[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Schienenfahrzeugverbund, der Wagenpaare
mit sich ergänzenden Komponenten aufweist.
[0002] Im öffentlichen Personentransport ist es üblicherweise notwendig, eine maximale Transportkapazität
in Kombination mit einer optimierten Verwendung der verfügbaren Traktionskraft bereitzustellen,
um einen erwünschten maximalen Fahrgastdurchsatz in einem vorhandenen Schienenverkehrsnetzwerk
zu erreichen. Besonders für den Berufsverkehr werden im Nahbereich S-Bahnen eingesetzt.
[0003] Der in
EP 2 335 993 A1 beschriebene Schienenzug weist einen ersten Wagon, einen zweiten Wagon und einen
dritten Wagon auf, wobei der dritte Wagon zwischen dem ersten Wagon und dem zweiten
Wagon angeordnet ist. Mindestens einer der Wagons ist ein Transportmodul mit Fahrgastsitzplätzen.
Die drei Wagons weisen unterschiedliche Längen auf.
[0004] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Schienenfahrzeug bereitzustellen, das auf
einfache Weise hinsichtlich der Gesamtlänge eines Zuges skalierbar ist.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe durch einen Schienenfahrzeugverbund, auch bezeichnet als
Schienenverkehrszug oder Schienenwagenverbund, nach Anspruch 1. Vorteilhafte Ausführungsformen
sind in den Unteransprüchen zu Anspruch 1 angegeben.
[0006] Angegeben wird ein Schienenfahrzeugverbund, der wie folgt zusammengesetzt ist:

wobei EW ein Endwagen ist, MW ein Mittelwagen ist, K1 eine erste Konfiguration mit
elektrischen Komponenten für Antrieb und/oder Energieversorgung bedeutet und K2 eine
zweite Konfiguration mit elektrischen Komponenten für Antrieb und/oder Energieversorgung
bedeutet, n eine ganze Zahl ≥ 1 ist, sodass ein der Schienenfahrzeugverbund n Einheiten
[- (MW K2) - (MW K1)] aufweist, und jedes Zeichen" - "einen Übergang zwischen den
Wagen bedeutet, sodass der Schienenfahrzeugverbund durchgängig begehbar ist.
[0007] Der Schienenfahrzeugverbund ist in folgende Wagenpaare eingeteilt oder einteilbar:

und, wenn n > 1,

[0008] Diese Wagenpaare sind keine zusätzliche Komponenten oder Elemente des zuvor beschriebenen
Schienenfahrzeugverbunds, sondern es handelt sich bei den Wagenpaaren um definitionsgemäße
Einheiten, in welche der Schienenfahrzeugverbund einteilbar ist.
[0009] Mit n = 1 wird folgende Zusammensetzung erhalten:

mit den Wagenpaaren (EW K1) - (MW K2) und (MW K1) - (EW K2).
[0010] Mit n = 2 wird folgende Zusammensetzung erhalten:

mit den Wagenpaaren (EW K1) - (MW K2), (MW K1) - (MW K2) und (MW K1) - (EW K2).
[0011] Mit n = 3 wird folgende Zusammensetzung erhalten:

mit den Wagenpaaren (EW K1) - (MW K2), zwei Wagenpaaren (MW K1) - (MW K2) und (MW
K1) - (EW K2).
[0012] Ein Übergang zwischen den Wagen kann baulich einem der benachbarten Wagen zugeordnet
sein, d.h. bei Trennung der Wagen verbleibt der Übergang an einem der Wagen. Die oben
genannten Prinzipdarstellungen der Zusammensetzung treffen hierzu keine Festlegung,
sodass insbesondere eine Klammer, welche einen Übergang umklammert, nicht festlegt,
welchem Wagen ein Übergang baulich zugeordnet ist.
[0013] Der Schienenfahrzeugverbund ist insbesondere ein Schienenfahrzeugverbund zur Personenbeförderung,
auch bezeichnet als Personenzug". Bevorzugte Beispiele sind ein Fernverkehrszug, ein
Nahverkehrszug, eine S-Bahn und eine Straßenbahn
[0014] Mit einem solchen Schienenfahrzeugverbund werden insbesondere die folgenden Vorteile
erzielt:
- Es wird durch die Erfindung ein modulares Fahrzeugkonzept bereitgestellt, das auf
einfache Weise skalierbar ist, um einen Schienenfahrzeugverbund gewünschter Länge
und Sitzplatzkapazität zu erhalten. Zur Verlängerung werden lediglich so viele Einheiten
[- (MW K2) - (MW K1)] eingefügt wie erforderlich.
- Der Schienenfahrzeugverbund ist durchgängig begehbar, was aus Sicherheitsgründen und
zur gleichmäßigen Fahrgastverteilung vorteilhaft ist. Der Übergang zwischen Wagen
kann als Übergangsbrücke ausgebildet sein. Der Übergang kann eine Drehplattform aufweisen.
Der Übergang kann einen Faltenbalg aufweisen.
- Der Schienenfahrzeugverbund ist aus lediglich vier verschiedenen Typen Wagen zusammengesetzt,
nämlich Endwagen mit Konfiguration 1 (EW K1), Endwagen mit Konfiguration 2 (EW K2),
Mittelwagen mit Konfiguration 1 (MW K1), und Mittelwagen mit Konfiguration 2 (MW K2),
wodurch eine wesentliche Vereinfachung in Fertigung, Produktion und Wartung erzielt
wird.
- Je nach Wahl der Konfiguration und Zuordnung bzw. Verteilung der Komponenten auf die
beiden Konfigurationen (K1 und K2) kann eine weitgehend homogene Masseverteilung über
die gesamte Länge eines Schienenzugs erzielt werden
[0015] In einer Ausführungsform der Erfindung ergänzen sich bei einem Wagenpaar jeweils
die Konfiguration 1 und die Konfiguration 2 zu einem Satz elektrischer Komponenten,
der für den Antrieb und die Energieversorgung des Wagenpaars hinreichend ist. Dies
bedeutet, anders ausgedrückt, dass das Wagenpaar hinsichtlich Antrieb und die Energieversorgung
unabhängig von einem anderen Wagen oder einem anderen Wagenpaar ist. Dieses Konzept
wird auch als "Married Pair" bezeichnet.
[0016] Elektrische Komponenten sind insbesondere ausgewählt aus Traktionsstromrichter, Traktionsmotor,
auch bezeichnet als Fahrmotor, Energiespeicher, Stromabnehmer, Batterie, Batterielader,
Hilfsbetriebeversorgungseinrichtung, Hilfsbetriebeumrichter, Transformator, Mensch-Maschine-Schnittstelle
(Human-Machine-Interface, HMI), Fahrzeugkontrolleinheit (Verhicle Control Unit, VCU)
und/oder Gateway.
[0017] Ausgewählte elektrische Komponenten können in jedem Wagen vorhanden sein, insbesondere
Traktionsstromrichter und/oder Traktionsmotor.
[0018] Komponenten können je Wagenpaar nur einmal vorhanden sein, d.h. in einem der Wagen
des Wagenpaares vorgesehen sein, insbesondere Energiespeicher, Batterie und/oder Batterielader.
Vorzugsweise ist vorgesehen, dass in einem Wagenpaar ausgewählte elektrische Komponenten
nur einmal vorhanden sind, also in einem der Wagen eines Wagenpaares vorhanden sind.
Nur einmal vorhandene elektrische Komponenten werden vorzugsweise auf die beiden Wagen
eines Wagenpaares verteilt. Komponenten werden insbesondere so verteilt dass eine
möglichst homogene Masseverteilung erhalten wird, d.h. die beiden Wagen eines Wagenpaares
eine ähnliche Masse aufweisen. Komponenten können alternativ oder zusätzlich so verteilt
sein, dass zur Verbesserung der Traktion Masse oberhalb der angetriebenen Achse angeordnet
oder konzentriert wird. Komponenten können alternativ oder zusätzlich so verteilt
sein, dass eine optimierte, insbesondere möglichst kurze, (Gesamt)Kabellänge, insbesondere
von Leistungskabeln, erzielt wird.
[0019] In einer Ausführungsform eines Schienenfahrzeugverbunds sind bei einem Wagenpaar
die Wagen des Wagenpaares elektrisch zur Übertragung von Hochspannung gekuppelt. Es
ist eine elektrische Kupplung zur Übertragung von Hochspannung nur zwischen den Wagen
eines Wagenpaares vorhanden. Es ist somit keine elektrische Kupplung für Hochspannung
zu einem anderen Wagenpaar vorhanden. Die Wagenpaare sind somit untereinander so elektrisch
entkoppelt, dass keine Übertragung von Hochspannung von einem Wagenpaar zu einem anderen
Wagenpaar erfolgen kann. Diese Ausführungsform ist insbesondere in einem Schienenfahrzeugverbund
einsetzbar, der Seitenstromabnehmer aufweist.
[0020] Angegeben wird in einer speziellen Ausführungsform ein Schienenfahrzeugverbund, der
Seitenstromabnehmer aufweist. Seitenstromabnehmer wirken mit einer Stromschiene zusammen.
[0021] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen aus zwei Wagenpaaren zusammengesetzten Schienenfahrzeugverbund und
- Fig. 2
- einen aus drei Wagenpaaren zusammengesetzten Schienenfahrzeugverbund.
[0022] Der in Fig. 1 dargestellte Zug SV1 weist den Endwagen mit der Konfiguration 1 EW
K1, den Mittelwagen mit der Konfiguration 2 MW K2, den Mittelwagen mit der Konfiguration
1 MW K1 und den Endwagen mit der Konfiguration 2 EW K2 auf. Es sind die beiden Wagenpaare
EW K1 - MW K2 und MW K1 - EW K2 gebildet. Zwischen den Wagen ist jeweils ein Übergang
Ü vorgesehen, der jeweils einem der benachbarten Wagen baulich zugeordnet ist.
[0023] Der Endwagen EW K1 und der Mittelwagen MW K1 weisen eine identische Konfiguration
mit elektrischen Komponenten, bezeichnet als Konfiguration 1 oder erste Konfiguration,
auf. Die Konfiguration 1 weist folgende Komponenten auf: den Seitenstromabnehmer SA,
den Energiespeicher ES, den Traktionsstromrichter STR sowie die Traktionsmotoren M.
[0024] Unter den Wagen EW K1, MW K2, MW K1 und EW K2 sind Räder R dargestellt. Schraffierte
Räder sind angetriebene Räder.
[0025] Der Mittelwagen MW K2 und der Endwagen EW K2 weisen eine Konfiguration K2 mit elektrischen
Komponenten, auch bezeichnet als zweite Konfiguration, auf. Die zweite Konfiguration
weist folgende elektrischen Komponenten auf: den Seitenstromabnehmer SA, eine Kombination
aus Hilfsbetriebeumrichter AUX, Batterielader und Batterie, zusammenfassend bezeichnet
mit AUX/Batt, einen Traktionsstromrichter STR sowie die Traktionsmotoren M. Weiterhin
ist in der Konfiguration 2 ein Kompressor C vorhanden, der ein mit Drehstrom betriebener
Luftkompressor zur Versorgung der Bremsanlage mit Druckluft und damit eine Hilfsbetriebeversorgungseinrichtung
ist.
[0026] In dem ersten Wagenpaar sind der Endwagen mit der Konfiguration 1 EW K1 und der Mittelwagen
mit der Konfiguration 2 MW K2 elektrisch zur Übertragung von Hochspannung gekoppelt.
Zwischen den Seitenstromabnehmern SA ist die Hochspannungsverbindung U vorhanden.
In analoger Weise ist eine Hochspannungsverbindung U zwischen den Seitenstromabnehmern
der Wagen des zweiten Paares, MW K1 und EW K2, vorhanden. Die beiden Paare sind hingegen
voneinander hochspannungsseitig getrennt, denn zwischen dem Seitenstromabnehmer SA
des Mittelwagens MW K2 und dem Seitenstromabnehmer SA des Mittelwagens MW K1 ist keine
Hochspannungsverbindung vorgesehen.
[0027] Fig. 2 zeigt mit dem Zug SV2 das gleiche Zugbildungsprinzip wie Fig. 1, mit dem Unterschied,
dass drei Wagenpaare vorhanden sind, die durch gestrichelte Linien voneinander abgegrenzt
sind. Im Vergleich zu Fig. 1 ist ein mittleres Wagenpaar mit einem Mittelwagen der
Konfiguration 1 MW K1 und einem Mittelwagen der Konfiguration 2 MW K2 vorhanden. Dieses
mittlere Wagenpaar kann mehrfach vorhanden sein, gemäß dem allgemeinen Zugbildungsprinzip
n-mal. Bei Fig. 2 handelt es sich um einen sogenannten Dreiviertelzug, während Fig.
1 einen Halbzug darstellt. Sind zwei Mittelwagenpaare vorhanden, also im Vergleich
zu Fig. 2 noch ein weiteres, spricht man von einem Vollzug. Die Konfigurationen und
hochspannungsseitigen Kupplungen zwischen Stromabnehmern SA sind genauso gewählt wie
in Fig. 1.
[0028] In der nachfolgenden Tabelle werden Konfigurationen mit elektrischen Komponenten
und mit weiteren Komponenten am Beispiel eines aus zwei Wagenpaaren bestehenden Zuges
angegeben:
Endwagen Konfiguration 1 |
Mittelwagen Konfiguration 2 |
Mittelwagen Konfiguration 1 |
Endwagen Konfiguration 2 |
1 Stromrichter |
1 Stromrichter |
1 Stromrichter |
1 Stromrichter |
1 Energiespeicher |
- |
1 Energiespeicher |
- |
3 Fahrmotoren |
3 Fahrmotoren |
3 Fahrmotoren |
3 Fahrmotoren |
- |
1 Batteriesatz |
- |
1 Batteriesatz |
- |
1 Batterielader |
- |
1 Batterielader |
-. |
1 Hilfsbetriebeumrichter |
-. |
1 Hilfsbetriebeumrichter |
1 Wagenübergang |
1 Wagenübergang |
1 Wagenübergang |
- |
- |
1 Kompressor |
- |
1 Kompressor |
Bezugszeichenliste:
[0029]
- SV1
- Zug
- SV2
- Zug
- EW K1
- Endwagen mit der Konfiguration 1
- EW K2
- Endwagen mit der Konfiguration 2
- MW K1
- Mittelwagen mit der Konfiguration 1
- MW K2
- Mittelwagen mit der Konfiguration 2
- Ü
- Übergang
- R
- Räder
- AUX
- Hilfsbetriebeumrichter
- AUX/Batt
- Kombination aus Hilfsbetriebeumrichter, Batterielader und Batterie
- C
- Kompressor
- ES
- Energiespeicher
- M
- Traktionsmotoren
- SA
- Seitenstromabnehmer
- STR
- Traktionsstromrichter
- U
- Hochspannungsverbindung
1. Schienenfahrzeugverbund (SV1; SV2), der wie folgt zusammengesetzt ist:

wobei EW ein Endwagen ist, MW ein Mittelwagen ist, K1 eine erste Konfiguration mit
elektrischen Komponenten (SA, ES, STR, M) für Antrieb und/oder Energieversorgung bedeutet
und K2 eine zweite Konfiguration mit elektrischen Komponenten (SA, AUX/Batt, STR,
M) für Antrieb und/oder Energieversorgung bedeutet, n eine ganze Zahl ≥ 1 ist, sodass
ein der Schienenfahrzeugverbund n Einheiten
[- (MW K2) - (MW K1)] aufweist, und jedes Zeichen" - "einen Übergang (Ü) zwischen
den Wagen bedeutet, sodass der Schienenfahrzeugverbund durchgängig begehbar ist,
wobei der Schienenfahrzeugverbund in folgende Wagenpaare eingeteilt ist:

und, wenn n > 1,
2. Schienenfahrzeugverbund nach Anspruch 1, wobei bei den Wagenpaaren jeweils die Konfiguration
1 und die Konfiguration 2 sich zu einem Satz elektrischer Komponenten (SA, ES, STR,
M, AUX/Batt) ergänzen, der für den Antrieb und die Energieversorgung des Wagenpaars
hinreichend ist.
3. Schienenfahrzeugverbund nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei bei den Wagenpaaren
jeweils die Wagen eines Wagenpaares elektrisch zur Übertragung von Hochspannung gekuppelt
sind, und eine elektrische Kupplung (U) zur Übertragung von Hochspannung nur zwischen
den Wagen eines Wagenpaares vorhanden ist.
4. Schienenfahrzeugverbund nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die elektrischen
Komponenten ausgewählt sind aus Traktionsstromrichter (STR), Traktionsmotor (M), Energiespeicher
(ES), Stromabnehmer (SA), Batterie, Batterielader, Hilfsbetriebeversorgungseinrichtung,
wie Druckluftkompressor, Hilfsbetriebeumrichter (AUX), und Transformator.