(19)
(11) EP 3 181 503 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.06.2017  Patentblatt  2017/25

(21) Anmeldenummer: 15200226.7

(22) Anmeldetag:  15.12.2015
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66B 5/04(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME
Benannte Validierungsstaaten:
MA MD

(71) Anmelder: DualLift GmbH
27711 Osterholz-Scharmbeck (DE)

(72) Erfinder:
  • LÜLFING, Frank
    29323 Wietze (DE)

(74) Vertreter: Eisenführ Speiser 
Patentanwälte Rechtsanwälte PartGmbB Postfach 10 60 78
28060 Bremen
28060 Bremen (DE)

   


(54) SEILFANGVORRICHTUNG, SOWIE LIFTANLAGE MIT SELBIGER


(57) Die Erfindung betrifft eine Seilfangvorrichtung (1) für eine Liftanlage mit einem Fangseil (9), mit einer Klemmvorrichtung, die dazu eingerichtet ist, von einer Freigabestellung, in welcher das Fangseil (9) relativ zu der Klemmvorrichtung beweglich ist, in eine Klemmstellung gebracht zu werden, und einer in dem Gehäuse (7) angeordneten Auslösevorrichtung, welche dazu eingerichtet ist, die Geschwindigkeit des sich zwischen dem Fangseileinlass (3) und dem Fangseilauslass (5) erstreckenden Fangseils (9) zu erfassen, und mit der Klemmvorrichtung derart wirkverbunden ist, dass bei Überschreiten einer vorbestimmten Geschwindigkeit des Fangseils (9) die Klemmvorrichtung von der Freigabestellung in die Klemmstellung verbracht wird.
Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, das die Auslösevorrichtung ein von außerhalb des Gehäuses (7) bedienbares, bewegliches Betätigungselement aufweist, welches mit der Auslösevorrichtung derart kraftübertragend gekoppelt ist, dass sich die von der Auslösevorrichtung erfasste Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Betätigungsgeschwindigkeit des Betätigungselements erhöht.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Seilfangvorrichtung für eine Liftanlage mit einem Fangseil, mit einem Gehäuse mit einem Fangseileinlass und einem Fangseilauslass, einer in dem Gehäuse angeordneten Klemmvorrichtung, die dazu eingerichtet ist, von einer Freigabestellung, in welcher das Fangseil relativ zu der Klemmvorrichtung beweglich ist, insbesondere Schlupf oder Spiel aufweist, in eine Klemmstellung gebracht zu werden, in welcher die Klemmvorrichtung, insbesondere kraftschlüssig oder reibschlüssig, an dem Fangseil angreift, und einer in dem Gehäuse angeordneten Auslösevorrichtung, welche dazu eingerichtet ist, die Geschwindigkeit des sich zwischen dem Fangseileinlass und dem Fangseilauslass erstreckenden Fangseils zu erfassen, und mit einer Klemmvorrichtung derart wirkverbunden ist, dass bei Überschreiten einer vorbestimmten Geschwindigkeit des Fangseils die Klemmvorrichtung von der Freigabestellung in die Klemmstellung verbracht wird.

[0002] Seilfangvorrichtungen für Liftanlagen sind allgemein bekannt. Beispielsweise ist in WO 2012/08449 eine solche Seilfangvorrichtung beschrieben. Liftanlagen können zur Eigensicherung mit diesen Seilfangvorrichtungen ausgestattet werden, um den Absturz eines Beförderungsmittels der Liftanlage im Falle des Defekts des Liftantriebs zu verhindern. Besondere Relevanz haben die vorstehend beschriebenen Seilfangvorrichtungen beim Transport von Personen, wenn also das Beförderungsmittel ein sogenanntes Personenaufnahmemittel ist.

[0003] Es sind so genannte hängende bzw. hochziehbare Personenaufnahmemittel bekannt, zu denen z.B. Arbeitsbühnen, Arbeitskörbe oder Arbeitssitze gehören. Diese müssen für den Fall, dass das Tragseil reißt oder durch die Seilwinde durchläuft gegen ein ungewolltes Herunterfallen gesichert werden, um Personen innerhalb des Personenaufnahmemittels oder auch in der Umgebung zu schützen.

[0004] Hierzu werden so genannte Seilfangvorrichtungen verwendet. Diese Seilfangvorrichtungen können die Last des Personenaufnahmemittelsan einem vom Tragseil unabhängigen Sicherheitsseil aufnehmen und hierdurch das Personenaufnahmemittel gegen einen Absturz sichern. Derartige Seilfangvorrichtungen werden in der Regel direkt an einem Personenaufnahmemittel angebaut und fahren z.B. an vor einer Fassade hängenden Drahtseilen zusammen mit dem Personenaufnahmemittel auf und ab.

[0005] Eine Seilfangvorrichtung erfasst dabei mittels der Auslösevorrichtung fortlaufend die Geschwindigkeit seines Sicherheitsseils z.B. über eine Tastrolle im Inneren der Seilfangvorrichtung. Tritt bei einem hängenden Personenaufnahmemittel nun der Fall ein, dass das Tragseil reißt oder durchläuft, so wird von der Seilfangvorrichtung eine Übergeschwindigkeit detektiert und der Klemmmechanismus der Seilfangvorrichtung automatisch geschlossen. Hierdurch wird die Last des Personenaufnahmemittelsüber den Klemmmechanismus der Seilfangvorrichtung mittels des Sicherheitsseils aufgefangen und so ein Abstürzen des Personenaufnahmemittelsverhindert. Als Übergeschwindigkeit werden dabei nach der EN 1808 Geschwindigkeiten ab 30 m/min in eingestuft. Erst nach der Entlastung des Sicherheitsseiles kann das System z.B. mit Hilfe des Handhebels wieder manuell freigeschaltet werden und das Personenaufnahmemittel seinen Betrieb fortsetzen, falls die Sicherheit wieder gegeben ist.

[0006] Bei Seilfangvorrichtungen sind aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen derzeit regelmäßige Überprüfungen der Funktionsfähigkeit für den Betreiber verbindlich vorgeschrieben. Diese müssen in der Regel arbeitstäglich durchgeführt werden. In der Funktionsüberprüfung enthalten ist ein Test der Funktionsfähigkeit der Auslösevorrichtung. Bislang wird die Funktionsfähigkeit der Auslösevorrichtung überprüft, indem das Fangseil von Hand ruckartig durch die Fangvorrichtung gezogen wird. Löst die Auslösevorrichtung hierbei die Klemmvorrichtung aus, gilt der Test als bestanden. Wenngleich diese Methode in der Regel eine erfolgreiche Funktionsüberprüfung ermöglicht, so wird als Nachteil empfunden, dass der Test sehr umständlich und arbeitsintensiv ist. In bestimmten Einbausituationen ist ein solcher Test ohne Demontage des Fangseils und/oder der Seilfangvorrichtung unmöglich. Dies führt in der Praxis häufig dazu, dass die Betreiber der Liftanlage vom eigentlich vorgeschriebenen Funktionstest absehen.

[0007] Demzufolge lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Seilfangvorrichtung der eingangs bezeichneten Art dahingehend zu verbessern, dass ein Funktionstest mit geringerem Aufwand ermöglicht wird. Insbesondere lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Seilfangvorrichtung dahingehend zu verbessern, dass der Funktionstest erfolgen kann, ohne die Seilfangvorrichtung und/oder das Fangseil von der Liftanlage zu demontieren.

[0008] Die Erfindung löst die ihr zugrunde liegende Aufgabe bei einer Seilfangvorrichtung der eingangs bezeichneten Art, indem diese mit den Merkmalen von Anspruch 1 ausgebildet ist. Erfindungsgemäß weist die Auslösevorrichtung ein von außerhalb des Gehäuses bedienbares, bewegliches Betätigungselement auf, welches mit der Auslösevorrichtung derart kraftübertragend gekoppelt ist, dass sich die von der Auslösevorrichtung erfasste Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Betätigungsgeschwindigkeit des Betätigungselements ändert, insbesondere erhöht. Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zunutze, dass die zuvor erforderliche Bewegung, und teils notwendige Demontage des Fangseils zum Durchführen der Funktionsüberprüfung unterbleiben kann, wenn es auf andere Weise gelingt, eine beschleunigte Bewegung der Auslösevorrichtung zu erzeugen. Diesem Ansatz folgend schlägt die Erfindung vor, ein Betätigungselement in die Seilfangvorrichtung zu integrieren, welches bei Betätigung eine Bewegung der Auslösevorrichtung bewirkt. Insbesondere ist die vom Betätigungselement ausgeübte Bewegung mittels Kraftübertragung umso stärker, je schneller das Betätigungselement bewegt wird. Insbesondere macht sich die Erfindung zunutze, dass die Auslösevorrichtung unabhängig vom Fangseil "von der anderen Seite" her betätigt wird, und somit eine umständliche Bewegung des Fangseils unterbleiben kann.

[0009] Die Erfindung wird weitergebildet, indem die Auslösevorrichtung einen Fliehkraftmechanismus aufweist, welcher in Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Fangseils rotatorisch bewegbar und dazu eingerichtet ist, die Klemmvorrichtung in die Sperrstellung zu bringen. Da die meisten Seilfangvorrichtungen einen solchen Fliehkraftmechanismus bereits einsetzen, ist es mit nur geringen strukturellen Eingriffen in die Seilfangvorrichtung auch möglich, ein Betätigungselement bei bestehenden Auslösevorrichtungen bestehender Seilfangvorrichtungen nachzurüsten.

[0010] Der Fliehkraftmechanismus ist vorzugsweise dazu eingerichtet, in Abhängigkeit seiner Rotationsgeschwindigkeit die Kupplungsstellung einzunehmen, sobald die Fangseilgeschwindigkeit den vorbestimmten Wert überschreitet. Erfindungsgemäß ist die Auslösevorrichtung dazu eingerichtet, nach Norm EN1808 bei Überschreiten einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 m/min des Fangseils auszulösen und die Klemmvorrichtung in die Klemmstellung zu bringen.

[0011] Vorzugsweise ist das Betätigungselement im Wesentlichen drehstarr mit dem Fliehkraftmechanismus gekoppelt. Durch die drehstarre Kopplung mit dem Fliehkraftmechanismus wird erreicht, dass eine Bewegung des Betätigungselements im Wesentlichen eins zu eins in eine Bewegung des Fliehkraftmechanismusumgesetzt wird. So lässt sich die Geschwindigkeit der Betätigung des Betätigungselements vorab definieren und auf denjenigen Wert einstellen, der zu einer Auslösung der Auslösevorrichtung führen müsste, wenn der Fliehkraftmechanismusund die Auslösevorrichtung insgesamt ordnungsgemäß arbeitet.

[0012] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Betätigungselement als Wellenzapfen ausgebildet, der ein Wellenende mit einer Antriebskontur zur Drehmomentübertragung aufweist.

[0013] Die Auslösevorrichtung weist vorzugsweise eine Tastrolle auf, die drehbar und von dem Fangseil antreibbar in dem Gehäuse gelagert ist, und im Wesentlichen drehstarr mit dem Fliehkraftmechanismusgekoppelt ist.

[0014] Der Fliehkraftmechanismus weist in einer bevorzugten Ausführungsform ein drehstarr mit dem Betätigungselement verbundenes erstes Koppelglied auf, und ein relativ zu dem Betätigungselement drehbar gelagertes zweites Koppelglied. Vorzugsweise sind die beiden Koppelglieder koaxial drehbar gelagert. Beispielsweise könnte das zweite Koppelglied auf dem als Wellenzapfen ausgebildeten Betätigungselement gelagert sein.

[0015] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist der Fliehkraftmechanismus ein oder mehrere Fliehkraftelemente auf, die vorzugsweise an dem ersten Koppelglied ausschließlich schwenkbar gelagert sind, und an dem zweiten Koppelglied schwenkbar und bezogen auf die Drehachse des zweiten Koppelglieds radial verschiebbar gelagert sind. Werden die Fliehkraftelemente durch rotatorischen Antrieb des ersten Koppelglieds im Kreis bewegt, werden sie als Reaktion auf die Zentripetalbeschleunigung in Richtung der als Scheinkraft wirkenden Fliehkraft radial nach außen ausweichen. Eine Ausweichung am ersten Lagerpunkt (dem ersten Koppelglied) ist nicht möglich. Allerdings können die Fliehkraftelemente aufgrund der radial verschiebbaren Lagerung am zweiten Koppelglied mit dem dort gelagerten Abschnitt radial nach außen ausweichen. Hierdurch weitet sich die Fliehkraftkupplung bei Rotation radial nach außen auf.

[0016] Die Fliehkraftelemente weisen vorzugsweise einen oder mehrere Mitnehmer auf, beispielsweise in Form von zackenartig ausgebildeten Vorsprüngen, die sich in Folge der zunehmenden Rotationsgeschwindigkeit der Fliehkraftelemente radial nach außen bewegen und in einer Kupplungsstellung mit einem Kraftübertragungselement der Klemmvorrichtung, beispielsweise einem Auslösehebel, in Kontakt geraten. Der Fliehkraftmechanismus ist vorzugsweise so eingerichtet, dass die Fliehkraftelemente bei Erreichen oder Überschreiten der nach EN1808 vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit in Kupplungsstellung geraten.

[0017] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung sind das Fliehkraftelement bzw. die Fliehkraftelemente mit einer Rückstellfeder gekoppelt, welche dazu eingerichtet ist, auf die Fliehkraftelemente eine Rückstellkraft entgegen der Fliehkraft aufzubringen. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Fliehkraftelemente bei Unterschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit des Fangseils oder bei Stillstand der Liftanlage in die entkuppelte Stellung zurückverbracht werden. Dadurch kann nach einem entriegeln der Klemmvorrichtung, welches vorzugsweise manuell mittels eines Handbetätigungselements separat erfolgt, die Seilfangvorrichtung mitsamt der Liftanlage wieder ihre ordnungsgemäße Funktion ausführen.

[0018] Vorzugsweise weist die Fliehkraftkupplung eine Einstellschraube zur Einstellung der Vorspannung der Rückstellfeder auf. Je höher die Vorspannung der Rückstellfeder eingestellt wird, desto höher ist die erforderliche Rotationsgeschwindigkeit des Fliehkraftmechanismus, bis die Fliehkraftelemente in Kupplungsstellung gebracht sind.

[0019] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Seilfangvorrichtung ist das Betätigungselement mit einem Drehmomenterzeuger gekoppelt, wobei der Drehmomenterzeuger eine mit der Antriebskontur des Betätigungselements komplementär korrespondierende Antriebskontur aufweist, und vorzugsweise ausgewählt ist aus der Liste bestehend aus: Drehhebel, Handrad, Drehknauf, oder Elektro- oder Druckluftschrauber.

[0020] Der Drehmomenterzeuger und das Betätigungselement sind vorzugsweise dergestalt aufeinander abgestimmt, dass die komplementär korrespondierend ausgebildeten Antriebskonturen ein von Standartschlüsselmaßen abweichendes geometrisches Profil aufweisen.

[0021] Besonders bevorzugt ist der Drehmomenterzeuger derart mit dem Betätigungselement gekoppelt, dass ein Drehmoment nur in einer ersten Drehrichtung erfolgt, während in der entgegengesetzten zweiten Drehrichtung entweder keine Drehmomentübertragung erfolgt oder eine Bewegung in die zweite Drehrichtung mechanisch unterbunden ist.

[0022] Die erste Drehrichtung, in der das Drehmoment übertragen werden kann, ist gemäß dieser Ausführungsform gleich der Drehrichtung der Tastrolle bei Sinkbewegung der Seilfangvorrichtung relativ zum Fangseil.

[0023] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Liftanlage, insbesondere Personen- oder Lastaufzugsanlage, mit einem Beförderungsmittel zu Aufnahme von Personen oder Lasten, einer Antriebsvorrichtung, die mit dem Beförderungsmittel gekoppelt ist und dazu ausgebildet ist, das Beförderungsmittel wahlweise aufwärts oder abwärts zu verfahren, wobei die Antriebsvorrichtung insbesondere als Seildurchlaufwinde ausgebildet ist, einem Tragseil, an welchem die Antriebsvorrichtung angreift, einem Fangseil, und einer Seilfangvorrichtung, welche mit dem Beförderungsmittel gekoppelt, zur Erfassung einer Relativgeschwindigkeit zwischen dem Beförderungsmittel und dem Fangseil eingerichtet und dazu ausgebildet ist, mittels Angreifen des Fangseils das Beförderungsmittel zu stoppen, sobald ein vorbestimmter Wert der Relativgeschwindigkeit erreicht oder überschritten wird.

[0024] Die Erfindung löst die ihr zugrunde liegende Aufgabe bei einer solchen Liftanlage, indem sie eine Seilfangvorrichtung aufweist, die nach einer der vorstehend beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen ausgebildet ist. Die erfindungsgemäße Liftanlage weist die gleichen Vorteile und bevorzugten Ausführungsformen wie die erfindungsgemäße Seilfangvorrichtung auf, weswegen diesbezüglich auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.

[0025] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren näher erläutert. Hierbei zeigen:
Fig. 1
eine prinzipielle Frontansicht einer Seilfangvorrichtung gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel,
Fig. 2
eine prinzipielle räumliche Ansicht der Seilfangvorrichtung gemäß Fig. 2.,
Fig. 3
eine prinzipielle räumliche Darstellung der Seilfangvorrichtung gemäß Fig. 1 und 2 in teilmontiertem Zustand, und
Fig. 4
eine prinzipielle Frontansicht der Teildarstellung gemäß Fig. 3, und
Fig. 5
eine erfindungsgemäße Liftanlage.


[0026] In Figur 1 ist eine Seilfangvorrichtung 1 gezeigt, die zur Montage an einer Liftanlage vorbereitet ist. Die Seilfangvorrichtung 1 weist einen Fangseileinlass 3 und einen Fangseilauslass 5 an einem Gehäuse 7 auf. Ein Fangseil 9 erstreckt sich durch den Fangseileinlass 3 und Fangseilauslass 5 hindurch und verläuft hier zwischen innerhalb des Gehäuses 7.

[0027] Die Seilfangvorrichtung 1 weist einen Verriegelungshebel 11 zum manuellen Auslösen einer (nicht dargestellten) Klemmvorrichtung im Inneren des Gehäuses 7 auf. Ferner weist die Seilfangvorrichtung 1 einen Entriegelungshebel 13 zum manuellen Entriegeln der Klemmvorrichtung im Inneren des Gehäuses 7 auf.

[0028] An der Seilfangvorrichtung 1 ist an dem Gehäuse 7, insbesondere an dem Gehäusedeckel 7a (Figur 2) eine Ausnehmung 15 eingebracht. Ein Betätigungselement 17 ist innerhalb der Ausnehmung 15 derart angeordnet, dass es von außerhalb des Gehäuses 7 mittels eines Drehmomenterzeugers 19 betätigbar ist. Vorzugsweise weisen das Betätigungselement 17 und der Drehmomenterzeuger 19 komplementär korrespondierende Antriebskonturen auf, die eine Drehmomentübertragung auf das Betätigungselement ermöglichen. Besonders bevorzugt sind die komplementär korrespondierenden Angriffsprofile zum formschlüssigen Verbinden des Drehmomenterzeugers 19 mit dem Betätigungselement 17 ausgebildet. Mittels des Drehmomenterzeugers 19, der im vorliegenden Ausführungsbeispiel als Handhebel ausgebildet ist, ist das Betätigungselement 17 in Richtung des Pfeils 21 drehbeweglich gelagert.

[0029] Das Fangseil 9 bewegt sich im Hubbetrieb der Liftanlage (Figur 5) in Richtung des Pfeils A durch das Gehäuse 7 der Seilfangvorrichtung 1 hindurch. Im Inneren des Gehäuses 7 ist eine (nicht gezeigte) Tastrolle angeordnet, die an dem Fangseil 9 anliegt und von dem Fangseil 9 angetrieben wird. Die Tastrolle 27 ist im Wesentlichen drehstarr mit einer Auslösevorrichtung 23 verbunden, die in den Figuren 3 und 4 detaillierter dargestellt wird.

[0030] In Figur 2 ist die Seilfangvorrichtung 1 in einer Außenansicht perspektivisch dargestellt. Das Fangseil 9 wurde zur leichteren Erkennbarkeit ausgeblendet. Es gelten die obigen Erläuterungen zur Figur 1 entsprechend. Das Gehäuse 7 ist in eine Gehäuserückwand 7b und einen Gehäusedeckel 7a unterteilt. Das Betätigungselement 17 erstreckt sich durch die Ausnehmung 4 in dem Gehäusedeckel 7a hindurch, so dass der mit der Antriebskontur versehene Endabschnitt des Betätigungselements von außen mittels des Drehmomenterzeugers 19 angreifbar ist.

[0031] In Figur 3 ist das Gehäuse 7 mit demontiertem Gehäusedeckel 7a gezeigt, was den Blick auf eine Auslösevorrichtung 23 freigibt. Die Auslösevorrichtung 23 weist einen Fliehkraftmechanismus 25 auf. Der Fliehkraftmechanismus 25 wiederum ist im Wesentlichen drehstarr mit der Tastrolle 27 verbunden (teilweise verdeckt dargestellt).

[0032] Die Auslösevorrichtung 23 umfasst das Betätigungselement 17, welches als Wellenzapfen ausgebildet ist, der ein Wellenende 29 aufweist, an welchem die Antriebskontur ausgebildet ist. Im vorliegenden Beispiel wird die Antriebskontur durch zwei parallele Flanken 31a,b gebildet. Vorzugsweise sind die Angriffsflanken 31a,b in einer Schlüsselweite voneinander beabstandet, die mit Standartwerkzeugen nicht formschlüssig gegriffen werden kann, um eine Fehlbedienung durch nicht sachgemäß ausgebildetes Bedienpersonal mit nicht fachgerechtem Werkzeug möglichst zu unterbinden.

[0033] Die Fliehkraftkupplung 25 weist ein erstes Koppelglied 33 auf, welches drehfest mit der Tastrolle 27 und dem Betätigungselement 17 verbunden ist. Ferner weist der Fliehkraftmechanismus 25 ein zweites Koppelglied 35 auf, welches drehbar, vorzugsweise koaxial zu dem ersten Koppelglied 33, an der Auslösevorrichtung 23 gelagert ist.

[0034] Ferner weist der Fliehkraftmechanismus 25 ein erstes Fliehkraftelement 37a und ein zweites Fliehkraftelement 37b auf. An den Fliehkraftelementen 37a, 37b sind jeweils mehrere Mitnehmer 39 in Form von radial nach außen erstreckten Vorsprüngen ausgebildet. Die Mitnehmer 39 sind dazu ausgebildet, in einer Kupplungsstellung der Fliehkraftkupplung 25 mit einem Auslösehebel 41 in Eingriff zu gelangen, welcher eine Betätigung der (nicht gezeigten) Klemmvorrichtung in allgemein bekannter Weise bewirkt. Einzelheiten zur Kinematik ergeben sich aus Figur 4.

[0035] Wie in Figur 4 dargestellt ist, sind die Fliehkraftelemente 37a,b jeweils rein rotatorisch beweglich an dem ersten Koppelglied 33 gelagert, vorzugsweise mittels Lagerbolzen 43.

[0036] Ferner sind die Fliehkraftelemente 37a,b an dem zweiten Koppelglied 35 in Langlöchern 45a,b mittels korrespondierend ausgebildeter Gleitsteine 47a,b gelagert. Die Langlöcher 45a,b erstrecken sich bezogen auf eine Rotationsachse R der Auslösevorrichtung 23 in radialer Richtung. Dadurch, dass die Fliehkraftelemente 37a,b bei ausreichend schneller Rotation der Auslösevorrichtung 23 bzw. der Tastrolle 27 in demjenigen Lagerabschnitt der Fliehkraft nachgeben können, in dem die Langlöcher 45a,b ausgebildet sind, und in dem das zweite Koppelglied 35 relativ zu dem ersten Koppelglied 33 drehbar gelagert ist, wandern die Mitnehmer 39 der Fliehkraftelemente 37a,b bei steigender Geschwindigkeit der Fliehkraftkupplung 25 radial nach außen. Erreicht bzw. überschreitet die Rotationsgeschwindigkeit der Fliehkraftkupplung 25 einen vorbestimmten Wert, beispielsweise 30 m/min gemäß EN1808, berühren die Mitnehmer 39 den Auslösehebel 41 und Betätigen die Klemmvorrichtung. Diese Ausweichbewegung in Folge der Fliehkraft wird entweder durch die Tastrolle 27 im normalen Betrieb bewirkt, oder durch rotatorisches Bewegen des Betätigungselements 17.

[0037] Die Gleitsteine 47a,b, mit denen die Fliehkraftelemente 37a,b an dem zweiten Koppelglied 35 gleitend gelagert sind, sind mittels eines als Spannfeder ausgebildeten Rückstellelements 48 verbunden, vorzugsweise vorgespannt. Zum Justieren der Vorspannung ist weiter vorzugsweise eine Einstellschraube 50 an dem ersten Gleitstein 47a angeordnet.

[0038] In Figur 5 ist eine Liftanlage gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung gezeigt, um den Einbauort der Seilfangvorrichtung 1 zu verdeutlichen.

[0039] Die Liftanlage 100 weist ein Beförderungsmittel 103 auf, im vorliegenden Beispiel als Kabine für Personen oder Lasten abgebildet. An dem Beförderungsmittel 103 ist eine Antriebsvorrichtung 105, vorzugsweise dachseitig, angebracht. Die Antriebsvorrichtung 105 ist im vorliegenden Beispiel als Seildurchlaufwinde ausgebildet.

[0040] An dem Beförderungsmittel 103 ist eine Seilfangvorrichtung 1 befestigt. Die Seilfangvorrichtung 1 greift an ein Fangseil 9 an, welches parallel zu einem Tragseil 109 geführt ist. An dem Tragseil 109 greift die Antriebsvorrichtung 105 an. Die Seilfangvorrichtung 1 ist in vorstehend beschriebener Weise dazu eingerichtet, die Relativgeschwindigkeit zwischen ihr und dem Fangseil 9 zu erfassen, insbesondere mittels der Auslösevorrichtung 23 gemäß den Figuren 3 und 4. Bei Erreichen oder Überschreiten einer vorbestimmten Maximalgeschwindigkeit, beispielsweise 30 m/min, fängt die Seilfangvorrichtung 1 das Beförderungsmittel 103 am Fangseil 9 auf. Unterhalb des Beförderungsmittels 103 ist ein Spanngewicht 113 befestigt, welches das Tragseil spannt und in senkrechter Ausrichtung hält. Die Seilfangvorrichtung 1 ist vorzugsweise so angebracht, dass sie von Wartungspersonal leicht zugänglich ist. Der Zugang erfolgt vorzugsweise entweder von innerhalb des Beförderungsmittels 103 oder von außerhalb, beispielsweise vom Dach des Beförderungsmittels 103 aus.

[0041] Wie sich aus den vorstehenden Erläuterungen zu den beigefügten Figuren ergibt, ist das Überprüfen der Funktion der Auslösevorrichtung 23 aus besonders einfache Weise dadurch ermöglicht worden, dass das Betätigungselement 17 durch die Ausnehmung 15 hindurch nun von außen erreichbar und betätigbar ist. Der Vorgang der Funktionsüberprüfung ist erfindungsgemäß in einem Bruchteil der zuvor benötigten Zeit möglich und kann von einem Bediener ohne Begleitung ohne weiteres und zuverlässig durchgeführt werden. Dies senkt die Hemmnis eines jeden Betreibers, den vorgeschriebenen arbeitstäglichen Überprüfungsvorgang praktisch durchzuführen deutlich und führt zu einer insgesamten signifikanten Verbesserung der Sicherheitslage überall dort, wo die erfindungsgemäße Liftanlage mit der erfindungsgemäßen Seilfangvorrichtung zum Einsatz kommt.


Ansprüche

1. Seilfangvorrichtung (1) für eine Liftanlage mit einem Fangseil (9), mit

- einem Gehäuse (7) mit einem Fangseileinlass (3) und einem Fangseilauslass (5),

- einer in dem Gehäuse (7) angeordneten Klemmvorrichtung, die dazu eingerichtet ist, von einer Freigabestellung, in welcher das Fangseil (9) relativ zu der Klemmvorrichtung beweglich ist, in eine Klemmstellung gebracht zu werden, in welcher die Klemmvorrichtung an dem Fangseil (9) angreift, und

- einer in dem Gehäuse (7) angeordneten Auslösevorrichtung (23), welche dazu eingerichtet ist, die Geschwindigkeit des sich zwischen dem Fangseileinlass (3) und dem Fangseilauslass (5) erstreckenden Fangseils (9) zu erfassen, und mit der Klemmvorrichtung derart wirkverbunden ist, dass bei Überschreiten einer vorbestimmten Geschwindigkeit des Fangseils (9) die Klemmvorrichtung von der Freigabestellung in die Klemmstellung verbracht wird,

dadurch gekennzeichnet, dass die Auslösevorrichtung (23) ein von außerhalb des Gehäuses (7) bedienbares, bewegliches Betätigungselement (17) aufweist, welches mit der Auslösevorrichtung derart kraftübertragend gekoppelt ist, dass sich die von der Auslösevorrichtung erfasste Geschwindigkeit in Abhängigkeit der Betätigungsgeschwindigkeit des Betätigungselements erhöht.
 
2. Seilfangvorrichtung (1) nach Anspruch 1,
wobei die Auslösevorrichtung einen Fliehkraftmechanismus(25) aufweist, welche in Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Fangseils (9) rotatorisch bewegbar und dazu eingerichtet ist, in einer Kupplungsstellung die Klemmvorrichtung in die Sperrstellung zu bringen.
 
3. Seilfangvorrichtung (1) nach Anspruch 2,
wobei der Fliehkraftmechanismus (25) dazu eingerichtet ist, in Abhängigkeit ihrer Rotationsgeschwindigkeit die Kupplungsstellung einzunehmen, sobald die Fangseilgeschwindigkeit den vorbestimmten Wert überschreitet.
 
4. Seilfangvorrichtung (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei das Betätigungselement (17) im Wesentlichen drehstarr mit dem Fliehkraftmechanismus (25) gekoppelt ist.
 
5. Seilfangvorrichtung (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei das Betätigungselement (17) als Wellenzapfen ausgebildet ist, der ein Wellenende (29) mit einer Antriebskontur (31a,b) zur Drehmomentübertragung aufweist.
 
6. Seilfangvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
wobei die Auslösevorrichtung eine Tastrolle (27) aufweist, die drehbar und von dem Fangseil (9) antreibbar in dem Gehäuse (7) gelagert ist, und im Wesentlichen drehstarr mit dem Fliehkraftmechanismus (25) gekoppelt ist.
 
7. Seilfangvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
wobei der Fliehkraftmechanismus (25) ein drehstarr mit dem Betätigungselement (17) verbundenes erstes Koppelglied (33) aufweist und ein relativ zu dem Betätigungselement (17) drehbar gelagertes zweites Koppelglied (35) aufweist.
 
8. Seilfangvorrichtung (1) nach Anspruch 7,
wobei der Fliehkraftmechanismus (25) ein oder mehrere Fliehkraftelemente (37a,b) aufweist, die vorzugsweise

- an dem ersten Koppelglied (33) ausschließlich schwenkbar gelagert sind, und

- an dem zweiten Koppelglied (35) schwenkbar und bezogen auf die Drehachse (R) des zweiten Koppelgliedes (35) radial verschiebbar gelagert sind.


 
9. Seilfangvorrichtung (1) nach Anspruch 8,
wobei das Fliehkraftelement bzw. die Fliehkraftelemente (37a,b) mit einer Rückstellfeder (48) gekoppelt sind, welche dazu eingerichtet ist, auf die Fliehkraftelemente (37a,b) eine Rückstellkraft entgegen der Fliehkraft aufzubringen.
 
10. Seilfangvorrichtung (1) nach Anspruch 9,
wobei der Fliehkraftmechanismus (25) eine Einstellschraube (50) zur Einstellung der Vorspannung der Rückstellfeder (48) aufweist.
 
11. Seilfangvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 5 bis 10,
wobei das Betätigungselement (17) mit einem Drehmomenterzeuger (19) gekoppelt ist, wobei der Drehmomenterzeuger eine mit der Antriebskontur des Betätigungselements komplementär korrespondierende Antriebskontur aufweist, und vorzugsweise ausgewählt ist aus der Liste bestehend aus:

- Drehhebel,

- Handrad,

- Drehknauf, insbesondere mit Wickelseil zum rotatorischen Antreiben oder

- Elektro- oder Druckluftschrauber.


 
12. Liftanlage (100), insbesondere Personen- oder Lastenaufzugsanlage, mit

- einem Beförderungsmittel (103) zur Aufnahme von Personen oder Lasten,

- einer Antriebsvorrichtung (105), die mit dem Beförderungsmittel (103) gekoppelt und dazu ausgebildet ist, das Beförderungsmittel (103) wahlweise aufwärts oder abwärts zu verfahren, wobei die Antriebsvorrichtung insbesondere als Seildurchlaufwinde ausgebildet ist,

- einem Tragseil (109), an welchem die Antriebsvorrichtung (105) angreift,

- einem Fangseil (9), und
einer Seilfangvorrichtung (1), welche mit dem Beförderungsmittel (103) gekoppelt, zur Erfassung einer Relativgeschwindigkeit zwischen dem Beförderungsmittel (103) und dem Fangseil (9) eingerichtet und dazu ausgebildet ist, mittels Angreifen des Fangseils (11) das Beförderungsmittel (103) zu stoppen, sobald ein vorbestimmter Wert der Relativgeschwindigkeit erreicht oder überschritten wird,
dadurch gekennzeichnet, dass die Seilfangvorrichtung (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche ausgebildet ist.


 




Zeichnung



















Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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