. Verfahren zum Bestimmen eines Zustands einer Wärmetauschereinrichtung (10), welche
Mittel zum Wärmeübertragen mit Hilfe von mindestens einem Prozessström aufweist, wobei
eine thermohydraulische Simulation des mindestens einen Prozessstroms durch mindestens
eine Passag (14) in der Wärmetauschereinrichtung (10) zur Bestimmung von Temperatur-
und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofilen der Mittel zum Wärmeübertragen erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der mindestens eine Prozessstrom einen Materialstrom,
insbesondere eines Fluidstroms eines jeweiligen Prozessfluids, oder einen Energiestrom
aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei bei der thermohydraulischen Simulation zeitlich
veränderliche Temperaturrandbedingungen und/oder Wärmeübergangskoeffizientenprofile,
insbesondere an den Mitteln zum Wärmeübertragen, ermittelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei die zeitlich veränderlichen Temperaturrandbedingungen
mit Hilfe eines Modells für einen Phasenübergang des Prozessfluids, für eine Stofftrennung
von Bestandteilen des Prozessfluids, für einen Auffüllvorgang mit dem Prozessfluid
und/oder für fluiddynamische Instabilitäten des Prozessfluids ermittelt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, wobei zur thermohydraulischen Simulation
eine jeweilige Passage (14) mit einem angekoppelten Mittel zum Wärmeübertragen auf
ein eindimensionales Modellsystem mit einer Prozessstromeinspeisung (13), einer Wärmeübertragungsstrecke
(S3) und einer Prozessstromausspeisung (12) abgebildet wird, wobei entlang der Wärmeübertragungstrecke
(S3) ein Körper (11) mit einer Wärmekapazität (CW) anliegt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei zur thermohydraulischen Simulation eine jeweilige
Passage (14) mit Hilfe eindimensionaler Navier-Stokes-Gleichungen beschrieben wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, wobei in die eindimensionale Simulation Terme eingehen,
die beschreiben: eine zeitliche Masseanreicherung des Prozessfluids, einen räumlichen
Massetransport des Prozessfluids, eine Reaktionsrate, eine zeitliche Impulsanreicherung
des Prozessfluids, einen räumlichen Impulstransport des Prozessfluids, einen räumlichen
Druckgradienten, eine räumliche Reibung, Einflüsse der Schwerkraft auf das Prozessfluid,
eine zeitliche Energieanreicherung des Prozessfluids, einen räumlichen Enthalpietransport
des Prozessfluids, eine Ausdehungsarbeit des Prozessfluids, Reibungsdissipation, und/oder
einen Wärmeeintrag von außen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7, wobei der Zustand der Wärmetauschereinrichtung
(10) als ein Lebensdauerverbrauch in der Art einer Wöhler-Kurve bestimmt wird, wobei
eine Beanspruchung in Abhängigkeit von einer Anzahl von Betriebszyklen der Wärmetauschereinrichtung
(10) bestimmt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, wobei die Mittel zum Wärmeübertragen ein
Rohr, eine Platte, ein Trennblech, ein Profilteil, eine Lamelle, eine Rippe oder eine
Einrichtung zum Wärmespeichern umfassen.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9, wobei die Simulation einen Joule-Thompson-Effekt
des Prozessstroms den Passagen berücksichtigt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 10, wobei bei der Durchführung des Verfahrens
eine zeitliche und örtliche Diskretisierung erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 - 11, wobei der Zustand der Wärmetauschereinrichtung
(10) mit Hilfe eines Finite Elemente Verfahrens (FEM) für eine strukturmechanische
Berechnung des Zustands in Abhängigkeit von den veränderlichen Temperaturrandbedingungen
bestimmt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 12, wobei örtlich und zeitlich verteilte Spannungszustände
der Wärmeübertragereinrichtung (10) bestimmt werden.
14. Verfahren zum Herstellen einer Wärmetauschereinrichtung (10), wobei strukturelle Parameter
der Wärmetauschereinrichtung (10) in Abhängigkeit von einem bestimmten Zustand als
Ergebnis des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 13 festgelegt werden, wobei ein
struktureller Parameter insbesondere eine Lötstelle, eine Materialdicke oder eine
Materialauswahl ist.
15. Verfahren zum Betreiben einer Wärmetauschereinrichtung (10), wobei Betriebsparameter
in Abhängigkeit von einem bestimmten Zustand als Ergebnis des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 - 13 festgelegt werden, wobei ein Betriebsparameter insbesondere ein
Druck, ein Wartungsintervall oder ein Austauschzeitpunkt von Mitteln zum Wärmeübertragen
ist.