[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Metallstrangs,
insbesondere eines Stahlstrangs, umfassend das Vergießen einer Metallschmelze, insbesondere
Stahlschmelze, im Stranggießverfahren zu einem Gießstrang, der mit Kühlmittel gekühlt
und gewünschtenfalls dickenreduziert wird, wobei unter Zugrundelegung eines oder mehrerer
die zeitabhängige Temperaturverteilung über die Gießstranglänge und/oder die Ausbildung
eines gewünschten Gefüges des Gießstrangs über die Gießstranglänge beschreibender
und/oder berechnender Simulations- und Rechenmodelle, insbesondere dem sogenannten
DSC(
Dynamic
Solidification
Control)-Berechnungs- und Steuerungsprogramm, ständig während der Herstellung des Gießstrangs
Werte mitberechnet werden, welche die Ausbildung der jeweiligen Gefügezusammensetzung
beschreiben und/oder diese oder die Gießstrangausbildung beeinflussende Verfahrensparameter
steuern und auf Basis welcher online dynamisch während der Herstellung des Gießstrangs
die Kühlung des Gießstrangs und/oder die Gießgeschwindigkeit eingestellt wird.
Weiterhin richtet sich die Erfindung auf einen Gießstrang, der durch ein solches Verfahren
erhalten wird.
[0002] Beim Vergießen einer Stahlschmelze in einer Stranggießanlage sinkt die Temperatur
des erhaltenen Gießstranges beim Erstarren an jeder Querschnittsposition des Gießstranges
während der Herstellung von der analysenabhängig ca. 1.550 °C betragenden Gießtemperatur
bis unter 900 °C, teilweise bis unter 700 °C ab. Die Duktilität des eingesetzten Stahlwerkstoffes,
die ein Bewertungskriterium für die Schwächung des Werkstoffes darstellt, weist in
diesem Temperaturintervall lokale Minima auf. Bei der Durchführung des Gießprozesses
wird daher auf die Temperaturführung besonderen Wert gelegt und diese so ausgewählt
und eingestellt, dass in den risskritischen Biege- und Richtbereichen einer Stranggießanlage
bei der Herstellung des Gießstranges die Duktilität hoch genug ist, um Risse zu vermeiden.
[0003] Dies wird bisher dadurch erreicht, dass der Gießstrang in der sogenannten heißen
Fahrweise nur mit wenig Spritzwasser als Kühlmedium gekühlt wird. Hierdurch wird erreicht,
dass die Temperaturen während der Herstellung des Gießstranges so hoch bleiben, dass
der ansonsten aufgrund von sich bildenden Ausscheidungen im Stahlgefüge auftretende
Duktilitätsabfall nicht auftritt. Alternativ besteht eine andere Möglichkeit zur Verminderung
oder Vermeidung des Duktilitätsabfalles darin, dass der Stahl bei der Herstellung
des Gießstranges sehr stark abgekühlt wird, und zwar so stark, dass der Stahl bereits
die Umwandlung von γ-Eisen in α-Eisen abgeschlossen hat, wenn er in den risskritischen
Biege- und Richtbereich einer Stranggießanlage eintritt. Diese Fahrweise mit einer
intensiven Kühlung des erhaltenen Gießstranges hat den Vorteil, dass es aufgrund der
niedrigen Temperaturen zu einer Reduzierung der Breitung des erhaltenen Gießstranges
und auf den Schmalseiten des erhaltenen Gießstranges zu einer Reduzierung der Ausbauchung
kommt.
[0004] Zudem besteht die Gefahr, dass es bei der Ausbildung von niedrigen Ferrit-Anteilen
in dem sich einstellenden Gefüge, was beispielsweise dann der Fall ist, wenn sich
zur Oberflächenseite hin Ferritsäume mit einem Volumenanteil von 5% bis 40% bilden,
sich Ferritkörner auf den Austenitkorngrenzen absetzen, was wiederum zu einem erhöhten
Risiko für die Bildung von Rissen in dem Gießstrang führt.
[0005] Weiterhin stellt sich bei der Abkühlung des Gießstranges die Problematik, dass bei
einer ungleichmäßigen Kühlung, beispielsweise einer auf der Schmalseiten des entstehenden
Gießstranges, in einem Querschnitt des Gießstranges Gefügeanteile ungleichmäßig entstehen
können. Da Ferrit eine geringere Dichte und damit ein größeres spezifisches Volumen
als Austenit aufweist, dehnt sich das jeweilige Stahlmaterial bei der Umwandlung von
Austenit in Ferrit unterschiedlich stark aus. Wenn es nun zu einer ungleichmäßigen
Kühlung des Gießstrangquerschnittes kommt, entstehen unterschiedliche Ferrit-Anteile
und unterschiedliche Spannungen über den Verlauf einer Schmalseite des Gießstranges.
Dies kann gegebenenfalls wiederum zu Rissen führen, insbesondere dann, wenn zusätzlich
äußere Spannungen wie beispielsweise durch die Biegung des Gießstranges im Biege-
oder Richtbereich einer Stranggießanlage hinzukommen.
[0006] Aus der
DE 10 2012 224 502 A1 ist ein Simulations- und Rechenmodell bekannt, mittels welchem es möglich ist, beim
Walzen metallischen Walzgutes, und hier insbesondere beim Walzen von Stahl in einer
Warmbandstraße oder einem Grobblechwerk, ZTU(Zeit-Temperatur-Umwandlungs)-Diagramme
oder Schaubilder zu berechnen und sich einstellende Gefügezusammensetzungen vorherzusagen.
Basis dieses Simulations- und Rechenmodells ist ein Temperaturberechnungsmodell, in
welches u. a. der dynamische Verlauf der Enthalpie und der Wärmeleitung als Eingangsgröße
eingeht.
[0007] Die
WO 01/91943 A1 offenbart ein Verfahren, bei welchem mittels eines Simulations- und Rechenmodells
die aufzubringende Kühlmittelmenge berechnet wird, um das als Zielvorgabe definierte
gewünschte Gefüge des beim Stanggießen erzeugen Gießstranges zu erhalten. Das Stranggießen
wird unter Online-Berechnung unter Zugrundelegung eines die Ausbildung des gewünschten
Gefüges des Gießstranges beschreibenden Simulations- und Rechenmodells durchgeführt,
wobei die die Gefügeausbildung beeinflussende Variable des Stranggießverfahrens, wie
zum Beispiel die zur Kühlung des Stranges vorgesehene spezifische Kühlmittelmenge,
online dynamisch, d.h. während des laufenden Gießens, eingestellt werden. Mit diesem
Verfahren ist es möglich, ein Stahlstranggießen derart durchzuführen, dass sich gewünschte
Ferrit- und Perlit-Strukturen einstellen und/oder ausscheiden und nicht erwünschte
Ausscheidungen, wie beispielsweise Aluminiumnitrid-Ausscheidungen, an den Korngrenzen
vermieden werden. Das Simulations- und Rechenmodell umfasst ein metallurgisches Rechenmodell,
das die Phasenumwandlungskinetik und Keimbildungskinetik berücksichtigt und ein thermisches
Rechenmodell, das eine Temperaturanalyse aufgrund der Lösung von Wärmeleitungsgleichungen
ermöglicht. Basis ist insbesondere die angemessene Berücksichtigung der Gibbs'schen
Energie und die Multikomponentensysteme in das Rechenmodell integriert sind. Dieses
bekannte Simulations- und Rechenmodell umfasst auch die Maßnahme, auf Basis der im
Rechner gespeicherten ZTU-Schaubilder und der sich in Abhängigkeit von der Zeit einstellenden
Temperatur den Anteil an umgewandeltem Material zu berechnen, um somit auch die gegebenenfalls
ungleichmäßig stattfindende Kühlung des erzeugten Gießstranges berücksichtigen zu
können.
[0008] Mit bekannten Temperaturberechnungsverfahren wie zum Beispiel dem DSC (
Dynamic
Solidification
Control)-Verfahren bzw. dem DSC(
Dynamic
Solidification
Control)-Berechnungs- und Steuerungsprogramm, welches ein von der Anmelderin entwickeltes
Programm bezeichnet, ist es möglich, die Wärmeleitungsgleichung

für jede Strangposition dynamisch für die aktuellen Gießverhältnisse in der Gießanlage
numerisch zu lösen. Insbesondere bei Dick- und Dünnbrammen sowie Knüppel, Rund- und
Vorblockanlagen findet dieses Modell Anwendung. Mit einem integrierten Materialmodell
können dann Werkstoffdaten wie Phasengrenzen, Enthalpien, Liquid Fraction Anteile,
Dichte und Wärmeleitzahl für jede Analyse und jede Temperatur berechnet werden. Die
Temperaturberechnung erfolgt unter Berücksichtigung aller Anlagenkomponenten wie:
Kokille (Wassermenge, Wassertemperatur, Wassertemperaturerhöhung, Kupferwanddicke,
Gießpulvereinfluss)
Rollen (Durchmesser, Anpresskraft, Rollentemperatur)
Rührer (Position und Intensität)
Isolierungen (Verminderung der Wärmestrahlung)
Sekundärkühlzone (Einzelposition jeder Düse, Wasser- und Luftmenge, Wasser und Luftdruck,
Schwallwasser, Wassertemperatur, Leidenfrosteffekte)
Lagerlücken (kein Rollenkontakt, eventuell mehr Schwallwasser) Rollgängen (Wärmeverlust
durch Strahlung und Konvektion an Luft)
[0009] Aus der berechneten Temperatur an jeder Strangposition können weitere technologische
Größen abgeleitet werden:
Strangschalendicke:
[0010] Da die Temperatur an jedem Berechnungsknoten bekannt ist, kann über die Kenntnis
der Solidustemperatur aus dem Materialmodell zu jedem Zeitpunkt und für jede Anlagenposition
die Dicke der Strangschale berechnet werden.
Von besonderem Interesse ist auch die Durchschnittstemperatur der Strangschale, denn
Temperaturschwankungen im bereits erstarrten Material können zu Spannungen und zu
Rissen führen.
Lage der Sumpfspitze:
[0011] Sobald alle Temperaturen des Strangquerschnittes kleiner der Solidustemperatur sind,
ist der Strang durcherstarrt. Die Position der völligen Durcherstarrung ist in einer
Gießanlage von besonderer Wichtigkeit, da sie nicht über die letzten Rolle hinauslaufen
darf um ein unkontrolliertes Aufblähen des Stranges (Walbildung) zu verhindern. Für
die Durchführung einer sogenannten Softreduction wird ebenfalls die exakte Position
der Sumpfspitze benötigt.
Solid Fraction Anteile (Festphasenanteile):
[0012] Neben der Schalendicke können auch die Isolinien für alle Solid Fraction Anteile
im Erstarrungsintervall und die Isolinien unterhalb der Solidustemperatur (Ts-10°C
bis Ts-50°C) berechnet werden. Mit dieser Methode ist es auch möglich, den Bildungsort
von Innenrissen im Gießstrang in der Anlage auszuwerten und den Zusammenhang zwischen
Innenrissen in der Nähe der Nullzähigkeitstemperatur T
NZ (ZDT) zu verdeutlichen. Kenngrößen der Innenrissanfälligkeit sind die Nullfestigkeitstemperatur
(ZST) oder besser die Nullzähigkeitstemperatur (ZDT). Mit der Temperatur T
NZ (ZDT) werden in der Literatur Solid Fraction Anteile von 0.97, 0.98, 0.99 und 1.0
gleichgesetzt. Ausgangspunkt ist eine Rissentstehung im Bereich 0.90 < fs < 1.0. Der
Rissfortschritt verläuft nach außen in das Nullzähigkeitsgebiet bis in den Temperaturbereich
Ts-10°C bis Ts-50°C hinein. Die Solid Fraction Anteile werden ebenfalls zur Bestimmung
der Softreduction Positionen benötigt. Der optimale Zeitpunkt bei Softreduction ist
mit dem Flüssigfest Verhältnis (Solid Fraction Anteil) im Strangkern bestimmt, das
ein Kriterium für die Auswertung der Auswirkung der Softreduction auf die Mittenseigerung
ist. Bei der Erstarrung des flüssigen Stahls bewirkt die unterschiedliche Löslichkeit
der Legierungselemente im Festen und im Flüssigen eine Anreicherung der Legierungselemente
in der schmelzflüssigen Phase. Als Folge davon weisen die zuletzt erstarrenden Bereiche
eine höhere Konzentration auf als die Ausgangskonzentration (nominale Analyse). In
diesem Gebiet kommt es dadurch zu einer Absenkung der Solidustemperatur. Dies ist
nicht für die Walbildung maßgeblich, aber für die Erkennung von Heißrissen.
Duktilität:
[0013] Für eine gegebene Duktilitätskurve eines Werkstoffes und einem Wert für die minimal
zulässige Duktilität im risskritischen Biege- und Richtbereich kann der Duktilitätsverlauf
an der gesamten Oberfläche dargestellt werden. Ebenso können Isothermen des kritischen
Duktilitätsverlaufes zur Lokalisierung von Innenrissen benutzt werden.
Bulging:
[0014] Mit Hilfe der Temperatur und der Strangschalendicke kann an jeder Anlagenposition
unter Berücksichtigung der Rollenabstände die Ausbauchung und die zugehörige Dehnung
berechnet werden. Die Dehnung kann mit einer vorgegebenen maximal erlaubten Dehnung
verglichen werden.
Lunker und Kernlockerstellen:
[0015] Eines der metallurgischen Probleme des Stranggießens ist die Bildung einer großen
gerichtet dendritischen Zone auf Kosten des Bereichs der globulitischen Kernzone,
da die wesentlich höheren Abkühlgeschwindigkeiten beim Stranggießen große Temperaturgradienten
an der Grenzfläche fest-flüssig (mushy Zone) hervorrufen.
[0016] Während der Erstarrung kommt es zu einer Volumenschwindung. Diese entstehenden Hohlräume
müssen mit Schmelze aufgefüllt werden. Wenn ein kontinuierliches Nachfließen mit flüssiger
Schmelze nicht mehr oder unzureichend gewährleistet werden kann, können sich bei der
Erstarrung Kernlunker (Knüppel und Vorblock) und Kernporen/Kernlockerungen (Brammen
und Vorblock) bilden.
[0017] Bei Brammen spitzt sich der Sumpf keilförmig wegen der eindimensionalen Wärmeableitung
und Erstarrung zu. Örtliche Kristallbrücken führen nicht zu einer völligen Abschnürung
des Sumpfes, so dass die Nachspeisung von Schmelze weiter möglich ist und keine Kernlunker
sondern höchstens Kernlockerungen entstehen.
Runde und quadratische Stränge haben wegen der zweidimensionalen Wärmeableitung und
Erstarrung einen spitz zulaufenden kegeligen Krater, durch das flüssiges Metall nachgespeist
wird, um die Erstarrungsschwindung auszugleichen. Günstig orientierte, voreilende
Dendriten können Brücken bilden, den darunter befindlichen Sumpf abschließen und ein
Nachspeisen mit Schmelze von oben behindern oder unterbinden. Diese Vorgänge führen
im Strang zum Kernlunker und Kernlockerung.
[0018] Voraussetzung für die Berechnung von Lunkern und Porenbildung ist das zeitliche Temperaturfeld
des Stranges. Über die Temperaturverteilung und die hieraus berechnete Erstarrungsgeschwindigkeit
können der Sekundär-Dendritenarmabstand (SDAS) und eine dem hydrostatischen Druck
entgegenwirkenge Permeabilität berechnet werden. Die Permeabilität beschreibt die
Durchlässigkeit der Dendritenstruktur. Je größer die Permeabilität ist umso größer
ist die Durchlässigkeit. Der Druckverlust der nachströmenden Schmelze steigt mit abnehmender
Permeabilität. Die Nachspeisung endet wenn der Druckverlust der nachspeisenden Strömung
größer als die ferrostatische Last ist. Dies ist bei einer Auftragung von Druckverlust
und hydrostatischem Druck in bar über dem Abstand vom Gießspiegel in Meter (m), und
damit über der Gießstranglänge, Schnittpunkt der Kurven von Druckverlust und hydrostatischen
Druck der Fall.
Erstarrungsgefüge (Makrogefüge):
[0019] Die Mittenseigerungen werden mit dem Auftreten des transkristallinen (gerichteten)
Erstrarrungsgefüges in Verbindung gebracht. Die Ursachen sind Strömungen der Restschmelze
im Bereich der Sumpfspitze, die zu einer Umverteilung der Legierungselemente führen.
Die angereicherte Schmelze gelangt zur Strangmitte und verursacht dort die positive
Mittenseigerung. Es ist charakteristisch für eine Mittenseigerung, dass mit der Anreicherung
in der Strangmitte immer eine Verarmung der sich anschließenden Bereiche verbunden
ist. Die positive Seigerung muss mengenmäßig der negativen entsprechen. Es ist von
großer Bedeutung, zu erkennen, wie der Anteil des globulitischen (ungerichteten &
equiaxed) Erstarrungsgefüges von stranggießtechnischen Maßnahmen und der Stahlzusammensetzung
abhängt. Ist das Erstarrungsgefüge globulitisch (ungerichtet & equiaxed), sind die
beobachteten Seigerungen meist geringer.
[0020] Stähle mit hohem Kohlenstoffgehalt haben eine viel größere Neigung zur Mittenseigerung
(Makroseigerung) als solche mit geringem oder mittlerem Kohlenstoffgehalt. Hoher Kohlenstoffgehalt
begünstigt die transkristalline (gerichtete) Erstarrung und damit die Mittenseigerung.
Der Werkstoff ist zusätzlich durch Innenfehler geschwächt, was zur Brüchigkeit während
des Transportes führt.
[0021] Zur Vermeidung von Oberflächenfehlern (Zugrilligkeit) im fertig gewalzten Kaltband
bei ferritischen Stählen ist es wünschenswert einen Mindestanteil an globulitischem
(equiaxed) Gefüge zu erzielen.
[0022] Aus den berechneten Temperaturfeldern können die Erstarrungsgeschwindigkeiten und
der Temperaturgradienten an der Erstarrungsfront bestimmt werden. Mit einem gekoppelten
Werkstoffmodell CET kann dann der Anteil an globulitischen Gefüge berechnet werden.
Der globulitische Anteil am Erstarrungsgefüge lässt sich durch den Einsatz von Rührern
und das Gießen mit niedriger Überhitzungstemperatur erhöhen.
Mikrogefüge:
▪ γ/α Phasenumwandlung
[0023] Ein wichtiger Aspekt der Duktilitätseigenschaften von Brammen ist der Gefügezustand.
Bei der "harten Kühlung" wird der Strang z.B. zur Vermeidung von Ausbauchungen stark
gekühlt um schnell eine dicke Strangschale zu bekommen. Hierbei kann die Temperatur
unter die Umwandlungstemperatur γ/α sinken. Da Ferrit sehr viel weicher als Austenit
ist, wird angenommen, dass die Verformung des Materials vorzugsweise an den Ferritsäumen
vor sich geht. Der Bruch wird dann an den Ferritsäumen initiiert. Aus berechneten
Temperaturfeldern können für beliebige Strangpositionen die Abkühlraten berechnet
werden. Mit diesen Abkühlraten und den minimal erreichten Temperaturen kann mit einem
gekoppelten synthetischen ZTU-Modell die Gefügeverteilung abgelesen werden.
▪ Ausscheidungsbildung
[0024] In den meisten Untersuchungen wird die Ferritversprödung unter A
3 Temperatur durch Zusammenwirken von Ferritsäumen und Ausscheidungen erklärt. Die
Ferritsäume bilden sich bei Unterschreiten der A
3-Temperatur an den Austenitkorngrenzen und Ausscheidungen der Nitride und Karbonitride
erfolgen in diesen Ferritsäumen.
Zunderberechnung:
[0025] Bei einer "heißen Fahrweise" wird in Teilen des Horizontalbereiches des Gießstranges
kein Spritzwasser aufgebracht. Hierdurch platzt der sich bildende Zunder nicht ab
und die Wärmeabfuhr des Stranges wird durch eine Zunderschicht verringert. Durch Addition
des vorhandenen und des abgeplatzten Zunders lässt sich der Produktionsverlust bestimmen.
Aus der Praxis sind folgende Regelungssysteme bekannt:
Spritzplan:
[0026] Über ein Tabellenwerk wird für mehrere Gießgeschwindigkeitsstützstellen für jeden
Regelkreis die Wassermengen vorgegeben. Zwischen diesen Stützstellen werden die Wassermengen
linear interpoliert. Bei einer Änderung der Gießgeschwindigkeit werden sofort die
Wassermengen in allen Regelkreisen geändert.
LifeTime Regelung:
[0027] Bei einer Änderung der Gießgeschwindigkeit werden nicht sofort die Wassermengen alle
Regelkreise geändert. Die Änderungen werden über das Strangalter bestimmt.
Temperaturregelung:
[0028] Für bestimmte Positionen in der Sekundärkühlung, in der Regel das Ende einer Kühlzone,
werden je nach Werkstoffgruppe Solltemperaturen vorgegeben. Die Spritzwassermengen
werden nun so geregelt, dass diese vorgegebenen Temperaturen eingestellt werden. Hierdurch
behält der Strang auch bei Änderungen der Gießgeschwindigkeit die gleiche Temperaturverteilung
und dadurch konstante Qualitäten. Durch eine dynamische Änderung der Solltemperaturkurve
kann automatisch auf ungewollte Probleme reagiert werden.
[0029] So kann durch eine Absenkung der Solltemperaturen frühzeitig die Ausbildung einer
zu langen Sumpfspitze vermieden werden.
Sumpfspitzenregelung:
[0030] Regelung der Wassermengen oder der Gießgeschwindigkeit um die Sumpfspitze an eine
gewünschte Position zu legen.
Gießgeschwindigkeitsregelung:
[0031] Die Gießgeschwindigkeit wird variiert, um an einer vorgegebenen Position die Sumpfspitze
zu legen oder um eine gewünschte Temperatur zu erreichen.
Duktilitätsregelung:
[0032] Der Temperaturverlauf wird so geregelt, dass in den risskritischen Biege- und Richtbereich
die Oberflächentemperaturen einen kritischen Wert nicht unterschreiten. Dieser kritische
Temperaturwert berechnet sich aus dem Schnittpunkt der vorgegebenen Duktilitätskurve
mit dem Wert einer kritischen Grenze (z.B. 75 %).
Dehnungsregelung:
[0033] So wie aus dem aktuellen Temperaturverlauf die aktuelle Dehnung berechnet werden
kann, kann auch aus der zulässigen maximalen Dehnung ein maximal zulässiger Temperaturwert
zurück gerechnet werden. Die Berechnung der maximal zulässigen Temperaturwerte erfolgt
aus der maximalen Dehnung mit Hilfe eines rekursiven Berechnungsverfahrens, da mit
sinkender Temperatur die Strangschale dicker wird und sich die Ausbauchung und damit
auch die Dehnung vermindert.
[0034] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Lösung zu schaffen, mit welcher sich
der Einfluss der Kühlung auf die Herstellung eines beim Stranggießen erhaltenen Gießstranges
weiter verbessern lässt.
[0035] Bei einem Verfahren der Eingangs näher bezeichneten Art wird diese Aufgabe erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass das oder die Simulations- und Rechenmodelle in Abhängigkeit von
der berechneten aktuellen Temperaturverteilung über die Gießstranglänge und/oder in
einem jeweils betrachteten Querschnitt des Gießstrangs die örtlich auf den Gießstrang
aufzubringende Kühlmittelmenge und/oder Kühlmittelverteilung, insbesondere Spritzwassermenge
und/oder Spritzwasserverteilung, und/oder die Gießgeschwindigkeit und/oder die Rollen-
und/oder Kühlsegmentanstellung derart regeln, dass das gewünschte Gefüge oder die
gewünschte Gefügezusammensetzung oder ein gewünschter Bereich oder eine gewünschte
Lage und/oder Ausbildung der Sumpfspitze oder eine gewünschte geometrische Abmessung
und/oder Oberflächenbeschaffenheit oder Innenstrukturbeschaffenheit des Gießstrangs
eingestellt wird/werden.
[0036] Ein erfindungsgemäßer Gießstrang zeichnet sich dadurch aus, dass er durch ein Verfahren
nach einem der Ansprüche 1-12 erhalten wird oder erhältlich ist.
[0037] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich nun verschiedene Regelungsmechanismen
realisieren, die alle eine Verbesserung der Kühlung des sich beim Stranggießen bildenden
Gießstranges und/oder dessen geometrischen, mechanischen, gefügemäßigen oder oberflächenmäßigen
Eigenschaften oder Ausgestaltungen bewirken. Basis ist immer mindestens ein Simulations-
und Rechenmodell, dem sich die aktuelle Temperaturverteilung über die Gießstranglänge
und/oder in einem jeweils betrachteten Querschnitt des Gießstrangs berechnen lässt.
Mit Hilfe eines solchen oder mehrerer solcher Simulations- und Rechenmodelle lassen
sich verschiedene Regelungskonzepte bezüglich des Makrogefüges, des Mikrogefüges,
zur Erzielung einer gleichmäßig ausgebildeten Sumpfspitze, zur Regelung einer konstanten
Auslaufdicke des Gießstranges und zur Verminderung von Lunker und Kernlockerstellen
realisieren, die nachstehend noch ausgeführt sind.
Regelungskonzept Makrogefüge:
[0038] Für ein auf das Makrogefüge gerichtetes Regelkonzept ist es von Vorteil, wenn gemäß
Ausgestaltung der Erfindung ein gewünschtes Makrogefüge, wobei es sich um das Erstarrungsgefüge
handelt, mit einem globulitischen Gefügeanteil von mindestens 30%, vorzugsweise mindestens
35%, und bei ferritischem Stahl von mindestens 40%, vorzugsweise mindestens 45%, eingestellt
wird. Die %-Angaben beziehen sich jeweils auf die Fläche eines Schliffbildes.
[0039] Vorteilhaft ist es für die Einstellung des Makrogefüges, aber auch des Mikrogefüges,
weiterhin, wenn zur Einstellung des gewünschten Makrogefüges bei einer mit einem Rührer
ausgestatteten Stranggießanlage die Gießgeschwindigkeit und die Spritzwassermenge
geregelt werden und bei einer Stranggießanlage mit verstellbarem Rührer zusätzlich
die in Bezug auf die Erzielung des gewünschten Makrogefüges und/oder die gewünschte
Gefügezusammensetzung des Gießstrangs optimale Rührerposition und die Rührintensität
mittels oder auf Basis des Simulations- und Rechenmodells berechnet und eingestellt
werden, wodurch sich die Erfindung weiterhin auszeichnet. Bei einer vorgegebenen Überhitzung
wird die Gießgeschwindigkeit und/oder die Sekundärkühlung so geregelt, dass das gewünschte
Gefüge erzielt wird.
Regelungskonzept Mikrogefüge:
[0040] Ein Regelungskonzept für die Ausbildung des Mikrogefüges in dem sich bildenden Gießstrang
zeichnet sich dadurch aus, dass zur Einstellung des gewünschten Mikrogefüges das Simulations-
und Rechenmodell ZTU(Zeit-Temperatur-Umwandlungs)-Diagramme umfasst und diese mit
mittels eines Online-Temperaturmodells des Gießstrangs berechneten Gießstrangabkühlraten
derart kombiniert werden, dass für jedes definierte Berechnungselement eines jeden
Gießstrangquerschnitts die jeweils aktuelle Gießstrangabkühlrate und die sich daraus
ergebende Gefügezusammensetzung berechenbar und berechnet werden sowie durch Steuerung
der Gießstrangabkühlraten das gewünschte Gefüge eingestellt wird.
[0041] Mit Hilfe dieser Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, die
Abkühlbedingungen an dem sich bildenden Gießstrang beim Stranggießen derart einzustellen,
dass die Gefügeumwandlung gleichmäßig über den Querschnitt und insbesondere in den
Randbereichen zur Oberflächenseite des Gießstranges hin erfolgt und Ferritsäume mit
einem Ferritanteil von ca. 5 bis 40 % und somit in Bereichen mit niedrigen Ferritgehalten
auf den Korngrenzen vermieden werden können.
[0042] Eine kontinuierliche, dynamische und ständige online-Berechnung des sich jeweils
an einem Gießstrangquerschnitt einstellenden Gefügebildes, d.h. der sich in einer
solchen Querschnittsfläche einstellenden Gefügezusammensetzung und Gefügeverteilung
wird bisher bei der Herstellung eines Metallstranges, insbesondere eines Stahlstranges,
im Stranggussverfahren nicht durchgeführt.
[0043] Mit der Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es nun möglich, einen
Gießstrang bei seiner Herstellung gleichmäßig zu kühlen, da zu jedem Gießstrangquerschnitt
die jeweilige Gießstrangabkühlrate und das zu jedem Zeitpunkt in diesem Gießstrangquerschnitt
entstehende Gefüge, d.h. die jeweilige Gefügezusammensetzung, berechnet werden können.
Sollten sich dabei Ungleichmäßigkeiten oder ungewünschte Gefügezusammensetzungen zeigen,
so kann mit Hilfe des oder der Simulations- und Rechenmodelle eine derartige Nachsteuerung
und Änderung der jeweiligen Gießstrangabkühlraten durchgeführt werden, dass eine gleichmäßige
Abkühlung und damit ein nahezu gleichmäßiges Gefügebild an der Oberfläche des jeweiligen
Querschnittes erreicht wird.
[0044] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dessen Ausgestaltungen und Weiterbildungen
sowie insbesondere mit dem oder den in einer entsprechenden Rechnereinheit hinterlegten
Simulations- und Rechenmodellen ist es möglich, dass die bei den jeweiligen Stahlsorten
bei verschiedenen Abkühlgeschwindigkeiten auftretenden Grenzen des dritten Duktilitätsminimums
berechnet und eingezeichnet werden. Eine solche Möglichkeit ist in der
DE 10 2012 224 502 A1 beschrieben und kann grundsätzlich auch für die Anwendung beim Gießen eines Gießstranges
in einer Stranggießanlage adaptiert werden. In das oder die jeweils berechneten ZTU-Schaubild(er)
oder in aufgrund von Messwerten errechnete und in dem Simulations- und Rechenmodell
hinterlegte ZTU-Diagramme können die jeweils berechneten Kühlraten eingezeichnet und
zur Berechnung der dann entstehenden Gefügeanteile genutzt werden. In die jeweils
erstellten ZTU-Diagramme können auch die bei der jeweiligen Stahlsorte bei den verschiedenen
Temperaturen auftretenden Duktilitätsminima eingezeichnet werden. Ein Online-Temperaturmodell,
mit welchem die jeweiligen Kühlraten berechnet werden, stellt das Dynamic Solidification
Control (DSC)-Verfahren oder -Modell dar. Mit Hilfe des derart aufgebauten Simulations-
und Rechenmodells kann an jeder beliebigen Position in Gießrichtung des Gießstranges
ein Gießstrangquerschnitt mit der sich dann dort aktuell einstellenden Gefügeverteilung
erstellt und visualisiert bzw. dargestellt werden. Für alle Berechnungselemente über
den Querschnitt des Gießstranges an einer definierte, bestimmten Stelle lassen sich
damit die jeweils aktuellen Kühlraten und die sich daraus ergebenden Gefügeanteile
berechnen.
[0045] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dessen Ausgestaltungen und Weiterbildungen
lassen sich die auf die jeweilige Oberflächenseite(n) des Gießstranges aufzubringende
Kühlmittelmenge, insbesondere Wassermenge, oder die Position der Düsen, beispielsweise
durch Höhenverstellung der Düsen, derart regeln und steuern, dass eine gleichmäßige
Umwandlung des Gefüges aus dem Austenit in den Ferrit auf der Schmal- und/oder Breitseite
erzielt werden kann. Hierdurch kann insbesondere bei der starken, intensiven Kühlung
das dann auftretende Risiko von Oberflächenrissen als Folge einer ungleichmäßigen
Kühlung vermindert werden.
[0046] Ziel einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, eine gleichmäßige
gewünschte Gefügeverteilung zu erzielen. In Ausgestaltung zeichnet sich die Erfindung
daher dadurch aus, dass die Gießstrangabkühlraten an ihrer jeweiligen Position bezüglich
des Gießstrangs durch Regelung der in diesem Bereich jeweils auf den Gießstrang auftreffenden
Kühlmittelmenge und/oder die Steuerung des Ortes oder der Fläche des Auftreffens des
Kühlmittels auf den Gießstrang derart gesteuert und geregelt werden, dass eine möglichst
gleichmäßige Umwandlung des Metallgefüges auf der Schmalseite und/oder der Breitseite
des Gießstrangs, insbesondere bei einem Stahlstrang unter Vermeidung der Ausbildung
der Absetzung von Ferritkörnern auf Austenitkorngrenzen, sogenannten Ferritsäumen,
erreicht wird.
[0047] Erfindungsgemäß ist es hierbei dann auch möglich, mittels des oder der Anwendung
findenden Simulations- und Rechenmodelle auch unmittelbar ZTU-Schaubilder oder Diagramme
zu berechnen und der Steuerung der Kühlmittelbeaufschlagung zugrunde zu legen. Die
Erfindung sieht daher weiterhin vor, dass die ZTU(Zeit-Temperatur-Umwandlungs)-Diagramme
mittels des Simulations- und Rechenmodells berechnet werden. Hierzu ist ein rekursives
Berechnungsverfahren nötig, mit dessen Hilfe aus der Abkühlgeschwindigkeit die erforderliche
Kühlintensität der Sekundärkühlung berechnet wird.
[0048] Es ist möglich, dass die Gießstrangabkühlraten an ihrer jeweiligen Position bezüglich
des Gießstrangs durch Regelung der in diesem Bereich jeweils auf den Gießstrang auftreffenden
Kühlmittelmenge und/oder die Steuerung des Ortes oder der Fläche des Auftreffens des
Kühlmittels auf den Gießstrang derart gesteuert und geregelt werden, dass eine möglichst
gleichmäßige Umwandlung des Metallgefüges über die jeweils betrachtete Querschnittsfläche
oder Seitenfläche des Gießstrangs erreicht wird.
[0049] Insbesondere ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Steuerung einer
gleichmäßigen Gefügeausbildung und einer gleichmäßigen Kühlung der Schmalseiten eines
üblicherweise querschnittsmäßig rechteckig ausgebildeten Gießstranges zur Vermeidung
von Rissbildungen von Vorteil. Die Erfindung sieht daher auch vor, dass die Gießstrangabkühlraten
in Bezug auf die Schmalseiten des Gießstrangs ermittelt werden und die auf die Schmalseiten
des Gießstrangs auftreffende Kühlmittelmenge und/oder der Ort oder die Fläche, auf
welche(n) das Kühlmittel auf der jeweiligen Schmalseite des Gießstrangs aufgebracht
wird, in Anhängigkeit von dem sich im Grenzbereich zur Oberfläche der Schmalseite
einstellenden Gefüge gesteuert und geregelt wird/werden.
Regelungskonzept gleichmäßige Sumpfspitze
[0050] Ein Regelungskonzept zur Erzielung einer gleichmäßig ausgebildeten Sumpfspitze lässt
sich gemäß weiterer Ausgestaltung der Erfindung in vorteilhafter Weise dadurch realisieren,
dass zur Einstellung der gewünschten Lage und/oder Ausbildung der Sumpfspitze des
Gießstrangs mittels oder auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle eine
gewünschte Sumpflänge in Form eines SPDF(
Solidification
Point
Difference
Factor)-Wertes (Definition siehe weiter unten) berechnet wird und bei Überschreiten
eines maximalen SPDF
max-Wertes durch Erhöhung der Spritzwassermenge in den Randzonen des Gießstrangs im Bereich
der Sumpfspitze der gewünschte SPDF-Wert eingeregelt und eingestellt wird.
Regelungskonzept konstante Auslaufdicke
[0051] Ein Regelungskonzept zur Erzielung einer konstanten Auslaufdicke des Gießstranges
lässt sich gemäß Weiterbildung der Erfindung in vorteilhafterweise dadurch realisieren,
dass zur Einstellung der gewünschten geometrischen Abmessung des Gießstrangs mittels
oder auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle ausgehend von der gewünschten
Enddicke des Gießstrangs am Anlagenende bis zur Kokille über die Länge des Gießstrangs
die eine zur Bereitstellung der für das Erreichen der gewünschten Abmessung des Gießstrangs
notwendige Kühlrate und/oder Verformung bewirkende Anstellung für jedes Segment und/oder
jede Rolle berechnet, eingeregelt und eingestellt wird. Bei dieser Ausgestaltung der
Erfindung ist es zudem zweckmäßig, wenn die an einem jeden Segment dort zur Erreichung
einer für die Erzielung der gewünschten Enddicke jeweils notwendigen Strangdicke einzustellende
Segmentanstellung und/oder Rollenanstellung aus der aus der jeweils ermittelten Temperatur
oder Temperaturverteilung ermittelten (temperaturabhängigen) Dichte (des Werkstoffs)
und der sich über die Gießstranglänge ergebenden Dichtedifferenz mittels oder auf
Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle berechnet wird/werden, was die Erfindung
ebenfalls vorsieht.
Regelungskonzept Lunkerbildung
[0052] Um Lunkerbildungen und die Bildung von Kernlockerstellen zu vermindern, ist das Zurückgreifen
auf eine Geschwindigkeitsregelung besonders vorteilhaft. Um ein darauf basierendes
Regelungskonzept zu realisieren, zeichnet sich die Erfindung in weiterer Ausgestaltung
dadurch aus, dass zur Einstellung der gewünschten Oberflächenbeschaffenheit oder Innenstrukturbeschaffenheit
des Gießstrangs und zur Verminderung von Lunker- oder Kernlockerstellen mittels oder
auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle über die Gießstranglänge ein
gewünschter Lunkerdurchmesser berechnet wird und bei Überschreiten eines vorgegebenen
Höchstwertes des Lunkerdurchmessers die Gießgeschwindigkeit verringert wird.
[0053] Insbesondere wird das erfindungsgemäße Verfahren bei der Sekundärkühlung des Gießstranges
angewendet, was die Erfindung in Ausgestaltung schließlich auch vorsieht.
[0054] Die Erfindung ist nachstehend anhand einer Zeichnung beispielhaft näher erläutert.
Diese zeigt in
- Fig. 1
- in schematischer Darstellung eine Stranggießanlage mit Gießstrang,
- Fig. 2
- ein mit einem erfindungsgemäßen Simulations- und Rechenmodell berechnetes ZTU-Diagramm
mit eingezeichneten Gießstrangabkühlkurven,
- Fig. 3
- in schematischer Darstellung einen Querschnitt durch den Gießstrang mit Darstellung
der bei einer Abkühlung gemäß Fig. 2 entstehenden Gefügeanteile,
- Fig. 4
- eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung bei ungleichmäßiger Abkühlung des Gießstranges
nach dem Stand der Technik,
- Fig. 5
- das ZTU-Diagramm nach der Fig. 4 mit eingezeichnetem kritischen Ferrit-Bereich,
- Fig. 6
- in schematischer Darstellung den Regelungsmechanismus zur Erzielung einer gleichmäßigen
Kühlung, insbesondere der Schmalseiten des Gießstrangs,
- Fig. 7
- ein Regelungsschema für die Realisierung eines Regelungskonzeptes zur Einstellung
eins gewünschten Makrogefüges,
- Fig. 8
- ein Regelungsschema für die Realisierung eines Regelungskonzeptes zur Erzielung einer
gleichmäßig ausgebildeten Sumpfspitze,
- Fig. 9
- ein Regelungsschema für ein Regelungskonzept zur Erzielung einer konstanten Auslaufdicke
des Gießstrangs und in
- Fig.10
- ein Regelungsschema eines Regelungskonzepts zur Verminderung von Lunker- und Kernlockerstellen
im Gießstrang.
[0055] Die Fig. 1 zeigt den insgesamt mit 1 bezeichneten Gießbogen einer Stranggießanlage,
der sich von einer Durchlaufkokille 2 ausgehend, in die eine flüssige Stahlschmelze
3 vergossen wird, über den Biegebereich 4 und den Richtbereich 5 bis in den Bereich
des durcherstarrten Gießstranges 6 erstreckt. Im Verlaufe des Gießbogens wird der
sich bildende Gießstrang 6 auf hydraulisch anstellbaren Stützrollen 7 geführt und
mit Spritzwasser 8 als Kühlmittel, das von außen auf seine Oberflächenseiten gesprüht
wird, gekühlt, so dass sich innerhalb des Gießstranges 6 ein flüssiger Kern 9 aus
nicht erstarrter Schmelze 3 ausbildet, bis dieser flüssige Kern nach Durchlaufen des
Richtbereiches 5 in Form einer Sumpfspitze 10 in dem Gießstrang endet. Das Spritzwasser
8 tritt aus Spritzdüsen aus, die zu mehreren in jeweils einem anstellbaren Segment
29 angeordnet sind, wovon eine Vielzahl aneinandergereiht längs des Gießstranges 6
angeordnet ist. In diesem Bereich ist der Gießstrang 6 zudem einer Wasserkühlung 11
ausgesetzt. Der Gießstrang 6 weist eine im Wesentlichen und annähernd rechteckige
Querschnittsfläche mit zwei sich gegenüber liegenden Breitseiten und zwei sich gegenüber
liegenden Schmalseiten auf. Während des Abkühlens der Stahlschmelze 3 bilden sich
in Abhängigkeit von der jeweiligen Stahlsorte sowie den jeweils eingestellten Gießstrangabkühlraten
unterschiedliche Gefüge und Gefügeanteile innerhalb des Gießstranges 6 und damit in
einer jeden (denkbaren) Querschnittsfläche über die von der Durchlaufkokille 2 bis
zur Sumpfspitze 10 oder dem sich danach gebildet habenden durcherstarrten Gießstrang
6 hin erstreckende Länge des Gießstrangs 6 oder Metallstrangs, insbesondere Stahlstrangs,
aus.
[0056] Die Fig. 2 zeigt ein im Rahmen der Durchführung des erfindungsgemäßen Regelungskonzeptes
zur Einstellung eines gewünschten Mikrogefüges mit dem dabei zur Anwendung kommenden
Simulations- und Rechenmodell erstelltes ZTU-Diagramm mit darin eingezeichneten Gießstrangabkühlkurven
12-15, die sich durch ihre Positionen 12' auf der Oberfläche einer Breitseite des
Gießstranges 6, 13' im Übergangsbereich der Breitseite zu einer angrenzenden Schmalseite
des Gießstranges 6 sowie 14' und 15' auf der Schmalseite des Gießstranges 6 unterscheiden,
wie dies schematisch in dem oberen rechten Teilbild, das schematisch einen Querschnitt
durch einen Teilbereich eines Gießstranges 6 darstellt, dargestellt ist. Den einzelnen
Gießstrangabkühlkurven 12-15 sind jeweils unterschiedliche Gießstrangabkühlraten mit
dem Ergebnis zugeordnet, dass sich an den jeweiligen Positionen 12'-15' in dem vom
Simulations- und Rechenmodell jeweils zugeordneten und erfassten Berechnungselement
16 (dargestellt ist das der Position 14' zugeordnete Berechnungselement 16) des Querschnittsbereiches
unterschiedliche Gefügeanteile einstellen. In Figur 2 sind die Gießstrangabkühlraten
und die Gefügeanteile an einem Querschnitt nach 2235 mm, also noch vor dem Biegebereich,
dargestellt. Die unterschiedlichen Gießstrangabkühlraten und erhaltenen Gefügeanteile
sind in dem oberen linken Teilbild der Fig. 2 in den jeweiligen Spalten 12" bis 15"
dargestellt, die jeweils der gleichzahligen Gießstrangabkühlkurve sowie der gleichzahligen
Position zugeordnet sind. Die Gießstrangabkühlkurve 12 wird also mit einer Gießstrangabkühlrate
von 0,1 K/s durchgeführt und es wird ein Gefügeanteil von 100 % Austenit in dem an
die Position 12' angrenzenden Bereich erhalten. Mittels der Gießstrangabkühlkurve
13 wird mit einer Gießstrangabkühlrate von 2,30 K/s in einem an die Kante des Gießstranges
6 angrenzenden Bereich eine Zusammensetzung des Gefüges erhalten, die aus 77,91 %
Ferrit, 1,65 % Perlit, 4,24 % Bainit und 16,2 % Austenit besteht. Die Gießstrangabkühlkurve
14 wird mit einer Gießstrangabkühlrate von 9,93 K/s durchgeführt und in dem an die
Position 14' angrenzenden Bereich 16 wird eine Gefügezusammensetzung erhalten, die
aus 72,73 % Ferrit, 3,13 % Perlit, 7,17 % Bainit und 16,97 % Austenit besteht. Die
Gießstrangabkühlkurve 15 wird mit einer Gießstrangabkühlrate von 5,30 K/s durchgeführt,
so dass sich in dem an die Position 15' angrenzenden Querschnittsbereich des Gießstranges
6 eine Gefügezusammensetzung einstellt, die aus 10,41 % Ferrit und 89,59 % Austenit
besteht.
[0057] In dem vorstehend anhand der Fig. 2 erläuterten Beispiel werden die Abkühlraten beispielsweise
mittels Dynamic Solidification Control (DSC) ermittelt und berechnet und in das entweder
mittels des Simulations- und Rechenmodells berechnete ZTU-Diagramm oder in ein solches
in einer Recheneinheit 17, siehe Figur 6 und zugehörige Beschreibung, gespeichertes
und hinterlegtes ZTU-Diagramm eingezeichnet. Mit dem Simulations- und Rechenmodell
lassen sich zudem die dann in den einzelnen Berechnungselement 16 erhaltenen Gefügeanteile
berechnen, so dass zur Einstellung der gewünschten Gefügezusammensetzung an der jeweiligen
Position die Gießstrangabkühlraten gezielt gesteuert und beeinflusst werden können,
beispielsweise durch Regulierung der an der jeweiligen Position aufgesprühten Kühlmittelmenge
oder durch Beeinflussung des Spritzgebietes und damit der Fläche, auf welche das Kühlmittel
auf die jeweilige Oberflächenseite des Gießstranges 6 auftrifft.
[0058] Mit dem vorstehend anhand der Fig. 2 erläuterten Beispiel an einer ungleichmäßigen
Kühlung lässt sich dies einstellen und ist nun auch eine gleichmäßige Kühlung der
Schmalseite 18 des Gießstranges 6 eingestellt und erreicht. Bei dieser gleichmäßigen
Kühlung stellt sich bei einer Gießgeschwindigkeit des Gießstranges 6 von 1,09 m/min
in dem an die Schmalseite 18 angrenzenden Querschnittsbereich für die gleiche betrachtete
Querschnittsfläche des Gießstranges 6 die aus der Fig. 3 ersichtliche Gefügezusammensetzung
ein. Während im Kern 9 noch flüssige Schmelze 3 vorhanden ist, bildet sich an der
Schmalseite 18 ein an die Oberfläche des Gießstranges 6 angrenzender Ferritbereich
aus. An der Position von 2,235 m unterhalb des Gießspiegels, also noch vor dem Biegebereich,
ist im Kern 9 noch flüssige Schmelze 3 vorhanden. Im Mushy Bereich 30 bilden sich
die ersten Dendriten. Diese erstarren bei dieser Analyse (MediumCarbon) zuerst zu
Austenit 31. An der Schmalseite 18 bildet sich aufgrund der niedrigeren Temperaturen
an der Oberfläche des Gießstranges 6 ein Ferritbereich 32 aus. Die Mitte der Schmalseite
18 ist an stärksten abgekühlt, so dass dort bereits der erste Bainit 33 entsteht.
[0059] Auf diese Weise lässt sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine gleichmäßige
Kühlung und daraus resultierend eine Gefügezusammensetzung, insbesondere im Bereich
der Schmalseite 18, ausbilden, bei welchem die Temperaturführung derart ist, dass
die Duktilität hoch genug ist, um Risse in den Oberflächenbereichen zu vermeiden.
Würden hingegen die Gießstrangabkühlraten nicht mittels eines Simulations- und Rechenmodells
in der erfindungsgemäßen Weise gesteuert und beeinflusst und würde sich eine ungleichmäßige
Kühlung der Schmalseite 18 einstellen, so käme es zu den in den Fig. 4 und 5 dargestellten
Verläufen der Gießstrangabkühlkurven 12a bis 15a und an den in den Fig. 2 und 3 analogen
Positionen 12a' bis 15a' zu den zu den Darstellungen analogen Gießstrangabkühlraten
und Gefügeflächenanteilen 12a" bis 15a". Bei den im rechten Teilbild der Fig. 4 dargestellten
Gefügeausbildungen wäre aufgrund der gegebenen Duktilität mit der Ausbildung von Rissen
im Gießstrang 6 zu rechnen. In der Fig. 5 ist zusätzlich der kritische Ferritbereich,
der sich über den Bereich von 5 % bis 40 % Anteil an Ferrit in einem Gefügequerschnitt
erstreckt, in das Ferritgebiet 20 eingezeichnet. Die Gießstrangabkühlraten und Gießstrangabkühlkurven
können erfindungsgemäß so gesteuert werden, dass dieser Bereich eines Duktilitätsminimums
bei der Abkühlung des Gießstranges 6 nicht eingestellt wird.
[0060] Um die gewünschte gleichmäßige Abkühlung und gleichmäßige Gefügeverteilung in einem
jeweils betrachteten Querschnitt des Gießstranges 6 an einer beliebigen Position zwischen
der Kokille 2 und dem Ende der Gießmaschine des Gießbogens 1 der Stranggießanlage
durchführen zu können, ist erfindungsgemäß eine Regelung und Steuerung der Beaufschlagung
der Breitseiten 19 und/oder der Schmalseiten 18 des Gießstranges 6 vorgesehen. Den
prinzipiellen Aufbau dieser Steuerung und Regelung zeigt die Fig. 6. Herzstück ist
die Recheneinheit 17, in welcher das Simulations- und Rechenmodell 21, das auf einem
mathematisch/physikalischen Modell beruht, wie es beispielsweise in der
DE 10 2012 224 502 A1 beschrieben ist, hinterlegt ist. Mit Hilfe dieses Simulations- und Rechenmodells
21 sowie beispielsweise mittels des Dynamic Solidification Control (DSC) Verfahrens
an den jeweiligen Positionen 12' bis 15' ermittelter Temperaturen und daraus berechneter
Gießstrangabkühlraten oder Gießstrangabkühlkurven 12 bis 15 wird in dieser Recheneinheit
17 die sich an der jeweils betrachteten Querschnittsfläche einstellende Gefügeverteilung
22, insbesondere an der Schmalseite 18, berechnet. In einem Prüfschritt 23 wird geprüft,
ob es sich bei der berechneten Gefügeverteilung 22 um eine gleichmäßige Gefügeverteilung
handelt. Ist dies der Fall (Prüfergebnis: OK 24), wird mit der aktuellen Kühlmittelbeaufschlagung
das Verfahren weiter betrieben. Ist als Ergebnis dieses Prüfschrittes 23 ein negatives
Ergebnis 25 festzustellen, so werden mit Hilfe des Simulations- und Rechenmodells
21 eine Änderung der aus den jeweiligen Düsen strömenden Kühlmittels, insbesondere
Wasser, und/oder der Position der Düsen relativ zur Oberfläche einer Breitseite 19
oder Schmalseite 18 oder der Abstand der Düse von der jeweils zugeordneten Oberflächenseite
geändert, wie dies in Schritt 26 angedeutet ist. Mit der Durchführung des Schrittes
26 wird in den Spritzplan 27 des betreffenden Loops und/oder in die Düsenverteilung
und Düsenanordnung 28 eingegriffen. Der Eingriff in den Spritzplan besteht darin,
dass die auf die jeweilige Oberflächenseite des Gießstranges 6 abgegebene Kühlmittelmenge
geändert, d.h. erhöht oder erniedrigt wird. Der Einfluss in Bezug auf die Düsenverteilung
28 besteht darin, dass dadurch die Position einer oder mehrerer Düsen längs einer
oder mehrerer Seitenfläche(n), d.h. der Breitseite 19 und/oder einer Schmalseite 18,
insbesondere aber einer Schmalseite 18, verändert wird. Dies lässt sich beispielsweise
durch in Bezug auf die Höhe (Dicke) eines Gießstranges 6 höhenverstellbare Spritzdüsen
erreichen, so dass durch diese Höhenverstellbarkeit eine verstellbare Relativposition
der jeweiligen Düse zur Schmalseite 18 einstellbar ist. Es ist aber auch ebenso möglich
oder ergänzend möglich, den Abstand der jeweiligen Düse von einer Breitseite 19 oder
Schmalseite 18 veränderbar auszubilden, so dass über eine solche Verstellung die von
einer Düse jeweils besprühte Fläche einer Breitseite 19 oder Schmalseite 18 beeinflussbar
ist. Bestandteil des Regelschrittes 28 ist somit auch eine Steuerung und Regelung
der Düsenverteilung mit breiten Regelkreisen. Die sich aus der Verstellung in den
Schritten 27 und 28 ergebenden Veränderungen der Kühlmittelmengen und der Kühlmittelbeaufschlagung,
die jeweils geänderte Gießstrangabkühlraten mit sich bringen, fließen dann wiederum
in das Simulations- und Rechenmodell 21 ein, so dass sich ein geschlossener Regelkreis
ergibt. Durch diesen Regelkreis lässt sich die Gefügeausbildung auf den Breitseiten
19 und den Schmalseiten 18 eines Gießstranges 6 gezielt steuern und beeinflussen,
wobei insbesondere die Beeinflussung der Gefügeausbildung und Gefügeverteilung auf
den Schmalseiten 18 des Gießstranges 6 erfindungsgemäß vorgesehen ist. Es wird eine
gleichmäßige Kühlung angestrebt.
[0061] Mittels der Recheneinheit 17 und des Simulations- und Rechenmodells 21 werden ständig
und kontinuierlich während der Herstellung des Gießstranges 6 Werte mitberechnet,
welche die Ausbildung der jeweiligen Gefügezusammensetzung beschreiben und Verfahrensparameter,
d.h. insbesondere die Kühlmittelbeaufschlagung, steuern, so dass auf Basis dieser
berechneten Werte und Verfahrensparameter eine dynamische online-Steuerung der Herstellung
des Gießstrangs 6 und insbesondere der Kühlung des Gießstrangs 6 möglich und eingestellt
wird. Hierbei kombiniert das Simulations- und Rechenmodell 21 ZTU-Diagramme und mittels
eines online-Temperaturmodells ermittelte Gießstrangabkühlraten derart, dass für jedes
definierte Berechnungselement 16 eines jeden Gießstrangquerschnittes die jeweils aktuelle
Gießstrangabkühlrate an einer jeweils definierten und bestimmten Position ermittelt
und die sich daraus ergebenden Gefügezusammensetzung berechnet wird sowie durch die
Steuerung der Gießstrangabkühlraten dahingehend beeinflusst wird, dass sich das jeweils
gewünschte Gefüge bzw. gewünschte Gefügezusammensetzung in dem jeweiligen Berechnungselement
16 einstellt. Insbesondere wird diese Regelung und Steuerung an den Schmalseiten 18
des Gießstrangs 6 durchgeführt. Das Regelungskonzept wirkt also auf die höhenverstellbare
Seitenkühlung des Gießstranges 6 und die Steuerung der Schmalseiteneinspritzwassermenge
auf Basis der Gefügeberechnung.
Regelungskonzept zur Einstellung eines Makrogefüges (CET "Columnar to equiaxed transition").
[0062] Zur Vermeidung von Oberflächenfehlern sollte der Anteil des globulitischen Gefüges
bei ferritischen Stählen über 45 % liegen. Bei anderen Werkstoffen ist es zur Verbesserung
der Innenqualität eines Gießstranges ebenfalls wünschenswert, einen globulitischen
Anteil von mindestens 35 % zu erhalten. Der globulitische Gefügeanteil ist neben der
Überhitzung, der Gießgeschwindigkeit und der Sekundärkühlung vor allem von der Art
und Lage der beim Vergießen einer Metallschmelze, insbesondere Stahlschmelze im Strangguss
Verwendung findenden Rührer abhängig. Bei einem nicht verstellbaren Rührer und einer
vorgegebenen Überhitzung können die Gießgeschwindigkeit und die Spritzwassermengen
(Kühlmittel) so geregelt werden, dass mit Modellrechnungen das gewünschte Erstarrungsgefüge
erreicht wird. Bei verstellbaren Rührern kann außerdem ihre optimale Position und
Intensität berechnet und eingestellt werden. Das Regelungskonzept zur Einstellung
eines Makrogefüges (CET) ist der Fig. 7 zu entnehmen. Wie üblich werden aktuelle Prozessparameter
ermittelt und dem mathematisch-physikalischen Modell, welches Bestandteil eines Simulations-
und Rechenmodells 21 ist, zugeführt. Mithilfe dieses Simulations- und Rechenmodells
21 wird der sich über die Gießstranglänge an einem jeweils definierten Ort einstellende
globulitische Anteil am Makrogefüge in % berechnet und geprüft, ob dieser berechnete
globulitische Anteil ≥ dem gewünschten globulitischen Anteil ist. Falls ja, bleiben
die Prozessparameter unverändert. Falls nein, wird die Rührerwirkung erhöht, falls
dies möglich ist, und/oder wird die Überhitzung herabgesetzt und/oder wird die Gießgeschwindigkeit
erhöht. Überprüft wird das Berechnungsmodell 21 anhand von Schliffbildern. Falls die
Schliffbilder einen anderen globulitischen Gefügeanteil am Makrogefüge zeigen, als
sich aus der Berechnung ergibt, wird das Berechnungsmodell entsprechend adaptiert
bzw. angepasst. Mit diesem Regelungskonzept werden insbesondere die leistungsverstellbaren
Rührer mit zugehöriger Automation und die Sekundärkühlung beaufschlagt und beeinflusst.
Regelungskonzept zur Erzielung einer gleichmäßig ausgebildeten Sumpfspitze
[0063] Falls über die Breite des Gießstrangs 6 eine einheitliche Spritzwassermenge aufgebracht
wird, stellt sich auch eine einheitliche Temperaturverteilung über die Breite des
Gießstranges ein. Nur an den Kanten, d.h. den Übergängen zu den angrenzenden senkrechten
Seitenbereichen fällt die Temperatur aufgrund einer zweidimensionalen Wärmeabfuhr
wesentlich stärker ab. Diese "Zweidimensionalität" bezieht sich darauf, dass die senkrecht
zueinander stehenden Seiten beide mit Kühlwasser oder Kühlmittel beaufschlagt werden.
Die Schmalseiten werden in der Regel nur im oberen Bereich der Strangführung unterhalb
der Kokille mit Kühlwasser beaufschlagt. Im unteren Bereich der Strangführung führt
dagegen hauptsächlich die Wärmestrahlung an den Schmalseiten in zwei Dimensionen zu
dem Temperaturabfall an der Kante.
[0064] Das Ergebnis einer gleichmäßigen Kühlung ist eine gleichmäßig ausgebildete Sumpfspitze.
Um den starken Temperaturabfall an den Kanten zu verringern, sind die aufgebrachten
bzw. beaufschlagten Spritzwassermengen über die Strangbreite oft nicht konstant, sondern
sind den Randbereichen dann so genannte Randregelkreise zugeordnet, mittels welcher
eine geringere spezifische Wassermenge als im übrigen Bereich der Fläche der Strangbreite
aufgetragen wird. Hierdurch erhöht sich die Oberflächentemperatur der Kante und der
Temperaturabfall an der Kante ist dann nicht mehr so hoch. Negativ hierbei ist allerdings,
dass der Strang über seine Breite nicht mehr gleichmäßig erstarrt, sondern die Sumpfspitze
eine so genannte "W"-Form ausbildet. Eine ungleichmäßige Sumpfspitze ist sehr problematisch.
Es kann zu einer verstärkten Mittenseigerung an den Rändern führen und somit an sich
ein erhöhter Innenfehlerbefall an unterschiedlichsten Stellen des Gießstrangs 6 einstellen.
Des Weiteren lässt sich keine optimale Position für das Durchführen einer SoftReduction
bestimmen. Diese Problematik wird bei dem erfindungsgemäßen Regelungskonzept zur Erzielung
einer gleichmäßig ausgebildeten Sumpfspitze dadurch vermieden, dass ein so genannter
"SPDF"(
Solidification
Point
Difference
Factor)-Wert definiert und gebildet wird, der Abweichungen der Sumpflänge beschreibt.
Dieser SPDF-Wert lautet:

[0065] Die Wassermengen in den Randzonen werden nun so geregelt, das der SPDF-Wert ein vorgegebenes
Maß, den SPDF
max-Wert, nicht überschreitet. Sollte dies der Fall sein, werden die Spritzwassermengen
in den Randzonen wieder erhöht. Die Bestimmung der jeweiligen Erstarrungsposition
erfolgt mithilfe eines mathematisch-physikalischen Modells, welches das oder eines
der gegebenenfalls mehreren Simulations- und Rechenmodelle 21 ausbildet oder Bestandteil
eines solchen ist. Das Regelungsschema ist der Fig. 8 zu entnehmen. Mithilfe des Simulations-
und Rechenmodells 21 wird die Durcherstarrungsfront berechnet und ermittelt. Weiterhin
wird geprüft, ob der aktuell berechnete SPDF-Wert ≤ einem gewünschten, maximalen SPDF
max-Wert ist. Sollten sich hier Abweichungen vom SPDF
max-Wert feststellen lassen, wird die Temperaturdifferenz in den Randbereichen des Gießstranges
6 durch Angleichen der spezifischen Wassermengen zwischen Mitten- und Randregelkreisen
verringert. Dieses Regelungskonzept wirkt auf und beaufschlagt die Sekundärkühlung
und die Messung und Rückführung eventueller Messwerte in das Simulations- und Rechenmodell
21.
Regelungskonzept zur Erzielung einer konstanten Auslaufdicke des Gießstrangs
[0066] Um in einem an die Stranggießanlage anschließenden Walzwerk in Bezug auf den zu walzenden
Gießstrang 6 immer die gleichen Startbedingungen vorliegen zu haben, ist es wünschenswert,
einen Gießstrang oder daraus hergestellte Brammen mit einer konstanten Enddicke zu
erstellen. Für alle Stahlsorten, Gießgeschwindigkeiten und die hieraus erzielten Temperaturverteilungen
im Gießstrang 6 dürfen die erzeugtem Brammen bei Raumtemperatur dann eine gewisse
Dickentoleranz nicht über- oder unterschreiten. Aus einem in das Simulations- und
Rechenmodell 21 integrierten Materialmodell kann, zum Beispiel bei Anwendung des so
genannten Dynamic Solidification Control (DSC) - Modells, für jede Analyse und jede
Temperatur die sich dann einstellende Dichte des Gießstrangs 6 bestimmt werden. Wichtig
ist hierbei die Kenntnis der Umwandlungstemperaturen, d.h. bei welcher Temperatur
der Werkstoff eine Phasenumwandlung vollzieht. Das Kokillenaustrittsmaß kann nicht
unmittelbar aus der gewünschten Enddicke und der Dichtedifferenz bestimmt werden.
Die einzelnen Segmente 29 und Rollen müssen nämlich so angestellt werden, dass diese
den sich durch die Dichtedifferenz bildenden natürlichen Strumpf wegdrücken. Hierzu
muss für die aktuellen Prozesswerte die Temperaturdifferenz in jedem Berechnungselement
16 und die damit verbundene Kontraktion berechnet werden. Die Kontraktion des noch
flüssigen Materials (Metalls, Stahls) muss nicht berücksichtigt werden, da es durch
die ferrostatische Last im Stranginneren ständig nachfließt. Danach wird ausgehend
von der geforderten Enddicke vom Anlagenende her bis zur Kokille hin über die Länge
des Gießstranges 6 hinweg die Anstellung für jedes Segment 29 und deren Rollen 7 berechnet.
Bei einer Änderung der Prozesswerte erfolgt sofort eine neue Bestimmung der Segmentanstellung.
Wenn die Brammen zum Beispiel im kalten Zustand bei 25°C eine Dicke von 250 mm haben
sollen, kann über die Dichtedifferenz und die Temperaturverteilung an der letzten
Stellposition, d.h. an der am letzten Segment 29 des Gießstranges 6 vor Abtrennung
einer Bramme, die dort benötigte Dicke berechnet werden. Als Stranganstellung dienen
die hydraulisch anstellbaren Segmente in Brammengießanlagen oder verstellbare Einzelrollen
bei Langprodukte erstellenden Anlagen. Ebenso kann nun wieder bei Kenntnis der Differenz
der Temperaturverteilungen über den Querschnitt und/oder die Länge des Gießstranges
6 zwischen der vorletzten und letzten Anstellposition des Gießstranges 6 und dem daraus
resultierenden Volumenschrumpf die dortige Anstellung berechnet werden. Die Gießstrangdicke
am Austritt aus der Kokille 2 ist hingegen anlagenspezifisch bestimmt und festgelegt
und kann nicht dynamisch verstellt werden. Um bei Temperaturschwankungen durch stationäre
Prozessbedingungen wie einer geänderten Überhitzung dennoch die gewünschte Enddicke
zu erhalten, ist es notwendig das Kokillenaustrittsmaß des Gießstranges 6 etwas größer
anzusetzen als es zum Ausgleich des natürlichen Schrumpfes sein müsste. Über eine
Anstellverteilung wird diese zusätzliche Dickenabnahme über die einzelnen Anstellpositionen
verteilt. Falls die berechnete Materialdicke nach der Abkühlung auch ohne Anstellung
schon geringer als die vorgegebene Enddicke ist, kann dies nicht durch eine Änderung
von Gießgeschwindigkeit oder Spritzwassermenge kompensiert werden. Diese Änderungen
würden nur das zeitliche Ende der Abkühlung verschieben. Zur Verringerung des Schrumpfes
muss dann die Austritttemperatur des Stranges an der Kokille 2 beispielsweise durch
eine Verringerung der Kokillentemperatur herabgesetzt werden. Dies sollte aber nicht
ohne eine Warnung an die Operatoren automatisiert werden. Ein dieses Regelungskonzept
zur Erzielung einer konstanten Auslaufdicke des Gießstranges 6 realisierendes Regelungsschema
ist in der Figur 9 dargestellt. Beeinflusst und beaufschlagt wird mit diesem Regelungskonzept
die hydraulische Segment- und/oder Rollenanstellung.
Regelungskonzept zur Verminderung von Lunker und Kernlockerstellen im Gießstrang
[0067] Für die Berechnung von Lunkern und Porenbildung in einem Gießstrang 6 beim Stranggießen
ist die Kenntnis des zeitlichen Temperaturfeldes des Gießstranges 6 eine Voraussetzung.
Über die Temperaturverteilung und die hieraus berechneten Erstarrungsgeschwindigkeit
können der Sekundär-Dendritenarmabstand (SDAS) und eine dem hydrostatischen Druck
entgegenwirkende Permeabilität berechnet werden. Die Permeabilität beschreibt dabei
die Durchlässigkeit der Dendritenstruktur. Je größer die Permeabilität ist, umso größer
ist die Durchlässigkeit. Der Druckverlust der nachströmenden Schmelze steigt mit abnehmender
Permeabilität. Die Nachspeisung endet, wenn der Druckverlust der nachspeisenden Strömung
größer als die ferrostatische Last ist. Bei der Auftragung des Druckverlustes und
des hydrostatischen Druckes in der Maßeinheit "bar" über der Gießstranglänge oder
dem Abstand des betrachtenden Ortes vom Gießspiegel in der Maßeinheit "m" ist die
Grenze genau im Schnittpunkt von Druckverlust und hydrostatischem Druck erreicht.
Aus der Literatur ist bekannt, dass das Lunkervolumen eine Funktion der Gießgeschwindigkeit
ist und mit einer Erhöhung der Gießgeschwindigkeit das Lunkervolumen fast linear ansteigt.
Das erfindungsgemäße Regelungskonzept besteht nun darin, die Gießgeschwindigkeit in
einer Stranggussanlage für Brammen und Langprodukte (Vorblock-, Knüppel- oder Rundanlagen)
so zu variieren, dass der mit den mathematisch-physikalischen Rechenmodell bzw. einem
der Simulations- und Rechenmodelle 21 bestimmte Lunkerdurchmesser einen vorgegebenen
Messwert nicht überschreitet. Hierdurch kann zwar die Produktivität der Anlage herabgesetzt
werden, auf jeden Fall wird hierdurch aber die Qualität des erhaltenen Gießstranges
6 verbessert. Das Regelungsschema für dieses Regelungskonzept ist in der Figur 10
dargestellt. Hieraus wird ersichtlich, dass mithilfe des Simulations- und Rechenmodells
21 der Lunkerdurchmesser (am jeweiligen Ort des Gießstranges 6) berechnet und mit
der gewünschten Größe, d.h. einem gewünschten Lunkerdurchmesser, verglichen wird.
Ist der berechnete Lunkerdurchmesser größer als gemäß Vorgabe, dann wird die Gießgeschwindigkeit
gesenkt, um die sich einstellenden Lunkerdurchmesser zu verringern.
Mit diesem Regelungskonzept werden die hydraulische Segment- und/oder Rollenanstellung
sowie die Mess- und Regelsysteme der Stranggießanlage beeinflusst und beaufschlagt
Bezugszeichenliste
[0068]
- 1
- Gießbogen
- 2
- Durchlaufkokille
- 3
- Stahlschmelze / Schmelze
- 4
- Biegebereich
- 5
- Richtbereich
- 6
- Gießstrang
- 7
- Rolle
- 8
- Kühlmittel / Spritzwasser
- 9
- flüssiger Kern
- 10
- Sumpfspitze
- 11
- Kühlmittel / Wasserkühlung
- 12 - 15
- Gießstrangabkühlkurven
- 16
- Berechnungselement
- 17
- Recheneinheit
- 18
- Schmalseite
- 19
- Breitseite
- 20
- Ferritgebiet
- 21
- Simulations- und Rechenmodelle
- 22
- Gefügeverteilung
- 23
- Prüfschritt
- 24
- positives Prüfergebnis
- 25
- negatives Prüfergebnis
- 26
- Schritt
- 27
- Spritzplan
- 28
- Düsenverteilung
- 29
- Segment
- 30
- Mushy - Gefüge
- 31
- Austenit - Gefüge
- 32
- ferrit-Gefüge
- 33
- Bainit-Gefüge
1. Verfahren zur Herstellung eines Metallstrangs, insbesondere eines Stahlstrangs, umfassend
das Vergießen einer Metallschmelze, insbesondere Stahlschmelze (3), im Stranggießverfahren
zu einem Gießstrang (6), der mit Kühlmittel (8, 11) gekühlt und gewünschtenfalls dickenreduziert
wird, wobei unter Zugrundelegung eines oder mehrerer die zeitabhängige Temperaturverteilung
über die Gießstranglänge und/oder die Ausbildung eines gewünschten Gefüges des Gießstrangs
(6) über die Gießstranglänge beschreibender und/oder berechnender Simulations- und
Rechenmodelle (21), zum Beispiel dem DSC(Dynamic Solidification Control)-Berechnungs- und Steuerungsprogramm während der Herstellung des Gießstrangs
(6) Werte mitberechnet werden, welche die Ausbildung der jeweiligen Gefügezusammensetzung
beschreiben und/oder diese oder die Gießstrangausbildung beeinflussende Verfahrensparameter
steuern und auf Basis welcher online dynamisch während der Herstellung des Gießstrangs
(6) die Kühlung des Gießstrangs (6) und/oder die Gießgeschwindigkeit eingestellt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das oder die Simulations- und Rechenmodelle (21) in Abhängigkeit von der berechneten
aktuellen Temperaturverteilung über die Gießstranglänge und/oder in einem jeweils
betrachteten Querschnitt des Gießstrangs die örtlich auf den Gießstrang aufzubringende
Kühlmittelmenge und/oder Kühlmittelverteilung, insbesondere Spritzwassermenge und/oder
Spritzwasserverteilung, und/oder die Gießgeschwindigkeit und/oder die Rollen- und/oder
Segmentanstellung derart regeln, dass das gewünschte Gefüge oder die gewünschte Gefügezusammensetzung
oder eine gewünschte Lage und/oder Ausbildung der Sumpfspitze oder eine gewünschte
geometrische Abmessung und/oder Oberflächenbeschaffenheit oder Innenstrukturbeschaffenheit
des Gießstrangs (6) eingestellt wird/werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein gewünschtes Makrogefüge (= Erstarrungsgefüge) mit einem globulitischen Gefügeanteil
von mindestens 30 %, vorzugsweise mindestens 35 %, und bei ferritischem Stahl von
mindestens 40 %, vorzugsweise mindestens 45 %, eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung des gewünschten Makrogefüges bei einer mit einem Rührer ausgestatteten
Stranggießanlage die Gießgeschwindigkeit und die Spritzwassermenge geregelt werden
und bei einer Stranggießanlage mit verstellbarem Rührer zusätzlich die in Bezug auf
die Erzielung des gewünschten Makrogefüges und/oder die gewünschte Gefügezusammensetzung
des Gießstrangs (6) optimale Rührerposition und die Rührintensität mittels oder auf
Basis des Simulations- und Rechenmodells (21) berechnet und eingestellt werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung des gewünschten Mikrogefüges das Simulations- und Rechenmodell (21)
ZTU(Zeit-Temperatur-Umwandlungs)-Diagramme umfasst und diese mit mittels eines Online-Temperaturmodells
des Gießstrangs (6) berechneten Gießstrangabkühlraten derart kombiniert werden, dass
für jedes definierte Berechnungselement (16) eines jeden Gießstrangquerschnitts die
jeweils aktuelle Gießstrangabkühlrate und die sich daraus ergebende Gefügezusammensetzung
berechenbar und berechnet werden sowie durch Steuerung der Gießstrangabkühlraten das
gewünschte Gefüge eingestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießstrangabkühlraten an ihrer jeweiligen Position bezüglich des Gießstrangs
(6) durch Regelung der in diesem Bereich jeweils auf den Gießstrang (6) auftreffenden
Kühlmittelmenge und/oder die Steuerung des Ortes oder der Fläche des Auftreffens des
Kühlmittels (8, 11) auf den Gießstrang (6) derart gesteuert und geregelt werden, dass
eine möglichst gleichmäßige Umwandlung des Metallgefüges auf der Schmalseite (18)
und/oder der Breitseite (19) des Gießstrangs (6), insbesondere bei einem Stahlstrang
unter Vermeidung der Ausbildung der Absetzung von Ferritkörnern auf Austenitkorngrenzen,
erreicht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die ZTU(Zeit-Temperatur-Umwandlungs)-Diagramme mittels des Simulations- und Rechenmodells
(21) berechnet werden.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 4 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießstrangabkühlraten in Bezug auf die Schmalseiten (18) des Gießstrangs (6)
ermittelt werden und die auf die Schmalseiten (18) des Gießstrangs (6) auftreffende
Kühlmittelmenge und/oder der Ort oder die Fläche, auf welche(n) das Kühlmittel (8,
11) auf der jeweiligen Schmalseite (18) des Gießstrangs (6) aufgebracht wird, in Anhängigkeit
von dem sich im Grenzbereich zur Oberfläche der Schmalseite (18) einstellenden Gefüge
gesteuert und geregelt wird/werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung der gewünschten Lage und/oder Ausbildung der Sumpfspitze des Gießstrangs
(6) mittels oder auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle (21) eine gewünschte
Sumpflänge in Form eines SPDF(Solidification Point Difference Factor)-Wertes berechnet wird und bei Überschreiten eines maximalen SPDFmax-Wertes durch Erhöhung der Spritzwassermenge in den Randzonen des Gießstrangs (6)
im Bereich der Sumpfspitze der gewünschte SPDF-Wert eingeregelt und eingestellt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung der gewünschten geometrischen Abmessung des Gießstrangs (6) mittels
oder auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle (21) ausgehend von der
gewünschten Enddicke des Gießstrangs (6) am Anlagenende bis zur Kokille über die Länge
des Gießstrangs (6) die eine zur Bereitstellung der für das Erreichen der gewünschten
Abmessung des Gießstrangs (6) notwendige Kühlrate und/oder Verformung bewirkende Anstellung
für jedes Segment (29) und/oder jede Rolle (7) berechnet, eingeregelt und eingestellt
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die an einem jeden Segment (29) dort zur Erreichung einer für die Erzielung der gewünschten
Enddicke jeweils notwendigen Strangdicke einzustellende Segmentanstellung und/oder
Rollenanstellung aus der aus der jeweils ermittelten Temperatur oder Temperaturverteilung
ermittelten Dichte und der sich über die Gießstranglänge ergebenden Dichtedifferenz
mittels oder auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle (21) berechnet
wird/werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einstellung der gewünschten Oberflächenbeschaffenheit oder Innenstrukturbeschaffenheit
des Gießstrangs und zur Verminderung von Lunker- oder Kernlockerstellen mittels oder
auf Basis des oder der Simulations- und Rechenmodelle (21) über die Gießstranglänge
ein gewünschter Lunkerdurchmesser berechnet wird und bei Überschreiten eines vorgegebenen
Höchstwertes des Lunkerdurchmessers die Gießgeschwindigkeit verringert wird.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren bei der Sekundärkühlung des Gießstrangs (6) angewendet wird.
13. Gießstrang, insbesondere Stahlstrang, erhalten oder erhältlich durch ein Verfahren
nach einem der Ansprüche 1 bis 12.