[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines flammgeschützten Dämmelementes
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1. Ferner betrifft die Erfindung
ein Dämmelement sowie eine Verwendung eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Dämmelementes.
Stand der Technik
[0002] Bei der Schall- und/oder Wärmedämmung von Gebäudewänden oder -decken finden häufig
Hartschaumplatten, insbesondere Polystyrol-Hartschaumplatten, als Dämmelemente Einsatz.
Diese weisen zum einen gute Wärmedämmeigenschaften auf und sind zum anderen relativ
kostengünstig herstellbar. Zudem sind sie auf der Baustelle einfach zu handhaben,
da sie formstabil und wasserunempfindlich sind. Als nachteilig erweist sich jedoch
in der Regel das Brandverhalten von Dämmelementen aus einem Hartschaum, welche daher
regelmäßig der Baustoffklasse B (brennbare Baustoffe) gemäß DIN 4102-1 zuzuordnen
sind.
[0003] Aus der
WO 2008/145599 A1 ist ein feuerhemmender Polystyrol-Schaumstoff bekannt, welcher zum einen ein verbessertes
Brandverhalten aufweisen und zum anderen keine Verschlechterung seiner ursprünglichen
Eigenschaften aufweisen soll. Insbesondere soll der Polystyrol-Schaumstoff weiterhin
eine geringe Wasserdurchlässigkeit, eine hohe Wasserbeständigkeit, sehr guter Wärmedämm-
und Schallschutzeigenschaften sowie eine hohe mechanische Festigkeit bei gleichzeitig
geringem Gewicht bzw. geringer Dichte aufweisen. Darüber hinaus soll die Herstellbarkeit
des Polystyrol-Schaumstoffs auf den herkömmlichen Anlagen gewährleistet sein, so dass
er weiterhin kostengünstig herstellbar ist. Gemäß der Druckschrift werden diese Ziele
durch eine Zusammensetzung erreicht, welche expandierte oder expandierbare Polystyrol-Partikel,
einen intumeszenten Stoff und einen feuerbeständigen Binder umfasst. Der Anteil der
Polystyrol-Partikel beträgt dabei 20-75 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Zusammensetzung
bestehend aus Polystyrol-Partikel, intumeszenter Stoff und Binder. Das heißt, dass
der Polystyrol-Partikelanteil unter Umständen deutlich reduziert ist. Dies muss zwangsläufig
eine Veränderung der Wärmedämmeigenschaften eines hieraus hergestellten Dämmelementes
zur Folge haben, wenn die fehlenden Polystyrol-Partikel nicht durch gleichwertige
Dämmstoffe ersetzt werden. Um zudem weiterhin die mechanische Stabilität des Schaumstoffformkörpers
zu gewährleisten, muss der Bindemittelanteil erhöht werden. Der hohe Bindemittelanteil
wiederum macht den Einsatz eines nicht brennbaren Bindemittels erforderlich. Es ist
jedoch allgemein bekannt, dass die Bindekraft nicht brennbarer, in der Regel anorganischer
Bindemittel im Vergleich zu organischen Bindemitteln herabgesetzt ist, so dass eher
eine Entmischung der Ausgangsstoffe in der Form zu erwarten ist, welche die Qualität
des derart hergestellten Schaumstoffformkörpers beeinträchtigt.
[0004] Ausgehend von dem vorstehend genannten Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung
die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines flammgeschützten, Polystyrol-Partikel
enthaltenden Dämmelementes anzugeben, das einerseits ein gegenüber herkömmlichen Polystyrol-Hartschaumplatten
aus Brandschutzsicht verbessertes Brandschutzverhalten sowie andererseits hervorragende
Wärmedämmeigenschaften aufweist. Zugleich soll ein Dämmelement mit einer hohen mechanischen
Stabilität geschaffen werden.
[0005] Zur Lösung der Aufgaben wird ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 vorgeschlagen.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den auf Anspruch
1 rückbezogenen Unteransprüchen angegeben. Ferner werden ein Dämmelement mit den Merkmalen
des Anspruchs 12 sowie eine Verwendung eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Dämmelementes vorgeschlagen.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Bei dem zur Herstellung eines flammgeschützten Dämmelementes vorgeschlagenen Verfahren
werden vorgeschäumte Polystyrol-Partikel verwendet, von denen zumindest ein Teil vor
dem Einfüllen in eine Form und dem Versintern beschichtet werden. Erfindungsgemäß
ist vorgesehen, dass die vorgeschäumten Polystyrol-Partikel zumindest teilweise mit
einem organischen Bindemittel und mit wenigstens einem Flammschutzmittel beschichtet
werden. Zumindest "teilweise" kann in diesem Zusammenhang bedeuten, dass ein Teil
der verwendeten Polystyrol-Partikel unbeschichtet bleibt und/oder die Beschichtung
lediglich partiell auf zumindest einen Teil der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel
aufgebracht wird. D.h., dass zumindest ein Teil der Polystyrol-Partikel nicht vollständig
von der aufgebrachten Beschichtung umhüllt sein muss und demnach unbeschichtete Oberflächenbereiche
aufweisen kann. Der Anteil unbeschichteter und/oder lediglich teilweise beschichteter
Polystyrol-Partikel fördert einen Verbund der Partikel untereinander, indem diese
- wie bei der Herstellung herkömmlichen Polystyrol-Hartschaums - während des Versinterns
miteinander verschmelzen. Dadurch bleibt eine hohe mechanische Stabilität des derart
hergestellten Formkörpers erhalten. Ferner wird auf diese Weise der Bindemittelanteil
reduziert. Der geringe Bindemittelanteil ermöglicht die Verwendung eines organischen
Bindemittels, das gegenüber anorganischen Bindemitteln zwar brennbar ist, dafür aber
eine erhöhte Bindekraft besitzt. Dies wirkt sich insbesondere positiv auf die Bindung
des Flammschutzmittels an den Polystyrol-Partikeln aus.
[0007] Zwar kann grundsätzlich auch über eine aushärtende Bindemittelmatrix ein Verbund
der Polystyrol-Partikel untereinander erzielt werden, sofern das Bindemittel jedoch
ferner Flammschutzmittel in Form von Feststoffen enthält, können diese zu einer deutlichen
Absenkung der Stabilität des Verbundes führen. Insofern erweist sich ein Verschweißen
bzw. Versintern der Polystyrol-Partikel im Hinblick auf die mechanische Festigkeit
des nach einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Dämmelementes als vorteilhaft.
[0008] Bevorzugt wird ein Flammschutzmittel zum Beschichten der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel
verwendet, das im Brandfall eine ablative oder intumeszierende Schutzschicht bildet.
Unter einer ablativen Schutzschicht wird vorliegend eine nicht brennbare Schutzschicht
verstanden, die "passiv" Feuerwiderstand leistet. Unter einer intumeszierenden Schutzschicht
wird eine Schutzschicht verstanden, die erst im Brandfall durch Aufschäumen eine isolierende
Schutzschicht ausbildet und demnach "aktiv" Feuerwiderstand leistet. Darüber hinaus
können Wasser freisetzende "kühlende" Flammschutzmittel eingesetzt werden, beispielsweise
Metallhydroxide, Alkalimetallsilikate sowie Hydrate von Metallsalzen oder -oxiden,
die bei erhöhten Temperaturen chemisch oder physikalisch gebundenes Wasser abgeben.
Entsprechende Flammschutzmittel sind hinlänglich bekannt und werden von verschiedenen
Herstellern angeboten.
[0009] Alternativ oder ergänzend wird vorgeschlagen, dass Blähgraphit als Flammschutzmittel
verwendet wird. Die flammwidrige Ausstattung der Beschichtung wird durch die Einbindung
von Blähgraphit deutlich verbessert. Der Begriff "Blähgraphit" bezeichnet eine synthetisch
hergestellte Produktgruppe aus natürlichem Graphit und blähbaren S- und/oder N-Verbindungen,
die in die Schichtstruktur des Graphits eingelagert werden. Letztere expandieren unter
Einfluss von Hitze, so dass eine aktive Brandbarriere aufgebaut wird. Die Blährate
kann dabei bis um das Mehrhundertfache des ursprünglichen Volumens des Blähgraphits
betragen.
[0010] Weiterhin bevorzugt wird ein wasserbasiertes oder wasserfreies duroplastisches Bindemittel,
wie beispielsweise Epoxidharz oder Polyurethan, ein wasserbasiertes oder wasserfreies
Dispersionsbindemittel und/oder eine Acrylat, Styrolacrylat, Vinylacetat, Vinylacetat-Ethylen
und/oder Vinylchlorid enthaltende Formulierung als organisches Bindemittel verwendet.
Dank des relativ geringen Bindemittelanteils können selbst nicht feuerbeständige organische
Bindemittel verwendet werden.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden das Bindemittel und
das Flammschutzmittel zeitlich versetzt auf die vorgeschäumten Polystyrol-Partikel
aufgebracht. Dabei erfolgt die Beschichtung mit Flammschutzmittel vorzugsweise nach
der Beschichtung mit Bindemittel. Die Beschichtung bzw. Beschichtungen kann bzw. können
mittels Sprühen, Spritzen, Tauchen und/oder Mischen aufgebracht werden. Beim Sprühen
oder Spritzen wird bzw. werden das Bindemittel und/oder das Flammschutzmittel aktiv
auf die vorgeschäumten Polystyrol-Partikel aufgebracht, wobei in einfacher Weise Teilbereiche
der Partikeloberflächen unbeschichtet belassen bleiben können. Beim Tauchen oder Mischen
erfolgt in der Regel eine vollständige Umhüllung der Polystyrol-Partikel mit Bindemittel
und/oder Flammschutzmittel. Welches Beschichtungsverfahren eingesetzt wird, hängt
demnach insbesondere davon ab, ob die Oberflächen der Polystyrol-Partikel vollständig
oder nur teilweise beschichtet werden.
[0012] Vorteilhafterweise werden die vorgeschäumten und zumindest mit Bindemittel beschichteten
Polystyrol-Partikel vor dem vollständigen Trocknen der Beschichtung mit einem Flammschutzmittel
beschichtet. D.h., dass die Aufbringung des Flammschutzmittels in einem nachfolgenden,
separaten Arbeitsschritt erfolgt, solange die zuvor aufgebrachte Bindemittelbeschichtung
noch "feucht" ist bzw. nicht vollständig durchgetrocknet ist. Dadurch wird eine sehr
gute Haftung des Flammschutzmittels an den Polystyrol-Partikeln erzielt.
[0013] Darüber hinaus wird vorgeschlagen, dass die vorgeschäumten und mit Bindemittel und
Flammschutzmittel beschichteten Polystyrol-Partikel vor dem vollständigen Trocknen
der Beschichtung in eine Form eingegeben und versintert werden. D.h., dass die vorgeschäumten
und beschichteten Polystyrol-Partikel vorzugsweise "feucht" in die Form eingegeben
werden. Dies hat den Vorteil, dass einer Entmischung der Stoffe in der Form entgegen
gewirkt wird.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden den beschichteten vorgeschäumten
Polystyrol-Partikeln vor dem Eingeben in eine Form unbeschichtete vorgeschäumte Polystyrol-Partikel
beigemischt. Die Beimischung unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel -
wie auch die Beimischung oder ausschließliche Verwendung lediglich partiell beschichteter
vorgeschäumter Polystyrol-Partikel - fördert ein Verschmelzen der Polystyrol-Partikel
miteinander. Wie bereits erwähnt, bewirkt das Verschmelzen bzw. Versintern einen stabilen
Verbund der Polystyrol-Partikel untereinander, so dass ein derart hergestelltes Dämmelement
eine hohe mechanische Festigkeit aufweist. Vorteilhafterweise beträgt der Anteil der
unbeschichteten vorgeschäumten Polystyrol-Partikel 0 bis 95 Vol.-%, vorzugsweise 25
bis 90 Vol.-% und besonders bevorzugt 50 bis 88 Vol.-% bezogen auf das Gesamtvolumen
der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel.
[0015] Die Beimischung unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel bewirkt ferner,
dass der Gewichtsanteil der Polystyrol-Partikel in Bezug auf die Ausgangsstoffe erhöht
wird. Ein nach diesem Verfahren hergestellter Polystyrol-Partikelschaum weist demnach
sehr gute Wärmedämmeigenschaften vergleichbar denen herkömmlicher Polystyrol-Schaumstoffe
auf. Im Unterschied zu diesen besitzt der nach einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Polystyrol-Partikelschaum jedoch eine erhöhte Brandbeständigkeit. Die erhöhte Brandbeständigkeit
wird selbst dann erreicht, wenn ein organisches, d.h. brennbares Bindemittel zum Beschichten
der Polystyrol-Partikel verwendet wird. Denn der Bindemittelanteil wird vorliegend
so gering wie möglich gehalten.
[0016] Anhand von Versuchen an Probekörpern wurde überraschenderweise festgestellt, dass
eine erhöhte Zugabe von Bindemitteln und/oder Flammschutzmitteln nicht zwangsläufig
auch zu einer erhöhten Brandbeständigkeit des Dämmelementes führt. Insbesondere mit
zunehmender Menge an Bindemittel - unabhängig davon, ob brennbar oder nicht brennbar-
besteht die Gefahr, dass die Brandbeständigkeit abnimmt. Dies liegt darin begründet,
dass das Bindemittel Stege zwischen den Polystyrol-Partikeln ausbildet, welche im
Brandfall gleichsam als "Docht" wirken, entlang dessen sich ein Feuer ausbreiten kann.
Derartige Bindemittelstege unterstützen demnach die Brandausbreitung. Insofern gilt
es, die Ausbildung solcher Bindemittelstege zu verhindern, was insbesondere dann gelingt,
wenn der Bindemittelanteil möglichst gering gehalten wird.
[0017] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden 30 bis 95 Gew.-% Polystyrol-Partikel,
2,5 bis 67,5 Gew.-% Bindemittel und 2,5 bis 67,5 Gew.-% Flammschutzmittel, vorzugsweise
40 bis 90 Gew.-% Polystyrol-Partikel, 5 bis 55 Gew.-% Bindemittel und 5 bis 55 Gew.-%
Flammschutzmittel, weiterhin vorzugsweise 50 bis 85 Gew.-% Polystyrol-Partikel, 7,5
bis 35 Gew.-% Bindemittel und 7,5 bis 35 Gew.-% Flammschutzmittel, bezogen auf das
Trockengesamtgewicht der Ausgangsstoffe verwendet. Die Vorteile eines geringen Bindemittelanteils
sind bereits vorstehend eingehend beschrieben worden, so dass zwecks Vermeidung von
Wiederholungen hierauf verwiesen wird. Um einen Dämmstoff mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften
zu erhalten, liegt der Gewichtsanteil der Polystyrol-Partikel besonders bevorzugt
bei mindestens 76 Gew.-% bezogen auf das Trockengesamtgewicht der Ausgangsstoffe.
[0018] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt das Gewichtsverhältnis
der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel zum Flammschutzmittel bezogen auf das jeweilige
Trockengewicht 0,4 bis 38, vorzugsweise 0,75 bis 34, weiterhin vorzugsweise 1,05 bis
20. Versuche mit entsprechend hergestellten Dämmelementen haben gezeigt, dass diese
eine erhöhte Brandbeständigkeit bzw. verringerte Entzündungsneigung aufweisen.
[0019] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung werden schäumbare und/oder vorgeschäumte
thermoplastische Partikel bestehend aus Polyethylen oder Polypropylen oder Copolymeren
aus einem oder beiden vorgenannten Stoffen mit Polystyrol vor dem Versintern zumindest
teilweise mit zumindest einem Bindemittel und mit wenigstens einem Flammschutzmittel
beschichtet.
[0020] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung werden vor dem vollständigen Trocknen
der Beschichtung die beschichteten und/oder unbeschichteten thermoplastischen Partikel
vor dem Versintern mit beschichteten und/oder unbeschichteten Polystyrol-Partikeln
in eine Form eingegeben und geschäumt.
[0021] Die Veränderung des Anteils der den thermoplastischen Partikeln beigemischten Polystyrol-Partikeln
führt beispielsweise zu einer Verbesserung der schall- und wärmedämmenden Eigenschaften
der nach diesem Verfahren hergestellten Dämmelemente.
[0022] Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung werden den vorgeschäumten, beschichteten
und/oder unbeschichteten Polystyrol-Partikeln vor dem Eingeben in die Form Fasern,
Füllstoffe und/oder Additive zugegeben. Durch die Zugabe von Fasern, Füllstoffen und/oder
Additiven können die stoffspezifischen Eigenschaften des Dämmelementes beeinflusst
werden. So kann beispielsweise durch die Zugabe von Fasern die mechanische Festigkeit
des Dämmelementes erhöht werden.
[0023] Das vorstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren weist einen weiteren Vorteil
auf, der darin besteht, dass die bislang zur Herstellung von Dämmelementen aus Polystyrol-Hartschaum
eingesetzten Anlagen weiterhin eingesetzt werden können. D.h., dass keine neue Anlagentechnik
erforderlich ist, so dass das Verfahren relativ kostengünstig durchführbar ist. Insbesondere
können die zur Durchführung des bekannten Blockschäumverfahrens verwendeten Anlagen
sowie die bekannten Formteilautomaten eingesetzt werden.
[0024] Vorteilhafterweise werden die Ausgangsstoffe in der Form unter Zugabe von Druck und/oder
Wärme versintert. Der Druck bewirkt eine Verdichtung der Polystyrol-Partikel, wobei
diese sich verformen und an die benachbarten Polystyrol-Partikel derart anschmiegen,
dass zwischen den Polystyrol-Partikeln lediglich ein isoliertes Zwickelvolumen verbleibt.
Alternativ oder ergänzend kann dieser Effekt durch die Zugabe von Wärme bewirkt werden,
welche zu einer Ausdehnung der Partikel innerhalb der Form führt. Da das Volumen der
Form jedoch begrenzt ist, werden die Partikel gegeneinander gedrückt.
[0025] Vorgeschlagen wird ferner ein Dämmelement, das nach einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt worden, wasserundurchlässig und wasserdampfdiffusionsoffen ist. Ein solches
Dämmelement nimmt kein Wasser auf, behindert aber die Wasserdampfdiffusion nicht.
Es ist demnach insbesondere im Außenbereich oder in feuchtigkeitsbelasteten Innenräumen
als Schall- und/oder Wärmedämmelement einsetzbar. Die Wasserundurchlässigkeit des
Dämmelementes ist bevorzugt Folge des Versinterns unter Zugabe von Druck und/oder
Wärme, bei welchem die zwischen den Partikeln verbleibenden Zwickelräume voneinander
isoliert werden.
[0026] Schließlich wird die Verwendung eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Dämmelementes zur Schall- und/oder Wärmedämmung einer Gebäudewand oder -decke vorgeschlagen.
Hierin ist die bevorzugte Verwendung eines solchen Dämmelementes zu sehen, da hierbei
die besonderen Eigenschaften, insbesondere die erhöhte Brandbeständigkeit unter Beibehaltung
der sehr guten Wärmedämmeigenschaften, besonders gut zum Tragen kommen. Ferner wird
den hohen Brandschutzanforderungen im Baubereich Rechnung getragen.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren sowie ein hiernach hergestelltes Dämmelement werden
nachfolgend anhand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0028] Es wurden 200 g vorgeschäumte Polystyrol-Partikel (Korngröße 3 bis 8 mm, Schüttdichte
0,015 bis 0,16 g/cm
3) mit 600 g Blähgraphit beschichtet, indem zunächst 600 g eines 1K-Polyurethan-Schaums
(StoTurbofix Mini) auf die bewegten Polystyrol-Partikel aufgesprüht wurden. Anschließend
- vor dem Trocknen der Beschichtung aus Polyurethanschaum - wurde das Blähgraphit
zugeben und innig mit den beschichteten Polystyrol-Partikeln vermischt.
[0029] 40 Vol.-% dieser Mischung wurden anschließend- vor dem vollständigen Aushärten des
Polyurethanschaums - mit 60 Vol.-% unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel
homogen vermischt und sodann in eine Form der Abmessungen 30 cm x 30 cm x 10 cm eingegeben
und unter Zugabe von Druck (1 bar) und Wärme (100°C), wobei Wasserdampf als Heizmedium
diente, der die Form 10 bis 15 Sekunden lang von oben nach unten flächig durchströmte,
verblockt. Nach dem Druckabbau wurde das Formteil aus der Form genommen und über einen
Zeitraum von einer Woche bei Raumtemperatur getrocknet.
[0030] Das derart hergestellte Formteil wies eine Wärmeleitfähigkeit λ nach DIN EN 12667
von 0,039 W/(mK) und eine Dichte ρ nach DIN EN 1602 von 40,7 kg/m
3 auf. Ferner wurde das Brandverhalten des Formteils getestet, wobei das Formteil zur
Beurteilung der Brennbarkeit und des Brandverhaltens einer rauschenden Bunsenbrennerflamme
ausgesetzt wurde. Das Testverfahren zeigte kein thermoplastisches Fließen der Schmelze.
Insbesondere bildete sich kein Polymersee. Ein brennendes Abtropfen sowie ein selbstständiges
Weiterbrennen der Schmelze wurden ebenfalls nicht beobachtet.
Beispiel 2
[0031] Es wurden 200 g vorgeschäumte Polystyrol-Partikel (Korngröße 3 bis 8 mm, Schüttdichte
0,015 bis 0,16 g/cm
3) mit 400 g einer wässrigen, organischen Dispersionsbrandschutzfarbe (KBS Foamcoat,
Fa. BASF) beschichtet, indem die Polystyrol-Partikel und die Brandschutzfarbe unter
Zusatz von 200 g Wasser innig vermischt wurden. Anschließend - vor dem Trocknen der
wässrigen Brandschutzfarbe - wurden 600 g Blähgraphit zugeben und innig vermischt.
[0032] 20 Vol.-% dieser Mischung wurden anschließend- vor dem Trocknen der wässrigen Brandschutzfarbe
- mit 80 Vol.-% unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel homogen vermischt
und sodann in eine Form der Abmessungen 30 cm x 30 cm x 10 cm eingegeben und unter
Zugabe von Druck (1 bar) und Wärme (100°C), wobei Wasserdampf als Heizmedium diente,
der die Form 10 bis 15 Sekunden lang von oben nach unten flächig durchströmte, verblockt.
Nach dem Druckabbau wurde das Formteil aus der Form genommen und über einen Zeitraum
von einer Woche bei Raumtemperatur getrocknet.
[0033] Das derart hergestellte Formteil wies eine Wärmeleitfähigkeit λ nach DIN EN 12667
von 0,037 W/(mK) und eine Dichte ρ nach DIN EN 1602 von 28,6 kg/m
3 auf. Ferner wurde das Brandverhalten des Formteils getestet, wobei das Formteil zur
Beurteilung der Brennbarkeit und des Brandverhaltens einer rauschenden Bunsenbrennerflamme
ausgesetzt wurde. Das Testverfahren zeigte kein thermoplastisches Fließen der Schmelze.
Ein brennendes Abtropfen fand nicht statt. Ferner konnte ein selbstständiges Weiterbrennen
des Prüfkörpers nach Entfernen der Flamme vollständig unterbunden werden.
Beispiel 3
[0034] Es wurden 200 g vorgeschäumte Polystyrol-Partikel (Korngröße 3 bis 8 mm, Schüttdichte
0,015 bis 0,16 g/cm
3) mit 400 g einer wässrigen Polymerdispersion (Styrol-Acrylat Bindemittel, mit einem
Feststoffgehalt von 50 Gew.-%) beschichtet, indem die Polystyrol-Partikel und die
Polymerdispersion innig vermischt wurden. Anschließend - vor dem Trocknen der wässrigen
Polymerdispersion - wurden 600 g Blähgraphit zugeben und innig vermischt.
[0035] 10 Vol.-% dieser Mischung wurden anschließend- vor dem Trocknen der wässrigen Polymerdispersion
- mit 90 Vol.-% unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel homogen vermischt
und sodann in eine Form der Abmessungen 30 cm x 30 cm x 10 cm eingegeben und unter
Zugabe von Druck (1 bar) und Wärme (100°C), wobei Wasserdampf als Heizmedium diente,
der die Form 10 bis 15 Sekunden lang von oben nach unten flächig durchströmte, verblockt.
Nach dem Druckabbau wurde das Formteil aus der Form genommen und über einen Zeitraum
von einer Woche bei Raumtemperatur getrocknet.
[0036] Das derart hergestellte Formteil wies eine Wärmeleitfähigkeit λ nach DIN EN 12667
von 0,032 W/(mK) und eine Dichte ρ nach DIN EN 1602 von 20,2 kg/m
3 auf. Ferner wurde das Brandverhalten des Formteils getestet, wobei das Formteil zur
Beurteilung der Brennbarkeit und des Brandverhaltens einer rauschenden Bunsenbrennerflamme
ausgesetzt wurde. Das Testverfahren zeigte ein deutlich vermindertes thermoplastisches
Fließen der heißen Schmelze. Die Bildung eines Polymersees war lokal begrenzt. Das
brennende Abtropfen und das selbstständige Weiterbrennen der Schmelze waren stark
vermindert.
Beispiel 4
[0037] Es wurden 200 g vorgeschäumte Polystyrol-Partikel (Korngröße 3 bis 8 mm, Schüttdichte
0,015 bis 0,16 g/cm
3) mit 600 g einer wässrigen, organischen Dispersionsbrandschutzfarbe (StoPrefa Color
1000 auf Polyester-Polyurethan-Bindemittel-Basis, mit einem Feststoffgehalt des Bindemittels
von 40 Gew.-%) beschichtet, indem die Polystyrol-Partikel und die Brandschutzfarbe
innig vermischt wurden. Anschließend - vor dem Trocknen der wässrigen Brandschutzfarbe
- wurden 600 g Blähgraphit zugeben und innig vermischt.
[0038] 20 Vol.-% dieser Mischung wurden anschließend- vor dem Trocknen der wässrigen Brandschutzfarbe
- mit 80 Vol.-% unbeschichteter vorgeschäumter Polystyrol-Partikel homogen vermischt
und sodann in eine Form der Abmessungen 30 cm x 30 cm x 10 cm eingegeben und unter
Zugabe von Druck (1 bar) und Wärme (100°C), wobei Wasserdampf als Heizmedium diente,
der die Form 10 bis 15 Sekunden lang von oben nach unten flächig durchströmte, verblockt.
Nach dem Druckabbau wurde das Formteil aus der Form genommen und über einen Zeitraum
von einer Woche bei Raumtemperatur getrocknet.
[0039] Das derart hergestellte Formteil wies eine Wärmeleitfähigkeit λ nach DIN EN 12667
von 0,034 W/(mK) und eine Dichte ρ nach DIN EN 1602 von 26,9 kg/m
3 auf. Ferner wurde das Brandverhalten des Formteils getestet, wobei das Formteil zur
Beurteilung der Brennbarkeit und des Brandverhaltens einer rauschenden Bunsenbrennerflamme
ausgesetzt wurde. Das Testverfahren zeigte ein stark vermindertes thermoplastisches
Fließen der Schmelze. Insbesondere bildete sich kein Polymersee. Das brennende Abtropfen
sowie das selbstständige Weiterbrennen der Schmelze waren stark vermindert.
Referenzbeispiel
[0040] Es wurden 9 Liter vorgeschäumte Polystyrol-Partikel (Korngröße 3 bis 8 mm, Schüttdichte
0,015 bis 0,16 g/cm
3) in eine Form der Abmessungen 30 cm x 30 cm x 10 cm eingegeben und unter Zugabe von
Druck (1 bar) und Wärme (100°C), wobei Wasserdampf als Heizmedium diente, der die
Form 10 bis 15 Sekunden lang von oben nach unten flächig durchströmte, verblockt.
Nach dem Druckabbau wurde das Formteil aus der Form genommen und über einen Zeitraum
von einer Woche bei Raumtemperatur getrocknet.
[0041] Das derart hergestellte Formteil wies eine Wärmeleitfähigkeit λ nach DIN EN 12667
von 0,0297 W/(mK) und eine Dichte ρ nach DIN EN 1602 von 15,8 kg/m
3 auf. Ferner wurde das Brandverhalten des Formteils getestet, wobei das Formteil zur
Beurteilung der Brennbarkeit und des Brandverhaltens einer rauschenden Bunsenbrennerflamme
ausgesetzt wurde. Das Testverfahren zeigte ein sofortiges thermoplastisches Schmelzen
mit brennendem Abtropfen, was die Bildung eines brennenden Polymersees zur Folge hatte.
[0042] Ein nach einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes Dämmelement (Beispiele 1
bis 4) weist demnach gegenüber einem herkömmlichen Dämmelement aus Polystyrol-Hartschaum
(Referenzbeispiel) ein deutlich verbessertes Brandverhalten auf. Aufgrund einer nicht
mehr fließfähigen Schmelze oder eines stark verminderten Fließverhaltens bleibt der
Brandherd lokal begrenzt. Insbesondere bildet sich kein brennender Polymersee. Bei
allen Beispielen kamen die gleichen vorgeschäumten Polystyrol-Partikel zum Einsatz.
1. Verfahren zur Herstellung eines flammgeschützten Dämmelementes, bei welchem vorgeschäumte
Polystyrol-Partikel verwendet werden, von denen zumindest ein Teil vor dem Einfüllen
in eine Form und dem Versintern beschichtet werden,
dadurch gekennzeichnet, dass die vorgeschäumten Polystyrol-Partikel zumindest teilweise mit einem organischen
Bindemittel und mit wenigstens einem Flammschutzmittel beschichtet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Flammschutzmittel zum Beschichten der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel verwendet
wird, das im Brandfall eine ablative oder intumeszierende Schutzschicht bildet, und/oder,
dass Blähgraphit als Flammschutzmittel verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass ein wasserbasiertes oder wasserfreies duroplastisches Bindemittel, wie beispielsweise
Epoxidharz oder Polyurethan, ein wasserbasiertes oder wasserfreies Dispersionsbindemittel
und/oder eine Acrylat, Styrolacrylat, Vinylacetat, Vinylacetat-Ethylen und/oder Vinylchlorid
enthaltende Formulierung als organisches Bindemittel zum Beschichten der Polystyrol-Partikel
verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Bindemittel und das Flammschutzmittel zeitlich versetzt, vorzugsweise mittels
Sprühen, Spritzen, Tauchen und/oder Mischen, auf die vorgeschäumten Polystyrol-Partikel
aufgebracht werden.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die vorgeschäumten und zumindest mit Bindemittel beschichteten Polystyrol-Partikel
vor dem vollständigen Trocknen der Beschichtung mit einem Flammschutzmittel beschichtet
werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die vorgeschäumten und mit Bindemittel und Flammschutzmittel beschichteten Polystyrol-Partikel
vor dem vollständigen Trocknen der Beschichtung in eine Form eingegeben und versintert
werden.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass den beschichteten vorgeschäumten Polystyrol-Partikeln vor dem Eingeben in eine Form
unbeschichtete vorgeschäumte Polystyrol-Partikel beigemischt werden, wobei der Anteil
der unbeschichteten vorgeschäumten Polystyrol-Partikel vorzugsweise 0 bis 95 Vol.-%,
weiterhin vorzugsweise 25 bis 90 Vol.-% und besonders bevorzugt 50 bis 88 Vol.-% bezogen
auf das Gesamtvolumen der vorgeschäumten Polystyrol-Partikel beträgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass 30 bis 95 Gew.-% Polystyrol-Partikel, 2,5 bis 67,5 Gew.-% Bindemittel und 2,5 bis
67,5 Gew.-% Flammschutzmittel, vorzugsweise 40 bis 90 Gew.-% Polystyrol-Partikel,
5 bis 55 Gew.-% Bindemittel und 5 bis 55 Gew.-% Flammschutzmittel, weiterhin vorzugsweise
50 bis 85 Gew.-% Polystyrol-Partikel, 7,5 bis 35 Gew.-% Bindemittel und 7,5 bis 35
Gew.-% Flammschutzmittel, bezogen auf das Trockengesamtgewicht der Ausgangsstoffe
verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass bezogen auf das jeweilige Trockengewicht das Gewichtsverhältnis der vorgeschäumten
Polystyrol-Partikel zum Flammschutzmittel 0,4 bis 38, vorzugsweise 0,75 bis 34, weiterhin
vorzugsweise 1,05 bis 20 beträgt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass den vorgeschäumten, beschichteten und/oder unbeschichteten Polystyrol-Partikeln vor
dem Eingeben in die Form Fasern, Füllstoffe und/oder Additive zugegeben werden.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgangsstoffe in der Form unter Zugabe von Druck und/oder Wrme versintert werden.
12. Dämmelement, das nach einem der vorhergehenden Verfahren hergestellt worden, wasserundurchlässig
und wasserdampfdiffusionsoffen ist.
13. Verwendung eines Dämmelementes, das nach einem der vorhergehenden Verfahren hergestellt
worden ist, zur Schall- und/oder Wärmedämmung einer Gebäudewand oder -decke.