[0001] Die Erfindung betrifft eine Kupplungseinrichtung für ein Schienenfahrzeug nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Kupplungseinrichtungen dieser Art werden bekanntlich für das Kuppeln von Schienenfahrzeugen
bei Personen- oder Güterzügen eingesetzt, wie eine solche in der Druckschrift
EP-A-2 322 403 erläutert ist. Sie bestehen grundsätzlich aus zwei Kupplungshälften, die bei je einem
Schienenfahrzeug angeordnet und miteinander kuppelbar sind. Sie sind dabei mit je
einem Kupplungskopf und einer Zugeinrichtung zum Übertragen der Zug- und Stosskräfte
auf den Fahrzeugkasten versehen.
[0003] Bei einem möglichen Aufprall zwischen zwei Schienenfahrzeugen bei den Kupplungen
oder einer Kupplung eines Fahrzeugs mit einem Prellbock am Gleisende ist vorgesehen,
dass ein in mindestens einer Kupplung vorgesehenen Sicherheitseinrichtung die Aufprallenergie
durch Umwandeln derselben in Verformungsenergie innerhalb bestimmter Grenzen absorbiert.
Diese Verformungsenergie wird in der Weise generiert, dass ein mit dem Rohrstück zusammenwirkende
Support der Kupplung einen grösseren Durchmesser als der Innendurchmesser des Rohrstücks
aufweist und dadurch dieses aufweitet und dementsprechend verformt, wenn sie bei einem
Aufprall in das Rohrstück gedrückt wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden und eine Kupplungseinrichtung
der eingangs genannten Art zu schaffen, deren passive Sicherheitseinrichtung bei einem
Aufprall möglichst gleichmässig über eine lange Verformungsstrecke wirksam ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass die Werkstoffe des Rohrstücks
und des Gleitrings des Supports so aufeinander abgestimmt sind, dass der bei einem
Aufprall in das Rohrstück eindringenden Support eine Aufweitung des Rohrs im Bereich
einer plastischen Verformung verursacht, wobei der Support gegen die Innenseite des
Rohrstücks mit einer annähernd gleichmässigen Reibkraft entlanggleitet.
[0006] Auf diese Weise ist sichergestellt, dass das Sicherheitselement der Kupplung riss-
und ruckfrei arbeiten kann, weil während des Aufpralls keine Verklemmungen und/oder
heftigen Schwingungen entstehen, die dem gleichmässigen Vordringen des Supports im
Rohrstück entlang der Verformungsstrecke des Rohrstücks entgegenwirken.
[0007] Die Erfindung sieht in diesem Sinne vor, dass das Rohrstück vorzugsweise mit einer
Grundfarbe grundiert ist und der Support mit einem Gleitring aus gleitendem Material,
vorzugsweise Sphäroguss (Grauguss), hergestellt ist. Auf diese Weise ist es möglich,
den Gleitring tragenden Supportkörper aus dem für seine Funktion am besten geeigneten
Werkstoff herzustellen.
[0008] Zweckmässigerweise ist das Rohrstück aus einem einstückigen Rohr hergestellt, das
durchgehend den in seinem Verformungsbereich vorgesehenen Innendurchmesser aufweist.
[0009] Es ist dabei zum Positionieren und Zentrieren des Rohrstücks auf dem Support vorteilhaft,
wenn das Rohrstück an dem einen Rohrende innenseitig mit einer den Support aufnehmenden
Durchmessererweiterung versehen ist. Das hat ausserdem den Vorteil, dass das Rohrstück
innenseitig nur bei der den Support aufnehmen Aufweitung bearbeitet werden muss, was
sonst schwierig ist, da das Rohrstück mit einer Länge von bis zu einem Meter oder
noch länger dimensioniert werden kann.
[0010] Die Erfindung sieht weiterhin vor, dass das mit der Rohrerweiterung versehene Rohrende
in einen ringförmigen Spalt zwischen dem Kupplungsflansch und dem Support hineinragt
und dort an den Kupplungsflansch innen- oder aussenseitig mit einer lösbaren Verbindung
wie vorzugsweise eine Schraub- oder Bajonettverbindung befestigbar ist. Das ermöglicht
den direkten Ein- und Ausbau des Rohrstücks an die fertig zusammengebaute oder im
Fahrzeug eingebaute Kupplungshälfte.
[0011] Die Erfindung sieht ausserdem vor, dass das andere, vom Kupplungsflansch abgekehrte
Rohrende des Rohrstücks offen ist. Da das vorgeschlagene passive Sicherheitselement
naturgemäss nur eine bestimmte Energie aufnehmen kann, ermöglicht das offene Rohrende,
dass bei einer Frontalkollision den mit dem Rohrstück zusammenwirkende Support je
nach Masse und Geschwindigkeit des oder der aufprallenden Waggons über das offene
Rohrende hinaus bis in den Innenraum des Fahrzeugkastens gestossen wird.
[0012] Der Kupplungsflansch ist mit vorzugsweise als Abscherbolzen ausgebildeten Verbindungsmitteln
zum Halten des Supports versehen, die sich bei einer definierten Aufprallkraft selbsttätig
lösen, um den Support freizugeben. Damit wird sichergestellt, dass bei leichten Rück-
oder Stossbewegungen der Kupplung der Support in der ihn aufnehmenden Rohrerweiterung
unversehrt bleibt und nur im Notfall bei Erreichen der jeweils definierten Aufprallkraft
wirksam wird, indem er dann in das Rohrstück eindringt, um dieses energieabsorbierend
zu verformen.
[0013] Zweckmässigerweise liegt im Normalbetrieb bei verbundenem Abscherbolzen der Support
an dem Rohrstück an, so dass keine Betriebskräfte über diesen Abscherbolzen geleitet
werden. Damit kann einerseits die Losbrechkraft unabhängig von der Abscherkraft dieses
Verbindungsmittels eingestellt werden und anderseits wird ein Setzen zwischen dem
Support und dem Rohrstück oder eine Veränderung der Auslösekraft über die Zeit verhindert.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivisch und teilweise im Schnitt dargestellte erfindungsgemässe Kupplungshälfte.
[0015] Fig. 1 zeigt eine Kupplung 1 für ein Schienenfahrzeug, deren nicht dargestellter
Kupplungskopf an einem Bolzen 2 eines Kupplungsteils 3 anlenkbar ist. Dieser Kupplungsteil
3 weist stirnseitig einen zylindrischen Ansatz 4 mit einem Support 5 auf, der in einem
sternförmigen oder dergleichen ausgebildeten Kupplungsflansch 6 geführt und dort durch
Abscherbolzen 7 als Verbindungsmittel fixiert ist. Der Kupplungsflansch 6 ist seinerseits
beispielsweise im nicht näher gezeigten Fahrzeugkasten des Schienenfahrzeuges festgeschraubt.
[0016] In Verlängerung des Ansatzes 4 ist ein Rohrstück 8 angeordnet, das bei einem Aufprall
als passives Sicherheitselement mit dem Support 5 zusammenwirkt, indem diese in das
Rohrstück eindringt und ihn aufweitet, wobei das Rohrstück bei seiner Verformung die
Energie des Aufpralls innerhalb bestimmter Grenzen absorbiert. Im gezeigten Normalbetrieb
liegt der Support 5 an dem erweiterten Rohrstück 8 an. Es könnte jedoch auch eine
Distanz zwischen diesen vorgesehen sein, so dass die im Normalbetrieb entstehenden
Axialkräfte nicht bei diesen übertragen würde, sondern über den Abscherbolzen 7.
[0017] Erfindungsgemäss ragt das Rohrende 9 des Rohrstücks 8 in einen ringförmigen Zwischenraum
10 zwischen dem Support 5 und dem Kupplungsflansch 6 und ist dort an diesem lösbar
befestigt. Vorteilhaft ist eine lösbare Schraubverbindung 11 vorgesehen, die den Ein-
und Ausbau des Rohrstücks 8 in der fertig zusammengebauten Kupplung ermöglicht, auch
nach deren Einbau in den Fahrzeugkasten des Fahrzeugs. Dadurch ist es auch möglich,
das Rohrstück 8 nachträglich in Fahrzeuge einzubauen, die ursprünglich über keine
passiven Sicherheitselemente verfügt hatten. Anstelle der Schraubverbindung 11 kann
es sich auch um ein Bajonett oder ähnliches handeln.
[0018] Das Rohrstück 8 weist einen durchgehend in seinem Verformungsbereich vorgesehenen
gleichen oder verändernden Innendurchmesser auf und ist am Rohrende 9 innenseitig
mit einer den Support 5 aufnehmenden Durchmessererweiterung 12 versehen. Vorteilhaft
sind diese Durchmessererweiterung im Rohrstück bzw. bei dem Support aussen durch eine
korrespondierende kegelförmige Erweiterung gebildet. Dadurch ist das Rohrstück 8 auf
dem Support 5 gut positioniert und zentriert. Es ist ausserdem von Vorteil, dass das
Rohrstück 8 innenseitig nur im Bereich der Durchmessererweiterung bearbeitet werden
muss. Dadurch wird die Bearbeitung des Rohrstücks sehr erleichtert, zumal seine Rohrlänge
in der Praxis ein Meter und mehr betragen kann.
[0019] Im Rahmen der Erfindung ist bei dem Rohrstück 8 an dem anderen Rohrende 14 ein separater
Flansch 14' befestigt, welcher mit seinem Innen- und/oder Aussendurchmesser derart
dimensioniert ist, dass die der Aufprallkraft via den Support 5 entgegenwirkende Kraft
bei diesem Flansch 14' gegenüber dem Rohrstück 8 variierbar ist.
[0020] Beim vorliegenden Ausführungsbeispiel ist dieser Flansch 14' gegenüber dem Rohrstück
8 mit seinem Innendurchmesser verkleinert bzw. mit dem Aussendurchmesser vergrössert.
Damit wird die der Aufprallkraft entgegenwirkende Kraft bei diesem Flansch 14' erhöht.
Diese Dimensionierung kann je nach Anwendungsfall variiert werden und es könnten auch
mehr als ein solcher Flansche 14' vorgesehen sein.
[0021] Die Fixierung des Ansatzes 4 im Kupplungsflansch 6 mit den Abscherbolzen 7 hat den
Zweck zu verhindern, dass im normalen Betrieb der Support 5 im Bereich der Durchmessererweiterung
12 infolge von Vibrationen oder leichten Rückstössen instabil wird.
[0022] Bei einem Aufprall werden die Abscherbolzen 7 bei Erreichen einer bestimmten Aufprallkraft
abgeschert, und der Support 5 wird freigegeben, damit sie ungehindert in den Verformungsbereich
des Rohrstückes 8 eindringen kann und ihn aufweitet.
[0023] Um zu verhindern, dass dieser Vorgang Risse und/oder Schwingungen des Rohres verursacht,
ist es erfindungsgemäss vorgesehen, dass die Aufweitung des Rohrstücks 8 durch den
Support 5 im Bereich einer plastischen Verformung stattfindet, wobei die Werkstoffe
des Rohres und des Gleitrings 13 so aufeinander abgestimmt sind, dass beim Aufprall
der Support 5 gegen die Innenseite des Rohrstücks 8 mit annähernd gleichmässiger Reibkraft
entlanggleitet.
[0024] Zweckmässigerweise ist das Rohrstück 8 innenseitig beschichtet, vorteilhaft mit einer
Grundfarbe grundiert, während der Support 5 mit dem Gleitring 13 aus einem gleitenden
Werkstoff, vorzugsweise Sphäroguss (Grauguss), versehen ist.
[0025] Durch diese Materialauswahl ist sichergestellt, dass bei einem Aufprall die Verformung
des Rohrstücks 8 innerhalb bestimmter Aufprallkräfte weitgehend ruckfrei und ohne
einen Kraftanstieg oder Kraftspitzen über den gesamten Verformungsbereich des Rohres
stattfindet.
[0026] Das Rohrstück 8 ist an seinem vom Kupplungsflansch 6 abgekehrten Rohrende 14 offen
und mündet dort in einen ebenfalls offenen Innenraum das nicht dargestellten Fahrzeugkastens,
in den der Support 5 bei einer Frontalkollision je nach Masse und/oder Geschwindigkeit
des aufprallenden Fahrzeugs gestossen wird.
[0027] Die beschriebene passive Sicherheitseinrichtung kann sowohl in nur einer als auch
in beiden Kupplungshälften der Kupplung eingebaut sein.
[0028] Die Erfindung ist mit dem erläuterten Ausführungsbeispiel ausreichend dargetan. Sie
könnte aber noch durch andere Varianten erläutert sein. Im Prinzip könnte das Rohrstück
mit einer Durchmessererweiterung als eine ringförmige Ausnehmung vorgesehen sein.
[0029] Das Rohrstück mit dem Rohrende 14 könnte auch aus einem einstückigen Rohr hergestellt
sein.
1. Kupplungseinrichtung für ein Schienenfahrzeug, mit mindestens einer Kupplung (1) mit
einem Kupplungsflansch (6) und einem Rohrstück (8), einem darin gehaltenen Kupplungsteil
(3) mit einem Support (5), welche eine passive Sicherheitseinrichtung bilden, dazu
das Rohrstück (8) innenseitig mit einer diesen Support (5) aufnehmenden Durchmessererweiterung
(12) versehen ist, wobei dieser Support (5) des Kupplungsteils (3) bei einem Aufprall
mit einer Aufprallkraft energieabsorbierend in dem Rohrstück (8) verschiebbar geführt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass
das Rohrende (9) des Rohrstücks (8) durch eine lösbare Verbindung (11) an den Kupplungsflansch
(6) befestigbar ist.
2. Kupplungseinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
der Kupplungsteil (3) mit dem Support (5) in dem Kupplungsflansch (6) durch vorzugsweise
als Abscherbolzen (7) ausbildeten Verbindungsmitteln gehalten ist, welche sich bei
einer definierten Aufprallkraft selbsttätig lösen.
3. Kupplungseinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
das mit der Durchmessererweiterung (12) versehene Rohrende (9) des Rohrstücks (8)
in einen ringförmigen Spalt (11) zwischen dem Kupplungsflansch (6) und dem Support
(5) hineinragt und dort an den Kupplungsflansch mit der lösbaren Verbindung (11),
wie vorzugsweise eine Schraub- oder Bajonettverbindung, befestigt ist.
4. Kupplungseinrichtung für ein Schienenfahrzeug, mit mindestens einer Kupplung (1) mit
einem Kupplungsflansch (6) und einem Rohrstück (8), einem darin gehaltenen Kupplungsteil
(3) mit einem Support (5), welche eine passive Sicherheitseinrichtung bilden, dazu
das Rohrstück (8) innenseitig mit einer diesen Support (5) aufnehmenden Durchmessererweiterung
(12) versehen ist, wobei dieser Support (5) des Kupplungsteils (3) bei einem Aufprall
mit einer Aufprallkraft energieabsorbierend in dem Rohrstück (8) verschiebbar geführt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass
die Werkstoffe des Rohrstücks (8) und dem darin geführten Support (5) so aufeinander
abgestimmt sind, dass die beim Aufprall in das Rohrstück eindringenden Support (5)
eine Aufweitung des Rohrstücks im Bereich einer plastischen Verformung verursacht,
wobei der Support gegen die Innenseite des Rohrstücks mit einer annähernd gleichmässigen
Reibkraft entlang gleitet.
5. Kupplungseinrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass
das Rohrstück (8) innenseitig beschichtet ist, vorzugsweise mit einer Grundfarbe grundiert,
und der Support (5) mit einem Gleitring (13) aus einem gleitenden Material, vorzugsweise
Sphäroguss (Grauguss), versehen ist.
6. Kupplungseinrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass
das Rohrstück (8) aus einem einstückigen Rohr hergestellt ist, das durchgehend den
in seinem Verformungsbereich gleichen Innendurchmesser aufweist.
7. Kupplungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
das Rohrstück (8) an dem Rohrende (9) innenseitig mit einer Durchmessererweiterung
(12) versehen ist, in dem der Support (5) aufgenommen ist.
8. Kupplungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
diese Durchmessererweiterung (12) im Rohrstück bzw. bei diesem Support (5) aussen
durch eine korrespondierende kegelförmige Erweiterung gebildet ist.
9. Kupplungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
das andere Rohrende (14) des Rohrstücks (8) offen ist.
10. Kupplungseinrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
am anderen Rohrende (14) des Rohrstücks (8) zumindest ein separater Flansch (14')
befestigt ist, welcher mit seinem Innen- und/oder Aussendurchmesser derart dimensioniert
ist, dass die der Aufprallkraft entgegenwirkende Kraft bei diesem Flansch (14') gegenüber
dem Rohrstück (8) variierbar ist.
11. Schienenfahrzeug nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass
der Flansch (14')mit einer lösbaren Verbindung am Rohrstück (8) montierbar ist.
12. Schienenfahrzeug mit wenigstens einer Kupplungseinrichtung nach einem der vorhergehenden
Ansprüche 1 bis 10, mit einem Fahrzeugkasten, dadurch gekennzeichnet, dass
die Kupplungseinrichtung beim Fahrzeugkasten montierbar ist.
13. Schienenfahrzeug nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass
das andere Rohrende (14) des Rohrstücks (8) der Kupplungseinrichtung offen ist.